1. Überlieferung
Handschrift:
Bei der Editionsvorlage handelt es sich um eine durch einen Kanzleischreiber angefertigte Abschrift des Briefes an Karlstadt, die einem Schreiben Kurfürst Friedrichs III. an Universität und Stiftskapitel Wittenberg beilag. Die Ausfertigung des Schreibens ist verschollen.
Edition:
- Friedensburg, Verzicht, 72 Nr. 2.
Literatur:
- Hase, Orlamünda, 70–72.
- Barge, Karlstadt 2, 111–114.
- Friedensburg, Verzicht, 69f.
- Joestel, Ostthüringen, 136–140.
2. Entstehung und Inhalt
Mit dem vorliegenden Schreiben bestätigte Kurfürst Friedrich III.Karlstadt den Eingang seines Briefes vom 8. Juni 1524 über die Resignation von seinem Archidiakonat am Allerheiligenstift in Wittenberg (KGK 259) und wies ihn an, sich gemäß der Aufforderung von Universität und Stiftskapitel nach Wittenberg zu begeben. Diese würden sich dann auf kurfürstliche Anweisung hin um die Abwicklung der mit der Resignation zusammenhängenden v.a. finanziellen Angelegenheiten dergestalt kümmern, »daz Ir Euch unnsers versehenns, keiner unbilligkheit zubeclagen ursach habt.«1 Am folgenden Tag informierte der KurfürstUniversität und Stiftskapitel über Karlstadts Resignation und den damit verbundenen Verzicht auf die Pfarrei Orlamünde, legte dem Schreiben seine Antwort an Karlstadt bei und gab Anweisung, sich »auff solch sein schreiben unnd bitt Auch unnser gegeben anntwurt, der billigkeit nach zuerzeigen.«2
Die Nachricht der Resignation Karlstadts wurde in Wittenberg positiv aufgenommen – bereits am 18. Juni 1524 brachte Luther gegenüber Kurprinz Johann Friedrich seine Hoffnung zum Ausdruck, dass »Der Schwärmer halben mit dem Predigen etc. hoff ich es solt itzt der Sachen zu Orlamünde wohl geraten werden, weil Doctor Karlstadt die Pfarr [Orlamünde] ubergeben hat, daß man ein rechtschaffnen Mann bei uns dahin bestell.«3 Der Abzug Karlstadts aus Orlamünde ließ entgegen der Hoffnung Luthers jedoch auf sich warten. Erst knapp einen Monat nach der kurfürstlichen Aufforderung begab sich Karlstadt nach Wittenberg, wo er am 22. Juli 1524 persönlich bei Universität und Stiftskapitel auf sein Archidiakonat und die damit verbundene Präbende verzichtete. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die finanziellen Angelegenheiten zwischen Karlstadt und der Universität geklärt.4
Damit verschaffte er sich einen zeitlichen Aufschub, der ihm die Chance bot – wie bereits in seinem Schreiben an Herzog Johann vom 19. April 1524 (KGK 256) angestrebt – noch über den Sommer in Orlamünde zu bleiben und so bis zur Ankunft des neuen Pfarrers die Ernte einbringen und seine Lektionen abschließen zu können.5 Mit Blick auf die Tatsache, dass Karlstadt zu diesem Zeitpunkt bereits ein Haus in Naschhausen bei Orlamünde besaß,6 kann jedoch insgesamt in Zweifel gezogen werden, ob Karlstadt nach der Aufgabe seines Archidiakonats überhaupt vorhatte, Orlamünde zu verlassen oder ob er nicht vielmehr plante, sich dort dauerhaft als Bauer niederzulassen, wie er es bereits bei seiner Übersiedlung gegenüber Herzog Johann angekündigt hatte.7