a1r
            
            Wie sich der ge-
-
laub und
            unglaub gegen dem liecht und
finsternus/ gegen warheit und lügen/ gegen got
            und
dem teufel halten.
Was der Frey will vermöge.1
Ob man als bald glaub/ als man
            gottes warheit
gehöret.2
Von dem einsprechen Gottes.3
Wer augen hat der wirt mercken/ was die sünd in
den
            heiligen geist.4
Item/ Wenn man tauffen.5
Item/ Wie ein erleuchtes/ und hohes leben
            des
Christen ist.6
Die rouhen Christen seind in dem kleinen ungetreu
und ungelassen/ wie
            moͤchten sie in dem grossen ge-
-
lassen und getreu sein?
Andres Carolstat.
M.D.XXIIII.a
                            
a2r 
            
            Inhalt disz büchlins.
                                In disem büchlin wil ich kürtzlich anzei-
gen/ was der rechte glaub sey/ der selig
 macht. Widerumb was der
              verthümbt
 ungelaub sey. Was der wurtzellose ge-
laub/ den Christus
              nit achtet/ Und der
 kleyn gelaub sey den got ansihet/ wie-
wol er
              nicht kan selig machen.
Boser verstandt des worts Unglaub.
Christus hat zwey urteyl gesprochen/ dises
              inhalts/
 Nichst seliget uns denn der glaub. Nichts verthümbt
 uns denn der
              unglaub. Nichts füret uns zů dem
 ewigen leben unnd reich gottes/ dann alleyn der
              glaub.
 Nichts brenget uns zů dem ewigen todt/ unnd ins teu-
Ioan. 5.fels reich/ denn nůr der unglaub. Welcher an Chri-
stum glaubet/ der wirt nicht gericht.7 Welcher nicht glau-
bet/ der ist schon
                gericht.8
Dise urteil hab ich vortzeiten also vernommen. Wel-
cher an Christum glaubet/ der wirt nicht gericht/ Das
 ist war/ so
              lang er glaubet. Widerumb/ welcher nit glau-
bet/ der ist schon gericht/
              das ist auch war/ So lang er
 nicht glaubet/ so lang ist er gericht. Wenn aber der
                un-
glaubig auß seinem unglauben/ in glaubenn kaͤm/ so
 hat das
              gericht oder verthümbnus sein ende. Das
 hab ich also verstanden und geleret/ als
              müst der mensch
 so bald glauben/ oder nicht glauben/ alsbald im9 Christus na-
men oder
              reden würdenn verkündiget. Aber nůn weiß
 ich/ das Christus wort/ wenn er saget/
              Welcher nicht
 glaubet/ der ist geurteilet/ eynenn anderenn sinn ha-
benn/ Unnd daß der schone geurteylet ist/ der nicht ge-
laubet/
              strackes wye Chrystus redet. Wye wol es war
 ist/ das Got alle seyne werck/ wol
              unnd gůt gemacht
Ezech. 18
 fehlt
              hat/ und iglichem willen/ gern barmhertzigkeit bewei-
Osee. 6.sen welt/ und das leben seiner creatur viel lieber
              hat/ dann
 den todt.10 Aber
              der unglaubig/ hat stetts einen verkarten
 willen/ in welchem got seyn handt der
              barmhertzigkeit
 weder regen/ noch sein barmhertzige gůtheit drinn scha-
ffen kan. Denn die verkarte gebůrt/ und der verstürtz-
te
              sinn/ setzet sich selbert ausserthalb des influß goͤtly-
cher
              barmhertzigkeit/ unnd wil gottes gunst nit anne-
men/ sondern verachten/
              drumb kan im11 got nicht
              helffen.
Myr mangelet der verstandt des worts/ unglaub/
1. Timo.
              1Und als wenig ich Paulum verstůnd/ so er
            spricht/ Ich
 hab derhalbenn barmhertzigkeit erlanget/ das ich un-
wissende wider Christum than hab im unglauben12/ So
 wenig verstund ich auff der
            andern seiten Christum/ der
 saget/ Welcher nit glaubet/ der ist schon
              gericht.13 Ich
 kunte mich
            nicht recht drein schicken. Ich meinet das die
 schrifft das wort/ unglaub/ in einem
            einzelen sinn ewig-
lich brauchen thet. Als aber ich mich besser besinnen
            thet/
 und fast verwunderet/ fandt ich/ das zweierley sinn und
 bedeutnus durch
            obberürte reden angezeigt/ unnd das
Paulus
            durch das wort/ unglaub/ eyn ander ding be-
deut/ dann Christus/ wie wol
              sieb beide auch in obberür-
tem worte uber ein kommen/ und ein iglicher das wort
 glaub/ oder
            unglaub/ manigfaltiglich gebrauchet. Denn
Paulus sprycht/ Ich hab barmherzigkeyt erlanget/
 derhalben/ das ich im
            unglauben/ unwissende Christum
 verfolget.14 Dargegen spricht Christus (wie wol verde-
cket)
            welcher nicht glaubet/ der wirt seines unglaubens
 entgelden/ und keine
            barmhertzigkeit erlangen.15
            Das
 aber das Christus meinunge sey/ gibt das woͤrtlin/ ge-
richt/ Der
            gericht oder verurteilt ist/ der erlanget nit
 barmhertzigkeyt nach dem gehalten
            gericht/ dann er
 můß stracks die straff leiden/ welche im16 das urteil uff le-
get. Wenn aber
            barmhertzigkeit stat haben solt/ nach
 fehlt gesprochnem urteil/
            würd folgenn/ das der teufel auch
 barmhertzigkeit erlangen/ und erloͤßt werden
            moͤcht.
Untherscheidt tzwischen glauben
 und unglauben.
                                Gründtlich in dise sach zů kommen/ wil ich zwen ge-
gensaͤttze/ einen wider den anderen/ stellen/ als nemlich
 den
              unglauben wider den glauben. Dann sie beide de-
ster kaͤntlicher/ und
              ein jedes teil durch das ander sichti-
ger wirt. Drumb ist zů wissen/
              das der unglaub mit gan-
tzem leib und allen gebeinen/ und mit seinen
              arten und
 sitten wider den glauben steht/ und nicht allein in dem/
 das der
              unglaub verthümbt/ und der glaub selig macht/
 oder der glaub nicht sterben
              lesset/ sonder durch den leib-
Ioan.
              6.lichen todt zům ewigen leben füret17/ und der unglaub in den
 ewigen todt brengt/ sondern auch in
              andern artickeln.
Denn alles das der glaub annimbt/ lobt/ wirckt/ oder
              thůt/
 gleich das selbe verstoͤsset der unglaub/ und straffets/ und fleu-
gets/ und thůts nit. Zů allem dem der glaub lieb/ lust/
 und
              froͤligkeit hat/ das ist dem unglauben leidt/ unlust und
Ioan. 1.zůr traurigkeit. Der glaub hat hitzige lieb/ grossen
 lust zů dem
                  ungeschaffnen liechte18/ das ewig liecht nimbt
 er an/ er liebets vast/ und belüstet sich
                  drinn/ doch mit auß-
gestracktem lust/ und hat unsaͤgliche
                    froͤligkeytc im
                    liecht.19
Roma. 1320Widerumb der unglaub speyhet das ewige liecht auß21/
Ephe.
                      5.22und nimbt es
                  nicht an/ vil weniger hat er lieb und lust und
 froͤligkeit in dem
                  ungeschaffnen liechte. Der glaub
Ioan. 12.23klebet am liechte mit
                hitzigen begirden/ schwindem wil-
len/ und mit außgegoßnem leben/
                drumb hasset der ge-
laub das finsternus/ und wandlet nicht im
                finsternus/
 wie wol er finsternus leiden můß/ yedoch geht er nicht
 im
                finsternus/ das ist/ er setzet weder gedancken/ noch
 willen ins finsternus.
                Widerumb der unglaub nimbt
Ioan. 3.24das finsternus an/ unnd hats mehr lieb
                dans liecht/ und
 fehlt hatt sein leben/ willen/ begirden/
                unnd sinnen nach
 der finsternüs gericht. Der glaub fleühet die
 werck des
                finsternüs mit ernster flucht/ und keret sich
 thaͤtlich von allem dem/ das dem
                finsternüs verwandt
 oder anhengig ist. Aber der unglaub forschet nach den
                wercken der finsternüs/ und setzet seyn hertz und můt zů
 den finsternüssen. Das
                ist von dem licht unnd finster-
nüssen gesagt.
Von der warheit und lügen ists auch klar/ das der
 glaub und unglaub/
            widerspenstiger art und natur seind.
 Der glaub hasset lügen/ und hanget der warheyt
            ahn.
 Aber der unglaub hanget der lügen und uppikeit ahn/
 und hasset die
            warheit. Der glaubig/ ist gegen der schar-
pfen gerechtigkeit gottes als
            ein fester stehelin berg25/
            oder ein wol gebundten faß/ da durch nichts drieffetd26/
 das
            got dreyn geüsset. Gegen der lügen aber hat er einen
 ewigen grauen/ und heltet
            keine. Widerumb der unglaub
 ist sam ein zerspalten und ungebundten faß/ dadurch
            die
 warheit leüfft/ so offt sie dran stosset. Wie der glaub frey
 steht/ uff
            der warheyt/ also steht der unglaub gefangen
 uff der lügenn/ wie wol er meynet
              im27 sey am besten.
 So ist
            zů mercken/ die widerspenstigkeyt des glau-
bens und unglaubens/ und das
            eines weder des an-
dern gegenwurff oder art/ noch weyse annimbt/
            noch
 annemen kan.28
Mittel/ tzwischen glauben
 und unglauben.
                                Zwischen diesen beyden enden/ ist ein mittel/
              welches
 die schrifft zeiten29 glauben nennet/ und ist doch nit der eüs-
serst30 glaub. Oder zeiten einen unglauben
              heysset/ und ist
 doch nit der verthümbt unglaub. Oder zeiten finsternüs
Rhom. 1.oder blindtheyt nent/ und steht doch nit im eüssersten
                fin-
sternüß/ etwan würts menschliche weißheyt/ etwan 
              un-
 fehltwissenheyt geheyssen.31 Das heltet sich also. Ehe32 der
 mensch in der eüssersten gegensetzen33 eynen kumpt34/ als
 in den verthümlichen unglauben/ oder
              heylparen glau-
ben/ hatt er vil gedenckens/ mühe/ unnd arbeyt/
              unnd
 vorgeht vil zeyt drob/ darnach eyner grob oder subtyl
 ist/ darnach ein
                yedere geschickt/ und im geyst
              beschnitten/
 oder gefegt wirt.35 Darnach kümpt er in der enden einß.
 Mitler zeit mag einer wol ein
              schlecht erkaͤntnüß göt-
licher warheit haben. Es ist aber nicht ein
              gründtlichs
 und solichs erkaͤntnüß/ welches Christus annimbt oder
              verstoͤsset und zůr helle verurteylt und treybet. Es ist
 auch nicht endtlichs in
              solichen mittel erkaͤntnüß/ denn
 der mensch kan noch ab und zů dretten/ und zů
              der eüs-
Ioan. 1.sersten enden eynes kommen.
              So ist es auch nit gründt-
Roma. 1.lich unnd
              hertzlich/ sonder ein blinde weißheyt36/ unnd
1. Timo. 1.
 Mat. 13.nerrisch
                klůgheyt37/ oder ein unweiser
                unglaub38/ oder
 ein
              wurtzelloser glaub.39
Christus saget ye offentlich von einem glauben/
              der
 nicht wurtzeln hat/ der verdorret/ wenn die hitz druff
 felt40/ der ist zeytlich/ und nicht ewig/
              als der recht glaub.
 Dieser glaub bleybet so lang er nicht angefochten wirt
              von des worts wegen/ dem er geglaubet/ unnd das er
 mit fryden angenommen hatt.
              Wenn aber verfolgung
 her drit/ so vergeht er. Were er der recht glaub so
              blieb
 er. Drumb ist er nicht eyn glaub der ausserwelten/ son-
dern
              der berůffen unnd unerweltenf. Es
              ist eyn glaub
 des der teüfel mechtig ist/ den auch die pforten der hel-
len überweltigen moͤgen.41 Der teüffel kumpt und nimbt
 den mittel glauben hynweg/ ehe soliche
              menschen recht
 glauben/ und selig werden. Drumb ist dyser glaub nicht
 der
              eüsserst glaub/ welchen weder teüfel/ noch die teüfe-
lische krefften
              überwinden künden. Auch ist er eyn glaub
Matt.
              16.nicht der ausserwelten/ der halben gott alle anfechtun-
Mat. 24.gen und verfolgungen wirt verkürtzen/ auff das sie
                nicht
 fehlt verfürt werden42/ sonder der mittelglaubigen/ weil auch
 der
              glaub der erwelten nit kan verfürt werden/ müs-
sen die uberschwengliche
              verfolgungen uffhoͤren zů
 wütten/ da mit der recht glaub bestehn. Also ist
              gesagt/
 das der würzellose glaub/ kein wurzelreicher glaub ist/
 auch der
              starck glaub der erwelten nit sein kan. Drumb
 ist dieser zeitlich glaub one
              wurtzel und one samen got-
tes/ und gar fern vom rechten glauben
              gesetzt/ der in
 einem gůtten acker steht/ und bestendiglich steht.43
Das aber solicher glaub auch nicht ein hertzliches
 erkantnüs sey der warheit unnd
            gerechtigkeit gottes44/
 ist
            auß dem zů mercken/ das etliche gottes wort hoͤre-
ten und verstundens
            nicht/ als sie auch die gesicht sa-
Ioan. 12.
              Esa. 6.hen/ und vernamen nit das drunder verborgen was/ und
Hie. 2.sahen wunderzeichen/ und lerneten dannest nicht die
            wirkende krafft/ des der wunderzeichen thet.45 Ir verstendt-
nüs war etwas/ als der hochgelerten
            verstendtnüs ist
 uff den hohen schůlen/ die gottes wort meysterlich hin
 und
            her setzen/ und dapferlich handeln/ und erkennen
 den gott nicht/ der es geredt
              hat.46Sie haben ir erkant-
nüs im mund/ und nicht im
              hertzen (von dem hertzen
 zů reden das genůgsam bewegt ist)〈.〉
              Sie bekennen und
Matt. 13.47loben gott mit lippen/ zenen/ unnd mund/
              aber ir hertz
Esa. 29.ist fern48/ gottes wort ist in49 nahe im rachen50/ unnd weyt
Hie. 12.von iren
                nieren.51 Darumb ist es oben
              hin in der rinden
 des baümes/ und im eussersten bůchstaben der warheit. Es
              ist aber noch nicht so fern kommen/ das es den weytzen
 stamm sehen/ und die
                scherpff52 des korns
                versüchen53 kan54/ als
 der glaub
              thůt/ drumb ist der unhertzlich glaub/ dem hertz-
lichen glauben
              unbefreündt oder gar nicht verwandt.
Das der mittel glaub eyn unwissen-
heyt und thorheit
            ist.
                                Das obgedachter mittelglaub (welcher ist ein hertz-
 fehltloses erkantnus gottes und götlicher warheit) ein un-
wissenheit und blintheit sei/ zeiget das an/ das ir etliche
 unther den vermeinten
            erkennern gottes/ got verstůn-
den/ als Paulus sagt/ die im55 doch
            auß irem wurtzello-
Roma. 1.sen glauben kein
            schultige eer56 gaben/ Und thaten
            das
 darumb/ das sie unweise waren.57 Weren sie weiß gewe-
sen/ hetten sie on zweifel den got
            gepreiset als einen got/
 den sie als einen got erkandten. Groß dichtens/ und
            vil
 sinnens hetten sie von gottes wesen/ gottheit/ und ewi-
ger
            krafft/ aber in irem dichten und sinnen würtg ir un-
verstendiges hertz voller unweißheit unnd
            finsternus.
 Were ir hertz recht verstendig gewesen/ so het es nicht
 lassen
            künden den erkandten got zů loben/ preysen und
 eeren. Do aber ir glaub unnd
            gedancken/ wurzellose/
 und one hertz waren/ thaten sie nach ires glaubens art
            und zůneigung/ und draten von dem got den sie durch
 schrifften/ oder werck der
            schoͤpfung erkandten/ unnd
 offenbareten ire thorheit/ und unverstendigs und ver-
finsterts hertz/ und gaben den feltgoͤttern58 die eere/ die
 gottes alleyn war/ wie wol das
            auch durch den eusser-
sten unglauben kan geschehen. Aber gemeiniglich ist
            das
 ein glaub der vermeinten gotglaubigen/ die glauben
 und doch nit
            glauben.
Der mittel glaub ist ein unglaub.
Man liset das gottes volck/ Israel oder Jacob ge-
Exod. 14nant/ got dem herrn und Mosi gottes knecht geglaubt
 hab/ als sie
              unbeschedigt durchs moͤr kamen/ unnd ire
 feynd drinn sahen ersauffen.59 Wenn man aber achtung
 haben
              woͤldt auff nachergangen geschicht/ würt man
 finden/ das gleich das selbig volck/
              jetzt gemelt/ weder
 got/ noch Mosi geglaubet
              hat. Da durch deuttlich ist
 gesagt/ das ein mittel glaub ist/ der zeiten eyn
              unglaub
 oder glaub genent ist. Denn man lieset/ das got seynem
 fehlt volck kein verstendigs hertz geben hat/ biß in die 
              wüst-
Deut. 29.hnus Moab/ auch weder
              augen die recht sahen/ noch o-
hren die wol hoͤreten.60 Das dann nicht ein
              kurtze zeit war/
 von der zeit/ als sie durchs rodt moͤr giengen/ da durch
              beweist würt/ das gottes volck keinen hertzlichen glau-
ben/ ja da zů
              keinen glauben gehabt/ und das ir glaub ein
 unglaub war. Dem nach haben sie got
              nicht glaubet/
 sondern seind stets eines harten hertzens61 blieben. Das
Exo. 16. et
                .17.sie auch Mosi nicht glaubten/ kan
                meniglicher62 auß den
              geschichten verstehen/ die geschehen seind in der wüst-
nüs zů Raphidim/
              da sie wider got unnd Mosen můr-
reten/ Da auch der gantz hauff wider got redetenn in
 der wüsten Sin
                genant.63 Ich geschwig
            der historien von
Nu. 16Corah/ Dathan und Abiron/ und von iren anhenge-
ren.64 Nů sind sie glaubig
            gewest (mit dem rechten glau-
ben) so frag ich/ Warumb spricht die
            schrifft am ande-
ren ende/ das sie kein verstendiges hertz gehabt
            haben.
 Seitenmal der recht glaub dem hertzen einen warhaf-
tigen
            verstandt der gerechten reden gottes mit brengt.65
Ioan. 12.Als auch der wurtzellose
            glaub/ einen unrechten glau-
Matt. 13.ben/
            grobe ohren/ und dunckele augen machet.66
Wolt eyner sprechen/ Sie haben got oder Mosi
            in
 einem artikel/ oder ein zeit lang/ und in allem bedreng-
knüs
            geglaubet. Aber in neuen artikeln/ und angsten/
 und anderer zeit haben sie einen
              unglaubeni gehabt/ dar-
auff rede ich also/ Haben die Juden eynen rechten glau-
ben
            in alten geschichten gehabt/ so habenn sie auch eyn
 verstendigs hertz/ ohren die
            hoͤren/ und augen die sehen/
Ioan. 12.gehabt. Denn das
            alles brengt der glaub mit.67 Nů
            aber
 die weill die schrifft spricht/ das in68 got die selbe zeyt kein
 verstendiges hertz etc.j gab69/ würt on widerrede folgen/
 das gottes volck die selben zeit
            keinen rechten wurtzel-
reichen/ oder hertzlichen glauben hett gehabt.
 fehltDer
              mittelglaub machet nit selig unnd lei-
tet auch nit zů gottes
            reich/ als der recht klein glaub.
                                Matt. 18Der recht klein
              glaub/ machet nicht selig/ ehe er un-
ser hertz in die aller kleinste
              kleinheit/ und tieffste nider-
keit füret/ unnd uns als ein klein
              kindlein machet.70 Aber
              dennest wil got den kleynenn glauben nicht verlassen/
 noch von dem himel stossen/
              so wenig Christus irgent
 eynen kleynen glauben verlassenn hat. Drumb ist der
              klein gerecht gelaub weit über den mittel glauben. Denn
 der recht klein
            glaub ist ein füncklin des grossen feuri-
gen glaubens/ und seiner natur.
            Aber der mittelglaub
 ist von jugent auff mit seiner größ und klein dem rechten
            glauben ungeleich. Můß auch abfallen und weichen/
 wenn der recht glaub einfelt. Wie
            aber der mittel unge-
laub nit verthümbt/ also auch kan der mittel gelaub
            nit
 selig machen. Es ist ein ding/ ein mittel glaub/ ein mit-
tel
            unglaub/ nach der seligkeit zů reden/ wie wol vil un-
derschieds drunter
            ist. Es ist nicht müglich/ das einer in
 dem
              mittel glauben selig werd. Es ist aber widerumb
 auch war/ das keiner in diesem
              unglauben verthümbt
 wirt/ denn diser glaub und
                unglaub sehen den kern götli-
cher gerechtigkeit nicht an im grund/
                sondern in der
1. Pet. 4 et. 5.71schelven72 oder rinden73/ drumb kan sie got nit verthümen.
 Seitenmal er
              seine warheit und gerechtigkeit den todten
1. Pet.
              4verkündigen lasset/ das er sie richten müge/ mit klarer
 und offenbarer
                warheyt.74 Got würt nyemants
              one er-
kantnüs seyner herligkeit/ urteylen. Durch sein gepre-
digts wort/ würt got die lebendigen und todten richten75/ und
Ioan.
                  12k76ein iglicher würt das für77 augen haben/ das inen richten
                sol78/ nemlich die rede/
              welche der richter/ der lebendigen und
 todten/ geredt hat/ und noch taͤglich zů
              allen redet/ in den
 grebern79/ in der stat der selen/ und auff erden〈.〉/ die selbe rede
              würt iglichen richten am letsten tag80 wann kein unwissen-
heit oder ander behelf wort81 moͤgen fürgwentl werden82/ da selbstm
                in
 fehlt antreffen der gnůg erkanten warheit/ wenn sie alle
                er-
kant haben/ wirt got urteilen und richten.
Alles erkantnüs das der mensch mitteler zeit hat/ ehe
 er die warheit im grund
            ansehen unnd verstehen kan/
 das ist so voller blindtheit/ das kein bleibende sünd
              ha-
ben kan/ auch keyne sünd zum tod wirckenn/ auch dem
Ioan. 9.83heiligen geist nicht wissentlich widersprechen kan. Dar-
1. Ioan. ult.84umb kan es nicht verthümen/
              und ist der barmhertzig-
keit gottes empfenglich/ darumb das unwissend
              ist/ und
 nit auß wissenheit und mit fürsatz sündiget. Also emp-
fieng Paulus barmhertzigkeit/ drumb
            das er auß dem
 unwissenden unglauben sündiget.85
Denn die mittel zeit und wesen/ ist ein zeit und wesen
 der verwunderung und
            bewegligkeit/ in welcher das
 schiff hin und her/ die sele auff und nider feret/
            kumpt
 aber nicht ehe ans ende/ oder in der eussersten gegensetzen
 einen/ ehe
            es an den erkandtenn eckstein drifft/ welcher
1. Pet.
            2.den verthümpten zům anstoß/ und fal und verlust/ aber
Luce .20.den außerweltenn zum felß unnd lebenn/ ligt86/ an der
 ecken/ zů scheiden die zů der lincken
            und die zů der rechten
 handt/ gehn.87
Die menschen so bewegt werden/ seynd
                mancherley〈.〉/
 Etliche seind subtiln und weniger grobheiten/ dise wer-
den liderlicher88 bewegt/ und
              durch verwunderung und
 bewegnüssen in kürtzerer zeit bereit unnd
              gescherpfft/
 das ire augen sehen/ und ire ohren hoͤren/ unnd ir hertz
              verstehn kan/ und treffen mit der erkandten gerechtig-
keit an/ unnd
              fallen auff ein seiten/ entweder zů der ge-
rechtigkeit/ oder von der
              gerechtigkeit/ zům gůten oder
 boͤsen. Jedoch halt ichs/ das man unther viel
              tausent
 nit einen find/ der nit lang im mittelwesen stehe/ son-
dern schnell ins end der warheit komm.
Etliche aber sein grobe und dicke menschen/
              haben
 auch dicke ohren zů hoͤren/ und beschwerte augen zů sehen.
 fehltDrumb müssen sie viel und
                mancherley bewegnus er-
leiden/ ehe sie irer grobheit und eigenschafft
                ledig wer-
den. Es gehoͤrt auch eigentlich viel zeyt/ grosse
                mühe/
 und seltzame beweglickeit dazů/ das sich ire grobhey-
ten
                abschelen/ und ire ohren unnd augen geschickt wer-
denn zů des geistes
                werck. Man můß in eygentlich vil
 wunderthaten fürschaffen/ da durch sie ein
                  schwind89
                  ver-
wundernüs/ und ernstliche begerung schoͤpfen/ den grund
                goͤtlicher gerechtickeit und warheit zů sehen. So wirt
 auch eyner den
                eussersten gegensetzen fern oder nahe/
 dar nach er bald oder langsam mit der
                warheit im grund
 trifft. der vil verstopfungen und heude90 in seinem herzten hat/
 den můß got durch vil
                wunder anblasen/ und bewegen/
 ehe er gnůgsam bewegt wirt/ und sich auffthůt als
                eyn
 erdtrich nach einem regen91/ oder biß er verwundt wirt〈.〉/
 Dar tzwischen aber
                verlaufft vil zeit. Es ist auch alles
 dis erkantnüs/ ein gelaub der nit
                seliget/ wie gesagt ist.92
Einer wirt herter bewegt denn der ander.
Einer wirt auch tieffer gefürt denn der ander/
                etli-
che kommen in solche angst und nodt als weren sie von
 got
              abgeschnidten/ und wisten/ das got irer vergessen.
 Die verlieren got/ und seind
              vast fern von dem rechten
 glauben/ so fern/ das sie sich den ihenen gleich
              schatzen
 die in der tieffen helle/ und schadten des tods ligen/ dye
 got noch
              verstehn/ noch bekennen/ noch anrüffen kün-
den. Das ist warlich ein
              herte versůchung des glaubens.
 Es ist aber nicht müglich/ das sie in der selben
              zeit den
 rechtenn unglauben fülenn/ als wenig sie der warheit
 feind sein
              mögen. Aber das bitter leiden/ und die unver-
traͤgliche
                verliesung93 des rechten
              glaubens/ ist/ als wers
 rechter unglaub. Denn der also geaͤngstet wirt/ der fület
              das
 leiden der helle/ und den bittern jamer der eusersten finster-
nus/ in dem/ das er got nit gegenwertig bei sich hat/ und
 fehlt duncket in94/ er sey
              von got gantz verlassen/ als die ver-
thümpten von iren lustbarlichen
                dingen〈.〉/ wie schwer
 aber unnd schmertzlich das hellisch
              leyden ist/ so ist es
 dannest dem verthümpten unglauben nicht gleych/
 auch
              nit seiner art/ denn der will ist gůt/ unnd bege-
ret/ unnd schreyhet zů
              gott/ unnd würdt auch endt-
lich geweret.
Ein yeglicher würt nach seinem pfund95 uffs hoͤchst
 unnd hertest
              bewegt werden/ ehe er bereyt würt/ das
 werck der seligkeyt zü leiden/ das ist
              gesagt von der be-
weglickeyt.
Welche ding bewegen.
Der beweglichen dingen seind vil und schier
              unzelich.
 Es ist der ungeschaffen/ und geschaffen windt. Der
 ungeschaffen
              windt ist gottes geyst/ welcher uff den
Gen. 1.wassern
              schwebet/ der bloͤset in die geschaffne wasser/
 so die erden umbringeln96/ und machet das sie sich so
              hoch
 uffheben/ das der sele grund bloß/ und die gerechtigkeit
 aller
              umbstendigen parabolen ledig würt.97Der geyst
Ezech.
                  11 et .16.spaltet den steynerin geyst/ und das hert hertz/ und gibt
                eynen neuen geist und neu hertz allen den ihenen/ die sich
 durch ir bewegnüß
                nach gottes gerechtigkeyt senen.98
Auch bewegen die grosse wunderthaten gottes/ wenn
 sie betracht werden/ den der
            mensch bekommert unnd
 verwundert sich/ was sie bedeüten/ unnd kümpt dar-
nach offt inß licht und glauben. Es moͤcht einer wol
 ein gůt büchlin
            schreiben von der entzückung99 des
              ge-
müts/ welche neu unerfaren ding machen.
Durch anfechten bewegt got auch.100 Denn anfechtung
Levi. penult.101gibt verstand/ es offnet
            das hertz/ und verzeret die umm-
stendigen grobheyten/ unnd schneidt ab
            die unscham-
Deu. 8.102hafftige blindtheyt. Auch gibt got den
            angefochten ein
Heb. 12.103heyligkeit ein/ die er inen104 sonst nit geben kont.
 fehlt
                                 Schwinde105 gedancken treiben
            die wasser auch von ein-
ander/ und sperren die krefften auff/ und nemen
            den nebel
 von augen/ und das creatürisch gethön von den ohren.
Nicht umb sonst ist gottes wort mancherley dingen
Hier.
              23.vergleicht/ die alle den menschen bewegen/ den sie an-
Hebr. 4.rüren. Es ist ein feur106/ ein geruch107/ ein weitz108/ ein wasser109/
1. Cor. 14ein hamer110/ ein bürd oder last111/ und ein scharpff zweysch-
neidigs
              schwert112 genent. Es
            offenbaret die gedancken/
 des/ der es hoͤret/ und rüret das hertz an/ das sichs
              ent-
settzet/ unnd würfft manichen auff sein angesicht. Das
 thůt
            gottes wort in einem mehr/ und ehr dann im anderen/
 als auch ein schwert ehe durch
            weich fleisch schneydet
 und dringet/ dann durch hert gebein. Nicht dester min-
der schirmet das klar schwert/ so lang biß recht angese-
hen
            würt/ und schneit so lang/ biß grüntlich gefult wirt.
 Wer dan fest ist/ und erleit
            die scherpff goͤtlicher gerech-
tigkeit/ und nimbt sie an/ der besteht.
            Der sie aber durch-
hin lest wüschenn113/ der hat keinen gewinn. Der sich mit
 der scharpffe
            gerechtigkeit vereint/ der würt glaubig
 unnd selig. Der aber bey seiner
            angeschaffen weißheit
 verharlich bleibt/ der würt recht unglaubig unnd ver-
thumbt. Aber in mitler zeit/ ehe der
              glantz des schwerts/
Tauff im geist.und die scherpff
              goͤtlicher gerechtickeit würt erkant/
 steht der mensch in bewegnüssen/ und
              schlechtem tauff
Actu. 2. et. 11.114des wasserß/ biß er entweders im geist
              getaufft wirt/ oder
 von erkanter warheit abfellet.115
Einikeit und untherscheit tzwischen
 glauben und unglauben.
                                Nů ferner von den eusersten gegensetzen zů
              reden/
 soltu mercken/ das allein annemligkeit116 zwischen glauben
 unnd unglauben scheidt
              (ich rede von der außgestrack-
ten annemligkeit/ wie du hoͤren wirdest)
              denn alles der
 recht glaub/ myt ernstem unnd außgestracktem lust/
 fehlt und willen annimbt/ gleich das selb wil der unglaub ni-
cht annemen/ sondern er nimbt etwas anders da für
 an/ als lügen/
              oder geschaffne weißheit/ oder eigen můt-
willen/ oder sein fürnemst
              eygenschafft/ unnd helt das
 selbe für das beste/ und bleibt drauff stehen. So
              offt sie
 aber ein gegenwůrff antreffen/ es sey liecht oder finster-
nus/ warheit oder lugen/ alles das der recht glaub/ mit
 gestracktem lust
              annimbt/ das selb scheubet der unglaub
 mit gestracktem unlust vonn sich. Das edel
                berlin117
 welches der
              glaubig/ findt/ versteht/ annimbt/ unnd da-
für alle seine güter gibt/
              stoͤsset der unglaubig in kott/
 und fasset ein unnütz ding dafür.118 Wo der se-
ligbare
              glaub in ernster annemligkeit119 ist/ dar wider
 stehet der verthümbte unnglaub in
              ernster hinwerff-
ligkeit.120
Wo her der Glaub entspreusset.
Den ursprung sall man aller werck gottes
              erfarenn
 und leren/ dann vil dran gelegen ist. Der glaub hat sey-
nen namen vonn der warheit/ unnd steht offt ein wort
 fürß ander geschrieben.
              Denn da das wort warheit ste-
het/ haben andere gleiche oͤrtter das wort
              glaub/ unnd
 widerumm. Auch ist ein glaubiger ein warhafftiger/ und
Psal. 11.widerumm. Wenn der geist spricht/ Die warheit nimbt
              ab
 unther den soͤnen Adams/ ist es gleich so
              vil geredt als
 das/ der glaub nimbt ab etc.121 Auch haben beide woͤrter/ nem-
lich/ warheit und
              glaub/ ein hebreisch wort Amen genant.122
 Darumb ist es des glauben eigentschafft unnd ange-
wachsen/ der warheit anhengig sein.
Widerumb můß folgen/ das der unglaub seineno na-
men von lügen hab/ unnd ein unglaubiger ein
            lügener
 sey/ und alles verkere/ unnd alle warheyt lügenhafftig
 achte die
              im123 für kumpt.
Wo eyn wort stehet/ daselbst mag das ander stehen/
 fehlt als wo
            das wort unglauben/ oder unglaubig steht/ da
 selbst moͤgt füglich stehn das wort
            lügen/ oder lügenhaftig.
Darumb hasset gott den unglaub so hoch/ als hoch
 er lieb hat den glauben. Unnd als
            sere gott dem hern/
 die warheit gefelt/ so sere verdrüsset124 in125 die lügen/ 
            derhal-
Psal.
              4.ben spricht David. O ir soͤne Adams wie lang liebet ir
 üppigkeyt und sůchet
              lügen.126
Deßgleichen auch stellen sich glaub unnd unglaub
 in widerspenstiger weyse gegen
            gott/ denn der glaub
Ioan. 4.lobet gott als eynen
            getreuen und warhafftigen got.127
 Dargegen aber spricht der unglaub/ gott ist 
            lügenhaff-
Num. 14.tig. Und schneydet unserm gott seyn eere abe.128
Gegen unß auch seynd die werck des glaubens und
Osee.
                4.5.129unglaubens
            auch wider eynander/ denn der glaub ma-
1. Ioan.
                8.130chet unser hertz
            gerecht/ frey/ gůt/ heylig/ und goͤtlich/
Ioan. 17.131seiner ursach halben/
            nemlich der warheyt halben/ welche
 unser hertz auch gerecht/ frey/ gůt und goͤtlich
              macht.132
Also widerumb der unglaub machet der unglaubi-
gen hertz verkert und
            ungerecht/ gefangen und boß-
hafftig/ unheilig und teüfelisch/ seiner
            ursach halben/
 welche die lügen ist.
Osee. 2.133Setze den glauben zů der warheyt/ und sprich/ wie
 unß gott durch seinen
            glauben verheyrattet mit sich/
 also eelichet uns gott durch seine warheyt.
Pro. 30.134Widerumb wie der unglaubp
            von got treybet/ also auch
Psal. 11.die lügen/ das wir
            hohens bittens bedurffen/ das uns
 got für lügen woͤl behüten.135
Drumb ist eyn ursprung wider den andern/ als die
 zwen außflüß wider einander
            seind. Wie gottes war-
hafftige gerechtickeyt wider lügen strebet/ also
            ficht
 der glaub wider den unglauben/ ursprünglich/ endt-
lich und
            gegenwürfflich/ als berürt ist.
Das ist nit zů verachten/ das der recht warhafftig
 glaub alle werck gottes
            annimbt/ und geht durch alle
 fehlt werck mit seinem erkäntnüß/
            als auch gottes war-
heyt alle wege gottes in hatt.136
Derhalben würt uns keyn krafft oder teyl der got-
heyt offenbar in unserm
            hertzen/ ohne goͤtliche war-
heyt unnd rechten glauben/ das ist ware/ wie
            wol sel-
tzam und schwere.
Widerumb nimbt der erstorben137
            und verthümbt un-
glaub alle wege des teüfels eyn/ als auch die lügen
              al-
le wercke unnd wege des teüfels durchgeht. Wie gott
 allezeit
            mit warheyt kumpt/ also trollet der teüfel mit
 lügen her/ unnd ist kein teüfelisch
            werck/ danck138/ will
 oder
            übung ohne lügen.
Ursprung des glaubens und
 unglaubens.
                                Vil ist gelegen am ursprung beyder gegensetzen/ des
 eüssersten unglaubens/ und
            warhafftigen glaubens/
 darumb mercket.
Gott ist one teyl/ aber kein geschaffen kraft kan gotts urteil
              ohne teyl erkennen.139Ich hab gesagt/ das der gerecht glaub uff
              ein son-
derliche krafft und teyl der gottheyt achtung/ und be-
girden hat/ die selbige krafft gottes heysset mit namen/
 die
              warheit gottes/ das got warhafftig und treu ist.
Auß der selben krafft der gotheyt fleüsset der recht
 glaub. Ursach. Der warhafftig
            glaub sihet uff goͤt-
lich warheit. Nů můß ye ein yeglichsq werck gottes auß
 dem ursprung
            außgehen und herkommen/ in welchem
 das werck wider eingeht/ unnd hin kümpt.
              Demnach
Esa. 8.140můß gott seinen glauben durch sein goͤtliche
              warheyt
Hie. 13.141in unser hertz schreiben oder eindrucken142/ das verstehn
 ich also. Wenn
            mich got wil glaubhafftig machen/
 und seinen glauben in mein hungerichte unnd
              dürsti-
ger
              krefften143 giessen. So geht
            got ab/ inn mein/ arm/ be-
gyrigs hertz/ mit seyner ungeschaffner unnd
              liechter
 fehlt warheyt/ unnd offenbaret sich meinem hertzen/
              das
Psal. 18.144er ein warhafftiger unnd getreuer gott ist/ unnd ver-
sicheret meynen geyst/ das er eygentlich weiß/ das
 gott
              warhafftigs unnd getreu ist/ unnd
            das alle seyne
 reden warhafftig/ unnd in sich selberts gerecht seind/
 die gott
            redet.
Wenn sich got also in unserm hertzen außredt/ das
 er warhafftig ist etc. so
            drucket gott ein werck inn unser
 hertz/ durch seine ungeschaffne blicken/ und
              gottliches
Glaubeinleüchten145/ das selb werck
              heysset der glaub/ welcher
 ein liebreiches erkaͤntnüß gottes ist/ und die kunst
                got-
tes/ oder ein offenbarung gottes genent ist.
Math. 18.146
            So lang aber obberürte offenbarung gottes reden
              heysset/ oder das ungeschaffen einleüchten147 genent ist/
 und dem vatter zůgeteylt würt/ ist sie die
                übercreatü-
risch unnd liechte stymm gottes/ die nur in dem inwen-
Ioan. 1.digen grundt koset und leret. Als
                Joan. spricht. Es ist
 ein licht
              und leben der menschen/ und leüchtet im finster-
nüß/ und finsternüß
              begreiffen es nicht.148
Aber in den creaturischen geystern/ so gott hoͤren/
Ioan.
                6.149heysset diese
              offenbarungt/ hoͤren oder lernen
            verstehn/
 unnd gleich das werck ist die goͤttlich kunst oder leer/
 so gott mit
            seinem lebendigem mund/ unnd gleichem
Esa. 8.150außsprechen/ in die seele
            eindruckt.
Von dieser offenbarung saget Christus/ das gott
Math.
              11.der vatter die hohe ding den nerrischen kindern offenba-
re/
            welch er den hochweysen verbirgt.151 Dann bücher/
 bustabenu/ bapier/ und dinten/ vernunfftv und weyßheit/
 hindern und fürdern gar nichts/ es were denn das ein
            mensch in hoher gelassenheyt schrifft lesen oder hoͤren
 thet/ wie CorneliusPetrum
              hoͤret.152
Auch müssen alle offenbarungen der ding/ so unß
 gott offenbaret/ inn dieser weyse
            geschehen/ nemlich/
 aller krefften der gottheyt/ aller personen/ Christi/
 fehlt unnd aller schetzen Christi.
Ein soliche offenbarung der gotheyt/ und der teylen
 oder krefften gottis/ ist der
            glaub/ von welchem Christus
 spricht das er selig mach/ das ist ware/ wenn der
            glaub
 den menschen in die kleynste nidrigkeyt bringt.
Wie die offenbarung geschicht.
Es ist etwas berürt/ von dieser offenbarung/ wie
              sie
 geschicht in unser inwendigkeit/ den unerfarnen aber
 zů gůt/ wil ich
              nicht haͤlen.153 Das
              obgedachte offenba-
rung/ wenn sie ein werck ist in der seele gelassen/
              gott/
 und gottes warheyt erkennen machet/ und doch nicht
Ioan. 3.154gott
              sehen machet. Demnach hoͤret einer gottes stimm/
 und sihet doch nicht den
              unendtlichen gott. Diese offen-
barung ist ein werck in die seele
              geschrieben/ als ein fi-
gur eynes sigels in ein wachs gedruckt ist. Nů
              wie die
 eingedruckte figur ein offenbarung ist des sigels/ der ein-
gedruckt hat/ und machet unß die form/ figur/ bildnüß
 unnd schrifft des sigels
              kennen/ der eingedrucket hatt/
 den wir doch nit sehen. Also auch versteht unser
              hertz/
 durchs eingedruckt werck/ welches eyn offenbarung
 gottis ist/ den
              gott/ das er warhafftig und getreu ist/
 den er nicht sihet.
Wie auch der sigel seine form/ inß wachs durch
              seyn
 figur außdrucket/ also auch drucket gott seynen glau-
ben auß/
              in unser hertz/ durch seinen abgeenden straheln
 seiner warheyt/ wie wol weder
              gott/ noch seyne goͤtli-
che warheyt gesehen würt von uns
              alhie.155
Ein ander exempel nim von dem wind den man prau-
sen hoͤret und dannest
            nit sihet. Sein wehen und wir-
ckung entpfindt der mensch eygentlich. Er
            weiß für
 war und gewiß/ das in156 der windt anblaset/ unnd kan
 in157 nit sehen. Wenn auch der mensch vom windt umbge-
worffen würd/ dannest koͤnt er den windt nit sehen/ auß
 fehlt
            dem werck des windß verstünd er wol/ wo her der wind
 wehet/ und nicht durchs
            gesicht.
Also auch ist gottes stymm dem wind
                vergleichet/
Ioan. 3.158denn wenn gott koset159 oder mit der seelen redet/ so hoͤret
 das
              hertz gottes stymm/ und sihet den gott nit der redet.
 Der mensch entpfindt
              eygentlich das zůsprechen got-
tes/ er weiß auch für war das er etwas
              lernet/ aber in
 dem ist etwan grosser zweyfel/ das er nit weiß wer le-
ret. Wenn aber der ungeschaffen windt160/ des menschen
 alt leben umbsturtzet/ und
              gepieret eynen neuen men-
schen/ so versteht der neu geborn mensch/ das
              seyn ge-
burt von oben herraber kumpt/ und mercket also/ wer
 der
              geist ist/ und wo her der geyst feret/ er kan aber den geyst
 nit sehen/ auch nit
              durchs gesicht erkennen/ als durchs
 gehoͤre.161 So geets mit aller offenbarung des
              vatters/
 er offenbart sich/ oder seynen son Jesum von Nazareth/
 oder unsere
              gedancken/ unnd boßheit/ oder etwas an-
derß/ unnd die offenbarung
              heysset der glaub/ der an
 den offenbarer bindtet/ und anleymet. Es hat aber
              dieser glaub vil namen von den sünderlichen wercken/
 da durch er geht/ als berurt
              ist. Jetzt heysset er weiß-
heyt/ yetzt sterck/ yetzt heyligkeyt/ yetzt
              gerechtigkeit/
 unnd der gleichen.
Wie wol der glaub nach den teylen zů reden/ stets in
 seynen ursprung wider
            einfelt/ auß welchem er ist auß-
gefallen. Jedoch bekennet er ewiglich
            gottes herlig-
keyt/ in allen teylen/ als der glaub goͤtlicher
            warheyt/
 keret einen in goͤtliche warheyt. Weyl aber gottes war-
heyt
            gott selber ist162/ so
            offenbaret er gottes warheyt zů
 sampt die gotheyt selber/ durch gehoͤr und oren/
            und nit
 durch die augen und gesichte/ biß das hertz volle lautter-
keit hat/ darnach můß die verheissung ir volkommenheyt
 erlangen/ die Christus dem
            reynen hertzen verheysset.163
Also haben alle rechtglaubigen gott in seyner got-
 fehltheyt/ gottes stymm/ gottes verheyssung erkant/ und vor
 allem gewist/ das
            got warhafftig und getreu. Alß Abraham und die andere rechtglaubige. Denn wo Abraham
 gottes lebendige stym/ gottes zůsag/ und warheyt nit
 inwendig
            mit ohren der selen gehoͤrt unnd verstanden/
Gen. 5.164het/ Abraham den got der in den hohen und niderigen
 taͤlern alle
            ding erfüllet/ nichtsw geglaubet.
            Der geyst
 aber spricht/ das got den Abraham
            glaubig machet/
 oder das ein ding ist/ Gott machet den Abraham war-
hafftig/ vernim durch offenbarung unnd
            erkaͤntnüß
 goͤttlicher warheyt und getreue.165
Hett Abraham die eüsserliche rede unnd
            zůsagung/
 one das innerlich zůsprechen unnd verheyssen gottes/
 angenomen/ were
            es im166 unmüglich gewest/ eyn
            frid
 mit got zů haben. Er were eynes verstürtzten gemüts
 gewesen/ voller
            zweyfels/ gleißnerey/ und glantzes.
Ioan. 14.167Denn es ist ye gantz unmüglich das einer gottes
 freund oder sone werd/
            ohne die inwendige und heim-
liche offenbarung gottes/ als wenig auch das
              gesche-
hen mag/ das einer gottes eüsserlich wort annemenx/ und
 für ein wort des preütgamß/
            der froͤlickeyt/ des trostes
 und außgestreckten lustes halt168/ wenn sich got nit zůvor/
 oder gleich im
            eüsserlichen gehoͤr mit seinem hellen und
 lichten abgehenden stral
              offenbaret169/ so vil das er
            hoͤren
 kan/ wer gott ist/ was er ist/ was er will/ alles nach
 den teylen.
Gottes lieb/ lauffet mit goͤtlicher warheyt/ durch
 alle werck/ so gottes lebendige
            stymm/ inß hertz setzet.
 Drumb ist es auch unmüglich/ das ein rechter glaub
            ohne lieb sey.170 Als wenig
            gottes lieb/ one goͤtliche war-
heyt unnd glauben sein mag. Derwegen ist
            der glaub
Constituit eum super omnia.171voller lieb/ lustes/ voller freuden und
            wonn/ unnd hebet
 den glaubigen auff/ über alle creatürische ding/ so offt
 er
            ein gerecht urteil goͤtlicher gerechtigkeit hoͤret sin-
 fehltgen oder sagen/ und geht durch alle ding in das reich/
 da got
              inneny herschet.
Nů ist von dem glauben gesagt/ wo her er fleüsset/
 was sein grund unnd ursprung/
            wie er den menschen
 zů gott unnd gegen sich bereyt/ unnd verstehen macht/
            warine auch der glaub/ lieb/ lust/ unnd wonn hab/ und
 welcher massen er sich im
              liecht172 belüsten thů.
Ursprung des unglaubens.
Jetzt müssen wir von dem ursprung des unglaubens
              ein rede haben. Drumb ist zů mercken/ das der unglaub
 von der lügen/ unnd von
              eynem lügner herkompt/
 als der glaub von der warheit außfleüsset173/ denn es můß
 ye ein ursach
              wider die andern seyn/ als ein außfluß wi-
der den andern ist. Nů die
              weil der unglaub ein-
keret zů der lügen und üppigkeyt/ finsternüß und
                boß-
heyt/ můß von noͤten folgen/ das die lügen ein ursprung
 ist
              des unglaubens/ unnd der von art unnd auß seiner
 eygenschafft ein lügner ist/ von
              dem der unglaub ur-
Ioan. 8.sprünglich ist
              herkommen. Derselb ist der teüfel/ wel-
cher ein vatter ist der
                lügen174/ unnd wie er ein
              vatter ist
 der lügen/ also ist er ein anfenglicher geperer und va-
ter des unglaubens. Auch wie der teüfel ein
                lügner
 auß seiner eygenschafft/ unnd lügen von seynen kreff-
ten
                reden thůt/ also ist er ein unglaubiger auß seynem
 eygenthumb/ und wircket
                werck des unglaubens auch
 auß eygner art.
Der teüfel sahe
                sich an/ und seyne hohe creatürische
 krefften/ welche im175 got mit schůff/ unnd wolt sie nit er-
strecken noch uffheben zů begeren Gottes geystliche
 werck/ ferner
                zů leyden/ sonder hielts dafür/ das im176 sei-
ne krefften genügsam weren zů erlangen
                die seligkeit/
 unnd erwelet also sein creaturisch natur mehr dann
                Gott
 fehlt unnd setzet finsternüß für das liecht/ in welchem
              kein
 finsternüß war/ und fing an lügen zů reden/ und fasset
 seine lügen/ und
              verließ die warheyt und gerechtigkeyt/
 und gepare in sich den unglauben/ als er
              der offenbaren
 gerechtigkeyt widersprach/ unnd mocht darnach nit
 mehr
              glaubig und selig werden.177
              Als wenig er begeren
 kan gottes warheyt anzůnemen/ so wenig vermocht
 der
              teüfel begeren den glauben zůhaben. Er ist einß ver-
kerten urteyls unnd
              willens/ drumb kan gott nichts in
 im178 wircken. Der teüfel verknupft sein vernunftz mit fin-
sternüß/ und liebet
              finsternüß/ der wegen kan das licht
 keyn werck im teüfel wircken/ er hatt auch
              weder lieb
 noch lust zů dem liecht.179
So ist es mit den unglaubigen sünen des teüfels/ sie
 seind mit gedancken/ willen/
            unnd begirden/ auß irem
 vatter dem teüfel/ dencken/ wollen und begeren alß der
            teüfel/ und haben lieb und lust/ oder leyd und grauhen
 in dem/ das ir vatter liebet
            und hasset/ und wircken werck
 des teüfelß/ und woͤllen nach ires vatters willen
              thůn.
Ioan. 8.180Stehen auch nit in der warheyt/ wie auch ihr vatter
            nit in der warheit stehn bleib/ darumb das sie nit die war-
heit in
              inen181 bleibende haben/
            sondern lassen sie durchs
 hertz fliessen182/ als auch der teüfel die warheyt nit hielt/
 sonder
            außwarff/ und wollen ire natürlichen krefften/
              weyl sie gůtt und wol von gott geschaffen/ über alle ding
 setzen/ got gleich
              werden/ und genügd dran haben/ und
 verstossen also das hoͤchst gůt/ gottes
              warheyt und ge-
rechtigkeyt/ und werden unglaubig/ und bleyben ewig-
lich unglaubig/ als sie einen ewigen unlust und grau-
hen
              haben zů goͤtlicher gerechtigkeyt/ und lust und an-
nemligkeyt183 zů irer geschaffen natur/ die
              eyn licht ist
 voller finsternüß/ oder eytel finsternüß zů schatzen ist/
 wenn
              mann sie gegen gottes gerechtigkeyt gesetzt.
 fehlt Der nit glaubt/ der ist verthumpt.
                                Dieser unglaub versteht die klare warheit offenbar-
lich184/ und tregt einen
            gründtlichen grauhen/ zů der war-
heit/ das ist/ so groß/ hoch/ breyd/
            unnd lang die seele ist
 von dem gantzen hauffen und krefften/ grauhet ir vor
            der warheyt/ darumb bleybet der widerspruch unnd
 grauhen ewiglich/ unnd nimpt kein
            barmhertzigkeyt
 an. Derhalben spricht Christus. Der nit glaubt der ist
 bereyt
              gericht185/ er ist dem teüfel
            gleich/ verstockt unnd
 verhert als der teüfel/ wie wol er nit so vil verstockun-
gen hatt/ als der teüfel. Jedoch erkent er etliche war-
heyten so klar/ als gefaste lügen/ unnd verachtet unnd
 hasset die klare erkante
            warheit/ drumm das sie warheit
 ist/ und hasset sie ewiglich one reu und leyd/ dann
              war-
heyt/ bleibt ewiglich warheyt.
Solichen unglaubigen geystern hat got eynen eyd
 geschworn/ das ir keyner in sein
            goͤttlich reich kommen
 sol186/ der ursach halben/ das sie fraͤvelich der erkante war-
heyt
            widerbellen/ und verleücken das sie mussen beken-
nen/ und uneeren den/
            dem sie sich neygen müssen.
Sie sprechen auch/ das sie nit blindt seyn/ darumb
 bleibet ire sünd/ und derwegen
            sollen sie dem ewigen tod
 zůgeteylt werden.187 Und es ist ware/ das sie die warheit/
 got/ und Christum
            verstehn/ und dannest auß hoffart/ sich
 dargegensetzen/ und ist inen188 die erkante warheyt wider/
            bitterer und herber/ dan gall/ oder essig/ oder wermůt.
Glaub und unglaub treffen uber-
eyn in eynem stück.
                                Weil aber die eüsserste unglaubige geister/ got/
                goͤt-
liche ware reden und Christum erkennen werden/ oder
 erkant
              haben/ des gottes geist an vil enden gezeügknüß
 gibt/ das die gotlosen gott den
              hern und gottes sterck und
 gottes gerechtigkeyt verstehn und bekennen werden/
                so
 fehlt steht das/ daß der unglaub ein erkaͤntnüß ist der
                goͤtli-
chen gerechtigkeyt/ als auch der glaub ist/ und des
              teüfels
 erkaͤntnüß/ mag ein glaub genent werden (fern von dem
Iacob .1.189rechten glauben zů reden) in der weiß ists auch ware/
 das die teüfeln
              auch glauben/ und zittern vor gottes gere-
chtigkeyt/ als ein dieb vor
              dem gerechten spruch wider
 den diebstal verfleüsset.190 Aber es ist unmoͤglich/ das der
 teüfelisch
              glaub ein rechter glaub sey. Wie wols ware
 ist/ das der teüfelisch verstand der
              warheyt/ ein soliches
 schwindes/ starckes und gewaltig erkaͤntnüß gottis
              ist/
 und goͤtlicher gerechtigkeit/ und goͤtlicher sterck oder
 macht/ das es
              aller teüfeln krefften bezwingt/ aͤngstiget
 und treibt/ das sie sich vor gottes
              gerechtigkeit/ und vor
 Jesu von Nazareth krümmen und ire knie biegen
                müssen191/
 und got die
              eere mit verdrieß und widerwillen/ mit zeen
 knirschen192 und murren/ geben müssen/ welche die ausser-
welte/ gott irem hern mit lobsang/ gůtwilligkeyt und
 hertzen
                geben.193 Also bezwingt sie
              die warheyt/ die sie
Num. 22.hassen und widersprechen.
              Als der geyst Balaam den
 son Beor bezwang194/ unnd Christus die teüfeln/ das sie
 sein reich unnd macht
              bekennen můsten/ als Balaam
 gottes volck
              gebenedeyhen můst.195
              Villeicht moͤcht das
 aͤngstlich erkaͤntnüß der warheyt in den teüfeln unnd
              verthümpten/ das eyngebrandt molzeichen sein etc.196
Damit ists uffs wenigst gesagt/ was der unglaub
 ist/ nemlich ein widerbellender
            verstandt gottes/ Chri-
sti/ und der waren reden gottes/ und wo her er
            kumpt/
 was er wircket/ und das er keiner barmhertzigkeyt be-
greifflich ist/ sonder starret und ewig todt ist.
Von dem glauben.
Uff der andern seyten/ erlanget der glaub die
                selig-
keit/ und das ewig leben/ und hat das ewig leben schon/
 fehlt wenn er verhanden.197 Darumb kan in198 got nit verthümen/
Ioan. 1.199als Chrstus sprichet/
              Got hat seinen son geben/ uff dasaa
 die alle nit verderben/ die an in200 glauben/ sondern das
Ioan.
              17.ewig leben haben/ wer an in201 glaubet der würdt nit ge-
richt.202 Ursach. Das erkaͤntnüß gottes unnd Christi
              ist selbert das ewig leben203/
              denn es kan nit gewirckt wer-
Math. 10.204den in unser seele/ es
              sey dann das sich gott mit der see-
le zůvoran vereyn/ der das leben
              ist/ wo sich nunab das goͤt-
lich leben eyn mal mit einem vereindt/ so bleybets stets/
 als auch
              Christus ewiglich bleibet/ und den geyst gibt/
 der auch ewiglich bleybet/ das ist die ursach/ das der
 recht glaub/ das ewig
                leben hat/ unnd nit laͤsset ster-
ben/ sondern füret durch unsern
                leyblichen todt/ zů dem
geystlichen leben
                  eines hohern wesens unnd gradts.
Das aber der glaub das ewig leben hatt/ unnd
              nit
 lasset verderben/ ist das die ursach/ das er Christum
 erkent/ der das
              warhafftig licht ist/ und der recht glaub
 (anß liechte205) soͤne des lichtes macht206/ das můß seyn/
 und kan nit anderß
            sein/ den das der recht glaub/ das
 liecht/ mit lieb/ lust und freyden annemen můß/
            daher
 die widergeburdt kompt.207
Das aber geschicht in der weyse/ got der vatter of-
fenbaret sich dem
            gotfürchtigen menschen/ durch sein vaͤt-
terlich/ oder geperende krafft/
            das er eynen son gepe-
ren kan/ unnd geboren hatt〈.〉/
            das erkaͤntnüß wircket in
 seynem hertzen/ unnd erstrecket es/ das Christum sey-
nen eyngeborn son/ anzeyg unnd weyse/ das der selbe
 Christus Jesus
            sein son sey von ewigkeyt/ also zeügetac er
 unsere krefften unnd gründ der selen an Christum/ der
 das recht
            liecht/ und ein abgehender strahel gottes ist/
 unnd die art hat/ das er alle
              hertzead/ uff welchen er haff-
ten unnd stehen kan (daß ist die in208 annemen) die hebet
 der strahel der ungeschaffen son/ durch
            seynen wider-
glantz oder widerscheyn uff/ in erkaͤntnüß gottes
              seines
 fehlt vatters/ und auch seiner/ und machet das unser
            hertz
 verstehen kan/ wie Christus gottes son und warheit ist/
 als Petrus Christum verstund209/ unnd das erkaͤntnüß
 ist so
            hoch/ edel/ starck/ liebreich unnd voller lustes/ in
 got und seinem son/ das kein
            macht von got und Chri-
sto reyssen kan/ drumb bleibts ewiglich.
Weyl auch Christus ein son gottes/ und ein ebenbild/
 unnd abgeende lust seines
            vatters/ so ist es unmoͤglich
 das einer an Christum glaub/ und glaub nit an
            Christi
 vatter/ der gott ist/ darumb spricht Christus. Welcher
 mich sihet/ der
            sihet meynen vatter.210
Demnach glaubet der nit an Christum/ der den vat-
ter Christi nit
            versteht/ der Christum gesandt hat/ von
 welchem Christus außging. Derhalben spricht
            er. Ir
 kennet weder meynen vatter/ nach mich.211
Weil aber Christus ein got und unser gerechtigkeit ist/
 und ein fülle aller
              verheyssung212/ můß ein
              yeglicherae durch
 den
            glauben in Christum/ Christus gerechtigkeit verstehn/
 und im Christus gerechtigkeyt
            wünschen/ unnd also
 durch den vatter/ und glauben Christi gerecht werden.
 Die
            soliche gerechtigkeyt nit verstehn/ die seynd noch
 im mittel. Die gottes züsag inn
            Christo nit wissen/ die
 künden keyner ewigen zůsag glauben.
Es ist ein liecht213/ das der
            mensch ansehen můß/ und
 mit dem selben auffaren zů dem vatter/ das ist
            Christus.
 Derhalben besteht der glaub an Christum unnd got/
 unnd ohne Christum
            seliget er nit.
Anfenglich ist der glaub klein/ unnd nimbt taͤglich
 zů im erkaͤntnüß Christi/ wenn
            er vil unnd hohe ding
 versteht/ so ist er dester stercker unnd groͤsser unnd
            verstendiger.
Wer das liecht ein mal gründtlich lieb gewinnet/ der
 kan im214 in ewigkeyt nit feind werden/ denn die aller
              hoͤch-
ste güte und warheyt des lichtes bleybet unverandert/
 fehlt ewiglich/ gůt und warhaftig. Darumb sagt Christus/
 Welcher
            an mich glaubet der würt nit verloren/ son-
der er hat das ewig
              leben.215
Ursprung des unglaubens.
Der mensch sihet durch ein licht/ und das selb
              licht
 das im216
              fürleüchtet/ ist sein auge/ das voller finsternüß/
 und heysset finsternüß.217 Nů aber ist des
              menschen licht
 ein finsternüß/ wie finster můß der mensch sein/ dem das
              finster liecht fürleüchtet/ unnd allerley ding offenbar
 machet? Derhalben wenn
              der mensch bey seynen na-
türlichen krefften bleybt/ unnd nichts für
              gůt/ oder
 als gerechtigkeyt und warheyt wil halten/ dann das er
 durch seyn
              natürlich licht versteht. Můß von noͤten der
 unglaub uffstehn/ der lyeb unnd lust
              zů dem finster-
nüß hatt/ und das recht licht das ohne finsternüß
              ist/
 fleügt. Darumb gehn sie alle hin/ und kommen nit her-
wider/
              die mit iren natürlichen krefften genügig seind/
 und woͤllen nit dürre/ oder lehr
              stehn/ biß sie durch got-
tes geyst/ die warheyt gottes verstehn. Als
              die hochsin-
nige koͤpff thůn/ so den verstand der warheit/ auß eyg-
ner vernunfftaf/
                fassen.218 Jedoch fallen sie
              nit bald
 inn den eüssersten verthümpten unglauben/ wenn
 sie irem finstern
              licht nachfolgen/ und alles für recht
 halten das sie dadurch verstehn. Neyn. Sie
              stehend
 ein zeytlang/ eyner doch lenger denn der ander/ uff
 dem mittel
              verstandt (welchen in219 das
              finster liecht/
 das ist ir eygen krafft/ geben hat) in bewegligkeyt/ und
              wissen nitt waran sie seine.220 Das sie so lang leyden/
 als die warheyt mit parabolen und vorhengken für-
schwebet.221
Wenn aber die menschen gottes gerechtigkeyt offen-
barlich/ bloß und
            klar/ ansehen/ und woͤllen alsdenn222/
 in iren natürlichen krefften endtliche gnügdte haben/
 fehlt und nicht begeren von gottes geyst gelert zů werden/
            sondern in irem natürlichen erkaͤntnüß verharren und
 veralten. So ist es
            unmoͤglich/ das sie gottes gerech-
tigkeyt lieben moͤgen oder lust unnd
            froͤligkeyt drinn ha-
ben/ wenn sie halten gott für nicht/ unnd seyn
              war-
heyt für ein thorheyt/ unnd ungerechtigkeyt/ wie wol
 sie keyn
            thorheyt noch ungerechtigkeyt in der warheit
 moͤgen anzeygen/ als wenig Pilatus ursach fand in
 Christo.223 Unnd also hassen sie (umb sonst)
            gott/ Chri-
stum/ gottes gerechtigkeyt/ unnd den heyligen geyst/
 und
            alles das in224 gott lasset für
            scheynen/ es sey rede/
 gerechtigkeyt oder werck/ so wider sprichet das finster
            licht/ umb sonst/ unnd kan doch keyn ursach des haß
 weysen.
Die außerwelten menschen seynd auch finster und
 finsternüß/ und ire natürliche
            krefften/ vernunfftag und
            weißheyt/ seind gleich so finster als der verthümpten/
 ehe sie der geyst goͤtlicher
            forcht einwesseret.225
            Darumb
 seind sie in dem untherscheyd gesondert/ das die ver-
worffen
            menschen/ die offenbarung goͤttlicher gerech-
tigkeyt nit woͤllen annemen/
            sondern bey irem eygen
 verstandt/ und natürischer offenbarung bleyben woͤl-
len. Die ausserwelten aber/ nemen das ungeschaf-
fen
              licht226 ahn/ so sie seiner
            recht gewar werden/ unnd
 gehn nit im finsternüß (als jhene) sonder sie
            verachten
 unnd verlassen ire finsternüß/ das ist/ sie fliehen von
 iren
            natürlichen krefften/ als von irer vernunfftah/ weiß-
heyt/ unnd von irem liecht in inen/ das die
              finsternüßai
 selbert
              ist227/ unnd verstehn nichts
            von sich selbert/ reden
 auch nit auß irem eygenthümplichem liecht/ sondern
 sie
            sehend inn die warheyt/ das ist/ gottes warhaffti-
ge und gerechte
            urteyln. Sie woͤllen von dem ursprung
 leren228/ der die warheyt selber ist/ unnd nit von irem fin-
stern liecht. Ir natürlich liecht schlagen sie als bald
 fehlt
            zůrück/ als sie es versůcht haben. Es ist auch unmoͤ-
glich/ das sie sich
            nit vor im229 bewaren/ wenn sie
            es ge-
schmeckt. Darumb werden sie in ewigkeyt nit unglau-
big/ von dem eüssersten und verthümplichen unglau-
ben zů reden/ der
            erkante finsternüß fürß liecht/ unnd
 lügen für warheyt erwelet.
Aber das ist war/ das die ausserwelten auch narren/
 und im mittel unseligen
            glauben/ oder unverthümli-
chem unglauben/ ein zeyt zů brengen/ ehe sie
            sich selbs/
 oder ihr finster liecht recht erkennen. Als auch die ver-
thümpthe thůn/ unnd wie obenaj
            verzelet ist.230
Wenn aber das liecht her leücht (das alle menschen
 erleücht) beyde die erwelten
            unnd verthümpten/ und
 sich offenbaret unnd sich verstehn macht/ unnd datzů
            unsere krefften/ unnd das falsch unnd finster liecht in
 uns abconterfeyt231/ so kreüchts an tag/ das vor
              waß232
 verborgen/ und
            werden die ausserwelten von den verker-
ten schnell geteylt. Denn die gottfoͤrchtigen nemen einen
 ernsten
              grauhen unnd neyd233/ über ire
              krefften/ unnd
 wider akire eygen liecht unnd überak ire seele. Und flühen
 sich unnd ir finsternüß/
              und alle werck der finsternüß/
 alles auß der ursach/ daß sie sich des
              ungeschaffen liech-
tes erkündt haben/ unnd das selb mehr denn ir
              eygen
 natürlich liecht lieben.234 Aber die got verachter lie-
ben sich unnd ir angeschaffens
              liecht/ und eygen kref-
ten/ unnd das finsternüß mehr danß liecht/ drumb
                wi-
dersprechen sie der offenbarung des geystes/ oder
 dem liecht
              gottes/ das sie anleüchtet/ alles darumb/
 das sie sprechen. Gott hatt uns alunnd alleal unsere kreff-
ten wol und gůt/ und gerecht/ und nit vergaͤblich geschaf-
fen/ got hat mir einen freyen willen zů dem gůten und
 boͤsen geben/ drumb kan
              ich das gůt/ unnd gerechtig-
keyt/ auß meynen krefften vorsehen/ und
              thůn. Wer seind
 die geystprediger? welche prüfen den geyst gottes? wer
 fehlt ist der/ der got hoͤret reden? Dise seind gleich die/
              vonn
 welchen der geist spricht/ Sie sagen/ last uns unsere zun-
Psal. 11.gen stercken/ und uns/ und unsere lippen
              vertheydigen/
 wer ist unser herr?235 Zeige den an/ sagen sie/ den got ge-
lart hat?
              Was ist das liecht/ das uns leren wil? was mag
 es uns offenbaren? Die dem
              erkanten liecht gottes so
 hoͤnlich zůsprechen/ und verstossen/ unnd in irem
                eigen-
thumb sitzen/ die gehn im finsternüs/ und müssen das
              gericht habenn/ welches Christus wider die liebhaber
 der finsternüs/ als ein
              entlich urteil/ gesprochen hat/ der
 sie zů dem ewigen feur weiset236/ unnd so fern von allenn
              barmhertzigen geistern setzen würdt/ das zů inen keyn
 barmhertzige creatur kommen
                kan237/ barmhertzigkeit
              zů
 ertzeigen. Das ist auffs neu/ als ein zůsatz und leuterung
 von dem
            todten unglauben/ und glauben gesagt/ den un-
erfaren zů verwunderunge/
            unnd den erschrocken zů
 trost/ den verkerten aber zů spot/ hoͤn/ und leid.
Was noch von noͤten ist/ würdt her-
nachmals in einem besundern
            büchlin gesagt.
 KGK 273
 Einleitung
