Nr. 280
Dialogus von der Kindertaufe
[1524, Anfang November] (Entstehung: [1524, August / vor Ende September] )

Text
Bearbeitet von Wolfgang Huber

Beilage: Verhöraussagen der Basler Drucker Johann Bebel und Thomas Wolff, Basel, [1524, vor 10. Dezember]

Buchsymbol fehltHans Welsch1

Acht tag oder .14. ongevorlich noch Franckforter meß2 ist zu mir kommen in
meyn huß Doctor Gerhart Questenburger3 von Coͤln/ und mit Im ein Junger vona
Zürich/ genant Felix Mantz/4 alle beyd mir unbekant/ und fragten ob ich
ein exemplar5 oder zwey wolte trucken uff yren kosten/ do begert ich sy zu sehen/
da zeigten sy mir eins/ daruff ein tittel stunde/ Ob das sacrament sünde ver-
gebe/6 und unter dem tittel Andres Carlostat/ und lase ein zyl oder .10.
und nit mer/ docht auch nit das es boͤß were/ besonder so es vom Carlostat
kaͤme/ also ich sprach zu inen/ sy soltens mir geben ich wolte es dem Ecolampadio7
zeigen/ do begert Doctor Gerhart mit mir zu gon/ also zeigten wir dem
Ecolampadio das selbig büchlin/ und er lase es uß in yl8 und sprach darby/ es
were für in verstendig gnůg/ aber eim9 unverstendigen were es schwer gnůg/
doch so der doctor sy wolt haben fur sich/ moͤchte ichs Im trucken uff sinen
kosten/10 dwyl ich doch nyt anders zetrucken hette/ also ward ich mit Im11 eins
uff .300. und er solt sy selber corrigiren/ wan ich hette anders zuschaffen/ also do
die .300. getruckt waren/ gab er mir den Dialogum vom sacrament/12 do sagt
ich zů Im/ ich moͤchte nit bestan13 zetrucken allein .300./ bwüste auch nit/ was es were gůt oder boͤß/ do versprach er mir mit hand und mundt/ es were nut wan christenlich und gut und wider nieman/ wan14 allein die lutere warheit/ Und alsob hůß15 er mich .1000.
trucken/ er wolte .300. nemen/ und die andern (so ich sy nit verkaufft) zu Frank-
furt/16Deßglichen auch beschahe mit dem dritten biechlin/ genant/ Die auß-
legung der fünff wort/17 Der truckt ich auch .1000. wie for/
verhůß18 er mir/
er wolte von mir nemen danzumal für sechs ffl.19 also do sy auß20 waren/
sprach er zu mir ich solte Im für drey ffl. geben/ ein were ein ritender bott/21
er můst sy von stundt an22 haben/ und wan sy zamen weren gemacht/23 so
wolt er die übrigen auch nemenc24
und gabe mir das fiert bichlin von dem tauff der kinder/25
deren wolte er auch für .4. ffl. nemen/ und also gůng er von mir/ sprach
nit ein wort von scheiden oder hinweg gan/ und hab in sitther nie
mer mer gesehen/
26 Und ich gab das fierdd biechlin dem setzer/ er solt
fürt27 setzen, doch wust ich nit/ das er/ eder doctor/e28 hinweg was/ also setzt er zwo
Columnen29 und sprach zu mir/ es were grob/ ich solts besehen/ es were wider
den luter/30 Do nam ichs und brachts dem Ecolampadio,31 der sprach/ ich solt
miessig gan/32 es were vyl zů grob/ also lůß33 ichs stan und wolt es nit trucken
und suocht den doctor, do war er hinweg, glich von stund an als er uß
mynem huß was34 gangen mit dem Carlostadt/ als man mir darnachf seyte.35

Buchsymbol fehltUff den nachganden tag kame der obgenant Felix Mantz zů mir und
begerte die übrigen biecher36 und sprach/ der doctor mitsampt dem Carlostadt
weren hinweg, und erg solt die biecher empfahen und solt das biechlin
vom tauff auch corrigieren
,37 Also gab ich Im das selbig bichlin
wider, und ettlich mer getruckterh exemplar und sprach zu Im es were
bubenthaͤdig38 mit dem doctor/ er39 solt hinweg gan/ ich wolt Im
nit mer trucken/ Do batte er mich umb gots willen und umbs gelt/
ich solts trucken, aber ich in kein weg wolt es thůn, also hab
ich syder40 weder den doctor noch Felix Mantzen von Zürich
nit mer gesehen/ Also hab ichi vernommen/ das der Felix-
Mantz die biecher als vyl41 er von mir und Thoman42 genommen hat/
gen Zürich gefürt, und sy da verkaufft/j

Aber uff das yr myn G'nädige' H'erren'43 die sachen baß moͤgen verstan44 wer sie
syen, oder wannen sy syen/45 so moͤgen yr/ myn G'nädige' H'erren' beschicken
Lorentz Weber/46 gesessen by Rümelins muͤly47 in Weckharts48 huß/
do sy dan sindt zeherberg gelegen mit dem Carlostadt/ der würt
villeicht baß wissen von yrem handel weder49 ich/ Dan von Inen
ist mir nit mer ze wissen.

Jo. B.50 alias Welschk

Buchsymbol fehltThoman Wolff

In vergangnen tagen51 ist zů mynem huß kummen ein man in eynem
rotten bartt genant doctor Gerhartt Questenburger von Coͤln/52 bin ich
desselbigen mals nit anheimß gsin/53 hatl myn frau zů
Im gesagt/ ich seye zů dem Saffran zum win,54 hat derselbig
einen drucker zu im55 genommen/ welcher im den Saffran gezeigt
hat und mich also uß der Stuben gefordert/ Hůb der obgenant
doctor Gerhart an (welcher myr desselbigen mals auch noch nit be-
kantlich was) und sprach/ Meister/ ich hab yetzunt mer wan56
acht tag uff Adam petri57 gewarttet/ ist myr gesagt worden er habe ein
reiß gen Lyptzig
,58 wurde myrß zů lang, darumb were myn bit an
uch/ mir ettliche tütsche bucher ze trucken/ wolte uchm mit dank bezalen.
Sprach ich zu im/ Her/ ich truck nit gern tütsch/59 wan60 was min
Herren oder ein loͤbliche eygnoßschafft61 antreffende, oder fursten
und herren wil ich in keinerley weg trucken/ ich můß steg
und weg bruchen/62 das myrß nit zympt/63 wider soͤllichs64 zu thun.
Antwürtt der doctor, eß ist weder wider fursten nach herren
nach wider ein gantze eygnoßschafft/ eß ist allein wider die
bösen pfaffen die vil pfrunden haben, und mit dem evangelio
dran/65 Und daruff wil ich uch mein lib und gůt fursetzen/66 kum-
men ir zů schaden wil ichs zwifach wider gelten/67 do sprach
ich zu im/ Kumen morn zů meynem huß/68 wil ich uch eynen
bescheidt druff geben. Als nůn morn wartt/ kam er zů myr mit den vor-
gemelten wortten/ und bat mich flissig/ er woͤlte von yeglicher matery69
dry hundertn nemmen und myrß wol bezalen/ Sprach ich: Ich weiß
nit zů lesen/70 ich hab mynen corrector gen Coͤln geschickt nach
etliche lateinische exemplaria/ so hab ich nyemantz/ der sy corrigiery/
Antwurt er/ er woͤlts selbs corrigieren/ wie den in deß welsch
Hanssen verschribung stadt71 von wortt zu wortt/ also hat er mit myr
auch gehandelt/ Also hab ich Im iiij buͤchlin getruckt/ halten alle
iiijo buͤchlin xvj bogen/72hab der dryen getruckt yeglicher tusent/
und das lest73 viij hundert/ kan ich kein tittel nit nennen/ wan74
wo die grosse gschrifft vornen stat/75 hab ich getruckt
/
also hab ichs
verschickt und den bůchfuͤrer zů kauffen gebn/76kam uff das aller letz77
der Felix von Zürigh78 und bat mich noch eins zů trucken/79 wolt ichs nit
thůn/ ich antwurt im/ ich muͤste uff Frankfurter meß trucken/ er wolt sich
nit lassen ersettigen, er luff myr mer wan80 dry tag nach/ darnach sprach
ich/ meyne herren81 habent mich beschickt von deren buͤchlin wegen, wiewol
eß nit also was/ Mit dem selbigen redet ich mich uß
/82 Also ist es mit
myr ergangen/ wie dan Welsch hanß83 auch anzeigt hat

Tho. Wolffius.p


afolgt gestrichen vor
b-bam Rand, eingewiesen
cfolgt gestrichen und daraufhin hab ich in nit mer gesehen
düber der Zeile eingefügt andere
e-eüber der Zeile eingefügt
füber der Zeile eingefügt seyt
güber der Zeile eingefügt
hüber der Zeile eingefügt
ifolgt gestrichen dies
jfolgt ein Einweisungszeichen für eine textliche Ergänzung, die sich aber weder auf der Seite noch als Beiblatt findet
kUnterschrift von derselben Hand
lfolgt gestrichen (unsicher zu lesen) zu sunstene
mnachträglich eingefügt
ndavor gestrichen z – vermutlich Ansatz für zwei
oüber iiij 5 Punkte
pUnterschrift von derselben Hand

1Hans Welsch war der Rufname des Druckers Johann Bebel; vgl. Reske², BuchdruckerReske\textsp{2\spe}, Buchdrucker, 74.
2Die Frankfurter Messe fand in den Wochen um das Patroziniumsfest des Reichsstifts St. Bartholomäus (24. August) statt, nämlich »zwischen den Frauentagen«, also den Feiertagen Mariae Himmelfahrt (15. August) und Mariae Geburt (8. September); vgl. Schneidmüller, Frankfurter Messen, 73. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde die Frankfurter August-Messe um eine Woche verlängert, endete demnach regulär erst um den 15. September; vgl. Rothmann, Frankfurter Messen, 102. Die Buchmesse, abgehalten in der »Büchergass«, war ein Teil der Frankfurter Messe, konnte aber auch etwas später beginnen und etwas über sie hinaus dauern; Eröffnungs- und Schlussdatum konnten leicht variieren; vgl. Toeller, Buchmesse, 22f. Insgesamt dauerte die Frankfurter Buchmesse drei bis dreieinhalb Wochen. An die Frankfurter schloss sich sogleich die Leipziger Buchmesse an, die um Michaelis (29. September) herum begann.
3Zu Gerhard Westerburg siehe die Einleitung zu KGK 268 mit KGK 268 (Anmerkung).
4Zu Felix Mantz (um 1500–1527), dem ersten Märtyrer der Täuferbewegung, siehe MennLex s.v.; RGG4 5, 773.
5Gemeint wohl: (Muster-)Exemplar.
6Gemeint ist der Traktat Von dem Missbrauch des Herren Brot und Kelch (KGK 276 (Textstelle)).
8Eile.
9einem.
10Gemeint: doch wenn Doktor (Westerburg) sie (die Manuskripte der verschiedenen »Büchlein«Karlstadts) haben wolle/ könnte ich sie/es ihm drucken auf seine Kosten. – Oekolampad als Sachverständiger genehmigte also die Drucklegung.
12Gemeint ist der Dialogus von dem Missbrauch des Sakraments (KGK 277).
13könnte nicht bestehen. – Vgl. FWB s.v. bestehen Nr. 8. Gemeint: Ich könnte nicht davon (als Drucker) leben.
14es wäre nichts als christlich und gut und gegen niemanden (polemisch gerichtet) als.
15hieß, wies an.
16Die jährliche Frankfurter Fastenmesse fand im Frühjahr zwischen dem Sonntag Okuli und dem Freitag nach Judika statt; vgl. Rothmann, Frankfurter Messen, 102. Westerburg sagte also zu, Bebel in Frankfurt zu treffen und die von ihm nicht verkauften Druckexemplare dort zu übernehmen.
17Gemeint ist die Auslegung der Abendmahlsworte Christi (KGK 279). Deren Drucklegung erfolgte erst gegen Ende Oktober 1524, da das Manuskript von Karlstadt selbst nach Basel gebracht wurde; vgl. KGK 279 (Textstelle).
18Verhieß, versprach.
19Westerburg versprach also angeblich dem Drucker Johann Bebel zunächst, die gesamte Auflage dieser Schrift (1000 Exemplare) für 6 fl. (Gulden) abzunehmen (um scheinbar selbst für ihren Vertrieb zu sorgen).
20als sie dann aus(gedruckt).
21(Her)ein (gekommen in die Stadt), eingetroffen wäre ein reitender (Post-)Bote. – Möglicherweise handelte es sich aber um den Buchführer Andreas Castelberger (KGK 269), ein führendes Mitglied des ZürcherGrebel-Kreises, der den Vertrieb übernahm.
22noch in dieser Stunde, sofort.
23zusammengebunden waren (zum Transport durch den »reitenden Boten«).
24wollte er (Westerburg) die übrigen auch (über-)nehmen. – Gemeint sind wohl die restlichen beim Drucker Bebel gebliebenen Exemplare der beiden zuerst gedruckten Karlstadt-Schriften, des Traktats Von dem Missbrauch des Herren Brot und Kelch (KGK 276) sowie des Dialogus von dem Missbrauch des Sakraments (KGK 277). Westerburg und Karlstadt fassten also offenbar den Plan, auf ihrer Reise (nach Straßburg und weiteren Orten) die Büchlein selber zu verbreiten; siehe den Frecht-Brief (Beilage zu KGK 279), KGK 279 (Textstelle).
25Gemeint ist der Dialogus von der Kindertaufe (KGK 280).
26Westerburg reiste Anfang November 1524 zusammen mit Karlstadt aus Basel in Richtung Straßburg und dann Franken und Thüringen (Jena) ab; siehe Text, KGK 280 (Textstelle) sowie KGK 268 (Textstelle).
27sofort.
28Gemeint ist Dr. Gerhard Westerburg.
29Gemeint sind zwei Spalten auf einer gesetzten Druckseite oder zwei einspaltige Druckseiten.
31Zu dieser Aussage und zur Darstellung der Dinge durch Oekolampad siehe KGK 280 (Textstelle).
32müßig gehen. – Gemeint: es unterlassen, (auf die Drucklegung) verzichten.
33ließ.
34war.
35wie man mir danach sagte.
36Gemeint sind wohl die noch vorhandenen, also bisher noch nicht verkauften oder an Buchführer ausgehändigten Exemplare der drei von Bebel gedruckten Karlstadt-Schriften.
37Mantz beabsichtigte offensichtlich, den Satz des Dialogus von der Kindertaufe in der Werkstatt Korrektur zu lesen, um dann den Druck des Büchleins in der gewünschten Auflage herstellen zu lassen.
38gehandelt wie von einem Schurken. – Vgl. DWb 2, 460f. s.v. Bube, Nr. 5.
39Gemeint ist Felix Mantz.
40seither.
41so viel.
42Thomas Wolff, der andere Basler Drucker, der Schriften Karlstadts des Jahres 1524 druckte.
43Angesprochen sind die Mitglieder des Basler Rates, die das Verhör durchführten.
44besser verstehen könnt. – Vgl. DWb 1, 1153–1155 s.v. basz Nr. 1 u. 2.
45wer sie seien oder woher sie seien. – Vgl. DWb 27, 1901 s.v. wannen. Gemeint sind Gerhard Westerburg und Felix Mantz.
46Gemeint ist der Weber Lorenz Hochrütiner aus St. Gallen (um 1490 – nach 1528), vormals Mitglied des Bibellesekreises um Castelberger, Teilnehmer des »Zürcher Wurstessens« beim Buchhändler Froschauer 1522 und Beteiligter an ikonoklastischen Aktionen. Hochrütiner wurde im November 1523 aus Zürich ausgewiesen. Zu ihm vgl. HLS s.v. Lorenz Hochrütiner; Jecker, Basler Täufer, 16f. u.ö.
47Die Rümelinsmühle wurde in der Innenstadt von Basel vom 13. bis ins 20. Jahrhundert hinein als Getreidemühle betrieben. Nach ihr ist der Rümelinsplatz benannt.
48Weckhardt ist ein bekannter Basler Familienname. Angehörige waren z.B. mit der Buchdruckerfamilie Froben verheiratet.
49besser […] als.
50Abkürzung für: Johann Bebel.
51Die Äußerung über den Buchdrucker Adam Petri, der nach Leipzig verreist war (siehe KGK 280 (Textstelle)), könnte auf die Leipziger Messe hindeuten, die um Michaelis (29. September) eröffnet wurde. Wolff spricht also vermutlich von den Tagen Ende September 1524.
52Das von Barthel Bruyn d. Ä. (1493–1555) im Jahr 1524 angefertigte Porträtbild von Gerhard Westerburg (Juli 1947 bis 2008 Kunsthistorisches Museum Wien, Inv. no. 9095; aktuell: Compton Verney Art Gallery, Stratford-upon-Avon, England) zeigt ihn allerdings bartlos. Dieses und das als Pendant identifizierte Ölporträt der Ehefrau (Sammlung Helene Kröller-Müller, Rijksmuseum Otterloo, Niederlande), einer mit Vornamen nicht sicher ermittelbaren Schwester von Karlstadts Gattin Anna von Mochau, geben das aktuelle Alter der Abgebildeten an. Demnach war im Jahr 1524 Westerburg 38 Jahre alt – er ist also um 1486 geboren und war damit gleichaltrig mit Karlstadt –, seine Ehefrau 26 Jahre alt. Die aktuellen Internetseiten der aufbewahrenden Museen bieten Fotoaufnahmen der Porträts. Das Wappen auf dem Siegelring des Ehemanns erlaubt allerdings nur die sichere Identifizierung seiner Zugehörigkeit zur Kölner Familie Westerburg; bei der Ehefrau ist eine Aussage über ihre Identität gar nur möglich über die von der äußeren Fertigung des Ölbildes und der malerischen Gestaltung her zweifellos erkennbaren Zusammengehörigkeit mit dem Porträt des Ehemannes. Dafür, dass es sich bei den Abgebildeten tatsächlich um Gerhard Westerburg und seine Ehefrau handelt, spricht die Entsprechung dieses Doppelporträts mit den Porträts des Ehepaars Anna und Andreas Karlstadt; zu diesen vgl. Zorzin, Portrait. Möglicherweise wurde das Doppelporträt anlässlich der Eheschließung Westerburgs und seiner Frau von Barthel Bruyn d. Ä. gemalt, die dann vielleicht bei der wohlhabenden Familie in Köln zu Jahresbeginn 1524 gefeiert wurde; denn Westerburg spricht in seinem Schreiben vom 26. November 1524 (Beilage zu KGK 268) von Ehefrau und Kind, siehe KGK 268 (Textstelle). Die Ehefrau Gerhard Westerburgs hieß Margarethe; vgl. Steitz, Westerburg, 92. Da der spätere Wittenberger Theologieprofessor Georg Major (1502–1574) ebenfalls eine Margarethe von Mochau (gest. 1577) aus Seegrehna heiratete (MBW 13,225), finden sich in der Literatur hierzu Widersprüche. Majors Ehefrau war aber wohl nicht eine Tochter Christophs von Mochau und eine Schwester der Ehefrauen Karlstadts und Westerburgs (so TRE 21, 726,2–4; Kohnle/Kusche, Professorenbuch, 32; 135), sondern wohl eine Tochter von dessen Bruder Heinrich von Mochau (vgl. MBW 13, 398f.).
53gewesen.
54Die Safran-Zunft entstand im Mittelalter als eine der vier Herrenzünfte unter den zwanzig Basler Zünften. Ursprünglich von den Basler Gewürzhändlern gegründet, nahm die »ehrbare« Safran-Zunft bald auch Zuckerbäcker, Apotheker, Perückenmacher, Seidenhändler und weitere Gewerbe auf. Auch die Mehrzahl der Buchdrucker, für die eigentlich kein Zwang zum Anschluss an eine bestimmte Zunft bestand, wandte sich ihr zu. Im Jahr 1423 errichtete die Safran-Zunft ihr Zunfthaus mit Trinkstube an der Stelle, an der es sich noch heute, freilich als Neubau aus den Jahren 1900/01, befindet. Vgl. die Informationen per www.safranzunft.ch/historisches.
55mit sich. – Der erwähnte Mitarbeiter aus der Druckerei ist namentlich nicht ermittelbar.
56als.
57Zum Drucker Adam Petri (1454–1527) vgl. Reske², BuchdruckerReske\textsp{2\spe}, Buchdrucker, 65f.; zuletzt Kaufmann, Mitte der Reformation, 232–243.
58Die Leipziger Buchmesse folgte direkt auf die Frankfurter Messe und wurde in der Regel um Michaelis (29. September) eröffnet; vgl. KGK 280 (Anmerkung).
59deutsch. – Gemeint sind allgemeinverständliche Schriften, mit denen ein Drucker in Verdacht geraten konnte, Aufruhr zu verursachen.
60denn.
61(Schweizerische) Eidgenossenschaft.
62Wörtlich: ich muss Stege und Wege gebrauchen. Redensartlich: ich muss zu den hiesigen Bedingungen arbeiten, mich an die Regeln halten. Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon 4 s.v. Steg Nr. 14; 19.
63dass mir es nicht ziemt.
64Gemeint ist offensichtlich ein hier nicht genanntes, aber vorausgesetztes und geltendes Verbot von deutschsprachigen Drucken, die mit ihrem Inhalt den Basler Rat, die Eidgenossenschaft oder auswärtige Mächte betrafen.
65es ist allein […] mit dem Evangelium dran. – Gemeint wohl: Es geht um das Evangelium.
66Gemeint: mit meinem Leib und Gut dafür bürgen.
67Gemeint: den Schaden doppelt entgelten.
68(ihr sollt) kommen morgen zu mir ins Haus.
69Gemeint: von jeder Schrift.
70(Korrektur) lesen.
71wie es in der aufgeschriebenen Aussage des Hans Welsch (Johann Bebel) steht. – Siehe KGK 280 (Textstelle) und KGK 280 (Textstelle).
72Die vier von Wolff gedruckten Karlstadt-Schriften ergeben tatsächlich einen Gesamtumfang von 16 Papierbogen: Ob man gemach fahren soll (KGK 273, Umfang: 16 Bl. – 4 Bogen), Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274; Umfang: 16 Bl. – 4 Bogen), Wider die alte und neue papistische Messe (KGK 275, Umfang: 4 Bl. – 1 Bogen), Ob man mit Hl. Schrift zu erweisen vermag, dass Christus im Sakrament sei (KGK 276; Umfang: 26 Bl. – 7 Bogen).
73letzte. – Aus der Aussage wird nicht deutlich, welche von den vier bei Wolff hergestellten Karlstadt-Drucken damit gemeint ist.
74Gemeint: außer, als nur. – Vgl. DWb 27, 1859f. s.v. als Nr. 2a.
75Wolff bekundete also, die Titel der Schriften von ihrer äußeren Gestaltung her (Großschreibung) wahrgenommen und behalten zu haben. Tatsächlich sind die vier von Wolff hergestellten Drucke einander hinsichtlich der Strukturierung der Titelseiten und der Gestaltung der Initialen sehr ähnlich.
76Auch hier könnte der Buchführer Andreas Castelberger (wie KGK 280 (Anmerkung)) einen wesentlichen Anteil zum Vertrieb aufgekauft haben. Insgesamt wurde von den sieben in Basel zum Druck gebrachten Karlstadt-Manuskripten eine Menge von 6100 Exemplaren hergestellt, und zwar bei Johann Bebel 2300 (KGK 276, KGK 277, KGK 279) und bei Thomas Wolff 3800 (KGK 273, KGK 274, KGK 275, KGK 278).
77letztens, vor kurzem. – Die bisher geschilderte Drucklegung der vier Karlstadt-Schriften bei Wolff fand Ende September / Anfang Oktober 1524 statt. Die im Folgenden von ihm berichteten Ereignisse sind demgegenüber auf Ende Oktober / Anfang November 1524 zu datieren.
78Felix Mantz aus Zürich ging »zuletzt« (Ende Oktober / Anfang November 1524) auf Wolff als Drucker zu, nachdem Johann Bebel sich geweigert hatte, den Dialogus von der Kindertaufe zu drucken. Das Manuskript der Auslegung der Abendmahlsworte Christi (KGK 279), das Karlstadt selbst zusammen mit Kindertauf-Dialog nach Basel gebracht hatte, hat Bebel dagegen akzeptiert.
79Gemeint ist der Dialogus von der Kindertaufe.
80als.
81Gemeint ist der Rat der Freien Stadt Basel.
82heraus.
83Johann Bebel (Hans Welsch).

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