Nr. 281
Ursachen derhalben Karlstadt aus Sachsen vertrieben
1524, 6. November

Text
Bearbeitet von Stefanie Fraedrich-Nowag

Buchsymbol fehlt Ursachen der halben An-
dres Carolstatt auß den landen

Sachsen vertryben.

Buchsymbol fehltMeinem lieben brůder Phi-
lipsen Eberbach1 Gottes huld
und hülff.

Lieber brůder/ dieweil ich alhie2 hin und er
wider erfar/ wie etliche von den studenten
des predigers von hohen synnen3/ schůler
Wittemberg briefflin ußschicken/ und
anzeygen/ das mich die herrn von Sachsen
der Churfürst unnd hertzog Johans etc.
uß iren landen gestossen etc
.4 Hab ich dir
und andern meynen gůten freünden mein
erbietung/ bitt/ und unthergebung (we-
liche die aller ergeriste ketzer biß anher geholffen unnd
errett)5 nit woͤllen bergen. Dem nach schick ich dir ein
Copien meiner brieffen6/ und des brieffs/ den mir die Raͤ-
the zů Weynmar zůgeschickt.7 Auch wie mich der Rath
und gemeyn zů Orlamünde verbetten8/ wie ich auch ge-
meynt/ das die Christliche Fürsten zů Sachsen/ so got-
tes wort erhalten woͤllen/ und derhalben einen reymen
in iren ermeln fuͤren9/ meynes schwangern weybs etc.10 sol-
ten verschoͤndt haben/ wirdestu alles auß eingelegten
Copien vernemen. Was ich in frembden landen ver-
merckt ist das/ Welche oberkeyt lang regieren und le-
ben wil/ die denck nur/ und setze ir gentzlich für/ das sye
wol/ recht und Goͤtlich regiere. Welche das nit thůt/
Die wirt das wasser fuͤlen/ das noch wachsen sol.11 Da-
von weyther ein anderzeyt.12 Ich hab wol so arge tag biß-
her gehabt/ als sye D'oktor' M'artin' L'uther' in seinem Patmos13 hett.14
Aber ich wil mich uff arbeyt geben/ und meiner beruͤf-
fung besser warten.15 Was ich geschriben/ wirdestu kurtz-
Buchsymbol fehltlich vernemen.16 Gott behuͤt dich und alle bruͤder17/ Amen

Datum. vi. Novembris. Anno. M D xxiiii.18

Andres Carolstatt.

Die erste Copien19

Dem Durchleüchten und hochgeborn Fürsten und
herrn/ herrn Johansen Hertzogen zů Sachsen.
Landgraven in Düringen und Marg-
grafen zů Meyssen meinem gnedi-
gen herren.

Durchleüchtiger Hochgeborner Fürst G'nädiger' H'err':
Eüwern F'ürstlich' G'naden' seind meyne underthenige dienst
noch meynem besten vermoͤgen allzeyt zů vorn bereyt.
G'nädiger' F'ürst' und H'err'. An den durchleüchtigsten hochgebornen
Fürsten und Herrn/ herr Fridrichen des. H'eiligen' Roͤmisch-
en Reichs Ertzmarschalck und Churfürsten/ Hertzo-
gen zů Sachsen etc. Eüwern F'ürstlich' G'naden' brůdern hab ich untherde-
niglich geschriben/ unnd mich in übergebung meines
Archidiaconats demuͤtiglich erbotten/ das ich Christ-
liche rechenschafft aller meiner lere und thetlicher hand-
lung gefordert gern wil geben/ unnd so mir gegruͤndte
schrifft mangeln wirt alle die straffen/ so Gott uff über-
schreydter seiner gebott gestellet williglich leyden und
tragen. Dermassen gegen E'üwer' F'ürstlich' G'naden' ich mich hermit er-
biet unnd erbotten haben wil/ mit untherdeniger bitt.
wo E'üwer' F'ürstlich' G'naden' mich im glauben oder mißhandlung der
schrifften verdaͤchtig hielten/ das E'üwer' F'ürstlich' G'naden' mir solchen
verdacht artickels weyß begreyffen/ zůkommen/ unnd
mich so die artickel mein und wider gott sein/ nach Christ-
licher und Apostolischer lere weysen/ und auß vermein-
tem irtumb in Gottes warheyt bringen lassen. Dann
Buchsymbol fehltE'üwer' F'ürstlich' G'naden' ye die menige der schrifftverstendigen haben:
Wo aber E'üwer' F'ürstlich' G'naden' solcher muͤhe beschwert/ erbiet ich
mich zů offenlicher disputation/ Teütsch unnd Latey-
nisch/ allen leüten jung und alt/ klein und groß/ die mich
verdencken/ mit gůten gründen zů antworten. Oder so
ich (das ich nicht glaub) im irtumb erfunden/ Christ-
liche weysung an zůnemen/ welche ich beger/ forder und
hoffe E'üwer' F'ürstlich' G'naden' werd diese bitt und erbietung für redlich
gnůgsam/ und goͤtlich halten. Verdachts artickel zů-
kommen/ und mir in keinem wege schimpff oder scha-
den darüber zůfuͤgen lassen. Dann wie wol ich yetzund
Wittenberg wunder hab hoͤren muͤssen/ wie seer Eüwer-
Fürstlich Gnaden uff mich ergrimmert und erbittert/ bin ich dan-
nest der untherdenigen zůversicht E'üwer' F'ürstlich' G'naden' werden nichts
Tyrannisch noch gewaldtes gegen mir/ ehe dann ich ver-
hoͤrt und überwunden/ fürnemen. Dann es je Goͤtlich/
menschlich/ unnd natürlich vor allem/ verhoͤr halten/
darnach urteylen. Das E'üwer' F'ürstlich' G'naden' an dise erinnerung gůt
wissen haben. Das wil ich umb E'üwer' F'ürstlich' G'naden' in aller unther-
ungedenigkeit zůverdienen alzeyt bereyt sein/ und das alte
lob und preyß E'üwer' F'ürstlich' G'naden' mit fleyssigem bekentnüß auß-
breyten. Dem lebendigen Gott befolhen/ Datum Or-
lamünde Sontag noch Laurentij. Anno. etc. xxiiij.

A.'ndreas' B.'odenstein' C.'arlstadt'

Die ander Copien20

Durchleüchtiger Hochgeborner fürst gnediger
herr E'üwer' F'ürstlich' G'naden' seind meine untherdenige und ge-
horsame dienst noch meinem hoͤchsten vermoͤgen alzeit

zů voran bereit G'nädiger' f'urst' H'err' Wiewol ich mich nicht demuͤ-
tiglicher kündt undergeben und erbieten/ dann ich mich
durch mein jüngstes schreyben/ welches E'üwer' F'ürstlich' G'naden' raͤthen
Buchsymbol fehlt in abwesenn E'üwer' F'ürstlich' G'naden' am tag Assumptionis Marie in
die hoffstuben zů Weymar ob der malzeit überantwort/
erbotten/ und troͤstlich gehofft/ das mein und in sonder-
heit aller meiner zůhoͤrer E'üwer' F'ürstlich' G'naden' untherdanen besse-
rung/ heyl/ unnd gedeyhen/ ja auch unser aller/ als der
aller unschaͤtzigsten unnd uneerlichsten gliedern unnd
verloren schaffen/ sunderliche eer und widerbrengung
solt gesucht/ gemeindt/ und fuͤrgenommen/ unnd mei-
ner schrifftlicher erbietung stadt gegeben. So werd ich
so villfeltig geschmeht und belestiget/ das ich zweifel/
ob E'üwer' F'ürstlich' G'naden' der brieff meiner erbietung/ des ich ein copi-
en hie mit schicke/ behendet/ oder nit. Denn D'octor' L'uther' ist in
vil enden und orten auffgetretten/ da meine christliche〈/〉
goͤtliche/ erweyßliche/ und gegruͤndte leere eingepflantzt
mit E'üwer' F'ürstlich' G'naden' befell (als er sagt) abgefertiget/ solliche
mein leere vernichtig/ irrig/ auffruͤrisch außzůschreien
und als solt sie aus eynem schwermenden geyst entspros-
sen sein/ offenlich zů widerlegen/ unnd das volck darfür
zů warnen. Mich auch mit dem auffrur zů Alstadt luͤ-
genhafftiglich eingemengt/ und fuͤr allem volck so vil
er vermocht/ auch villeicht bey E'üwer' F'ürstlich' G'naden' verdaͤchtig ge-
macht/ Des ich mich dann nicht unbillig beschwerlich
gefunden/ und aus solchem gehoͤre/ für der grossen spal-
tung und ferligkeit/ so bey den armen christen entsteen
moͤcht/ hertzlich entsatzt. Darauff obgemelter D'octor' L'uther'
Jhen/ da ich sein grundloße selbßeingebilte ungestu-
migkeit seyner predigt vormercket/ geschrieben/ unnd
darnach auch personlich besucht/ anfaͤnglich freunnt-
licher/ bruͤderlicher/ unnd Christlicher weyse angeredt
und gebetten dafuͤr zůsein und abzůstellen. Ab er aber
an meiner person oder leere eynigenn feel oder mangel
hett/ mich zů vor bruͤderlichenn/ nach Evanngelischer
Buchsymbol fehlt satzung anzůreden/ irthumb zů verhuͤten/ woͤlt ich mich
zů aller billigkeit weysen lassen/ unnd widerumb vom
unbillichen abdretten. Hab ich mich offenlich erbotten/
mit im zů Wittemberg oder Erfurt eyn Disputation
aller meiner gepredigten artickeln darinnen ich verdaͤch-
tig/ zůhaltenn. oder Christliche weysung von im wo er
wolt zu hoͤrenn/ so fern ich geleydt würd/ welches alles
von im abgeschlagen und gewegert. Bin hieruber von
im durch zů werffung eynes floren/ den ich genommen/
wider inen zů schreiben angereytzet/ das ich mich dann
gegen im zůthun verpflicht und verstrickt/ unnd gern
halten wil. Damit aber mein gelimpff unnd lindigkeit
allenthalben erkandt/ und ich nit ein polder geyst oder
hadderischer schwermer/ wie ich dan von im außgerufft
geacht werd. Wil ich mich des schreybens ein zeitlang
so mir leydlich/ enthalten/ und uffs neu/ und aus über-
flus zů gnediger verhoͤr erbotten haben. uff das Eüwer Fürstlich-
Gnaden erkennenn/ das ich nichts hierinnen/ denn allein den
grund goͤtlicher warheit suche. E'üwer' F'ürstlich' G'naden' untherdenig-
lich und umb Gottes willen bittend/ woͤlle mich zů de-
muͤtiger antzeig meiner unschuld/ und gegründter lere
gnediglich lassen kommen/ unnd nicht allein genanten
D'octor' L'uther' und seinem anhang glauben geben. Wo aber
solches E'üwer' F'ürstlich' G'naden' beschwerlich/ als dann woͤllen E'üwer' F'ürstlich' G'naden'
mir armen und aller geringsten diener Gottes gnedig-
lich vergünstigen unnd gestatten/ mein wolgegruͤndte
und rechte Christliche leere/ an liechten tag wider D'octor' L'uther'
auff seine troͤtzige und feindliche begerung durch offen-
baren truck zů bringen/ und zů keynem ungnedigen ver-
hindernüs nach angefangner arbeit/ zů unnkost unnd
nachteil geruchen lassen/ als mir dann vormals durch
die Wittenbergische universitet/ auch durch heimlich
Buchsymbol fehlt zůschůb D'octor' L'uthers' unnd seiner anhenger widerfaren.

Das werden E'üwer' F'ürstlich' G'naden' von Gott dem lebendigen her-
renn one zweyfel reychenn lon entpfahenn. So wil ichs
umb E'üwer' F'ürstlich' G'naden' zů verdienen all zeit gehorsam/ beflies-
sen und bereidt sein. Die der vatter unsers herren Je-
su Christi erhaltenn woͤll. Bit umb gnedige antwort.
Datum zů Orlamünde am .xi. tag des mondes Sep-
tembris. Anno etc. xxiiij.21

A'ndreas' B'odenstein' C'arlstadt'

Copien der Raͤthe zů Weymar.22

Dem wirdigen und hochgelerten Andresen-
Bodenstein von Carolstat Doctor un-
serm gůten freund.

Unser freuntlich dienst zůvor/ wirdiger und hoch-
gelerter gůter freund/ das schreyben so ir vor we-
nigen tagen an den durchleuchten hochgebornenn fuͤr-
sten und herren/ hernn Johansen Hertzogen zů Sach-
sen etc. unsern gnedigen hern gethan/ haben sein fuͤrstlich
gnad hoͤren lesen/ und uns befolhen euch widerumb an-
zůzeygenn/ das die universitet zů Wittemberg an sein-
Fürstlich Gnaden geschrieben mit anzeyg. Nach dem sich die pfar
zu Orlamünde nach abziehen magistri Conradi Glitz
widerumb verlediget/ So hetten sie den hochgelerten
Ern Casparn Glatz〈/〉 der heyligen schrifft Doctor〈/〉 itzo an
sein stadt zů einem pfarnner da selbst gewelet. Derhal-
ben sie sein F'ürstlich' G'naden' gebettenn/ dieweil ir euch verschiner
zeit understanden/ in die selb pfar an iren willen zů drin-
gen/ das sein F'ürstlich' G'naden' dem volck zů gůt mit euch ernstlich
Buchsymbol fehlt verfuͤgenn woͤlte/ euch anderßwo zůversehen unnd da
dannen zů wenden. Wan euch dan/ wie ir selb zůachten
nit gebuͤrt die selb aus eygnem fürnemen/ und an willen
gemelter universitet zů haben. So ist seiner F'ürstlich' G'naden' be-
ger unnd meinung/ das ir berurte pfar fürderlich reü-
met/ unnd das jenige〈/〉 was sich nach vermüge der pfar
Inventarii gebuͤrt zů behůff des zůkuͤnfftigen Vicari-
en alda unnd dainnen lassen. Euch auch da dannen/
und aus seiner F'ürstlich' G'naden' und derselbigen bruders〈/〉 unsers
gnedigsten herren〈/〉 des Chůrfůrsten zu Sachsen etc. fuͤr-
stenthumb unnd landen sachen halben die seine F'ürstlich' G'naden'
darzu bewegenn fürderlich wendet/ unnd das nit an-
ders haltet. Dan was ir als dann wider D'octor' Luternn
zůerhalten vermeynt/ oder mit schreyben nit zů unther-
lassen wisset/ daran werdet ir seiner F'ürstlich' G'naden' halben unge-
hindert sein. Das haben wir euch nit wissen unange-
zeigt zů lassen. Unnd thut daran hochgedachtes unn-
sers gnedigen hern meynung. Datum Sontags nach
Crucis exaltationis. Anno etc. xxiiii.

Unser gnedigst und gnediger hern von
Sachsen etc. Raͤthe itzo zů Weymar.

Copien eines briefes des Raths zů Orlamünde.23

Durchleüchter hochgeborner fürst und herr/ Euer-
Fürstlich Gnaden seind unsere underthenige und schuldige
dienst zů vorn G'nädiger' F'ürst' unnd H'err'. der Christlich man An-
dres Bodenstein unser burger/ hat uns mit verlesung
des brieffs so im E'uer' F'ürstlich' G'naden' raͤthe uß fürstlichen befell zů-
geschickt24/ offenbart/ das er die pfarr auffs fürderlichst25
Buchsymbol fehlt und hirneben E'uer' F'ürstlich' G'naden' fürstenthumb reümen und sich da
dannen wenden solt etc. die selbige pfarr er als bald ange-
sichtsa26 und unverweylich27/ hirmit er E'uer' F'ürstlich' G'naden' gehorsam
leistet/ eylend undb nach seinem besten vermügen ußzůreü-
men angefangen unnd nach28 thaͤtig auffs fürderlichst
reümet/ unnd das Inventarium so er von Magistro
Conrado Glitzsten29 entpfangen neben uns einzůlegen30 er-
botten/ und inen gegen E'uer' F'ürstlich' G'naden' zů verschreyben31 gebet-
ten/ E'uer' F'ürstlich' G'naden' woͤllen im/ biß so lang er das seine zů gelt
gemacht32/ in E'uer' F'ürstlich' G'naden' fürstenthumb zů wonen gnedige
frist erzeygen. Solchs wir im auß pflicht/ noch dem er
unser bürger nicht wissen zů versagen/ mit untherdeni-
ger bittc/ E'uer' F'ürstlich' G'naden' woͤllen sein sehr schwanger weyb33/ sein
klein unmündig kind34/ unnd den herdringenden winter
ansehen/ in die ecker und weinberg/ welche er zů seines
leybs erhaltung erkaufft35/ auch sein haußgered/ das er
hye36 und zů Wittemberg37 hat
/ und auß E'uer' F'ürstlich' G'naden' fürsten-
thumb an38 unverwindtlichen schaden mit nicht fuͤren
kan/ gnediglich verpfennigen39 unnd verkauffen lassen/
hyemit er auch an40 schmach des Evangelii seine schul-
diger bezale/ und von den jhenigen〈/〉 so im schuldig〈/〉 auch
wider bezalt werde.41 Hocher F'ürst' und H'err'. Nach dem uns
auch an Goͤttlicher warheit meer dann an der gantzen
welt gelegen/ Ja〈/〉 wenn Got tausent welt schůff/ Bitten
wir E'uer' F'ürstlich' G'naden' untherdeniglich umb Gottes willen Euer Fürstlich-
Gnaden woͤllen im als einem mittel von Gott berůffen/ uns
den sůn des lebendigen Gottes Jesum Christum von
Nazareth/ noch eynest oder zwir42/ biß auff zůkunfft des
neüwen pfarrers43 zů verkündigen und predigen genedig-
lich vergoͤnnen/ Welcher/ so er kompt von Carolstatt
unverhindertd44 bleyben sol/ das verdienen wir umb Euer-
Fürstlich Gnaden mit untherdenigem gehorsam/ leybs unnd gůts
Buchsymbol fehlt gantz willig. Bitten E'uer' F'ürstlich' G'naden' gnedige antwort. Da-
tume Freytag nach Mauricii. M. D. xxiiii.45

E'uer' F'ürstlich' G'naden'

Untherdenige

Der Rath zů Orlamünde.

Copien der Raͤthen zů Weymar dem
Rath zů Orlamünde.46

Das schreyben so ir an unsern G'nädigen' F'ürst' und H'errn'hertz-
og Johansen/ Hertzog zů Sachsen etc. gethan47/
haben sein fürstlich gnad hoͤren lesen/ und uns befolhen
euch darauff zů vermelden/ das sein F'ürstlich' G'naden' nit wissen
was der48 bey euch eygens habe49/ das im von noͤten zů ver-
kauffen/ des auch von euch kein anzeyg beschehen. Aber
wie dem/ so er dennoch etwas aldo zů verkauffen hette/
haben sein F'ürstlich' G'naden' dem schoͤsser50 im brieff hierneben befol-
hen/ darob zů sein/ solchs zůthůn.51 Dann sein F'ürstlich' G'naden' in
dem so Carolstat geschriben52 kein verenderung zůthůn
geneyt/ wolten wir euch nit bergen. Datum Sontag
nach Mauricii.53 Anno. xxiiii.

Unserer gnedigsten und gnedigen herrn

zů Sachsen raͤthe zů Weymar

Indreyen artickeln ist. D'octor' L'uther'wider mich und die
warheyt/ einer ist von dem Sacrament/ der ander
von der Tauff/ der dritt von der lebendigen stymm got-
tes54/
In dem ersten hab ich syben buͤchlin gemacht/ die
nu gar nah alle gedruckt.55In dem andern ist ein schlech-
ter56 dialogus unther der pressen/ unnd wirt das recht
bald hernach kommen.57 In dem dritten hatt D'octor' M'artin' L'uther'
so weybische und nerrische lugen erdacht58/ das ich mich
Buchsymbol fehlt nit gnůg verwundern kundt/ binn auch willens gewest/
nichts in den selben artickeln zů schreyben/ und gedacht
es wer gnůg/ das die sau in irem blůt erstickt59/ Jdoch
hab ich ein buͤchlin/ den Christen zů gůtt gemacht/ al-
les darumb das mein wolgegründte unnd erweyßlich
leere/ welche mir Gott geoffenbart hatt60/ an den hellen
tag komm/ unnd das man erfar/ welche rechte Christen
seind oder nit/ Ob sye alle Christen seind/ die Gottes wort
mit büchsen verthedigen etc.61 Das ander wirdestu
auch erfaren. Ich binn selten muͤssig gewest/ wie
wol ich heymlich allen sachen in vil landen nach
gemerckt hab. Lieber Philips62 gruͤsse mir
unsere bruͤder63 mit fleyß. Ein jeg-
licher wirt ein buͤchlin64 entpfa-
hen/ Gott bevolhen/ Amen.


afehlt in der Handschrift
bfehlt in der Handschrift
cfolgt gestrichen wollene
din der Handschrift ungehindert
ein der Handschrift folgt Orlamünde

1Zu ihm siehe KGK 281 (Anmerkung).
2Wahrscheinlich Straßburg, wo Karlstadt die vorliegende Schrift Anfang November zum Druck hinterließ.
4Karlstadt wurde auf Befehl Kurfürst Friedrichs III. und Herzog Johanns von Sachsen am 18. September 1524 der sächsischen Lande verwiesen (KGK 271). Anscheinend verbreiteten die Schüler Luthers diese Information per Brief.
5Bezug unklar.
6Karlstadt an Herzog Johann, Orlamünde, 14. August 1524 (KGK 265) und 11. September 1524 (KGK 270) die in der vorliegenden Schrift in Gänze abgedruckt sind; siehe KGK 281 (Textstelle) und KGK 281 (Textstelle).
7Herzogliche Räte an Karlstadt, Weimar, 18. September 1524 (KGK 271); siehe KGK 281 (Textstelle).
8erbitten, für einen bitten, fürbitten. Vgl. DWb 25, 126. Bezug auf das Schreiben der Gemeinde Orlamünde vom 23. September 1524, das zusammen mit der abschlägigen Antwort der herzoglichen Räte in der vorliegenden Schrift abgedruckt wurde, siehe KGK 281 (Textstelle).
9Bedeutung unklar. Ludolphy, Friedrich der Weise, 383 vermutet hier einen Bezug auf Jes 40,8 bzw. 1. Petr 1,25 Vg »Verbum domini manet in aeternum.«
10Karlstadts Ehefrau Anna von Mochau war hochschwanger mit ihrem etwa einjährigen Sohn in Orlamünde zurückgeblieben. Anfang 1525 kam der zweite Sohn des Paares – Andreas – dort zur Welt; vgl. KGK 281 (Anmerkung).
11Bezug unklar. Möglich wäre ein Verweis auf die Sintflut, die diejenigen verschlingt, die nicht nach Gottes Willen handeln bzw. regieren.
12Karlstadt plante anscheinend eine Schrift zu diesem Thema; ob er dieses Vorhaben realisierte, ist nicht bekannt.
13Gemeint ist Luthers Aufenthalt auf der Wartburg.
14Karlstadt spielt hier wohl auf seine aktuelle Situation des (vermeintlich) ziellosen Reisens in der Hoffnung auf Aufnahme und Verteidigung seiner selbst und seiner Lehre. Möglicherweise bezieht er sich aber auch auf seine bedrängte Situation nach Luthers Rückkehr von der Wartburg, als er in Wittenberg zunehmend in Isolation geraten und in seiner Schreib- und Predigttätigkeit stark eingeschränkt worden war. Hierzu siehe auch KGK 267 (Anmerkung).
15nachkommen, nachgehen. Karlstadt möchte seiner durch Gott empfangenen (inneren) Berufung (= Verpflichtung) zur Verkündigung der wahren Lehre nachkommen. Hierzu gehört für ihn nicht nur die Predigt, sondern auch die publizistische Auseinandersetzung; vgl. Ursachen seines Stillschweigens und von rechter Berufung (KGK V, Nr. 248). Im vorliegenden Fall bezieht sich Karlstadt zudem auf seine in Jena mit Luther besiegelte Verpflichtung, seine Lehre publizistisch gegenüber diesem zu verteidigen; vgl. KGK 267.
16Verweis auf die in der nach der nun folgenden Korrespondenz abgedruckten Nachrede an Eberbach angekündigten Schriften und deren Überschickung nach Joachimsthal; siehe KGK 281 (Textstelle) und KGK 281 (Textstelle).
17Anhängergruppe Karlstadts in Joachimsthal.
18Zur Datierung der Widmungsvorrede siehe die Einleitung zur vorliegenden Editionseinheit.
19Dieser Brief ist als KGK 265 ediert; Sachanmerkungen und textkritischer Apparat siehe dort.
20Dieser Brief ist als KGK 270 ediert; Sachanmerkungen und textkritischer Apparat siehe dort.
2111. September 1524.
22Dieser Brief ist als KGK 271 ediert; Sachanmerkungen und textkritischer Apparat siehe dort.
23Rat von Orlamünde an Herzog Johann, 23. September 1524 (LATh-HStA Weimar, EGA, Reg. N 624, fol. 31r–v = Karlstadt, Schriften (Hertzsch) 2, 56f.).
24Gemeint ist der Ausweisungsbefehl vom 18. September 1524 (KGK 271).
25geschwind, eilend, sofort. Vgl. DWb 4, 717 s.v. fürderlich, Nr. 2.
26sofort, sogleich. Vgl. FWB s.v. angesichts Nr. 1.
27unverzüglich. Vgl. DWb 24, 2119 s.v. unverweilend.
28noch.
29Konrad Glitzsch, der vormalige Konventor in Orlamünde, hatte die Pfarrei zum 1. Mai 1523 verlassen (vgl. KGK VI, Nr. 242) und lediglich ein unvollständiges Register hinterlassen, was Karlstadt noch am 19. April 1524 angemerkt hatte; vgl. KGK 256 (Textstelle). Ob er dies inzwischen nachgeholt hatte, ist nicht bekannt.
30vorlegen. Vgl. DWb 3, 225 s.v. einlegen Nr. 11.
31sich für jmdn. verwenden, einsetzen. Vgl. DWb 25, 1156 s.v. verschreiben Nr. 4.
32Über den Besitz Karlstadts in Orlamünde und Wittenberg ist nichts Näheres bekannt; als gesichert kann lediglich gelten, dass er zu diesem Zeitpunkt ein Haus in Naschhausen bei Orlamünde besaß; siehe KGK 281 (Anmerkung).
34Die Quellen zum ersten Kind Karlstadts und seiner Frau sind widersprüchlich. Während Barge, Karlstadt 2, 518f. davon ausgeht, das erste Kind des Paares sei ein 1523 geborener Junge mit Namen Johannes gewesen, vermutet Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 53, es habe sich um einen Jungen mit Namen Andreas gehandelt, der noch 1524/25 in Orlamünde gestorben sei. Gegen diese These spricht, dass Karlstadt im Februar 1525 gegenüber Markgraf Kasimir»Kinder« erwähnt (wird in KGK VIII ediert) und die Namensgebung des zweiten Kindes (Andreas) durch die Aufzeichnungen Georg Spalatins belegt ist (vgl. KGK 282 (Anmerkung)), auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass beide Kinder den gleichen Namen trugen. Die im Sommer 1524 zwischen Müntzer und Karlstadt geführte Korrespondenz über die Namensgebung kann sich ebenfalls sowohl auf das erst- als auch das zweitgeborene Kind beziehen (vgl. KGK 262 (Textstelle)).
35Karlstadt erwarb im Laufe seiner Tätigkeit in Orlamünde ein Haus in Naschhausen (vgl. Hase, Orlamünda, 59 Anm. 26), zu dem höchstwahrscheinlich auch Äcker und Weinberge gehörten, da er nach eigener Aussage plante, sich zukünftig mit seiner Hände Arbeit zu ernähren; vgl. KGK 267 (Textstelle).
37Anscheinend hatte Karlstadt in Wittenberg noch einige Sachen untergestellt, möglicherweise bei seinem Bruder Michael, der dort als Bäcker wirke. Zu Karlstadts Bruder siehe Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 53.
38ohne.
39verkaufen, veräußern. Vgl. DWb 25, 963 s.v. verpfennigen.
40ohne.
41Karlstadt hatte noch Schulden bei der Universität und der vorherige Orlamünder Konventor Konrad Glitzsch bei ihm. Hierzu siehe KGK 256 (Anmerkung).
42wenige Male, hier wohl im Sinne von einige Zeit; vgl. DWb 32, 1161 s.v. zwier.
43Um den 22. August 1524 wählten Universität und Stiftskapitel den Rektor der dortigen Universität, Kaspar Glatz, zum neuen Konventor in Orlamünde. Vgl. KGK 271. Wann genau Glatz daraufhin sein Amt in der Saalestadt antrat, ist nicht bekannt. Am 22. September hielt er sich wohl noch in Wittenberg auf; vgl. KGK 271 (Anmerkung).
44ungehindert. Vgl. DWb 24, 2044 s.v. unverhindert.
4523. September 1524.
46Der Text dieses Schreibens ist nur durch die vorliegende Flugschrift überliefert; das Original ist verschollen.
47Gemeint ist der unmittelbar davor edierte Brief des Rates von Orlamünde an Herzog Johann, Orlamünde, 23. September 1524 (KGK 281 (Textstelle)).
49an Eigentum habe.
50Damian Luthier, 1522–1530 Schösser auf der Leuchtenburg; zu ihm siehe KGK VI, Nr. 242, S. 167 Anm. 76.
51Herzogliche Räte an Damian Luthier, Weimar, 18. September 1524 (LATh-HstA Weimar, EGA, Reg. N 624, fol. 26r–v): »und ist seiner f'ürstlich' g'naden' befell und beger, dass du dich zum Carlstatt fuegenn solchem nach mit inn reden unnd handeln solt« (= Hase, Orlamünda, 124 Nr. XXX). Eine Kopie dieses Briefes scheint dem vorliegenden Schreiben beigelegen zu haben.
52Gemeint ist der Ausweisungsbefehl vom 18. September 1524 (KGK 271).
5325. September 1524.
54Karlstadt identifiziert hier erstmals offiziell die drei zwischen ihm und Luther divergierenden theologischen Grundansichten in Bezug auf die Frage der Realpräsenz Christi im Abendmahl, der Aufschiebung der Taufe bei Kleinkindern sowie die wahre Gotteserkenntnis, die durch die göttliche Stimme auf dem Grund der Seele empfangen wird; vgl. u.a. Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274 (Textstelle) und KGK 274 (Textstelle)).
55Zur der Identifikation dieser Schriften siehe KGK 281 (Anmerkung).
56hier im Sinne von schlicht, einfach, leichtverständlich. Vgl. DWb 15, 524f. s.v. schlecht Nr. 8c.
57Westerburg hinterließ unmittelbar vor seiner und Karlstadts Abreise aus Basel bei Bebel ein »bichlin von dem tauff der kinder« zum Druck, der allerdings doch nicht erfolgte, was Karlstadt jedoch zum Zeitpunkt der Abfassung des Nachwortes nicht wissen konnte. Wahrscheinlich handelte es sich bei der erwähnten Schrift um den 1527 gedruckten Dialogus von dem fremden Glauben und der Kindertaufe (KGK VIII); vgl. KGK 280 sowie Zorzin, Karlstadts Dialogus.
58Karlstadt bezieht sich hier wahrscheinlich auf LuthersBrief an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geist (WA 15, 210–221). Hierzu siehe auch KGK 267 (Anmerkung).
59Bezug unklar.
60Karlstadt verstand seine theologischen Grundansichten als ihm von Gott offenbarte Lehre; vgl. Ursachen seines Stillschweigens und von rechter Berufung (KGK VI, Nr. 248, S. 276, Z. 15–23).
61Es ist unklar, auf welche Schrift Karlstadt sich hier bezieht. Thematische Anklänge finden sich sowohl in der kurz zuvor in Basel in Druck gegangenen Schrift Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274) sowie dem zeitgleich mit der vorliegenden Schrift in Straßburg in Druck gegebenen Sermon Von Engeln und Teufeln (KGK VI, Nr. 246).
64Ob es sich bei den hier erwähnten »buͤchlin« allgemein um Exemplare der von Karlstadt erwähnten Schriften oder um eine bestimmte Schrift handelt, ist unklar.

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