Dasa
bedencken1, ßo uns von wegen
und
an stadt unßers gnedigstenb
herren cdie
messe belangendc durch doctorem Christannum2
ist vorgehalden, ruhet auff funff puncten
und artickel.
Czumd ersten, wiee das ein
große sache ist und das
gantze Commun gemeynerf christenheit betrifft, sollen
wir uns nicht ubireilen; den
es mocht durch uns
als den kleinsten hauffen swerlich erhalden
werden.3
Czumg andern〈,〉
wo auch solchs im heiligen ewangelio
gegrundet, szo werden ungezcweiffelt, das auch
mehr
leut daraus vormercken und dem anhengig werden,
ßo mochte die voranderung
mit dem gemeynen hauffen
bestendiglich und sunder beswerunge vorgenommen
werden.4
Czumh dritten〈,〉dan s'eine' k'ur'f 'urstlich'
g'naden' mag nicht bericht werden, wan
disse ordenung messe zu halden,
die nuh villeicht viel
hundert jhar durch die gantze christenheit gehalden,
angefangen und die, der sich die apostelen gebraucht,
auffgehoret
habe〈.〉5
Czumi virden〈,〉
die weil die kirchen und closter gemeint-
lich auff messe halden gestifft
sein, wen man danj
die messe
fallen ließ, ßo worden die folg und wir-
kung der ursachen der messen auch
fallen und ab-
gehen, und wurd den kkirchen und klosterenk die ein-
kommen enthalten und
abzcihen〈.〉
Czuml
funfften〈,〉ßo dan sich understanden, derhalben
ymandts
aufflegungem zu thun, ketzer
ader vorfolger
der kirchen zu schelden, ßo mochten mannicherlei be-
swerung, unenikeitn, zcwitracht
erwachssen, derhalben
wiro
sampt dem capitel und universitet sollen
einsehen, das nichts vorgenommen
nochp understanden
werde,
daraus zcwispeldikeit und aufruhr erfolgen
mocht〈.〉6
11v Diß alles haben wirq mit
weiterem seinemr innehalt
in
aller underthenikeit vornommen und nachs
gehabtemt vleissigen
rathslag uff s'eine' k'ur'f 'urstlich' g'naden'
bevehlch
wie volget bedacht〈,〉 undertheniglich
bitende〈,〉 s'eine' k'ur'f 'urstlich'
g'naden'
welde uns gnediglich hoͤrn und mit vleis der
sachen
nochdencken,
Und nochdem wiru s'eine'
k'ur'f 'urstlich' g'naden' vorhyn von den grobsten
tzweien
misbrauch der messen geschriben haben7,
von den, die, umb eigen nutz willen ader aus georden-
ther und
gestiffter fundation alzo gezcwungen〈,〉
an alle begierde und
dorst der gnaden messe halten〈,〉
Szo ßagen wir noch, das disse
tzwen missebrauch der
messen sollen abgethan werden, welchs an8 alle be-
swerung vund entporungev wol gescheen kan. Und wen
es auchw gleich
nit
geseinx kunde, szo ßal darinnen
gar kein
ergerniß noch schande angesehen noch geacht
werden. Wie Christus zu
den phariseis, die
sich auch an seiner lere, darumb das sy widder
yre
mentzschen ytradicion
und gesetz wahry,
erger-
ten, Mathei amz xv. sprach; last sie fahren; sie
seind blind und blinden fuhrer.9 Man ßal yhe
got mehr gehorßam sein
dan den mentzschen〈,〉 Actuum v.10
Und ob wir wol der kleinste hauffe sein, szo ßal
doch
darumb die warheit des gotlichen wortes, welchs
ubir alle engel und creaturen ist,
die weil es klar
im ewangelio und Apostolo stehet, nit voracht
werden〈.〉Dan es hath alweg der kleinste und vorach-
testeaa hauffe die warheit gepredigt und
angenommen〈,〉
und wirdt auch alzo bleiben bis zu ende der
welt〈.〉11
Hat doch Christus vorachte〈,〉
geringe〈,〉 arme〈,〉 einfel-
dige〈,〉 ungelerte und wenig personen, die warheit
zu
vorkundigenab in die welt
geschickt, Und yhn allein
die gotliche weißheit geoffenwaret, welche er vor
den grossen〈,〉ac hochen〈,〉ad
klugen und weißen disser welt
vorborgen hat〈,〉 Mathei amae elfften〈.〉12 Do mit ist der erst
artickel
unßers bedunckens gnucsam voranthwort〈.〉
12r Auff den andern artickelaf〈.〉 Stundt doch auch im gesetz
Moseag gantz klar und mehr dan an einem ort, das
Christus solt als ein vorachte
perßon in disse welt ein
seligmacher geborn werden.13 Und kundeah noch wolt nymant
vorstehen, darinnen
finden〈,〉 noch Christum annehmen
den die, den es vom vater
gegeben wardt,14 die
geringen〈,〉
einfaltigen und armen, welche mit dem geist
gots
erleucht waren. Alzo auch, ai ab wolai im heiligen ewan-
gelio disser
vorangezceigter und warhaftiger brauch
der messen und viel ander christlicher dingk
klar
steht, szo kunden ynaj
die hohen priester〈,〉 klugen und
weissen, eygen nutz halben, und
das aus blinder〈,〉 vor-
stockter mistrau yrer stende,
ere, zcinße und seckels
forchten, nit vorstehn noch zulassen, dan sie seind
durch mentzschen ak
tradicion〈,〉 lere und gesetzak gantz und
gar vorblendt, wie die
pharisei〈,〉 hochen priester und
schrifftweissen zu der zceit
Christi durch yre selbst
tradicion und gesetz vorblendet warn, das sie
Christum
nit alleyne nicht vorstunden noch annahmen〈,〉
sondern
auch aus allen iren krefften ymeal gantz und gar
wutende widderstrebetenam〈.〉
Derhalben〈,〉 ob es wol im
ewangelio steht, anwie man messehalten ßal, szo wirdt
dochan solch einfahltig recht christlich
messehalten, do
fuhrnehmlich das wort gots alzceit gepredigt
werde〈,〉ao
nymandts zugeben ader nachlasssen, es werde yhm den
von oben erab
gegebenap.
Von den fundationibus und wen disse itzige messen erst-
lich angefangen
haben zu reden, wie der dritte und virdte
artickel vermerckt, szo finden
wir〈,〉 das die alten stifft
und closter nit seind darumb
gestifft und fundirt〈,〉das
man solle messehalden und horas canonicas
ane alle
besserung der kirchen und des christlichen hauffens
heulen,
wie man itzt aqtag
und nachtaq
thut.15 Sie seind aber
do
zu arvorordent und
gestifftar
worden〈,〉 das darinne die
jungen leuthe in der heiligen
schrifft und christlichem
glauben solten ertzogen und unterweist
werden〈,〉16 undas
12v alzo alle alde atthumstifft und closterat der christen
kinder schulen gewestau zcur zceit sancti Augustini
und noch lenger bis uff die zceit s'ancti'
Bernhardi〈.〉
Darzu seind alle gutter der kirchen
vorordent undav
gegeben
wurden〈,〉 als ein lohn und solt der prediger
und
leßer〈.〉 Auch zu enthaltung der schuler und
armen leuthe, wie
den das klar in den historien
bfundenaw wirdt.17
Die nauen stifft und
closter〈,〉 welche inwendig vier ader
funffhundert
jharen gefundirt sein, seind allein umb messe-
halten
und singens willen, wie itzt fur augen〈,〉
auffgericht. Und die
weil dan die selbigen
stifft die personen zu gewisser zcal der messen
wochlich18
dringen〈,〉 welchs ane sunden, wie oben
angezceigt〈,〉 nicht gescheen kanax, szo ßal man
solche stifftung ader zcwangk ane alle
hindernis
abethun. Und ob auch gleich ethliche stiftung
zu gewisser zcall der
messen nymand dringen,
die weil sie doch darauff gestifft und fundirt
seind,
das die messe als ein opfer und gut werck
fur ein ander ay moge und ßalay gehalten
werden〈,〉 szo
ßal man solche stifftung auch abethun und ver-
andern. Wan die warhafftige messe eines
fromen pristers nymand dan
ime selbsaz, keinem
andern
nutz ist und auch nit mehr noch besser〈,〉
dan wan ein leyhe zum
sacrament geth, wie
wir s'eine' k'ur'f 'urstlich'
g'naden' in unßerem vorigen schreiben19 unterricht
haben〈.〉 Und geschicht
derhalben den
stifftern gar kein nachteil〈,〉 dan sie seind
durch
die pfaffen betrogen worden und haben gemeint〈,〉
sie
haben fur sich und ire freunthschafft ethwas
nutzbarlich und fruchtbarlichs, das
inen zu irer
ßelen heill und trost kommen solt, gethan, Und
ane
zcweiffel〈,〉 wo sie itzunder uffstunden〈,〉
worden
sie solchs selbst anderen, wol wissend〈,〉 das es
13r umb sunst undba geitz
willn der pfaffen er-
dacht were, Und es ist auch
gewisse〈,〉 das
disse weiße und form fur ein
andern〈,〉 sonderlich
vor einen
vorstorben〈,〉 umb geldes willen uffbb
gnante undbc gewisse zceit messe zu halten〈,〉
neulichbd〈,〉
vor ethlich hundert jharen, erfunden
ist〈.〉 Und wirdt
solcher anniversarien und begengnußen in
alten
fundationibus mit keynem wort gedacht〈.〉be20 Und
wan auch gleich solch messe vorkauffen, zu der
zceit
s'ancti' Petri gewest were, szo
solt es doch〈,〉 die
weil es eitel sunde und gots lesterung
ist〈,〉 abgethan
werden, Paulus klagt gereitbf21 zu seinen zceiten, das
des antichristi regiment in ceremoniis und anderen
eußernbg wercken sich anfahen wolt,22 Darumb ßal
solcher missebrauch der messen umb
keiner creatur
willen〈,〉 sie sei im hymel ader auff
erden〈,〉23
geduldet
ader geliden werden.
Man hath auch auff die erste und alte weiße〈,〉 das
man den
umbstandt mit beider gestalt bericht hat〈,〉
bis uff die zceit
Cipriani24 messe gehalden, Und
ist disse weisse bh noch inbh gantz Krichenland und
inbi orientalischer kirchen bis auff
dissen heutigen
tag, und halten messe〈,〉 wie die aposteln
gethan
haben〈.〉
Und das disse weiße und forme〈,〉
wie itzt messe
bei uns geleßen wirdt, gantz nau sei, zceigt an
das gantz
bistum zu Meylandt, welchs nit
weit von Rohm ist und das fuhrnehmste
teil〈,〉
denbj canonembk der
messe〈,〉 gar nicht habenbl〈.〉25 Und
kan kein Romischer aus den Meylandischen buchern
messehalden. Szo ist auch die weis und form der
messen geandert und gemert worden
durch die
bebste Damasumbm26〈,〉Gelasium27〈,〉Celestinum28〈,〉Gregorium29〈,〉 die
neulich geweßen sind,
Derhalben solt man den alten ersten gebrauch〈,〉
13v die weise und form der aposteln〈,〉 nicht verachten
und ßo frevehlich ane alle bngrundt und schrifftbn
dovon weichen〈.〉 Dan Paulus spricht〈,〉 Ich hab es
von dem herren boentpfangen und genommenbo〈,〉 das
ich euch gegeben habe.30 Wie wol wir von der
bpform und weißebp nicht vornehmlich
reden〈,〉 und
ist wenig an der form und weiße
gelegen〈,〉 wen
die heubtstucke unvorruckt bleiben, Darvon
reden wir aber, das itzund ubir die weiße
und form〈,〉 ßo
geandert ist, mechtige〈,〉 grosse
misbrauch und gotslesterung
vast in alln
messen geschicht, und das widder Christus
ordnung und
einsatzung31 die eine gestalt
dem
armen volck mit gewalt genommen ist,
Und ob wol daraus große beswerunge und
zcwispeldikeit erwachssen wurden, szo ist es
nit unßer noch der schult, die die
warheit
gotlichs worts lern und predigen,32 sonder der,
die es aus neid und hasse umb eigen ere
und
nutz willen nicht annehmen wollen, dulden
noch leiden, jha vorhindern
und underdrucken〈.〉
Wan die selbigen hochen
priester〈,〉 pharisei
sampt mitbq den schrifftweißenbr33, die heilige
gotliche schrifft, offentlich horen〈,〉
predigen und
leßen ließen, ab sie es schon nit annehmen〈,〉
und〈,〉
wobs sie esbt kunden, mit
grund und schrifft widder-
legeten und nicht mit gewalt alzo
unterdruckten〈,〉
Szo wurde keine
zcwitracht〈,〉 auffruhr ader uneni-
keit, Die Weil sie
aber an alle grund und schrifft
widder yr eigen gewissen den weltlichen
fursten
einbilden und blaßen, das solche lere ketzerrisch
und unrecht sei, Szo
ists keyn wunder, das die
prediger gotlichs worts sampt iren anhengeren
verfolgt und erwurgt werden. Darumb ßal man
14r solche beswerung nicht ßo hoch achten ader furchten.
Dan wo Christus
solche beswerung〈,〉 zcwitracht〈,〉 auff-
ruhrbu〈,〉 krige und ander todtslege und durch sein
ewangelium
veranderung der gantzen welt het
sollen ansehen und furchten, szo hette er sein
pre-
digen nachlassen mussen〈,〉 desgleichen die
aposteln〈.〉
Und wie wol durch yr predigen ein solcher
tumult〈,〉
auffruhr und sedicion unter den Juden zu Hieru-
salem wardt umb des gesetz willen,34 das von
got gesetzt und gegeben was35, doch ließen sie yr
predigen nicht nach. Der
teuffel wurfft uns solche
leipliche und eußerliche fehrlikeit fuhr, do mit
er
gots wort, das er nit leiden kan, vorhindern
mocht, Derhalben sollen wir den
teuffel nit zu ßere
furchten und das got bevehlen und
heimgeben〈.〉
Die schrifft muß yhbv erfullet werden, das ein solche
grose
verfolgung ubir die christenheit kummen ßal〈,〉
der gleichen nie
gewest ist von anbegin der welt,
Mathei ambw xxiiii.36
Szo hat auch Christus klar ge-
sagt Mathei x. Ich bin nit kummen, frid zu
machen
auff erden, sonder unenikeit zcwischenbx vater und ßon〈,〉
mutter und tochter,
mann und weip,37 alzo das
eins
das ander umb gots willen ertzornen und ubirgeben
ßal. Dan wer mich nicht
mehr lieb hat, spricht
Christus do selbst〈,〉 dan sein vater und
mutter, sein
eigen ere〈,〉 leib und gut〈,〉 der
ist meyn nit wirdig〈.〉38
Das ist, Der umb meynes worts willen nit leib〈,〉
ere und gut vorlassen darff, der ist nit ein war-
hafftiger Christ.39 Es ßal sich auch nymand daran
stossen, das groß und viel ergernis daraus
erwachssen wirdt. Dan
Christus〈,〉 wie geschriben
steht〈,〉 ist wol
in die Welt kummen und gegeben
den〈,〉 die in yn und sein wort
glauben, das sie
sich an yme besseren sollen, das ewige leben zu er-
langen,40 Aber
den〈,〉 die in yn ader in sein wort
nicht gleuben, ist er
gesatzt und gegeben, das sie sich
an ym ergern und do durch ewig
sterben〈,〉by wie
14v Lucas am anderenbz
sagt〈,〉 Hic positus est in ruinam
et resurrectionem multorum
in lsrahel.41 Und am
xx.42 Den stein, den die bauleut
verborffenca
haben〈,〉
der ist ein heubt eckstein worden〈.〉 Und ein
itzlicher〈,〉
der auff yn fallen wirdt, dercb wirdt sich zu-
knirschen〈.〉 Und uff wen er fallen wirdt〈,〉
den
wirdt er zu pulver mahlen〈.〉43 Dan Christus ist
gesatzt und
gegeben zu einem zceichen〈,〉 welchem
ßal widdersprochen
werden〈,〉 Luce ii.cc44
Andreas Carolstadt Doctor
Hieronimus Schurff46 Doctor
ceSteffanus Wild47 Doctor
Augustinus Schurff48 Doctorce
Philippus Melancton
Nicolaus Amsdorff49 Licentiatus
cfJoannes Bockenheym50 Licentiatuscf