69v
Doctor Carlstads
Schrifft
an Herzog
Fridrich etc.
1519
Durchleuchtigster/ hochgeborner Fuͤrst und Herr/ Euern -
Furstlichen Gnaden seien mein gebet und untherthenige dienst mit allem
gehorsam zuvorn bereit. Gnedigster K'ur'F'urst' und Herr.
Der achtbar Doctor Eck. hat
E'uern'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' sein
handschrifft und
Klagzeddel1/ darin er unter andern mich hoͤchlich bey Euern
Kur-
Furstlichen
Gnaden verkleint/ als solt ich im zu ungeschickt
reden2/ mit sei-
ner vermeldung behenden lassen/ und ist nicht anders das ich
mein klein-
wenigkeit erwege/ und mein widerwertig gemuͤt/ das
ich kein lust hab
mit einem
solchen Rhuͤmer und Schreier zu disputirena/ Demnach ich denn
Ursach in viel
enden hievor gedruckt/ angezeigt3/ Aber das sein schreiben
dahin deutet/ als solt
ich im gering sein.4Bitt E'uer'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' zuwissen/ das
er mir nichts genomen hat/ sondern ist etwan oͤffentlich/ etwan
verdeckt
zu mir getretten/ und hat mein Sententz in der Disputation
muͤssen hal-
ten. Wiewol D'octor'Eck in seinen predigten/ anders
denn in der Schuel ge-
leret.5
Gnedigster K'ur'F'urst' und Herr/ ich hab im mein
Solutiones aus den
Buͤchern/ die er mir fuͤrgeruckt/ und wider mich
gecitirt hat/ gelesen/
und hoff meines beduͤnckens erbarlich6/ Auch hab ich
D'octor'Ecken oͤffent-
lich
gesagt/ das er sein Buͤcher nicht wolgelesen und vernomen/wie ich 70r
dasselbig mit lesung beweist/ das thut im und etlichen andern
wehe7/ Der-
halben veracht und verschmecht er mich. Ich kan auch E'uern'
K'ur'F'urstlichen' G'naden'
nicht helen/ das mir vielgenanter D'octor'Eck/ in Sachen/ die den
Christli-
chen glauben hoͤchlich betreffen/ als er selber
in seinem Klagbrieff an-
zeigt/ Ketzerische buͤcher
allegirt8/ und wider
mich gebraucht/ und end-
lich am letzten/ hat er ein Authoritet Hieronymi fuͤrgebracht/ als diese/
quod
iustus non semper peccat, dum benefacit.9 Da hab
ich gesagt/ ich wolte
darnach sehen10/ Als er das hoͤret/ Welch ein geruff und klappern
ward
von im gehoͤrt.11 Aber ich hielt fest und zeigt an/ das in solcher tapffer
Sach mit aller bedechtigkeit gehandelt/ und kein leichtfertigkeit
geuͤbt
solt werden.12 Aber D'octor'Eck macht sich seiner Buͤcher
verlustig13/ wo
die Au-
thoritet in auffgebrachtem Buch nicht geschrieben. Ich
hab darnach
weiter denn mir von noͤten war gesucht/ und nicht gefunden/
und derwe-
gen viel rede gehabt/ und am tag meins abzihen/
mein Magister Notari-
um14 und zween gezeugen zu im geschickt/ und durch sie
begert/ er solte mir
sein allegirt Autoritet zeigen/ oder sein buͤcher
geben/ dazu wolt ich in ein
falsarium schelden/ das ich im rechten tun
koͤnde/ wenn gefunden/
das er williglich falsch allegirt/ Aber der gut
Doctor zeiget mir noch
nichts.15 Das hab ich alles in eil E'uer'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' nicht on
antwort zu lassen/
als ich itzt wegfertig gewest/ nicht wollen bergen/
und freue mich/ das
E'uer' K'ur'F'urstlichen' G'naden'
gesund anheim gekomen.16 Der barmhertzig Gott verleihe
E'uern'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' ein lang
leben/ mit gesundheit und Sieg. Datum Wit-
temberg/ Sonntag
nach Annae, Anno 1519.17
Gnedigster Kurfuͤrst und Herr/ der Ehrwirdige
Herr und Va-
ter Martinus und ich/ wollen E'uern'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' kuͤrtzlich und
semptlich antwor-
ten.18 Bitten E'uer'
K'ur'F'urstlichen' G'naden' wolle uns jtzt
gnedig verzeihen/ das wir in sol-
cher zeit/ uns nicht haben
bereden muͤgen.19
Beilage 1: Eck an Kurfürst Friedrich III, Leipzig, 1519, 22. Juli
A2r
Dem durchleuchtigisten hochgebornen Furst-
en und
herren Herr Friderich.
Churfürsten. Hertz-
og in Sachsen. Margrave zuͦ Meychsen land-
grave zuͦ
Düringen. Roͤmischer K'eiserlichen' Mt. vi-
cari20 etc. meinem genedigsten
herren.b
Durchleüchtiger hochgeborner Churfürst. Euer
Churfürstlichenc gnaden seindd mein undertaͦnig wil-
lig dienst. mit sampt meinem armen gebet gegen
got alweg mit fleyß
voran berayt. Gnedigister herr
das ich mich eingelassen hab in
disputation wider Euerer-
Churfurstlichen Gnaden
doctores zuͤ wittenberg21/ bit ich underthaͤnigklich woͤlle
mir solchse nit
verargen oder in ungnaden aufnemen. Dan ich
solchsf nit
angefangeng hab in aynicherlay nachteil. Euer Churfurstlichen
-
Gnaden universitet so ich der selbigen auff das
hoͤchst genaygt bin zuͤ A2v
dienen das E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' für ander fürsten im
reich beruͤmpth ist. Quod
et ilitteras et
litteratosi foveat. Aber
allain der warhaitj des hayl-
igen glauben zuͦ gut. darzuͦ
mich D'octor'Carlstat großlich geursacht
auch hat. conclusiones durch den truck mit vil verachtlichen und
schmach wortenk wider mich offenlich hat lassen auß geen. wie
wol er nit darnach geschickt ist das er die leüt dermassen schympf-
fenteiren solte.22Aber des D'octoris'Martinus halb mit dem ich ain
mit-
leyden hab/ das sein schon ingenium in solchl singularitates komm-
en ist. und auff sollich materii sich geben
hat. bin ich verusacht
worden uff seinem manigfaltigen außschreiben
vilerlay materi
dardurch
nach meinen klainen verstand/ etwa vil irsal und erger-
nuß
entspringen.23deren er sich noch heut diß tags nit
massiget.
mag E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' abnemen das er verleügnet und negiert uber ain
matery die maynung und außlegung der hailigen vaͤtermAugusti'ni'
AmbrosiiHieronimiGregoriiLeonisCiprianiCrisostomi und
Bernhardi24 das laut ubel bey den
christen. das ainer sich vermyßt
auß seiner verstendtnus baß25 zuͦ wyssen/ den syn der hailigen ge-
schrifft/ dan die hailig vätter mit ain.ist auch schwarlich zuͦ
hoͦren
das er sagt auch in der disputation vil artickel Johannisn
Huß und der Behm durch hailig
Concilium zuͦ Costantz ver-
dampt/I.
aller cristenlichst und ewangelisch i. obenkait seyen
Christianissimi und ewangelici.26 was froͤd die kätz-
er darvon
empfahen/ ist guͤt zuͦ bedencken.
das er wil S. Petrus
habe primatum uber ander apostel nit von cristo gehabt.27 mit vil
andern.
mag E'uer' Ch'urfurstlichen'
G'naden' als einochristenlicherp Fürst. wol abnem-
en. ob sollichs und der gleichen vil ander puncten in der christ-
enhait moͤgen gestatq werden. Nach meinem klainem verstandt.
kan
ich das nit sehen. darum ich wa ich mag soͤllichen wider-
stannd thon wil/ allain der warhait zuͦ guͤt. dann noch D'octor'
Mart'inus' noch
nyemands anders kan sagen. das 〈ich〉 ye heller28 und heller
werdt
von dem hayligen vater dem Bapst. oder von demr groͤs-
sern
haͦuptern entpfangen habe. sunder wie wol ain armes pfäf-
lin
auff mein kosten29E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' doctoribus nach her
eyn gezogen A3r
bin. und noch urbyttig bin wa D'octor'Martinusvermaintes noch
nit gnuͦg disputiert hett. Will ich mit im gen KoͤlnLevi30 oder
Paryß
zyehen dan ich mich gantz versehen
habe. so sy mir die
universitet
zuͦtleypßig fürgeworffen haben31 sy wurden da selbs auch
erkennen
lassen. das dan sy gewaygert und abgeschlagen haben/ auch
da ichs dem
hochloblichen fürsten mit der universitet haymge-
setzte
habe.32 durch sollichsu als
gnedigister herr wil ich D'octorem'Mar-
tinum nit
verunglimpft haben/ noch schreib auch
nit ime zuͦ nach-
tayl sunder allain mich zuͤ entschuldigen
gegen E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' wa an-
ders ir fürgetragen wurde mit meinem unglimpff33,
dan sy die
warhayt an ir hat. und/ darmit ich auch Occasionem E'ueren'
Ch'urfurstlichen' G'naden'
gebe zü bedencken was ir cristo/ dem cristenlichen glauben lannd
und leütten schuldig seyen〈.〉 dan ich vorlengst gern
gegen E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden'
entschuldigt hette und versprochen. deshalb wol sechs mal in
E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' hoffhaltung zuͦ Augspurg34 kommen. ich wayß aber
nit auß was
ansynnen/ ich nie für E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' hab
mügen kom-
men.35 und wie wol E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' doctores abgeschyden
seyen mit et-
lich troͤwung vil zuͦ schreiben hab ich darumb
gedisputiert das
on not wer zuͦ schreyben. Es ist auch unser
convention zuͦ styll sten
biß das der sententzv
geben werdt/ durch die verordneten universi-
teten.36 deshalb ich in ain freye wal gelassen habe aller
universiteten
die in ansehen sindw in der gantzen
cristenhait. deren sy sich bil-
lich lassen genyegen.37 wolan sy schreiben. ist
mir nit vast wider〈.〉
wolt ich aber gern das sy das thetten mit ainer dapfferkait. wie
die sach eraischtx nit so leychtvertig/ ypig und mit
schmachwor-
ten/ wie ich dan gentzlich darfür halt E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' des kein gefal-
len trage/ was von theologen geschriben wirt/ soll dermassen
lautten das mangklich38 der das leß/ moͤg verstan/ das ein theologus
solichs
geschriben hab/ in mainung die warheity zu suchen mit ain
hipenbuben39/
der allain die leut vermut zu schmaͤhen/ wiewol nach
dem als ich willigklich die zwo universitetenz vonn D'octor'/ Martin
mir angebotten angnomem hab40 seines gefallens will er mir erst die A3v
legisten41
artzt und artisten herein ziehenaa42/ ist gut ab zunemen das
er sein irrig mainung
mitt der menge/ nit mitt der sach verstän-
dig wolt außtragen.
da er schreibt wider silvestrum43/ acht er in/
wiewol ain alten berimptenab theologum doch nit gnug
geschickt/
das er sollich Theologiiac verstee oder urteilnad künd/ da er Mar-
tinus mit umbgeet/ und yetz will er die
legisten44 arzt
und arti-
sten glert gnuͦg darzu urteiln.ae45E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' solle das mein lang
schrey-
ben nit in ungnaden annemenaf/
dan alleinag thu ichs umb mein
entschuldigungah〈.〉 wolt gott. E'uer' Ch'urfurstlichen'
G'naden' solte mein gmiet in dißem
fall gantz
erkennen on zweiffel wurdeai sollichs meines fürnaͤmenaj
ain gnaͤdigs gefallenak tragen/ dann ich mich ungern in
sollicher
oder der gleychen leichvertigkeytal mercken wolt lassen in den truck
ain wagen46zuͦam geben wie E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' doctor
Carlestatan than hat und
mich gantz spoͤtlich mit
ausgetruckten namen darin verschmecht〈.〉47
ich aokündt
auchao wol ain wagen machen/ aber ich wolt in nit
darinen setzen/
aber das ist kain kunst〈.〉48 ich
befilch mich gantz un-
derthaͤnigklich E'uern' Ch'urfurstlichen'
G'naden' alß meinen genädigisten Herren/ Und
ob ainicherlayap sach E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' von mir fürgetragen
würdt/ bin
ich gantz urbittig in aller underthänigkait E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' woͤl mir
sollichs
zu versten geben/ so wil ich durch
geschrift oder persoͤn-
lich in aller gehorsame das gegen E'uer'
Ch'urfurstlichen' G'naden' abstellen und ver-
antwurten/ woaq ich aber auß unwissenhait oder
unverstandt et-
wasar anders thäteas
redte oder schribe/ wil ich mich zuͦ aller zeit
gern darvon weissen
lassen/ und von meinem fürnemen
abstel-
en/ dan E'uer' Ch'urfurstlichen'
G'naden'at zu dienen wer mir ain besondereau grosse ho-
heavfreudaw〈.〉
Datum Lipsie xxii Julii49 Anno gratie.
M. D. XIX.ax
A4r
Auch genedigister herr.
kumpt mich für50. da
ich wider D'octor'Mar-
tin
disputiert habe de potestate Pape hab ich sein fundament
alle
vorgehebt. dan es ist kain neüw lyed das er helt. es haben
vil irrig
leüt vor auch ghalten. hat aber er auß sollichen blos-
sen
arckwon geschoͤpfft ain maynung. als solle etlich E'uer' Ch'urfurstlichen'
G'naden'
undertänig mir D'octor'Martinus buͤchlin neüw getruckt
geantwort
und behendigt haben51 und namlich haben si sich mercken lassen
gegen
herr Cesar pflüg52 als solt das
D'octor'Peter burckhart53 than hab-
en〈,〉 Sprich ich es sey erdycht, und man thye
D'octor'Peter unrecht
und andern.
dan D'octor'Peter hat mir nye kain wort
darvon gesagt
so hab ich biß auff den heütigen tag noch nie gesehen.
dan als
vil mich gedaucht/ er leß darauß in der disputation.54 wiewol
ich bey
einem gleychen außrechnen kan. was
darin sey Euer
Churfurstlichen
-
Gnadewersaz gantz loblich wan irs auff ain hauffen die selbig ver-
prandt befilchba mich E'ueren'
K'ur'F'urstlichen' G'nade'
Datumbb ut
suprabc.
Beilage 2: Kurfürst Friedrich III an Eck, Altenburg, 1519, 24. Juli
Unsern gruͦß zuͦvor Hochgelerter unnd wirdiger
lieber
besunder〈.〉 Als ir uns yetzo geschriben56 in Sach-
en etlichebe doctores unser universitet zuͤ wittenberg57
und die nächst gehalten disputation zuͦ Leypßig58
be-
langendt haben wir seines inhalts hoͤren leßen.
Nachdem ir und dan diser sachen hälben hyevor
nichts geschriben/
und die doctores von wittenberg uns der dispu-
tation kain bericht gethan59 So
woͤllen wir ditz euer schreiben
an dieselbn doctores gelangen lassen ir
antwort und undericht
darauff zuͦ hoͤren. Und wo wir dan darauß befinden das etwas an
euch ferer
zuͤ gelangen von noͤtten. sol euch auch unverhalten bleibenbf〈.〉60
das haben wir euch nit begern61 woͤllen dan euch zuͤ gnaden sindbg
wir genaygt〈.〉 Datum Aldenburg am sontag nach maria magdale-
na Annobh etc. 15.19bi jar.62
Dem Hochgelerttenbj unnd wirdigen unserem lieb-
en besundern, herren Johan von Eck doctor etc.