Nr. 167
Von Päpstlicher Heiligkeit
1520, [nach 17. Oktober]

Text
Bearbeitet von Harald Bollbuck und Alyssa Lehr Evans

A1r
Von Bepstlicher heylickeit:
Andres Bodenstein von
Carolstat Doctor.


Disses buchlin beschleust durch heylige schrifft/
das Bepstliche heylickeit altzu viel yrrenn/
sundigen/ unnd unrecht thun kan.
Wer das nit glaubt/ der ist
Ein boszer unchrist.


Wittemberg.


A1v
Dem gestrengen und erhnvehstenn
hern Neythart von Thungen zu Sodenberg1/ Ritter etc.
meinem gunstigen herren und furderer/ wunsche ichaAn-
dres Bodenstein vonn Carolstat doctor/ gesuntheit in
got/ und embietb mein willig und bereit dinst.


¶ Viel gelarten und ungelarten/ gestrenger her und
gonner/ sagen/ das Bepstliche heylickeit/ einenn/ alszo
heylig mache/ und umbkere/ das erwelter und bestetig-
ter Bapst/ in keinen weg yrren und sundigen/ auch nie-
mants gewalt odder unrecht thun kan/ unnd sprechen/
Ap gleich der heylig vatter Bapst/ einen/ an leyp odder
Seel beschediget/ aber sunst ubel thunn/ das ehr das nit
thue/ als ein Bapst/ sunder als ein mensch/ es sey auch
nit unrecht/ was er furnympt. Item er kan niemandts
vorfuren und betriegen/ darumb man auch den vorstor-
ben Bepsten/ kein seel Messe nach halten sol/ und weysz
nicht was sie ausz dem Bapst machen/ dan sie setzenn
und schreyben den bapst einen got aller menschen. ItemJesse zwu meyln von Torgau.2
einen lauen de tribu Juda/ Radix vonn Jesse/ der zu-schleusset/ und keiner schleusset auff etc.3


Sie halten yhn auch fur einen herren heyliger geschrifft/
und geben yme macht/ mit heyligen worten gottis nach
eygenem gefallen zuhandeln/ wie einem heffner4/ der mit
dem don umbgeht/ wen erc dopff odder krauszen5 nach
seinem willen machet.6 Das hab ich/ in vorgangen jaren
auch alszo mussen glauben/ dan ich hette schulmeyster
die den blinden fuerern viel bequemer gewest werenn/
dan den yenen/ die sich leer halben befleyssen/ vater und
mutter zulassen.7


Wen ich aber itzt diesser nerrischen einfeltickeit ge-
denck/ und nach yhr tracht/ so lach ich meiner selber. mir
felt auch nicht anders in mein gedancken/ dan das die A2r
Monichen dsolche liedlind erdicht/ und dem Bapst mit
bedriegischer leer geheuchlet/ und die feddern von den
kleydern geleszen haben/ auff das sie mit ablas und krab-
las8/ mit schmucken unnd drucken/ mit dreumen unnd
schmeycheln/ den einfeltigen schoefflin yhre wollen mit
der haut abschneyden/ unnd zu eygenem nutz brengen
kondten/ und nicht grosz achten/ wie der recht lebendig
glaub/ ausz heyliger schrifft geschopffet/ und in die dur-
stige Christ gleubige seelen mocht gegossen werden.9


¶ Sie haben vor allem betracht/ wie sie scheinbarli-
che kloster erbauten. ¶ Wie sie auch yhre keesz secke10 ful-
ten. ¶ Wie siee entlich heylig und frum geachtet wur-
den/ darumb haben sie den Christen das gesetz gottis
(darausz sunden gelernet werden) verdeckt unnd auch
verbotten zuleszen.


Es ist gleich mit dem Bapst unnd Monchen/ als
wan sich zwey pferde miteinander kreben11 aber reyben/
die sumerfliegen von sich zutreyben. Der bapst hat neu
betler bestetiget/ szo haben die neue betler/ neu ablas
erfunden/12 und mit disputiren lange zeit vorteydigt/ dar-
tzu das unvorstendig volck an den Bapst/ als einen got
gehengt/ und dahyn ubirredt unnd vorfurt/ das sie den
Bapst fur einen volkommen heyligen vatter halten und
eeren. Die Monchen sprechen/ was der bapst thut/ ist
wol gethan/ unser heyligster vatter der Bapst kan nicht
sundigen/ nicht yrren/ und ist ubir alle konige und fursten
und hat heylige geschrifft in seiner macht. Ich meyn das
heysse wol gekraebet und geheuchelt.


Derhalben hab ich alle Christlichenn menschen in
gemeyn/ mit diessem buchlin und in eyl/ wollen berich-
ten/ das obermelte Monichen und betler nicht wissen
was yhn getreumbt/ und was das wortlin Bepstliche
heylickeit vormag. Darumb wil ich dasselbig kurtzlich
auszlegen/ unndf durch die schrifft beweyszen/ Das alle A2v
Bebst sunder sein/ und haben geyrret/ und irren noch/
und werden yrren szo lang die welt stehet.


Das wer genuglich ausz sanct Peters leben abtzu-
nehmen/ der vilmals in dem glauben geyrret/ Christum
verlaugnet13/ und nach Christi aufferstehung von Pau-
lo gestraffet/ das er unrecht gethan unnd geyrret hette
als ad Gala. ii. geschrieben.14


Derhalbenn wil ich/ szo myrsz got vorleyhet/ durch
heylige geschrifft (die nit liegen und betriegen kan) erst-
lich antzeygen/ wie der mensch heylig wurt/ darnach be-
weysen/ das der Bapst hie in dissem jamerthal/ sol nit
heylig geschatzt werden/ er halte sich dan zuvor fur einen
sunder/ der yrren/ betriegen/ und liegen/ und unrecht thun
kan/ und das yme gar nicht zugleuben/g aber nach zufol-
gen sey/ man sol yhne auch gar nicht horen/ er singe uns
dan das gotliche wort vor/ und bleybe stracks/ in dem
befelh gottis/ der genugsamlich in heyliger schrifft an-
getzeigt und begriffen.

Wieh heylickeit in diessem le-
ben geschicht.


Heylickeit disses lebens wurt yeglichen heyligen/
in anfahungen/ sonder volkommenheit/ beschert/ nach
dem Paulus ad Ro. viii geschrieben/ Wir selber haben
die ersten frucht und anfeng des geistes/ und seufftzen und
hoffen und begern unsers leybs erlosung.15¶ Aus diesen
wortten/ mussen wir vorstehen/ das der geist/ in diesem
leben mit anfengenn allein heylig wurt/ das ist der yn-
nerlich mensch/ der wurt allein mit gerechtickeit unnd
warheit eyniglich vorneuet unnd heylig. als ad Ephe.
iiii.16 beschriebenn/ aber der leyp/ das ist/ der ausserlich
mensch/ der bleybt in seinem ungehorsam/ in seinem tod/
und altem weszen/ wir hoffen alhie/ das unser ungefol-
A3rgiger leyp erlost werd/ und haben die erlosung in hoffe
nung und glauben/ aber nit ym wesen und werck.


Durch glauben/ hoffnung und liebe/ wurt der geyst
widder geboren/ aber der leyp wurt nit ehr geborn/ dan
nach seinem sterbenn unnd aufferstehung/ alszo wurt
keyner volkumlich unnd gantz heylig/ szonder allein in
anfengenn/ wie auch der heylige Jacob gesagt/ Ehr
hat unns widder geboren in dem wort seiner warheit/
auff das wir anfengling wurden seiner Creaturen/17 das
ist/ Er hat glauben/ hoffnung und liebe geben/ durch
welche er uns an sein warhafftige vorheyssungen hefftet/
und macht uns in aller not lebendig unnd trosthafftig/
an seinem zusagen nicht zu zweyfeln. Darumb wir al-
lis ungluck/ schwert/ und tod/ fur nicht18 achten/ und allein
in got leben.19 Wilcher nit in dem wort der warheit (wie
itzt gemelt) geborn unnd vorneuet ist/ der ist gar nichts
anders dan unheylig/ welcher aber in die warheit gotli-
cher zusagung kumbt/ der hat allein anfeng geistlicher
heylickeit. Dann das ist nit vorgebens gesagt/ das wir
allein erste fruchte des geystes20 empfahen/ und volkom-
menheit noch hoffen und gewartten sollen.


Dan wie heylig der mensch auff erdtreich wurt od-
derDas gesetz ist geystlich/der Bapst ist fleischlich ist/ dennoch bleybt er bosz unnd fleischlich/ wie der
heylig Paulus ad Ro. vii. spricht/ das gesetz ist geyst-
ich/ aber ich bin fleyschlich/21 darumb binn ich mit mir
und mit dem gesetz uneins und zornig. Nun wer ferner
vornehmen wil/ und ein rechter heyliger Christ glaubi-
ger sein/ der sol achtung geben auff gemelte leer Pauli/ der
spricht. Ich weisz gewisz/ das in mir nit guttes wonet/
das ist/ ich weisz wol das die sunde in meinem fleisch/ ist
strebende wider meinen geyst/ und gesetz gottis/ Ich weysz
das ich der sunde vorkaufft bin/ und das sie mich gefangen
furet/ ich zurne oder weer mich/ so thuei ich/ das ich nit
wil. Nun die weyl ich das thuej/ das ich hasse und neyd/ A3v
szo macht das die sunde/ diek in meinem fleisch warhaff-
tig/ on unterlasz das boesz und sunden wircket.22 ¶ Pau-
lus (der on ymants widerred) warhafftig alhie heylig
gewest/ der bekant offentlich/ das sein fleisch unheylig/ sun-
dig/ und ein mutter aller boszheiten ist.23 Item/ das in al-
len gutten ubungen und wercken yhm widder sei/ und
das in allen menschen zuwegen brengt/ das sie meyden
unnd fliehen.24 Wie dorffen dan die ketzerischen heuchler
dem Bapst volkommen heylickeit in diessem leben vorhey-
ssen? Ich gestehel den bepsten gar nicht/ das sie heyliger
seint/ dan Paulus gewest/ sie haben bosz gifftig fleisch/
und des genug unnd uberflussig/ wie andere Christen/
und ligen in den sunden gefangen/ und wen sie recht hey-
lig seint/ so mussen sie bey sich yrren/ und sich selber ney-
den und hassen/ yhre sunde got und der welt/ und yhre un-
volkommenheit/ bekennen/ und yhn gar nicht vorheymlichen.

Istm der Bapst heylig: so musz
er sein boszheit bekennen.25


Alle und yegliche heyligen disses lebens seint bosz-
hafftig und warhafftiglich sunder/ unnd laugnen auch
yhre boszheit und sunde gar nicht. Dan David der ein
getzeugnis in der schrifft hat/ das er einn diener gottis
und heylig gewest26/ saget also/ Ein yeglicher heylig wirt
dich bitten umb das. was ist das/ das die heyligen bit-
ten? hoer wien David vorgesagt/ er spricht/ Ich hab ge-
sagt/ ich wert dir got dem herren/ mein laster und sunde
bekennen/ und du hast mir die boszheit meiner sunde vor
geben/ umb das vorgeben der schalckheyten/ wurt dich
ein yeglicher heyliger bitten.27 das ist/ das/ darumb alle
heyligen auff diesser erden bitten/ der wegen/ musz der
Bapst (wil er anders heylig sein) got umb vorgebung
eygner boszheyten unnd sunden bitten/ sunste wer ehr
kein heylig in diessem lebenn. Nun ist am tag/ das der A4r
yrren/ betriegen/ liegen/ und sundigen kan/ der umb sey-
ne schalckheyten und boszheyten bitten muesz/ Ja er ist
in der warheit ein boszer/ der bereyt geyrret und gesun-
diget hat/ der sein sunde und misztodteno got bekennen und
beichten schuldig ist. Die ketzerische schmeychler vor-
mugen den bapst (und andere heyligen) nymmer besser
beschreybenn/ dan wie sie die schrifft abgemalt/ die sie
samptlich sunder genant und getzelt hat.


Weyl auch der bapst volkommenn wil geacht sein/ szo
musz er nach sanct Pauls leer ad Philippenses. iii. sein
gebrechen und unvolkommenheit meniglich zu erkennen
geben/ wil er gerecht sein bey got unnd Christen/ szo ist
er pflichtig sein eygen ungerechtickeit zubeklagen/ nach
sanct Pauls leer sprechende/ welche volkommen seyndt/
die sollen das von sich halten/ das sie unvolkommen seint.28


Nach sanct Jobs lernung/ ist der Bapst auch hoffar-
tig in seiner person/ und seinen wercken/ und verderbli-
cher unguttickeit/ nicht mehr ledig/ dan der aller gerin-
gest/ der got durch Christum glaubet unnd begeret/ das
yhme (als unguttigen und ungerechten) mag geholffen
werdenn von Christo/ dann Paulus spricht/ welcher
durch Christum got glaubt/ das er den ungerechtenn ge-
recht mach/ dem wurt sein glaub fur gerechtickeit ge-
schatzet.29 darumb Job spricht/ wir sein all hoffartig und
unguttig.30 unter dem selben hauffen ist der Bapst heusz-
lich. Alszo abmalet die warhafftige gotis schrifft Bep-
ste/ Bischoffen/ darausz zubegreiffen ist/ das dem bapst
nit weitter in heylickeit und redlickeit sol geglaubtp unnd
zugegeben werden/ dan yhm heylige schrifft zugibt/ ehr
sol auch nit heylig geacht werden/q ehr beken dan zuvor
sein boszheit/ ungerechtickeit/ unguttickeit und sunden/
Das mussen auch die unfursichtigen federleszer31 zuge-
ben/ die sprechen/ der Bapst kan nit sundigen/ und un-
recht thun als ein Bapst/ aber in dem das er ein mensch A4v
ist/ sundiget er. Dan alszo bekennen sie mit yhrem blin-
den heucheln/ das Bepstliche heyligkeit/ den bapst nit
vorgottet odder vorengelt/ sonder lessit yhn einen men-
schen bleyben/ der yrren und brechen/ der auch liegen und
das volck gotis vorfueren kan. Volget auch/ das bepst-
liche hohe/ den menschen nit von boszheytenn nympt.
Mich gemant solcher behelffrede der heuchler/ gleich/
als wan einer spricht/ Der Leo spilet nit mit den balen/32
odder zureyst die schefflin nit/ in dem das er ein Lau is/
szonder in dem das er klauen und scharffe negel und si-
geln in henden/ und sein vorgessen hat/ das er selber ein
armer gebrechlicher mensch ist.


Nun wil ich furt faren/ und durch schrifft beweyszen/
das keiner der Christen oberster odder regierer/ aber
Babst odder Bischoffe sein sol/ er sey dan gebrechlich
und kranck/ wie ein ander armer Christ. Aber ich acht
es sey offenbarer/ das prelaten unnd wir arme knecht/
vil erger seint/ dan etzliche leyhen wenen/ aber doch nit
wenig wissen/ die das sagen wurdenn/ das die geystli-
chen/ der ich mit urlaub33 auch einer bin/ gleyszner unnd
gleich die schrifft weyszen seynt/ die Christum vorfolget
haben/ aber der ban ist uns gut fur solchs gethon/ dan
man vorstopffet den leutten dasr mauls mit Bannischem
rauch/ das sie heyser werden. derhalben wil ich schrifft
setzen/ und durch die selben beweysen/ das der Bapst
kein pfarher mug gesein (ich geschweyg ein hoher pre-
lat) er wer dan (wie ander menschen) kranck/ und ein
sunder.

Wan der Bapst nit ein sun-
der/ ein gebrechlicher krancker mensch ist/
szo ist er auch kein Bapst.


Ich wil zuvorausz behalten und bedingen/ das ich
durch volgende schrifft/ niemant sunde halben erheben B1r
und leben wil/ szonder beschlieszlich angetzeigt haben/
das der bapst in dem das er ein bapst/ ist gebrechlich/
und zu allem boszen geneygt/ gleich wie ein ander mensch.
Dan wir lesen ad Hebreos .v. also ein yeglicher priester
wurt ausz den menschen erwelt/ und fur die menschenn
geordenet/ auff das er got opffer und mug mit den kran-
cken und schwachen und gebrechlichen menschen mit-
leyden tragen und barmhertzickeit/ Dan er ist selbst mit
kranckheit (die yrren unnd unrecht thun kan) umbge-
ben/ darumb sol er in solchem hertzen unnd meynung/
szo er fur das gemein volck bittet/ fur seinn sunde auch
opffern/ und got bitten.34 Ausz diessem text/ mag ein yeg-
licher (der leszen kan) vorstehen/ das ein pontifex oder
prelat/ darumb unter andern auffgesetzt wurt/ das ehr
fur sunden des volcks bitte/ und vorgesse seiner yhe nit/
wan er fur yrrige sunder bittet/ und ist genuglich auszge-
druckt/ das alle prelaten und der bapst/ mit boszer zuney-
gung zu dem ergsten wolgeschickt/ gleich wie das volck
fur welches er zubitten/ gesetzt ist/ Derhalben dorfften
sie kein merlin ertichten und sagen/ der Bapst sundiget
nit als ein bapst/ szonder als einn mensch. dan ausz vor-
gemelten text ist es klar/ das der priester seiner/ als prie-
ster/ nit vorgessen sol/ wan er fur sunder bittet.


Cyrillus ein kriechischer doctor/ fragt was in dem
pontifex allermeist zuvorwundern sey/ unnd antwort/
das sol niemandts vorwundern/ das ehr nit sundiget/
dan es ist nit muglich/ das der pontifex nit sundig/ aber
das ist loblich und wunderbarlich/ wan er sein eygene
sund erkent und recht vorstehet〈.〉Dan es bessert sich kei-
ner/ der sich seiner sunden nit erkundet/ szo mag er auch
niemants gebrechenn mit guttickeit straffen/ aber den
sundern barmhertzig und gnedig sein/ wan yhnen das
gewissen eygner sunden/ nit durch beysset und barmher-
tzig machet.35

B1vWan uns schrifften gebrechen/ hetten wir doch einn
gewisse urkund/ das die Bepst sundigenn mogen/ hat
man nit bepst gehabt/ die ketzer/ und der wegen abge-
stossen sein? ist es nicht das etzliche Marran?36 etzliche
gottis lesterer? Wissen wir nit wie ein Bapst gesagt do
er die schlacht vor Ravenna am Ostertag vorlasz?37 nam
er nit sein betbuch und wurffs in das feur/ sprechende/
Bistu nun ein gerechter got/ dastu mein feynde lest sigen
unnd gewinnen? hastu vorgessen das ich die gutter der
kirchen widder zu S. Peter brengen wil?38 Got vorgebe
yhm/ ich halt solche wort seint nicht minder dan gotis
lesterung zu urteylen/ dennoch dorffen die grohent39 holtz-
schucher sprechen/ der babst konneu nit sundigen.40


Ist es wol gethan/ wan der bapst widder allis recht
thut/ wan er das gotlich/ naturlich/ und menschlich recht
uberfert/ dieszer bapst Leo/ von dem ich nie gehort/ das
er die Biblien durchleszen/ aberv einen reynen vorstand
des wort gottis hab gehabt/ der hat sich (mit etzlicher
Cardineln zuthun/ und vorhortem rad) unterstanden/
mein artickel etzliche/ zu dem feur zuvordammen/41 wie ehr
den vordampt hat/ dartzu bin ich nit geladen/ man hat
auch mein antwort und entschuldigung/ so die von noten ge-
west/ nie gehort/ sonder mutwillig als ketzerisch vorur-
teilt/ das ist widder das gotlich und naturlich recht/ ich
weysz/ wen er einem florentiner ein hausw aber geltsach/
on forgethane Citation aberkondet/ er must horen/ das
er nichtiglich gehandelt. wen ich aber sprechen wurt/ der
bapst hat eyttel nulliteten42 gemacht/ so mocht der Bapst
sprechen/ fitzius fatzius43 ich vorsteh nit vil schrifft/ leg mir
den Theologum in die brisaun44/ wurden die betler monche
sagen/ er ist bapst und kan nit yrren. Ich weysz aber wol/
das er widder das gotlich gesetz und greufflich45 geyrret/
und wil das reden und schreyben. Ich wil mich auch unter-
stehen so bald mir die artikel/ die er zuverdamen furnemen B2r
sol/ behendet werden/ sein bepstlich heylickeit/ als einen ke-
tzer/ der von seinem stuel und eren abtzusetzen ist/ ankla-
gen/ und vil mehr von seinenx unlaugbarlichen yrrungen
sagen/ dan yhm lieb wurt.


Damit ich das dester freyher thue/ schick ich yhm
mein Vicecomitat (doch den yenen an schaden/ den ich
zuvor gewilfaret) widder heym/ und ubirgeb es hy mit
freyheitten und burden.46 Quia oportet deo magis obedire/
quam hominibus.47 et qui amat patrem plus quam Christum/ non
est Christo dignus.48 Wan er ein tyran und wutterich sein
wil/ sol er yhm einen nerrischern son auszsuchen/ dan ich
bin. Ich hoff auch/ der almechtig lebendig got/ werd mir
gnediglich sterck/ und ein frey bereit gemut leyen/ das ich
gerne schleg/ absunderung/ excommunication/ schwert/ re-
der/ und feur von wegen seinis worttis leyden werde.49 Ich
forcht den lauen dey tribu Juda50/ der uns in der schrifft ge-
born/ weynet/ spot und maledeyung leydet/ der sich creutzi-
gen/ toten/ und begraben lasset/ der uns sunder erloset. Aber
den lauen/ der auff den gulden ducaten stoltzieret/ und sich
ubir alle welt setzet/ und besigt/ wie er alle ding in seinen
nutz und gedeyen breng/ den will ich durch gotliche hulff
und stercke/ nit fast51 forchten.

Der Bapst ist kein Commissarius
Christi/ er halde sich dan nach Christlichen bevelh.


Der Bapst zu Rom wil/ das man yhn fur einen Com-
missarien und bevelhtrager Christi halde/ Aber wan er
ein rechter getreuer diener ist/ szo darff er gar nicht ausz
dem bevelh dreten/ und ist yhm gar nicht erlaubet/ andersForma mandati exacte debet servari c. cum dilecta de rescrip'tione'.52
zuregiren und erkenden/ dan nach der form und massen/ szo
die schrifft gottis ausztrucket/ so bald er ausz inhalt des
bevelhs geet/ ist sein macht vorloschen und unpundig53.
Ehr solt auch fur keinen stathalder gehalten werdenn/
Das gotlich buch sol der Bapst in seiner hand haben/ B2v
und alle Christen darausz regieren/ und nicht allein dun-
ckelheit, der schrifften darausz erleuchtenn/ odder spen-
nig54 geschrifft voreynen/ szonder auch geldsachen/ unnd
leuthe/ szo gutter halben tzenckisch seint/ befriden/ und
voreynen. Aber ich sag das mit schmertzen/ Ich gleub
nit/ das ubir vier Cardinal zu Rom seint/ die die heyli-
ge schrifft haben mit ernst durchlesenz/55 und vil weniger/ das
sie nach noturfft vorstehen/ alszo unmer56 unnd vorachtet
ist die Biblien/ vonn den Romischen regierern. Ich
weysz/ und wir sehens alle vor augenn/ das der Bapst
ausz seinen Decretalen urteylet/ und geystliche und welt-
liche sachen durch sein eygens gesetz vordreget/ das al-
lein/ weer den vorstendigen Christen gnug/ widder den
Bapst aufftzustehenn/ yhnen zu reformierenn.57 Damit
aber auch der gemein man keck und unvortzagt werde/
wil ich alte und neue schrifften/ beyder testamenten ge-
brauchen/ mit den selben beweysen/ das der Bapst yr-
ren kan/ und sol nit gehoret werden/ wan er etwas an-
ders furnympt/ dan die heylige Biblienn mit brenget
odder leyden kan.


Wir haben gar ein schonen text ym .xvii. capittel der
andern ehe58 geschrieben/ welcher lauttet alszo. Der regent
odder konig der Juden/ das ist/ der gleubigen/ sol ausz
seinen brudern erwelt werden/ und wan er sich auff den
stuel seynis reychs gesetzt/ sol ehr teglich das buch des
gesetzes/ in henden haben/ und lesen/ auff das er lerne/
wie er got forchte/ und gotliche gebot bewar/ und son-
derlich/Das heldet der bapst wol das sich sein hertz in hoffart nit uber sein bruder
erhebe/ und das er yhe strack unnd gleich/ in dem gesetz
gottis bleybe.59 Der Bapst hat das buch Deuterono-
mium/ das ist/ des andern gesetz odder ehe/ Moysi ange-
nommen/ und saget/ es gehore zu dem neuen testament/
yhedoch/ wie er dasselb teglich in seinen henden helt/ ist
altzu offenbar. war ist es/ das kein Christ dem selbenn B3r
buch widderstreben darff/ ich sag dartzu/ wan der bapst
obgemeltes buch vorachten/ odder yhm nit weychenn
wolt/ das man yhn mit seinem stuel/ als einen heyden
und ketzer vorjagen und meyden solt/ so lang bisz er sich
bessert. Derhalben/ sol er mir zuhoren/ und mich anse-
hen/ das ich yhm frey und unvorholen sagen darff/ das
er schuldig ist/ die Biblien teglich zulesen/ ausz der sel-
ben alle geystliche sachen mit guttem erkentnis vortra-
gen/ und vor allen dingen solten alle gottis dienste unnd
ehr erbiettung ausz den Biblien fliessen/ und auffgericht
werden/ wan das geschee/ szo musten seine Decretales
ad infernum fliehen.


Nun volgt ferner zubeweyszen/ das der Bapst unge-
lart ist/ unnd yrren kann. dan/ wan er nit teglich yrrenn
mocht/ szo wer yhm yhe nit auffgelegt unnd gebotten/
das er den gotlichen befehl (wie oben gemelt) alle sein
tag/ ansehen/ leszen und betrachten sol. Und zu dem an-
dern/ das er got in der weysz forchten sol/ die got beheg-
lich. und zu dem dritten/ das er strack in gotlichem man-
dat bleyb. Wan auch der bapst niemandts gewalt und
unrecht thun kund/ szo wer yhm yhe nit gebotten/ ausz
dem gesetz zulernen/ das er sich nit uber sein bruder/ das
seint alle Christen/ erheben sol.60


Wan auch der bapst des rechten stegs odder wegs
nit kunt felen/ und auff die rechten odder lincken hand
gleytten odder strauchlen/ weer yhm solch gebet von un-
notten gewest. Nun sehen wir offentlich/ das ehr mit
seinen Traditionen/ das ist/ Decretalen und Statuten
und lesterlichen gewonheyten/ ausz dem befelh und ge-
schrifft gottis getretten/61 unnd wolt gerne/ das wir die
Biblien nach seinen dreumenaa richten/ auszlegten unnd
vornohmen/ Aber got wil/ das wir aller menschen lerun-
gen/ sitten/ leben ubungen nach seiner leer vorstehen/ und
das wir yhm/ nach laut seines gesetz dienen sollen/ und B3v
das aller menschen gesetz nach unnd ausz gotlicher ge-
schrifft sol geurteilt werden/ das doch der bapst nit tuet/
dennoch singen wir/ der bapst yrret nit.

Von denab viel pferden.


Dartzu yrret der Bapst/ das er widder gottis ver-
bot/ und Christi beyspiel (szo yhm Christus mit hoher
vermanung fur ougen gegeben teglich thuet/ac Dan welcher
wider gotlichen/ auszgedruckten willen handelet/ der yr-
ret und thut unrecht. Der bapst lebet wissentlich/ wider
das alt und neu gesetz/ der wegen er sundigt/ und von notten
yrret. Dan got hat durch Moysen in obberurten. xvii. ca-
pittel der andern ehe gesagt/ der konig der glaubigen sol nit
vil pferd zu sich sameln/ er sol auch das volck nit wider
in Egipten furen.62weil nu der bapst der Christen oberster
konig und keyszermessig sein wil/ und ist ein geystlicher re-
gierer/ zimet yhm/ vil weniger dan einem weltlichen konig
ein solchen ubermessigen hauffen pfert zuhalten/ die er mit
silber/ golt/ berlinad/ und edeln gestein behencket/ und ist ym
doch allis von unnoten/ aber die armen mussen die selbe
zeit/ not und angst leyden/ das leyhen und pfaffen clagen.


Es kan ein yeglicher wol vornehmen/ der das heylig
Evangelium lyeset/ das Christus dem bapst form/ae massen/
und weysz gegeben/ wie er prangen und leben sol/ Aber ehr
uberfeertaf (durch unser zusehen) form und leer Christi/
und fleucht durch Christlichen bevelh/ wie ein grosse wes-
pen/ ein fliehen netz odder spinnen garn durchfleucht.


Was fragt er nach dem verbot gottis/ odder yrret
ehr nit/ wan er zeitten mit tausent odder hundert pfer-
den zu sanct Paul odder Sebastian/ odder Laurentzen
reyttet?63 weyl yhn kein far64 umbsteet/ szo muesz er got und
Moysi zu sunderlichem ungefallenn/ mit solchem hau-
ffen pferd reyttenn. Ich gestehe yhm auch gar nichts/
das er angetzeygte unkoste/ zu ehr und lob Bepstlichs B4r
standes thue/ dan got hat sein verbot clar geben/ und sol
niemants gestat werden/ dasselb mit solcher glossen zu
verdecken/ dan ich frag den Bapst/ ab ehr got zu ehren
mit solcher samlung der pferd reyttet? abag er sich selber
wol gepreysset haben? Ich weyz das er got/ mit solchen
geprang und hoffart nicht dient/ er ertzurnet yhn/ und
uberschreyt gotlichs verbot/ darumb muesz ehr sich sel-
ber meynen. Dartzu wil er das man yhm mit buchsen
gethon hoffiere/ unnd gantz wie einen der gottis gesetz
gar nichts achtet/ feyher. Noch wollenn wir frum
Christen sein/ wen wir yhm vorhengen/ das got misz-
haget und ungefellig ist.


Verner saget got durch Moysen/ der regierer glaubi-
ger vorsamlung sol das volck nit in Egypten furen.65


Nun wollen wir vorsuchenn abtzunemenn/ ab der
Bapst dasselbe verbot achtet. Ich meyn zu dem Orsten66
es sey genug in Egypten gefurt/ wan einer leuth in sche-
den unnd sundenn Egypti gefurt hat/ ob sie gleich nit
leyplich in Egypten kommen/ das musz bepstlich hohe
gestehen/ aber Paulum den Apostel leugken.67 Fur das
ander/ bewech ich/ einen wol vornehmlichen text Eze-
chielis am. xxix. capitel/ sprechende/ Darumb dastu ge-
sagt hast/ das wasser/ der teig ist mein/ und ich hab yhn
gemacht/ derwegen/ sag ich zu dir unnd zu den flussen/
das ich dein regiment unnd diesz erdtreich wil verwu-
sten.68 Ausz diessen wortten/ lernet uns der prophet/ das
ein yeglicher/ der spricht/ Ich mach disz oder yhenes/
dem konig von Egypto gleich ist/ und alle/ szo yhm anhengig
seint/ die yhenen sein in Egyptischem erdtrich wonen/ und
die den selben konig gehorsam leisten/ sein in aller billickeit/
geachtet als die in Egypten gefurt sein. Nun horet yder-
man/ das der bapst nit allein spricht/ ich hab den steynerin
tempel gebauet/ oder den Palast/ aber das Castell/ oder
wasser gemacht (das durch gmein ubung gelindert wer) B4v
szonder er feert ahubir sichah/ und nympt got sein ehre undai na-
men/ und wil ein schopffer odder creator der geystlichen
menschen genent sein. Die Bischoffen und etzliche an-
dere prelaten/ wan sie Bepstliche heylickeit umb etwas
supplicieren/ odder bitten wollen/ fahen sie yhre suppli-
cation alszo an.


Aller heyligester in got vatter/ eure andechtige crea-
tur .N. und etc bittet und begert etc.69


Ist das nit grober/ dan das einer spricht/ ich hab mitaj
wollust dieszer wasser gemacht?70 ich meyn ydermenig-
lich werd bekennen/ das der mensch hoher unnd mehr
dan ein element gesetzt ist. Nun istak es unverdeckt/ das
got Pharaonem denn konig Egipti/ umb solche wort
hat gestrafft/ undal yhm sein land vorwustetam/ unnd auch
die yene/ szo dem konig Pharaoni solche wort und ehr
ertzeygtenn/ gepeyniget. Wie werd die Bischoffen ym
gericht gottis bestehen/ das sie sich des Bapstes crea-
turen schatzen odder schreyben? wo ist yhr glaub? weyl
wir nit mehr dan einen schopffer haben? und wir allein
des almechtigenn vatters creaturenn sein? were es nit
grosse zeit/ das wir dem Bapst seinen mutwil stiltenn?
und uns der schnuppen71 frey machten? Got hat itzt ge-
dult/ auff das wir uns ein mal erkennen teten/ werden wir
aber in solcher schedlicher einfeltickeit lenger bleyben/
szo werden wir von got rachung leyden/ Er kan an zorn
nit horen/ das einer spricht/ ich hab diessenn odder an-
dern flusz gemacht/ wie wurt ehr dan dulden/ das der
Bapst sagen darff/ diesser Cardinal odder yhener Bi-
schoffe ist mein creatur. Ach got/ ist es nit ein ubermessi-
ge hoffart und mercklich yrsal/ das der bapst/ die gro-
ssen prelaten creaturen heysset? und sol sichan das zueygen/
das got eyniglich geburt und zugehort? warumb habenao
wir nit achtung/ was got zu Pharaonen dem Egipti-
schen konig spricht/ auff das uns der neu schepffer der C1r
Bapst nit widderumb/ widder gottis verbotap in Egip-
ten fuer/ Ezechielis in gemeltem. xxix.capittel/ hat also
geschrieben/ O Pharao konig zu Egypten/ du grosser
Trach/ der ruhet/ in mittel seiner fliessenden wasser/ und
spricht/ das fliessende wasser ist mein/ und ich hab mich
gemacht/72 derhalben wil ich das schwert widder dich
zufuren/ und leut und vihe totten.73 Wir horen/ das got
Pharaonem einen Trachen nennet/ und dreuet yhm/
das er yhnen wil in die wustung/ mit seinenn fuschenn74
werffen und vorderbenn.75 Der bapst acht uns fur seine
fisch/ und sage/ die prelaten sein meine creaturenn/ das
horen sie gerne/ und die fursten schweygen/ Also verley-
det der Bapst unns mit sich in ewig vordumnisz/ wan
wir diesse seine stymme horen/ Ihr seint mein creaturen/
und ich bin euer obirster/ darumb lassent uns (zu unser
selicket) itzt auff wachen/ und dem stoltzen Lauen/
der sich alszo auff bleest/ und gotlich ehr und wort/ die
got allein eygen/ zu sich zeuget/ und lassent uns den sched-
lichen Lauen reformierenn/ nach laut seines befelhs.
Er ist gewisz einer/ der uns widder Moysen mit solchen
wortten/ und unser einfeltickeit/ in Egypten furet/ und
ist nicht anders/ dan ein steck (ausz einen rhor gemacht)
der gern zurbricht/ und dem sein handt durchgraben ist/
der sich an yhn leynet odder heldet/ er zurbricht uns len-
deniiii. regum. xviii. Ezech. xxix. unnd schultern/ szo wir uns an yhn henckenn.76 Sie
hencken sich aber alle an yhn/ die sich sein creaturen zelen
und nennen lassen/ und wir lassen uns den Trachen mit
solchen wortten (yhr seint meine creaturen) auch in Egip-
ten furen/ und solten yhm nit nachfolgen/ ja nit horen.
welcher aber sprechen darff/ das wir dem Bapst/ mit
tatten odder wortten/ odder weysen nachgehen sollen/
wan er offentlich widder die schrifft handelt/ der mocht
auch sprechen/ wir solten den teuffel gefolgig sein/Got hat
allen Bepsten verbotten/ auff das sie sich untzimlicher C1v
weysz nit ehren/ und sich fur got feyhern lassenn. Aber
Esaie. xiiiLuciper der tregt seinen sthul uber sich und spricht/ Ich
werde gleich den allerhochsten Esaie.xiii.77 Du sprichst/Und yhr seint mein creaturen/ was mochtestu hoher an
greyssen/ das got eyniglich geburt/ dan das du ein scho-
pffer sein wilt? Bistu nit der man/ der das erdtrich er-
schuttet unnd wust macht? Ich wil dein creatur nicht
sein/ und auff dich gar nicht bauen/ Du bist ein armer
mensch/ got unterthan wie ich. Ich wil dich aber key-
nen Trachen und Luciper nennen/ auff das du mich
nit in dem Ban verbrennest.


Nun horent noch eynsz/ am Jartag der erwelung
unnd kronung/ als ein Bapst erwelt unnd gekront ist/aq
mussen die Cardinalen/ Bischoffen/ und grosse bur-
ger zu Rom/ bey vorlust aller Bepstlicher genadenn/
kertzen und vasz vorbrennen/ und mehr wachs/ dan sie
an tzehen Ostertagen zurschmeltzenn. In allen Cardi-
nal hoffen scheynen kertzen in den hohen auff den heu-
szern/ viel/ die mussenn den tag der erwelung unnd kro-
nung feyhernn/ Ausz der Engelburg schiessenn sie viel
Buchszen/ werffen feur/ und singen und jubilirn uber
die massenn/ das thun sie dem Bapst yhrem schopffer
zu eren/ aber Christo (dem auch solche hoffart miszha-
get) geschicht keine ehre/ es ergeht yhm gleich wie einem
weinstock odder lemblin/ das wollen odder wein tre-
get/ und ein ander schneyt ab und geneusset/ nach itzt ge-
dachter ehre zurechen. Auch leyden viel arme hunger/
welche der Bapst/ mit solchem unnutzlichen gelt/ wol
speyszen kundt. Aber er furet uns mit dreu wortten und
ernst in Egypten/ und wil haben/ das wir seine creatu-
ren seint/ und yhn feyhern/ und solche unchristliche ehre
widder got pflegen. Yedoch ist das ungenug/ der bapst C2r
lasset sich auch mehr feyhern unnd ehren/ dan das hey-
lig/ hochwirdig Sacrament.78 Dann ich hab gesehenn/
das Leo der X. das allerheyligst Sacrament/ auff ey-
nem Maulesel odder pferd/ auff einen sattel geschrau-
bet/ on menigliches hebung liesz furen/ und do ehr ab-
steig/ musten die umbsteher/ durch seyner diener einge-
ben und vormanung schreyen. Vivat Leo/ Vivat Leo.79
Ich kond aber nit merckenn/ das ein diener gesagt het-
te/ Schreyhet/ Misericordia/ Misericordia/ das sie
doch pflegen singen/ wan man heylchtumb (das grosz
geacht ist) zeyget. Des Bapstes diener haben vielfel-
tiger/ grosser auffmerckung/ das dem Bapst ehr ge-
sche/ dan dem Sacrament. Darumb ist es in gewon-
heit kommen/ das etzlich still stehen und gynaffen80/ szo das
heylig sacrament fur getragen wurt/ wan aber der bapst
folget/ bald mussen aller menschen knihe gebogen sein.
Nun ist es doch erbermlich/ das der Bapst/ von gotar
grosze ehr und gut emphecht/ und wil sein statvorweszer
sein. und sol sich schemen odder beschweren/ das sacra-
ment an seiner brust zutragen/ davon yhm ehr gut und
leben beschert.


Die priestern altes gesetz beschwertenn sich nit/
die arckenn81 durch wasser82 und staudten83 zutragen/ aber
unszer allerhochster Pfaff/ schemet sich ein leicht/ klein
uberhymmelisch brot zutragenn/ welches goth liebet/
und die Engel anbeten/ und uns teglich erneret/ Das
hymelnn unnd erdtrich erhelt/ das mag unszer Bapst
nit halten/ es musz vor yhm furtrabenn/ Christus/ der
musz alleinn auff einem pferd sitzenn/ auff das ehr yhe
ein reutter in gestalt des brottes werd/ der in seynem le-
ben/ wenig oder nicht auff pferden geritten/ undas reute-
rey nie unterfangen hat. Wir sehen des bapstes ubirmut/ C2v
und horen was uns die schrifft mit wortten/ und Chri-
stus mit beyspielen leert/ gleich als weer uns der bapst
gewisser dan gotlichs wort/ und wollen yhn entschul-
digen/ das ehr nit yrre und sundige.84


Auch feltat mir mehr zu/ darinne der Bapst yrret/ und
unrecht thut/ und stoltz ist.

Wie der Bapst sich ungebur-
licher weysz/ und widder gottis befelh lasset
ehren/ anbeten/ und fuesz kussenn.85


Nemlich/ der Bapst und sein schmeichler wollenn/
das wir yhn einen got nennen/ darausz viel ubels erfol-
get/ wie ich sagen werd. Zuvor befrembd mich/ das er
ausz hohmut/ sich zuschreybet/ das allen Christen in ge-
meyn gehort/ Alle Christgleubigen seint in gemein gotte
genant/ aber der bapst ist nit faul/ er ergreufft die schrifft
psal. lxxxi.bey den horen86 (welche alszo lauttet. Ich hab gesagt/ yr
seint gote/ und yhr alle seint sone desau erhochten87) unnd
zeucht sieav zu seiner glorien und forteyl. Das thut er mit
gewalt und unrecht/ Erstlich/ das gemelte schrifft spricht
Und yhr alle seint sone/ des hohen gotis.88 Es stehet nit
geschrieben/ das einer allein got sey (er heysz Bapst od-
der Cardinal) szonder das alle menschen/ die in dem
selben hauffenn (zu denen Asaph89 redet) stehent/ gotte
seint/ also handelt der Bapst mit uns/ er entzeucht den
gleubigenn/ yhr gemeyn ehre/ unnd hencket sie/ an sich
allein/ er angst90 die schrifft/ und Christum in der schrifft/
noch sagenn die ketzerischen gleyszner91/ der Bapst thue
nit unrecht.


Heylige schrifft hat nit gesagt/ welcher einn Bapst
odder ein bischoffe/aw aber92 Cardinal/ oder ein groeherax93
holtzschueger ist/ der ist ein got.94 Neyn/ sonder alszo/ ich
Gala. iii.hab in gemeyn gesagt/ yhr seint gote/ dan in Christo ist
weder man nach weyb/ weder keyszer nach bapst/ szon-
C3rderay allis ein ding.95 Got sicht nit an die personen96/ ehr wil
das alle sein son seint/ die Christum enphahen und an-
nehmen/Johan. i. als geschrieben/ Dedit eis potestatem filios dei
fieri etc.97 Er hat yhn macht geben/ gottis son zuwerden/
szoviel yhn annehmen. Lieber bapst/ heyst das Chri-
stum annehmen/ wan du dich ubir die armen Christen
setzest? unnd dich allein wilt einen got gehalten haben?
Wan du uns armen vorachtest? wan du uns zurreyssest?
Welcher got annympt odder liebet/ der bewaret gotis
wort.98 Aber du zerreist sein wort/ wie kanstu dan Chri-
stum emphagen? derhalben zweyffel ich/ ap du mit den
gotten zutzelen seyst/ du soldest betracht habenn/ das
Moyses zu allen (die das gotlich wort liebten/ unnd
Deut. iiiifleyssigaz einnahmen) in gemeyn gesagt. Es ist keinn ge-
schlecht szo grosz/ das got bey sich hat/ als wir Juden/
dene ist got sonderlich nahe gewest99/ Sich100 dich umb und
umb/ szo wurstu vor allem vornehmen/ das das Jubil101
unnd rum102/ allein zu denen gesagt/ die das gesetz gottis
verstehen/ odder gerneba wolten vornehmen.

Ein losze behelff rede des Bapsts
und seiner heuchler.


Sie springen aber bald zu der weer und sprechen/ Ja
der allerheyligist vatter Bapst/ ist ein yrdischer und kein
hymelischer got/ Ja ich gestehe dir bald und gerne/ das
er ein yrrischer und unhymlischer got ist/ dan alle men-
schen szo glauben/ seint yrdische got (doch recht vorstan-
den) die weyl in obgemelten versickel folget. Ihr wer-
dent aber sterben/ wie die menschen odder Adam103/ Adam
hat geyrret und gesundiget/ szo verbricht der Bapst got-
lich gesetz nach seinem gefallen/ dennoch wolten sie ger-
ne einen sunderlichen got ausz bappest104 machen/ gleich
als weren uns die augen alle gepunden und vol rauchs/
und gult uberredens/ das wir den fedder predigen105 mu-
C3vsten nach geben/ das der Bapst andere fleisch/ pauch/
gepeyn/ und hyrn hab/ dan andere glaubigen haben.

Vorlegung einer andern schutzred.


Damit sie aber den Bapst/ noch fur einen yrdischen
got/ vordeytigen/ sprechen sie/ Er ist ein Bapst auff der
erden/ aber nicht in den hymeln/ dartzu setzenn sie disse
red/ Alles dastu auff erdtrich pindest/ das ist in hyme-
len auch gepundenn etc.106 das ist szovil gesagt/ alles dastu
(szo du auff erdtrich lebest odder bist) anhefftest/ das
ist gepunden. Antwort/ fur das erste sag ich/ der bapst
yrret vielmals mit seinen panden und ketten/ ehr vorbin-
det/ der in hymeln auff gelost ist/ wie er selber de sen'tentia' ex-
com'municationis' in c'apitulo' a nobis107 bekennet·bb Iudicium Ecclesiae opinio-
nes interdum sequitur.


Fur das ander/ frag ich die Bepstlichen federleszer108/
sie sprechen er sey ein got auff erdtrich/ das yhm gesagt/
Alles dastu auff erdtrich auffpindest109/ warumb sagen
sie nit/ das ehr auch ein got in hymeln ist/ die weil sich
sein gerichts zwangk/ oder iurisdiction/ auch in die hy-
meln erstreckt/ Geben sie doch zu und bekennen/ das ei-
ner ubir alle land ein herr ist/ die unter seine gerichte ge-
horen. warumb singen sie nicht meher/ unnd denen die
seytten hoher/ sprechende/ Der bapst ist einn got in hy-
mel und erdtrich/ Ich hette sorg/ unszer hergot must ein
neu wort reden/ und regiment haben/ sunst wurde yhn
der bapst mit dem schweren bann ausz den hymeln vorja-
gen. Nein es stehet geschrieben/ Hoer Israel dein got
ist einer.110Dartzu wollen wir dem selben gar nicht geste-
hen/ das allein gesagt sey dem bapst/ Allis das du auff-
losest auff erdtrich etc.111 dan Christus hat das zu allenn
Christen gesagt/ wie ichs wol beweyszen kan/ und wil/
szo mir der bapst mein geschwer/ das er auffgestossenn
hat/ hefftiger trucken wirt.

C4rFur das dritte beschlieszlich/ der bapst und sein heuch-
ler/ unser verderber/ yrren das sie meynen/ einer kon/ ein
got/ des erdtrichs gesein/ der doch kein got ym hymel
ist/ Dan ich weysz/ in gleicher rede/ das solche yrrung
hertiglich und geschwyn gestrafft ist/ als in dem buch der
iii. regum. xxkonig/ die knecht des koniges von Syriabc/ sagten zu dem ko-
nig/ die gote der berg sein der Israheliten gote/ darumb
haben sie uns uberwunden/ unnd es wer besser/ das wir
wider die Juden/ in tehlern und niderrichen erden streitten/
alszo wurden wir siegen. Der gut nerrisch konig/ folget
dem radt seiner eingeber/ unnd legert sich in die ebenheit.112
Was geschach? hoere/ Es gieng ein diener gottis zu den
konig von israel redende/ Alszo spricht got/ darumb das
die Syrien gesagt/ der her ist ein got der beerg/ und nit
der talher/ darumb wil ich den grossen mechtigen hau-
ffen in dein hende geben.113 Die bebstlichen heuchler/ ver-
gleich ich den knechten obgemeltes koniges von Syrien/
dan sie sprechen zu dem Bapst/ er sey ein got der men-
schen (wen sie sprochen ein wolff/ so kundten wir yhnen
sicherlicher zuhoren) alszo machen sie den Bapst einen
gotzenn des erdtrichs/ gleich als solt got weniger ym
erdtrich zuthun/ dan inbd hymeln/ haben/ unnd solt dem
bapst macht und weyszheit verliehen haben/ auff erdt-
rich/ als ein got zuherschen/ Aber die tat beweyszet sich
viel anders/ ehr kan sich selber nit helffen/ wasbe kan ehr
uns helffen? Ich forchte auch/ got werd ein mal den hy-
mel mit donner/ feur/ und plagen auff brechen114/ und dem
grossen hohmut/ mit vorderbnisz/ straffen/ Wenen wir/
das got das erdtrich/ und uns armen menschen/ nicht so
wol erhalt als die hymeln? das sey fernbf von mir/ Ich hab
einen herren/ der ist got in hymeln und erdtrich115/ der mitbg
uns bisz zu end der welt bleybt116/ der ist ein Irdischer und
hymelischer got/ ein got der berg und talher/ Der we-
gen szol keiner gedenckenn/ das der bapst ein meicklin117/ C4v
ein hoher odder besser got sey/ dan der kleinst getaufft
mensch/ und yrret unnd sundiget der bapstbh totlich/ das
er sich mit untzimlichen wortten und ehren lesset nennen
und ehren.

Der Bapst yrret mercklich:
das er sich wie got wil gefeyert haben.


Ehr yrret auch nicht wenig/ das er sich lasset ehren
und feyern (ich darff nit sagen anbetten) wie einen got
der etwas mehr sein sol/ dan andere frum Christenn/
Dan anbetten bedeut tzeittenn in der schrifft/ auff die
knie fallen/ unnd die selickeit/ odder etwas das dartzu
dienlich ist/ bitten/bi aber einem danck sagen/ das ehr ge-
holffen hat.118 Ich sag das der Bapst greulich sundiget/
wan er sich als einen got last ehren/ dan ehr thut das/ das
kein engel/ kein Apostel/ weder sanct Peter nach sanct -
Paul hat dorffen thun. Johannes in der heymlichenn
offenbarung/ an dem. xix.119 und .xxii.120 capittel saget/ wie er
nider gefallen sey/ vor dem Engel/ und hab yhn wollen
anbetten/ wer weysz wie Johannes den Engel hat wol-
len anbetten? Der engel sprach/ Seligbj seint die/ szo zu
der wirtschafft des lemblins gebeten seint.121 Und in den
xxii.bk capitel. Selig seint die/ welche die wort der prophe-
ceyenVide ne feceris. id est/ ne ardores/ ne procumbas. behuten.122 Als das Johannes gehort het/ viel er fur
die fuesz des Engels/ auff das er yhnen anbettet/ wer
weysz ap daselbst anbeten szo viel ist als dancksagen/ lo-
ben unnd preyszen. Das ist klar/ das der Engel gesagt/
bey leyb thue das nicht/ sihe dich fur/ auff das du mich
yhe nit anbettest/ dan ich bin auch ein knecht/ diener und
aller bruder/ die do haben das getzeugnisz Jesu Christi/
du solt got anbeten.123


Des gleichen haben wir von dem Engel Raphael/ To-
bie ym.xii. der gesagt/ Ihr solt got loben und ehren/ und
sein wunderbarliche macht preyszen. Dan ich bin durch D1r
seinen willen/ bey euch gewest/ darumb solt yhr got wol
sagen und singen.124 Aber unser Bapst/ der setzet sich ubir
die Engel/ und uber die knecht und bruder/ die got ge-
tzeugen/ und seine wort bewaren/ wil gefeyhert sein. Er
wil das wir vor yhm nyderfallen und kniehen/ Das wir
yhm wol reden sollen/ Er vergist (meyn ich) mit wil-
len/ das er ein leymhiger und kotiger got ist/ als Job ge-
sagt125/ und das er nit mehr ein got ist/ dan ein son gottis/
und mercket den anfang des versickels. Ich hab gesagt
yhr seint got/ und geschweygt des (das volget) und yhr
alle seint son gottis.126 Der Bapst sol nit stoltzierenn mit
seiner gotheit/ szo yhm vorliehenn/ dan es ist ungewisz/
Johan. iii.was er kunfftiglich werden wurt/ ob er ein teuffel oder
Engel wurt. Dan derhalben schreybt Johannes alszo/
Allerliebste/ ytzt seinn wir sone gottis/ aber es scheint
Philip. iinoch nit/ was wir zukunfftig werden127/ Alle ding seint
behalten128 auff die zukunfftickeit. Paulus hat auch nit
vergeblich gesagt/ Ihr solt eur selickeit mit forcht und
zitter behutten/ Dan yhrbl seint yr nit mechtig/ allein got
ist der/ der gutten willen unnd werck wircket.129 Darausz
ist gut abtzunehmen/ wie vergessen und ungerecht unszer
Bapst ist.


Dartzu beweg ich/ das wir/ Bepstliche gotheit/ nit
alszo ehren sollen/ das wir yhnen anbetten/bm aber130 fur yhn
fallen/bn aber131 das wir yhm einen namen geben eines got-
tis/ von dem wir selickeit bitten wollen/ wir wollen den
den Bapst Martem odder Saturnum nennen/ das wil
ich kurtzlich durch die historien Actuum. xiiii. geschrieben/
antzeygen. Paulus der macht einen lamen kruppel ge-
rad/ als das geschehen was/ do erhuben die Licaonier
yhr stym/ und sagten/ die goter seint gleich den menschen
und zu uns abgestigen/ und nenten Barnaban/ Jovem/
und Paulum/ Mercurium/ aber Paulus unnd Barna-
bas zurryessen yhre kleyder/ und sprachen in grossem ge-
D1vschrey. Was thuent yhr/ wir seint sterblich/ unnd men
schen wie yhr seint/ wir leren euch got erkennen und an-
betten/ nicht uns.132 Aber unszer Bapst fragt nit vil nach
gotlicher eher/ unnd leret uns wenig/ odder nicht/ wie
wir got anbetten sollen/ ja er vorfolget die das thun wol-
len/ und trachtet das wir yhn nur wol feyhern und grosz
machen. ¶ Er wil auch ein nachfolger Petri sein/
Actuum. x.und vorachtet doch seine geperde/ sitten und leer/ Dan
Actuum. x. stehet geschrieben/ Cornelius viel fur die fusz
Petri/ yhn antzubetten/ aber Petrusbo hub yhn auff und
sprach/ stehe auff/ ich bin auch ein mensch.133 Die heyligen
Aposteln haben uns geleret/ sein uns auch mit heylickeit
leyden und lerungen vorgangen/ unnd haben viel wun-
dertzeychen gethan/ der doch unszer Bapst keyne thun
kan/ noch134 wil er das yderman vor seine fuesz fallen/ ligen
und anbetten solle. Petrus hebet auff/ unnd der Bapst
leget nyder/ Petrus wolt nit das Cornelius vor yhm
knyhen odder ligen solt135/ und der Bapst wil/ das Kay-
szer/ Konig/ fursten/ und prelaten vor yhm knyhen oder
liegen/ bisz sie auszgeredtbp/ respective. Heysset das
nit geyrret/ szo seint die holtzschucher monch nicht bar-
fuszer bruder. Es ist offenbar/ das die Bepst sterben/
darausz von noten folget/ das sie andern leuthen gleich/
und nicht mehr sein/ wie wol sie sich vilfeltiger stuck an-
massen/ die got gepuren.

Der Bapst yrret in dem blut
Christi.


Ausz bepstlicher heylickeit folget ein grosser anderer
yrsal/ Dan etlich petler Monchenbq sagen/ das der Bapst
des heyligen blutes Christi macht hab/ dasselbe nach
Ablas.seinem gefallen ausztzuteylen/ Auff die selben yrrung/
haben sie den genadloessenbr Ablas gegrundet136/ und auff D2r
sandt gepauet.137 Ich sag den Christenn/ das der Bapst
des pluts unnd leydens Christi/ gar nicht macht hat/
er kan dasselb auch niemants zuteylen/ dan es ist gleich
ein macht/ die sunder mit dem plut Christi zuerloszen/
und das reich gottis zugeben.138 Nun wissen wir alle/ dasMath. xx.bs
Christus selber gesagt/ Es stehet nicht in meiner ma-
cht zugeben/ das eines zu der rechten oder lincken handt
sitze/ sonder allein/ den yhenen/ welchen es von ewickeit
von meinem vatterbt bereit ist.139 Christus spricht/ es stehe
nit in seiner macht/ zugeben unnd vorleyhen/ das einer
zu der rechten sitze/ es sey yhm dan vonn got dem vatter
bereyt/ wie ist den der Bapst szo keck unnd mutwillig/
das ehr sich des unterstehen wil/ des sich Christus nit
dorfft unterstehen. Das aber Christus sein gebet und ley-
denn/ allen den yhenen gondet/ welchenn es der vatter
gondet/ und die ewiglich vorsehen seint/ kan ich bewe-
renJoh. xvii. alszo/ Christus saget/ Ich bit nit fur die welt/ son-
der fur die/ welche du mir gegeben hast/ dan die selben
seint dein.140 Ausz disser schrifft folget/ weil Christus fur
die weltlichen unnd unerwelten nit bittet/ das ehr auch
sein blut/ nit von der welt wegen vorgossen/ szonder al-
lein den zugut/ die yhme der vatter gegeben hat/ alle
Johan. vi.eynigung mit Christo/ geschehen von dem hymelischen
vatter. Derwegenn Christus gesagt/ keiner vormag zu
mir zukommen/ es sey dan/ das yhn mein vatter zyhe141/ dar-
ausz zumercken/ das Christus keinen mit seinem blut
besprenget odder erloszet/ er sey dan vor142/ von dem vatter
getzogen.

Der heylig Bapst felt vonn
einem unweg in den andern/ ausz yrrungen
in yrrungen.


Dan nach seiner ubirckeit143 und macht (welche schrifft
verderbt und got uneert) ist ym nicht zuvil disser versickel D2v
Psal. xc.Super aspidem et basiliscum ambulabis/ et conculcabis
leonem et draconem.144 alszo ausztzulegen/ Du solt keyszer-
liche maiestat/ Konig/ und fursten/ mit fuessen tretten/
und sprechen/ solche herlickeit geburt Petro. Ey du mut-
williger schrifftbrecher/ wer hat dich diesze glosz gelert?145
wo hastu den geyst in der heyligen schrifft gerochen? sol
Mat.xi.man Christum alszo vornehmen/ szo er sagt/ Lernet von
mir/ das ich demuttig und guttig byn?146 Diesse glocken
hab ich meyne tag nie in der schrifft gehort/ das der/ de-
mutig und guttig sey/ der seinen bruder mit fussen trit/
So wolt ich auch fast gerne bericht horen/ wo sich sanct
Peter solcher hoffart angenommen/ das er keyszer unnd
konigen mit fuessen solt gedretten haben.


Nein lieber Bapst/ ich wil deynenn heuchlern das
i. Pet. ii.maul mit sanct Peters schrifft verstopffen der alszo ge-
schrieben/ Ihr solt alle menschen ehren/ und bruderliche
gemeynschafft lieben/ forcht got/ dem konig gebt eehr.147
Ihr ketzerische liebreder/ horet was Petrus sagt/ Er
spricht wir sollen alle menigliche ehren/ Szo sprecht yr
widder Petrum/ der Bapst sol die leut mit fuessen tret-
ten/ Petrus setzet dartzu/ yhr solt bruderschafft lieben/
So sagt yhr widder Petrum/ der Bapst sol sein bru-
der mit fuessen umbkehren/ Petrus sagt clar/ das alle
menschen die konig ehren sollen/ szo sprecht yhr unver-
schempte federleser148/ und oren melcker/ der bapst sol die
Konig unehren/ und mit fuessen dretten.


Ich meyn der bapst solt wol Paulum auch der gley-
chenRo. xii. glossiern/ Paulus spricht/ Yhr sollet eynander fur-
kommen mit ehr erbiettung149/ das szol mir der bapst wol
alszo vorkleren/ Ich sol euch mit fuessen dretten/ en150 got
es musz/ odder wir wollen auch ein mal den bapst mit
schuhen auszwischen.151 ¶ Ich lasz aber Paulum/ und
ruck yhm sanct Peters leer fur (welches nachfolger er
sein wil) die also lauttet. i. Pet. ii. Ihr sollet allen crea-
D3rturen untertenig sein umb gottis willen/ dem konig als
einem ubertreffenlichen/ und dem Landgraffen odder
Fursten/ als den geschickten152 von got/ dan alszo ist der
gotlich wille.153 Der Bapst solt wol zu seinem forteyl an-
fahen und sagen/ Darumb wil ich haben/ die Fursten
und konig sollen mich ehren/ alle creaturen seint mir un-
tertenick. Ich forcht noch eyns/ der bapst solt wol sa-
gen/ sanct Peter leert ander leut und sein unterthan/ der
halben sol sein schrifft Bebsten/ und Cardinalen unnd
Bischoffen mit nicht154 treffen.

Der Bapst sol den Fursten ge-
horsam sein.


Alhie musz ich mit den Decretalen (wie die katz mitbu
der mausz) spilen/ Das arm textlin und elend elend com-
ment (das ich billich mehr beweynen/ dan anfechtenn
solt) welches die brotgewinner155 und ehrgeytzige leerer
in dem titel de maioritate et obedientia/ und capitel soli-
te156/ geschrieben/ zurstreyhet den gantzen vorstand Petri/
und ist dem safft und geyst gotlicher schrifft ferner/ dan
Rhom von Wittenberg. Curtzhalben/ und auff das
mahl/ wil ich obgemelt commentlin alszo antzapffen.


Pontifex in c. Solite/ insolenter et mire rhetoricatur i'd est' fallacibus et frivolis illationum nexibus argutatur/ ut frequenter adsolet.Fur das erst/ und do der text spricht/ du solt ange-
sehen hab/ die person des redners/ und zu denen ehr ge-
redt hat.157 Lieber/ du solst wol sagen/ Petrus hab nit zu
allen Christen geschrieben/ warumb heyssestu dan sein
Epistel catholicam oder Canonicam/ das ein gemein leer
ist aller gleubigenn. Weystu nit/ wie Christus gesagt/
das ich zu euch red/ das sag ich allen menschenn.158Fur
das ander/ saget das ungeheuer capittel Solite/ Der
Kayszer Constantinus solt den ynhalt und macht sanct
Peters Epistel/ wol ansehenn/159 Ach du lieber text/ wie
seher ist dir von noten/ dastu die heylige schrifft besser an-
sehen tettest/ du machst glossen/ welche die schrifft zur-
D3vtrennen. Constantinus der hat die Epistel sanct Peter
hoher bewegen/ dan der Bapst Innocentius/ und von
dem anfang durch das mittelbv betracht und recht gesa-
get/ das der Bapst/ Cardinalen/ und Bischoffen/ al-
len creaturen sollen unterteynig sein/ In szunderheit den
Konig und Fursten umb gottis willen. ¶ Hie wer-
den sie mich vorbannen/ und vorbrennen/ das ich wid-
der die freyheit der kirchen reed/ ja lieben gesellen/ ap ich
widder Romische und gewaltige freyheit reed/ und yr
bannet mich/ szo lach ich/ und so ich den leyhen die frey-
heit Christi160 predige/ sol eur Ban und eur maledeyung
mir ein kueler thaue sein.


Fur das Tritte/ saget obgemeltes capitel Insolite161/
sanct Peter hab seinen unterthanen und vorwonten ge-
schrieben.162 Liebes capitel/ du bedarffst gewiszlich hirn/
und heubts/ sich wie sanct Peter die abmalet/ zu den
er schreybet/ so wurdestu schmecken/ das er alle Christen
in gemeyn lernet163/ und nicht allein sein unterthan.


Fur das vierd/ meynet gemeltes capittel/ Solite/
das sich ein pfaff gegen einem knecht demutigen/ und
in seinem regiment must stehen/ und achtet das fur ein
grosse iniurien.164 Aber weil sie nit wissen/ was untertey-
nickeit/ nach sanct Peters meynung ist/ derhalbennbw ge-
brauchen sie blinde argument. Nach dem aber der bapst
nachlesset/ das ein Leyh zeitten einem knecht musz un-
terteynig sein/ Szo folget/ das die pfaffen den knechten
dienen mussen. Dan alle Christen seint pfaffen/ dan sie
seint auff einen steyn gepauet/ der sie zu pfaffen macht.165
Christus ist derselbich auszerwelt steyn/ auff den sel-
ben sollen alle Christen (nicht allein etzliche) gesetzt und
erbauet werden/ szo werden sie ein geystlich hausz/ ein
heylig priesterschafft/ ein geystliche hostien zuopffern/
der selb stein ist ein grund und adelkeit/ aller deren/ szo
in yhn glauben. Sanct Peter beschleust alszo/ Ir seint D4r
ein auszerweltes volck/ einn konigliche Priesterschafft/
einn heylig volck. Nun hore lieber text/ wie sanct Peter
saget/ das alle Christen/ ein geystlich hausz/ und heylig
priesterschafft seint/ ya ein heylige unnd konigliche prie-
sterschafft.166 Darausz folget/ das der glaub in Christum
alle glaubigenn zu priestern odder pfaffen macht/ unnd
das die pfaffenn/ nicht neues enphagen/ wan sie ge-
weicht werden/ szonder sie werden allein zu dem ampt
und diensperckeit erwelt.167 ¶ Ich wil mich lassenn
weyszen/ kan mich der Bapst odder yemandts anders
besser lernen168. ¶ Die weyl aber alle Christen pfa-
ffen/ und sanct Peter gesagt/ wir sollen allen creaturen
gehorsam sein/ dem Konig unnd den Fursten/ folget/
widder den Bapst/ das ehr kayszerlicher maiestat/ ge-
horsam schuldig ist zuleysten/ alles umb gottis willen.
Volget auch/ das die ertichte glossenn des Bapsts ist
krafftlosz/ und befinstert169 die schrifft/ wie ein rauch/ Ich
radt yhm er lerne sanct Peters Epistel besser/ und geb
den keyszern und fursten ehr/ und sey aller creaturen un-
tertheynig/Servus servorum wie er sich in seinem titel rumet. ¶ Ser-
vus servorum/170 ein knecht aller knecht/ Ist er ein knecht
szo hat der Kayszer widder yhn obirckeit/ Ehr wolte
dan sagen/ ich schreyb mich Servum servorum/ causa
humilitatis/ und nicht veritatis/ szo lieg und betrieg ehr
szo lang/ bisz die graehen rock vorgehen/ unnd wollenn
wir yhm nicht gleuben.


Weyl auch der bapst schuldig ist den kayszer zuehren
wie gebraucht er dan diessen text/ Super aspidem et basi-
liscum ambulabis/ et conculcabis leonem et draconem.171 dan ehr
glossiert/ Der bapst sol mit fuessen auff den keyszern und
fursten gehen/ Wan es recht ist/ das einer ein stroherin
bart von einem unschuldigen kindlin reuffen mag/172 szo
werd ich sagen/ Conculcabis leonem et draconem.173Der key-
szer und fursten sollen den Bapst zurtretten.174

D4vMath. v.Christus spricht/ welcher zu seinem bruder saget/ du
Nar/ der ist schuldig des ewigenn feuers.175 Dartzu hat
Jacobi. iiii.Jacob gesprochen/ welcher seinen bruder vorhonet oder
urteilt/ der urteylet das gesetz.176 Unszer bepst/ die honenn
und spotten Kayszer und Fursten/ und belestigen sie vil
hertter/ dan wan einer sproch/ Sie seint narren/ Ange-
sehen/ das die Christen/ der heyden narren/ geacht wer-
den177/ unnd das ein narr/ gemeynlich ein unschedlicher
mensch/ und widderumb ein Basilisck/ odder ein bosz
pestilentzische schlang/ den menschen gar gefer/ und alle
zeit zu nachteil ist. Derhalben offenbar ist/ das der bapst
und sein heuchler/ den Kayszer abnennen178/ unnd yrren/
vil sundigen und vil unrecht thun.


Ich darff wol sagen/ das die ketzerischen schmeych-
ler/Rom ist gleich dem teuffel. erger zurbrecher der schrifft seint/ dan der leydig teu-
ffel. Dan Chrysostomus und Hieronymus sagen/ das
der teuffel die geschrifft pfleg ubel zugebrauchen/ und be-
weyssen das mit dem versickel/ Angelis suis mandavit de
te/ ne forte offendas ad lapidem pedem tuum.179 das der teuffel
einen teyl auszgelassen/ und den versickel nit gantz furge-
tragen hat/ Diesse clausel hat er auszgelassen180/ Et custo-
dient te/ ne forte offendas ad lapidem tuum. Sie werdenn
dich behuten/ auff das du keinen fuesz vorletzest. Ob ge-
nante leerer sprechen/ es sey ein teuffelische gewonheit/
szo einer den syn der heyligen geschrifft nicht volkommen-
lich/ und wie er in der schrifft leyt/ einfueret. Was wur-
den sie heut sagenn/ wan sie sehen/ das die bepstlichenn
schmeichler/ die schrifft/ mit widderwertigenn glossen
zur brechen/ und sagen/ basiliscus heyst ein Romischer
kayszer/ und aspis ein konig. Ach hette ich uberige zeit/
ich wolte yhnen ein sturtz (mit dem wort gottis wey-
szen)181 das sie pleich wurdenn. Beschlieszlich/ keiner sol
sich die schrifften (szo mit gewalt/ in des bapstes nutz/
in dem ca'pite' Solite geschrieben)182 lassen bewegen/ szonder E1r
festiglich darauff stehen/ das der Bapst unnd pfaffen
schuldig seint/ weltlich fursten zuehren/ da dartzu/ den ge-
ringsten Christen sollen sie/ rechter liebe und hertzlicher
ehr/ gut thun/ und ausz hertzen wol meynen/ den armen
gleich/ wie den reychen.

Scopus: das ist: das zeygen183
und zihel diesses buchlinsz.


Eer ich furt far/ und den manigfeltigen gewalt/ und
ubirmuttickeit auszleeg/ welchen der tyrannisch Bapst
widder gottis schrifft und eehr/ auch gemeyner Christen-
hit zu vorderplichem nachteil und unerstatlichem scha-
den einfuret/ und uns arme scheeflin erschleicht/ uber-
felt/ und wurget. Angesehen/ das die unbesunnen mey-
ster (szo der Bapst hat/ und lesset magistros pallacii184 nen-
nen) ubir die massen stumpff und enges gehyrnes seint/
Protestacion.wil ich itzt/ und hyrunden/ offentlich bedingen185/ vor euch
herren Neythart von Tungen186/ und yeglichen/ szo disz
buchlin sehen odder horen leszen/ Das ich nicht gesind
bin/ die unlaugbarlichen missetaten des Bapsts/ und
die hendel die ydermeniglich sunde heysset/ hiemit ent-
deckenn wil/ szonder allein die yene ubung/ welche die
Bepstlich orenkreber187 fur gut und zymlich vorteytigen
wollen/ und offentlich in das Christlich volck schutten/
Dan ich weysz/ sie werden sprechen/ ich sol mich selber
bey der naszen zyhen.188 Ja lieben zungentrescher189/ ich halt
mich nicht fur frumb/ dan wo ich mich/ als einer/ der
alle seine tag/ yhe etwas gethan/ das got gefellig must
sein/ schatzet/ so thet ich dem teuffel einen grossen dienst/
und vorterbet mein leben. Darumb horend yhr wind-
plaszer190/ das obertzelt yrrungen (die yhr fur gut urteilt)
machen/ das glaubich volck von got yrren. Auch weisz
ich/ das got nicht schwinder191/bx zu seiner zeit straffet/ dan
die vorleytungen192 der obersten/ wan sie das volck gottis E1v
mit wolscheinlichen furgeben/ vorfuren/ Ich weysz das
got nicht allein/ die vorleyder193/ szonder auch die unwey-
szen nachfolger vorderbt hat/ und wurt sie hynfur/ son-
der zweyffel vorderben.194 Derwegen wil ich nit schwey-
gen/ damit ich die Christen treulich warne/ auff das sie
sich mit hoher furbetrachtung195 selbs erkundenn/ was
yhnen in dem Bapst geburt196 zumeyden und zufliehen.


Ich kan den Bapst nit fast vordencken/ das er wid-
der heylige schrifft handelt/ undby mit boszen glossen ver-
bricht/ die weil solche ungelerte meyster (des pallacii)197
zu lesen und auszlegung gotlicher Biblien mit offentlichen
solt bestelt/ die kein wissen in der heyligen Biblien haben.
Ich sage bey meinen treuen (und beteur das/ mit hoch-
ster betzeygung/ die ich yhe kan gethun) das ich zu Rom
in der Sapientz von einen Theologen und monchen eynsz
hab mussen horen (als ich ein autoritet ausz der Biblien
ym furwarff)198 Diesse wort/ Venis tu cum credere/199 das ist
kombstu mit dem buch des glauben. Ist das nit ein cleg-
lich elend jamer (wir disputierten/ wie Theologen/ von
got/ und seinem willen/ von menschlicher gebrechlickeit und
von dem glauben) das mir der monchisch doctor dorff/ sa-
gen/ wiltu die heylige schrifft zumarckt und wider mich
furen? ¶ Horend alle und yegliche Christen/ sollen
wir das dem bapst lenger gestatten/ das er solche unchri-
stliche leerer zu Rom lasset lesenn? Sollen wir zu unszer
ewigen vordamnisz/ die hendt still halten/ und dem Bapst
gestehen/ das er sich von solchen tyrannen unnd narren
lasset unterweysen? Sollen wir die/ fur meister des glau-
bens/ haben/ die den glaubenn vorlachenn? Ich riette
den Christen mit treuen200/ szonderlich konigen und fur-
sten/ das sie dem Bapst kurtz gebotten (das sie ym re-
chtenn der Biblienn zuthun schuldig)201 bey vorlust des
Bapstumbs und aller ehren und gutter/ das er Christ-
liche lerer anstellet/ und solchen/ den gotliche schrifft zu E2r
hertzen gieng/ damit unszer glaub nicht von denen vor-
acht/ vorhondt und vorspot wurde/ die yhnen lernen und
vortretten sollen/ und yderman ketzer schelten wollenn.
Genug wer es/ das wir solchen hon und spot von den Hey-
den erlyden/ sollens unsere oren von den Romischen bu-
ben horen/ das die Biblien (darinnen der recht grund
Christliches glaubens abgemalt202/ beschrieben unnd be-
schlossen203) ungenugsam sol sein/ das wir einen monchen
damit anstechen204 unndbz niderwerffen? Steend auff yhr
herren und machent uns/ von den greulichen bestien ein
mal ledig/ und vortehdiget den glauben/205 dartzu yhr und
wir alle/ uns mit sacramenten unnd eyden haben ver-
pflicht. Eur eltern/ etzliche/ haben yhr blut/ fleisch/ und
leben/ dem heylsamen wort gottis zuunterhaldung/ ver-
gossen/ wie konnet yhr dan yhe szo hart gesein/ das euch
die Romische poszheit/ nit antzunden kan und erwecken?
Christus Jesus hat das gotlich wort/ mit erlidtem tod
erfuld und befestiget/ wollet yhr/ odder muget yhr hern
dan/ lenger dem bapst nachlassen/ das er/ und sein verlor-
ne leeszer/ szo spotlichca von der schrifft reden? Betracht
doch das wort Christi/ das ehr gesagt/ welcher nit
durch mich eingehet/ der ist ein dieb und morder206/ Alle szo
Christum nit wollen horen/ und die schimpflich von seinem
wort reden/ seint die/ die nit durch die pforten eingehen.


Fur das ander/ behertzet doch/ das der kleinste bu-
chstabenn/Jotta vel apex. ja der geringst punckt der schrifft festiglich
musz gehalden werden207/ wie dorffen dan/ die ketzerische
keeszbetler208 sagen/ Venis tu cum credere?209


Fur das drit/ bit/ ermessent/ das got seinn schrifft/
und wort/ in den mund der propheten gelegt/ unnd der
heylig geyst ausz den menschenn geret/ nach dem Chri-
stuscb gesagt/ Yhr seint nit die reden/ aber der geyst mei-
nes vaters der redet in euch210/ Das heylig geystlich wort
vorspotten die boszhafftigen zungen.

E2vChristus der ist gottis son/ noch spricht er/ Ich red
nit von mir selber/ szonder wie mir mein vatter befoh-
len.211 Nu die weil Christus sein wort/ in den gotlichenn
borncc treget/ und saget/ das seine wort/ seines vaters sey/
Wie sein die knebel212 so durstig213/ das sie sich nit schemen/
zusagen/ Venis cum credere?214 das ist/ kommestu mit dem
wort gottis?


Vornement eben215 und tieff216/ weszcd ich ewr koniglichen
furstlichen wirden/ hohen und gnaden erynner/ unnd
wehn obberurte unehr berembt217. Ich weisz yhr wurdet
keinen Juden odder heyden ungestrafft lassen/ wen yhr
solch lesterung von yhm horen wurt/ wolt yhr den durchce
die fingercf sehen/ und den pestilentzischen platzmeystern218
lenger zugebenn/ das gottis wort alszo geschwechtcg sol
werden/ szo werden alle Christen vorfuret/ und wirt got
seinen grymmen ubir uns alle/ wie einer ein schosz219 vol-
ler feursz/ auszwerffen.


Ach die groben kelber unnd ochszen/ die meyster des
palacii/ leszen/ und wer220 der gantzen Christenheit nutzer221/
das sie dafur schliffen. Ich nenne die selben platzmeister
OchszenOchszen und kelber/ dasch sie vor grosser boszheyten/ wid-
derKelber. gottis wort/ wie ein kalp/ umb und umb springenn/
schreyende. Venis cum Biblia/ und spitzen yhre horner/
und scharren mit fuessen/ und nehmen einen zulauff/ auff
das sie/ mit heydenischer leer (wie ein Ochsz/ mit hor-
nern) widder heylig geschrifft leffen222/ und erkennen und
predigen Bepstliche yrrungen/ fur wolthet/ und sagen
er thue wol. Ich hab aber angetzeicht/ das der Bapst/
got hochlichen zu zorn/ mit obberurten stucken/ bewecht.


Ich wil nit sagen/ von den groben fleischlichen sun-
den/ sonderci allein/ von den geystlichen/ sunden/ die grosser/
dan morderey/ ehebrecherey/ und reuberey zuachten sein.


Ich sag auch nit/ wie ein Bapst den keyszer Barba-
rosz dem heydnischen keyszercj verraten/ wie ehr den key-
E3rszer liesz abkunderfehen/ und schicket das bild dem Tur
ckischenn keyszer/ Ich wil solcher offenbarer stucke ge-
schweygen.223

Wie der Bapst das heylig
Evangelium ehret.


Das Evangelium Christi ehret der Bapstck gleycher
weysz/ wie die Bapstliche platzmeyster/ von der heyli-
gen schrifft horenden/ die in theologischen disputationen
dorffen sagenn/ Brengestu die Biblien erfur224/ Gleich
als solten sie sprechen/ die biblien ist zugering/ das wir
an siecl sollen gepunden sein. Alszo heltet sich der Bapst
mit sitten225/ gegen den heyligen Evangelien/ und thut das
mit geberden226/ das obvermelte kelber und ochszen/ mit
wortten und zungen miszhandeln. Dan der bapst steelt
sich gegen dascm Evangelium/ wen es in der kirchen wurt ge-
leszen odder gesungen/ gleich als wer yhm das Evan-
gelium zugering/ odder er solt auff das wenigest/ dem Evan-
gelio mit aller herlickeit und erwirdickeit gleichwirdig
sein. ¶ Kurtzlich227/ er wil Evangeligmessig228 sein/ dan
ich hab gesehen/ das er unter dem ampt heyliger Meesz
(wie man priester Joan gemalt umbtregt) auff seinem
sthul sasz/ Er bleyb sitzen wie ein gemalter und wol ge-
tzyrter heyd/ dem das Evangelium nicht vorwandcn229/ und gar
nicht befohlen/ und der gotlichen wort kein ehr zuthun
schuldig ist.


An einem tag hab ich gesehen230/ das ein grosser prelat
(ich acht einn Ertzbischoff odder Cardinal/ wie ich
wart vorstendiget231) das Evangelium solt leszen/ der selbe
bracht yhm das buch (darinnen das Evangelium ge-
schrieben) von dem bapst Benedeyung zunehmen/ und
must bald auff sein knihe fallen (wie er auch fielh) und
dem bapst seinen fuesz kussen/ darnach laesz gedachter
Prelat das Evangelium.

E3vWas sol ich sagen/ unszer Leo/ disser Bapst (der ein
vatter und pfarher aller Christen sein wil) sasz unter le-
sung des Evangelien gar stilh/ er keret auch sein augen
nicht zu dem Evangelien/ er bleyb gar stilh und unbe-
wegt sitzen/ und tat den heyligen Evangelienco keine ehr.


Welchem doch/ Kayszer/ Konig/ Churfursten/ fur-
sten und hern/ alle Christen auffsteen/ odder (szo sie un-
vermuglich sein) yhe ein ehr erbiettenn/ damit sie yhre
unterteynickeit und bereytten willen antzeygen mugen.


Der teuffel forcht die krafft heyliges Evangelien
unnd der Bapst ensetzet sich gar nicht vor Evangeli-
scher maiestet.


¶ Ich weysz (und wissens nicht wenig) das der
bapst ernstlich wil habenn/ das sein Delegaten odder
Commissarien (die zeytten mit seinem wortte und brieffen
ersucht) Bepstlichen bullen mit grosser und vil erh er-
bittung mussen annehmen/ unnd die Notarien (durch
offentlich instrument) schreyben/ wie der Commiss-
riusCum reverentia debita. Bepstlichen bevelh/ Cum reverentia debita em-
pfangen/ das ist das er/ den brief aber rescript/ odder
bulle gekusset/ und auff sein haubt gelegt/ und sich tieff
hab geneygt/ und szo einer solche ehrerbiettung vorgesz-
lich uberfure/ unnd nachliesz/ er wurt in bepstliche un-
gnad und schweren ban fallen/ und gestrafft als ein ver-
achter. Aber der bapst heltet sich gar in keiner reverentz
gegen dem Evangelio/ ehr thut yhm wenig odder kein
ehr/ Dan wurt es yhm zugetragen/ szo sitzet er/ wie ein
unbesunnen mensch/ Er kusset auch nit gotlichs wort/
Ya ehr wil/ das der diener und trager des Evangelii/
yhnen sol kussen/ alszo wil ehr lieber gekusset werdenn/
dan kussen. Item er neyget sich nicht/ so bucket ercp auch
nicht/ mit seinem heubt/ szo legt er es auch nit auff den
kopff odder prust/ es ist yhm altzugering/ und wil uns
zwingen/ das wir sein wasser plaszen232 mit gotlicher ehr E4r
empfahen/ wie wol er auch allis das er ist und besitzet/
von dem Evangelio inhelt/ dartzu ist er yhm/ mit eyden
(wie ein ander Christ) vorstricket/ und szonderlich sey-
nes amptes halben voreydet/ Dennoch stellet er sich/ als
wer er dem Evangelio nicht pflichtig/ als kennet er es
nicht/ unnd hette gar kein eehr/ ausz und durch den be-
felh Christi/ ydoch wil ehr ein Commissarius Christi233
sein genant/ wie wol yhm der befelh und Commission
verechtlichcq ist. Ist es aber nit licht am tag/ wie die clein-
mutige Christenn/ bepstliche Bullen zu sich nehmenn
mussen. Schicket der bapst etwan einen tollen/ und be-
triegischen betler/ szo wil er/ und zurnet unnd thut mit
grossen ungenaden rachung/ wan wir yhnenn/ nit/ mit
kertzen und fanen einfuren. Wil er das von uns/ gegen
den seinen haben/ wie ist er dan/ szo gar vorgessen unnd
hartmutig/ das er nit widerumb/ der gleichen der schrifft
und befelh Christi thuet/ und verschafft das got werde
gethan und ertzeicht234/ das wir seinen lausichen keszpet-
lern235 und heylischen bullen thun sollen.


Steynerin kirchen und silberin kelch ehren die leut/
darumb/ das sie got eygen gemacht seint/ und alszo ge-
heyliget/ und konden doch keinen geist Christi/ ausz ynen/
durchleszen odder ansehen/ erlernen/ odder richen od-
der schmecken.


Die heylige geschrifft ist got nichts mynder voreynet
und eygen gemacht/ dan ein kelch odder altar/ und kon-
den in der schrifft leszen/ odder horen leszenn alles das/
das uns von noten/ und mugen auch den rechten geyst Chri-
sti durch fleyssig lesung oder anhorung schopffen/ versu-
chen und schmecken. Uns ist auch yhe kein zweiffel/ das
die schrifft heyliger und got neher ist/ dan ein kelch/ altar
und messegewand. Warumb sprechenn sie nit/ das einer
grosse und herte penitentz leyden sol/ wan er das wort gotis
uneret/ oder vorachtet/ aber236 wil es nit horen aber237 lesenn.

E4vMat. xxiiO wie war ist/ das wort Christi/ Die gleyszner238 haben
alwegen/ das klein ist/ grosz geacht/ und das in sich selb
hochachtpar ist/ das haben sie wenig geschatzt und vor-
nicht.239Die schrifft ist heyliger/ dan kein240 unlebendiger tem-
pel/ kelch/ altar/ monstrantz unnd der gleichen. Sie hat
auch nit weniger wundertzeichen gethan/ dan andere
heyligthum/ warumb achtet dan der Bapst die geschrifft
szo gering. Ich waisz wan unser pfaffen sehen/ das der
bapst ein heylig gepeyn/ als sanct Pauls heubt/ ehret/
wie er das Evangelium heldet/ das sie naszen und styrnen
runtzelen wurdenn/ unnd ist doch offenbar/ das sanct
Paul die Christen mit hohern vleisz erynnert/ das sie/
in der form und massen (die er geschrieben) sollen bley-
ben/ sich darnach zurichten/ mit glauben und wercken241/
dan das wir yhnen oddercr sein gepein/ ym todt/ sollenn
ehren und besuchen. Wir leszen nyndert242/ das uns Pau-
lus an seinem bart odder gepein/ oder fleisch zeuget. Den-
est243 dorfft der Bapst sanct Pauls schrifft wol uber einn
zan ansehenn244/ unnd die leut zu sanct Pauls fleisch mit
Ablas zihen. Sanct Pauls geyst und leben und krafft
ist vil krefftiger in der schrifft/ dan in seinen vorstorbenn
glidern/ noch ist sein leer bey den narren gering/ und der
bart hocher gepreysset.


Wir leszen geschrieben/ welcher einen tempel uneret/
Templum.der vorcleynet denen/ der ym tempel wanhafftig.245 Nun
kann der bapst nicht leuckenn/ das Christus in der ge-
schrifft/ geborn/ beschnitten/ von den konigen gesucht/
und angebet/ Das er in dem tempel leeret/ und ein stym
von dem hymeln horet/ Disser ist mein lieber son/ in dem
ich gefallen hab/ den horent246. Item Christus/ macht die
blinden sehen in der schrifft/ die kruppel gerat/ die ausz-
setzigen reyn247/ er lesset seine Sonn den frumen und bo-
szen scheynen248/ er vergibt sunde/ er prediget den armenn
froliche und heylsame botschafften/ gegenwertickeit des F1r
reich gottis/ er leydet uns zu gut nachred/ spot und bann/
und jaget die vorkauffer unnd handeler ausz dem tempel/
Er kumpt senfftmutig/ und wie ein konig/ er horet lobe-
sang/ Er wurt gefangen/ geschlagen/ gekront/ gecreu-
tziget/ er stirbet/ feert in die helle/ und aufferstehet/ und
steyget auff in die hymeln/ und erneret und behut uns teg-
lich. In der summa/ Christus wanet in seinem wort/ und
heyliger geschrifft/ mit leyden/ tod/ und leben/ und her-
sung249/ und einwanet tausent mal krefftiger und wirckli-
cher/ und allenthalben lebendiger/ dan in einem steynern
hausz. Szo hat er uns auch an sein wort gepunden/ und
angehefft/ und ist gewisz war/ welcher gotis wort oder
schrifft unehret/ der unehret got selber/ dan er spricht sel-
ber/ welcher mich liebet/ der bewart mein wort/ welcher
mich nit liebet/ der last mein wort faren.250 Darausz wol
zubegreiffen/ wie der Bapst Christum liebet/ weil er sein
wort/ szo gering furuber lasset gehen/ oder fur sein fuesz
tragenn. Ich eyle/ sonste wolt ich durch schrifft antzey-
gen/ und vestiglich beschliessen/ das alle Christen/ bey
verlust yhrer selickeit/ schuldig sein/ den hohmut in dem
Bapst/ wie ein feur/ das selen und leyp vorbrennet/ zu
dempffen. weysz doch der Drach und tyrannisch Lau
wol/ das Petro in vleysz befohlen/ die schefflin Chri-
sti zuweyden251/ Weisz er auch nit/ das die weyd oder das
prod/ dadurch Petrus die schaff speyszen sol/ das wort
gottis ist? warumb stelt er sich dan szo gar froemcs252 zu der
weyd?253 und wil uns doch fur sein schaff haben. Ja wan
sein Decretales und gewaltsame statuten/ die weyd hy-
ssen/ szo solt er wolff/ lauen/ bern/ und lindtwurme spey-
szen/ Itzt lasset er uns nicht allein ungespeyset/ sunder er
verterbet/ vorgifftet uns das teglich brot254/ mit seinen tra-
ditionen/ darumb ist kein wunder/ das er das Evan-
gelium geringlich thut achtenn. Ich sag fur mein person/
ich wil yhn auch nit fur einen pfarhern und pastor hal-
F1vden/ er weyde mich dan mit der weyde Christi/ und sa
ge/ das Keyszer/ konig/ unnd alle Christliche fursten/
got fur yhre nachlassickeit in seinem gestrengen gericht
antwortten mussen.


Ich weysz wann uns einer ein vihedrifft255/ct aber256 vihe-
tzucht/ oder wiszen/ davon das vihe weyde suchet und
sich speyszet/ vergifftet/ odder mit kottigem wasser ver-
schlampt/cu aber257 unszer leyplich brot nehm/cv aber258 ein gut
schmelert/ wir wurden alle weg vorsuchen/ das unsere
zuerlangen. Wie sint wir dan szo gar blind/ tolh und ver-
gessen/ das wir gestehen wollen/ und dem Bapst nachge-
ben/ das er unszer seelen/ das geistlich brot259/ vergifftet/
odder das gotlich wort ausz unserm hertzen zeuget/ des
Psal. c.xviii.sich die propheten/ schmertzlicher beclagenn/ dan alles
leyden/ und fur ein hellisch peyn achten.260


Der Bapst wil/ das wir alle seiner traditionen/ und
fleischlichen rechten sollen glauben/ und uns an sein men-
schlich gesetz pinden. Er lesset sein decretalen/ wie das
Evangelium predigen/ und verschafft das sie geprediget
werden.261 Dartzu sprechen sein heuchler (aller Christen
verleytter262) das bepstlich recht/ sey der Biblien in herli-
ckeitHiere. xxiii. und heylickeit gleich/ Derwegen geschicht/ das sie
dreumen fur warheit/ menschen lugen/ fur gotlich zusa-
gung/ vorpleuttern263 und lernen/ und stelen uns das wort
gottis/ und vorkundigen uns fur gottis wort/ das got
nit geredt hat.264 Sie sint auch nit mit solchem befelh ge-
schickt/ got hat yhn yhe auch nit befolen/ yhr eygen wort
zupredigen. Welcher solch jamer leszen wil und erkunden/
wie got die selbe propheten gestrafft/ und straffen wurt/
der lesze Hieremiam am .xxiii. capittel/ und Mosen ym
buch des andern gesetz/ odder ehe yn dem .xiii. capittel.265


Unszer Bapst wurt auch (mit solchen gemeynen sche-
den) nit gesettiget/ das er uns das wort gottis mit sey-
nen gedancken verschlempt266 odder vergifftet/ aber267 das F2r
wort gottis/ ausz unszern hertzenn auszrucket268. Sunder
uber das/ das er uns unser weyd entfrombt269/ und spot-
lich handelt/ zurbriechet er das wort Christi vor unsern
augen/ und machet glossen/ welche/ den grund gotlicher
Biblien verwusten und auszwurtzeln/ wie ich von dem
versickel/ Super aspidem et basiliscum270 gesagt hab/ und zu
seiner zeit (uber das itzt nachfolget) sagen werd.


Wir halden alle/ das der Befehlhaber oder ein An-
wald/ den befelh sunderlich/ und vor allen behertzen/ und
auszrichten sol/ den yhm sein her/ in grosser not und in
seinem abgehen oder abstehen befihlet. Christus/ der
Johan. ii.auch zu einem zeychen (solcher bedechtickeit) zu letz-
tenn den besten wein gemacht271/ hat/ sanct Peter/ unnd
Johan. xiii.seinem nachfolger/ ym ende seines abstehens und vor
seinem tod (yhm und allen jungern) befohlen/ das der
mit diensparckeit allen menschen sol dienenn/ dero der
hochste wil sein odder ist/ darumb wuesch der meyster
und her/ seinen jungern und knechten yhre fuesz/ das sie/ ob
sie erhohet wurden/ den nydern und dienern yhre fuesze
auch solten waschen.272 Das ist der letzte und allerheffti-
giste befehl Christi (des/ der Bapst vicarien sein wil)
und achtet doch den befehl gar nicht. Ja er sturtzet yhn
umb/ dan er ertzeygt sein gemut mit eusserlichen geberden
als sprech er/ Ich solt dem diener fuesse waschen/ das wil
ich nicht thun/ ich wil das alle menschen mein fuesse sol-
len kussen/ darausz wol zumercken/ wie er das mandat
Ibi lege vindictam et horripilabit tua pellis.heldet. Nu die weil er die schrifft gar umb keret/ so sollen
wir yhn hynfur auch keinen Comissarien Christi/ sonder
einen feynd gottis nennen/ und sein heuchler (die sagen/ der
bapst yrret nit) mit yhren abtgot verjagen/ yr heusser und pa-
last zureyssen/273 und ein neuheit (durch einfurung und bewa-
rung des alten und gotlichen befehlsz) an274 alle forcht machen.


Ich wolte noch vil mehr gesagt haben/ aber ich wil
beschlissen/ und etzlich stuck in der feddern behalten.

F2vEfferung275 unnd Repetition:
obvermelter yrrungen des Bapsts/ mit an-
dern schrifften becleydet/ und gewappent.


secundum Petrum nigri/ ideo peccatum non tollit.276In und ausz obvertzelten schrifften/ mag meniglicher
erkennen/ das Bepstliche wirde/ niemandts zu einem
unbetriegischen got machet/ szonder lasset einen yeglichen
in seiner haut bleyben/ und erhitzet auch den alten Adam
zeitten/ das er nach gottis ehr/ wie Luciper nach gotli-
cher gleichheit tast und greuffet. Und ist nit an277/ dan/ das
Bepstliche heylickeit niemants vor sunden/ straucheln
yrren und abfallen behutet. wir haben nit mehr/ dan ei-
nen (der got ist) der allein in die stadt der laster nicht
Osee. xi.eingegangen/ wie Osee .xi. spricht278/ sunste (den selben ausz-
genommen) seint alle heylige menschen sunder. als Moy-
ses/Exodi xxxiiii Exodi an dem .xxxiiii. geschrieben/ Kein mensch ist
bey dir/ durch sich selber unschuldig.279 Nun die weil nie-
mantspsal. xxxiii bey got unschuldig/ sprechen David und Pau-
lus/ Selig ist der/ welchem got seine sunde zudecket.280 Ich
wil alszo arguiren/ Ich frage/ ist der bapst ein mensch
oder nit? Ist er kein mensch/ so kan er kein Bapst sein/
Heb. v.Dan der Pontifex sol ausz menschen erwelt sein281/ auch
sehen wir offentlich/ das die Bepste aller menschencw un-
tugenden und gebrechen mit der tat volbrengen.


Sie durstenn/ sie leydenn hunger/ sie trinckenn/ sieiii.cx Regum viii.
essen/ unnd sterben. Ist aber der Bapst ein mensch/ szo
ii. Paralip. vi.ist er auch ein sunder/ und sundiget. Dan. iii. Regum. viii
unnd .ii. Paralip. vi. spricht David alszo/ Kein mensch
ist/ dero nit sundiget.282 Darumb folget von noten/ das der
Bapst ein sunder ist/ und sundiget. Eya welcher darff
Pro. xx.Lu. xviii.sagen/ Mein hertz ist reyn/ und ich bin von den sunden
frey/?283 Niemants/ dan die gleyszner/ die sprechen/ Ich
bin nit wie die andern.284 Die gerechten und warhafftigen
heyligen/ seint nicht allein sunder/ szonder sie fulen und F3r
Prover. xviii.empfinden/ und urteylen und beschuldigen yhre sunde.
Als geschrieben/ Der gerecht ym anfang seiner red/ be-
claget und beschuldigt sich selber.285 Du horest nit/ das sich
der gerecht selber lobe und entschuldige/ sonder das er sich
Psal. c.xlii.verclaget/ unnd hasset und neydt und forcht. Derhalben
redet der gerecht David alszo/ Herr/ gehe nit mit dey-
nem knecht in dein gericht/ dan bey dir und in deinem er-
kentniszJere. xvii. ist niemants (dero lebet) gerecht.286 Wir seint alle
samptlich und sonderlich ungerecht/ Unszer hertzen mu-
gen wir selber nit ergrunden.287 Derwegen/ der gerecht und
Job. ix.heylig Job gesagt/ Ich forcht alle mein werck/ und wan
ich hende (das ist/ werck) hette/ die szo weysz (das ist/
reyn) weerenn/ wie schne/ szo wurde sie doch got yhnn
koedt duncken/ und unrein machen.288 Das ist/ Wan got
Esa. lxiiii.der heyligen werckt urteylet/ szo findet er sie alle kotig und
unreyn. wie Esais spricht/ Unsere gerechtickeyten seint
als ein rot unsuttich tuch der frauen/ so yhr kranckheit
gehabt.289 Auch sagt Job/ Herr mein got/ zeyge mir mein
Job. xiii.laster/ mein nachlessickeit/ und mein boszheit.290 Alszo beken-
nen die heyligen yhre sunde/ welche sie nit bekennen/ die
seint unheylig und unwarhafftig. Nach dem geschrieben/
i. Johan. i.Wan wir sagen/ das wir kein sund haben/ szo seint wir
an291 warheit.292 Wurt der Bapst sagen/ das er nit sundiget/
szo leugt er/ mit urlaub293/ und bettet das Vater unszer be-
trieglich und felschlich. Die gerechten haben yhres be-
kentnisz lonung und grossen nutz. Ursach/ wan sie sich vor-
urteylen/ szo aburteylet sie got/ und macht sie ledig/ Wan
i. Johan. i.Esa. xliii.die gerechten yhre sund got beichten/ szo ist got getreu
und vergibt sunde294/ als Johannes geschrieben/ und got
durch Esaiam gesagt/ Bedenck du deiner sunde/ so wil
ich sie vorgessen.295 Nun wo der Bapst szo nerrisch und un-
guettig wer/ das er kein sunder wolt geacht sein/ so wer
ehr ein hoffartiger/ unguttiger sunder/ vorlure auch itzt
angetzaigten frumen/ und wer kein mensch/ auch kein F3v
Bapst/ und weer viel besser er regieret Teuffel/ Scor-
pion/ Tarander296/ Schlangen/ Trachen/ und Schwein
dan menschen.


Wir sollen den Bapst yhe fur keynen Pontifex und
pastor achten und halten/ wan er vorneynen (oder mit
einem mantel uns bergen) wolt/ das er sundiget/ yrret
und unrecht thut. Dan sein befelh/ welchen er teglich in
seinen henden sol haben/ saget klerlich/ das er ein sunder
struichler297 und ein yrrender weglauffer ist.


Dan got spricht selber/ der synn und gedancken men-
schliches hertzen ist von jugenten zu den boszen geneiget
Joan. xviiiund bereyt298/ szo wissen wir alle/ das die pontifices unnd
phariseyer haben radtgeschlagen/ wie sie Jesum mit li-
steMath. xxvi. ergriffen/ und das Annas pontifex gewest299/ und hat
zu sampt denn andern/ unszern hern Jesum in wortten
und person beleydiget/ und yhm unrecht gethan. Auch
ist yglichem kunt/ das die Bischoff und Bepsten/ mit
schonen kleydern unnd kostlichen steinen werdenn ge-
schmuckt/ dadurch bedeutet/ das der Bapst sein schon-
heit alle und yegliche/ froem empfecht/ derhalben musz
er yrren durch sich selber in sunderheit/ wan er sich wid-
der gottis gebot setzet/ Ich sage mit warheit/ das der
gesalbt pontifex frusch300 unnd bald/ an dem andern tag
nach erlangtercy benedeyung und salbung/ kan sundigen.
Dan Aaron (dem/ etzliche unsern Bapst vergleichen)
liesz sich sieben tag heyligen/ und musset fur der heylig-
machung/ und nach gethaner weyh/ wider fur sein und
des volckes sunden opffern/ als wir mit scheynlichenn301
Levit. viii. et .ix.und undunckeln wortten leszen odder horen leszen/ Le-
vitici an dem .viii. und .ix. capittel. Nemlich/ Octavo autem
die vocavit MosesAaron dicens/ Accede ad aram et
imola pro peccato tuo et populi.302 Aaron musset des an-
dern tags (do er yhe noch/ nach freuscher heylickeit solt
gerochen haben) fur sein sund und des volckes opffern.303F4r
warumb solt mir dan verbotten sein/ dem Bapst zusagen/
das er des andern tags/ nach erlangter Bepstlicher hey-
lickeit/ sunden und yrren kan (wie dan zusehen) das er sun-
digetcz und yrret. Ja ich darff yhm wol ansagen/ das der
Bapst mit allen seinen anhenger (das ist seinem Concilio)
in der geschrifft durch unwissenheit kan yrren und sundi-
gen/ dartzu gottis volck ym glauben yrren machen304/ als
Levit. iiiiLevitici ym .iiii. capittel geschrieben.


Arglistickeit dises Bapstes.Ich weysz/ das disser Bapst viel ausz unwissenheit
thut/ ich wolt auch sein fast gern geschont haben/ szo wil
er mich zu hoch antasten/ und mocht mich mit sich in die
hell werffen. Ich geschweig das er/ unredlich/ arglistig-
lich/ und bedrieglich wider mich procediret. Dan sein
Radtgeckda doctor Eck hat ein bullenn zu Rom ausge-
bracht und drucken lassen (wie ich gestern gesehen hab)305
wider D. Martinum und sein leer/ die der groszgeck ketze-
risch acht/ und in der selben Bullen ist mein materien
(welche ich zu Leyptzck erhalden) auch der massen ver-
urteylet.306 Er hat aber doch meinen namen in der gedruck-
ten Bullen auszgelassen und vorschwigen. Und zu Mey-
ssen/ wie ich durch glaubwirdige bericht/ hat obgeda-
chter doctor Drigerdb307/ als ein Bepstliche botschafft/ mei-
nen namen/ durch einen Notarium/ an das end bepst-
licher Bullen/ lassen schreyben/ und an die kirchen schla-
hen lassen.308wiewol diesse clausel/ Moneatis vel citetis
Martinum ut revocet/ et quosdam alios/ quos duxeris in
executione literarum nominandos etc.309 in gedachter bulle
nit stehet geschrieben. Derhalben ich Doctor Lugner310 ei-
nen falsarium schelden mocht/ Dannoch beweg ich/
nach dem die Bulle zu Rom gedruckt/ das durch bep-
stlich mitwissen geschehen sey/ damit ich alszo hynder-
listiglich erhascht wurdt. Ich sprech aber laut/ das der-
massen bedriglich und schalcklich wider mich gehandelt/ F4v
Quia contra biblie tenorem et continentiam/ und wider
naturlich und menschlich gesetz und recht.311 Das ich wey-
szenBapst lernet. kan unnd wil. Doch szo der bapst lernen wolt/ wie
in solchen sachenn nach form unnd lauth heyliger Bi-
blien/ solt gerichtlich und rechtlich gehandelt und pro-
cedirt werden. Ichdc mocht yhm und seinen frevelichen
eingeber/ hiemit etwas mit recht sagen/ das sie yn yhre
naszen beyszenn wurt. Sol ich bepstlicher unweiszheit
endgelden/ und mich von dem glauben lassen abfuren.
Neyn/ Ich wil sie besser angreyffen/ und wider dissen
Bapst mein gerechtickeit und klag vor fursten und hern
schrifftlich furwenden.


Wan er sich aber noch wolt entsinnen/ und zu Christo
dretten/ szo wolt ich yhm hend und fuesz kussenn. Aber
wil er starren312/ und mir das wort gottis ausz meinem maul
kratzen/ aber313 verhelffen das auszgetzogen wert/ kan ich nit
schweygen/ und musz reden/ das er als ein pfaff odder
pontifex yrret/ und sol teglich fur sein sund opffern/ und
sich nit zuviel lassen bedunckenn/ Stracksz bedencken/
das er (wie ander leuth) hoher furbetrachtung bedarff/
und solt sich nicht schemen/ von einem Christlichen unnd
vorstendigen Ackerman zuhoren und lernen. Ich musz
yhe/ wie ich durch clare schrifften gethan/ etzlichen nar-
ren/ den Bapst ausz yhrem maul tzihen/ und yhn mit li-
nien und farben heyliger Biblien fur yhren augen/ ab
gemalte/ furstellen.314


Cyrillus saget/ das die kirchen keynes heyligen ge-
burtstag sol feyhern/ auszgenommenn Christum315/ Nun
ist der bapst yhe nit szo heylig als sanct Johannes der
tauffer odder Jeremias/dd aber316 Esaias/ dennest317 mussen
vil Romer den jartag seiner erwelung und kronung fey-
hern/ und mit lichten und wachsz unnd vassen/ pulver/
und puchszen gesang/ begehen.318 Ist das nit geyrret/ szo
synt die prediger monchende kein recht petler.

G1rIch mein der Bapst yrre groblich/ das ehr sich lesset
anbetten/ als Platina sagt/ und ehren wie einen got.319 Er
wil der geystlichen prelaten Creator und schopffer sein/
und stosset dem Keyszer die koniglich kron mit fuessen
auff sein heubt/ wie ich zu Romgemaltdf gesehen/ unnd
nennet yhnen einen Aspidem und Basiliscum/ unnd sich
eine geystliche Sunn320 der kirchen.321


Ich weysz wol/ unnd sag das unverholen/ das der
i. Causa xiiiiBapst unnd alle Christen/ sie sint geistlich odder welt-
lich/ heylige schrifften mugen auszlegen/ ercleren/ erleuch-
ten/ szo sie dartzu geschickt seint/ und vermuglich.322 Aber
das die glossen/ ausz heydnischem borndg/ odder andersz
Deut. ix.323her/ dan ausz der Biblien solten fliessen/ unnd gnummen
werden/ gestehe ich keinem Christen/ Der Bapst musz
gleich und strack in dem befehl Christi bleyben/ er szol
kein wortlin/ ich geschweyg kein gloszlin odder comment
zu der schrifft setzen odder legen324/ Als Moses geschrieben
Deut. iiii. Ihr sollet zu gotlichem gesetz unnd geboten
und gerichten kein wort zugeben/dh aber alszo. Yhr solt zu
keinem wortlin etwas zuthuen odder zuwerffenn/ yhr
solt auch nicht von eynigem wortlin etwas nehmenn.325
Josue. xxiii.Derwegen Josue gesagt/ Yhr sollet gleich in gottis ge-
setzen unnd gebotten gehen/ weder zu der rechten/ noch
zu der luchten odder lincken hand dreten.326 Der bapst und
sein vorfarendi/ haben sich zeytten zu der gerechten geney-
get/Prover. iiii. da gottis weg und gerechtigkeit ist/ als geschrieben.
Du solt weder zu der gerechten/ noch lincken hand dich
byegen327/ ursach/ Dan die weg/ so an der gerechten seint/
kennet got/ Alszo spricht got/ die menschen mugen den
weg der rechten hand nicht erforschen/ dan die gerechten
gotliches gesetz ist voller gerechtickeit/ die selbe gerech-
tickeit kan kein mensch durch menschlich vernunfft und
gesetz erkennen. Derhalben wen sie gesetz furnehmenn
Ro. xii.zumachen/ werden sie der geschrifft fern und ungehorsam. G1v
wie als Paulus schreybet/ Ich beken das sie einn lieb
gottis haben/ aber so sie gottis gerechtickeit nit wissen/
und thun doch gesetz der gerechtickeit machen/ seint sie go-
tisProver. xvi. gesetz nit unterteynig.328 Es ist wol ein weig/ dero den
menschen (alsz gut und gerecht) anscheynet329. Aber sein end
furet zu dem tod330/ die Bepst wollen eygen gesetz machen/
wie die Christen/ got lieben/ ehren und forchten sollen.
und wenen/ sie wollen got einem dienst thuen/ dem for-
men gotliches dinst setzen331 (gleich als wer got nit gnug-
sam fursichtig gewest seinen knechten yhre dinste durch
schrifften antzutzeygen) und haben einen scheyn eynes ge-
rechten weeges/ Aber got redet durch sein propheten/
das yhm vil zunahe ist/ das einer sich zu der gerechtenn
neyget332. Und kurtzlich/ got kan gebot und mandat/ und
weyszheiten der menschen nit leyden oder dulden/ Er ver-
wurfftEsa. xxix. sie/ als Esaias geschrieben/ Sie haben mich ge-
forcht/ durch gebot/ und leer der menschen/ darumb wil
ich yhre weyszheit verderben/ und yhren verstand blind
machen.333 Derwegen yrren bepstlich Decretalen auff den
heutigen tag/ und yrren alle mit yhnen/ szo got ausz der
menschen lerungen forchten/ Got wurt den Bepsten an334
zweyffel yhren verdienten lon geben/ und wol belonen/
das die Bepstliche Statuten/ den vleysz zu der schrifft
haben verhyndert.


Wie auch der Bapst zu der lincken hand/ wider got-
tis verbot/ gleydet/ und von und zu gotlichem gesetz nymbt
und brengt/ weer wil zusagen/ Die weil aber das disse
zeit nit zugibet/ sol hiemit des Bapst yrrung ein teyl en-
decket sein/ das er reychtumb hab/ gutter und ehre/ sund
und miszhandelung/ gemeynlichdj auch nach seinen Decre-
talen urteylet/ und alle gerichtliche handelung und verge-
bung der sunden/ auff seinen nutz und zunehmen gerich-
tet hat/ weil er dan yhe szo frevelich sich gegen den got-
lichen reden stellet/ strebet und schreybet/ wer es kein wun-
der/Deu. xxvi Roma. i. Apocalip xx.G2r das die plagen auff den Bapst fillen/ die Moses
und Paulus und Johannes in Apocalip'si' den verderbern
odder zusetzern335 unnd abnehmern der wortten heyliger
Biblien getreyhet336 haben.337


Ich wil den Christen ratten mit ernst/ sie geruchen und
Deu. xiii.wollen sich hynfure/ vor Bepstlichen gesetzen behutten/
und das sie die selbe weder lesen noch horen lesen. Dan
Moyses hat wol gesagt/ aber338 got durch Moysen/ Soquod dicunt facite. Neque illud. Qui vos audit/ me audit.339
ein prophet auff stehen/ und euch neu gotte (als sich der
Bapst) predigenn wurt/ odder auch von gottis wort
from340 wil machen/ dasselbe wort solt yhr nit horen/ dan
got verhengkt wol/ das einn solcher (wie der Bapst)
auff stehet/ und ein zeitlang bleybt/ Yedoch thut er das
umb ursachen/ das er euch wil versuchen/ ab341 yhr yhnendk
liebet/ ab342/ yhr an seinem wort wolt hangen bleyben343/ Der-
wegen sollen wir uns fursehen/ das uns bepstliche De-
creten/ nit vonn dem wort gottis abtzyhen/ odder ma-
chen uns die Biblienndl unbekant/ an344 schmack unnd an345
safft.


Was aber Moyses selber von dem selben Prophe-
ten geschrieben346/ befehl ich den leszern/ ich wunsche nie-
mandts den tod/ und wult das der Bapst heyliger ge-
schrifft anfieng antzuliegendm347/ und zulernen was got wil
habenn. Das darff ich aber nit verhaltenn/ dan keinn
Christ sol diessen odder anderen Bapst horen/ Es ge-
schehe dann/ das der Bapst das wort gottis vorsage
sunst unnd ausserhalben des wort gottis/ ist ehr nit an-
ders/Johan. x. dan ein mensch der ligen und drigen kan (quia om-
nis homo mendax348) zuhalten. Derhalben uns Christus
nit vorgebensdn gesagt/ Mein Schoff horen meine stymme349/
als solt er sagen/ welcher mein wort nit horet/ der ist nit
mein schaff. Unnd durch Ezechielem/ Ich wil meinn
schaff selber weyden350/ das ist/ ich gebe die weyd/ unnd
kein ander.

G2vDem Bapst ist die weyd/ damit er uns/ und andere
Christen weyden solle/ in ein wahn351 geschudet/ das ist/
das wort gottis ist das graesz odder futter/ das got in
heylige Biblien eingeschut352 hat/ dadurch der bapst die
gleubige weyden sol/ wan er dasselb futter uns nit fur-
leget/Jo. xxi. szo ist er kein bapst/ wie auch die kein schaff Chri-
sti sein/ die andere wort und speysz der seelen horen und
genissen wollen/ dan das wort Christi353/ Der bapst solt
sich lieber ertodten lassen/ dan gestatten/ das den Chri-
sten gottis wort verplempert odder verfinstert/ vermin-
dert oder abgestolen wurt/ Szo verschafft er itzt/ das
die yene/ szo gottis wort wider an tag helffen brengen/
als ketzer und unglaubige sollen getodt werdenn/ heyst
das nit geyrret/ szo ist das feur kalt/ unnd der Bapst
gut biblisch.


Ezechielis. xxxiiii.Wee und aber wee den hyrtten/ die sich selber weyden/
die nit den herd oder samlung der schaffen suchen/ son-
der sich selbst354/ Darumb wil ich machenn (spricht got
Ezech. am .xxxiiii. capitel) das die hyrtten hynfur/ nach
mein schefflin/ nach sich selber sollen speysen/ Und wil
mein schaff von yhrem maul ledig machen/ Mein sche-
fflin sollen yhn nit mehr zu einer speysz sein.355Der Bapst
hat der Teutschen geltseckel altzu viel geliebt/ und sich
generet/ und uns umb gelt/ mit der Ablas pfeuffen ge-
bracht/356 Hyrumb wollen wir allein got hynfur horen/
got der wil uns selber weydenn. Unser Bapst ist gleich
der/ derdo seinn schaff ausznahget/ lasset sie auch verhun-
gern und verderben357/ got der wil (wie ehr auch teglich
thut) das die Christlichen hyrtten suchen sollen das
verloren was/ unnd wider zu der vorsamlung furenn/
Und das zergentzt358 odder zurbrochen ist/ widderumb
zusammen 〈gentsz pinden〉dp/ Und das kranck und schwach
widderumb starck unnd vest machenn/ Und das/ diedq
veyste unnd starck seint/ behut und bewaret werdenn.

G3rAber unszer bapst wendet das karten blat umb/ er wil
uns mit seinen wortten speyszen/ das got hasset/ Er wil
die verloren nit suchen/ und die schwachen und krancken
nit gesund machen mit gotlichem wort/ sunder er geden-
cket wie er sich speysz/ und den schefflin das gelt ausz dem
beuttel breng/ und die/ szo das weren/ verjage/ und die
veistickeit ausz yhrem leyb nehm/ das ich itzt nit sagen wil.


Disses buchlin hab ich gestrenger/ gunstiger her/
eur gestrengheit und gunst/ in eehafften359/ und diszer mey-
nung zugeschrieben/ Ich weysz/ das ich niemants/ mit
Entschuldigung.solchen ungeblumpten360 zuschreyben (sonderlich weil es/
die feurige berg belangt) wol unnd gefellig dienen ver-
marck/ und halt es darfur/ eur gestrenheit wult/ das ich
yemants anders hiemit het hoffirt. Jedoch hab ich be-
hertzet/ das ich richter und erkentnisz musz annehmen
unnd dulden/ Weil ich dan/ allen den von Tungen361/ in
sunderheit euch verwandt/ unnd mich vor allenn bey-
den yhenen solt entschuldigen/ die mich zugleich unnd
recht/ als mein hern unnd furdern vertredtenn/ odder
mich szo befundenn/ das mein sach ungerecht/ von yhr
abtzustellen/ weyszen mugenn/ Damit die selben wid-
der mich/ als einem der bosz sach handeldt/ nit bewegt
wurdenn/ Hab ich disses buchlin eur G'naden' zugeschrie-
ben/ Auff das yhr alle die von Tungen/ und der nam-
hafftig/ loblich Adel des Landesz zu Francken/ unnd
yeglichen/ szo disse schrifft leszen und vernehmen/ dahin
werden gefurt/ das sie eygentlich wissen/ das der Bapst
yrren und unrecht kan gethuen/ unnd vor allem/ das er
die schrifft gottis mit boszen glossen zerreissen/ bruderli-
cher gemeinschafft und Christlicher liebe zu mercklichen
nachteyl/ abbruch und verderbnusz/ und unbillicher ubung
kan gebrauchen/ wie ehrdr dan bereyt teglich gebraucht.
Weil dem nun alszo/ ist vermutlich/ das der Bapst nicht
allein in obgemelten schrifften/ yrret/ sonder/ auch in an-
G3vdern/ welcher ich umb ursach itzt geschweyg. Nu hab
ich/ hievor geschrieben/ unnd disputirt/ und mein setze/
gegenred/ antwurt/ replication/ und alle not und schutz
reden/362 szo der sachen meynes schreybensz zugehorig ge-
west/ odder zufellig mit gekummen sein/ durch schrifften
heyliger Biblien bewert/ fest unnd puntdig gemacht/
und hab nie an363 schrifften geredt oder geschrieben.364 Dan-
noch ist ein grymmischer Lau verhanden/ der mit den
florentinischen Balen spielet/365 die den Deutschen kein
gut/ und ehre gegundt haben/ und dem allerdurchleuch-
tigisten hern Maximilian weyland Romischen keyser/
dartzu allen Churfursten/ mit einer Comedien/ szo zu
Florentz in der Fastnacht gespilt/ verhont unnd verspot
haben366/ der selbe Lau/ greufft mit aller hynderlistickeit
widder got/ ehr/ und recht/ nach meiner leer und wil sie
zerreyssen. Er hat meiner leer etzliche artickel verdampt367
und mich nie dartzu geladen/ odder beruffen zukommen/
durch mich oder nemen368 Antwald zusehen odder ho-
ren/ das mein schreyben oder leer/ als ketzerisch sol vor-
urteilt werden. Er hat mich auch nit gefordert und ver-
mandt/ beweglichen ursachen furtzuwenden/ das mein
gethane schrifft nit szal ketzerisch/ds aber369 als Christlicherdt
leer nachteiln geacht werden/ wie wol das widder gotli-
che gesetz/ und naturlich/ auch wider sein eygen Decre-
talen ist/ des sich doch der Turck het enthalden/ dan-
noch schemet sich der Florentinisch Lau nicht/ also ty-
rannisch und nichtiglich/ widder des Lauen art und
sytten zudoben und wutten. Ist es nit offentlich unrecht/
das er etzlich artickel/ so mich sunderlich bedreffen/ sol
verdamnen/ und mich gar nit fragen/ was mein verstand
daruber sey. Ich halt auch/ das er meyner bucher key-
nesz gelesen odder gesehen hat/ ich wil hiemit geeffert370 ha-
ben/ das mein nahm nit gedruckt ist in der Bulle/ und
mich Doctor heuchler von Geckendorff/ als bepstlicherduG4r
befelh trager/ hat lassen ein schreyben.371Fur das letzte hat
obgedachter Florentinischer Lau befohlen/ der termin
sal/ von dem tag angeheffter Bullen angehen/ das auch
widder gotlich recht geschehen/372 Dan in allem rechten/
kan keyner contumax getzelt werden/ er habe den eygent-
lich bewust umb die Citation odder Monitorium/ Szo
kan auch der termin nicht er373 anfahen zulauffen/ dan an
dem dvtag desdv wissens/ da einer anfecht zuwissen/ das er
vermant oder berufft374/ Und wiewol ein gerucht/ etwan
einen mag vorstendigen/ das er citirt odder monirt ist/
dannoch bericht es keinen eygentlich/ sonderlich szo ei-
ner vermant wurd/ das er etwas widerruffen sol/ dan
szo musz einer die capittel sehen unnd wissen/ welche er
widderreden und vorleugnen sol. Ich wil das in war-
heit sagen/ das ich gern ein bulle erkauffen wolt/ damit
sie mein eygen wer/ und ich mit gutter zeit dieselbe mocht
bewegen.375 Aber ich hab keine konden bekummen. Wan
der Bapst einem Florentiner solchen gewalt umb gelt sa-
chen gethan het/ szo musset er horen/ das er wider recht
und mit gewalt handelt/ wasz ich aber reden darff (die
weil er mein leer/ gut gerucht376/ ehr/ leyb und leben/ wid-
der ordnung des rechten/ und alle billickeit versucht zu-
nehmen) mag ein yeglicher verstendiger ermessenn. Er
darff auch nit sagen/ das niemandts sein bullen an her
het getragen/ dan es ist ein gerucht/ das etzlich bestelt/
(die dan auch zeitten alher sollen kummen) Venedisch
pfeyl377 zuschissen/ oder etzliche mit listickeit zuvorderben/
kan er/ odder sein rathgeber/ das zuwegen brengen/ szo
het er mit solcher gescheydheit einn bullen in der nacht
odder am tag alhie lassen anschlahen/ Aber mein herr/
alle ding werden heymlich/ listiglich unnd bedrieglich/
widder mich armen knecht gesucht unnd furgenommen/
darausz eur gunst leichtiglich kan abnehmen/ was der
Bapst suchet.

G4v
Erbiettungdw378.


Nun weysz ich/ und wil das mit recht beweyszen/
das ich mein leer mit fingern379 in heyliger geschrifften deu-
ten/ odder ausz den umbstehenden sententien/ das ist/
ausz dem ynhalt und begriff380/ abnehmen und herausz scho-
pffen kan/ und wil durch schrifften beyder testamenten
(des neuen und des alten) alles szo ich beschliszlich ge-
lert hab/ bekrefftigen. Ich hoff auch yhr und alle christ
glaubigen werden erkennen/ das diszes mein erbitten/
zu recht und gleich/ redlich/ erbarlich/ und fur gnugsam
sol geacht werden/ zu recht.


Ich were auch gantz willig und bereyt/ etzliche Car-
dinalen und bischoffen und andere prelaten Teutscher
und Welscherdx Nation/ zukyeszendy unnd nennen/ meiner
leer/ Scheydrichter zu sein/ und sie in sychern unverdech-
tigen stellen zusuchen. Aber ich forcht/ das berurte pre-
laten kein gnad mehr bey dem bapst wurden haben. Sie
musten sich auch/ ere/ guttes/ und villeicht des leben er-
wegen/ wie viel Advocaten zu Rom/ szo der gerechti-
ckeit/ widder dye Pontifex gedient habenn/ mustenn
thuen. Und ob sie in hochstem fleysz mein gerechtickeit
hyn und her wenden und durchsehen/ unnd das mein
sach gut ist mercken wurden/ Dannoch ist zuscheuen/
das sie/ wie Pilatus/ sprechen dorftendz/ Ego non inve-
nio causam in eo381/ Der bapst wurds ynnen werden/ und
mochten/ villeicht/ yhr hende in meinem blut waschen/
das yhr selber wol kont achten/ unnd ich weysz exempel
zu Rom.


Weil nu der bapst widder billickeit alszo geforcht/
weysz ich nit/ wu ich mich hyn keren sol/ doch wolt ich
yhe gerne erkentnusz horen und annehmen. Ich darff dem
bapst nit getrauen/ den er hat die sach mit gewalt ange-
fangen/ derhalben zubefaren/ das er mit seinen auffge-
G5rspandtenn klaubern382 unnd gespitzten siggeln/ alle ding
durch gewalt und unrecht thun werd.


Szo weisz ich viel redliche Bischoffe und Cardi-
nalen/ die der Biblien emsiglich noch suchen und folgen/
sie mussen aber das thier forchten/ das mich zerreyssen
und fressen wil.383


Ich kan auch die elenden kugeltreger384/ die sich itzt
Theologen schreyben (und sein doch nicht myndersz/
dan gelarten in der schrifft) nit erwelen/ Dan ich binn
lang in yhren rauchlochern385 gelegen/ und hab mich umb
kein gelt odder ehr/ von yhnen/ auff diesse meynung (die
ich itzt halte) begeben. Allein leuterlich386 darumb/ das
sie yhrer sach ungerecht sein. Ich weysz und sag mit war-
heit/ das sie nicht ein blat/ in der Biblien recht verneh-
men. Dartzu haben sie dolle und unwitzige hyrn/ Sie ver-
damnen das sie nit verstehen/ Und verachten/ das sie
nicht erkant haben/ halden sich nach keinem recht (wie
das mag namen habenn) Dan die Lavonischen387 seint
gleich szo redlich gewest/ wie die papistische unchristen/
sie haben mein lere auch bedriglich/ widder mich unge-
fodert verdampt388/ Szo noehmen die keszpetler389 ein kesz
kalp oder ochszen und brieden mich/ er sie mich fragten/
Des wolt ich ein grob exempel von denea grauen holtz-
schuhern geben.


Leyhen seint disse zeit verstendiger/ geschickter/ undPapa suffuratus estverbum dei de ore populi.390
gelarter in der heyligenn schrifft/ dan etzliche unnd viel
geistliche prelaten.391 Aber die vermaledeyten und ketzeri-
sche Canones haben den leyhen das urteil und erkent-
nisz uber spenne392 (so der schrifft halben erwachszen) wid-
der gotliches gesetz genummen/ derwegen der Bapst die
Leyhen nit wurt leyden. Was sol ich thun/ ich beger ge-
richt und erkentnusz zuhoren/ Wan darff ich antzeygen?
Ich erbitte mich abermals/ das ich mein leer in der bi-
blien zeygnen odder bekrefftigen wil/ voreb leyhen unnd G5v
pfaffenn/ doch das ich ein sychers/ strackesz/ redliches
und ungeferlichsz geleyd/ an ungeferlich stad/ bisz wid-
der in mein gewarsam/ zuvor hab/ wie ich in meiner be-
dingung protestiret und bedingt hab.393


Damit ich aber yegliche verdechtickeit meyd/ unnd
von mir/ auff den Bapst schyeb/ Verman ich den Ro-
mischen Bischoff/ bey aller seiner freuntschafft/ bey sei-
ner eehr/ bey seinem vleisch unnd blut/ bey seiner selickeit/
bey seinem got/ bey Christo unserm hern/ unnd mach
das ✝ zu einem zeychen.394 Josue weltzet einen grossen
steyn/ zu einem zeychen395/ aber das buchlin kan keinen steyn
gen Rom tragen396/ derhalben mach ich ein ✝ das ich
yhn also vermand und gebeten hab/ das er mein leer mit
Christlicher geschrifft nyderlegen und verdamnen wol/
Ist er ein Christ/ Hat er ein dropfflein redlickeit in sey-
nem leyb/ hat er das blut Christi lieb/ szo geruch unnd
wol er mich mit dem wort Christi leren/ das ich unge-
recht/ unnd mein lerung widder got sey/ das yhm sey-
nes Ampt halben geburt zuthun/ als Paulus die Bi-
schoffenTitum. i. leret/ sprechende. Ein bischoff sol mechtig sein/
das er die feynd unnd sein widerreder mit heylsamer
schrifft ubirwind unnd nyderleeg397/ das hat Paulus ge-
thanactuum. xvi. Deut. xvii. et xiiii398/ und Moysen gebotten/ das die pfaffen alle dun-
ckelheit und spenne399 der schrifften unnd sachen/ nach denec
gesetz/ nit nach yhren eygen kopffen/ sollen erleuchten
beylegen und befriden.400 Dissen weeg beger ich vonn dem
bapst und bit yhn/ er wol/ als einem Christlichen prelaten
zustehet/ mich mit heylsamer schrifft/ und nach vermu-
gen gotliches gesetzes leren das ich unrecht gelert hab/
Ich lasse mich ein kind leren/401 und wil dem wort gotis
williglich statgeben. Hoff auch eur gunst und alle die
von Tungen/ und auch der gantz Adel sollen sprechen/
das diesse erbiettung erbarlich/ed redlich und genugsam
ist/ unnd was mir der Florentinisch Lau thun wurd/ G6r
das es unbillich und mit gewalt und widder recht sey
geschehen/ Demutiglich bittende/ yhr wollet meynes
erbietens yndechtig402/ und mich gegen meniglichen la-
ssen endreden403 und unschuldigen/ gesund unnd frolich/
wie ich mich erboten/ und dem gotlichen wort gerne fol-
gen woll/ Das verdien ich in fleyssiger dinsparkeit ger-
ne. Befehl mich auch und disse sach zusampt/ allen den/
das darausz fliessen odder endstehen mag/ in eure und
aller der vonn Tungen gunstigen schutz unnd schirm/
Wie yhr euch got wolt befohlen habenn/ dero eur ge-
strengheit geruch in gesuntheit zuhalten. Datum Wit
temberg an dem .xvii. tag Octobris/ In dem Tausent
Funffhundert und zwentzigsten Jar.


Ich wil dem Bapst zwue grosse ordten
anschreyben/ bisz zu seyner zeyt.


aista
bempeutta
cheffena
d-dsolcheliedlinA
eaucha
funudA
godera
hDiea
itha
jtha
kicha
lgestehenA
mEra
ndera
omißtattena
pfolgt gestrichen werden a
qfehlt a
rfehlt a
sam Rand eingefügt a
tgrauena
ukundea
vodera
wodera
xfolgt unleserlich gestrichen a
ydiea
zvom Editor verbessert für duchlesenA
aadremmena
abfehlt a
acvermutlich die schließende Klammer
adperlena
aefolgt unleserlich gestrichen a
affolgt unleserlich gestrichen a
agoder abera
ah-ahubirsichA
aifolgt unleserlich gestrichen a
ajmirA
akfehlt a
alvudA
amrorwustetA
anima
aoabera
apgebotta
aqSoa
arsoa
assicha
atgefelta
aufolgt gestrichen hohen gotis. Es stehet nit geschrieben a
avsicha
awodera
axgrauera
ayfolgt der a
azfolgt unleserlich gestrichen a
bafolgt unleserlich gestrichen a
bbhochgestellter Punkt A
bcCyriaa
bddena
befolgt gestrichen kan a
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bgmit gestrichen a
bhfolgt unleserlich gestrichen a
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blDanyhrA
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bphabena
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bsvom Editor verbessert für IX.A, a
btvarterA
bufolgt mit A, vom Editor gestrichen
bvfolgt unleserlich gestrichen a
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cbfolgt gestrichen sagte a
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cfvom Editor verbessert für singerA
cggeschmechtA
chdenna
cifehlt a
cjdem soldana
ckzua
cldiea
cmvom Editor verbessert für denA; dema
cnverwandta
cogara
cpsicha
cqunrechtlicha
crfolgt unleserlich gestrichen a
csfremdta
ctodera
cuodera
cvodera
cwmeuschenA
cxvom Editor verbessert für ii.A, a
cyerlangung/a
czvom Editor verbessert für undigetA
damit Streichung im Wort a
dbtruegera
dcfolgt unleserlich gestrichen a
ddodera
defolgt unleserlich gestrichen a
dfgesehen korrigiert a
dgbrunnena
dhodera
divorfader korrigiert a
djfolgt gestrichen auch a
dkfolgt unleserlich gestrichen a
dlBiblienuA
dmaußzulegena
dnvorgebesA
dofehlt a
dpkonjiziert für pigentszden A, a – vermutlich ist beim Setzen das Wort gentsz in das Wort pinden gerutscht
dqfehlt a
drfehlt a
dsodera
dtfolgt gestrichen ler a
dufolgt eine längere Streichung a
dv-dvtagdesA
dwErbiettnugA
dxeingefügt a
dykyß korrigiert a
dzdorstenA
eafolgt unleserlich gestrichen a
ebfolgt unleserlich gestrichen a
ecfolgt gestrichen gesetz a
edfolgt unleserlich gestrichen a

1Neidhard von Thüngen zu Sodenberg (nicht vor 1446–1522), Ritter seit 1504 oder 1506, Anführer des fränkischen Adels im Krieg, Onkel des Götz von Berlichingen, den er in einigen Fehden unterstützte. Vgl. Thüngen, Freiherrn (Lutzische Linie) 1, 179–188. Neidhards Sitz auf der Burg Sodenberg (Kilianstein) lag nahe Hammelburg, woher Karlstadts Mutter stammte, vgl. Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 6. Ein weiteres Mitglied des Geschlechts von Thüngen, Konrad (1466–1540), war seit 1519 Bischof von Würzburg. Vgl. Thüngen, Freiherrn (Lutzische Linie) 1, 207–259; Wendehorst, Würzburg, 72–100. Schon im Februar 1519 hatte sich Karlstadt an Adam von Thüngen gewandt (KGK II, Nr. 107, S. 111), im Mai desselben Jahres an dessen Vater Sigmund von Thüngen (KGK II, Nr. 122, S. 199); vermutlich in der Hoffnung auf eine Pfründe in Würzburg, vgl. Barge, Karlstadt 1, 56f. Seit dem Frühjahr 1520 hatten fränkische Adlige wie Franz von Sickingen und Sylvester von SchaumburgLuther Offerten zu Schutz, Geleit und Unterschlupf angeboten. Vgl. Kaufmann, Adel, 11–13. Daher mag Karlstadts Widmung auch äquivalent zu verstehen sein.
2Der Ort Jessen an der Elster ist ungefähr 30 km von Torgau entfernt, also fast 4 Meilen. Karlstadt ironisiert und bricht die heilsgeschichtliche Tradition, vgl. KGK 167 (Anmerkung).
3Vgl. Offb 5,5 Vg »Ecce vicit leo de tribu Iuda radix David/ aperire librum […].« Die Wurzel Jesse, das Stammgeschlecht Davids, aus der der Messias entstammt, geht zurück auf Jes 11,1–10. Aus ihr bezog sich die heilsgeschichtliche Legitimation der gegenwärtigen Kirche, die sich im Glauben in apostolischer und ungebrochener Kontinuität verstand. Die Symbolisierung Judas durch einen Löwen findet sich in 1. Mose 49,9. Karlstadt nutzt die Synonymität mit dem Namen Papst Leos X. Zugleich verbindet er diese Textstelle mit Offb 3,7 Vg »qui aperit et nemo cludit, et cludit et nemo aperit.«
4Ein Hafner (hier: heffner) ist ein Töpfer, vgl. DWb 10, 127.
5Krause, Krug, Trinkgeschirr, vgl. DWb 11, 2093.
6Karlstadt verwendet die Metaphorik von Gott als Töpfer nach Jer 18,1–6. Vgl. auch Jes 45,9; 64,8; Röm 9,21.
7Vgl. Mt 19,29 Vg »Et omnis qui reliquit domum vel fratres aut sorores aut patrem aut matrem aut uxorem aut filios aut agros propter nomen meum centuplum accipiet et vitam aeternam possidibit.«
8Unklar, auf jeden Fall despektierlich, vielleicht von »krabben« (kratzen, scharren), vgl. DWb 11, 1914, oder auf »Grab« alludierend.
9Vgl. Joh 4,14 Vg »sed aqua, quam dabo ei, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam.«
10DWb 11, 257: »Käsesack: sack in den der quark gethan wird, wenn er unter die presse kommt«.
11DWb 11, 2127: kratzen.
12Die Ablässe der Mendikantenorden nahmen immer größere Ausmaße an. Die gefälschte Sammlung von Privilegien der Minoriten, niedergeschrieben von Markus von Treviso im Jahr 1428 und angeblich päpstlichen Registern entnommen, setzte für eine Reihe von Festen, die in Ordenskirchen begangen wurden, 100 Jahre Ablass an. Ein notarielles Instrument erkannte 1482 diese Ablässe als echt an. Karlstadt mag der Druck dieser Privilegia fratrum minorum (Hain 13371), zuletzt in Leipzig 1495 und 1498 sowie in Venedig 1500, 1502 und 1508 gedruckt, zusammen mit den Bullen bekannt gewesen sein. Sixtus IV. erließ für den Besuch der Ordenskirche am Fest des Hl. Franziskus 100 Jahre Ablass, Leo X. gar einen vollkommenen Ablass für die, die sich im Ordenskleid beerdigen ließen. Die Dominikaner nahmen kurzerhand die Ablässe der Franziskaner auch für sich in Anspruch; dieser Übertragung gaben Bonifaz IX. 1402 und Sixtus IV. 1479 ihren päpstlichen Segen, der auch einen Ablass von 100 Jahren für den Kirchenbesuch am Fest des Hl. Dominikus anordnete. Den Augustinern gewährte schon Innozenz IV. im Jahr 1244 einen absurd anmutenden Ablass von 1000 Jahren für Almosen und den Besuch der Augustinerkirche zwischen Septuagesima und Palmsonntag sowie einen vollkommenen Ablass an drei Tagen in der Karwoche. Julius II. bestätigt in der Bulle »Dum uberes fructus« alte, den Augustinern gewährte Ablässe mit Beifügung eines Ablasses von 100 Jahren für den Kirchenbesuch an Festen von drei Ordensheiligen, erwähnte jedoch nicht den Ablass von 1244. Veröffentlicht wurden diese Ablässe in den Privilegia fratrum Heremitarum Augustini, Rom 1514, 27ff. S. hierzu Paulus, Geschichte 3, 260–268.
15Vgl. Röm 8,23 Vg »non solum autem illa, sed et nos ipsi primitias Spiritus habentes/ et ipsi intra nos gemimus, adoptionem filiorum expectantes redemptionem corporis nostri.« Karlstadt verwendet diese Textstelle als zentrales Argument, um die Heiligkeit jedes Christen paulinisch zu begründen.
16Vgl. Eph 4,22–24 Vg »deponere vos secundum pristinam conversationem veterem hominem, qui corrumpitur secundum desideria erroris/ Renovamini autem spiritu mentis vestrae, et induite novum hominem qui secundum Deum creatus est in iustitia et sanctitate veritatis.« Vgl. auch 2. Kor 4,16 Vg »Propter quod non deficimus, sed licet is qui foris est noster homo corrumpitur, tamen is qui intus est, renovatur de die in diem.« Vgl. auch Aug. de trin. 4,3,5: »Resuscitatur ergo anima per poenitentiam, et in corpore adhuc mortali renovatio vitae inchoatur a fide qua creditur in eum qui iustificat impium, bonisque moribus augetur et roboratur de die in diem cum magis magisque renovatur interior homo. Corpus vero tamquam homo exterior quanto est haec vita diuturnior magis magisque corrumpitur vele aetate vel morbo vel variis afflictationibus donec veniat ad ultimam quae ab omnibus mors vocatur.« (CCSL 50, 165,13–21; PL 42, 890).
17Vgl. Jak 1,18 Vg »Voluntarie enim genuit nos verbo veritatis, ut simus initium aliquod creaturae eius.«
18Nichtig.
19Karlstadt propagiert hier die abnegatio bzw. – in eigener Terminologie – Gelassenheit. Vgl. KGK 167 (Textstelle).
20Vgl. Gal 5,22f. Vg »Fructus autem Spiritus est caritas, gaudium, pax, longanimitas, bonitas, benignitas/ fides, modestia, continentia adversus huiusmodi non est lex.«
21Vgl. Röm 7,14 Vg »Scimus enim quia lex spiritualis est, ego autem carnalis sum, venundatus sub peccato.«
22Vgl. Röm 7,18–20 Vg »Scio enim quia non habitat in me, hoc est in carne mea, bonum. Nam velle, adiacet mihi/ perficere autem bonum, non invenio. Non enim quod volo bonum, hoc facio, sed quod nolo malum, hoc ago. Si autem quod nolo, illud facio, iam non ego operor illud, sed quod habitat in me peccatum.«
23Vgl. Röm 7,5 Vg »Cum enim essemus in carne, passiones peccatorum, quæ per legem erant, operabantur in membris nostris, ut fructificarent morti.«; Röm 7,25 Vg »gratia Dei per Iesum Christum Dominum nostrum. Igitur ego ipse mente servio legi Dei/ carne autem, legi peccati.«
24Vgl. erneut Röm 7,19.
25Vgl. hierzu Karlstadts Rezeption Taulers, nach dem auch der heiligste Mensch seine Sünde bekennen müsse. S. Tauler, Sermones (1508), fol. 167va. Karlstadt vermerkt marginal mit Bezug auf Pred 7,12: »Non iustus in terra qui bonum faceret et non peccabit.« Ein zweiter Verweis findet sich auf Tauler, Sermones (1508), fol. 167rb: »nit als sorglich und als schädlich seind dem menschen. als ain ainyer gebrech den der mensch nit kennen noch für gebrechen haben wil, unnd mit ainem fravel alwegen darinne bleibet.«Karlstadt stellt marginal eine Verbindung zu Bernardus, Opera (1513), fol. 67r her: »Non cognoscere defectus pessimum est Bern〈ardi〉 sermo v. h. de dedicatione ecclesiae: excludit miseriae dissimula〈tio〉 misera〈tionem〉.« Vgl. Hasse, Tauler, 80.
26Vgl. Apg 13,22 Vg »et amoto illo suscitavit illis David regem cui testimonium perhibens dixit/ inveni David filium Iesse virum secundum cor meum qui faciet omnes voluntates meas.«
27Vgl. Ps 31(32),5f. Vg LXX »Delictum meum cognitum tibi: feci et injustitiam meam non abscondi. Dixi confitebor adversus me iniustitiam meam Domino/ et tu remisisti impietatem peccati mei/ pro hac orabit ad te omnis sanctus in tempore opportuno.«
28Vgl. Phil 3,12f. Vg »non quod iam acceperim aut iam perfectus sim, sequor autem si quomodo comprehendam in quo et comprehensus sum a Christo Iesu/ fratres ego me non arbitror comprehendisse.«
29Vgl. Röm 4,5 Vg »Ei vero qui non operatur, credenti autem in eum, qui iustificat impium, reputatur fides eius ad iustitiam secundum propositum gratiae Dei.«
30Der Verweis ist nicht klar. Vgl. Hiob 15,14–16 Vg »quid est homo ut inmaculatus sit et ut iustus appareat natus de muliere/ ecce inter sanctos eius nemo inmutabilis et caeli non sunt mundi in conspectu ejus/ quanto magis abominabilis et inutilis homo qui bibit quasi aquam iniquitatem.« Vgl. auch Hiob 33,17 und Hiob 35,12.
31Schmeichler, vgl. DWb 3, 1405.
32Anspielung auf die Kugeln (Bälle) im Wappen der Medici, aus deren Geschlecht Papst Leo X. stammte.
33Erlaubnis, vgl. DWb 24, 2466f.
34Vgl. Hebr 5,1–3 Vg »omnis namque pontifex ex hominibus adsumptus pro hominibus constituitur in his quae sunt ad Deum ut offerat dona et sacrificia pro peccatis qui condolere possit his qui ignorant et errant quoniam et ipse circumdatus est infirmitate et propter eam debet quemadmodum et pro populo ita etiam pro semet ipso offerre pro peccatis […].«
35Karlstadt übersetzt einen seinerzeit Cyrill von Alexandria zugeschriebenen Text. Vgl. Orig. in Lev., Homilia 2: »Sed quid praecipue in huiusmodi sacerdote mirandum est? non ut non peccet, quod fieri non potest, sed ut agnoscat et intelligat peccatum suum. Nunquam enim se emendat, qui pecasse se non putat. Simul quia et facilius potest indulgere peccantibus, is qui alicuius infirmitatis suae conscientiae remordetur.« (PG 12, 415C). Vgl. Cyrillus, In Leviticum (1514), fol. 5v: »Sed quid precipue in huiusmodi sacerdote mirandum est? Non ut non peccet/ quod fieri potest: sed ut agnoscat et intelligat peccatum suum. Nunquam enim emendat: qui se pecasse non putat, simul quia et facilius potest indulgere peccantibus: is qui alicuius infirmitatis conscientie sue remordetur.«
36Über den Borgiapapst Alexander VI. kursierte das Gerücht, dass er ein getaufter Jude sei, das durch die Aufnahme von aus Andalusien vertriebenen Juden in Rom verstärkt wurde. Vgl. Reinhardt, Alexander VI., 73; 164. Neben anderen kolporiert von Platina, De vitis (1511), fol. 166v.
37In der Schlacht von Ravenna am 11. April 1512 besiegte das Heer des französischen Königs Ludwig XII. das Aufgebot der Heiligen Liga von Papst Julius II. Vgl. Pastor, Päpste 3.2, 840–845.
38Unter leichter Abwandlung übermittelte auch Luther die blasphemischen Ausrufe des Papstes, die ihm von Liborius Magdeburg zugetragen wurden, der fast 10 Jahre als Notar an der Rota tätig war. Vgl. WA.TR 3, 559,18–21 Nr. 3717; 4, 289,26–40 Nr. 4388; 5, 674,20f. Nr. 6459. Liborius war vermutlich zwischen 1515 und 1524 in Rom. Zu diesem vgl. Clemen, Liborius. Bei Luther ist aber nicht von der Verbrennung des Gebetbuchs die Rede, dagegen wieder in: Der pfarrhern (1550), fol. B4r. Vgl. Kaufmann, Ende, 201 Anm. 215.
39Groben.
40Karlstadt bezieht sich auf die Schrift Super apostolica sede des Franziskaners Augustin von Alveldt. Zudem hatte er in dieser Zeit eine Auseinandersetzung mit dem Franziskaner Johann Fritzhans. Vgl. Ablass (KGK 161) und Wasser (KGK 162). In der Franziskanerdisputation war die Sündlosigkeit des Papstes kein Thema, vgl. KGK II, Nr. 139, S. 505f.
41Die Bannandrohungsbulle Exsurge Domine erließ Papst Leo X. am 15. Juni 1520 mit einer Frist von 60 Tagen zum Widerruf (vgl. hierzu KGK 168 (Anmerkung)). Sie enthielt 41 Sätze Luthers ohne eine Widerlegung. Die Artikel 31, 32, 35 und 36 stimmten mit von Karlstadt gegen Eck vertretenen Thesen aus den Apologeticae conclusiones überein. Die Artikel 31 sind wörtlich, Artikel 35 und 36 inhaltlich mit den von Eck im Dezember 1519 zusammengestellten, zu verurteilenden Irrtümern Karlstadts identisch: Eck, Contra Bodenstein (1519), fol. A2v–A3r. Vgl. hierzu Bubenheimer, Consonantia, 164; 192 Anm. 20. Einen großen Einfluss auf die Liste der Irrtümer hatten die Artikel der Löwener theologischen Fakultät, s. KGK 167 (Anmerkung).
42Die Verwendung des lat. »nullitas« an Stelle von »Nichtigkeit« mag eine despektierliche Anspielung auf scholastische Begrifflichkeiten wie »quiditas«, »haeceitas« etc. sein.
43Fatzen, vgl. DWb 3, 1363–1365: »cavillari, illudere, vexare«, also im Sinne von spotten, Possen treiben. Fitzen, vgl. DWb 3, 1695: spinnen, künstliche Muster einweben etc.
44Gefängnis, von frz. prison, vgl. Lexer, Handwörterbuch 2, 298: »prisûn, prisûne«. So schon Jäger, Carlstadt, 149.
45Wohl als »greiflich« zu lesen, vgl. DWb 9, 49: »greiflich, adj., was sich fassen, sinnlich oder geistig wahrnehmen läszt […] im 16. jh. in blüthe«. Eine andere Lesart wäre »greuslich« (gräuslich) im Sinne von schauderhaft, fürchterlich, vgl. DWb 8, 2223f.
46Dieser knappe Hinweis Karlstadts auf die Resignation vom Vicecomitat ist die einzige Information darüber, dass er Inhaber dieses Instituts war. Dieses kaiserlich oder, wie in seinem Fall, päpstlich verliehene Amt eines Untergrafen deutet entweder darauf hin, dass sich Karlstadt diese Rechte von einem Hofpfalzgrafen in Rom erkauft oder aber dass er in Rom das Amt eines kurialen Kanzleischreibers ausgeübt hatte, die 1514 von Leo X. zu »comites aulae Lateranensis« (als Hofpfalzgrafen des Lateran) ernannt worden waren. Vgl. Bubenheimer, Consonantia, 55–57. Zur Käuflichkeit der Rechte vgl. Barraclough, Notaries, 13 Anm. 3; Knemeyer, Notariat, 54. Handschriftliche Einträge zu dieser Textstelle in Exemplaren der WLB Stuttgart, Theol. 4°. 889 und im Concordia Seminary St. Louis bestätigen die Möglichkeit einer Resignation vom Amt: »resignat Vicecomitatum«. Vgl. Bubenheimer, Consonantia, 55 Anm. 196.
47Apg 5,29 Vg »obedire oportet Deo magis quam hominibus«.
48Mt 10,37 Vg »Qui amat patrem aut matrem plus quam me non est me dignus«.
49Vgl. ähnliche Aussagen Karlstadts zur Zukunft in Sorge um den Bann und vor weiteren Drohungen in der Missive (KGK 166 (Textstelle)).
51Sehr, vgl. DWb 3, 1348.
52Vgl. X. 1,3,22 (CICan 2, 25–28).
53Ungültig, vgl. DWb 24, 397.
54Strittig, uneins, vgl. Lexer, Handwörterbuch 2, 1080; DWb 29, 1218f.; Götze, Glossar, 204.
55Vgl. auch Karlstadts Aussagen über die fehlende theologische Bildung der Bischöfe, die ihr Amt nur zur eigenen Versorgung nutzen, in der Bedingung (KGK 165 (Textstelle)).
56»Ummer« entspricht laut Lexer, Handwörterbuch 2, 1748»iemer, immer«.
57Hier stellt Karlstadt erstmals den Gegensatz auf zwischen ius divinum (göttlichem Recht) und ius canonicum bzw. menschlichen Gesetzen. S. auch KGK 167 (Anmerkung) u. KGK 167 (Anmerkung).
58Gesetz; unter der »andern ehe« ist das alttest. Buch Deuteronomium zu verstehen. Vgl. Lexer, Handwörterbuch 1, 715 unter dem Lemma »êwe«.
59Vgl. 5. Mose 17,15;18–20 Vg »eum constitues quem Dominus Deus tuus elegerit de numero fratrum tuorum, non poteris alterius gentis hominem regem facere qui not sit frater tuus. […] postquam autem sederit in solio regni sui, describet sibi deuteronomium legis huius in volumine, accipiens exemplar a sacerdotibus leviticae tribus/ et habebeit secum legetque illud omnibus diebus vitae suae, ut discat timere Dominum Deum suum et custodire verba et caerimonias eius quae lege praecepta sunt/ nec elevetur cor eius in superbiam super fratres suos, neque declinet in partem dextram vel sinistram, ut longo tempore regnet ipse et filii eius super Israhel.«
61Der Widerspruch zwischen ius divinum und kanonischem Recht bzw. papstkirchlicher Tradition (s. o. KGK 167 (Anmerkung)) wird radikalisiert: der Papst hat Bibel und ius divinum den Rücken gekehrt.
62Vgl. 5. Mose 17,16 Vg »cumque fuerit constitutus, non multiplicabit sibi equos, nec reducet populum in Aegyptum equitatus numero sublevatus, praesertim cum Dominus praeceperit vobis, ut nequaquam amplius per eandem viam revertamini.«
63Nach der Wahl Alexanders VI. 1492 begab sich ein berittener Zug von 800 Konservatoren und angesehenen Bürgern zum Vatikan, vgl. Pastor, Päpste 3.1, 352f.; Carlen, Zeremoniell, 11. Der Amtsantritt Leos X. war von einem gewaltigen Festumzug mit mehr als 400 Berittenen begleitet; das Pferd des Papstes wurde von einem stadtrömischen Adligen am Zaumzeug zur Krönung geleitet. Vgl. Pastor, Päpste 4.1, 24–29. Auch der Einzug des Papstes auf einem Pferd ist als imperiales Herrschaftszeichen zu deuten. Nach Enea Silvios Beschreibung des Krönungszuges für Nikolaus V. zum Lateranpalast am 19. März 1447 ritt der Papst unter einem Sonnenschirm auf einem weißen Ross ein. Vgl. Carlen, Zeremoniell, 32. Abbildungen eines einreitenden Papstes finden sich in Ulrich von Riechentals Chronik Das Concilium: So zu Constanz gehalten ist worden und auf einem Fresko Raffaels in den Stanzen im Vatikan, vgl. Carlen, Zeremoniell, nach S. 34.
64Gefahr, Nachteil, vgl. DWb 3, 1244f.; Götze, Glossar, 72.
66Ersten.
67Vgl. 1. Kor 10,2–4 Vg »et omnes in Mose baptizati sunt in nube et in mari, et omnes eandem escam spritalem manducaverunt, et omnes eundem potum spritalem biberunt, bibebant autem de spiritali consequenti eos petra, petra autem erat Christus.« Vgl. weiter Hebr 3,16f. Vg »sed non universi qui profecti sunt ab Aegypto per Mosen, quibus autem infensus est quadraginta annos, nonne illis qui peccaverunt quorum cadavera prostrata sunt in deserto.«
68Vgl. Hes 29,3 Vg »et dicis meus est fluvius et ego feci memet ipsum«; Hes 29,9 Vg »[…] quod dixerit fluvius meus est et ego feci idcirco ecce ego ad te et ad flumina tua daboque terram Aegypti in solitudines gladio dissipatam […].«
69Die Eingangsformel einer Supplikation an den Papst, im kanonischen Recht als Appellation bezeichnet, lautete: »Supplicat [Petit] Sanctitati Vestrae humilis creatura vestra N. N., quatenus […] dignemini […].« Vgl. Breslauer, Urkundenlehre 2, 6. Dieses Formular wurde zuerst beschrieben im Libellus de formis peticionum secundum cursum Romanae curiae (1226/27). Karlstadt lehnt die Formelhaftigkeit der kanonischen Appellation ab, indem er ironisch darauf verweist, dass der Appellant sich zur Schöpfung des Papstes (»ewre […] creatur«) ernenne. In seiner Appellation (KGK 168) verwirft Karlstadt daher die »Romischen formular red« auch in der Praxis. An das Ende der Päpstlichen Heiligkeit setzt Karlstadt eine Appellation (Erbittung), die nicht an den Papst gerichtet ist, sondern auf andere Theologen und ein adliges Unterstützernetzwerk zielt.
70Vgl. Hes 29,3 u. 9.
71Vgl. DWb 15, 1393: »erkohlter abfall vom dochte eines lichtes […].«
73Vgl. Hes 29,8 Vg »propterea haec dicit Dominus Deus ecce ego adducam super te gladium et interficiam de te hominem et iumentum«.
74Fischen.
75Vgl. Hes 29,5 Vg »et proiciam te in desertum et omnes pisces fluminis tui […].«
76Vgl. Hes 29,6f. Vg »pro eo quod fuisti baculus harundineus domui Israhel quando adprehenderunt te manu et confractus es et lacerasti omnem umerum eorum et innitentibus eis super te comminutus es et dissolvisti omnes renes eorum«; 2. Kön 18,21»an speras in baculo harundineo atque confracto Aegypto super quem si incubuerit homo comminutus ingreditur manum eius et perforabit eam sic est Pharao rex Aegypti omnibus qui confidunt in se […].«
77Vgl. Jes 14,12–14 Vg »quomodo cecidisti de caelo lucifer […] qui dicebas in corde tuo in caelum conscendam super astra Dei exaltabo solium meum sedebo in monte testamenti in lateribus aquilonis ascendam super altitudinem nubium ero similis Altissimo«.
78Luther berichtet im 11. Artikel seiner Adelsschrift ebenfalls beschämende Bräuche hinsichtlich der Austeilung des Sakraments an der Kurie: »Dan wilch Christen hertz mag odder sol das mit lust sehen/ das der Bapst/ wen er sich wil lassen communiciern/ stille sitzt als ein gnad Jungher/ und lessit yhm das sacrament von einem knienden gebeugten Cardinal mit einem gulden rohr reychen/ grad als were das heylig sacrament nit wirdig […].« (WA 6, 436,22–25). Vgl. Kaufmann, Adel, 262.
79Karlstadt gibt seine in Rom gemachten Erfahrungen einer Prozession anläßlich des Jahrestages der Krönung des Papstes wieder. Das Krönungsdatum Leos X. war der 11. März 1516. Als Karlstadt in Rom weilte, wurde das Fest wegen der Karwoche auf den 27. März verschoben. Vgl. Bubenheimer, Consonantia, 35, zitiert aus dem Tagebuch des päptlichen Zeremonienmeisters Paride de Grassi (Grassi, Diario, 30–32). Dass Karlstadt in dieser Zeit in Rom war, beweist sein Brief an Spalatin vom 20. Juni 1516, in dem er mitteilt, dass er in der Woche nach Ostern, zwischen 24. und 29. März desselben Jahres, promoviert worden sei (KGK I.1, Nr. 28, S. 386, Z. 11f.). Erschien der Papst auf einer Prozession in vollem Ornat, wurde ihm das Sakrament auf einem weißen Pferd vorangetragen. Vgl. Bubenheimer, Consonantia, 35 nach Patricius, Ritus (1516), fol. 50r–v. Ähnlich der Bericht des venezianischen Gesandten Marino Sanudo über den Einzug Leos X. am 30. 11. 1515 in Florenz, vgl. Bubenheimer, Consonantia, 35 Anm. 102 nach Sanudo, Diarii 21, 374. Die päpstlichen Diener motivierten die Zuschauer der Prozession zu »Vivat«-Rufen, wie im kurialen Protokoll vorgesehen. Patricius, Ritus (1516), fol. 52r. Bereits laut Enea Silvios Beschreibung des Krönungszuges für Nikolaus V. (s. o. KGK 167 (Anmerkung)) wurde an der Spitze des Prozessionszuges dem Papst das Sakrament vorangetragen. Vgl. Carlen, Zeremoniell, 32.
80Angaffen, dumm glotzen, von maulaffen (als Verb), im Oberdt. auch kienaffen/gienaffen, vgl. DWb 12, 1797; Adelung, Wörterbuch 3, 118f.
81Bundeslade, von lat. arca.
82Bezug auf die von Gott geführte Überquerung des Jordans durch die Priester mit der Bundeslade, vgl. Jos 3,14–17.
83Begriff unklar. Möglicherweise handelt es sich um einen Druckfehler und es soll »städten« heißen, dann mit Referenz auf den Einzug der Bundeslade in Jerusalem, vgl. 2. Sam 6. Ein anderer Bezug könnte auf »stauten« gehen, im Sinn von »Launen«, »Absonderlichkeiten«, vgl. RhWB 8, 545 unter »Staute«; PfWB 6, 614 unter »Stoden«. Dann könnte Karlstadt die absonderlichen Tänze König Davids beim Einbringen der Bundeslade nach Jerusalem im Sinn gehabt haben, die sogar Abscheu erregten, vgl. 2. Sam 6,16;20.
84Zum Heraustellen des Gegensatzes von Bibel bzw. ius divinum und menschlichem Gesetz bzw. kanonischem Recht s. auch KGK 167 (Anmerkung) und KGK 167 (Anmerkung).
85Vgl. den 11. Artikel von Luthers Adelsschrift: »Zum eylfften/ das das fuszkussen des Bapsts/ auch nit mehr geschehe. Es ist ein unchristlich/ ja Endchristlich exempel/ das ein armer sundiger mensch yhm lessit seine fusz kussen/ von dem/ der hundertmal besser ist den er […].« (WA 6, 435,25–27). Vgl. Kaufmann, Adel, 258.
86Unklar, auf der Sinnebene vielleicht »Hörner«. Es ist auch ein Druckfehler möglich, sodass »Ohren« gelesen werden müsste.
87Vgl. Ps 81(82),6 Vg »ego dixi dii estis et filii Excelsi omnes vos«. Karlstadt legt hiermit die Gotteskindschaft aller Christen zu Grunde. S. Kotabe, Laienbild, 208f. Vgl auch Joh 10,34 Vg »respondit eis Iesus nonne scriptum est in lege vestra quia ego dixi dii estis«.
89Asaph, Chorfüher König Davids, dem Ps 50 u. Ps 73(74)–83(84) zugeschrieben werden, daher auch einer der von Karlstadt soeben angeführten, s. o. KGK 167 (Anmerkung). Zu Asaph vgl. auch 2. Chr 29,30.
90Ängsten im Sinne von »in Not bringen, bedrängen, bedrücken« bzw. »unterdrücken«, vgl. FWB 1, 1196.
91Heuchler, vgl. DWb 7, 8309 unter »Gleiszner«.
92Oder.
93Grober.
94Erneuter Bezug auf die Schrift Super apostolica sede des Franziskaners Alveldt. S. o. KGK 167 (Anmerkung).
95Gal 3,28 Vg »non est Iudaeus neque Graecus non est servus neque liber non est masculus neque femina omnes enim vos unum estis in Christo Iesu«.
96Vgl. Röm 2,11 Vg »non est enim personarum acceptio apud Deum.« Vgl. 2. Chr 19,7; Apg 10,34; 1. Petr 1,17; Kol 3,25.
97Joh 1,12 Vg »quotquot autem receperunt eum dedit eis potestatem filios Dei fieri his qui credunt in nomine eius«.
98Vgl. Joh 14,15 Vg »si diligitis me, mandata mea servate«; Joh 14,21 Vg »qui habet mandata mea et servat ea, ille est, qui diligit me«; Joh 14,23 Vg »si quis diligit me, sermonem meum servabit«.
99Vgl. 5. Mose 4,7 Vg »nec est alia natio tam grandis quae habeat deos adpropinquantes sibi sicut Dominus Deus noster adest cunctis obsecrationibus nostris«.
100Sieh.
101Jubel bzw. Jubiläum.
102Ruhm.
103Ps 81(82),7 Vg »ergo quasi Adam moriemini […].« Vgl. Röm 5,14.
104Karlstadt arbeitet mit der Doppeldeutigkeit von »Bapst« und »Bappe«/»Pappe«, dem Pappbogen aus Papierteig bzw. Kleister, vgl. DWb 13, 1443. Im Ital. erscheint die Verwandtschaft von »Papa« (Bapst) und »pappa« (Pappe) noch näher.
105Wohl Lügenprediger, vgl. DWb 3, 1394: »einem eine feder durch die nase ziehen, ihn belügen, ihm etwas aufbinden[…].«
106Vgl. Mt 18,18 Vg »Amen dico vobis quaecumque alligaveritis super terram erunt ligata et in caelo et quaecumque solveritis super terram erunt soluta et in caelo«.
107Vgl. X. 5,39,28: »[…] breviter respondemus, quod iudicium Dei veritati, quae non fallit, nec fallitur, semper innititur; iudicium autem ecclesiae nonnumquam opinionem sequitur, quam et fallere saepe contingit et falli. […] iudicium autem ecclesiae nonnunquam opinionem sequitur, quam et fallere saepe contingit et falli. Propter quod contingit interdum, ut qui ligatus est apud Deum apud ecclesiam sit solutus, et qui liber est apud Deum ecclesiastica sit sententia innodatus.« (CICan 2, 899). Den Namen hat das Kapitel von den einsetzenden Worten: »A nobis est saepe quaesitam […].«
110Vgl. 5. Mose 6,4 Vg »audi Israhel dominus deus noster dominus unus est […].«
112Vgl. 1. Kön 20,23f. Vg »servi vero regis Syriae dixerunt ei dii montium sunt dii eorum ideo superaverunt nos sed melius est ut pugnemus contra eos in campestribus et obtinebimus eos […] credidit consilio eorum et fecit ita […].«
1131. Kön 20,28 Vg »et accedens unus vir dei dixit ad regem Israhel haec dicit dominus quia dixerunt Syri deus montium est dominus et non est deus vallium dabo omnem multitudinem grandem hanc in manu tua et scietis quia ego dominus […].«
114Vgl. 2. Mose 9,23 Vg »et Dominus dedit tonitrua et grandinem ac discurrentia fulgura super terram […]«; Offb 16,18 Vg »et facta sunt fulgora et voces et tonitrua et terraemotus factus est magnus […].«
115Vgl. Mt 28,18 Vg »Et accedens Iesus locutus est eis dicens data est mihi omnis potestas in caelo et in terra.«
116Mt 28,20 Vg »Et ecce ego vobiscum sum omnibus diebus usque ad consummationem saeculi.«
117Mücklein.
118Vgl. Ps 94(95),6 Vg »venite adoremus et curvemur flectamus genua ante faciem Domini factoris nostri«.
119Vgl. Offb 19,10 Vg »et cecidi ante pedes eius, ut adorarem eum, et dicit mihi, vide ne feceris, conservus tuus sum et fratrum tuorum habentium testimonium Iesu Deum adora testimonium, enim Iesu est spiritus prophetiae.«
120Vgl. Offb 22,8f. Vg »et vidi haec et postquam audissem et vidissem cecidi ut adorarem ante pedes angeli qui mihi haec ostendebat et dicit mihi vide ne feceris conservus tuus sum et fratrem tuorum prophetarum et eorum qui servant verba libri huius Deum adora«.
121Vgl. Offb 19,9 Vg »et dicit mihi scribe beati qui ad cenam nuptiarum agni vocati sunt«.
122Vgl. Offb 22,7 Vg »beatus qui custodit verba prophetiae libri huius«.
124Vgl. Tob 12,15–18 Vg »ego enim sum Rafahel angelus unus ex septem qui adstamus ante Dominum cumque haec audissent turbati sunt et trementes ceciderunt super faciem suam dixitque eis angelus pax vobis nolite timere etenim cum essem vobiscum per voluntatem Dei ipsum benedicite et cantate illi«.
125Vgl. Hiob 10,9 Vg »memento quaeso quod sicut lutum feceris me et in pulverem reduces me.«Hiob 20,7 Vg »quasi sterquilinium in fine perdetur«; Hiob 30,19 Vg »conparatus sum luto et adsimilatus favillae et cineri.«
126Vgl. Ps 81(82),6 Vg »ego dixi dii estis et filii Excelsi omnes vos«.
127Vgl. 1. Joh 3,2 Vg »carissimi nunc filii Dei sumus et nondum apparuit quid erimus«.
128Aufbewahrt, erhalten, vgl. DWb 1, 1322.
129Vgl. Phil 2,12f. Vg »itaque carissimi mei sicut semper oboedistis non ut in praesentia mei tantum sed multo magis nunc in absentia mea cum metu et tremore vestram salutem operamini/ Deus est enim qui operatur in vobis et velle et perficere pro bona voluntate.«
130Oder.
132Vgl. Apg 14,10–13 Vg »turbae autem cum vidissent quod fecerat Paulus levaverunt vocem suam lycaonice dicentes dii similes facti hominibus descenderunt ad nos et vocabant Barnaban Iovem Paulum vero Mercurium […] quod ubi audierunt apostoli Barnabas et Paulus conscissis tunicis suis exilierunt in turbas clamantes et dicentes viri quid haec facitis et nos mortales sumus similes vobis homines adnuntiantes vobis ab his vanis converti ad Deum vivum.«
133Vgl. Apg 10,25f. Vg »et factum est cum introisset Petrus obvius ei Cornelius et procidens ad pedes adoravit Petrus vero levavit eum dicens surge et ego ipse homo sum […].«
134Und doch, dennoch, vgl. DWb 13, 871 unter dem Lemma »Noch. 5«.
135S. o. KGK 167 (Anmerkung). Die gesamte Thematik, dass Menschen nicht Gott gleich zu verehren sind, nimmt , fol. C1r in Bezug auf Engel und Heilige wieder auf: »Wir wissen auch auß der schrifft/ das widder engell/ noch heyligen fur gutt annhemen/ das wir sie mit gottlicher ehre feyern und preyßen. Ja sie weren sich/ und ist yhnen tzunah/ spotlich/ und greulich/ wan wir sie mit gottlichen ehren anlangen. Drumb verwerffen sie solche eher erbietung.«
136Die Lehre, dass sich in der Gesamtkirche unerschöpfliche Verdienste auf Grund der im Leiden erworbenen unendlichen Verdienste Christi speicherten und der Papst als Stellvertreter Christi über diesen Verdienstschatz verfüge, arbeitete bereits Thomas von Aquin aus (Thomas, S. th. III qu. 25 art. 1 co.; qu. 26 art. 1; 3 co., vgl. Thomas, Opera (Leonina) 12, 48; 50f.). Die Bulle »Unigenitus Dei Filius« (27. Januar 1343) bekräftigte, dass eine Minderung des kirchlichen Gnadenschatzes auf Grund der unendlichen Verdienste Christi nicht zu befürchten sei. Papst Leo X. bestätigte mit der Bulle »Cum postquam« vom 9. 11. 1518 die Thesen aus Unigenitus. Ablässe hätten ihren Grund in der päpstlichen Schlüsselgewalt. Zwar tilge eine sakramentale Lossprechung die persönliche Schuld, der Ablass aber befreie von der Sündenstrafe, indem er Anteil am Überfluss der Verdienste Christi und der Heiligen gewähre. Vgl. Felmberg, Ablasstheologie, 305. Kardinal Cajetan sprach in der Auseinandersetzung mit Luther dem Kirchenschatz gar Biblizität zu, vgl. Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, 173; Felmberg, Ablasstheologie, 314f. Der Augustiner Johannes von Paltz baute die Ablasslehre im Zusammenspiel mit den Plenarablässen des Kardinallegaten Raymund Peraudi, die dieser im Zuge der Jubiläumskampagnen 1489/90 und 1501/02 gewährte und die den vollständigen Ablass der zeitlichen Sündenstrafen verhießen, aus. Auch für Paltz sind die Sakramente und die Ablässe die beiden Schätze der Christenheit, die den unerschöpflichen Wert der Passion Christi darbieten (Paltz, Supplementum (1510), fol. b6r = Paltz, Werke (Hamm) 2, 31; Paltz, Celifodina (1504), fol. Cc4r; vgl. Hamm, Frömmigkeitstheologie, 264). Der Ablass beruhe auf dem unendlichen Wert des meritum passionis Christi (Paltz, Celifodina (1504), fol. X6v, nach Franciscus Mayronis, Tractatus (1493), fol. 87va/b; vgl. Hamm, Frömmigkeitstheologie, 285 Anm. 442). Die Frucht der allerheiligsten Leidens Christi wird in der Verkündigung des Ablasses dargeboten (Paltz, Supplementum (1510), fol. f2r = Paltz, Werke (Hamm) 2, 76; vgl. Hamm, Frömmigkeitstheologie, 265). Das Jubiläum wurde zum Inbegriff göttlicher Gnadenzuwendung, das sogar das Gnadenangebot des apostolischen Zeitalters übersteige (Paltz, Celifodina (1504), fol. Dd3v–4r; Dd5v; Paltz, Supplementum (1510), fol. a2v; e5v; C1r = Paltz, Werke (Hamm) 2, 5; 71; 355; vgl. Hamm, Frömmigkeitstheologie, 290). Eine enge Verbindung zum Blut Christi stellte der Dominikaner Markus von Weida, Lektor der Theologie in Leipzig, in seiner 1515 erschienenen Schrift über den Rosenkranz her (Weida, Spiegel (1515); das Exemplar der ThULB Jena, 4 Op.theol.IV,28, mit kritischen Randbemerkungen von Luthers Hand). Für ihn bedeutete der Ablass nicht ein Nachlassen der Strafe oder Pein, sondern nur eine Aufrechnung oder Bezahlung kraft des unschuldigen Leidens und Blutvergießens Christi. Ablass ist das Verdienst des Blutvergießens Christi am Kreuz, das den unerschöpflichen Schatz der Kirche ausmache, aus dem allein der Papst schöpfen und austeilen könne, soviel er will, Bischöfe dagegen nach Zahl und Maß, wie ihnen gesetzt. Vgl. Paulus, Geschichte 3, 144–146.
137Vgl. Mt 7,26 Vg »Et omnis, qui audit verba mea haec et non facit ea, similis erit viro stulto, qui aedificavit domum suam supra harenam […].«
138Vgl. Mt 9,6 Vg »Ut sciatis autem quoniam Filius hominis habet potestatem in terris dimittedi peccata […]«; Mt 20,28 Vg »Sicut Filius hominis non venit ministrari sed monistrare et dare animam suam redemptionem pro multis.« S. auch 1. Tim 2,6.
139Vgl. Mt 20,23 Vg »ait illis calicem quidem meum bibetis/ sedere autem ad dexteram meam et sinistram non est meum dare vobis sed quibus paratum est a Patre meo.« Vgl. auch Mk 10,40 Vg »sedere autem ad dexteram meam vel ad sinistram non est meum dare sed quibus paratum est […].«
140Vgl. Joh 17,9 Vg »ego pro eis rogo non pro mundo rogo sed pro his quos dedisti mihi quia tui sunt […].«
141Vgl. Joh 6,44 Vg »nemo potest venire ad me nisi Pater qui misit me traxerit eum […].«
142Vorher, vgl. DWb 26, 806 unter Lemma »vor. 3a«.
143Vorrang, vgl. DWb 23, 334.
144Ps 90(91),13 Vg . Vgl. auch Lk 10,19 Vg »Ecce dedi vobis potestatem calcandi supra serpentes et scorpiones […].«
145Karlstadt mag sich auf die unten (KGK 167 (Anmerkung)) ausführlicher behandelte Dekretale X. 1,33,6 beziehen: »Imperium non praeest sacerdotio, sed subest, et ei obedire tenetur. Vel sic: Episcopus non debet subesse principibus, sed praeesse.« (CICan 2, 196). Die Bulle Venerabilem von 1202 gab dem Papst das Recht, in die Königswahl einzugreifen und über die Qualifaktion der Bewerber zu entscheiden (X. 1,6,34 = CICan 2, 79–82). Die Bulle »Unam sanctam« von 1302 ordnete jede menschliche Kreatur dem Papst unter: »Porro subesse Romano pontifici omni humanae creaturae declaramus, dicimus, et difinimus, omnino esse de necessitate salutis.« (Extravag. com. 1,8,1 = CICan 2, 1245f.).
146Vgl. Mt 11,29 Vg »[…] discite a me quia mitis sum et humilis corde […].«
147Vgl. 1. Petr 2,17 Vg »omnes honorate fraternitatem diligite Deum timete regem honorificate […].«
149Vgl. Röm 12,10 Vg »caritatem fraternitatis invicem diligentes honore invicem praevenientes […].«
150Möglicherweise »ein«, »in« oder »bei«, vgl. DWb 3, 446; Lexer, Handwörterbuch 1, 543.
151Wohl: die Schuhe an ihm (dem Papst) abwischen.
152Gesandten.
153Vgl. 1. Petr 2,13–15 Vg »subiecti estote omni humanae creaturae propter Dominum sive regi quasi praecellenti sive ducibus tamquam ab eo missis […] quia sic est voluntas Dei.«
154Nichten, Instrumental von »nicht«, vgl. DWb 13, 713 zu »Nichte, Nichten«.
155Ernäher, hier im Sinne von amoralischem Verdienst- und Gewinnstreben.
156Dekretale de maioritate et obedientia, c. Solite, = X. 1,33,6: »Imperium non praeest sacerdotio, sed subest, et ei obedire tenetur. Vel sic: Episcopus non debet subesse principibus, sed praeesse.« (CICan 2, 196).
157Gemäß rhetorischer Circumstantia-Lehre sind zuerst die Redeumstände (Redner, Publikum, Redeintention) zu untersuchen.
158Vgl. Mk 13,37 Vg »quot autem vobis dico omnibus dico vigilate.«
159Vgl. X. 1,33,6: »Idem illustrissimo Constantinopolitano Imperatori.« (CICan 2, 196).
160Vgl. Gal 4,31 Vg »non sumus ancillae filii sed liberae qua libertate nos Christus liberavit […].«Karlstadt entwickelt an dieser Stelle das zeitgleich von Luther vertretene Konzept von der Freiheit aller Christenmenschen, das er der päpstlichen Freiheit entgegenstellt.
161Das Kapitel der Dekretale heißt »solite« (üblicherweise); Karlstadt verballhornt es ins Gegenteil »insolite« (unüblicherweise).
162Vgl. X. 1,33,6: »Scribebat enim Apostolus subditis suis, et eos ad humilitatis meritum provocabat. Nam si per hoc, quod dixit: ›subditi estote,‹[…].« (CICan 2, 197).
163Vgl. 1. Petr 2,9 Vg »Vos autem genus electum, regale sacerdotium, gens sancta, populus adquisitionis […].« Zur Verwendung von »lernen« als »lehren« vgl. KGK 168 (Anmerkung).
164Vgl. X. 1,33,6: »Non enim potest aut debet quisquam servum alterius iudicare, quum servus domino suo secundum Apostolum stet aut cadat.« Zur Unterordnung der weltlichen Macht unter das Papsttum vgl. X. 1,33,6: »Quod autem sequitur, ›regi tanquam praecellenti,‹ non negamus, quin praecellat imperator in temporalibus illos duntaxat, qui ab eo suscipiunt temporalia. Sed Pontifex in spiritualibus antecellit, quae tanto sunt temporalibus digniora […].« (CICan 2, 197).
165Karlstadt artikuliert hier das Konzept des Priestertums aller Gläubigen, vgl. Kotabe, Laienbild, 207f. u. 219–221. Bereits in De canonicis scripturis (KGK 163 (Textstelle)) stellte er das Urteil des Laien, denen die Gabe der Schriftinterpretation gegeben sei, gleichberechtigt neben das des Klerikers, vgl. Barge, Karlstadt 1, 224; Bubenheimer, Consonantia, 167; 174. S. auch Barge, Karlstadt 2, 12; Fuchs, Wirken, 534f.; Kähler, Protest, 308f. Zur Eckstein-Metaphorik vgl. 1. Petr 2,6 Vg »Ecce pono in Sion lapidem summum angularem electum pretiosum«, sowie Eph 2,19f., s. KGK 167 (Anmerkung). Vgl. auch Mt 7,24 Vg »Omnis ergo qui audit verba mea haec et facit, adsimilabitur viro sapienti qui aedificavit domum suam supra petram.« Luther hatte in der Leipziger Disputation den Verweis in 1. Petr 2,6 und Mt 7,24 auf Christus und nicht auf Petrus allein und somit auf die Grundlegung der gesamten Kirche bezogen (WA 59, 457,754–772). In seiner im August 1520 erschienenen Adelsschrift (vgl. Kaufmann, Adel, 4–7) hatte er hinsichtlich des Niederreissens der ersten Mauer der römischen Kirche, des geistlichen Standes, erklärt: »Dan alle Christen sein wahrhafftig geystlichs stands/ unnd ist unter yhn kein unterscheyd/ denn des ampts halben allein. […] Dem nach szo werden wir allesampt durch die tauff zu priestern geweyhet.« (WA 6, 407,13–15;22f.). Vgl. Kaufmann, Adel, 81. Im Traktat Von der Freiheit eines Christenmenschen vom Oktober/November 1520 schreibt Luther: »Ubir das seyn wir priester, das ist noch vil mehr, denn kuenig sein, darumb, das das priesterthum uns wirdig macht fur gott zu tretten vnd fur andere zu bitten.« (WA 7, 28,6–8). Zur Begründung der Primatsansprüche war päpstlicherseits herangezogen worden: Mt 16,18f.»Et ego dico tibi, quia tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam, et portae inferi non praevalebunt adversus eam. et tibi dabo claves regni caelorum et quodcumque ligaveris super terram erit ligatum in caelis et quodcumque solveris super terram erit solutum in caelis.« Auch diese Aussagen wandten Luther und Karlstadt nun auf die gesamte Christenheit an.
166Vgl. 1. Petr 2,5 Vg »et ipsi tamquam lapides vivi superaedificamini domus spiritalis sacerdotium sanctum offerre spiritales hostias acceptabiles Deo per Iesum Christum«; 1. Petr 2,9 Vg »vos autem genus electum regale sacerdotium gens sancta populus adquisitionis«. Vgl auch Eph 2,19f. Vg »ergo iam non estis hospites et advenae sed estis cives sanctorum et domestici Dei superaedificati super fundamentum apostolorum et prophetarum ipso summo angulari lapide Christo Iesu […].«
167Die Priesterweihe verleiht keinen besonderen, geistlichen Stand; das Priestertum ist nur ein gleichsam desakralisiertes Amt.
169Verfinstert bzw. verdunkelt.
170»Servus servorum Dei« ist seit dem 12. Jahrhundert die dem Papst vorbehaltene Selbtsbezeichnung des römischen Kirchenoberhaupt. Vgl. Vatikanlexikon, 725.
172Vermutlich ein Sprichwort: einen (strohernen) Bart von einem Kind raufen lassen. Nicht nachweisbar.
174Mit der Forderung an die weltliche Herrschaft, das Institut des Papsttums abzuschaffen, geht Karlstadt in dieser Zeit über Luther hinaus, der unter dem Eindruck der Vermittlungsversuche des päptlichen Gesandten Karl von Miltitz im Oktober 1520 ein Sendschreiben an Leo X. richtete, das die Kritik an Rom auf die Kurie begrenzte und den Papst zum Einschreiten gegen deren Treiben ermunterte (WA 7, 3–11; 42–49). Allerdings sind Luthers Schreiben dieser Zeit in eine umfassende Publikationsstrategie einzuordnen. Vgl. Kaufmann, Mitte der Reformation, 628–645.
175Vgl. Mt 5,22 Vg »ego autem dico vobis quia omnis qui irascitur fratri suo reus erit iudicio qui autem dixerit fratri suo racha reus erit concilio qui autem dixerit fatue reus erit gehannae ignis.« Vgl. 1. Joh 3,15.
176Vgl. Jak 4,11 Vg »qui detrahit fratri aut qui iudicat fratrem suum detrahit legi et iudicat legem […].«
177Vgl. 1. Kor 1,22 Vg »nos autem praedicamus Christum crucifixum, Iudaeis quidem scandalum, gentibus autem stultitiam […]«; 1. Kor 4,10 Vg »nos stulti propter Christum […].«
178Wohl im Sinne von »den Titel entziehen«.
179Vgl. Ps 90(91),11f. Vg »quia angelis suis mandabit de te ut custodiant te in omnibus viis tuis in manibus portabunt te ne forte offendat ad lapidem pes tuus«; Mt 4,6 Vg »quia angelis suis mandabit de te et in manibus tollent te ne forte offendas ad lapidem pedem tuum«; Lk 4,10f. Vg »quod angelis suis mandabit de te ut conservent te et quia in manibus tollent te ne forte offendas ad lapidem pedem tuum.«
180Chrys. hom. in Mt 13,3 (PG 57, 211). Karlstadt bezieht sich auf die – abweichende – Übersetzung der zeitgenössischen Ausgabe: Chrysostomus, Opera (1517), fol. 29r: »Quae vero ab illo [diabolo] usurpata inepte nimium, ac prorsus incongrue: et quae nulla parte sui domini responsionibus obviarent. Neque enim quod scriptum est: quia angelis suis mandavit de te: suadet ut se iactat, atque praecipitet: aliter vero neque de domino istud dictum est, quamquam hoc quidem de illo Noe arguat.«Hier. In Mt. 1,4,6: »Hoc in nonagesimo psalmo legimus: verum ibi non de christo, sed de viro sancto prophetia est. Male ergo interpretatur scripturas diabolus.« (CCSL 77, 21,351–353) = Hieronymus, Opera (1516) 9, fol. 8r.
181Der Satz ist ohne die Klammern zu denken.
182X. 1,33,6 (s. o. KGK 167 (Anmerkung)).
183Anzeigen, vgl. DWb 31, 502: »in seinem vollen und eigentlichen begriff umfaszt z[eigen] ein thätiges wesen, welches einen gegenstand dem auge eines anderen wesens vorhält, um dessen blick darauf zu lenken […].«
184Zu dieser Zeit ist der Luthergegner Silvester Mazzolini Prierias der Magister Sacri Palatii. Karlstadt nennt Prierias nicht beim Namen, auch die Pluralbildung der »magistros« deutet laut Bubenheimer, Consonantia, 62f. darauf hin, dass er den aus Bologna stammenden Dominikaner, den er in seinen frühen scholastischen Schriften als Autorität zitiert hatte (KGK I.1, Nr. 2, S. 184 Anm. 104; S. 185 Anm. 108 und 111; S. 214 Anm. 297, S. 234 Anm. 420), nicht persönlich angreifen will. Auch im Augustinkommentar bezeichnet er ihn nur als »ille frater qui excerpserit Capreolum« (KGK I.2, Nr. 64, S. 689, Z. 11 und Anm. 1053).
185Zum juristischen Akt des »Bedingens« bzw. dem Vorbehalt vgl. RWB 1, 1338; FWB 3, 419; LMA 1, 1782f.
187Schmeichler; »Ohrenkrauer« in DWb 13, 1256, bzw. »ôren-krouwer« bei Lexer, Handwörterbuch 2, 165. S. auch KGK 168 (Textstelle).
188Wie »sich an die (eigene) Nase fassen«.
189Ursprünglich jemand, »der seine rechtsgelehrsamkeit und sprachgewandtheit benutzt, um unrecht zu recht zu machen und sich selber gewinn zu verschaffen«, vgl. DWb 32, 610f.
190»schwätzer, verkündiger von irrlehren«, s. DWb 30, 271 mit Verweis auf diese Stelle.
191Nichts geschwinder.
192Verführungen, vgl. DWb 25, 775.
193Verführer, s. KGK 167 (Anmerkung).
194Vgl. Jer 23,1f. Vg »Vae pastoribus qui disperdunt et dilacerant gregem pascuae meae […]«; Mt 15,14 Vg »Sinite illos caeci sunt dues caecorum, caecus autem si caeco ducatum praestet ambo in foveam cadunt.« Vgl. bereits die Apologeticae conclusiones, Th. 348–350 (KGK I.2, Nr. 85, S. 853, Z. 2–11).
195Vorbedacht, Vorausbetrachtung, vgl. DWb 4, 664 unter »fürbeträchtig«.
196Gebührt.
198Bubenheimer, Consonantia, 61f. erkennt in dem Theologen, mit dem Karlstadt in einer Disputation über den Vorrang des Schriftwortes während seines Romaufenthalts 1516 in einen Streit geraten war, ebenfalls Prierias. Bubenheimer, Consonantia, 67–71 vermutet, dass Teile der in Rom disputierten Thesen in De canonicis scripturis (KGK 163) eingegangen sind.
199Wörtlich: »Was kommst du mit dem Glauben?« Dieser dem Gegner in der römischen Disputation zugeordnete Spruch erinnert an die in der unteren Bildhälfte des Wagen ebenfalls einem Kontrahenten zugeschriebene Aussage: »der sal […] sich mit Credere wol peltzen« S. KGK II, Nr. 120, 191, Z. 15 – S. 192, Z. 2.
200Wohlmeinend.
201Das biblische Recht steht über dem kanonischen, vgl. Bubenheimer, Consonantia, 235 Anm. 171.
202Aufgezeichnet.
203Festgehalten.
204Reizen, Antreiben, in Gegnerschaft bringen, vgl. DWb 1, 477f.
205Zum Aufruf an die Fürsten, die alte kirchliche Hierarchie abzuschaffen und sich ihrer Vertreter zu entledigen, vgl. mit Luthers Konzilsappellation, die dazu auffordert, den päpstlichen Bullen nicht mehr Folge zu leisten (WA 7, 81,17–27; 89,21–90,4).
206Vgl. Joh 10,1 Vg »amen amen dico vobis qui non intrat per ostium in ovile ovium sed ascendit aliunde ille fur est et latro«; Joh 10,9 Vg »ego sum ostium, per me si quis introierit, salvabitur et ingredietur et egredietur et pascua inveniet.«.
207Vgl. Mt 5,18 Vg »Amen quippe dico vobis donec transeat caelum et terra iota unum aut unus apex non praeteribit a lege donec omnia fiant«; auch Lk 16,17.
208Mendikanten, insonderheit Franziskaner. In DWb 11, 250 als Schimpfname für Mönche mit einzigem Verweis auf KarlstadtsWasser (KGK 162 (Textstelle), KGK 162 (Textstelle), KGK 162 (Textstelle)). Im August 1520 hatte er den Franziskaner Fritzhans als »Käsjäger« bezeichnet, s. Wasser (KGK 162). Vgl. Barge, Karlstadt 1, 218; Zorzin, Flugschriftenautor, 143.
210Vgl. Mt 10,20 Vg »non enim vos estis qui loquimini sed Spiritus Patris vestri qui loquitur in vobis«.
211Vgl. Joh 12,49 Vg »quia ego ex me ipso non sum locutus sed qui misit me Pater ipse mihi mandatum dedit quid dicam et quid loquar«.
212Wohl im Sinne von »roher, plumper gesell […] flegel, klotz […]«, vgl. DWb 11, 1377.
213»Kühn keck, verwegen frech«, vgl. DWb 2, 1752.
215Gleichviel, auch passend, angemessen, vgl. DWb 3, 7f.
216Auf den Grund gehend, innig, von Gott ausgehend, vgl. DWb 21, 481f.
217Wohl berührt. Das Wort »berempt« nachgewiesen in Lexer, Handwörterbuch (Nachträge) 3, 62: »be-remen swv. daʒ kein kursner kein berempten belz machen sol […].«
218Magister palacii, s. o. KGK 167 (Anmerkung) u. KGK 167 (Anmerkung).
219Geschoss, vgl. DRW 12, 1101.
220Wären.
221Nützlicher.
222Liefen; oder schwätzten, dann von »lafern«, vgl. DWb 12, 55.
223Karlstadt referiert hier eine Erzählung von der angeblichen Gefangenschaft Kaiser Friedrich I. Barbarossa bei Sultan Saladin und dem Verrat von Papst Alexander III., der per Bild die Identität des Kaisers enthüllte. Vgl. Warhafftige Historii (1519), fol. A4v: Als aber über etlich tag der kayser und sein Capellan dem Soldan gebracht warden gefangen/ verlaugnet der kayser seines kayserlichen namens/ nenet sich er wer kayser Friderichs thürhuͤter über landt/ Aber der Soldan der sagt ihm er verhielt im die warhait/ er wer selbs kayser Friderich/ und schickhet nach dem bild/ und ließ des Babst brieff lesen/ da erschrack der Kayser/ und fand/ das in der Babst in todt verraten het .; Warhafftige Historii (1519), fol. B2v: »Nachdem zoch der kayser gen Nuͤrmberg allda berfft er all stendt des Reichs/ het ainen grossen reichßtag/ da beklaget er sich vor allem Reich/ der untreu und verretarey des Babst Alexanders/ zayget auch den brieff den der Babst het den Soldan geschickt/ den der Soldan dem Kayser/ angesehen des Babstes untreu/ het zgestellet […].«
224Hervor, vor.
225Gebräuchen, Traditionen.
226Gebaren, Haltung, vgl. DWb 4, 1729–1731.
227Kurz.
228Dem Evangelium gleich.
229Vorgab, vgl. DWb 26, 1918f.
230Im Folgenden beschreibt Karlstadt die von ihm in Rom gesehenen Riten eines Gottesdienstes in der päpstlichen Kapelle. Das Zeremoniell vor der Lesung des Evangeliums, die dem Kardinaldiakon oblag, ähnlich bei Patricius, Ritus (1516), fol. 70v; s. Bubenheimer, Consonantia, 36.
231Unterrichtet.
232Wasserblase als Synonym für die lateinische Bulle, vgl. WA.B 2, 206,6–9: »Bulla est, in aqua natet.« S. Kaufmann, Anfang der Reformation, 211f. Anm. 124.
233Vgl. Luthers 52. These: »Vana est fiducia salutis per literas veniarum, etiam si Commissarius, immo Papa ipse suam animam pro illis impigneraret.« (WA 1, 236,1f.).
234Zeigt, erweist, vgl. DWb 3, 1081f.
236Oder.
237Oder.
238Heuchler, s. o. KGK 167 (Anmerkung).
240Richtigerweise müsste hier »ein« oder »irgendein« stehen.
241Vgl. 2. Tim 1,13 Vg »formam habe sanorum verborum quae a me audisti«; 2. Tim 3,14 Vg »Tu vero permane in his quae didicisti«.
242Nirgends, vgl. DWb 13, 830f. unter dem Lemma »niener, nienert; niender, niendert, nindert; nienders; nienderts, ninderts«.
243Dennoch.
244Ein Zahn, d. h. eine Reliquie, dürfe nicht über die Heilige Schrift gestellt werden.
245Vgl. 1. Kor 3,16f. Vg »nescitis quia templum Dei estis et Spiritus Dei habitat in vobis si quis autem templum Dei violaverit disperdet illum Deus templum enim Dei sanctum est quod estis vos.«
246Mt 3,17 Vg »et ecce vox de caelis dicens hic est Filius meus dilectus in quo mihi conplacui.« Vgl. Mk 1,11; Lk 3,22.
248Vgl. Mt 5,45 Vg »qui solem suum oriri facit super bonos et malos«.
249Im Sinne von »Herrschung« bzw. »Herrschaft«.
250Vgl. Joh 14,23f. Vg »si quis diligit me sermonem meum servabit […] qui non diligit me sermones meos non servat«.
251Vgl. Joh 21,15 Vg »pasce agnos meos«; Joh 21,17 Vg »pasce oves meas«.
252Fremd.
253Vgl. Joh 10,4f. Vg »et oves illum sequuntur quia sciunt vocem eius/ alienum autem non sequuntur sed fugient ab eo.«
254Referenz auf Mt 6,11 bzw. Lk 11,3.
255Viehtrift, Viehweide.
256Oder.
257Oder.
258Oder.
259Vgl. Joh 6,35 Vg »Dixit autem Iesus ego sum panis vitae«.
260Vgl. Ps 118(119),20f. Vg »concupivit anima mea desiderare justificationes tuas in omni tempore/increpasti superbos, maledicti qui declinant a mandatis tuis.«; Ps 118(119),41f. Vg »Et veniat super me misericordia tua, Domine, salutare tuum secundum eloquium tuum/ et respondebo exprobrantibus mihi verbum, quia speravi in sermonibus tuis.«
261Menschliche Satzung und Tradition wie das kanonische Recht werden in Diskrepanz zu Bibel, Evangelium und ius divinum gesetzt. Zur dieser Absetzung s. auch o. KGK 167 (Anmerkung) und KGK 167 (Anmerkung).
262Verführer, s. o. KGK 167 (Anmerkung).
263Vorplaudern, vgl. DWb 26, 1377 (mit Verweis auf diese Stelle).
264Vgl. Jer 23,16 Vg »Haec dicit Dominus exercituum, nolite audire verba prophetarum qui prophetant vobis, et decipiunt vos, visionem cordis sui loquuntur, non de ore Domini.«; Jer 23,25f. Vg »Audivi quae dixerunt prophetae prophetantes in nomine meo mendacium, atque dicentes somniavi, somniavi/ qsquequo istud in corde est prophetarum vaticinantium mendacium, et prophetantium seductiones cordis sui.«; Jer 23,30–32 Vg »propterea ecce ego ad prophetas ait Dominus, qui furantur verba mea unusquisque a proximo suo/ ecce ego ad prophetas ait Dominus, qui adsumunt linguas suas et aiunt, dicit Dominus/ ecce ego ad prophetas somniantes mendacium ait Dominus, qui narraverunt ea et seduxerunt populum meum in mendacio suo et in miraculis suis, cum ego non misissem eos nec mandassem eis, qui nihil profuerunt populo huic dicit Dominus.«
2655. Mose 8,19f. Vg »sin autem oblitus Domini Dei tui secutus fueris alienos deos coluerisque illos et adoraveris, ecce nunc prædico tibi quod omnino dispereas/ sicut gentes quas delevit Dominus in introitu tuo ita et vos peribitis si inobedientes fueritis voci Domini Dei vestri.«
266Mit Schlemmerei durchbringen, vgl. DWb 25, 1098f.
267Oder.
268Herausreißen, vgl. DWb 1, 940.
269Beraubt, vgl. DWb 3, 522.
273Vgl. 5. Mose 13,15 Vg »statim percuties habitatores urbis illius in ore gladii, et delebis eam ac omnia quae in illa sunt, usque ad pecora.«
274Ohne.
275Wiederholung, vgl. Lexer, Handwörterbuch 1, 106. Zur Verwendung bei Karlstadt s. u. KGK 167 (Anmerkung) und KGK 168 (Textstelle).
276Nach spätscholastisch-thomistischer Philosophie ist »das Papstum« (papatus) als eine Begrifflichkeit und Entität der Vernunft (ens rationis) nur Gegenstand des Intellekts, kann keine realitären Relationen entwickeln und keine realen Wirkungen erzielen. Vgl. Nigri, Clypeus (1504) I, q. 4, fol. 7r: »ens rationis est illud quod consequitur rem secundum quod est obiective in intellectu speculativo.«; Nigri, Clypeus (1504) I, q. 4, fol. 7v: »Primum ens rationis in nullo est subiective. […] ens rationis non est accidens reale. […] Ens rationis a nullo est effective. […] ens rationis ad nihil refertur realiter. […] Ens rationis in intellectu est obiective.« Allerdings verschweigt Karlstadt hier die Korrelation zwischen »ens rationis« und »ens reale«.
277Ohne.
278Vgl. Hos 11,9 Vg »quoniam Deus ego et non homo in medio tui Sanctus et non ingrediar civitatem.«
279Vgl. 2. Mose 34,7 Vg »nullusque apud te per se innocens est«.
280Vgl. Ps 31(32),1 Vg »Beati quorum remissae sunt iniquitates et quorum tecta sunt peccata«; vgl. auch Röm 4,7.
281Vgl. Hebr 5,1 Vg »omnis namque pontifex ex hominibus adsumptus«.
282Vgl. 1. Kön 8,46 Vg »non est enim homo qui non peccet«; 2. Chr 6,36 Vg »neque enim est homo qui non peccet«.
283Vgl. Spr 20,9 Vg »quis potest dicere mundum est cor meum purus sum a peccato«.
284Vgl. Lk 18,11 Vg »Pharisaeus stans haec apud se orabat, Deus gratias ago tibi quia non sum sicut ceteri hominum«.
285Vgl. Spr 18,17 Vg »Justus prior est accusator sui […].«
286Vgl. Ps 142(143),2 Vg »et non intres in iudicio cum servo tuo, quia non iustificabitur in conspectu tuo omnis vivens.«
287Vgl. Jer 17,9 Vg »pravum est cor omnium et inscrutabile quis cognoscet illud«.
288Vgl. Hiob 9,30f. Vg »Si lotus fuero quasi aquis nivis et fulserint velut mundissimae manus meae/ tamen sordibus intingues me et abominabuntur me vestimenta mea.«
289Vgl. Jes 64,6 Vg »et facti sumus ut inmundus omnes nos quasi pannus menstruatae universae iustitiae nostrae.« Vgl. die Erwähnung dieser Stelle im Augustinkommentar (KGK I.2, Nr. 64, S. 664, Z. 23) und in der 159. These der Apologeticae Conclusiones (KGK I.2, Nr. 85, S. 824, Z. 5f.).
290Vgl. Hiob 13,23 Vg »quantas habeo iniquitates et peccata scelera mea et delicta ostende mihi.«
291Ohne.
292Vgl. 1. Joh 1,8 Vg »Si dixerimus quoniam peccatum non habemus, ipsi nos seducimus et veritas in nobis non est.«
293Verlaub, Erlaubnis.
294Vgl. 1. Joh 1,9 Vg »si confiteamur peccata nostra, fidelis est et iustus ut remittat nobis peccata.«
295Vgl. Jes 43,25 Vg »Ego sum ego sum ipse qui deleo iniquitates tuas propter me et peccatorum tuorum non recordabur/ reduc me in memoriam et iudicemur simul, narra si quid habe ut iustificeris.«
296Tarantel.
297Unklar, vielleicht Herumstrolchender.
298Vgl. 1. Mose 8,21 Vg »sensus enim et cogitatio humani cordis in malum prona sunt ab adulescentia sua.«
299Vgl. Mt 26,3 Vg »Tunc congregati sunt principes sacerdotum et seniores populi in atrium principis sacerdotum qui dicebatur Caiaphas/ et consilium fecerunt ut Iesum dolo tenerent et occiderent.«; Joh 18,3 Vg »Iudas ergo accepisset cohortem et a pontificbus et Pharisaeis ministros venit illuc cum lanternis et facibus et armis«; Mt 18,13 Vg »Et adduxerunt eum ad Annam primum […].«
300Wohl als »frisch« zu lesen.
301Offenbar, vgl. Lexer, Handwörterbuch 2, 687.
302Vgl. 3. Mose 9,1 Vg »facto autem octavo die vocavit Moses Aaron et filios eius […]«; 3. Mose 9,7»dixit et ad Aaron accede ad altare et immola pro peccato tuo.«
304Vgl. 3. Mose 4,2f. Vg »loquere filiis Israhel anima cum peccaverit per ignorantiam […] si sacerdos qui est unctus peccaverit delinquere faciens populum offeret pro peccato suo vitulum inmaculatum Domino.«
305Die vorliegende Schrift beendete Karlstadt am 17. Oktober 1520. Demnach hatte er im Schreibprozess einige Tage vorher vom Inhalt der Bannandrohungsbulle Exsurge Domine und dem handschriftlichen Eintrag seines Namens erfahren (s. KGK 167 (Anmerkung)). Käuflich erwerben konnte er keine Kopie. Seine Appellation (KGK 168) ist auf den 19. Oktober 1520 datiert.
306Die 41 in der Bulle verurteilten Sätze entstammen Schriften Luthers, doch stimmten die Artikel 31, 32, 35 und 36 mit von Karlstadt gegen Eck vertretenen Thesen aus den Apologeticae conclusiones überein. S. KGK 167 (Anmerkung).
307Eck als »Doktor Betrüger«.
308Eck und der Nuntius Hieronymus Aleander waren von Papst Leo X. mit der Veröffentlichung und Vollstreckung der Bannandrohungsbulle beauftragt worden. Vgl. die päpstlichen Kommissionsbriefe und Instruktionen vom 16. und 18. Juli 1520 bei Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, 329–334; 438–444. Bei der Veröffentlichung in Meißen am 21. September 1520 – das Notariatsinstrument wurde an den Flügeltüren des Domes befestigt – ließ Eck sieben weitere Namen von Anhängern Luthers auf die Bulle setzen, es waren, neben Karlstadt, Johannes Dölsch, Silvius Egranus, Bernhard Adelmann, Willibald Pirckheimer und Lazarus Spengler. Vgl. Buchwald, Egranus, 164f. Anm. 1. Danach erfolgte am 25. September 1520 die Veröffentlichung im Merseburger Notariatsinstrument samt dortigem Anschlag der Bulle am selben Tag (vgl. Klotzsch/Grundig, Nachrichten, 281; 287–289; Barge, Karlstadt 1, 219f.; Bubenheimer, Consonantia, 186f.). Fälschlicherweise erkennt Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, 335 in der Eintragung zusätzlicher Namen eine Reaktion Ecks auf die Weigerung der Universität Wittenberg, seiner Aufforderung vom 3. Oktober 1520, die Bulle zu vollstrecken, nachzukommen. Eine Passage der Appellation (KGK 168) läßt vermuten, dass es Eck selbst war, der die Nachricht von der Bannandrohung auch an Karlstadt streute. Die Exkommunikationsbulle Decet Romanum Pontificem vom 3. Januar 1521 enthielt Karlstadts Namen nicht.
309Karlstadt beanstandet, dass eine Ermächtigungsklausel dieser Art, um auch Anhänger von Luther in die päpstliche Bullen einzutragen, fehle; ähnlich in der Appellation (KGK 168). Vgl. Bubenheimer, Consonantia, 190 Anm. 19. Tatsächlich hatte der Papst die beiden Vollstrecker der Bulle, Eck und Aleander, mit der Vollmacht ausgestattet, die Verfasser lutherischer Bücher und Anhänger der Lehre, so sie nicht zum Widerruf bereit sind, namentlich zu erfassen und öffentlich zu nennen, damit sie bestraft und vertrieben werden können. Vgl. Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, 440,12–441,24; 442,1–6; 445,5f. Auch das Gutachten der Universität Wittenberg vom 26. 11. 1520 beklagt das fehlende Schreiben einer Exekutionsvollmacht Ecks (»kein bekentlichen Schein«), vgl. Cyprian/Tentzel, Bericht, 466–470 Nr. 28; Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, 335.
310Eine erneute Diffamierung Ecks.
311Karlstadt setzt das biblische Recht gegen das kanonische Prozessrecht, vgl. Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 235 Anm. 170.
312Starr bleiben, erstarren, vgl. DWb 17, 918.
313Oder.
314Karlstadt erinnert an die Kontroverse mit dem Franziskaner Johann Fritzhans, vgl. KGK 161. S. auch KGK 167 (Anmerkung) und KGK 167 (Anmerkung).
315Karlstadt bezieht sich erneut (s. o. KGK 167 (Anmerkung)) auf folgenden, seiner Zeit Cyrill von Alexandria zugeschriebenen Text: Orig. in Lev., Homilia 8,3: »[…] nemo ex omnibus sanctis invenitur diem festum vel convivium magnum egisse in die natalis sui […] Sancti vero non solum non agunt festivitatem in die natalis sui, sed et Spiritu sancto repleti exsecrantur hunc diem.« (PG 12, 495). Vgl. Ps.-Cyrillus, In Leviticum (1514), fol. 33r: »[…] nemo ex omnibus sanctis invenitur diem festum vel convivium magnum egisse in die natalis sui […] Sancti vero non solum non agunt festivitatem in die natalis sui: sed spiritu sancto repleti execrantur hunc diem.«
316Oder.
317Dennoch, s. o. KGK 167 (Anmerkung).
318Das päpstliche Krönungszeremoniell stand nicht nur in der Kritik der frühen Reformatoren. Es hatte im Lauf des 15. Jahrhunderts immer ausgefeiltere und pompösere Formen angenommen. Die Wahl von Innozenz VIII. 1484 war vom Glockengeläut der Peterskirche und Kanonenschüssen von der Engelsburg begleitet, vgl. Carlen, Zeremoniell, 11. Zur Wahl Alexanders VI. 1492 waren die Straße mit Triumphpforten und Blumen geschmückt, im ganzen Land wurden Freudenfeuer entzündet, vgl. Pastor, Päpste 3.1, 352f.; Carlen, Zeremoniell, 11. Zwar nicht im Zusammenhang seiner Krönung, sondern im Zuge des Krieges mit Frankreich veranstaltete Papst Julius II. im Juni 1512 eine dreitägige Dankprozession und wurde mit einem Triumphzug vom Kapitol bis zur Engelsbrücke geehrt. Pastor, Päpste 3.2, 855–857. Zum Amtsantritt Leos X. wurde ein großer Festumzug mit mehr als 400 Berittenen veranstaltet, die Straßen waren mit Triumphbögen, Girlanden und Teppichen geschmückt. Vgl. Pastor, Päpste 4.1, 24–29; s. auch KGK 167 (Anmerkung).
319Einen Textbezug, in dem Platina explizit eine gottgleiche Anbetung des Papstes herausstellt, ist nicht zu finden. Möglicherweise bezog sich Karlstadt auf Aussagen, die Platina seinem Feind Papst Paul II. in den Mund gelegt hatte. Vgl. Platina, De vitis (1511), 158v: »Ac si nescires omnia iura in scrinio pectoris nostri collocata esse? Sic stat sententia, inquit, loco cedant omnes, eant quo volunt, nihil eos moror. Pontifex sum, mihique licet, pro arbitrio animi, aliorum acta et rescindere et approbare.« Eine gottgleiche Anrede des Papstes überliefern die Glossen zu Extravag. Jo. XXII 14,3: »Dominum Deum nostrum Papam«, s. Zenzelinus/Pavinis, Extravagantes (1511), fol. 34r. Vgl. auch die Selbstauskunft von Papst Innozenz III. in X. 1,7,3: »Non enim homo, sed Deus separat, quos Romanus Pontifex, qui non puri hominis, sed Dei vicem gerit in terris, ecclesiarum necessitate vel utilitate pensata, non humana, sed divina potius auctoritate dissolvit.« (CICan 2, 99). S. auch Blondus, Roma instaurata (1510), fol. 34r: »Dictatorem nunc perpetuum non Caesaris sed piscatoris Petri successorem et imperatoris praedicti vicarium pontificem summum principes orbis adorant et colunt.«; »Omnes principes orbis terrarum pontificem ut Deum summum honorant et colunt.«Platina wurde auch von Luther in diversen Argumentationen fleißig rezipiert, vgl. dessen Disputatio et excusatio […] adversus criminationes D. Iohannis Eccii (WA 2, 159,16–19); Resolutio Lutheriana super propositione sua decima tertia de potestate papae (WA 2, 236,4–6); Disputatio inter Ioannem Eccium et Martinum Lutherum (WA 59, 467,1078–1082).
320Als »sol spiritualis« wurde Christus resp. Gott bezeichnet, vgl. Aug. s. dom. m. 1, 23,79 (PL 34, 1269).
321Zur diplomatischen Szenerie der Versöhnung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Papst Alexander III. vor dem Markusdom in Venedig hatte zuerst der Franziskaner Thomas von Pavia (gest. 1280/84) eine Unterwerfungsgeste hinzugefügt, laut welcher der Papst dem niederknieenden Kaiser den Fuß auf den Hals gesetzt und gesagt habe: »Super aspidem et basiliscum ambulabis, et conculcabis leonem et draconem.« (Ps 90(91),13). Vgl. Thomas Tuscus, Gesta, 506. Zur historischen Situation vgl. Opll, Barbarossa, 119–121; zur Legendenbildung Schreiner, Ereignis, 150–154. Ein nach 1408 entstandenes Fresko des Spinello Aretino (um 1346–14.3. 1410) im Palazzo Pubblico, Sala di Balìa, in Siena zeigt die Unterwerfungsgeste des Kaisers, der zu Füßen des Papstes liegt. Vgl. Weppelmann, Aretino, 313–322. Ein zeitgenössisches Gemälde oder Fresko in Rom, das diese Szenerie zeigt, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Erst 1566 entstand ein Gemälde des Francesco Salviati, ausgestellt in der Sala Regia des Vatikan, das die Versöhnung darstellte. Vgl. Wirth, Imperator, 204f. Zwischen 1365 und 1382 wurde auf Initiative des Großen Rates in der Sala del Maggior Consiglio im Dogenpalast in Venedig ein Freskenzyklus zu dieser historischen Episode hergestellt, von dem nur noch die Bildbeischriften von 1425 erhalten sind: »Stans enim Papa ad introitum ecclesie Beati Marci tetigit pede colla flexa Imperatoris dicensillud dividicum: Super aspidem et basiliscum ambulabo […].« Seit 1474 wurden diese Fresken durch Ölgemälde ersetzt, die wiederum 1577 durch einen Brand zerstört wurden. Die Aussöhnung sei von Bellini und Tizian gemalt worden. Vgl. Wirth, Imperator, 203f.; Sansovino, Venetia (1581), 125ff. Karlstadt konnte die Geschichte zudem rezipiert haben aus Warhafftige Historii (1519), fol. A3v: »Also demuͤtigt sich der kayser/ und leget sich unter die fuͤß des Babsts/ do trat der Babst dem kayser auff seinen hals und sprach/ Es stet geschriben/ Ob der schlangen und ob dem Basilisckhen wierst du wandern/ und treten den Leon und Trakhen. Do sprach der kayser/ Ich bin nit dir sonder Petro/ des nachkomen du bist gehorsam.« Weitere literarische Darstellungen in der Germanica historia de Federico Barbarossa, Augsburg 1519. Platina, De vitis (1511), fol. 96r beschreibt nur den Fußkuss zur Versöhnung. In der auf der Grundlage von Robert Barnes’ Papstviten erstellten Schrift Bapst trew Hadriani iiii. und Alexanders III. gegen Keyser Friderichen Barbarossa geu(e)bt, Wittenberg: Klug, 1545 (B 413) nimmt Luther in seiner Vorrede Bezug auf die Szene (fol. A3r, E1v, G1v, H2r), die zugleich fol. A4v in einem Holzschnitt dargestellt ist (WA 54, 307–345, die Rede 307–309, Luthers Referenz 308,1–10).
322C. 14 des Decretum Gratiani bietet keinen entsprechenden Textnachweis. Karlstadt könnte sich auf folgende Stellen beziehen: D. 24 c. 5: »[…] et tunc episcopus a latere suo eligere debet sacerdotes et alios prudentes uiros, gnaros diui næ legis et exercitatos in ecclesiasticis sanctionibus […]« (CICan 1, 88); C. 11 q. 3 c. 86: »Nam sicut sacerdos debitor est, ut ueritatem, quam audiuit a Deo, libere predicet, sic laicus debitor est, ut ueritatem, quam audiuit a sacerdotibus probatam quidem in scripturis, defendat fiducialiter.« (CICan 1, 667). Vgl. auch seine Schrift De canonicis scripturis, die postuliert, dass Laien, denen Gott die Gabe der Schriftinterpretation geschenkt habe, die Schrift auch interpretieren dürften (s. o. KGK 167 (Anmerkung)).
324So Karlstadt bereits im Januar 1520 in den Verba Dei: »Maledictus qui adiecit ei, Maledictus qui verbum detrahit.« (KGK 146 (Textstelle)). S. auch in Ablass (August/September 1520): »das man nicht/ zu dem gesetz gottes hencken oder setzen sol/ man sol auch gar nichts da von nemen […]« (KGK 161 (Textstelle)). Zur claritas scripturae bei Luther vgl. Beisser, Claritas. S. auch Luthers Adelsschrift: »Zum andern/ hat man sie mit der heyligen schrifft wolt straffen/ setzen sie da kegen/ Es gepur die Schrifft niemant austzulegenn/ den dem Bapst.« (WA 6, 406,26–28). Vgl. Kaufmann, Adel, 70 u. 75–77.
325Vgl. 5. Mose 4,2 Vg »non addetis ad verbum quod vobis loquor neque auferetis ex eo.«
326Vgl. Jos 23,6 Vg »ut custodiatis cuncta quae scripta sunt in volumine legis Mosi et non declinetis ab eis nec ad dextram nec ad sinistram.«
327Vgl. Spr 4,27 Vg »ne declines ad dexteram et ad sinistram averte pedem tuum a malo.«
328Vgl. Röm 10,2 Vg »testimonium enim perhibeo illis, quod aemulationem Dei habent, sed non secundum scientiam, ignorantes enim Dei iustitiam et suam quarentes statuere, iustitiae Dei non sunt subiecti.«
329Offenbar ist, vgl. DWb 1, 437.
330Vgl. Spr 16,25 Vg »est via quae videtur homini recta et novissimum eius ducit ad mortem«.
331Dem Gottesdienst Formen geben.
332Sich wendet, aufschwingt.
333Vgl. Jes 29,13f. Vg »Et dixit Dominus, eo quod adpropinquat populus iste ore suo et labiis suis glorificat me, cor autem euius longe est a me et timuerunt me mandato hominum et doctrinis/ ideo ecce ego addam ut admirationem faciam populo huic miraculo grandi et stupendo, oeribit enim sapientia a sapientibus eius et intellectus prudentiam eius abscondetur.«
334Ohne.
335Jemand, der hinzutut, vgl. DWb 32, 829.
336Gedroht.
338Oder.
340Fremd.
341Ob.
342Ob.
343Vgl. 5. Mose 13,1–4 Vg »Si surrexit in medio tui prophetes aut qui somnium vidisse se dicat et praedixerit signum atque portentum/ et evenerit quod locutus est et dixerit tibi eamus et sequamur deos alienos quos ignoras et serviamus eis/ non audies verba prophetae illius aut somniatoris quia temptat vos Dominus Deus vester ut palam fiat utrum diligatis eum an non in toto corde et in tota anima vestra/ Dominum Deum vestrum sequimini et ipsum timete mandata illius custodite et audite vocem eius ipsi servietis et ipsi adherebitis.«
344Ohne.
345Ohne.
346Vgl. 5. Mose 13,5 Vg »Propheta autem ille aut fictor somniorum interficietur […].«
347Im Sinn zu liegen, vgl. DWb 1, 401.
349Vgl. Joh 10,2–4 Vg »qui autem intrat per ostium pastor est ovium/ huic ostiarius aperit et oves vocem eius audiunt […] et oves illum sequuntur quia sciunt vocem eius.«
350Vgl. Hes 34,15 Vg »Ego pascam oves meas […].«
351Leer(es Fass), vgl. DWb 27, 639–645.
352Hineingeschüttet.
353Karlstadt bezieht sich auf Jesu Aufforderung an Simon Petrus, die Schafe und Lämmer mit seiner Liebe und dem Gotteswort zu weiden, Joh 10,15–17.
354Vgl. Hes 34,2 Vg »Vae patoribus Israhel qui pascebant semet ipsos nonne greges pascuntur a pastoribus.«
355Vgl. Hes 34,10 Vg »ecce ego ipse super pastores requiram gregem meum de manu eorum et cessare eos faciam ut ultra non pascant gregem nec pascant amplius pastores semet ipsos et liberabo gregem meum de ore eorum et non erunt ultra eis in escam.«
356Karlstadt verbindet hier die Ablass- mit der vorreformatorischen Gravaminadiskussion. Schon die Denkschrift an das Konstanzer Konzil 1417 hatte die Ämtervergabe durch Rom, kuriale Eingriffe in die Jurisdiktion und das Finanzgebaren zum Inhalt. Die von Martin Meyer verfassten Beschwerden der deutschen Nation (Stände) 1457 fokussierten die Abgabepraxis gen Rom national. Zuletzt verweigerten die Stände auf dem Reichstag 1518 Gelder für Rom sowie die Türkenhilfe; eine Flugschrift thematisierte die bischöfliche Ämtervergabe. Vgl. TRE 14, 131–133; Gebhardt, Gravamina, 27f.; 81–87; Scheible, Gravamina, 398–401. Luther behandelte in seiner Adelsschrift einige der Gravamina ausführlich (WA 6, 427,35–418,4 u. 428,12–429,7). Vgl. Scheible, Gravamina, 403f.; Gebhardt, Gravamina, 108–114; Kaufmann, Adel, 214–221.
357Der Papst als falscher Prophet in Umkehrung von Hes 34,10. Vgl. Hutten, Opera (Böcking) 5, 386–395.
358Zerstückeln, vgl. Lexer, Handwörterbuch 3, 1067.
359Rechtmäßig, vgl. DWb 3, 43.
360Unverblümt.
361Zum fränkischen Geschlecht derer von Thüngen vgl. KGK 167 (Anmerkung).
362Karlstadt verweist auf seine Bedingung (KGK 165) und die Appellation (KGK 168).
363Ohne.
364Karlstadt dreht den von Eck gemachten Vorwurf, dass er nicht disputieren könne und stets Zuflucht in Büchern gesucht habe, in eine Qualität der Schrifttreue und Schriftnähe um.
365Erneute Anspielungen auf Leo X. (den »Lawen«) aus dem Geschlecht der Medici (»der mit den florentinischen Balen spielet«). S. o. KGK 167 (Anmerkung).
366Antikaiserliche Komödien wurden in Italien häufiger gespielt. In seiner auf dem Reichstag zu Augsburg 1510 gehaltenen Rede sprach Louis Hélian über in Venedig aufgeführte Komödien, die Kaiser Maximilian I. schändlichst verspotteten. S. Helianus, Adversus venetianos (1510), fol. 8v: »Et Cesarem Augustum vestram Caesarem Maiestatem deformissimis picturis: atque inhonestissimis Comediis: ac spectaculis ignominiosissime referabatis cum titulo: et causa.«Karlstadt könnte sich auf die Fastnachtsspiele in Florenz im Februar 1516 beziehen, von deren Inhalt er während seines Aufenthalts in Rom zwischen November 1515 und April 1516 (vgl. KGK I.1, S. xxxvii) gehört haben mag. Papst Leo X. machte nach seinem Treffen mit dem französischen König Franz I. in Bologna (11.–15. 12. 1515) bis zum 19.2. 1516 Station in Florenz. Vgl. Landucci, Diario, 360–362; Sanudo, Diarii 21, 509. Während der Fastnachtsspiele sind augenscheinlich antiimperiale Komödien aufgeführt worden. Für die Hinweise danke ich Marcello Simonetta und Stefania Salvadori.
367Zu den Artikeln Karlstadts, die in der Bulle zur Androhung der Exkommunikation erwähnt werden, s. o. KGK 167 (Anmerkung).
368Nicht klar, vermutlich Druckfehler, der als »meinen« zu verbessern ist. Evtl. auch als »genehmen« im Sinne von »willkommen« oder »erwünscht« zu lesen (DWb 5, 3360).
369Oder.
370Wiederholt, vgl. KGK 167 (Anmerkung).
371Zur handschriftlichen, notariell abgesicherten Hinzufügung Karlstadts auf die Bulle durch Eck s. o. KGK 167 (Anmerkung).
372Die Bulle ist von Papst Leo X. am 15. Juni 1520 ausgestellt worden, am 21. und 15. September publizierte Eck die Notariatsinstrumente (s. o. KGK 167 (Anmerkung)). Karlstadt erinnert daran, dass den Betroffenen nach Kenntnisnahme der Bulle und ihres genauen Inhalts eine Frist von 60 Tagen zum Widerruf zustünden. Das Wissen aus einem Gerücht genüge nicht.
373Eher.
374Die Beschwerdesupplik ist beim Unterrichter einzuwenden (»interponere«), mündlich sofort nach Verkündigung des Urteils (»viva voce«) oder schriftlich innerhalb von 10 Tagen. Vgl. HRG2 1, 270.
375Es gab keine eigenen Druckauflagen der Bulle »Exsurge Domine« in Deutschland, allerdings anonyme Nachdrucke in Leipzig (mit Typen Martin Landsbergs) und Erfurt. Vgl. Schottenloher, Druckauflagen, 203; Fabisch/Iserloh, Dokumente, 334.
376Ruf, vgl. DWb 5, 3754 unter dem Lemma »Gerücht. 4«.
377Es ist nicht klar, worauf sich Karlstadt bezieht, vielleicht aber auf eine Legende, nach der ein Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Otto, von den Venezianern in die Stadt gelockt und als Geisel gefangengenommen wurde. Vgl. Warhafftige Historii (1519), fol. A3r. Der »pfeil« wäre dann ein Anschlag der Venezianer.
378Petitio, vgl. DWb 3, 727. Reichsrechtlich war eine Appellation eine Anrufung eines höher als die Erstinstanz rangierenden Richters bzw. Gerichts zur Erhebung einer Beschwerde (Klage) wegen Rechtsverweigerung. Das kanonische Recht erlaubte Appellationen gegen Endurteile und Zwischenentscheidungen. Vgl. HRG2 1, 268–271. Angesichts dessen, dass Karlstadt gegen die höchste kirchengerichtliche Instanz, die römische Kurie, eine Beschwerde einlegte, verfasste er eine Appellation neuer Art. Als Rechtsbeistand appellierte er an die Adligen von Thüngen aus seiner fränkischen Heimat, vor denen er das Recht, seine biblisch gegründeten Thesen vor einem Gremium von Theologen verteidigen zu dürfen, erbittet.
379Der Ausdruck »mit fingern […] deuten« kann auf die in Marginalien zeitgenössischer Drucke üblichen Kommentarhände deuten, die Belegstellen in der Bibel bzw. allgemein in Quellen anzeigen. Karlstadt dokumentiert damit die feste Verankerung seiner Argumentation in der heiligen Schrift.
380Karlstadt deutet die Sammlung von Sentenzen neu im Sinne einer Scopus-Lehre, d. h. als eine quellennahe Analyse »ausz dem ynhalt und begriff« eines Textes hinsichtlich seines Zwecks; eine Methodik, die Melanchthon 1521 für seinen Römerbriefkommentar anwandte. Vgl. Kuropka, Melanchthon, 23–40. Scopus der Bibel ist Christus. Das Vorbild dieser christozentrischen Methodik findet sich bei Aug. en. Ps. 71, 18 (CCSL 39, 983). Der Unterschied zur scholastischen Technik des Petrus Lombardus, der an Hand von Sentenzen aus den Kirchenvätern seine Sammlung thematisch zusammenstellte und deren Wahrhaftigkeit wechselseitig mit Belegen der Heiligen Schrift erwies, ist deutlich.
382Fesseln, Klauen, vgl. DWb 11, 1024f.
383Vermutlich sucht Karlstadt hier über den bewidmeten Neidhard von Thüngen einen Schulterschluss zu dessen Verwandten Konrad als Bischof von Würzburg zu erringen. Vgl. hierzu Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 8.
384Mönch, Dominikaner, vgl. DWb 11, 1578: »kogel, f. cuculla, cucullus, kappe, kapuze, aus dem lat., auch kugel, gugel«.
385Verächtlich für ein Zimmer, in dem nur flüchtiger Rauch entsteht.
386Klar, deutlich, vgl. DWb 12, 386.
387Löwener, daher eher »Lovanisch«, vom lateinischen »Lovanienses«. Ob es sich um einen Satzfehler oder eine Ironisierung durch Karlstadt handelt, ist nicht klar.
388Die Löwener Theologen hatten die Lutherausgabe vom Oktober 1518, gedruckt bei Froben in Basel, die Karlstadts auf Grundlage der Thesen 102–213 aus den Apologeticae Conclusiones gefertigten Separatdruck von Artikeln gegen Eck (KGK I.2, Nr. 88) enthielt, am 7. November 1519 verurteilt und ihre Verbrennung angeregt, die am 8. Oktober 1520 in einem öffentlichen Akt erfolgte. Vgl. Grundmann, Gratia, 30; 35. Im Februar 1520 veröffentlichten die Universitäten Löwen und Köln germeinsam eine Verurteilung dieser Lehren: Hadrian VI., Epistola ad facultatem (1520a). Vgl. Walch2 15, Nr. 421; WA 6, 170f.; Blockx, Faculty, passim; Grundmann, Gratia, 71–282. Zu Luthers Veröffentlichung der Löwener und Kölner Artikel mit erster Stellungsnahme s. WA 6, 174–195. Karlstadt wird durch die Löwener als Verurteilter namentlich aufgeführt: »Item Andreae achidiaconi propositiones apologeticas […].« (WA 6, 176,3). Eine Kritik einzelner Sätze Karlstadts nahmen die Errores excerpti ex probationibus et declarationibus conclusionum Martini Luther ordinis fratrum Heremitarum sancti Augustini vor, die die Löwener Fakultät Kd. Hadrian von Utrecht (dem späteren Papst Hadrian VI.) zur Beurteilung vorlegte, jedoch damals nicht publizierte, vgl. Kalkoff, Forschungen, 194–202; Grundmann, Gratia, 55–63. Zwei dieser Sätze waren den Apologeticae Conclusiones entnommen, vgl. Blockx, Veroordeling, 58; Grundmann, Gratia, 62. Beim Abfassen der Bulle »Exsurge Domine« wurden die Löwener Artikel ausgiebig verwendet, vgl. Kalkoff, Forschungen, 191; Roos, Quellen, 917f. Im Brief an Spalatin vom März 1520 (KGK 152, vgl. auch KGK 153, erwähnt Karlstadt zwei geplante Schriften »contra Lovanienses concrematores« (KGK 151). Über die Verdammung durch die Löwener beklagte sich Karlstadt auch in den Schriften Bedingung (KGK 165 (Textstelle)); Ablass (KGK 161 (Textstelle)) und De canonicis scripturis (KGK 163 (Textstelle)).
390Möglicherweise eine Anspielung auf Hier. in Ier. 2,7,29: »Omnis autem planctus et Lamentatio prophetalis idcirrco assumitur: quia proiecit Dominus, et reliquit generationem furoris sui. Haud duium quin populum significet Judaeorum. Et proprie hoc ad Christi tempora referendum, quando perit fides, et ablata est de ore populi Dominum blasphemantis.« (PL 24, 754D). Ebenso ist eine Umkehrung von Gottes Angebot an das Volk Israel, es von Baal wegzuführen, denkbar, vgl. Hos 2,17 Vg »Et auferam nomina Baalim de ore eius, et non recordabitur ultra nominis eorum.«
392Streit, Zerrüttung, Zerwürfnis, vgl. Lexer, Handwörterbuch 2, 1080.
393Allerdings weist die Bedingung sogleich auf den Bruch des Geleits durch die päpstliche Seite im Falle von Jan Hus hin (KGK 165 (Textstelle)).
394Die Aussagen sind schwer zu deuten. Setzt Karlstadt ein Kreuz als ein beeidetes Schwurzeichen? Als römischer Vicecomes war er befähigt, Urkunden auszustellen. Vgl. LKStKR 3, 42 und s. o. KGK 167 (Anmerkung). Quergelesen mit der Referenz des nächsten Satzes, Jos 24,26f., ergäbe sich, dass der Papst Karlstadts Bücher, die seines Erachtens dem Erinnerungsstein des Josua gleich an das Hören des göttlichen Wortes gemahnen, vor dem Hintergrund der Wahrheit des göttlichen Wortes, also der Bibel, prüfen lassen soll. Ebenso könnte Karlstadt das Kreuz analog zu Josuas Erinnerungsstein setzen.
395Vgl. Jos 24,26f. Vg »scripsitque omni verba haec in volumine legis Dei et tulit lapidem pergrandem posuitque eum subter quercum quae erat in sanctuario Domini/ et dixit ad omnem populum en lapis iste erit vobis in testimonium quod audierit omnia verba Domini quae locutus est vobis ne forte postea negare velitis et memtiri Domino Deo vestro.«
396Allusion an Ov. trist. 1,1: »Parve, nec invideo, sine me, liber, ibis in urbem […].«
397Vgl. Tit 1,9 Vg »ut potens sit et exhortari in doctrina sana et eos, qui contradicunt arguere.«
398Apg 16,5 handelt von der Vermehrung der Gemeinden in Kleinasien nach Paulus’ Predigten, Apg 16,37–40 von seiner Weigerung, das Gefängnis zu verlassen, wenn ihn nicht die städtischen Autoritäten, die ihn eingekerkert hatten, persönlich darum bitten würden.
400Vgl. 5. Mose 17,10f. Vg »qui praesunt loco quem elegerit Dominus et docuerint te iuxta legem eius sequeris sententiam eorum nec declinabis ad dextram vel ad sinistram.«; 5. Mose 17,18f. Vg »describet sibi deuteronomium legis uius in volumine […] et habebit secum legetque illud omnibus diebus vitae suae, ut discat timere Dominum Deum suum et custodire verba et caerimonias eius quae lege praecepta sunt.«5. Mose 14 behandelt Israels Trauer– und Speisebräuche sowie die Opfergabe des Zehnten.
401Vgl. Apologeticae Conclusiones (KGK I.2, Nr. 85, S. 795, Z. 7); Auslegung (KGK II, Nr. 124, S. 210, Z. 13); Appellation (KGK 168 (Textstelle)); Ablass (KGK 161 (Textstelle)).
402Eingedenk, vgl. DWb 10, 2107.
403Entschuldigen, vgl. DWb 3, 582.

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