Nr. 120
Wagen Wittenberg
[1519, Anfang Mai]

Text
Bearbeitet von Alejandro Zorzin
Buchsymbol1

nach Exemplar B

Textzeilen oberhalb des Bildholzschnittes


Will Gott. Szo wůrt vorteutschte erklerung. beder wagen. mit yren anhengigen spruchen. kurtzlich gedruckt auszgen. Ausz welcher. yeglicher wol ermessen mag. was yedenn Christglaubigen zu wisszen. not ist. Dan an zweyfel. welche diesze wagen. | mitsampt eyngeleibten schrifften betrachten. werden. ersynnen und bschlisszen. das reeden. des obersten wagen. Christlicher tzucht erschieszlich. und widderumb. wortlin des understen. undienlich und schedlich. eynen auszgezogen1. Das ich alles. durch hey-|lige schrifften und lerern2 bekrefftigen magk. Derhalben gelustet ymants schrifften obermelt3 anzufechten. der kum fruschlich. mit Christlichem swerd das ist gottis wort4. sonst mugte ich auch schelden. unnutzen (wie wol mir der weeg widder)a unde nicht helen.

I. Obere Bildhälfte5

(A) Kreuz

[1]6
Got lieb umb | sunst.7
[2]8
Heuchlery | fleiszlich meydt | verfolgung | willig leyt.9
[3]10
Dem Teuffel und weldt widerste. hute dich vor dir | selbst so bleybst an we, Stecz urteil dein gebrechen | und leben. So machstu11 got schuldig er12 geben.13
[4]14
Sag mir ap du | icht15 hast. | Darumb du gere-|cht zu mir tra-|bst.16
[5]17
Ich bekenne mein | poszheit. das ist | mein gerechtikeit18
[6]19
durch dein Creutz | Mach mich selig.20
[7]21
Aus tieffen gotis villen | gerechten und starcken. | wechst das Creuz. der | mensch. mit seynen | wercken.22
[8]23
gelaszb willen | und dich.24
[9]25
dein creucz | nim und | volg mir.26
[10]27
kument | yr sunder.28
[11]29
Unser | frid.30

(B) Wagen

[12]31
Gots schrifft ist gut und heilig. | Und macht die sund krefftig.32 | Dindt ubertretung .zorn und tot. | Bschlust all menschen in not. | Gemert begerung. furet yn schand. | Dz Christus einiger heyler werd bkant | Paul'us' et Aug'ustinus'.33
[13]34
Got sein folck nit | veracht. weil gere|chtickeit im urte|yl wacht. ps 9335
[14]36
Du hast mein gewissen | bwegt und in hart bdreng | gelegt. dem bisz gnedig. | Den du gemacht hast | reuhig.37
[15]38
Dein wil der | geschech.39
[16]40
Ausz mirc furent mich | So ich mich ansehe | erschreck ich. Wie gern | wer ich mir frem41 | Wan mich recht erken | Aug'ustinus' Bern'hardus'42
[17]43
d'er' wag zu | Christo.44

(C) Zwischen Wagen und Kreuz

[18]45
Got in uns schaft. | Alles dz er gut acht | er pflantzt guten willen | mit fruchten und wur|tzeln.46
[19]47
Mein fleisch streit | gegem geist48 zu den | ergsten mich reist. | Scheust49 mit mir | zum zil. etc.50
[20]51
Israhel merck | wol du bist verlust | vol dein vorderben | ist ausz dir und dein | hulff von mir.52
[21]53
Alle gute werck | auf ertrich. seynt | loblich und | streflich.54
[22]55
Mein gerechti-|gkeit acht ich | mist. dz mich | got entheb ar-|ger list.56
[23]57
Unguttig narren. | so in frevelheit harren. | geben got ein tail. gut|ter werck hayl.58
[24]59
Durch listige un|gelaszenheit. ligen60 | redner gotlicher | warheit.61
[25]62
In gottes | namen fa-|ren wir.63
[26]64
keinerd ist gotli-|cher gaben. an gla|uben. begreiflich.65
[27]66
Christus ist | unser selickeit〈.〉
[28]67
Gisz vor got dein | hertz. glaub im er | hilft an schertz.68
[29]69
Gottis barm|hertzikeit uber|lengt sein gerech|tigkeit.
[30]70
Wir seint machtlosze sunder und arm. Got mach unsz dan warm. darumb o vatter Christi zyhe unsz wol. ubergeusz deyn gnad vol. sprich | zu unsz seyt gesund. schliesz auff hertz unnd mund. Szo kumen wir mit lobesangck. unnd grossem danck etc. Andreas Carolostadius.71

II. Untere Bildhälfte:

D) Bei Erläuterung der oberen Bildhälfte tangierte Texte

[31]72
Unser seligkeit ist im | ansehen und gotheit. | Also rast der geist spiri|taliter in gschaffenheit | minus principaliter.73
[32]74
Unser wil ma|cht guter wer|ck substantz.75
[33]76
So v'er'nufft sunden | betracht. und eigner | wil v'er'acht. machen | sie leyt und reu etc.77

E) Am Ende der Auslegung Wagen besprochene Texte

[34]78
Etzlicher lerer disputation spricht. unser wil mit gutten wercken auszbricht. und sie durch sich sel-|ber macht. Ist aber ymants der nit gesteet. das unszer wil fůrgeet. der sal vor unszer schrifft. so | ym Aristoteles79 nit hilfft. als butter gegen feur smeltzen. und sich mit Credere wol peltzen.80 | Jeremias. kerent euch zu gott schreyt. Szo keret gott zu euch allezeyt.81 David〈.〉 Geent zu den | licht und werdet erleůcht.82 Jacob mit wercken in gewissen beruffung fleucht.83 Paul'us' sagt. lauffent | dz ir ergreyft.84 Darwidd'er' einer peyfft.85 Got zuker macht86 und erleucht. aber wir kunnen distinguiren | uns durch knoden furen. Ex'e'm'plum'. S'i'n'e' me nihil potestis facere87, das ist war entlich e. ma inchoativef lassa mi fare.88
[35]89
Regir dich nach | deinem hochsten. so | kumpstu zum besten.90
[36]91
Der hat ein sichern | muth. der so vil thut. | als er selbst kan wircken. | dan got musz hulf geben92

F) In der Auslegung Wagen nicht kommentierte Texte

[37]93
Ich thug das ich mag. bil|lich furt mich d'er' wag.
[38]94
Ich hab in mei-|ner macht. dz got | lobt und v'er'acht.95
[39]96
gots gnaden eins | gegeben kan ich an | neu hulf geleben.97
[40]98
Eigner wil.99
[41]100
Gots schrifft gegen sunden ein | want〈.〉 Hilft uns in die werck | zehandt. Dan vernunfft ausz | schriften erkent〈.〉 Wz gut und po|ß genent〈.〉 Als pald d'er' wil dz | gut annympt〈.〉 Gott mit | milder gnade kumpt〈.〉 Aber101 vurde | solchem knecht fast unrecht.102
[42]103
Wer | smirt der | fert.104
[43]105
Wir můgen uns. | mit gemeinem in-|flusz〈.〉 Gotlicher ge|nade vehig machen
[44]106
Nit ist alles sun|dig. dz macht der | unglaubig.
[45]107
Im grosten teil heyli|gs wercks. geet unser | wil fur und volget | gnad gots〈.〉 so sal man | glosiren und furen.108
[46]109
Got hat uns nit ver|pflichth. | Dasi liebloszj thun sein | gebot verbricht.
[47]110
keinen ketzer magstu | uber kumen〈.〉 wan Arist'oteles' | nit wer in die schrift | genumen.
[48]111
Der todtsunder. kan | an wunder. wol wirck|en112 und an spot. zitlich|en lon erlangen von | got.
[49]113
yglichen behagt das sein. | Darumb preisz ich auch das mein.
[50]114
Wil gie unsze compann nicht weszen. | So muthe gie desse twe wagen met fliethe115 leeszen.116
[51]117
Las faren boser heldt. wir haben den hymel erwelt. Umb | reichen lon. aus eigen krefften wol gethon.118
[52]119
Do ich lebet noch | mir. vil ich in dz dir〈.〉120 | Noch got solten | wir leben. und ym | allein ere geben.121

aBeide Klammern fehlen in A
bGlasz A
cmer A
dKeiner A
evolkūlich A
fvom Editor verbessert für inchoatine(vgl. den Text in der Auslegung Wagen)
gdu A
hvor|plicht A
idz A
jlieblas A

1Es handelt sich um das Textfeld Nr. [52].
2Lehrer (der alten Kirche).
3obermelt = des oben erwähnten.
4Vgl. Hebr 4,12 und Offb 1,16 bzw. 2,16.
5Die Textfelder sind in der Reihenfolge nummeriert und wiedergegeben, in der sie Karlstadt in seiner erläuternden Auslegung Wagen angeführt hat. Von den 30 Texten der oberen Bildhälfte hat Karlstadt in seiner Auslegung Wagen 25 besprochen. Von den 22 Textfeldern der unteren Bildhälfte werden 6 in der Auslegung Wagen erwähnt.
6Oben über dem Kreuzquerbalken.
7»Goth lieb nicht umb lon. Ym glauben und hoffnung fron« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
8Auf dem Kreuzquerbalken.
9»Hendel der nacht: das ist hewchlerey in vleis und emssig vormeidt. Die pfeyl am tag flihende: das seint offentlich sturm: vorvolgung und betrubtnus willigklich leydt.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Vgl. Currus (KGK 110 (Textstelle)).
10Vertikal auf dem Kreuzlangbalken in Antiqua gesetzt.
11magst du.
12Ehre.
13»Dem Teufel und welt widerstee. Hute dich vor dir selber. So bleybst an wee. Stetz urteyl dein gebrechenn und leben. So magstu got schuldig eher gebenn.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle). Vgl. auch Currus, KGK 110 (Textstelle)).
14Oben rechts neben dem Gottvater.
15etwas.
16Vgl. Jes 43,26 Vg »Narra si quid habes ut iustificeris«. »Sag mir ap du etwas hast. Darumb du gerecht fur mich trabst. Antwert der mensch. Ich breng fuͤr dich mein poßheit. das ist mein gerechtikeit.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle) und KGK 124 (Textstelle)). S. auch Currus (KGK 110 (Textstelle)).
17Oben zwischen [1] und [4].
18»Ich breng fur dich mein poszheit. das ist mein gerechtikeit.« (vgl. Auslegung Wagen, zweimal: KGK 124 (Textstelle) und KGK 124 (Textstelle)). S. auch Currus (KGK 110 (Textstelle)).
19Kleines Kreuz auf der vorderen Wagenbrüstung.
20»[…] und magst sprechen durch dein creutz/ dastu mir gegeben/ reinigestu mich/ machst mich ledig und selig.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle) und Currus KGK 110 (Textstelle)).
21Unten, Ansatz vom Kreuzlängsbalken (auf der angedeuteten »Hügelspitze«).
22»Aus tieffen gots willen gerechten unnd starcken. Wechst der mensch mit seinem creutz und wercken.« (Vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle) und Currus KGK 110 (Textstelle)).
23In der rechten Hand Christi.
24»Gelas eigen willen alles dein und dich« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle). S. auch Currus, KGK 110 (Textstelle) ).
25In der linken Hand Christi.
26Vgl. Lk 9,23. Vg »Si quis vult post me venire abneget se ipsum et tollat crucem suam cotidie et sequatur me.« »Dein creutz nim dir und volg mir« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle). S. auch Currus KGK 110 (Textstelle)).
27Unter der rechten Kreuzquerbalkenseite – nicht in der Auslegung Wagen angeführt.
28Vgl. Mt 11,28–30 Vg »Venite ad me omnes qui […] onerati estis et ego reficiam vos«. Vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle).
29Vor Christi Brust – nicht in der Auslegung Wagen angeführt.
30Vgl. Eph 2,14 Vg »[…] ipse [Christi] pax nostra, qui fecit utraque unum et medium parietem maceriae solvens inimicitiam in carne sua«; (S. auch Currus, KGK 110 (Textstelle), und Brief Karlstadts an Spalatin, KGK 109 (Textstelle)) bzw. Mt 11,28f. Vg »Venite ad me […] et invenietis requiem«.
31Linke Wagenseitenwand. Vgl. KGK 110 (Textstelle).
32Vgl. Röm 7,7 und Augustinkommentar KGK I.2, Nr. 64, S. 598, Z. 29f.
33»Wiewol gotlich schrifft gut ist und heilig. | Dannach macht sie die sunde krefftig/ heuffig. | Dient ubertreetung tzorn und todt. | Beschleust all menschen in not. | Gemeert boß begerūng / dartzu sundlich bandt. | damit Christus allein heyler wert erkant. | Und hab yn der schrifft kein trost. | Der werden will in Jesu erlost.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
34Vor dem linken hinteren Wagenrad.
35Vgl. Ps 93(94),14f. Vg (LXX) »Quia non repellet Dominus plebem suam et hereditatem suam non derelinquet; quoadusque iustitia convertatur in iudicium«. »Got sein volck nit veriachet | Weil gerechtikeit in dem urteyl wachet.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)); bzw. »Got sein volck nit vorlast/ weil gerechtickeit in das urteyl widerkeret/ […]« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
36Vor dem linken vorderen Wagenrad.
37»Du hast mein gewissen bewegt | Und in hart gedreng gelegt | Nun bis dem gnedich | Den du machest reuich« (Vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Karlstadt verweist in der die Sprüche erläuternden Auslegung in diesem Zusammenhang auf den in (diagonalem) Gegensatz dazu platzierten Spruch [Nr. 33] – vor dem hinteren Rad des unteren Wagens. Damit wird deutlicht, wie er »pro-« und (entsprechende) »contra-« Aussagen von oberer zu unterer Bildhälfte in Verbindung setzte.
38Vor der erhöten Wagenrückwand.
39Vgl. Mt 6,10 Vg »Fiat voluntas tua sicut in caelo et in terra.« »Dein will gesche« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
40Über der Person im Wagen.
41fremd.
42»Auß mir furent mich | So mich ansech erschreck ich | Wie gern wer ich mir from [= fremd] | Wan mich selbest erkon | Brengt mich von meinem kot | Ich drieff auß grosser not.« (vgl. Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
43An der vorderen Wagenwand – nicht in der Auslegung Wagen angeführt. Das diesem Feld im unteren Wagen diagonal entgegengesetzte Textfeld ist leer. Möglicherweise enthielt das Textfeld an der vorderen Seite des unteren Wagens im Currus die Aussage: »Lex, nostrum adiutorium« (vgl. KGK 110 (Textstelle)).Bubenheimer meint, dass hinter dieser Auslassung eine »didaktische Absicht« Karlstadts stehe. Betrachter könnten für das leere Feld z. B. als passenden Text »ersynnen und bschlisszen«: der Wagen zur Hölle. Vgl. Bubenheimer, Interpretation, 56.
44»Heilig schrifft vergleicht Augustin einen wagen/ der nicht mer vermack/ dan zu dem rechten artzt furen […] Also tzeigt uns die schrifft Christum/ und gibt getzeugnus das er der warhafftig helffer ist/ und das wir krancke/ elende/ wuste und vordorben.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle); vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle)).
45Oben, über dem ersten Pferdepaar.
46»Got yn uns schafft | Alles das er gut acht | Er pflantzt rechte willen | Mit fruchten und wurtzeln« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Dieser Spruch (»[…] ab gleich her Eckius darwyder mit blossen wortten clappert […]«) widerlege – so Karlstadt – den senkrecht damit kontrastierenden in der unteren Bildhälfte eingepassten Spruch [Nr. 36]: »Der hat ein sichern muth. | Der so vil thut. | als er selbst kann wircken. | Dan got muß ym hulff geben.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Vgl. Mt 15,13 Vg »Omnis plantatio quam non plantaverit pater meus coelestis eradicabitur«.
47Oben rechts, neben Gottvater im Wolkenkranz.
48Vgl. Gal 5,17 Vg »Caro enim concupiscit adversus spiritum, spiritus autem adversus carnem«; Röm 7,14 Vg »Scimus enim quod lex spiritalis est, ego autem carnalis sum venundatus sub peccato«.
49schießt.
50»Mein fleisch streyt gegem geyst. | Czu dem ergsten mich reist | Das bosz das ich nit wil | scheust mit mir czum tzil« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle); vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle)).
51Unter Gottvater, von seinen Händen gehalten.
52»Israhel Israhel merck wol | Du bist verlusts vol. | All dein verderben ist aus dir | Aber radt und hilff aus mir.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)); vgl. Hos 13,9 Vg »Perditio tua Israhel, tantummodo in me auxilium tuum.« (vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle)).
53Unter dem vordersten, vierten Pferdepaar.
54»Aller und yder heiligen werck auff erdreich. Seind loblich und streflich.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle); vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle)).
55Vor der Wagendeichsel.
56»Mein gerechtikeit acht ich als mist | Das du mich endthebest arges list« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Vgl. Phil 3,7–9 Vg »quae mihi fuerunt lucra haec arbitratus sum propter Christum detrimenta. […] et arbitror ut stercora, ut Christum lucri faciam et inveniar […] iustitiam, […] quae ex Deo est«. Vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle).
57Unter dem Reiter im ersten Pferdepaar.
58»Ungutig narren. | Die yn frevelheit harren. | Geben got eyn teyl. | Guter wercken heyl.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
59Unter dem dritten Pferdepaar.
60lügen.
61»Durch schalckhafftig ungelassenheit. Ligen redner gotlicher warheit«. (KGK 124 (Textstelle)).
62Hinter dem Reiterbischof auf dem dritten Pferdepaar.
63»In gotis namen faren wir | Seyner genaden begeren wir.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Vgl. Wackernagel, Kirchenlied, 515, Nr. 678: »In gotes namen fara wir / seyner genaden [be]gara wir/ Nu helf uns die gotes kraft / und das heilig grab / da got selber ynne lag. Kyrieleys« (um 1422); Nr. 680 – 2. Strophe: »Und das heilige Creutz / werd uns alzeit nütze/ Das Creutz, da Gott sein marter an leidt/ dasselbig sey unser freud. Kyrie eleeson.« (Georg Witzel, Psaltes Ecclesiasticus, Mainz 1550, W 4006, Bl. 107: »Noch ein ander alt deudsch Lied.«).
64Unter dem zweiten Pferdepaar.
65»Nymants ist oberster gaben vehig | Er sei dan in goth gleubig.« (KGK 124 (Textstelle)).
66Hinter dem ersten Reiter auf dem ersten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
67Über dem zweiten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
69Über dem vierten, vordersten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
70Am unteren Rand, unter dem Pferdegespann – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
72Unter dem ersten, hintersten Pferdepaar.
73»Unsers willen selickeyt: steet im ansehen und gotheit: also rast der geyst spiritaliter: in geschaffenheit minus principaliter.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle); vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle)). Von Karlstadt wird der Spruch den Franziskanern zugelegt und als irreführende Aussage zu menschlicher Seeligkeit kritisiert (Karlstadt: »hochste seyligkeit ist […] hochste unnd volkumliche gehorsamkeyt«Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
74In der rechten Hand des Mönchs im Wagen.
75»Bevar dich vor den vermuschten Theologen / di lernen/ das der mensch guter werck substantz macht. Als Capreolus leret/ und die christglaubigen verfuerth« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle). S. auch Currus, KGK 110 (Textstelle)).
76Vor dem rechten hinteren Wagenrad.
77»So vernunfft sunden betragt [= betracht]. | Und eygener wil veracht | Machen sie leydt und reu | Von dem wasser wurst du neu« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle) und KGK 124 (Textstelle). S. auch Currus, KGK 110 (Textstelle)).
78Oberer Rand der unteren Bildhälfte, über dem zweiten und vordersten Pfederpaar.
79Vgl. Apologeticae Conclusiones (Thesen 221 – 256, KGK I.2, Nr. 85, S. 834–837), in denen sich Karlstadt kritisch mit Aristoteles auseinandersetzt.
80Karlstadt berichtet in Päpstliche Heiligkeit (1520, fol. E2v), dass ihm (in Rom) ein Mönch und Doktor der Theologie (vermutlich Silvester Prierias) bei einer Debatte, als Karlstadt unter Rückgriff auf eine Bibelstelle argumentierte, entgegnet habe: »Venis tu cum credere? […]« – was Karlstadt erläutert: »[…] das ist/ kommestu mit dem wort gottis?« (vgl. Bubenheimer, Consonantia, 62).
81Vgl. Jer 3,12 Vg »Revertere aversatrix Israhel, ait Dominus, et non avertam faciem meam a vobis«; Jer 3,22 Vg »Convertimini filii revertentes et sanabo aversiones vestras«, bzw. Sach 1,3 Vg »Convertimini ad me, ait Dominus exercituum, et convertar ad vos, dicit Dominus exercitum«.
82Vgl. Ps 33(34),6 Vg (LXX) »Accedite ad eum et inluminamini«. Vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle).
83Vgl. Jak 2,24 Vg »Videtis quoniam ex operibus iustificatur homo et non ex fide tantum«.
84Vgl. 1. Kor 9,24 Vg »sic currite ut conprehendatis«. Vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle).
85Anspielung Karlstadts auf die gegen solche scholastischen Disputatoren »anpfeifenden« Wittenberger.
86Vgl. Phil 2,13 Vg »Deus est enim qui operatur in vobis et velle et perficere pro bona voluntate«.
87Vgl. Joh 15,5 Vg »qui manet in me et ego in eo, hic fert fructum multum, quia sine me nihil potestis facere«. Dieses Bibelwort – so die Argumentation der hier spitzfindig unterscheidenden Scholastiker – ist auf Gottes Vollendung eines guten Werkes zu beziehen, den Beginn desselben könne der Mensch selber machen.
88»Hye vernym freuntlicher man / was eygenn will kan / wye yn tzanckische disputirer / auffheben mit Heydnische lerer / den niemantz einsagen darf / er wollte dan dulden kettzerisch straff. Also ir disputation spricht. Unser wil mit freyhen wercken außbricht / und ir substantz selber macht. Ist ader ymants der gottis wercke grosser acht / und nit gestehet / das uns wil fur geet / der mus vor unßer schrifft / so ym Aristoteles nit hilfft / als schne bey feuer schmeltzen / und sich mit dem Credere beltzen. weyl wir auch nit dorffen das Credere flyhen / wollen wyr schrifften tzu uns tzihen. | Jheremias / kerent euch zu got schreyt. So kere ich tzu euch alle tzeit. David〈/〉 gehent tzum licht und werdet erleucht. Jacob mit wercken in gewiß beruffung fleucht. Paulus sagt lauffent das ir ergreufft / dar gegen einer pfeufft. Goth macht tzuker / wercke / und erleuchtung / Mit schriften gleycher meldung. Aber wir konnen wol distinguirenn / und uns durch alle knoden furen. Exemplum〈/〉 Sine me nihil potestis facere / dz ist war perfecte / ma: inchoative lassa mi fare.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)). Am Ende verwendet Karlstadt einen Italianismus (lascia mi fare = »Lass mich machen«).
89Unter dem vordersten Pferd, auf dem der Antreiber des Wagengespannes reitet.
90»Regir dich nach deinem hochsten | So kumst du tzu dem besten.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)); im Currus lautet der Text in diesem Textfeld: »Omnes homines sua voluntate reguntur« (KGK 110 (Textstelle)). Das entspräche der Eck-These: »Est […] voluntas in anima sicut regina in regno.« (Eck, Defensio (1518), 53). In der volksprachlichen Fassung ist der direkte Bezug zu der lateinischen Formulierung abgeschwächt. Eck könnte sich vielleicht durch diese Aussage im Antreiber des unteren Pferdegespanns »wiedererkannt« haben; ein Bezug den Karlstadt durchaus so hätte intendiert haben können.
91Beim linken Pferd des vordesten Pferdepaars.
92»Der hat ein sichern muth. | Der so vil thut. | Als er selbst kann wircken. | Dan got muß ym hulff geben.« (Auslegung Wagen, KGK 124 (Textstelle)).
93In der rechte Hand vom Wagenteufel – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
94Über dem Mönch – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
96In der linken Hand vom Mönch – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
98Vor dem Mönch – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
100An der vorderen Wagenseite – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
101oder.
103Unter dem Wagen zwischen den Rädern – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
105Vor dem vorderen rechten Wagenrad – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
106Zwischen dem Wagen und dem Reiter auf dem linken Pferd des ersten Pferdepaars – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
107Oben über dem ersten Pferdepaar– nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
109Über dem zweiten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
110Unter dem zweiten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
111Unter dem dritten, vorderen Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
113Am unteren Bildrand unter dem ersten und zweiten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
114Am unteren Bildrand unter dem dritten Pferdepaar – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
115Fleiß.
116Aufforderung an die Betrachter, sich mit dem Bildflugblatt intensiv zu beschäftigen, um nicht das Schicksal der im Höllenrachen leidenden Verdammten teilen zu müssen.
117Über dem vorderen Pferd des Antreibers – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
119Am unteren Bildrand Im Höllenrachen – nicht angeführt in der Auslegung Wagen.
120(Höllen-)Tier.
121Vgl. Currus, KGK 110 (Textstelle). Dieses ist in der unteren Bildhälfte eine von Karlstadt positiv intendierte Aussage (vgl. oben KGK 120 (Textstelle), die Aussage des Spruchbands über der Hölle in der Himmelsleiter).

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