1. Überlieferung
Editionen:
- Wit deutsch, fol. 69–70.
- Walch2 15, 1290.
- WA.B 1, 463–465, Beilage 3 zu Nr. 192. (Das lateinische Original ist verschollen; das Schreiben wurde in den ersten deutschen Sammlungen von Luthers Werken überliefert).
Beilage 1: Johannes Eck an Kurfürst Friedrich III., Leipzig, 1519, 22. Juli
Frühdrucke:
⁌ Dem duꝛchleuchtigiſtē hocheboꝛnē Furſt⸗‖en vnd herꝛen herꝛ Friderich.Churfürſten . Her⸗‖og in Sachſen. Margraue zů Meychſen land⸗‖graue zů Düringen.Roͤmiſcher K.Mt.vi‖cari ꝛc.meinem genedigiſten herꝛen.
in:
Eck, Johannes; Karlstadt, Andreas Bodenstein von; Luther, Martin; Friedrich III. Kurfürst
Doctor Martin lud⸗‖ders Underricht an Kur‖furſten vo n Sachſſen.diſpu‖tation zu Leypſzig belangent: ‖ vnnd D.Eckius bꝛiue. ‖ von der ſelbigen. ‖ ❦
[Augsburg]: [Johann Miller], [1520], fol. A2r‒A4r.
4°, 26 Bl., A4-E4, F6.
Editionsvorlage:
BSB München, Res/4 Th.u. 103,XXXII,7, Digitalisat.Weitere Exemplare: BSB München, Rar. 1477. — ZB Zürich, 18.216: c,11 RARA.
Bibliographische Nachweise:
- Benzing, Lutherbibliographie, Nr. 816.
- VD 16 L 6831.
⁌ Dem durchleuchtigiſtē hocheboꝛnē Furſt‖en vnd herꝛen herꝛ Fryderich.Churfürſten. Her⸗‖og in Sachſen. Margraue zů Meychſēland⸗‖graue zů Düringen.Roͤmiſcher K.M t. vi⸗‖cari ꝛc.meinem genedigiſten herꝛen
in:
Eck, Johannes; Karlstadt, Andreas Bodenstein von; Luther, Martin; Friedrich III. Kurfürst
Doctor Martin lud⸗‖ders Underricht an Kur‖furſten von Sachſſen.diſpu‖tation zu Leypſzig belangent: ‖ vnnd D.Eckius bꝛiue. ‖ von der ſelbigen. ‖ ❦
Augsburg: [Johann Miller], [1520], fol. A2r‒A4r.
4°, 26 Bl., A4-E4, F6.
Editionsvorlage:
BSB München, Res/4 H.ref. 800,12, Digitalisat.Weitere Exemplare: BSB München, 4 H.ref. 528 d.
Bibliographische Nachweise:
- Benzing, Lutherbibliographie, Nr. 817.
- VD 16 L 6832.
Edition:
- WA.B 1, 459‒462, Beilage zu Nr. 192.
Beilage 2: Kurfürst Friedrich III. an Johannes Eck, Altenburg, 1519, 24. Juli
Frühdrucke:
⁌Uon gottes gnaden Fryderich Herog zu ‖ Sachſſen Kurfäſt ꝛc. Vnnd vicarj ꝛc.
in:
Eck, Johannes; Karlstadt, Andreas Bodenstein von; Luther, Martin; Friedrich III. Kurfürst
Doctor Martin lud⸗‖ders Underricht an Kur‖furſten vo n Sachſſen.diſpu‖tation zu Leypſʒig belangent: ‖ vnnd D.Eckius bꝛiue. ‖ von der ſelbigen. ‖ ❦
[Augsburg]: [Johann Miller], [1520], fol. A4r.
4°, 26 Bl., A4-E4, F6.
Editionsvorlage:
BSB München, Res/4 Th.u. 103,XXXII,7, Digitalisat.Weitere Exemplare: BSB München, Rar. 1477. — ZB Zürich, 18.216: c,11 RARA.
Bibliographische Nachweise:
- Benzing, Lutherbibliographie, Nr. 816.
- VD 16 L 6831.
⁌Uon gottes gnaden Fryderich Herog zu ‖ Sachſen Churfüſt ꝛc. Vnnd vicari ꝛc.
in:
Eck, Johannes; Karlstadt, Andreas Bodenstein von; Luther, Martin; Friedrich III. Kurfürst
Doctor Martin lud⸗‖ders Underricht an Kur‖furſten von Sachſſen.diſpu‖tation zu Leypſʒig belangent: ‖ vnnd D.Eckius bꝛiue. ‖ von der ſelbigen. ‖ ❦
Augsburg: [Johann Miller], [1520], fol. A4r.
4°, 26 Bl., A4-E4, F6.
Editionsvorlage:
BSB München, Res/4 H.ref. 800,12, Digitalisat.Weitere Exemplare: BSB München, 4 H.ref. 528 d.
Bibliographische Nachweise:
- Benzing, Lutherbibliographie, Nr. 817.
- VD 16 L 6832.
Edition:
- WA.B 1, 463, Beilage zu Nr. 192.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 144‒146.
2. Inhalt und Entstehung
Während Luther und Karlstadt unmittelbar nach der Disputation nach Wittenberg zurückkehrten, blieb Johannes Eck noch weitere elf Tage in Leipzig.1 Im Zuge seines verlängerten Aufenthaltes traf er sich unter anderem mit den Stadtbehörden und den Professoren der Universität; die theologische Fakultät überreichte ihm sogar ein Zeugnis, eine epistola pro testimonio disputationis.2 Darüber hinaus sandte der Ingolstädter in jenen Wochen briefliche Berichte über die Disputation an seine Korrespondenten – eine Praxis, die ihn anscheinend nicht daran hinderte, Melanchthon am 25. Juli für dessen Brief an Oekolampad vom 21. Juli zu kritisieren.3 Über die Briefaffäre entzündete sich alsbald ein bitterer, im darauffolgenden Herbst und Winter immer radikaler werdender Konflikt zwischen dem Ingolstädter und den Wittenberger Theologen. Beide erhoben in ihren polemischen Schriften gegenseitige Anschuldigungen, verbreiteten geringfügig manipulierte Darstellungen des Disputationsverlaufs und reklamierten den Sieg in der Disputation für sich, während sie dem Gegner die Niederlage und Unzulänglichkeiten attestierten.4
All diese Aspekte begegnen auch im Brief Ecks an Friedrich III., gesendet am 22. Juli, noch aus Leipzig.5 Der Theologe verfährt hier auf zwei Ebenen: Einerseits skizziert er eine idealisierte Selbstdarstellung, in der er sich als treuen und gemäßigten Anhänger der Wahrheit beschreibt, der dem Kurfürsten zu dienen gewillt ist, andererseits klagt Eck dessen Untertanen Luther und Karlstadt wegen falscher Lehre und gefährlichen Verhaltens an. Insbesondere formuliert der Ingolstädter in diesem Schreiben all jene Vorwürfe und Andeutungen, die die Wittenberger in den Folgemonaten vehement bestreiten sollten. Zunächst deutet Eck eine klare Differenzierung zwischen Karlstadt und Luther an: Ersterer sei ungeeignet und unfähig zu disputieren und neige eher dazu, seine Feinde grob zu beleidigen. Luther hingegen habe ein »schon ingenium«, das er aber leider mit unsinnigen Thesen verschwende. Eck warf Luther außerdem vor, die Lehre der Kirchenväter zu leugnen, den ketzerische Jan Hus und die Böhmen für »Christianissimi und ewangelici« zu halten und den päpstlichen Primat abzulehnen.6Eck berichtet dem Kurfürsten weiterhin die Gründe für die Spannungen bei der Erstellung der Vereinbarung: die langwierige Wahl der zwei Universitäten, die über die Ergebnisse der Disputation entscheiden sollten sowie die Weigerung Luthers, die von den Wittenbergern selbst vorgeschlagene Leipziger Universität7 als Richter anzuerkennen; zweitens die Aufforderung Luthers, alle Fakultäten der beiden ausgewählten Universitäten Paris und Erfurt zur Übernahme der Schiedsrolle aufzurufen; drittens das Veröffentlichungsverbot der Protokolle, das Eck als eine allgemeine Verpflichtung zur Schweigsamkeit verstand;8 und schließlich die Veröffentlichung von KarlstadtsWagen, von dem Eck behauptet, namentlich darin diffamiert worden zu sein.9 Nur zwei Tage später, am 24. Juli, antwortete Friedrich III., er habe beschlossen, seine Theologen um einen Bericht zu bitten und Ecks Schreiben an dieselben weiterzuleiten – eine Maßnahme, die er höchstwahrscheinlich umgehend einleitete.10
Die Originale dieser Briefe Ecks und des Kurfürsten sind heute verschollen. Sie wurden erstmals in einem Sammelband veröffentlicht, der zwischen Ende 1519 und Anfang 1520 – in zwei Varianten – unter dem Titel Doctor Martin Ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen erschienen ist.11 Der Herausgeber Michael von Eck, ein Vetter Johannes Ecks,12 ordnete in chronologischer Reihenfolge die hier als Beilagen edierten Briefe, die VerantwortungKarlstadts und Luthers13 zusammen mit dem Brief des Kurfürsten Friedrich III. vom 12. Oktober 1519,14 die ausführliche Antwort Ecks vom 8. November 151915 und zuletzt den Brief Luthers an Eck vom 15. November 1518.16 Erklärtes Ziel des Sammelbandes war es, diejenigen Originaldokumente zu veröffentlichen, die sich auf die andauernde Kontroverse bezogen, und damit die angeblichen Unwahrheiten der Wittenberger zu widerlegen und Eck in ein rechtes Licht zu rücken.17
Ob Luther brieflich in ähnlicher Weise auf die Erklärungsaufforderung Friedrichs III. reagierte, bleibt ungewiss. Nachdem er Spalatin (wahrscheinlich auch im Namen von Karlstadt) darum gebeten hatte, ihm ein »exemplar Lipsicae disputationis« zurückzugeben,18 nahm Luther erst Anfang August mit der Veröffentlichung seiner Resolutiones super propositionibus Lipsiae disputatis und des dazugehörigen Widmungsbriefs an Spalatin vom 10. August eine öffentliche Position ein.19Karlstadt jedoch sandte bereits am 31. Juli seine hier edierte Antwort an Friedrich III. Das Schreiben ist in der Jenaer Lutherausgabe von Georg Rörer erhalten, das Original ist auch in diesem Fall verschollen.
Karlstadt antwortet in seinem Brief zunächst auf den Vorwurf, er sei der Disputation mit Eck, den er als »Rhuͤmer und Schreier«20 abstempelt, nicht gewachsen gewesen. Er verweist auf seinen Triumph bei der Verteidigung seiner Thesen und wirft dem Gegner eine mangelhafte Kenntnis der patristischen Quellen vor, welche durch die von Eck während der Disputation herangezogenen, falschen und ungenauen Zitate offengelegt worden sei. Schließlich kündigt Karlstadt dem Kurfürsten die baldige Zusendung einer detaillierten Antwort an.21 Hierbei handelt es sich um die gemeinsam mit Luther Mitte August verfasste Verantwortung (KGK 134).