Nr. 132
Andreas Karlstadt an Kurfürst Friedrich III. von Sachsen
Wittenberg, 1519, 31. Juli

Text
Bearbeitet von Stefania Salvadori

Buchsymbol69v
Doctor Carlstads Schrifft
an Herzog Fridrich etc.
1519


Durchleuchtigster/ hochgeborner Fuͤrst und Herr/ Euern -
Furstlichen Gnaden seien mein gebet und untherthenige dienst mit allem
gehorsam zuvorn bereit. Gnedigster K'ur'F'urst' und Herr.


Der achtbar Doctor Eck. hat E'uern' K'ur'F'urstlichen' G'naden' sein handschrifft und
Klagzeddel1/ darin er unter andern mich hoͤchlich bey Euern Kur-
Furstlichen Gnaden verkleint/ als solt ich im zu ungeschickt reden2/ mit sei-
ner vermeldung behenden lassen/ und ist nicht anders das ich mein klein-
wenigkeit erwege/ und mein widerwertig gemuͤt/ das ich kein lust hab
mit einem solchen Rhuͤmer und Schreier zu disputirena/ Demnach ich denn
Ursach in viel enden hievor gedruckt/ angezeigt3/ Aber das sein schreiben
dahin deutet/ als solt ich im gering sein.4 Bitt E'uer' K'ur'F'urstlichen' G'naden' zuwissen/ das
er mir nichts genomen hat/ sondern ist etwan oͤffentlich/ etwan verdeckt
zu mir getretten/ und hat mein Sententz in der Disputation muͤssen hal-
ten. Wiewol D'octor' Eck in seinen predigten/ anders denn in der Schuel ge-
leret.5 Gnedigster K'ur'F'urst' und Herr/ ich hab im mein Solutiones aus den
Buͤchern/ die er mir fuͤrgeruckt/ und wider mich gecitirt hat/ gelesen/
und hoff meines beduͤnckens erbarlich6/ Auch hab ich D'octor' Ecken oͤffent-
lich gesagt/ das er sein Buͤcher nicht wolgelesen und vernomen/wie ich Buchsymbol70r
dasselbig mit lesung beweist/ das thut im und etlichen andern wehe7/ Der-
halben veracht und verschmecht er mich. Ich kan auch E'uern' K'ur'F'urstlichen' G'naden'
nicht helen/ das mir vielgenanter D'octor' Eck/ in Sachen/ die den Christli-
chen glauben hoͤchlich betreffen/ als er selber in seinem Klagbrieff an-
zeigt/ Ketzerische buͤcher allegirt8/ und wider mich gebraucht/ und end-
lich am letzten/ hat er ein Authoritet Hieronymi fuͤrgebracht/ als diese/
quod iustus non semper peccat, dum benefacit.9 Da hab ich gesagt/ ich wolte
darnach sehen10/ Als er das hoͤret/ Welch ein geruff und klappern ward
von im gehoͤrt.11 Aber ich hielt fest und zeigt an/ das in solcher tapffer
Sach mit aller bedechtigkeit gehandelt/ und kein leichtfertigkeit geuͤbt
solt werden.12 Aber D'octor' Eck macht sich seiner Buͤcher verlustig13/ wo die Au-
thoritet in auffgebrachtem Buch nicht geschrieben. Ich hab darnach
weiter denn mir von noͤten war gesucht/ und nicht gefunden/ und derwe-
gen viel rede gehabt/ und am tag meins abzihen/ mein Magister Notari-
um14 und zween gezeugen zu im geschickt/ und durch sie begert/ er solte mir
sein allegirt Autoritet zeigen/ oder sein buͤcher geben/ dazu wolt ich in ein
falsarium schelden/ das ich im rechten tun koͤnde/ wenn gefunden/
das er williglich falsch allegirt/ Aber der gut Doctor zeiget mir noch
nichts.15 Das hab ich alles in eil E'uer' K'ur'F'urstlichen' G'naden' nicht on antwort zu lassen/
als ich itzt wegfertig gewest/ nicht wollen bergen/ und freue mich/ das
E'uer' K'ur'F'urstlichen' G'naden' gesund anheim gekomen.16 Der barmhertzig Gott verleihe
E'uern' K'ur'F'urstlichen' G'naden' ein lang leben/ mit gesundheit und Sieg. Datum Wit-
temberg/ Sonntag nach Annae, Anno 1519.17


Untertheniger Capellan/
Andreas Carlstad


Gnedigster Kurfuͤrst und Herr/ der Ehrwirdige Herr und Va-
ter Martinus und ich/ wollen E'uern' K'ur'F'urstlichen' G'naden' kuͤrtzlich und semptlich antwor-
ten.18 Bitten E'uer' K'ur'F'urstlichen' G'naden' wolle uns jtzt gnedig verzeihen/ das wir in sol-
cher zeit/ uns nicht haben bereden muͤgen.19


Beilage 1: Eck an Kurfürst Friedrich III, Leipzig, 1519, 22. Juli

BuchsymbolA2r
Dem durchleuchtigisten hochgebornen Furst-
en und herren Herr Friderich. Churfürsten. Hertz-
og in Sachsen. Margrave zuͦ Meychsen land-
grave zuͦ Düringen. Roͤmischer K'eiserlichen' Mt. vi-
cari20 etc. meinem genedigsten herren.b


Durchleüchtiger hochgeborner Churfürst. Euer
Churfürstlichenc gnaden seindd mein undertaͦnig wil-
lig dienst. mit sampt meinem armen gebet gegen
got alweg mit fleyß voran berayt. Gnedigister herr
das ich mich eingelassen hab in disputation wider Euerer-
Churfurstlichen Gnaden doctores zuͤ wittenberg21/ bit ich underthaͤnigklich woͤlle
mir solchse nit verargen oder in ungnaden aufnemen. Dan ich
solchsf nit angefangeng hab in aynicherlay nachteil. Euer Churfurstlichen -
Gnaden universitet so ich der selbigen auff das hoͤchst genaygt bin zuͤ BuchsymbolA2v
dienen das E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' für ander fürsten im reich beruͤmpth ist. Quod
et ilitteras et litteratosi foveat. Aber allain der warhaitj des hayl-
igen glauben zuͦ gut. darzuͦ mich D'octor' Carlstat großlich geursacht
auch hat. conclusiones durch den truck mit vil verachtlichen und
schmach wortenk wider mich offenlich hat lassen auß geen. wie
wol er nit darnach geschickt ist das er die leüt dermassen schympf-
fenteiren solte.22 Aber des D'octoris' Martinus halb mit dem ich ain mit-
leyden hab/ das sein schon ingenium in solchl singularitates komm-
en ist. und auff sollich materii sich geben hat. bin ich verusacht
worden uff seinem manigfaltigen außschreiben vilerlay materi
dardurch nach meinen klainen verstand/ etwa vil irsal und erger-
nuß entspringen.23 deren er sich noch heut diß tags nit massiget.
mag E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' abnemen das er verleügnet und negiert uber ain
matery die maynung und außlegung der hailigen vaͤterm Augusti'ni'
Ambrosii Hieronimi Gregorii Leonis Cipriani Crisostomi und
Bernhardi24 das laut ubel bey den christen. das ainer sich vermyßt
auß seiner verstendtnus baß25 zuͦ wyssen/ den syn der hailigen ge-
schrifft/ dan die hailig vätter mit ain. ist auch schwarlich zuͦ
hoͦren das er sagt auch in der disputation vil artickel Johannisn
Huß und der Behm durch hailig Concilium zuͦ Costantz ver-
dampt/I. aller cristenlichst und ewangelisch i. obenkait seyen Christianissimi und ewangelici.26 was froͤd die kätz-
er darvon empfahen/ ist guͤt zuͦ bedencken. das er wil S. Petrus
habe primatum uber ander apostel nit von cristo gehabt.27 mit vil
andern. mag E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' als eino christenlicherp Fürst. wol abnem-
en. ob sollichs und der gleichen vil ander puncten in der christ-
enhait moͤgen gestatq werden. Nach meinem klainem verstandt.
kan ich das nit sehen. darum ich wa ich mag soͤllichen wider-
stannd thon wil/ allain der warhait zuͦ guͤt. dann noch D'octor'
Mart'inus' noch nyemands anders kan sagen. das 〈ich〉 ye heller28 und heller
werdt von dem hayligen vater dem Bapst. oder von demr groͤs-
sern haͦuptern entpfangen habe. sunder wie wol ain armes pfäf-
lin auff mein kosten29 E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' doctoribus nach her eyn gezogen BuchsymbolA3r
bin. und noch urbyttig bin wa D'octor' Martinus vermaintes noch
nit gnuͦg disputiert hett. Will ich mit im gen Koͤln Levi30 oder
Paryß zyehen dan ich mich gantz versehen habe. so sy mir die
universitet zuͦt leypßig fürgeworffen haben31 sy wurden da selbs auch
erkennen lassen. das dan sy gewaygert und abgeschlagen haben/ auch
da ichs dem hochloblichen fürsten mit der universitet haymge-
setzte habe.32 durch sollichsu als gnedigister herr wil ich D'octorem' Mar-
tinum nit verunglimpft haben/ noch schreib auch nit ime zuͦ nach-
tayl sunder allain mich zuͤ entschuldigen gegen E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' wa an-
ders ir fürgetragen wurde mit meinem unglimpff33, dan sy die
warhayt an ir hat. und/ darmit ich auch Occasionem E'ueren' Ch'urfurstlichen' G'naden'
gebe zü bedencken was ir cristo/ dem cristenlichen glauben lannd
und leütten schuldig seyen〈.〉 dan ich vorlengst gern gegen E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden'
entschuldigt hette und versprochen. deshalb wol sechs mal in
E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' hoffhaltung zuͦ Augspurg34 kommen. ich wayß aber
nit auß was ansynnen/ ich nie für E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' hab mügen kom-
men.35 und wie wol E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' doctores abgeschyden seyen mit et-
lich troͤwung vil zuͦ schreiben hab ich darumb gedisputiert das
on not wer zuͦ schreyben. Es ist auch unser convention zuͦ styll sten
biß das der sententzv geben werdt/ durch die verordneten universi-
teten.36 deshalb ich in ain freye wal gelassen habe aller universiteten
die in ansehen sindw in der gantzen cristenhait. deren sy sich bil-
lich lassen genyegen.37 wolan sy schreiben. ist mir nit vast wider〈.〉
wolt ich aber gern das sy das thetten mit ainer dapfferkait. wie
die sach eraischtx nit so leychtvertig/ ypig und mit schmachwor-
ten/ wie ich dan gentzlich darfür halt E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' des kein gefal-
len trage/ was von theologen geschriben wirt/ soll dermassen
lautten das mangklich38 der das leß/ moͤg verstan/ das ein theologus
solichs geschriben hab/ in mainung die warheity zu suchen mit ain
hipenbuben39/ der allain die leut vermut zu schmaͤhen/ wiewol nach
dem als ich willigklich die zwo universitetenz vonn D'octor'/ Martin
mir angebotten angnomem hab40 seines gefallens will er mir erst die BuchsymbolA3v
legisten41 artzt und artisten herein ziehenaa42/ ist gut ab zunemen das
er sein irrig mainung mitt der menge/ nit mitt der sach verstän-
dig wolt außtragen. da er schreibt wider silvestrum43/ acht er in/
wiewol ain alten berimptenab theologum doch nit gnug geschickt/
das er sollich Theologiiac verstee oder urteilnad künd/ da er Mar-
tinus mit umbgeet/ und yetz will er die legisten44 arzt und arti-
sten glert gnuͦg darzu urteiln.ae45 E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' solle das mein lang schrey-
ben nit in ungnaden annemenaf/ dan alleinag thu ichs umb mein
entschuldigungah〈.〉 wolt gott. E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' solte mein gmiet in dißem
fall gantz erkennen on zweiffel wurdeai sollichs meines fürnaͤmenaj
ain gnaͤdigs gefallenak tragen/ dann ich mich ungern in sollicher
oder der gleychen leichvertigkeytal mercken wolt lassen in den truck
ain wagen46 zuͦam geben wie E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' doctor Carlestatan than hat und
mich gantz spoͤtlich mit ausgetruckten namen darin verschmecht〈.〉47
ich aokündt auchao wol ain wagen machen/ aber ich wolt in nit
darinen setzen/ aber das ist kain kunst〈.〉48 ich befilch mich gantz un-
derthaͤnigklich E'uern' Ch'urfurstlichen' G'naden' alß meinen genädigisten Herren/ Und
ob ainicherlayap sach E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' von mir fürgetragen würdt/ bin
ich gantz urbittig in aller underthänigkait E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' woͤl mir
sollichs zu versten geben/ so wil ich durch geschrift oder persoͤn-
lich in aller gehorsame das gegen E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden' abstellen und ver-
antwurten/ woaq ich aber auß unwissenhait oder unverstandt et-
wasar anders thäteas redte oder schribe/ wil ich mich zuͦ aller zeit
gern darvon weissen lassen/ und von meinem fürnemen abstel-
en/ dan E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden'at zu dienen wer mir ain besondereau grosse ho-
heav freudaw〈.〉 Datum Lipsie xxii Julii49 Anno gratie.


M. D. XIX.ax

Euer Ch'ur'F'urstlichen' gnaden undertänigeray Caplan.
Johan von Eck doctor. etc.

BuchsymbolA4r
Auch genedigister herr. kumpt mich für50. da ich wider D'octor' Mar-
tin disputiert habe de potestate Pape hab ich sein fundament
alle vorgehebt. dan es ist kain neüw lyed das er helt. es haben
vil irrig leüt vor auch ghalten. hat aber er auß sollichen blos-
sen arckwon geschoͤpfft ain maynung. als solle etlich E'uer' Ch'urfurstlichen' G'naden'
undertänig mir D'octor' Martinus buͤchlin neüw getruckt geantwort
und behendigt haben51 und namlich haben si sich mercken lassen
gegen herr Cesar pflüg52 als solt das D'octor' Peter burckhart53 than hab-
en〈,〉 Sprich ich es sey erdycht, und man thye D'octor' Peter unrecht
und andern. dan D'octor' Peter hat mir nye kain wort darvon gesagt
so hab ich biß auff den heütigen tag noch nie gesehen. dan als
vil mich gedaucht/ er leß darauß in der disputation.54 wiewol
ich bey einem gleychen außrechnen kan. was darin sey Euer Churfurstlichen -
Gnade wersaz gantz loblich wan irs auff ain hauffen die selbig ver-
prandt befilchba mich E'ueren' K'ur'F'urstlichen' G'nade' Datumbb ut suprabc.


Beilage 2: Kurfürst Friedrich III an Eck, Altenburg, 1519, 24. Juli

BuchsymbolA4v
Von gottes gnaden Fryderich herzog zu
Sachssen Churfürstbd etc. Unnd vicari55 etc.


Unsern gruͦß zuͦvor Hochgelerter unnd wirdiger
lieber besunder〈.〉 Als ir uns yetzo geschriben56 in Sach-
en etlichebe doctores unser universitet zuͤ wittenberg57
und die nächst gehalten disputation zuͦ Leypßig58 be-
langendt haben wir seines inhalts hoͤren leßen.
Nachdem ir und dan diser sachen hälben hyevor
nichts geschriben/ und die doctores von wittenberg uns der dispu-
tation kain bericht gethan59 So woͤllen wir ditz euer schreiben
an dieselbn doctores gelangen lassen ir antwort und undericht
darauff zuͦ hoͤren. Und wo wir dan darauß befinden das etwas an
euch ferer zuͤ gelangen von noͤtten. sol euch auch unverhalten bleibenbf〈.〉60
das haben wir euch nit begern61 woͤllen dan euch zuͤ gnaden sindbg
wir genaygt〈.〉 Datum Aldenburg am sontag nach maria magdale-
na Annobh etc. 15.19bi jar.62


Dem Hochgelerttenbj unnd wirdigen unserem lieb-
en besundern, herren Johan von Eck doctor etc.


avom Editor verbessert für dispntiren
bherren B
cCurfürstlichen A
dsend A
esollichs A
fsollichs A
gangefanngen A
hberyempt B
i-iliteras et literatos B
jwarheyt B
kwortten A
lsollich A
mveiter A
nJohannes B
oain B
pcristenlicher B
qgstat A
rden A
svermaynt B
tfehlt A
usolchs B
vsenetntz B
wseind B
xerayschet B
ywarhait B
zunversiteten A
aazyechen B
abberyempten B
actheologeyk A
adurtayln B
aeurtaylen B
afannimmen A
agällain B
ahenischuldigung B
aiwirde A
ajfirnaͤmen A
akgfallen A
alleychtverttigkait B
amzn A
anCarlstat B
ao-aokünd anch B
apaynichetlay B
aqwa B
aretwus B
asthette B
atgnad B
aubesundere B
avhoche B
awfroͤd B
axJar. B
ayunderthaͤniger B
azwer B
babefilh B
bbfehlt A
bcfehlt A
bdKurfärst A
beetlich B
bfbeleyben B
bgseind B
bhdomini B
bi1¨5¨19 B
bjHochgelerten B

2Vgl. z. B. Eck, Contra Bodenstein (1519), fol. E3r: »Dixi inter alia Carlstadium minus aptum disputationi, quod pronunciatio esset ei gravis aspera et hiulca, memoria esset illi vel nulla, vel parva, discursus modicus. Multo aptiorem esse Bardocucullam Ludderum, qui vegetior sit memoria, ingenii acumine, et eruditione.« Vgl. auch KGK 132 (Textstelle).
5Eck predigte mehrmals in Leipzig, u. a. am 2. und 3. Juli als Antwort auf die von Luther am 29. Juni gehaltene Predigt über das Matthäusevangelium: Eck an Jacobus Hoogstraeten, 24. 7. 1519: »Fecerat Lutherus in die S. Petri in absentia Principis in aula Disputationis sermonem Hussiticum plane erroneum. Ego confestim in Visitationis Virginis Mariae, et die sequenti in frequentissimo auditorio, quale nunquam habui, praedicavi contra eius errores, et populum mere concitavi, ut fastidiat errores Lutheranos, cras itidem facturus et sic Lipsiam valedicturus.« (Eck, Briefwechsel, Nr. 91). Vgl. auch Luther an Spalatin, 20. 7. 1519, wo von vier Predigten Ecks die Rede ist (WA.B 1, 424,133–135). Angeblich seien die Predigten Ecks und seine Thesen während der Disputation widersprüchlich gewesen, was Eck wiederum am 14. Juli gegenüber Karlstadt und Lang mit der Behauptung begründete, man solle als Schultheologe anders denn als Prediger reden; vgl. Seidemann, Leipziger Disputation, 5 Anm. 2 und Wiedemann, Eck, 104. Diese widersprüchlichen Äußerungen und die Antwort Ecks werden massiv in Karlstadts Verba Dei kritisiert: Karlstadt, Verba Dei (1520), fol. A2v und A3v. Siehe auch den ähnlichen Bericht Luthers an Spalatin vom 20. Juli: »Tercia hebdomana de poenitentia, de purgatorio, de Indulgentiis, de potestate absolvendi cuiuslibet sacerdotis disputatum est inter nos (nam cum Carlstadio invitus disputabat, me vero unice petebat). Indulgentiae sane ceciderunt funditus, et mecum per omnia fere consensit, et in risum et ludibrium ivit patrocinium Indulgentiarum, cum hoc mihi speraretus summa futurae disputationis. Denique fassus fuit in publicis Concionibus, ita ut et vulgus intelligeret eum Indulgentias nihili facere. Fassus etiam dicitur, quod, si de potestate Papae non disputassem, in omnibus mecum facillime se fuisse consensurum. Denique ad ipsum Carlstaidum dixit: ›Si cum Martino tantum mihi conveniret, quantum tibi, concederem et cum eo in suum hospitium‹. Ita est homo varius et subdolus, omnia fieri promptus. Denique qui Carlstadio concessit, Item scholasticos doctores docere, mihi Gregorium Arminensem, Qui unus nobiscum contra omnes Scholasticos sentit, reiecit. Et ita Idem pro diverso tempore asserere et negare nihil apud eum vitii est. nec Lipseses id intelligunt; tantus est stupor in eis. Atque, quo maius sit monstrum: Aliud concessit in Schola, aliud Vulgo docuit in Ecclesia. Conventus autem a Carlstadio, cur si variaret, respondit homo sine fronte, non oportere populum haec doceri, quae disputarentur.« (WA.B 1, 422,78–423,96).
6Ehrbar, honestus, DWb 3, 717.
8Die enstprechende Passage in Ecks Brief bezieht sich eher auf Luther, nicht auf Karlstadt; s. u. KGK 132 (Textstelle).
9Vgl. die Diskussion mit Eck bezüglich der 13. These Karlstadts (vgl. KGK 117 (Textstelle)) am 15. Juli, dem letzten Tag der zweiten Disputation, in der Eck eine nicht klar identifizierbare Stelle aus Hieronymus heranzieht: KGK 131 (Textstelle). Zur Reaktion Karlstadts siehe folgende Anm. Siehe auch die von Eck herangezogene Stelle aus Hier. adv. Pelag. 2,24: KGK 131 (Textstelle).
12Siehe die folgende Antwort Karlstadts, hier vor allem KGK 131 (Textstelle) und KGK 131 (Textstelle).
13Beraubt, DWb 25, 830.
14Es ist nicht klar, auf wen sich Karlstadt hier bezieht. Vielleicht verweist er auf einen der Notare, der ausdrücklich für seine Disputation mit Eck bestimmt war, oder auf Johannes Agricola von Eisleben (in der Literatur als Schreiber Luthers bei der Leipziger Disputation erwähnt; siehe z. B. Seidemann, Leipziger Disputation, 60), oder auf jemand anderen (Nikasius Claji bzw. Matthäus Hitzschold?). Zumindest war Johannes Agricola aus Eisleben (zu ihm, siehe MBW 11, 41) in jenen Monaten als Luthersekretär tätig (vgl. z. B. Melanchthon an Spalatin, 21. 5. 1519, MBW.T 1, 131,26–28 Nr. 58) und bei der Leipziger Disputation anwesend (Clemen, Bericht, 47).
15Vor seiner Abreise sandte Karlstadt seinen Notar (s. o. vorherige Anm.) und einige Zeugen zu Eck, damit der Ingolstädter die von ihm herangezogene Stelle Hieronymus’ (s. o. KGK 132 (Textstelle) und KGK 132 (Textstelle)) nachweise, wozu dieser nicht imstande war; siehe Seidemann, Leipziger Disputation, 73. Ähnlich berichtet Karlstadt in KGK III, 150 = Karlstadt, Confutatio (1520), fol. C2v: »Eckius, Demum agnosce falsarium et depravatorem sacrarum literarum, Carolo'stadius': Hanc iniuriam propediem rependam, simul atque indicaturus, tum te nescire quid sit falsarius, tum quod destinata malitia false quaedam obstrusisti, Putasue me citra consilium, notarium et testes in habitationem tuam misisse iure exacturos, ut ostenderes quod allegaveras ex Hieronymo et cetera. Crede mihi dolebis tuam malignitatem«.
16Vom 11. Juni bis zum 4. Juli war Friedrich III. in Frankfurt am Main bei der Kaiserwahl. Am 24. Juli antwortete er Eck aus Altenburg, s. u. KGK 132 (Textstelle).
1731. Juli 1519.
18S. u. KGK 134 und KGK 135.
20Zum Titel des Reichsvikariats siehe Hermkes, Reichsvikariat.
21Gemeint ist hier die Leipziger Disputation, siehe KGK 131.
22Vgl. KGK 117 und vor allem den auf den 26. April datierten Widmungsbrief Karlstadts an Eck.
23Eck wiederholt hier im Wesentlichen, was er bereits in seinem öffentlichen Brief vom 14. März geschrieben hatte (vgl. KGK 117 (Textstelle)), und betont noch einmal, dass sein eigentliches polemisches Ziel Luther sei und Karlstadt hingegen nur dessen Anhänger, der zudem eher zu Beleidigungen als zu theologischen Diskussionen neige. Siehe hier auch den Brief Ecks an Luther vom 19. Februar 1519 (WA.B 1, 343,14–17).
24Vgl. den Brief Ecks an Jacobus Hoogstraeten vom 24. Juli 1519: »Negat super Petrum aedificatam ecclesiam: Super hanc petram etc. Et dum ei Augustinum, Hieronymum, Ambrosium, Gregorium, Cyprianum, Chrysostomum, Leonem et Bernardum super illo adducerem cum Theophylo, omnes negavit absque rubore, et se unum dixit, velle resistere mille, nullo alio fultus, nisi quia Christus esset fundamentum ecclesiae, et aliud fundamentum nemo ponere potest.« (Eck, Briefwechsel, Nr. 91).
25Bas, baß = besser, FWB 3,58–61.
26Vgl. hier die von Luther vertretenen Thesen in WA 2, 279,11–14 und 288,8–14 = WA 59, 466,1047–1051 und 479,1438–1445.
27Vgl. WA 2, 263–267 = WA 59, 444–450. Siehe dazu Luthers Resolutio super propositione 13. de potestate papae, in WA 2, 183–240.
28Heller, haller = obolus, Pfenning, DWb 10, 971.
29Während Luther und Karlstadt unmittelbar nach der Disputation nach Wittenberg zurückkehrten, blieb Eck noch weitere elf Tage in Leipzig. Sein verlängerter Aufenthalt gab Anlass sowohl für Kritik seitens seiner Gegner, als auch für Rechtfertigungen seitens seiner Anhänger (vgl. Schulherr, Epistola (1519), fol. B2r–v); siehe Seidemann, Leipziger Disputation, 65–70. Eck selbst machte später geltend, in Leipzig eine Vorzugsbehandlung erhalten zu haben, vgl. den Brief an Georg Hauer und Franz Burckhart vom 1. Juli 1519: »Ego tamen, tamquam senior doctor, semper aliis fui praelatus. Illustrissimi principis nomine mihi dono datus est cervus bonus, Carlestadio cerva.« (Eck, Briefwechsel, Nr. 87) und vor allem den Brief an Christoph Tengler vom 26. August: »Recesserunt [Luther und Karlstadt] cum magna impatientia sine valedictione. Da blib ich darnach XI. tag, het erst guet leben mit gueten herrn, die mich invitierten, und ich sie herwiderumb. Et interea disputavimus per omnes facultates Lipsensium; nemo autem ex Wittenbergensibus aderat. Princeps tribus diebus interfuit disputationi et uni sermoni. Disputatum fuit ante et post prandium, et diebus festis dempto festo Visitationis et Petri. Der Fürst hat mich auß der herberg gelest der XVIII gulden, aber die Wittenberger nicht. Der Bischof von Brandenburg donabat mihi XV kron, Senatusque civitatis Lipsensium donabat mihi tunicam, aliis nihil. Bin für Erdfurt heraus haimlich gezogen.« (Eck, Briefwechsel, Nr. 92). Vgl. auch den Brief Luthers an Spalatin vom 10. Oktober 1519: »Iam incipio etiam optare et petere, ut ad Eccium mittantur, quae respondimus principi nostro. Scripsit ille summo pontefici iactans suas glorias, quod nos duos victos prostratosque Lipsiae reliquerit. Homo totus gloriaceus, glorianus, gloriensis et gloriosus, ausus etiam a summo pontifice petere expensarum suarum in hac re vicem.« (WA.B 1, 530,66–70 Nr. 205). Siehe in diesem Zusammenhang den Brief des Crotus Rubianus an Luther vom 31. Oktober, in dem er berichtet, wie Eck in Rom als Sieger der Leipziger Disputation gefeiert worden ist (WA.B 1, 545–548 Nr. 214).
30Gemeint ist hier die Universität Löwen.
31Zur Entscheidung, in Leipzig zu disputieren, siehe KGK 105.
32Zur schwierigen Diskussion bezüglich der Universitäten, die die Schiedsrolle übernehmen sollten, siehe KGK 130.
33Schmach, Unrecht, DWb 24, 985f.
34Gemeint ist hier der Augsburger Reichstag im Oktober 1518.
35Vgl. KGK I.2, Nr. 89 S. 899f. vor allem Anm. 8.
36In der Vereinbarung (convention) wurde beschlossen, die Protokolle nicht zu veröffentlichen (und in dieser Hinsicht auch nichts weiter zu unternehmen), bis die als Richter gewählten Universitäten (Paris und Erfurt) ihre Stellungnahmen (sentenz) abgegeben hatten. Vgl. KGK 130.
38jedermann, männiglich.
39Waffelausschreier, von sprichwörtlicher Frechheit und Zungenfertigkeit, Götze, Glossar, 123.
40Und zwar Paris und Erfurt, vgl. KGK 130 (Textstelle).
41Hier sind die Juristen gemeint.
42Luther hätte sich gewünscht, dass alle Fakultäten der beiden ausgewählten Universitäten zur Urteilsfindung herangezogen würden. Die Episode ereignete sich am vorletzten Tag der Disputation, am 14. Juli; vgl. KGK 130.
45Mit diesem Argument begründet Eck gegenüber Herzog Georg, warum er dem Wunsch Luthers, alle Fakultäten in Paris und Erfurt in die Entscheidung über die Leipziger Disputation mit einzubeziehen, nicht zustimmte. Vgl. den Zettel mit seinen Gründen, den Eck dem Herzog gesendet hatte, in Gess, Akten und Briefe 1, 93 Anm. 1 Nr. 124: »Dargegen mich bedunckt d. Martinus firschlag gferlich, verdächtlich zu sein, aus ursach, das er gern wolt der sach ungemäß und unverstendig richter kyesen. Dan er selbs anzeigt in seinem schreiben, doctor Sylvester zu Rhom, als zu lützel gelert, möge nit urteiln iber die puncten, davon er disputiern, als in der theologey dorzu nit gnugsam bericht.«. Vgl. auch z. B. Luthers Apellatio a Caietano ad Papam (WA 2, 30f.) und Appellatio ad Concilium (WA 2, 38f.).
46Hier ist Karlstadts Currus/Wagen (KGK 110 und KGK 120) gemeint.
47Eck wurde im Currus/Wagen (KGK 110 und KGK 120) nicht namentlich erwähnt.
48Vgl. KGK 110.
49Die Disputation endete am 15. Juli, Eck blieb jedoch noch elf Tage, bis zum 26. Juli, in Leipzig. S. o. KGK 132 (Textstelle).
50»es kommt mir in den Sinn« / »es kommt mir vor«.
51Gemeint ist hier Luthers Resolutio super propositione 13. de potestate papae (WA 2, 180–240).
52Zum herzoglichen Rat Cäsar Pflug (1458–1524) siehe KGK 131 (Anmerkung).
53Zu Peter Burckhard (1479–1526), von 1497 bis 1504 Medizinprofessor in Ingolstadt, danach Stadtphysikus in Nürnberg, Ulm und Regensburg, von September 1518 bis 1521 tätig in Wittenberg, von 1521 bis 1526 wieder in Ingolstadt, siehe MBW 11, 243f.
54Gemeint ist hier die Leipziger Disputation.
58Die Leipziger Disputation endete bereits am 15. Juli.
59Luther hatte seinen Bericht an Spalatin am 20. Juli 1519 gesendet (WA.B 1, 420–428 Nr. 187).
61Bergen, verbergen, DWb 1, 1507.
6224. Juli 1519.

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