1. Überlieferung
Handschrift:
Edition:
- Hase, Orlamünda, 107f. Nr. XVIII.
Beilage: Universität und Stiftskapitel Wittenberg an Rat und Gemeinde von Orlamünde, Wittenberg, 1524, 28. Mai1
Handschrift:
Literatur:
- Hase, Orlamünda, 68f.
- Barge, Karlstadt 2, 111–113.
- Barge, Gemeindechristentum, 248–254.
- Joestel, Ostthüringen, 136–140.
2. Inhalt und Entstehung
Mit dem vorliegenden Brief lehnte Kurfürst Friedrich III.Karlstadts Gesuch vom 22. Mai 1524 ab, weiterhin in Orlamünde bleiben zu dürfen (KGK 257) und wies diesen an, der an ihn ergangenen Aufforderung Folge zu leisten und seine Verpflichtungen als Archidiakon in Wittenberg wieder aufzunehmen; Universität und Stiftskapitel würden die Pfarrei gemäß ihrer Statuten mit einem geeigneten Pfarrer versorgen.2 Ein nahezu gleichlautendes Schreiben erging am selben Tag an die Gemeinden im Saaletal,3 die sich parallel zu Karlstadt am 22. Mai mit einem entsprechenden Gesuch an den Kurfürsten gewandt hatten.4 Damit bekräftigte Friedrich III. nicht nur das Nominationsrecht von Universität und Stiftskapitel in Bezug auf die Besetzung der Pfarrstelle in Orlamünde, sondern erteilte indirekt auch der durch die Gemeinde vorgenommenen Pfarrwahl eine Absage. Gleichzeitig wird nochmals deutlich, dass Karlstadt aus Sicht des Kurfürsten das Amt des Archidiakons weiterhin bekleidete, also noch nicht resigniert hatte.5
Universität und Stiftskapitel argumentierten in einem Schreiben vom 28. Mai6 (hier ediert als Beilage) ähnlich: Darin teilten sie den Orlamündern mit, ihrem erneuten Gesuch nach Verbleib Karlstadts in der Pfarrei nicht nachgeben zu können, da dieser als Archidiakon verpflichtet sei, Vorlesungen zu halten.7 Auf diese könne die Universität keinesfalls weiter verzichten; aufgrund der Entfernung zwischen Wittenberg und Orlamünde sei es für Karlstadt aber unmöglich, an beiden Orten Dienst zu tun.8 Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hierbei um die Antwort auf ein heute verschollenes Schreiben, mit dem die Orlamünder auf die Ablehnung ihres Gesuchs vom 12. Mai (Beilage 2 zu KGK 256) durch Universität und Stiftskapitel reagiert hatten.9 Mit der abschlägigen Antwort des Kurfürsten waren in jedem Fall nun alle Möglichkeiten, einen Verbleib Karlstadts als Pfarrer in Orlamünde zu erreichen, ausgeschöpft.