DerZürcher
Humanist Konrad Grebel, der zunächst ein
Anhänger des führenden Reformators Huldrych
Zwingli gewesen war, dann aber aus einer radikaleren Haltung heraus eine
kritische Position ihm gegenüber entwickelt hatte, berichtete in einem Brief vom 14.
Oktober 1524 seinem Schwager Joachim
Vadian in St. Gallen:1
Beilage 1: Räte Herzog Johanns von Sachsen an Gerhard Westerburg, [Weimar], 1524, 1. Oktober
Handschrift:
Beilage 2: Protestschreiben Gerhard Westerburgs an Herzog Johann, [Jena], 1524, 26. November
Handschrift:
Editionen:
- Cornelius, Geschichte 1, 248f.
- Steitz, Westerburg, 37–39.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 2, 141 Anm. 124.
Beilage 3: Räte Herzog Johanns von Sachsen an Gerhard Westerburg, [Weimar], 1524, 28. November
Handschrift:
Edition:
- Barge, Karlstadt 2, 574 Nr. 19.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 2, 141 Anm. 124.
1. Erläuternde Hinweise
Karlstadt hat nach den Auseinandersetzungen mit Luther in Jena und Orlamünde (am 22. bzw. 24. August 1524) seinen Boten (»nuncius«) Gerhard Westerburg (1486–1558) mit etwa acht Manuskripten (»libelli plus minus octo«) ausgestattet, um diese in seinem Auftrag außerhalb Sachsens zum Druck zu bringen.16 Zu diesem Zweck sollte Westerburg zu Konrad Grebel und seinem Kreis nach Zürich reisen. Zu diesen »Brüdern« bestand anscheinend bereits seit Mai 1524 eine Korrespondenz.17Karlstadt hatte Westerburg auch ein Schreiben an die Zürcher Brüder mitgegeben, das diesen vermutlich als seinen Beauftragten empfahl. Mitte September 1524 traf Westerburg in Zürich ein und überreichte diesen Brief (»redditae sunt ab eo nuper literae«). Karlstadt hatte das Schreiben vermutlich unmittelbar vor Westerburgs Abreise verfasst, die nach den Streitgesprächen mit Luther in Jena und Orlamünde erfolgte, also gegen Ende August 1524.18
Zur Dokumentation der Motive und des Selbstverständnisses Gerhard Westerburgs bei seiner Mission für Karlstadt wird Westerburgs Protestschreiben vom 26. November 1524 an Herzog Johann von Sachsen an dieser Stelle als Beilage ediert, der Vollständigkeit wegen zusammen mit den beiden historisch dazugehörenden kurzen Schreiben der herzoglichen Räte an Westerburg vom 1. Oktober bzw. 28. November 1524, die den Befehl zum Verlassen des Landes und zum Verkauf der Güter enthielten bzw. bestätigten. Außerdem ermöglicht dieses Protestschreiben Westerburgs vom 26. November 1524 – eine sehr wichtige historische Information –, seine drei Monate zurückliegende Abreise in Richtung Schweiz als den ungefähren Terminus ante quem für der Entstehung der meisten Basler Publikationen anzunehmen.
Inhaltlich verweist Westerburg in seinem Protestschreiben zunächst auf seine Unbescholtenheit als christlicher Mitbürger in Jena, wo er seit 1523 lebte. Was »den Glauben und das Wort Gottes« angeht, habe er, da er nicht dazu berufen gewesen sei, weder gepredigt noch gelehrt. Er hätte es lediglich gern gesehen und dafür alle seine Mittel eingesetzt, dass der Streit zwischen Luther und Karlstadt durch eine öffentliche Anhörung oder Disputation entschieden und geschlichtet worden wäre. Westerburg sei ausschließlich für die Wahrheit engagiert, die nicht mit Gewaltmaßnahmen wie einer Ausweisung unterdrückt werden dürfe. Darum warne er Herzog Johann vor Gottes Zorn und bittet, ihm die Gründe für seine Ausweisung zu nennen. Die »Gotteslästerer und Widerstreber« des Wortes Gottes, vor allem in seiner Heimat Köln, sollten keinen Anlass erhalten, seine Person und Gottes Wort zu schmähen. Zuletzt ersucht Westerburg auch mit Blick auf seine Familie um Aufschub der Ausweisung, beteuert aber seine Gottergebenheit.