Wesz
sich doctor
Anndreas Boden-
stein von Karlstadt
mit doctor Martino Lut-
ther beredt zu Jhenn/ Unnd
wie sy wider einander
zuschreibenn
sich entschlossen haben.
Item
Die handlung Doctor
Martini Luthersa mit dem Rathunnd Gemeyne/ der Statt Orla
unnd Gemeyne/ der Statt Orlamünd/ am tag
Bartholomei1 Da-
selbst2 geschehen. Anno etc.
xxiiij.
Exurge domine, Iudica causam tuam3
Ein bericht der handlung zwischen
unnd Doctor AndreasBodenstein von Karl-
Bodenstein von Karlstat/ zu Jen ge-
schehen.
In dem MDXXiiii. jar nach der ge-
purt Christi. Auff Montag den achtten
tag nach unnser frauen himelfart/
wel-
licher ist der xxii. tag Augusti. Hatt der
hochgeleertb etc. Marttinus Luther/ der heiligen schrift
doctor etc. Nachdem er auß Fürstlichem bevelhec/
Der Durchleuchtigend Hochgepornen Fürsten und
herrn/
Der Hertzogen zu Sachssen etc.4
Auff Sontag
zuvor5 nach
mittags zu Jhen/ daselbst und anderßwo
zupredigen einkomen.6Hat obgedachter doctor Mar-
tinus uff benanten tag7 frue umb syben uhre angefang-
en predigen/ und biß in
anderthalb stund/ Von unnd
wider der geister leer unnd fruchte gepredigt. Under
andern aber nennet er den geist zu Alstett8/ ertzelet etzli-
che
frücht/ als aufrur und mord/ so zuvor auch durch
den selben geist/ als seiner
hohen früchten eine/ zu Zwi-
ckau
gar schier erhoben.9
Gleych als werck unnd fruchtte dises geistes/ sagt
er/ weren kirchen/ bilder/ holtz unnd steyn zurreissen10 etc.
Und in summa/ Tauff und sacrament des
altars hyn-
weg zunemen/ außzureuthen11 unnd gantz zunicht zu-
machenn.12fWie sichf diser Alstettisch geyst hyn unnd
wider/ noch vil mer/
ausgleicher/ eynes teuffelischenng
fehltgeistes eingebung unnderstandenn13/ In summa/ das alle
dise früchte/ ein teuflischer geist würcke. Es soln sich
aber die
außerwelten hyerab nicht entsetzen/ troͤstet sy
D'octor' L'uther' in der predigth unnd sagt/ Es seindi ir nicht vil
wiewol ir vil sind/ ir muͤssen
noch wol mer kommen und
secten seyn/ auff das die außerwelten bewert werdenn/
und die gotlosen zu schanden werden.14 Wir aber/ sagt
er/ habenn sy zuvor geurteilt/ wie dann die sermones
weitter anzeygen15/ Unnd
koͤnnenj sy noch von Gottis
gnaden wol urteylen/ das es nit ein guter geist ist/ der
sich solcherk sachen understeet/ sonder ist der
teüffel selbst.
Dise und
dergleichen wort der predigt/ als sy doctor
Karlstadt hoͤret (dann er selb in der predigt
war)16 be-
hertziget er/ befand sich etzlicher sachen halben wie un-
den
angezeigtl/ hyerrinne
getroffen/17 Schreyb ein
brieff
an Doctor Luther18/ den etzliche in obgemelter herberg
zum schwartzen Bern uber der mittag malzeit
gelesen19/
Begert/
wue20 es doctor Luther nicht entgegenn/ wolt
er gern mit im
reden/ Darauff doctor Lutherm den ge-
sandten doctor Karlstadts21 mundtlich antwurt gab
So doctor Karlstadt komen wolt zu im/ moͤcht ehrsn
wol leyden/ wue22 nicht〈/〉 moͤcht
ers wol lassen.
Hyenach schicket doctor Karlstat noch
einmal an
doctor Luther/ wenn es im
gelegen/ so wolt er kommen/
Antwort Luther/ im namen gots/ er komme wenn ehr
woͤl/ so byn ich bereyth. Do
solichs doctor Karlstat
kunth
gethan/ Kam er und doctor Gerhart Wester-
burg23 mit
ym. Es waren auch vil frembder Keyser-
liche und Margravischeo
bothen24/ auch seer vil
Jheni-
fehltsche in der herbergp/ die solcher underredung zuhorten
und grossen
wolgefallen/ Etliche kleynmuͤtige ein er-
schrecken/ vil aber grosse
verwunderung darab hatten〈.〉25
Karlstat aber ließ durch einen diener doctor Marti-
no ansagenn/ das er da wer unnd mit im
reden wolt/
Antwort doctor Martinus/ er
soll hyerein geen und
frey offenntlich mit mir handeln/ das also geschach/
und
volgt die underrede wie hye steet.
Also gieng Karlstadt in die stuben/
setzt sich auß ge-
heyß doctor
Martinus auff ein sydel26
gegenn im uber
und den andern mitgenossen27 zu tisch/ Fieng an redet
auff die weiß.
Karlstadt. Lieber herr doctor unnd ir alle liebenn
bruͤder28/ Ich bitt/ woͤllet nicht in ungutt
annemen/ das
ich euch alhie uberlauf29/ mich dringt mein unnschuldt
und grosse noth hyetzu/ Denn ir herr doctor/
habt mich
heut in eurem sermon30 etwas hoch angetast31/ und mit
den
auffruͤrischen〈/〉 morderischen geystern/ als ir sy nen-
net32/ in eyn zal
und werck eingeflochten/ dazu ich neyn
sag/ wie wol ir denselbenn geystern
soliche red auflegt/
von der lebendigen stymm Gottis/ die ich meine tag von
inenn nye gehoͤrt33/ Das sag ich nichtq/ das ich
ire sach hye
verfechtenn wolt und sprich allso/ Wer mich solchen
morderischen geistern zugesellen und einbrocken34 will/
das er mir solchs one
warheit und nicht als ein redlich
man zusage. Das ich aber vonn euch gemeinth
sey
und ich mich der sachen moͤge annemen/ ist die ursach
Das ir vom
sacrament gesagt/ und mich etwas hoch
geruͤreth35 habt. Sag ich/ das ich fürwar
weyß/ das
fehlt kein mensch hievon auf die weise meinung und
grunder
als ich/ nach den
Aposteln geschryben und gelert36/ bekenn
mich auch frey hiezu/ das es aber der moͤrderisch geist
unnd
gleich/ wie ir heut gesagt/ ein/ unnd der geyst zů
Alsteet sey/ sag ich neyn zů/ dann er hat nichts gemein
mit mir in meiner red vom sacrament.37
Hie auf antwort. D'octor' M'artin'
L'uther'〈.〉 also lieber herr Doctor
ich will am letzten unnd hinten da irs
gelassenn habt/
anfahens38/ und sagt/ das ir es nymmermer beweyssen noch
war machen
künd/ das ich euch genant hab39/ seyntemal
aber ir euch annempt ir seyt geruͤrt40 oder getroffenn/
so seyt
getroffen im namen gottis/ ir habt mir auch
einenn spytzigen brieff geschickt41 des hettet ir nicht ge-
doͤrfftu/ dann ich hab mit euch nicht zůthun42/ mich wun-
dert was ir
euch zeyhetv43/ nur ich syhew gern〈/〉 das ich euch
troffen hab/ und syhe
es nit gern/ Gern sehe ichs hierumb
das ich nur44 weyß/ das ir auch der einer seyt/ wie ir euch
annempt von den
ich gepredigt hab45/ Ungern/ das
mir
leyt ist/ das die leüt sollen also verfuͤrt werden. Ich hab
heut wider die geister geprediget/ und wils ytzundt
wider
thun/ hab ich euch dann troffen/ so hab ich eüch
troffen〈.〉
Karol'stadt'. Herr
doctor〈,〉 ich will auch hinden anfahenx46
ich neme mich desy
an/ das ir vom Sacrament gesagt/47
unnd wils mit schryfften beweysen〈/〉 das ir unrecht das
Evangelium gepredigt habt/ dazu sag ich noch ir thut
mir gewalt unnd
unrecht〈/〉 das ir mich zu dem moͤrde-
rischen geyst
ein brocket48/ unnd das ich nicht
mit dem
geyst in dem auffrůr zůthun hab/49 Protestir ich offen-
lich vor dysen bruͤdern allen
mit einander.50Lu'ther'〈.〉 lieber
herr doctor Es darff51 des nicht/ Ich hab den brieff ge-
lesen〈/〉 den ir von OrlemündtThome52 geschryben habt
fehlt und hab wol drinnen vernommen/ das euch die auffrůr
entgegen und
wider ist.53Karol'stadt'〈.〉
Worumbz habt ir dann ge-
sagt/ herr doctor/ es sey
ebenn ein geyst der moͤrderisch
geyst zu Alstedt und der geyst der die bilder zurbricht
und das Sacrament
antastet.54Lut'her'〈.〉 Ich hab doch nie-
mants genannt/ euch sonderlich hab ich mit keynem
wort
genennt.55Karol'stadt'〈.〉 Ich neme michs
aber auß umb-
stende an/ denn ich hab das Sacrament allein angryffen
in dem ytzigen mißbrauch56/ und
hab nichts gemein mit
dem geyst zů Alstet in
der materien vom sacrament57/
und ir predigt/ es sey ein moͤrderischer und aufrůrischer
geyst/ Was ich aber euch
geschryben hab/ darf ich auch
unnd wils wol mit euch redenn.58 Do was59 ein klein stil-
schweigen.
Karol'stadt'
sprach〈/〉 hette ich geirret und ir ein christlich
werck hettet
thun woͤllen/ als ir ein christ sein woͤlt/ so
solt ir mich brůderlich unterweyst
habenn60/ ee ir also
offentlich auff mich stechet61/ ir prediget und schreyt lieb
liebaa/ was ist das für ein lieb? wenn ir einem ein
pardecken62
gebt/ und sehet
einen brůder irren und unterweyst yn
nicht. Luther. Hab ich das evangeliumab nicht recht
geprediget〈/〉 so weyß ichs nicht. Karol'stadt'〈.〉 Ja〈/〉 ich
wils
mit dem sacrament beweysen/ wie ir christum gepredigt
ob ir den
gecreutzigten oder sunst einen selbst eingebilten
christum gepredigt habt63/ Ja〈/〉 ir habt wol wyder euch
selbst gepredigt/ wie es aus
eurenn buͤchern zůlesen ist〈.〉
Luth'er'. Lieber herr doctor〈/〉 so ir das
wyst〈/〉 so schreybts
frey und fart dapffer erfürac auff das es an tag
komme〈.〉
Karol'stadt'. Das will ich auch thun/ es můß auch an tag
kommen/ Ich scheuad das licht nit/ wie ir mir schuld gebt64
fehltich bieteae mich zu offentlicher disputation zů Witten-
berg oder Erfford/ oder eine christliche weysung zůhoͤ-
ren/ und annemen/65 wo
und wenn ir wolt/ so fern/ schaftaf
mir ein frey geleyt als ir es habt.Luther. foͤrcht ir
euch dann/ habt ir nicht geleyt zů
Wittenberg〈?〉Karol'stadt'〈.〉
Ja〈/〉 ich byn
doch ytzt allererst do gewest66/ aber in einer
offentlichen disputation/ werdet ir
mein nit schonen.
so werdag
ich warlich euer auch nicht schonen/ so weyß
ich wie ir das volck an euch
gehenckt.67Luther. Ey
ahsy lieber es thut euch niemants
nicht〈/〉 kumpt nur freyah
herfür. Karol'stadt'〈.〉 Ich wil auch herfür ans licht
und
wil entweder offentlich zu schanden/ oder gottes war-
heit můß
offenbar werdenn. Luth'er'〈.〉 Es wirt euch
geschehen eür torheit
muß herfür kommen. Karol'stadt'〈.〉
Ich wil die schand gernai tragen/ das got sein eer
behalt〈.〉
Luth'er'〈.〉 Sy wirt euch auch begegnen/ und mich
wun-
dert das ir nur dreuet68 mit schreyben unnd niemants
foͤrcht sich. Karol'stadt'. Ich foͤrcht mir auch nit/ Ich
weyß das mein leer gerecht und auß Got ist. Luther.
Do69 euer
leer recht und auß got war/ warumb brach
dann euer geyst nit durch/ do70 ir zu Wittenberg die bil-
der
zurbracht〈?〉71Karol'stadt'〈.〉 Das hab ich nicht allein fuͤr-
genommen/ sondern die drey rethe72 unnd euer gesellen et-
liche73/ die beschlossen es74/ darnach zugen sy die koͤpf uß
der schlingen und
lyssen mich allein steen.75Luther.
Do berůff ich mich
auf. Karol'stadt'. und ich auch.
Lut'her'〈.〉
Ich radt euch nit/ das ir euch auff die zu Wittenberg
berůfft/ ir habts nicht so gůt mit inen/ als ir meinet.aj
Karol'stadt'〈.〉 Ir habts auch
nicht soak gut als ir meinet
doch troͤste ich mich der warheit/ Am junsten tag wirt
des herrn tag alle heymliche
ding offenbarn/ do wirt
man wol sehen wie ein itztlicher/ was auch ir unnd
ich
fehlt gethon/ und wirt nichts untter der decken
verborgen
bleyben. Lut'her'〈.〉 Ir puchtal ymmer auf des herren tag/
ich aber begeer barmhertzigkeyt.
Karol'stadt'. Warumb
nit?
Er wirt nymants unrecht thun noch die person
ansehen/ es wirt der klein so vil
gelten als der grosseam
ich
wil in dyser sach nach barmhertzigkeit und gerech-
tigkeit gericht werden/
Das ir mir aber meinen geyst
für werffet/ unnd sagt〈/〉 er solt
furt gefarnan sein/ Do
kompt
ir redlich zů massen. Ir bandet mir hend und
fuͤß darnach schlugt ir mich.76Luther. Wo hab ich
euch geschlagen. Karol'stadt'. Was77 das nicht gebunden
unnd geschlagenn/ do ir
alleine wyder mich schrybt/
druckt unnd predigt/ unnd verschuft78〈/〉 das mir
meine
buͤcher auß der druckerey genommen/ und ich zůschrey-
ben und
predigen verbotten wart〈?〉79/ het ich so frey dür-
ffen schreyben und
predigen als eben ir/ fürwar ir solt
es erfarn habenn/ was mein geyst außgericht
hette/
Luth'er'〈.〉 Warumb wolt ir
predigen〈?〉 wart ir doch nicht
beruͤffen oder wer hieß euch
predigen.80Karol'stadt'. Wann
wir von der menschen
beruffung woͤllen reden/ so weyß
ich wol das mirs von wegen des Archidiaconats
was
gebüren/ woͤllen wir aber von beruffung gottes reden
do weyß ich auch wol
etwas davon zůmelden.81Lut'her'.
Wer hieß
euch in der pfar predigenn.82Karol'stadt'. So
ich
doselbst geirret hette/ so solt ir mich bruͤderlich zůvor
drumb gestrafft/
und nicht haben also uff mich gestochen
und geschlagen/ ist es aber nicht ein
volckao das in dem
stifft
und in der pfar zůhoͤret? Luth'er'.
Ir habt ee auff
mich gestochen dann ich auff euch. Karol'stadt'. Das hab
ich nicht thon. Luth'er'. Das weisen eure buͤchlen
wol
auß/ do ir mein eygen wort anzyhet.83Karol'stadt'〈.〉 Welche
bůchlin〈?〉/ Ich hab eins von der beruffung aber neulich
geschriben/ das mag etzlichen zů nahen sein.84 Wann habt
ir mich dann unterweyßet/ zeyget mir ein
stuckap an/
fehlt darinnen ir mich euer lebenlang gestrafft habt/ ir habt
mir mein
lebentagaq noch nie angezeygt
warinne ich streff-
lich gewest oder geirret hab/ habt alles mit gewalt
an-
gangen/ und so irs zwischen euch und mir allein nicht
hettet
thun woͤllen/ sollet ir einen oder zwen zu euch ge-
nommen habenn.85Luth'er'. Das hab ich thon. Karol'stadt'.
Habt irs thanar/ so geb Got das ich hie offentlich vor
euer aller augenn
geschendt werde. Luth'er'. Es
wurd
euch geschehen. Karol'stadt'. Ich weyß aber〈/〉 das nicht war
ist.
Luth'er'. Ich habs than.asKarol'stadt'. Wer ist dabey ge-
west. Luth'er'. Philippus86 und Pommeranus.87Karol'stadt'〈.〉
Wo? Luther. in eurem stüblein.88Karol'stadt'. Das ist
nicht war/ ir moͤgt wol bey mir gewest sein/
habt euch
aber nie unterstanden〈/〉 mich zůstraffen/ oder die
artickel
des irsals zugeben. Luth'er'. Wir brachten euch die ze-
deln von der Universitet/ darinneat die artickel/ daran
wir fäl
hetten/ verzeychnet warn.89Karol'stadt'. herr doctor〈/〉
do
redet ir euern gewalt/ sy ist mir noch nie zukomen
noch gezeiget/ ich weyß mich
auch zuerinnern/ das die
arttickel vermeintes yrthumbs noch nit außgezogen
warn/ von der universitet.90Lut'her'〈.〉 Nur〈/〉 lieber herr doctor
wenn ich euch schon vil
sag/ so muß ich euch doch liegen91〈.〉
Karol'stadt'. Wo es war ist/ so geb Got〈/〉 das mich
die teuffel
vor euch allen zurreissenn/ Ey habt ir mir sy92 doch nie
angebotten. Luth'er'. Hab ichs euch doch selbst in euer
hauß
bracht. Karol'stadt'. Herr doctor〈/〉 wie wenn ich
doctor
Hieronimus schryfft
hette93/ darinne er mir
fürwürft〈/〉
das mir solche irrige artikel wern
gegeben〈/〉 wenn ich dar-
nach gelauffen/ wie woͤlt ir
do besteen? Was94 doch die
universitet die zeyt noch nicht
versammeltau〈/〉 gedachte
artickel außzuzyhen.95
In dem schweyg. Doctor. Luther. ein weyl
still
fehlt und in dem schweygen96 keret sich. Doctor. Karol'stadt' zu
den andern/ so
hiebey sassen/ und sprach/ Lieben bruͤder
Ich bitt euch〈/〉
keret97 euch nicht an mein harte
rede/ ich
habs an der Complexion98/ das ich so hert99
rede/ Es ist
das hertz derhalben nit arg oder zornig. Lut'her'. Fing
wyder an und sprach/ lieber herr doctor〈/〉 ich
kenne euch
wol. Karol'stadt'. Ich kenne euch auch wol und baß100 dann
ir selbs meynt. Lut'her'〈.〉 Ich weyß
woll〈/〉 das ir alweg/
hoch einherr faret101/ puchtav102 groß und woͤlt allein erhoben
unnd gesehen sein. Karol'stadt'. Woaw ich solchs thet〈/〉 solt
ir
mich unterweyssen/ Aber ich sehe wol welcherax sich am
hoͤchsten růmet und am aller meysten eer
sucht.103Lut'her'.
Ich hab euch ja zu Leyptzig gestrafft104/ do ir so hoch-
muͤtig waret/ unnd woltet vor mir
disputirn/ nue〈/〉 ich
gonnet euch der eren und ließ
geschehen.105Karol'stadt'〈.〉 Ach
herr doctor/ wie moͤgtay ir das sagenn/ wist ir doch/ do106
ich schoͤn
disputiret〈/〉 das107 ir noch ungewyß wart/ ob
man euch zulassenn wolt oder nicht/ das
beruffe ich
mich auff hertzog
Goͤrgen retheaz und auff
die univer-
sitet zů
Leyptzig108/ Aber ir must
allwege also reden〈/〉 das
ir euren rum erhaltet/ und
andernba leuten haß
erreget.
Was habt ir heut wie ir alweg pflegt in euer predigt
anders
außgericht/ dann im ersten eingang neyd und
haß des volcks/ uber und auff die
zuerwecken/ wyder
welche ir zu predigen fürhattet.bb109Luth'er'. Ich sag wie
vor/ Ich hab heut wyder die geyster gepredigt/ unnd
wils ytzt wyder thun110/ trutz dem111 der mirs werenn will.
Karl'stadt'. Nur lieber herr doctor/ so predigt und
machts
gut/ ander leut werden auch das ire dozu thun. Lut'her'〈.〉
Frisch her〈/〉 habt ir
etwas〈/〉 so schreibts frey herauß. Ka'rlstadt'.
Ich wils auch unerschrockenn
thun. Luth'er'. Ir steet
dennochbc bey den neuen
propheten.112Karl'stadt'. Wo sy recht
fehlt und warheit haben/ wo sy unrecht sein〈/〉 do
stehe der teu-
ffel bey. Luth'er'〈.〉 Schreybt wyder mich offentlich
und
nicht heimlich.113Karol'stadt'. Wenn ich dann
wist114 dasbd euch
so not darnach
were〈/〉 es doͤrfft euch zu teyl werden. Lu'ther'.
So thut es〈.〉Karol'stadt'〈.〉
Wol an. Luther. Thuts/ ich
wil euch einen gulden dazu schencken. Karol'stadt'〈.〉
Einen
gulden? Luth'er'. Wenn
ichs nit thu/ so sey ich ein schalck.115
Karol'stadt'. Gebt ir yn mir dann/ so nem ich in warlich
an.
Do greyff doctor. Luther. in sein taschen/ und
zogbe
einen golt gulden
herauß/ und gab in116 dem
Karolstat.
Und sprach/ nempt
hin und greifft mich nur tapffer
an/ frysch auff mich. Karol'stadt' nam den gulden/ zeyget
in117 allen
beysitzern118/ unnd
sprach/ Lieben brůder〈/〉 das ist
Arrogo119〈/〉 ein
zeichen〈/〉 das ich macht hab wyder. Doctor
Luther. zuschreyben/ unnd bit euch alle ir
woͤlt mirs
bekenntlich unnd zeugen sein. Lutther. Es darffs
nicht120/ Unnd Karol'stadt' krumpt121 in122 unnd legt in123 in
seinen
beutel/ gab doctor
Luth'er' Die hand drauff/ und doctor-
Luther Dranckebf im einen trunck drauf zu/ und. Karol'stadt'
Thet im
bescheyd124〈/〉sprach darnach herr doctor〈/〉 so
bit
ich euch/ ir woͤlt mich am drucken nicht verhindern/
wolt mir auch
sunst kein verfolgung/ oderbg
hindernißbh
an meiner
narung zuschantzen/125denn ich gedenckt mich
mit dem pflug
zuneren/ was dann der pflug gebenn
wirt/126 solt ir wol innen werden.127Luth'er'. Wie wolt mir
das
ansteen〈/〉128 das ich euch hindern solt/ so ichs beger〈/〉 das
ir
wyder mich schreyben solt/ gyb ich euch doch darumm
den
gulden〈/〉 das ir mein nit schonen solt/ und ye tapfferer
ir
mich angreyfft/ ye lyber ir mir sein solt/ Es
sprach
auch der Fürstlich prediger129 zum Karol'stadt'. Der doctor
fehlt soll euch an der narung nicht
beschedigenbi noch
schaden
zufuͤgen/ do sprach. Karol'stadt'. zu. Doctor.
Luther. Nur
wolanbj
feel ich euer〈/〉 so sey es mein schadebk/ und also ga-
ben sy einander die
hende. Und. Karol'stadt' ging zu
hauß130
und Martinus predigt131/ fůr darnach gegen kall.132
Es was133 auch do bey doctor
Gerhart Westerburg
vonn Cöln/ Martinus Reinhart prediger zu Jhen134
Wolffganng Stein prediger
im schloß zu Weymarbl135
Der auch mit doctor Martino Luther rith/ Der
Prior zů Wittemberg.136Anndres
Brennig burger-
meyster zů Jhen.137Der statschreyber138 und vil ander
die selbigen redten auch zu der sachen
manch-
erley gutte fürschleg/ auff das die sach/ wie sy
auch Got
durch sein genade fuͤgen wurd
ans licht keme/ Dyse reden sind kurtz
halbenn139 underblyben unnd
ist also
die summa beyder Doctores rede
hierinne beschlossen. Der
Christlich leser bit Got/ das
ers mit offenbarung sey-
ner warheyt
uns leren
wolte. Amen.
Die handlung Doctor Martini
Luthers
mitt dem Raht unnd
gemein der Stat Orlamünd.
Am montag der achtent tag Marie himel-
fart/ im jar der gepurt Christi.
A'nno' D'omini' xxiiii140
Hat der fürstlich prediger zu Wimarbm141
im Schloß herr Wolfgangbn Stein gen
Orlamunde zu dem Rathe geschickt/ und inen schrift-
lich
zuerkennen geben/ Nachdem sy der zukunft doctor
Martinus Luther gewartetbo142/ das er verhanden143 und
zubekomen wer.144
Also ist der Statschreiber von Orlamünd145 schnell
aufgewest gen Jhen/ da er Doctor Martinum fand
und gab ym des Raths und der gemein brief zu Orla-
münd146/ unnd bath umb günstige anntwort/ die
er147 ym
nachmals zu Kalh gab148/ diser gestalt/ Bot sage deinen
herren zu Orlamünde das ich in einer kürtz selbs bey
in149 sein will und ein mündtliche
antwortt geben. Derhal-
ben hofften der Radt und gemeyn/ das doctor Mar-
tinus des nechsten tags vor
Bartholomei150 zu nacht
wurd komen und besteltenbp die
herberig/ uffs beste sy ver-
mochten mit speiß und getranck. Aber er bleyb
auß und
keret gen Neuenstat zu.151 An sannt Bartholomeus
tag152 umb des zeygers eyn stund153/ kam doctor Marti-
nus und waren gleich die leutbq den merer teyl am feld
und warten der erenden154 und sendet gedachtten
herrn
Wolfgang155 vor im hyn/ nach dem Burgermeister156 zu
fragen/ der den
Burgermeister fand und sprach/ Nach-
dem der Rath und gantz gemeyn/ Martinum Luther
zu Jhen mit einem brief gesucht157/ und ym da selbst von
fehlt irn wegen
uberantwurt ist/ Derhalb sey doctor Mar-
tinus. Luther itzt kommen/ und man soll im raht unnd
gemein fordern158/ denn er het
mit inen des selbigen briefs
halben zuͤreden.
Hyer auf hat der Burgermeyster sein Raths gesel-
len und gemein als bald
etliche lassen suchen und for-
dern von dem felde. Alsbald etliche des
raths im ent-
gegenn gegangen sovil ir verhanden/ fruntlichbr
und
bruͤderlich entfangen/ sich gegen im geneygt159/ und dyse
wort geredt.
Erber160 hochgelerter günstiger herr doctor/ seyt uns
allen gotwilkommen/ was er161 aber geantwort weiß ich nit
eigentlich/ er behylt aber sein rotzypffelich baretbs auf
seinem haubt/ und eret sy nit wyder umb162/ Do hat der Bur-
germeyster weyter mit doct'or'
Mar'tinus' reden woͤllen/ ant-
wort Martinus. und sagt/ er muͤst bald wider auf seyn163
aber im hauß woͤll wir mit
einander reden/ und als er
ynß schossers hauß164 kam/ hat der Burgermeyster im
seinen vorigen titel165 wyder gegeben/ sich bedanckt
von
wegen des raths und gantzer gemein/ das er sich sovil
gemuͤth und auff ire
schryfft166 zu inen kommen/
und forderbt167
umb gots willen gebeeten/ er
wolte bueine
predigtbu
thun/
aber doctor Martinusbv/ Antwort/ er were nicht kommen
zu predigen/ sonder het iren brieff〈/〉 davon wolt er mit
dem
Rath und gemein reden/ unter des hat man ein
zeyt mit im getruncken/ dieweil hat
sich das volck ge-
sammelt/ und in dem ist der Rath und sovil ir168 beyein-
ander
gewest/ auffgestanden sich beredt/ unnd wyder
zu im gegangen/ unnd des andern mals
umb gottes
fehlt willen gebetten/ Das er inen wolte gottis wort
predi
gen/ weyl er sy in etzlichen artickeln verdechtig hyelttebw169
die solte er in170 an tag geben/ und wo sy irretten
christlich
unterweysen/ das wolten sy gernebx unnd demuͤttiglich
annemen und sich weysen lassen.
Dar gegen wolten sy iren verstand und meinung
auch eroffen/ darauf doctor Martinus seinen kopf
geschüttelt
unnd gesagt/ er wolts nicht thun/ er were
auch darumb nicht zu in171 kommen. Hatt aber den Brief
der stat zu Orlamünde zu handen genomen unnd
ge-
fragtt/ ob sich der Radt zu dem sigel bekennet/ hatt
Rath und
gemeyn ja gesagt. Sprach doctor Marti-
nus〈.〉 Ich sehe eüch für einfeltige leut an/
unnd ist mir
nicht wol gleublich〈/〉 das ir disen brief solt
gemacht ha-
ben/ will euch den brief nicht verargenn172/ sonndern für
gut halten/
aber ich besorge〈/〉Karlstadt habe den Brief
gemacht und under der stat sigil gehandelt.
Darauf
Radt unnd gemeyn geanntwort/ das Karlstat dises
briefs keynen Buchstaben gemacht/ auch mit irm stadt-
sigil nichts gehandelttby/ noch zuhandeln gestuͤnden/ das
wolten sy wol bey leyb und leben
erhalten/ unnd thet ym
derhalben zukurtz/ dann sy wissen sich anders und
bessers
fürzusehen dann das menigklich173 mitt irem sigil solt
umbgeen und zuschaffen habenn. Also
hat doctor
Martinus des Raths brief zu
Orlamünd vonn an-
fang
byßbz zu ende gelesen.
Deß Raths und der gemeyn brieff
an Doctor Martinum Lutther.
Dem Christlichenn leerer Martino Luther
Unserm bruder in
Christo.
Goͤtlichen frid durch Christum unnsern herrenn
zuvor lieber brůder. Es hat uns unnser
pfarrer und
seelsorger Anndresca Karolstadt
nach dem er yetzt zu
Wittemberg
geweßt174/ mit disem
bericht zuerkennenn
geben/ wie er daselbst erfaren und gehoͤrt/ Als
soltestu
uns auf deinem predigstůl für ketzer/ irrige und swir-
merische geister unverschampt ausschreyenn/ So du
doch unnsere geyster
nicht geprůfft/ nicht erforscht/
noch dich mit uns hirvon beredt hast. Und ob du solchs
verneinen woltest/ Bistu zu
uberweysen175
in deinen eyg-
nen schryfften/ welche wir selbst und wol gelesen/ als
du
wyder die irrigen geyster an die lanndtfürsten vonn
Sachssen
geschryben176/ do du dann
verachtest all die/ so
auß goͤtlichem
bevelh/ stumme Goͤtzen und heydenischecb
bilder umbringen/ wider welche du cceine
craftloßecc
welt-
weisse und umbestendigte bewerung auß deinem eigenen
hirn
und nicht gegrünter schryfft/ auffmutzest.177Das
du
uns aber als glyder christi/ durch den vatter einge-
pflantzt
unverhoͤrt unnd unuberweyst178/ so offenntlich
schiltst unnd lesterst/ das zeygt an/ das du dises war-
hafftigen Christi und suncd Gottis selbst kein glidt bist
dieweyl du
freveliche scheltwort und nicht Christliche
und brůderliche straff als dir von
Christo auffgelegt
Luce.xviii. Gegen unns fürnimstce179/ So du nur so un-
versunnen und hitziger stirn
gewest/ werden wir auß
christlicher und brůderlicher lieb/ dir zu schreyben
ver-
ursacht/ mit bit du woͤllest/ Gotte die seinen durch sei-
nen einigen sun christum erworben/ nit so turstig180 besudelncf
und versprechen.181 Nuecg
moͤchtestu sagen/ syhe gute chri-
sten/ sy künnen nit leyden/ so man sy
einwenig angreyft
fehlt welchs christus gethon unnd noch vil
mer erdult hat/
das wissen wir wol lieber Bruder/ weystu aber
auch〈/〉 dasch
Christus die schryfftgelerten und vermeinte frummen
juden am hoͤchsten
und stetz gestrafft unnd wee uber
sy geschryen hat/ und für die unverstendigen
creutzigere
seinen vater gebeeten etc.182Hieneben erbieten wir
unns
vor dir und yederman/ Ja auch wo nichts dann gestalt
des todts
erscheint von unserem glauben und glaub-
reichen wercken/ durch
goͤtliche crafft〈/〉 hulffe und bey-
stand bekentniß
unnd rechenschafft zugeben183/ Bitten
dich auch/ nach dem wir so hoch verdechtig bey dir
gehalden/ du
woͤltest aufs fürderlichest〈/〉 so es dir
gelegen〈/〉
bey uns erscheinen/ dich mit unns
zubesprechen/ unnd
wo wir irren (do vor uns Got bewar) gůtlich und
nit
mit scheltwortten unterweysen und mit landtverbye-
tung
bedreuen184/ Hirauß
Goͤtliche einigkeyt unnd
Christliche gemeine zu dem sonnderlichenn lob
Gottis auffgericht und erbauet werde/ Bitten
dein brůderliche antwort. Datum Orlemünd
dinstag nachci Assumptionis. Anno. xxiiii185
Rath und gemein zu
Orlemünd
Nach solchem verlesen hat doctor Martinus
von
einem yetlichen186
artickel in sonderheit geredt/ und son-
derlich do187 er gelesen/ Es hat uns unser pfarrer unnd
seelsorger Andres Karlstat etc.188 hatt er gesagt/ ir heißt
in189 euern
pfarnhern〈/〉 aber mein herrecj〈/〉hertzog Fridrich
unnd die Universitet zu Wittemberg wissen nichts
drumb190/ Man wirts im auch
nicht gesteen191/ Darauff
ein kemererck des Raths192 geantwort/ wenn Karolstadt
unser pfarher nicht ist/
so hat Paulus falsch geleert193
fehlt und euer bůcher
můsten auch falsch sein,194 dann
wir ha-
ben in195
erwelt/ wie unser schrift an obgemelt Universi-
tet gethan beweist und inne helt196/ und bey disem artickel
ist
es also verbliben〈.〉
Forder hat er197 gelesen also im brief lauten/ Auß got-
lichem
bevelhe/ stumme goͤtzen und heidenisch bilder um-
bringen etc.198 Und hatt davon wellen reden/ Ist
Andres-
Karolstat eben zumassen
komen199/ und haben im
etliche
auff doctor Martinus seytten
gewincket nider zusitz-
en/ Aber Karolstat ist zu doctor Martino gegangen
und gesagt/ Lieber herr doctor〈/〉 kündt ir
es leiden〈/〉 so
entpfahe ich eüch/ darauff sprach Martinus/ Neyn〈/〉
ich kans nicht leiden. Do sagt Karolstat/ es ist gleich
sovil/ Und in dem er sich vom Martino wandte/ sagt
Martinus〈/〉 ir seyt meyn feind/ und ich
hab euch einen
gulden darauf gegebenn200/ sprach Karolstat/ Ich will
euer feynd bleiben/ unnd aller
der〈/〉 die wider got seind/
so lang ir wider die warheit und
gott seyt. Anntwort
doctor Martinus
Luther/ Herr doctor ir wolt
hyn-
auß geen/ ich will euch bey der sach nit haben. Sprach
Karolstat〈/〉 ist doch
hye ein offenliche audientz201/ handelt
ir recht/ so doͤrft ir euch vor mir nit scheuhen. Sprach
doctor Martinus/ Ir seyt mir verdechtig unnd
mein
feynd/ sprach Karolstat/ ob
ich gleich verdechtig wer〈/〉
so byn ich doch nicht euer
richter/ aber bey euermcl wi-
dertheil202
moͤcht euer feind steen und zuhoͤrn.
Darauff hub fürstlicher prediger zu Wimar〈/〉 herr
Wolfgang stein an und sprach zu Karolstadt/ herr-
doctor〈/〉 ir habt euern abschidt zu Jhen erlanngt/ dar-
umb mügt ir wol
hynaußgeen/ Karolstat
anntwort/
seyt ir doch mein fürst nicht/ das ir mir zugebiettenn
fehlt habt/ wuecm203 er aber des fürstlichen bevelch hette/ moͤch-
te
er denselben fürlegen.204 Do aber Karlstat wolt zu-
hoͤren und sehen und nicht hynauß/ Sagt Martinus
zu seinem knechte/ span an/ span an/ Ich hab
mit Ka-
rolstat nicht
zuthun/ will er nicht hynauß〈/〉 so will ich
faren/ und stund
auff. Damitt aber die angefangen
besprechung nicht verhindert wurde/ Ist Karolstadt
entwichen und hynwegk
gangen.
Als nun Karolstat entwich/ Nam doctor
Luther
des Raths brief wider herfure/ entschuldiget sich/ sa-
get〈/〉 er het der Orlamündische auff der cantzel oder in
seinem schreyben nie gedacht/ sy
hetten mer zu Witten-
berg
zůschicken〈/〉 denn das ir gedacht
wurde〈.〉205 Derauffcn sagt
der
stattschreyber zu Martino.
Luth'er'〈/〉 Ir habt aber
geschriben〈/〉 das auß eurn eigen schriften zubeweisen
ist〈/〉
das ir unns Orlamündisch auch mit den schwermer
und schwimeln geistern eingezogen und
gemeint habtco/
als sollten
wir auch〈/〉 wie zu Alstett
geschehen〈/〉 dermassen
handeln und umbgeen/ dieweil wir auch die bilder ab-
gethon haben/ und
das frey bekennen206/
Darauff ant-
wort Marti'nus' Luth'er'〈/〉 Ich habe in
gemein207 geredt/ unnd
seindt noch mer stette〈/〉 die es gethon habenn208/ habecp ich
euch getroffenn〈/〉
was kan ich darzů〈?〉/ Dargegen sagt
obgemelter209/ so habt ir uns aber mit
unwarheyt getro-
ffen/ das ir uns den schwermen geystern
vergleicht.
Darnach sprach Marti'nus'
Luth'er'Ferner/ ir habt
mir einen
feindeßbrief geschryben210/ ir
gebet mir meinen
titel nicht211/ den mir doch etliche fürsten und herrn/ so
meine feinde seindt/
geben/ und nicht abbrechen212/ darum
neme ich eurn brieff für einen feindts brieff an/ obenn
auff dem brieffecq heyst ir mich
einen christlichenn lerer213/
fehlt und ynwendig verdampt ir mich214/ darauf sprach der
Burgermyster〈/〉 wir haben euch brůderlichcr geschryben
und heimlich215 zwischen euch unnd uns
angesprochen/
und nicht verdampt/ sagt Marti'nus'〈/〉 Brůderlich/ das
kann ich in dysem
euren brieffe nicht versteen/ dann ich
halt ine für einenn feindtsbrieffe/ sprach
einer auß der
gemein. Auß was ursachen/ ist er dann ein
feindtsbrief〈?〉
Sprach Marti'nus'
Luth'er'〈.〉 ob ich sonst nichtcs wüste〈/〉 das
ir
schwirmer seit/ so weiß ichs doch yetzunder/ dann ir
brynnet alle vor meinen
augen als ein feüer/ ir wert mich
doch nicht fressen/216 und hub als baldt an und
sprach/
wo woͤlt ir/ in der schryfft beweysen〈/〉 das man bilder
soll
abthun? sprach einer auß dem rath/ Herr doctor freunt-
licher
bruder〈/〉 ir lasst mir das zu〈/〉 das Moses ein außle-
ger der x gebot ist/
sagt M'artinus'〈/〉 ja/ sprach dieser weiter/ so stet
in den x worten geschriben/ du solt nicht fremde goͤter
haben217/ und als bald in der außlegung
Mosy volget/ du
solt alle bilder abthun und
keins haben218/ sagt Marti'nus'〈/〉
ja/ das ist von den abgoͤttischen bilden geredt/ dyse seint
abgoͤttische〈/〉 die man annbeetet/ was schadet mir ein
crucifix an der wandt〈/〉 das ich nicht
anbeete〈?〉219/ sagt ein
schuster220/ ich habe offt vor einem bildt an der wanndt
oder auff dem wege mein
hůt abgezogen〈/〉 das ist ein ab-
goͤtterey/ und
gottis uneren und der armen menschen
grosser schaden/ darumb soll man bilder
nicht haben221〈/〉
sprach Marti'nus'ct〈/〉 So můstu des mißbraucht auch die
weyber
umbrengenn〈/〉 auch den wein vorschutten222/ ant-
wort ein ander auß der
gemein〈/〉 nein/ das seint Creatur
von got/ uns zur hilffe/
und enthaltungen unnd not-
turft geschaffen/ die er uns nicht bevolhen
hat umb-
zubringen/ Die bilder aber〈/〉 die menschen
hende gemacht
haben/ die seint uns bevolhen abzuthun223/ doctor
Mar'tinus'
hielt aber fest auf dem wort abgoͤtische bilder/
sprach
fehlt der schuster wyder/ ja〈/〉
ich woͤlt dirs wol nach lassenn/
wanncu nicht in Mose alle bilder
verboten weren224/
sprach
Marti'nus'
Luth'er'〈/〉 Es steet nicht in der schryfft/ sagt
der
schuster/ es gelt was du wilt es stet darinnen/ und schlugen
die henden
zusamen und wetten/ sprach der schuster〈/〉
Waß ist das gesagt/
got spricht/ Ich will mein braut
nacket haben/ und will ir das hemde nicht
anlassen225/
do
sangk Marti'nus' nider/
streich mit seiner handt uber sein
angesicht/ bedacht sich unnd sprach/ Ey hoͤre
zu/ das
heyst bilder abthun/ ey wie ein seltzam teutsch ist
das〈?〉/
hub ein ander an/ Ja es ist ja war unnd sovil gesagt/
got will〈/〉 das die
seel aller creatur nacket/ das ist bloß und
ledig sein sol/ und als bald
ich mich mit einer erleubten
cvcreatur geluste/ so ist die seel verbildet/ wie vil
mer wirtcv
die
seel bedeckt und verwickelt/ wann sy sich mit verboten
bilder belustet.226In dem bracht einer das buch Mosy
und ward Marti'nus' der text gelesen also lautent/ So be-
waret
nu euer seelen wol/ denn ir habt kein gleichniß ge-
sehenn des
tages〈/〉 da der herre mit euch redet/ auß dem
feuer auff
dem berge horebcw/ auff das ir
euch nicht ver-
derbet/ und macht euch irgent ein bildt das gleich
seincx
eim man oder
weyb oder vyhe auff erdenn/ oder voͤgel
unter dem hymel oder gewürme auff dem
landt oder
vichecy227 inn wassern unter der erden/
das du auch nichts
dein augen auffhebest geen himel unnd syhest die sonn
und den moncz und die stern/
das gantze herda des
hymels
und werdest ausgestossen/ und beetest sy an/ und dienst
inen/
welcher der herre dein got zugeteilt hat allen voͤlck-
erndb under dem gantzen hymel228/ Darauß oͤffentlich
volgt〈/〉
das nicht allein abgoͤtisch sonder alle bilder
verbotten
seint/ ja das christen kein bilder machen noch haben
solten〈.〉
Darauff sagt Marti'nus'〈/〉 es stůndt darbey
geschryben/ du
solt keins anbeeten/ darumb hette got die abgoͤtische
gemeint/ do sagt einer auß der gemein/ es stet nichts
im text abgoͤttisch/
sondern du solt gar keins machen
noch haben/ das anbeeten ist ein sonderlich
ubel/ das gotdc
fehlt auch sonderlichdd verbotten229/ sprach Marti'nus'〈/〉 lyßde forth
und er laß〈/〉
du solt dein augen nicht auffheben/ gegen hy-
mel
stern〈/〉 son und mon anzubeeten230/ fraget doctor Mar'tinus'
und sprach/ warumb dustu sy auch nit ab/ do
antwort
der schuster/ stern vom himel seint nicht von unsern hen-
den gemacht/ darum got die stern nicht in unsere macht
geben abzuthun/ got
hats uns auch nicht gebotten als
bilder abthun/ darumb sollen wirs nicht
fürnemen.df
Do sprach Mar'tinus'〈/〉 er sagt nochmals von abgoͤtischen
bilde/ sprach der Burgermeister/ hoͤret lieben hern hoͤrt〈/〉
do
wart ein groß stilschweygen/ do saget er weyter/ lie-
ben hern hoͤrt/ wir halten uns stracks nach dem wort
gots/ dann es
stet geschryben/ irdg solt weder
darzu setzendh noch
darvon
nehmen231/ do sprach der
fürstlich prediger232〈/〉 lyeber alter
schweyget
ir stille/ sprach Mar'tinus' wyder/
ir habt mich
verdampt/ antwort der schůsterdi/ so du ye verdampt
wilt
sein/ halte ich dich und einen ytzlichen verdampt/ so
lang er wyder got und gotis
warheit redt oder lyst/ sprach
Mart'inus'〈/〉 das hettendj mir die kinder wol auff der gassen ge-
sagt und stundt darmit auf und eilet zum wagen.
Dodk233 das der
kemerer234 einer
sahe〈/〉 sprach er〈/〉 ey lyber herr do-
ctor saget uns
vor235 von den articklen des
sacraments und
der tauf236/dodl keret sich. M'artinus'
L'uther' umb und sprach/ ich hab ge-
nug darvon
geschryben/ leset meine bůcher237/ antwort der238
widerumb/ ich habe sy zum teil gelesen/ ich byn aber darinne
meiner
gewissenn nicht genůgsam ersetiget/ antwort
Marti'nus' Lut'her'〈/〉 hatdm ir wasdn fels drando〈/〉 so schreybet wyder
mich/ Darneben
war der prior von Wittenbergdp239 sagt zum ke-
merer〈/〉 was brengen die bilder schaden/ antwort der
kemerer〈/〉 vil〈/〉
der prior〈/〉 du soltest vil wyssen und
darumb versteen/ der keme-
rer/ Ich hab sein mer
vergessen〈/〉 denn ir es gelernet habt
lasse sy sich nyder
setzen〈/〉 so wil ich euch von dem schaden der
bilder sagen/
aber sy240 eyleten alle sampt
zum wagen und
furen also von dannen.
dqGot woͤll seiner
warheit/ uns zu heyl und trost bey-
steen
Amen. Mich kümmert dyse speltung gar nicht/
denn ich
will mich nach Gottis warheyt halten/ und nit
achten〈/〉 waß
der mensch saget.dq