1. Überlieferung
Handschriften:
Nachlass Spalatins.
Frühdrucke:
Frühdrucke:
[7 Conclusiones de coelibatu]
in:
Karlstadt, Andreas Bodenstein von
SVPER COELIBA∥TV MONACHATV ET VIDVI-∥TATE AXIOMATA PER∥PENSA VVITTEM-∥BERGAE. ∥ AND. BO. CAROLOSTADII. ∥ VVITTEMBERGAE ∥ M.D.XXI. ∥ [Am Ende:] Impreſſus vuittembergæ a Nicolao Schirlenco,in ædibus Caro∥loſtadii M.D.XXI. ∥
Wittenberg: Nickel Schirlentz, 1521, fol. a4r, c1v, c2v, c3v, c4r–v.
4°, 12 Bl., A4–C4.
Editionsvorlage:
HAB Wolfenbüttel, H: H 67.4° Helmst. (6).Weitere Exemplare: SUB Göttingen, 8° H.E.E. 378/5:2. — HAB Wolfenbüttel, 90.5 Theol. 4° (21). — EAB Paderborn, Th 6117 (17). — SB-PK, Ft 11376.
Bibliographische Nachweise:
- Freys/Barge, Verzeichnis, Nr. 59.
- VD 16 B 6126.
- Köhler, Bibliographie, Nr. 1918.
- Zorzin, Flugschriftenautor, Nr. 32A.
CONCLVSIONES.
in:
Karlstadt, Andreas Bodenstein von
DE COELIBATV, MONACHA⸗∥TV, ET VIDVITATE. ∥ D. ANDREA CAROLOSTADIO ∥ AVTORE. ∥ ANNO M. D. XXI. ∥ [TE]
[Basel]: [Andreas Cratander], 1521, fol. a1v, b1r, c3v, d1r, d2r, d3r–d4r.
4°, 16 Bl., A4–D4 (fol. d4v leer) –- TE.
Editionsvorlage:
UB Basel, FM1 IX 21.Weitere Exemplare: BSB München, 4 J.can.p. 181. — ÖNB Wien, 20.Dd.1357 ALT PRUNK. — ThULB, Ki 389.
Bibliographische Nachweise:
- Freys/Barge, Verzeichnis, Nr. 60.
- VD 16 B 6123.
- Köhler, Bibliographie, Nr. 1871.
- Zorzin, Flugschriftenautor, Nr. 32B.
[7 Conclusiones de coelibatu]
in:
Karlstadt, Andreas Bodenstein von
SVPER COELIBA∥TV MONACHATV ET VIDVITATE AXIOMATA ∥ PERPENSA VVITTENBERGAE. ∥ AND. BO. CAROLSTADII. ∥ VVITTENBERGAE. M.D.XXI. ∥
[Wien]: [Johann Singriener], 1521, fol. A4v, C4v, D2r, D3v, D4r–E1r.
4°, 18 Bl., A4–E2 (fol. E2v leer).
Editionsvorlage:
ÖNB Wien, Sign. 20.Dd.1095.Bibliographische Nachweise:
- Freys/Barge, Verzeichnis, Nr. 61.
- VD 16 B 6124.
- Köhler, Bibliographie, Nr. 1916.
- Zorzin, Flugschriftenautor, Nr. 32C.
[7 Conclusiones de coelibatu]
in:
Karlstadt, Andreas Bodenstein von
SVPER COELIBATV ∥ MONACHATV ET VI⸗∥duitate Axiomata per/∥penſa Vuittem/∥bergæ. ∥ AND. BO. CAROLOSTADII. ∥ Recognitus & ab Autore opibus ∥ haud pœnitendis adauctus. ∥ Suſqʒ deqʒ fero riſum, cor meum ∥ dominus vnus iudicat. ∥ VVITTEMBERGAE ∥ M. D. XXI. ∥ [Am Ende:] VVittembergę ex officina Iohannis Grunenb: Anno M.D. XXI. ∥ [TE]
Wittenberg: Johann Rhau-Grunenberg, 1521, fol. A4r, D3r, D4r, D5r–D6r.
4°. 18 Bl., A4–C4, D6 (fol. D6v leer) –- TE.
Editionsvorlage:
ÖNB Wien, Sign. 77.Dd.388.Weitere Exemplare: ThULB Jena, 4 Op.theol.V,2. — ULB Halle, 66 A 4251(3).
Bibliographische Nachweise:
- VD 16 B 6125.
- Zorzin, Flugschriftenautor, 32D.
- Köhler, Bibliographie 1917 (Fiche 125/Nr. 336).
Alia A.B.C.D.
in:
Luther, Martin; Karlstadt, Andreas Bodenstein von; Melanchthon, Philipp; u. a.
CHRISTIANISSI∥MI VVITTENBERGENSIS GYMNA∥ſij, multarum Diſputationū paradoxa & plane enigmata in ∥ Papiſtica illa mendacijs confuſiſſima Eccleſia:uulgaria ∥ uero ueræ Chriſti Eccleſiæ pronūciata. Atqʒ ex his ∥ lector iudicabis, quid agatur in uere Chriſtia/∥na ſchola, quāqʒ hæretica ſit Lutecia, & ∥ omnes filiæ eius. ∥ AVCTORES SVNT, ∥ Martinus Lutherus. ∥ Andreas Caroloſtadius. ∥ Philippus Melanchthon. &c. ∥ [Am Ende:] EXCVSAE ANNO DOMINI ∥ M. D. XXI. MENSE ∥ SEPTEMBRI. ∥
[Basel]: [Adam Petri], 1521, fol. b1v–b2r.
4°, 8 Bl., A4–B4 (fol. a1v und b4v leer).
Editionsvorlage:
HAB Wolfenbüttel, M: Li 5330 Slg. Hardt. (38,656).Weitere Exemplare: UB Basel, FM1 XI 9:7.
Bibliographische Nachweise:
- Benzing/Claus, Lutherbibliographie, Nr. 819.
- Köhler, Bibliographie, Nr. 555.
- VD 16 C 2306.
DE COELIBATV
in:
Luther, Martin; Melanchthon, Philipp; Karlstadt, Andreas Bodenstein von
LVTHERI , ∥ MELANCH. CAROLOSTADII &c. ∥ PROPOSITIONES, VVITTEM⸗∥BERGAE uiua uoce tractatæ, in hocq́; ple∥ræq; æditæ ab auctorıbus,ut uel nos abſentes ∥ cum ipſis agamus,uel certe ut ueri⸗∥tatis, & ſeductionum ad∥moneātur boni. ∥ Sunt autem id genus, ∥ De ∥ Miſſa & celebratione eius. ∥ Sacramento panis & uini. ∥ Promißione & præcepto. ∥ Fıde & operibus. ∥ Cantu Gregorıano. ∥ Coniuratıone ſpirituum. ∥ Cœlıbatu preſbyterorum. ∥ Decımis ac uotis. &c. ∥ BASILEAE. M. D. XXII. ∥ [Am Ende:] BASILEAE ANNO ∥ M. D. XXII. ∥
Basel: [Adam Petri], 1522, fol. D6r.
8°, [56] Bl., A8–G8 (fol. A1v und G8v leer).
Editionsvorlage:
ÖNB Wien, 77.Cc.281.Weitere Exemplare: BSB München, Polem. 3020,13.
Bibliographische Nachweise:
- VD 16 L 7642.
Die 7 Conclusiones de coelibatu sind in sieben Handschriften und sechs Druckwerken erhalten, die sich in zwei Überlieferungslinien einteilen lassen.
Karlstadt selbst veröffentlichte die hier edierten Thesen einige Wochen nach ihrer Disputation in der bei Nickel Schirlentz herausgegebenen Schrift Super coelibatu (KGK 190).1 Dort sind die 7 Conclusiones de coelibatu nicht in einer Liste, sondern einzeln jeweils gefolgt von einem ausführlichen Kommentar bzw. Exkurs aufgeführt. In ähnlicher Weise sind die Thesen in den Nachdrucken des Traktats Super coelibatu in der Basler Ausgabe (wo sie allerdings zusätzlich in einer Liste auf fol. A1v wiedergegeben sind), in der Wiener und in der zweiten Wittenberger Ausgabe, diesmal bei Rhau-Grunenberg, zu finden. Sowohl eine der St. Galler Handschriften (c2) von Christoph Schappeler2 als auch die Wolfenbütteler Handschrift (a) von Heino Gottschalk3 entsprechen der in den Frühdrucken von Super coelibatu dargestellten Fassung. Es ist nicht klar, ob es sich bei diesen beiden Handschriften um Kopien des Drucks handelt oder ob sie auf einer parallelen handschriftlichen Überlieferung der Thesen beruhen.4 Als Editionsgrundlage für die vorliegende Ausgabe wurde die Wolfenbütteler Handschrift gewählt, weil sie die ursprüngliche Anordnung des verschollenen Thesenblattes – also nur die conclusiones, ohne probationes oder Kommentare – beibehält und zugleich die sicherlich von Karlstadt autorisierte Fassung in der editio princeps von Super coelibatu wiedergibt.
Eine zweite Überlieferungslinie – die sich von der vorherigen nur durch geringe syntaktische Abweichungen unterscheidet – geben die beiden von Adam Petri herausgegebenen Wittenberger Thesensammlungen (Basel, 1521 und 1522) wieder. Hinzu kommen die Abschriften von Johannes Hess in der Berliner Handschrift5 (d), eine von Johannes Mantel aus Stuttgart6 (e), die sich auf der letzten Leerseite eines Lutherdruckes befindet,7 und eine zweite Abschrift der Basler Druckfassung von 1522 aus der Hand Christoph Schappelers (c1).8 Schließlich gibt es eine Abschrift von Stephan Roth aus Zwickau (b)9 und eine aus dem Nachlass Spalatins von der Hand Johannes Schwertfegers (f),10 die eine wörtlich übereinstimmende Angabe des Tages der Disputation im Präskript bieten. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Handschriften – vor allem die von der Hand des Wittenberger Juristen Schwertfeger – eine Kopie des heute verschollenen, für die Disputation angefertigten Thesenblattes bieten.
Die Anzahl von handschriftlichen Abschriften dieser Thesenreihe, wie auch anderer Karlstadts,11 zeugt von der weiten Verbreitung der Wittenberger Thesen in den Jahren 1521–1522 durch ein weit verzweigtes Korrespondenznetz und dem Interesse und Echo, das sie hervorriefen.12
Editionen:
- Kapp, Nachlese 2, 462–463.
- Jäger, Carlstadt, 176.
- Kolde, Disputationsthesen 471 (nur 1. Th.).
Literatur:
- Jäger, Carlstadt, 176 f.
- Fischer, Beichte 2, 190 f.
- Barge, Karlstadt 1, 265 mit Anm. 66 u. 475 f.
2. Entstehung und Inhalt
Karlstadt verfasste diese 7 Conclusiones de coelibatu, die den Auftakt zu einer umfangreichen Reihe von Schriften über das Zölibat und die Priesterehe bildeten unmittelbar nach der Ankunft in Wittenberg nach seiner Dänemarkreise – die zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 1521 stattfand.13 Die Diskussion um diese Themen hatte sich in Wittenberg bereits Mitte des Jahres 1520 entwickelt und eine erste kompakte, aber maßgebliche Formulierung in LuthersAdelsschrift gefunden.14 Zwischen Herbst/Winter 1520 und dem Frühjahr des Folgejahres fand vermutlich ein intensiver Austausch zwischen Luther und seinen Kollegen und Schülern statt. Agricola und Melanchthon heirateten noch im Laienstand am 10. September und 26. November 1520.15 Im Frühjahr 1521 setzten dann aber auch einige Geistliche ihre Überlegungen der vergangenen Monate in die Tat um: In rascher Abfolge vermählten sich Bartholomäus Bernhardi, damals Propst in Kemberg bei Wittenberg im Kurfürstentum Sachsen,16Jakob Seidler aus Glashütte im albertinischen Sachsen17 und Balthasar Zeiger in Vatterode in der Grafschaft Mansfeld.18 Wann genau diese Eheschließungen erfolgten, ist nicht bekannt, aber am 26. Mai schrieb Luther von der Wartburg aus an Melanchthon, dass er von der Entscheidung Bernhardis, dessen Zukunft ihm große Sorgen bereitete, und von der Hochzeit eines weiteren Pfarrers erfahren hatte.19
Da sich Karlstadt nach der Dänemarkreise nachgewiesenermaßen zu der Thematik geäußert hat, ist nicht auszuschließen, dass er bereits vor seiner Abreise an der Zölibatsdebatte teilgenommen und mindestens partielle Nachrichten von den ersten Eheschließungen der sich an Wittenberg orientierenden Priester erhalten hatte.20 Dies würde weitere Argumente für die These seines Einflusses auf die Abfassung des dänischen Landgesetzes, das genau in die Wochen des Aufenthalts Karlstadts am Hofe Christians II. fällt, aufzeigen. Im ersten Entwurf dieses Landesgesetzes wurde u. a. bestimmt, dass Mönche und Nonnen die Weihe nicht in zu jungen Jahren empfangen sollen und Prälaten, Priester und Geistliche Landgüter nicht kaufen dürften, »wofern sie nicht St. Pauli Lehre nachfolgen wollen, welcher 1. Tim. 3 schreibt, daß sie Eheweiber nehmen und im heiligen Ehestande leben sollen, wie ihre alten Vorväter getan haben.«21 Dies sind alles Themen, Argumente und Bibelstellen, die Karlstadt in seinen späteren Schriften noch ausführlich entwickeln und neuformulieren wird.22 Sie stehen nicht nur mit den Debatten, die Wittenberg in diesen Monaten umtrieben, sondern auch mit den beiden vorangegangenen, am 13. Mai diskutierten Thesenreihen (KGK 179 u. KGK 180) vollkommen im Zusammenhang.23
Karlstadt schreibt in seinem Widmungsbrief zu Super coelibatu (KGK 190), dass die 7 Conclusiones de coelibatu am 20. Juni 1521 disputiert wurden.24 Die Notizen in der Zwickauer und Weimarer (»6ta feria post Viti«, d. h. nach dem Vitustag am 15. Juni) sowie der Stuttgarter Handschrift (»11. Kalendas Julii«) datieren dagegen die Disputation auf den darauffolgenden Tag, Freitag, den 21. Juni.25 Weder Roth noch Mantel waren damals in Wittenberg anwesend, so dass sie das Datum nur über das Thesenblatt, wo die Disputation höchstwahrscheinlich für den Freitag angekündigt wurde, erfahren haben konnten.26 Falls die Disputation auf den vorangehenden Tag verlegt wurde, mussten sie daher nicht zwingend von einer Terminverschiebung wissen. Schwertfeger hätte dagegen über eine etwaige Terminverschiebung informiert sein können, da er in dieser Zeit in Wittenberg tätig war; doch schrieb er scheinbar das Thesenblatt kurzerhand ab, da die Datierung der Disputation in seiner Kopie wörtlich mit der Zwickauer Abschrift übereinstimmt. Zugleich, auch wenn es wenig wahrscheinlich ist, kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass Karlstadt in Super coelibatu versehentlich ein falsches Datum angegeben hat. Die Diskrepanz in der Datierung der Disputation kann daher nicht mit Sicherheit zugunsten der einen oder anderen Version gelöst werden. Da eindeutigere Quellen nicht vorliegen, gilt Karlstadts Angabe in Super coelibatu als maßgeblich.
Angesichts der Brisanz des Themas – nicht zuletzt wegen der kurz zuvor erfolgten Eheschließungen von den Wittenberg nahestehenden Priestern wie Bernhardi und Seidler27 – begannen die Thesen vermutlich sofort handschriftlich zu kursieren. In einem Brief vom 1. August 1521 lässt Luther selbst erkennen, dass er ein Exemplar der Thesen erhalten hatte. Er lobt zwar Karlstadts Engagement und Gelehrsamkeit, doch erklärt er sich in einzelnen Punkten nicht mit dessen Thesen einverstanden.28 Eine massive Verbreitung der Thesen erfolgte allerdings erst mit ihrem gedruckten lateinischen Kommentar Super coelibatu (KGK 190).
In seinen Thesen hob Karlstadt als erster in Wittenberg29 die Unterscheidung zwischen Weltklerus und Mönchen auf und verwarf die Verpflichtung zum Zölibat für alle Geweihten.30 Schon in der ersten These stellt Karlstadt mit direktem Bezug auf 1. Tim 5,11 eine Parallelität zwischen jungen (d. h. noch nicht sechzigjährigen) Witwen und jungen Männern, die ein Leben als Geweihte anstreben, her: So wie erstere nach dem Apostel nicht als Witwen eingetragen werden, sondern wieder heiraten sollen, so dürfen auch letztere nicht zum Zölibat zugelassen werden. Diese Schriftauslegung einer alttestamentlichen Bibelstelle zur spezifischen und zeitbedingten Zölibatsfrage hatte Luther als unzutreffend und riskant empfunden;31 sie spiegelt jedoch Karlstadts hermeneutische Methode wider, die in Super coelibatu (KGK 190) ausführlich dargestellt wird. In der anschließenden These wird die Ehe sogar als Voraussetzung für die Ordination genannt. Die dritte These macht Karlstadts Position noch deutlicher und fordert, jeder Geistliche (Mönche und Priester) dürfe heiraten, wenn er »heftig brennt«, wie Paulus in 1. Kor 7,9 lehrt.32 In den nächsten beiden Thesen ist zwar der Treuebruch als eine Sünde anerkannt, aber wer in Unkeuschheit lebe, um das Gelübde nicht zu brechen, sündige nach Karlstadt mehr als der, der das Zölibatsgelübde breche, heirate und nicht mehr brenne. Es geht also darum, das geringere Übel wahrzunehmen und zu akzeptieren.33 Wie Luther in der Adelsschrift, so beruft sich auch Karlstadt in der 6. These auf die Vorbehalts-Klausel »quatenus fragilitas humana permittit«, mit der man ein Keuschheitsgelübde ablegt, und interpretiert sie ähnlich wie Luther als »frey-negativ«, also als Nicht-Bekenntnis zur Reinheit, d. h. als Anerkennung der eigenen unabdinglichen Neigung zur Sünde.34Karlstadt kommt daher zu dem Schluss, dass diejenigen, die ihr früheres Gelübde brechen und heiraten wollen, nicht sündigen. Vielmehr müssen die Bischöfe – so legt die letzte These fest – ihre Priester, die im Konkubinat leben, zur Ehe zwingen.
Der Darlegung dieser Thesen sollte kurz danach die Veröffentlichung ihrer ausführlichen Kommentierung (KGK 190) folgen. Diese 7 Conclusiones de coelibatu liefern nicht nur eine erste theologische Rechtfertigung für die Entscheidungen der Priester, die in jenen Monaten geheiratet hatten (Seidler lebte z. B. im Konkubinat und hatte sich gemäß These 7 zur Heirat entschlossen, ohne auf die Aufforderung seines Bischofs zu warten); sie stellen auch die Formulierung jener theoretischen Grundsätze dar, durch die Karlstadt die Frage des Zölibats, der Ordensgelübde und der Priesterehe im Sommer/Herbst 1521 umformulieren sollte.