Nr. 207
Universitätsausschuss an Kfst. Friedrich III., die Messe betreffend
[Wittenberg] , [1521, 12. Dezember]

Text
Bearbeitet von Harald Bollbuck
Buchsymbol11r

Dasa bedencken1, ßo uns von wegen und
an stadt unßers gnedigstenb herren cdie
messe belangend
c durch doctorem Christannum2
ist vorgehalden, ruhet auff funff puncten
und artickel.


Czumd ersten, wiee das ein große sache ist und das
gantze Commun gemeynerf christenheit betrifft, sollen
wir uns nicht ubireilen; den es mocht durch uns
als den kleinsten hauffen swerlich erhalden
werden.3

Czumg andern〈,〉 wo auch solchs im heiligen ewangelio
gegrundet, szo werden ungezcweiffelt, das auch mehr
leut daraus vormercken und dem anhengig werden,
ßo mochte die voranderung mit dem gemeynen hauffen
bestendiglich und sunder beswerunge vorgenommen werden.4

Czumh dritten〈,〉dan s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden' mag nicht bericht werden, wan
disse ordenung messe zu halden, die nuh villeicht viel
hundert jhar durch die gantze christenheit gehalden,
angefangen und die, der sich die apostelen gebraucht,
auffgehoret habe
〈.〉5

Czumi virden〈,〉 die weil die kirchen und closter gemeint-
lich auff messe halden gestifft sein, wen man danj
die messe fallen ließ, ßo worden die folg und wir-
kung der ursachen der messen auch fallen und ab-
gehen, und wurd den kkirchen und klosterenk die ein-
kommen enthalten und abzcihen〈.〉

Czuml funfften〈,〉ßo dan sich understanden, derhalben
ymandts aufflegungem zu thun, ketzer ader vorfolger
der kirchen zu schelden, ßo mochten mannicherlei be-
swerung, unenikeitn, zcwitracht erwachssen, derhalben
wiro sampt dem capitel und universitet sollen
einsehen, das nichts vorgenommen nochp understanden
werde, daraus zcwispeldikeit und aufruhr erfolgen
mocht
〈.〉6

Buchsymbol11v Diß alles haben wirq mit weiterem seinemr innehalt
in aller underthenikeit vornommen und nachs
gehabtemt vleissigen rathslag uff s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden' bevehlch
wie volget bedacht〈,〉 undertheniglich bitende〈,〉 s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden'
welde uns gnediglich hoͤrn und mit vleis der
sachen nochdencken,

Und nochdem wiru s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden' vorhyn von den grobsten
tzweien misbrauch der messen geschriben haben7,
von den, die, umb eigen nutz willen ader aus georden-
ther und gestiffter fundation alzo gezcwungen〈,〉
an alle begierde und dorst der gnaden messe halten〈,〉
Szo ßagen wir noch, das disse tzwen missebrauch der
messen sollen abgethan werden, welchs an8 alle be-
swerung vund entporungev wol gescheen kan. Und wen es auchw gleich
nit geseinx kunde, szo ßal darinnen gar kein
ergerniß noch schande angesehen noch geacht
werden. Wie Christus zu den phariseis, die
sich auch an seiner lere, darumb das sy widder
yre mentzschen ytradicion und gesetz wahry, erger-
ten, Mathei amz xv. sprach; last sie fahren; sie
seind blind und blinden fuhrer.9 Man ßal yhe
got mehr gehorßam sein dan den mentzschen〈,〉 Actuum v.10
Und ob wir wol der kleinste hauffe sein, szo ßal
doch darumb die warheit des gotlichen wortes, welchs
ubir alle engel und creaturen ist, die weil es klar
im ewangelio und Apostolo stehet, nit voracht
werden〈.〉Dan es hath alweg der kleinste und vorach-
teste
aa hauffe die warheit gepredigt und angenommen〈,〉
und wirdt auch alzo bleiben bis zu ende der welt
〈.〉11
Hat doch Christus vorachte〈,〉 geringe〈,〉 arme〈,〉 einfel-
dige〈,〉 ungelerte und wenig personen, die warheit
zu vorkundigenab in die welt geschickt, Und yhn allein
die gotliche weißheit geoffenwaret, welche er vor
den grossen〈,〉ac hochen〈,〉ad klugen und weißen disser welt
vorborgen hat〈,〉 Mathei amae elfften〈.〉12 Do mit ist der erst
artickel unßers bedunckens gnucsam voranthwort〈.〉
Buchsymbol12r Auff den andern artickelaf〈.〉 Stundt doch auch im gesetz
Moseag gantz klar und mehr dan an einem ort, das
Christus solt als ein vorachte perßon in disse welt ein
seligmacher geborn werden.13 Und kundeah noch wolt nymant
vorstehen, darinnen finden〈,〉 noch Christum annehmen
den die, den es vom vater gegeben wardt,14 die geringen〈,〉
einfaltigen und armen, welche mit dem geist gots
erleucht waren. Alzo auch, ai ab wolai im heiligen ewan-
gelio disser vorangezceigter und warhaftiger brauch
der messen und viel ander christlicher dingk klar
steht, szo kunden ynaj die hohen priester〈,〉 klugen und
weissen, eygen nutz halben, und das aus blinder〈,〉 vor-
stockter mistrau yrer stende, ere, zcinße und seckels
forchten, nit vorstehn noch zulassen, dan sie seind
durch mentzschen ak tradicion〈,〉 lere und gesetzak gantz und
gar vorblendt, wie die pharisei〈,〉 hochen priester und
schrifftweissen zu der zceit Christi durch yre selbst
tradicion und gesetz vorblendet warn, das sie Christum
nit alleyne nicht vorstunden noch annahmen〈,〉 sondern
auch aus allen iren krefften ymeal gantz und gar
wutende widderstrebetenam〈.〉 Derhalben〈,〉 ob es wol im
ewangelio steht, anwie man messehalten ßal, szo wirdt
doch
an solch einfahltig recht christlich messehalten, do
fuhrnehmlich das wort gots alzceit gepredigt werde〈,〉ao
nymandts zugeben ader nachlasssen, es werde yhm den
von oben erab gegebenap.

Von den fundationibus und wen disse itzige messen erst-
lich angefangen haben zu reden, wie der dritte und virdte
artickel vermerckt, szo finden wir〈,〉 das die alten stifft
und closter nit seind darumb gestifft und fundirt〈,〉das
man solle messehalden und horas canonicas ane alle
besserung der kirchen und des christlichen hauffens
heulen
, wie man itzt aqtag und nachtaq thut.15 Sie seind aber
do zu arvorordent und gestifftar worden〈,〉 das darinne die
jungen leuthe in der heiligen schrifft und christlichem
glauben solten ertzogen und unterweist werden〈,〉16 undas
Buchsymbol12v alzo alle alde atthumstifft und closterat der christen
kinder schulen gewestau zcur zceit sancti Augustini
und noch lenger bis uff die zceit s'ancti' Bernhardi〈.〉
Darzu seind alle gutter der kirchen vorordent undav
gegeben wurden〈,〉 als ein lohn und solt der prediger
und leßer〈.〉 Auch zu enthaltung der schuler und
armen leuthe, wie den das klar in den historien
bfundenaw wirdt.17 Die nauen stifft und
closter〈,〉 welche inwendig vier ader funffhundert
jharen gefundirt sein, seind allein umb messe-
halten und singens willen, wie itzt fur augen〈,〉
auffgericht. Und die weil dan die selbigen
stifft die personen zu gewisser zcal der messen
wochlich18 dringen〈,〉 welchs ane sunden, wie oben
angezceigt〈,〉 nicht gescheen kanax, szo ßal man
solche stifftung ader zcwangk ane alle hindernis
abethun. Und ob auch gleich ethliche stiftung
zu gewisser zcall der messen nymand dringen,
die weil sie doch darauff gestifft und fundirt
seind, das die messe als ein opfer und gut werck
fur ein ander ay moge und ßalay gehalten werden〈,〉 szo
ßal man solche stifftung auch abethun und ver-
andern. Wan die warhafftige messe eines
fromen pristers nymand dan ime selbsaz, keinem
andern nutz ist und auch nit mehr noch besser〈,〉
dan wan ein leyhe zum sacrament geth, wie
wir s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden' in unßerem vorigen schreiben19 unterricht
haben〈.〉 Und geschicht derhalben den
stifftern gar kein nachteil〈,〉 dan sie seind durch
die pfaffen betrogen worden und haben gemeint〈,〉
sie haben fur sich und ire freunthschafft ethwas
nutzbarlich und fruchtbarlichs, das inen zu irer
ßelen heill und trost kommen solt, gethan, Und
ane zcweiffel〈,〉 wo sie itzunder uffstunden〈,〉 worden
sie solchs selbst anderen, wol wissend〈,〉 das es
Buchsymbol13r umb sunst undba geitz willn der pfaffen er-
dacht were, Und es ist auch gewisse〈,〉 das
disse weiße und form fur ein andern〈,〉 sonderlich
vor einen vorstorben〈,〉 umb geldes willen uffbb
gnante undbc gewisse zceit messe zu halten〈,〉 neulichbd〈,〉
vor ethlich hundert jharen, erfunden ist〈.〉 Und wirdt
solcher anniversarien und begengnußen in alten
fundationibus mit keynem wort gedacht〈.〉be20 Und
wan auch gleich solch messe vorkauffen, zu der
zceit s'ancti' Petri gewest were, szo solt es doch〈,〉 die
weil es eitel sunde und gots lesterung ist〈,〉 abgethan
werden, Paulus klagt gereitbf21 zu seinen zceiten, das
des antichristi regiment in ceremoniis und anderen
eußernbg wercken sich anfahen wolt,22 Darumb ßal
solcher missebrauch der messen umb keiner creatur
willen〈,〉 sie sei im hymel ader auff erden〈,〉23 geduldet
ader geliden werden.

Man hath auch auff die erste und alte weiße〈,〉 das
man den umbstandt mit beider gestalt bericht hat〈,〉
bis uff die zceit Cipriani24 messe gehalden, Und
ist disse weisse bh noch inbh gantz Krichenland und
inbi orientalischer kirchen bis auff dissen heutigen
tag, und halten messe〈,〉 wie die aposteln gethan
haben〈.〉

Und das disse weiße und forme〈,〉 wie itzt messe
bei uns geleßen wirdt, gantz nau sei, zceigt an
das gantz bistum zu Meylandt, welchs nit
weit von Rohm ist und das fuhrnehmste teil〈,〉
denbj canonembk der messe〈,〉 gar nicht
habenbl〈.〉25 Und
kan kein Romischer aus den Meylandischen buchern
messehalden. Szo ist auch die weis und form der
messen geandert und gemert worden durch die
bebste Damasumbm26〈,〉Gelasium27〈,〉Celestinum28〈,〉Gregorium29〈,〉 die
neulich geweßen sind,

Derhalben solt man den alten ersten gebrauch〈,〉
Buchsymbol13v die weise und form der aposteln〈,〉 nicht verachten
und ßo frevehlich ane alle bngrundt und schrifftbn
dovon weichen〈.〉 Dan Paulus spricht〈,〉 Ich hab es
von dem herren boentpfangen und genommenbo〈,〉 das
ich euch gegeben habe.30 Wie wol wir von der
bpform und weißebp nicht vornehmlich reden〈,〉 und
ist wenig an der form und weiße gelegen〈,〉 wen
die heubtstucke unvorruckt bleiben, Darvon
reden wir aber, das itzund ubir die weiße
und form〈,〉 ßo geandert ist, mechtige〈,〉 grosse
misbrauch und gotslesterung vast in alln
messen geschicht, und das widder Christus
ordnung und einsatzung31 die eine gestalt dem
armen volck mit gewalt genommen ist,

Und ob wol daraus große beswerunge und
zcwispeldikeit erwachssen wurden, szo ist es
nit unßer noch der schult, die die warheit
gotlichs worts lern und predigen,32 sonder der,
die es aus neid und hasse umb eigen ere und
nutz willen nicht annehmen wollen, dulden
noch leiden, jha vorhindern und underdrucken〈.〉

Wan die selbigen hochen priester〈,〉 pharisei
sampt mitbq den schrifftweißenbr33, die heilige
gotliche schrifft, offentlich horen〈,〉 predigen und
leßen ließen, ab sie es schon nit annehmen〈,〉 und〈,〉
wobs sie esbt kunden, mit grund und schrifft widder-
legeten und nicht mit gewalt alzo unterdruckten〈,〉
Szo wurde keine zcwitracht〈,〉 auffruhr ader uneni-
keit, Die Weil sie aber an alle grund und schrifft
widder yr eigen gewissen den weltlichen fursten
einbilden und blaßen, das solche lere ketzerrisch
und unrecht sei, Szo ists keyn wunder, das die
prediger gotlichs worts sampt iren anhengeren
verfolgt und erwurgt werden. Darumb ßal man
Buchsymbol14r solche beswerung nicht ßo hoch achten ader furchten.
Dan wo Christus solche beswerung〈,〉 zcwitracht〈,〉 auff-
ruhrbu〈,〉 krige und ander todtslege und durch sein
ewangelium veranderung der gantzen welt het
sollen ansehen und furchten, szo hette er sein pre-
digen nachlassen mussen〈,〉 desgleichen die aposteln〈.〉
Und wie wol durch yr predigen ein solcher tumult〈,〉
auffruhr und sedicion unter den Juden zu Hieru-
salem wardt umb des gesetz willen,34 das von
got gesetzt und gegeben was35, doch ließen sie yr
predigen nicht nach. Der teuffel wurfft uns solche
leipliche und eußerliche fehrlikeit fuhr, do mit
er gots wort, das er nit leiden kan, vorhindern
mocht, Derhalben sollen wir den teuffel nit zu ßere
furchten und das got bevehlen und heimgeben〈.〉
Die schrifft muß yhbv erfullet werden, das ein solche
grose verfolgung ubir die christenheit kummen ßal〈,〉
der gleichen nie gewest ist von anbegin der welt,
Mathei ambw xxiiii.36 Szo hat auch Christus klar ge-
sagt Mathei x. Ich bin nit kummen, frid zu machen
auff erden, sonder unenikeit zcwischenbx vater und ßon〈,〉
mutter und tochter, mann und weip,37 alzo das eins
das ander umb gots willen ertzornen und ubirgeben
ßal. Dan wer mich nicht mehr lieb hat, spricht
Christus do selbst〈,〉 dan sein vater und mutter, sein
eigen ere〈,〉 leib und gut〈,〉 der ist meyn nit wirdig〈.〉38
Das ist, Der umb meynes worts willen nit leib〈,〉
ere und gut vorlassen darff, der ist nit ein war-
hafftiger Christ.39 Es ßal sich auch nymand daran
stossen, das groß und viel ergernis daraus
erwachssen wirdt. Dan Christus〈,〉 wie geschriben
steht〈,〉 ist wol in die Welt kummen und gegeben
den〈,〉 die in yn und sein wort glauben, das sie
sich an yme besseren sollen, das ewige leben zu er-
langen,40 Aber den〈,〉 die in yn ader in sein wort
nicht gleuben, ist er gesatzt und gegeben, das sie sich
an ym ergern und do durch ewig sterben〈,〉by wie
Buchsymbol14v Lucas am anderenbz sagt〈,〉 Hic positus est in ruinam
et resurrectionem multorum in lsrahel.41 Und am
xx.42 Den stein, den die bauleut verborffenca haben〈,〉
der ist ein heubt eckstein worden〈.〉 Und ein itzlicher〈,〉
der auff yn fallen wirdt, dercb wirdt sich zu-
knirschen〈.〉 Und uff wen er fallen wirdt〈,〉 den
wirdt er zu pulver mahlen〈.〉43 Dan Christus ist
gesatzt und gegeben zu einem zceichen〈,〉 welchem
ßal widdersprochen werden〈,〉 Luce ii.cc44

cdJoannes Montanus Hessus45 Rectorcd
Andreas Carolstadt Doctor
Hieronimus Schurff46 Doctor
ceSteffanus Wild47 Doctor
Augustinus Schurff48 Doctor
ce
Philippus Melancton
Nicolaus Amsdorff49 Licentiatus
cfJoannes Bockenheym50 Licentiatuscf

adavor Volget underricht und Ratschlag des Außschuß von der Universitet uff das bedencken meins gnedigen herrn/ die Meß belangende. A; Volget underricht und ratschagl des Außschluß von der Universitet auff das bedencken meins gnaͤdigen Herren/ die Meß belangend. B; Volget underricht und ratschlag des Außschuß von der Universitet uff das bedeucken meyns genedigen herren die Meß belangendt. C
bgnedigen A ; gnaͤdigen B ; genedigen C
c-cfehlt A, B, C
dZů dem A, B, C
ekorrigiert aus die a; Dweyl A, C; Dieweyl B
fder gantzen A, B, C
gZů dem A, B, C
hZů dem B
iZů dem B
jfehlt A, C
k-kkloͤstern und kirchen A, B, C
lfolgt dem A, C; Zů dem B
maußlegung A, C; außlegunng B
nfolgt und B
omit A, B, C
poder B
qMir C
rfehlt A, B, C
suach C
tgehaltem A, B, C
uwie B
v-vam Rand hinzugefügt a
wfehlt A, B, C
xgeschehen A, B, C
y-ygesetz unnd tradition waren A, B, C
zfehlt A, B, C
aafehlt A, B, C
abpredigen A, B, C
acfolgt herren A, B, C
adfehlt A, B, C
aefehlt A, B, C
afartkel C
agfolgt Esaie. liiii. A, B, C
ahkommen A, B, C
ai-aiwiewol A, B; wie wol C
ajfolgt doch A, B, C
ak-akgesetz und tradition A, C; gesetz unnd Tradition B〈,〉
alfolgt widerstrebten A, B, C
amfehlt B
an-anfehlt A, B, C
aofolgt wie man Meßhalten sol/ so wirdt es doch A, B, C
apfolgt und verlihen A, B, C
aq-aqfehlt A, B, C
ar-argestifft unnd geordnet A, B, C
asfolgt seind A, B, C
at-atThumb/ Kloͤster unnd Stifft A, B, C
aufolgt biß A, B, C
avoder A, B, C
awfunden A, B, C
axmag A, B, C
ay-aysele A, C; seel B
azfolgt und A, B, C
baumb A, B, C – folgt gestrichen umb a
bbfolgt einn A, C; ain B
bcfolgt yo A, C; ja B
bdnemlich A, B, C
befolgt Unnd ist gewiß das die alten keyser in iren Thumbstifften mit keynen anniversariis/ begengknuß oder seelmessen/ die sy gestifft haben begangenn worden/ A, C; Und ist gewiß das die alten Kayser in iren Thumbstifften mit kainen anniversariis/ begengknuß/ oder Seelmessen/ die sy gestifft haben begangen worden/ B
bfbereyt A, C; berait B
bgfehlt A, B, C
bh-bhnach im im A; nach im in dem B; noch im im C
bifehlt C
bjder A, B, C
bkCanonum A, B, C
blhat A, B, C
bmDemasum C
bn-bngeschrifft A, B, C
bo-bogenommen unnd empfangen A, B, C
bp-bpweiß und form A, B, C
bqfehlt A, B, C
brfolgt Magistris Nostris eximiis A, B, C
bswie A, B, C
btfehlt A, B, C
bufolgt oder A, B, C
bvye A, B, C
bwfehlt A, B, C
bxfolgt dem A, B, C
byfolgt unnd A, C; und B
bzfolgt cap. A, B, C
caverworffen A, B, C
cbfehlt A, B, C
ccam andern. A, B, C
cd-cdJodocus Jonas Prepositus. ∣ Johannes Doelsch Doctor. A, B, C
ce-cefehlt A, B, C
cf-cffehlt A, B, C

1Kfst. Friedrichs III. Instruktion für seinen Rat Christian Beyer (Beilage 1 zu KGK 201).
2Der kfstl. Rat Christian Beyer.
7Vgl. KGK 200.
8Ohne.
9Mt 15,14 Vg »sinite illos caeci sunt duces caecorum […].« Das Ärgernis über die Abschaffung der Messmissbräuche (Seelenmessen, Stiftungen) wird zum scandalum Pharisaeorum deklariert. Vgl. KGK 207 (Textstelle) mit KGK 207 (Anmerkung) sowie These 3 der 13 Conclusiones de scandalo et missa (KGK 195 (Textstelle)) und Super coelibatu (KGK 190 (Textstelle)). Ferner der Abschnitt De scandalo in MelanchthonsLoci (MWA 2.1, 162,21–23).
10Apg 5,29»[…] oboedire oportet Deo magis quam hominibus.« Vgl. KGK 211 (Textstelle).
11Vgl. Mt 28,20. Im kfstl. Schreiben vom 25. Oktober wurde das Reformeinverständnis der Gesamtgemeinde als »großer Haufe« angemahnt (s. KGK 201 (Textstelle)). An dieser Stelle wird die kfstl. Mahnung aufgenommen, aber in den »kleinen Haufe« der Reformer umgewandelt, der als Eigenbezeichnung zu einer Marke wurde. Vgl. KGK 209 (Textstelle). Dagegen wurde der »kleine Haufe« in den Gutachten der Reformgegner vom 12. Dezember zu einer despektierlichen Bezeichnung (s. KGK 207 (Textstelle); KGK 207 (Textstelle)).
12Diese Stelle kombiniert Mt 11,25 Vg »[…] confiteor tibi Pater Domine caeli et terrae quia abscondisti haec a sapientibus et prudentibus et revelasti ea parvulis« mit 1. Kor 1,20 Vg »ubi sapiens ubi scriba ubi conquisitor huius saeculi nonne stultam fecit Deus sapientiam huius mundi.«
13Die gedruckten Varianten verweisen auf Jes 54, wo dem Volk Israel eine neue Gnadenzeit verkündet wird. Wahrscheinlich ist aber der Bezug zu Jes 53,3–7 Vg »despectum et novissimum virorum virum dolorum et scientem infirmitatem et quasi absconditus vultus eius et despectus unde nec reputavimus eum vere languores nostros ipse tulit et dolores nostros ipse portavit et nos putavimus eum quasi leprosum et percussum a Deo et humiliatum ipse autem vulneratus est propter iniquitates nostras adtritus est propter scelera nostra disciplina pacis nostrae super eum et livore eius sanati sumus omnes nos quasi oves erravimus unusquisque in viam suam declinavit et Dominus posuit in eo iniquitatem omnium nostrum oblatus est quia ipse voluit et non aperuit os suum sicut ovis ad occisionem ducetur et quasi agnus coram tondente obmutescet et non aperiet os suum.« S. auch Jes 50,6; 52,13 f. u. Dan 9,26. Zur Erscheinung des Messias auch Sach 1–13. Die Verhöhnung des Gottesboten durch Israel in 2. Chr 36,15 f.
14Vgl. Joh 6,66 Vg »[…] nemo potest venire ad me nisi fuerit ei datum a Patre meo.«
15Zu der großen Zahl der gesungenen und gelesenen Messen im Allerheiligenstift vgl. KGK 207 (Anmerkung).
16Orientiert an LuthersAdelsschrift: »Ich rede aber hie mit nicht von den alten stifftenn unnd thumen, wilch on zweyffel darauff sein gestifft, das, die weyl nit ein yeglich kind vom Adel Erbs besitzer und regierer sein sol nach deutscher nation sitten, in den selben stifften mocht vorsorgt werden, und al da got frey dienen, studirn, und geleret leut werden unnd machen.« (WA 6, 452,5–9).
17Hier deuten sich Gedanken zu einer neuen Stadtordnung an mit der Verwendung der Stiftungs- und Kirchengelder für das Schul- und Armenwesen. S. die Beilage der Wittenberger Stadtordnung zu der Schrift Von Abtuung der Bilder (KGK V, Nr. 219).
18Wöchentlich, vgl. DWb 30, 954 f. Nr. 1 u. 3; 961.
19Vgl. KGK 200 (Textstelle). Vermutlich basierend auf These 61 von MelanchthonsPropositiones de missa (Melanchthon, Propositiones (1521), fol. A2v).
20Auf welche historischen Zeugnisse sich Karlstadt beziehen mag, ist angesichts der Aussage ohne Belege nicht festzustellen. Die Stoßrichtung zielt aber auf die vielen Stiftungen von Messen und Anniversarien am Allerheiligenstift. Vgl. hierzu Bünger/Wentz, Brandenburg, 99–104.
21Bereits, vgl. DWb 5, 3624 Nr. 3b.
22Der Verweis ist unklar. Das Böse (= der Antichrist), das sich in den Tempel setzen wird, als sei es Gott, in 2. Thess 2,4 Vg »qui adversatur et extollitur supra omne quod dicitur Deus aut quod colitur ita ut in templo Dei sedeat ostendens se quia sit Deus.« Zur Ungültigkeit menschlicher Vorschriften vgl. Kol 2,16–23.
24Cyprian (gest. 258), Bischof von Karthago, beschreibt in verstreuten Texten die Messordnung seiner Zeit. Der Bericht des Universitätsausschusses wird vor allem auf die Teile rekurrieren, die die Austeilung des Abendmahls (nach Wandlung und Vaterunser) in beiderlei Gestalt und die Gabe des Brotes in die Hand des Kommunikanten (nicht in den Mund) beschreiben. Vgl. Cypr. ep. 63,2,1; 4,1; 17,1 (CCSL 3C, 391,22; 393,52 f.; 413,308–310); Cypr. ep. 57,2 (CSEL 3.2, 652,5–9).
25Bezug auf das Missale Ambrosianum bzw. den Ambrosianischen Messritus, der im Mess- und Taufritus, in der Liturgik und im Heiligen Jahr signifikante Unterschiede gegenüber dem römischen Ritus aufweist. Johannes Dölsch hatte in seinem Sondergutachten (nach dem 20.10.1521 erstellt) diese Divergenz bestritten (KGK 200).
26Unter Papst Damasus I. (um 305–384) erfolgte in Rom der Übergang von der griechischen zur lateinischen Liturgie. Vgl. Klauser, Übergang, 187 f.; Lafferty, Faith; Shepherd, Reform. Die Gestaltung der Messgebete unter Damasus wurde im Sacramentarium Leonianum festgehalten. Damasus forderte zudem den Zölibat der Priester und sah den römischen Episkopat als Petrus' Nachfolger mit einem Primat unter den Bischöfen. Diese Anmaßung des Primats war zeitgenössisch über Cassiod. hist. 9,13 f. (PL 69, 1129–1133) bekannt. Melanchthon zog diese Überlieferung zu Fragen der Form der Privatbeichte in Konstantinopel sowohl in den Loci als auch in den Annotationen zum Korintherbrief zu Rate, vgl. MWA 2.1, 152,18–25; 4, 96,4–30. S. weiterhin auch Luther, Von den Konziliis und Kirchen (1539), s. WA 50, 576,10–22. Zu Damasus vgl. PRE 4.2, 2048–2050; Schimmelpfennig, Papsttum, 25–55.
27Unter Gelasius I. (gest. 496), Papst 492–496, wurde das gültige Sakramentar gemäß Heiligem Jahr, beginnend mit Weihnachten, neu geordnet. Er führte Messen zu neuen Heiligen- und Märtyrerfesten ein. Gelasius wird im Liber pontificalis 51,6 (Duchesne, Liber Pontificalis 1, 255) das sogenannte Gelasianische Sakramentar zugeordnet, dass allerdings erst im 8. Jhd. verfasst wurde. Vgl. Schmidt, Sonntage, 453 f.; Nagel, Geschichte, 77; Spinks, Canon. Gelasius vertrat die Kommunion in einer Gestalt (Gelas. ep. 37,2 = Epistolae Pontificum (Thiel) 1, 452) und führte die Pflicht des Kaisers ein, sich vor Prälaten zu beugen (Gelas. ep. 12,2 = Epistolae Pontificum (Thiel) 1, 351; Schwartz, Sammlungen, 20). In diesem Zusammenhang ist auf die Konzeption seiner Zweigewaltenlehre hinzuweisen, nach der Papsttum und Kaisertum die beiden gemeinsam die Welt beherrschenden Mächte bildeten. Sie ist festgehalten in einem Brief des Papstes an Kaiser Anastasius I. und kanonistisch kodifiziert in D. 96 c. 10: »Auctoritas sacra Pontificum et regalis potestas huius mundi gubernacula regit.« (CICan 1, 340 f.). Zu Gelasius vgl. BBKL 2, 197–199; LMA 4, 1197.
28Cölestin I., 422–432 Papst, führte die Responsorien (Wechselgesänge auf Basis der Psalmen) in die Liturgie ein, vgl. Jefferty, Psalmody. Diese liturgische Neuerung ist erwähnt in Liber pontificalis, 45 (Duchesne, Liber Pontificalis 1, 88). Cölestin I. ebnete zudem der Lehre von Maria als Gottesgebärerin den Weg. Vgl. PRE 3.1, 1247; BBKL 1, 1077.
29Papst Gregor I. (um 540–604), führte den nach ihm benannten gregorianischen Messgesang in die Liturgie ein und fasste viele liturgische Texte im Sacramentarium Gregorianum neu. Vgl. Heinz, Gregor.
30Vgl. 1. Kor 11,23 Vg »ego enim accepi a Domino quod et tradidi vobis […].«
31Melanchthon hatte Canones der Ostkirche ediert. Dort heißt es im 3. Kanon, dass die Eucharistie gemäß der Einsetzung Christi zu feiern sei. Vgl. Melanchthon, Canones (1521), fol. A2v.
32Vgl. Th. 2, 4 und 6 der 13 Conclusiones de scandalo et missa (KGK 195) sowie X. 5,51,3: »Propter scandalum evitandum veritas non est omittenda.« (CICan 2, 927).
33Die Einfügung »Magistris Nostris eximiis« in der Drucküberlieferung ist unklar. Sie scheint sich auf dem Ausschuss nahestehende Gottesgelehrte zu beziehen, somit möglicherweise auf die reformfeindlichen Stiftsherren, die mit ihren ablehnenden Gutachten die (päpstliche) Sache der Pharisäer betrieben und den Prozess hin zu einer bibelgemäßen Messordnung behinderten.
34Vgl. Apg 21,15–31, bes. 28; 13.
35War.
36Vgl. Mt 24,21 Vg »erit enim tunc tribulatio magna qualis non fuit ab initio mundi usque modo neque fiet.« Vgl. Melanchthon, Loci, besonders De Scandalo (MWA 2.1, 161,37–162,1).
37Mt 10,34 f. Vg »[…] non veni pacem mittere sed gladium veni enim separare hominem adversus patrem suum et filiam adversus matrem suam et nurum adversus socrum suam.«
38Vgl. Mt 10,37 Vg »qui amat patrem aut matrem plus quam me non est me dignus […].«
40Vgl. Joh 3,16 Vg »sic enim dilexit Deus mundum ut Filium suum unigenitum daret ut omnis qui credit in eum non pereat sed habeat vitam aeternam.«
41Vgl. Lk 2,34 Vg »[…] positus est hic in ruinam et resurrectionem multorum in Israhel […].«
42Lk 20,17 f.; s. die folgende Anm. KGK 207 (Anmerkung).
43Lk 20,17 f.»[…] lapidem quem reprobaverunt aedificantes hic factus est in caput anguli omnis qui ceciderit supra illum lapidem conquassabitur supra quem autem ceciderit comminuet illum.«
44Lk 2,34 Vg »[…] positus est hic […] in signum cui contradicetur.«
45Johannes Ferrarius Montanus (Ysermann/Eisermann), 1510 imm. (AAV 1, 32); Jurist, 1521/22 Rektor; vgl. ADB 6, 719 f.
46Zum Juristen Hieronymus Schurff vgl. KGK I.2, Nr. 53, S. 463. Zu ihm s. auch Lück, Schurff.
47Stephan Wild (um 1495–1550), Professor für praktische Medizin.
48Augustinus Schurff (1495–1458), Bruder des Hieronymus, Professor für theoretische Medizin, s. ADB 33, 86; vgl. KGK II, Nr. 106, S. 106, Anm. 23.
49Zu Amsdorf s. KGK II, Nr. 106, S. 104, Anm. 4; vgl. zu ihm auch TRE 2, 488 f.; MBW 11, 67–69.
50Johannes Reuber aus Bockenheim (gest. 1530/31), Jurist, 1498/99 in Erfurt inskribiert, 1505 Magister artium, 1511 in Wittenberg inskribiert unter dem Namen »Johannes Raptoris de Buckenheym« (AAV 1, 35), 1523–24 als Scholaster am Allerheiligenstift, vgl. Bünger/Wentz, Brandenburg, 119; 139.

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