Nr. 208
Sendbrief Erklärung Pauli
Wittenberg, [1521, [Mitte Dezember]]

Einleitung
Bearbeitet von Harald Bollbuck

1. Überlieferung

Frühdruck:

[A:]Karlstadt, Andreas Bodenstein von
Sendbryff Andres Boden. ∥ von Carolſtatt. ∥ Erklerung Pauli. ∥ Jch bitt euch brüder das yhr ∥ alle ſampt ein meinung ∥ reden welt. ∥ i. Co. i. ∥ Wittemberg. ∥ M. D. xxi. ∥ [TE]
Wittenberg: [Nickel Schirlentz], 1521.
4°, [4] Bl., A1–4, TE.
Editionsvorlage:
HAB Wolfenbüttel, H: 67.4 Helmst.(24).
Weitere Exemplare: BSB München, 4 H.ref. 163. — HAAB Weimar, Scha BS 4 A 08886. — HAB Wolfenbüttel, 147.4 Theol. (11). — HAB Wolfenbüttel, Yv 1740.8 Helmst. — HAB Wolfenbüttel, Yv 2259.8 Helmst. (1). — HAB Wolfenbüttel, Yv 2260.8 Helmst. — HAB Wolfenbüttel, Yv 2431.8 Helmst. (4). — HAB Wolfenbüttel, Yv 2562.8 Helmst. (1).
Bibliographische Nachweise:

Auf dem Titelblatt dieser zehnten von Nickel Schirlentz für Karlstadt gedruckten Schrift findet erstmals die unten beschriebene Titeleinfassung Verwendung.1 Mittig auf das Titelblatt ist eine Tafel mit der Titelaufschrift gesetzt. Sie ist von reichem Bilderschmuck umgeben. Links und rechts der Tafel stehen zwei unbekleidete Trägerfiguren, links eine männliche, rechts eine weibliche, beide mit einer Hand ihre Scham bedeckend, auf mit Akanthusblättern und Zierbändern geschmückten, vorkragenden Postamenten. Beide Figuren stützen mit einem aufgerichteten Arm ein auf figürlich und pflanzlich geschmückten Architraven aufliegendes Bogengewölbe, das ebenfalls mit Akanthus und Flechtbändern verziert ist und drei Öffnungen besitzt, aus denen pflanzliche Ornamente nach unten in das Bild sprießend hineinragen. Über der Titeltafel befindet sich weiterer Zierschmuck und zwei kleinere, nach links und rechts in Richtung der größeren, unbekleideten Figuren trompetende Engelsfiguren bzw. Putten. Im unteren Feld des Titelblattes, unterhalb der Titeltafel zwischen den beiden Podesten, ist eine erzählende Szenerie platziert. Eine mit einem knöchellangen Mantel bekleidete, bärtige männliche Figur mit einem mit umlaufender Krempe versehenen, spitz zulaufenden Hut (sogenannte phrygische Mütze, hier wohl der rechtlich vorgeschriebene Judenhut), die einen Kochkessel in der linken Hand trägt, schickt sich an, gemeinsam mit einer voranschreitenden, kleineren Figur, die über Kopf Reisigbündel trägt, auf einen Hügel zu steigen. Im Hintergrund ist eine Stadt zu sehen. Es handelt sich offensichtlich um eine Abbildung von Abraham und Isaak auf dem Weg zur Opferstätte.

Diese Titeleinfassung schmückt auch die Schirlentz-Drucke von Karlstadts Schriften Predigt vom Empfang des Sakraments (KGK 210, Variante A), Von Abtuung der Bilder (Variante A, KGK V, Nr. 219), Maleachi-Predigt (Variante A, KGK V, Nr. 224) und Bitte an Ochsenfart (Varianten A und B, KGK V, Nr. 229). Für die von Karlstadt bearbeitete deutsche Fassung der anonymen Apologia Bernhardi (KGK 211) verwendete Schirlentz dann erstmals eine zweite weiterentwickelte, wohl erst zu diesem Zeitpunkt Anfang 1522 entstandene Titeleinfassung, mit den sächsischen Wappen an den beiden den Titelausschnitt flankierenden Säulen.2 Die von Schirlentz gedruckten Lutherschriften – nach dem vom Zensurausschuss der Universität beschlossenen Abbruch des Druckprozesses von Karlstadts Werk über die Messe (KGK V, Nr. 228) – haben alle diese Titeleinfassung (bzw. eine, bei der die sächsischen Wappen entfernt wurden). Nach April 1522 verwendet Schirlentz die bis dahin ausschließlich auf Karlstadtschriften benutzte erste Titeleinfassung wohl nur noch ein weiteres Mal 1523 für einen Druck von Gottschalk Cruse.3

Das Motiv von Abraham und Isaak auf dem Weg zur Opferstätte folgt einer längeren ikonographischen Tradition. Der das Brennholz zur eigenen Opferstätte tragende Isaak war seit dem 12. Jahrhundert als Typus der Kreuztragung Christi bekannt.4 Schirlentz nahm dieses Motiv für das Titelblatt auf. Die jüngst angebotene, auf die Theologie Karlstadts bezogene Interpretation5 der Titeleinfassung A ist durchaus ansprechend, doch die Vermutung, dass die »räumliche Verbundenheit von Karlstadt und seinem Drucker Schirlentz […] eine enge Zusammenarbeit vermuten […] [und] einen gewissen Einfluss des Reformators auf die Ausgestaltung der Deckblätter möglich erscheinen«6 lässt, bleibt spekulativ. Sollte Karlstadt in der Offizin von Schirlentz – die sich anfangs in seinem Haus befand7 – Einfluss auf die Titelblattgestaltung genommen haben und es sich bei den unbekleideten Trägerfiguren um eine Darstellung Adams und Evas handeln,8 könnte das Titelblatt im Kontrast mit der Opferszene das biblisch-theologische Spannungsfeld zwischen göttlicher Verheißung und menschlichem Ungehorsam andeuten.9 Karlstadt selbst bezog sich in These 12 der am 12. Juli 1521 disputierten 31 Conclusiones de sacramento panis (KGK 184) auf die Opferbereitschaft Abrahams, um die Prärogative des göttlichen Wortes bzw. der göttlichen Verheißung gegenüber dem Zeichen herauszustellen (in dem Sinne, dass die Nachwelt das Wort Gottes höher achte als den Ort, auf dem die Opferung stattfinden sollte).10 Auch die in De legis litera intensivierte geistliche Interpretation der Beschneidung und damit verbunden des Opferaktes Abrahams kann in diesem Kontext gesehen werden.11 Wirkmächtig könnte auch Tertullians Beschreibung der patientia als Hingabe an Gott und damit dem Glauben vorgängig bzw. ihn erleuchtend in Verbindung mit der Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn Isaak zu opfern, gewesen sein.12 Die von Beatus Rhenanus besorgte Tertullianausgabe war im Juni 1521 in Basel erschienen13 und im Oktober in Wittenberg bekannt.14 So wie für Tertullian patientia zur Grundlage aller Tugenden wurde,15 mag Karlstadt sie mit der höchsten Tugend Gelassenheit gleichgesetzt haben. Allerdings sind keine eindeutigen Nachweise einer Tertullianrezeption bei Karlstadt belegt.

Auf einem Exemplar der HAAB Weimar war der zeitgenössische Verkaufspreis des Buches in Höhe von einem Pfennig auf dem Titelblatt notiert.16 Leider gehört das Exemplar zu den vom Brand im Jahr 2004 befallenen Beständen der Bibliothek. Auf Grund des Brandschadens ist der Eintrag verlorengegangen.

Literatur:

2. Entstehung und Inhalt

Der Widmungsbrief Karlstadts an Anton Beuther17 aus Römhild, in der Widmung als Magister und Stadtschreiber von Annaberg bezeichnet, ist auf den 10. Dezember 1521 datiert.18 Der Druck der Schrift dürfte bald darauf erfolgt sein. Anlass der Abfassung war das Anschreiben Beuthers bzw. eines andern, namentlich nicht benannten Bekannten Karlstadts aus Annaberg oder Joachimsthal.19 Darin wird um Aufklärung über die theologischen Uneinigkeiten in Wittenberg ersucht, wobei die Messproblematik die meisten Fragen aufzuwerfen scheint. Die Fragesteller bitten um Erläuterung der Einwände der Gegner der Neuerungen. Verschiedene Zeugnisse geben Auskunft darüber, dass diese Uneinigkeit nicht nur bestand, sondern dass diese scharfen Diskussionen auch akut nach außen drangen. Melanchthon selbst hatte am 9. Oktober 1521 an den Generalvikar des Augustinerordens, Wenzeslaus Linck, in Nürnberg berichtet, dass die Messe nach ursprünglichem Brauch als Mahlfeier mit Predigt abgehalten werden solle, was Zuspruch des Stadtrates finde, allerdings bestehe in der Frage, ob sub utraque kommuniziert werden solle, zwischen Prior [Konrad Helt] und Konvent Dissens.20 In einem Brief vor dem 12. Dezember 1521 an Kfst. Friedrich III. teilt Georg Spalatin mit: »Der Rector zu Wittenberg schreibt mir itzo under andern, das man bey inen nicht durff weiter umb eyn eyntrechtige antwort der Messen halben suchen, Angesehen, das sie der sachen unter einander nicht eynig seind.«21 Am 12. Dezember 1521 erstellte der Universitätsausschuss, der zur Klärung der Messfrage eingesetzt worden war, ein zweites Gutachten, das einräumt, dass eine Einigung über die Messfragen vorerst nicht zu erzielen sei.22

Karlstadts Reaktion auf die Fragen aus Annaberg ist in neun Abschnitte unterteilt, die argumentativ aufeinander aufbauen. An zwei Stellen ist eine Gliederung der Argumentation in Behauptung und Begründung (»ursach« im Sinn einer causa) zu beobachten.23 Insgesamt ist die Schrift eine Mahnung zur Einigkeit der Christen, wie es die Bibel vorgibt. Der Grund für Auseinandersetzungen und Dissens liege allerdings nicht im Eifer der Reformer, sondern bei denjenigen, die sich weiterhin zum alten Regime der päpstlichen Kirche bekannten und deren Lehre und Handeln weltliche Obrigkeiten bestimmten.24 Göttliche Angelegenheiten, d. h. Religionsfragen, könnten aber nur im Rekurs auf das göttliche Wort als einzige Autorität beurteilt werden. Karlstadt vertritt eine allein auf Christus und seine Offenbarung bezogene Theologie. Weicht die Gemeinde durch falsche Interpretation von Gottes Wort ab, besteht die Gefahr einer Sektenbildung, weil Christus nicht mehr im Zentrum der Theologie und des Gottesdienstes steht. Als herausstechendes, negatives Beispiel verweist der Text auf Interpretationen der Franziskaner.25 Das Evangelium bildet eine in sich stimmige, aus sich selbst erklärende Einheit und ist das Wort des Friedens; es gleicht, dem Psalm26 gemäß, durch Feuer gereinigtem, weißem, poliertem Silber – eine Metapher, die zur Silberbergbaustadt Annaberg passt.

Auf Grund ihrer Einheit und Reinheit ist es daher abzulehnen, die Heilige Schrift auf der Grundlage von Konzilsentscheiden, den Lehren von Johann Duns Scotus und Thomas von Aquin, der Tradition oder philosophischer Theorien zu interpretieren. Denn all diese Versuche zerstörten die Einheit der Schrift und beförderten die Parteilichkeit des Urteils. Deshalb müsse sich auch die zeitgenössische Lehre und Liturgie am Evangelium orientieren. Die Messe in der gegenwärtigen Form der päpstlichen Kirche aber beruhe auf falscher Tradition und sei daher von Pfaffen oder Konzilsentscheiden bestimmt, jedoch – in ironischer Wendung – so wenig evangelisch wie Blei kein Gold oder die Franziskaner zu Jüterbog gelehrt seien.27

Angesichts der offenen und klaren Sprache des Evangeliums stellt sich die Frage, warum noch an der Tradition festgehalten werde. Das geschehe allein aus menschlichen, ökonomischen Aspekten, um die geistlichen Lehen (bzw. Pfründen) zu erhalten, da die evangelische Messe diesen das Fundament entziehe. Geld sei ein Geschwür, das blind mache. Die reformatorische Theologie habe sich daher dem gemeinen Mann zuzuwenden, der kein Geld begehre, sondern nur, die Messe rein und auf biblischer Grundlage abzuhalten. Daher sei ihm die Gnade Gottes sicher.

Zu einem Zeitpunkt, als die Auseinandersetzungen um eine Reform der Messe in Wittenberg noch nicht entschieden waren, sondern eine neue Zuspitzung erreicht hatten, gibt der Sendbrief Erklärung Pauli den interessierten Fragen von Reformfreunden aus Annaberg eine klare Antwort. Theologie und Liturgie bedürfen einer grundlegenden Reform, die kein Zurück zur päpstlichen Tradition erlaubt, sondern nur in einem Rückgriff auf biblisch fundiertes Formengut bestehen kann. Jegliches Festhalten an der Tradition wird als bibelferne Interpretation denunziert, die allein auf ökonomischen Interessen beruhe, um Pfründen und das Stiftungswesen zu retten; eine Haltung, die die Warnung Otto Beckmanns,28 dass mit dem Messstiftungswesen auch das finanzielle Fundament von Stift und Universität zerstört würde, kontrastiert. Luther hatte in der Adelsschrift die mit dem Stiftungswesen einhergehende Habgier und Pfründenhäufung verurteilt;29 im Wuchersermon (beide Schriften sind aus dem Jahr 1520) kulminiert diese Argumentation in eine anlage- bzw. kapitalfeindliche Ablehnung des kirchlichen Stiftungswesens.30 Karlstadt verbindet diese Position mit einer gleichsam antimonetären Haltung (Geld als Geschwür), die es zum Ziel hat, den an den Pfründen desinteressierten Laien, der allein eine Messreform wünscht, in den Fokus einer neuen Kirchenordnung zu stellen.31


1Vgl. Luther, Titeleinfassungen, Tafel 21; knapp beschrieben von Freys/Barge, Verzeichnis, 221. Zu den Schirlentz-Drucken für Karlstadt vgl. Oehmig, Schirlentz, 118–130; Kaufmann, Mitte der Reformation, 92–95; Gruber, Themen, 83–97.
3VD 16 ZV 9237.
4Vgl. LCI 1, 30; häufiger zu finden in der Biblia pauperum und im Speculum humanae salvationis. Zur Bekanntheit des Motivs s. die Miniatur zur Opferung Isaaks in der Koberger Bibel von 1483 (GW 4303), fol. XIVr.
5Gruber, Themen, 83–97, im Sinne von Karlstadts Vorstellungen von Sünde und Gottesfurcht.
7Karlstadt, Super coelibatu: »[…] in aedibus Carolostadii.« (KGK 190 (Textstelle)). Vgl. Reske, Buchdrucker, 994; Kaufmann, Mitte der Reformation, 92.
9Vgl. Gruber, Themen, 86.
10KGK 184 (Textstelle). Zeitgenössisch zur Opferthematik auch die 16. These in Melanchthons Propositiones de missa: »[…] Quando enim mihi coram dixit, sicut Abrahae? ero protector tuus; Aut signum tale ostendit, quale illi, cum pro filio immolando supponeret arietem?« (CR 1, 478). Möglicherweise spielte auch eine Rolle, dass Gott das von Abraham geforderte Opfer ablehnte – so wie die Eucharistie nach Christi Opfertod im Gegensatz zur römischen Vorstellung auch nicht als Opfer zu verstehen sei.
12Tert. pat. 6: »Ipsa [scil. patientia] adeo est quae fidem et subsequitur et antecedit. Denique Abraham deo credidit et iustitiae deputatus ab illo est. Sed fidem eius patientia probavit cum filium immolare iussus est ad fidei non temptationem dixerim sed typicam contestationem. Ceterum deus quem iustitiae deputasset sciebat: tam grave praeceptum, quod nec domino perfici placebat, patienter et audivit et, si deus voluisset, implesset. Merito ergo benedictus quia et fidelis, merito fidelis quia et patiens. Ita fides patientia inluminata […]« (CSEL 47, 10,6–14). Den Hinweis auf Tertullians patientia-Konzept verdanke ich Prof. Dr. Ulrich Bubenheimer.
14Albert Burer teilte Rhenanus am 19. Oktober aus Wittenberg mit: »Vidimus hic Tertullianum a te restitutum […].« Müller, Wittenberger Bewegung, 33 Nr. 15.
15LACL, 669.
16HAAB Weimar, Scha BS 4 A 08886, alte Signatur: 4° IX, 1376 (n. 9). Information von Prof. Dr. Ulrich Bubenheimer.
17Anton Beuther aus Römhild wurde im SoSe 1501 in Leipzig immatrikuliert, im SoSe 1502 zum Baccalaureus und im WiSe 1502/3 zum Magister promoviert. 1517 ist Beuther Baccalaureus iuris utriusque (Matrikel Leipzig 1, 440 B 35; 3, 62), danach wurde er Stadtschreiber in Annaberg, nachweisbar durch den vorliegenden Karlstadt-Druck. Vgl. Wartenberg, Landesherrschaft, 47 Anm. 147 (s. auch Barge, Karlstadt 1, 356 Anm. 98). Hzg. Georg von Sachsen weist in einem Brief an seine Söhne vom 5.2.1522 warnend auf die »gemainschaft« des Annaberger Stadtschreibers mit Karlstadt hin, vgl. Seidemann, Leipziger Disputation, 98. Im Mai 1525 findet Beuther in Schlichtungsverhandlungen mit der aufständischen Gemeinde und Knappschaft in Joachimsthal als Abgesandter Erwähnung, s. Seidemann, Unruhen, 28 (172) mit Anm. 1. 1535–41 und 1546–47 war Beuther Ratssyndikus in Zwickau. Vgl. Berthold, Stadtrechtsreformation, 47–68. 1539 wurden Michael Baeuther und Johannes Beuterus, beide aus Karlstadt, in Wittenberg immatrikuliert (AAV 1, 176b,5 u. 25); im SoSe 1563 zwei Söhne eines Anton Beuter (AAV 2, 55a,25).
18Dienstag nach Mariae Empfängnis, den 8. Dezember, der 1521 auf einen Sonntag fiel.
19Vgl. hierzu KGK 206. Auffällig ist die Dienstfertigkeit, mit der Karlstadt seinen »gondern« (Gönnern) gegenübertritt. S. KGK 208 (Textstelle); KGK 208 (Textstelle).
20Vgl. MBW 1, 359; CR 1, 894 f. Nr. 467; Müller, Wittenberger Bewegung, 21–23 Nr. 6; MWA 7/1, 141–143 Nr. 56; 7/2, 337.
22Vgl. KGK 207.
23KGK 208 (Textstelle) (Abschnitt 2, fol. A2r) und KGK 208 (Textstelle) (Abschnitt 8, fol. A3v).
24Ähnlich im Gutachten des Universitätsausschusses vom 12.12.1521, s. KGK 207 (Textstelle).
25Karlstadt arbeitet sich an dieser Stelle noch einmal an der Auseinandersetzung mit den Franziskanern zu Jüterbog ab, vgl. KGK II, Nr. 139, S. 502–509.
28Vgl. KGK 207.
29Luther, Adelsschrift: »[…] damit nur die zeytlichen gestifften zinsz erlanget unnd vortzehret werdenn. […] lassens ymmer eynher gahn, was nur gelt bringt […].« (WA 6, 452,14 f.; 16 f.). Vgl. hierzu auch Kaufmann, Adel, 391–396 sowie 216, 284, 292, 334 f., 339.
30In Anlehnung an Mt 5,39–42, Lk 6,30 und 5. Mose 15,7 f. verurteilt Luther strikt die Leihe auf Zinsbasis. Luther, Wuchersermon (1520): »[…] darauß folget, das die allesampt wucherer seynd, die weyn, korn, gelt, und waß des ist, yhrem nesten alßo leyhen, das sie ubers jar oder benante zeyt die selben zu zinßen vorpflichten, odder doch beschweren und ubir laden […].« (WA 6, 48,24–27); »Hie faren sie dan aber daher und sagen, die kirchen und geystlichen thun das und habens macht, die weyll solchs gelt tzu gottis dienst gelant. Furwar, hatt man keyn andere sach den wucher tzu rechtfertigen, ßo ist er nie ubeler geschulten, dan er will yhe die unschuldig Kirche und geystlicheyt mit yhm zum teuffel furen und in die sund zyhen. Thu den namen der Kirchen ab und sprich, es thu der wuchersuchtige geytz oder der faulentzer alter Adam, der nit gerne arbeytt […]. Furcht man aber, das der kirchen und stiften abgahe, ßo die meynung sol fur sich gahen, sag ich: Es ist besser, auß zehen stifftung eyne gotliche gemacht, dan vill behalten widder gottis gepott.« (WA 6, 58,34–59,5; 59,24–26). Vgl. auch die Thesen 12 und 13 in Karlstadts 15 Conclusiones de decimis (KGK 212), die eine Vorschrift zur verpflichtenden Versorgung der Prälaten durch Laien negieren.
31Vgl. Kotabe, Laienbild, 244–246 verweist darauf, dass Karlstadts Laientheologie Ende 1521/Anfang 1522 in eine neue Phase tritt. Aus einer literarischen Auseinandersetzung mit der Thematik wird eine konsequente Lebensreform. Ausdruck findet dies nicht nur in der auf Deutsch und in bürgerlicher Kleidung gehaltenen Christmesse am 25.12.1521, sondern auch darin, dass er sich »die platt vorwachssen lassen« hatte und »eyn hauß kauffen, ßich da mit brauen und Schencken gleich ein ander pauer ernehren« wolle. S. Müller, Wittenberger Bewegung, 170 Nr. 73 (Thomas von der Heyde, Neue Zeitung, Januar 1522).

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