Nr. 201
Kfst. Friedrich III. von Sachsen an den Ausschuss von Allerheiligenstift und Universität Wittenberg
Lochau, 1521, 25. Oktober

Einleitung
Bearbeitet von Harald Bollbuck

1. Überlieferung

Handschrift:

[a:]ThHStA Weimar, Reg. O, Nr. 225, fol. 33r–v (gestempelte Zählung unten Mitte des Blattes, alte Zählung mit Bleistift am rechten Rand oben identisch)

Konzept von der Hand des kfstl. Sekretärs Hieronymus Rudelauf, mit der Anschrift unterhalb des Brieftextes auf demselben gefalteten Blatt; fol. 33v von anderer Hand: »Credenz an den1 Ausschuss von der Universitet und Capitel, belangendt Ire gepflogene Verhör und handlung mit den Augustiner München, So dem alten bräuch nach nicht mehr Meß halten, Sondern sub utraque Communiciren wollen, fur [?] sich und andere etc«.

Editionen:

Literatur:

Beilage 1: Instruktion von Kfst. Friedrich III. für Christian Beyer zu dessen Verhandlungen mit dem Ausschuss von Allerheiligenstift und Universität Wittenberg, 1521, 25. Oktober

Handschrift:

[a:]ThHStA Weimar, Reg. O, Nr. 225, fol. 6r–9v (gestempelte Zählung unten Mitte des Blattes, alte Zählung mit Bleistift rechts oben: 8r–10v; fol. 10 erscheint doppelt)

Ausfertigung von unbekannter Hand. Zeichen des Kanzleischreibers Hieronymus Rudelauf auf fol. 9r in der rechten, unteren Ecke. Auf dem Umschlag fol. 9v Siegelspur und Vermerke durch verschiedene Hände: »d. Cristannus Berichtt« und »Informatio in causa Misse«. Die Ansprache des Kurfürsten ist in die 3. Person gesetzt und mit den amtlichen Attributen der rangwürdigen Ansprache versehen; die Ausschussmitglieder und Kapitularen werden nur vermittelt angesprochen. Damit weicht die Handschrift vom Konzept Georg Spalatins (Beilage 2) ab. Auf den letzten beiden Seiten ist zudem der Text von Ausfertigung und Konzept sehr divergent. Als Produkt der kfstl. Kanzlei wurde die Ausfertigung zu Händen des beauftragten kfstl. Rates Christian Beyer verfasst und erlangte Öffentlichkeitswirksamkeit. Daher bildet sie die Grundlage dieser Edition.

Frühdrucke:

Frühdrucke:

[A:]Friedrich III. von Sachsen
Jnſtructio/ was vnſer lie-∥ber getrüwer Criſtannus Beyer Doctoꝛ/ An Probſt/ ∥ Andꝛeam Carlſtatt/ Philippū Melanchthonem vn̄ ∥ Johan Doͤltzk werben sol. ∥
in:
Friedrich III. von Sachsen; Universität Wittenberg
Ernſtlich ∥ Handlung der ∥ Vniuerſitet zů Wittenberg ∥ an den Durchleüchtigſten/ ∥ Hochgeboꝛnē Churfür⸗∥ſtē vnd herren Herr ∥ Friderich von ∥ Sachſen/ ∥ Die Meſz be-∥treffendt. ∥
[ Basel ]: [ Adam Petri ], , fol. b1r–b3r .
4°, 11 Bl., a4–c4 (a1v u. c4 leer). – TE.
Editionsvorlage:
BSB München, Res/4 Polem. 3341,12 (mit handschriftlichen Annotationen von unbekannter Hand).
Weitere Exemplare: BSB München, 4 Polem. 1473 g.
Bibliographische Nachweise:

[B:]Friedrich III. von Sachsen
Jnſtructio/was vnſer lieber ge⸗∥treüwer Criſtannus Beyer Doctoꝛ/an Pꝛobſt/ ∥ Andꝛeā Carlſtat/ Philippū Melanchtho∥nē vn̄ Johan Doͤltzk werbē sol. ∥
in:
Friedrich III. von Sachsen; Universität Wittenberg
Ernſtlich Handlung der Uniuer∥ſitet zů Wittenberg/ an den durchleüch∥tigiſten/Hochgeboꝛnen Churfürſten ∥ vn̄ herꝛen Herꝛ Friderich ∥ von Sachsen. ∥ Die Meſz betreffend. ∥
[ Augsburg ]: [ Sigmund Grimm Marx Wirsung ], , fol. b1r–b3r .
4°, 12 Bl. a4–c4 (a1v u. c4 leer).
Editionsvorlage:
BSB München, 4 Polem. 1473 f.
Weitere Exemplare: ÖNB Wien, 20.Dd.103. – HAB Wolfenbüttel, A: 103.1 Theol. (15); A: 151.35 Theol. (30); A: 240.83.6 Quod.; A: 289.4 Quod. (25).
Bibliographische Nachweise:

[C:]Friedrich III. von Sachsen
Jnſtructio was vnser lieber ∥ getrüwer Chriſtannus/ Beyer Doctoꝛ/ An Probſt/ ∥ Andꝛeam Carlſtatt/ Philippum Melanchthonem/ ∥ vnd Johan Doͤltzk werben sol. ∥
in:
Friedrich III. von Sachsen; Universität Wittenberg
Ernſtlich handlung der ∥ Vniuerſitet zů Wittenberg an den ∥ Durchleüchtigſten Hochgeboꝛ⸗∥nen Churfürſten vnd herren. ∥ Hertzůg Friderich von ∥ Sachſen/ ∥ Die Meſz be∥treffendt. ∥
[ Straßburg ]: [ Johann Knobloch d. Ä. ], , fol. b1r–b3r .
4°, 12 Bl., a4–c4 (a1v u. c4 vacat). – TE.
Editionsvorlage:
FB Gotha, Druck 1226 R.
Bibliographische Nachweise:

Druck A ist abhängig von Handschrift a, weist allerdings einige Auslassungen und Wortumstellungen auf. Unter den Drucken ist A prioritär2 und zeigt die besten Lesarten gegenüber B und C. Druck B ist ein Nachdruck von A, allerdings mit eigenständiger Orthographie. B folgt A – bis auf wenige verschlechternde Lesarten – ohne erwähnenswerte Abweichungen und mit gleichem Zeilenfall. Druck C ist hinsichtlich Orthographie und einiger gegenüber B besserer Lesarten direkt von Druck A abhängig, weist allerdings auf der ersten Seite des Textes einen veränderten Zeilenfall auf.


Beilage 2: Entwurf der Instruktion von Kfst. Friedrich III. für Christian Beyer zu dessen Verhandlungen mit dem Ausschuss von Allerheiligenstift und Universität Wittenberg, 1521, 25. Oktober

Handschrift:

[a:]ThHStA Weimar, Reg. O, Nr. 225, fol. 35r–36vund 38r–39v (gestempelte Zählung, identisch mit alter Bleistiftzählung)

Konzept von der Hand Georg Spalatins mit Anrede; fol. 35r am linken Rand von anderer Hand: »Instruction uf d Cristannus«.

Das hsl. Konzept ist ein Autograph von Georg Spalatin. Die Wendungen für den Kurfürsten stehen in der 1. Person Plural, die Ansprache an die adressierten Ausschussmitglieder ist direkt und mit den gebräuchlichen, achtungsvollen Attributen der direkten Kommunikation versehen. Die Handschrift scheint in unmittelbarem Austausch mit dem Kurfürsten entstanden zu sein als Anweisung für die obige Ausfertigung der Instruktion (Beilage 1).3 Die letzten beiden Seiten sind gestrichen, der gestrichene Text weicht von dem der Ausfertigung massiv ab. Daher behandelt die Edition dieses Konzept als eigenständige Beilage 2, deren Textapparat die Überlieferung der Beilage 1 außer Acht lässt.

Editionen:

Literatur:

2. Entstehung und Inhalt

Das knapp gehaltene Schreiben Kfst. Friedrichs III. von Sachsen von der Hand seines Schreibers Hieronymus Rudelauf ist ein Begleitschreiben (Credenz) zur Antwort auf den Bericht des Ausschusses von Universität Wittenberg und Allerheiligenstift über die Veränderungen an der Messordnung im dortigen Augustinerkloster.4 Ausweislich der kfstl. Adresse gehörten dem Ausschuss an: Justus Jonas, Johannes Dölsch, Andreas Bodenstein von Karlstadt, Tilemann Plettner, Hieronymus Schurf, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon.5 Als Begleitschreiben verweist es auf die am gleichen Tag dem Rat Christian Beyer erteilte, ausführlichere kfstl. Instruktion für die Verhandlungen mit dem Ausschuss in Wittenberg.6 Diese Instruktion zeigt die eigentliche kfstl. Reaktion auf den Bericht zu Messneuerungen. Kfst. Friedrich III. hatte in der Hinsicht starke Einwände, dass die Änderungen an der Messe »ganz Commun gemeiner Christenheit« betreffen würden, die Wittenberger Gemeinde aber nur einen kleinen Teil dieser bildete.7 In ökonomischer Hinsicht gefährde die Aufhebung der Messen die wirtschaftliche Existenz der Klöster;8 kirchenrechtlich bliebe der Vorwurf der Ketzerei und die Androhung von Bann und Exkommunikation nicht aus. Aufgabe des Kurfürsten sei es, Aufruhr zu verhüten. In diesem Sinne fordert Friedrich III. ein einhelliges Urteil aller Mitglieder von Universität und Allerheiligenstift.9

Der Ausschuss gab auf dieses kfstl. Ansinnen lange keine Antwort und leitete es auch nicht an die Gesamtheit von Universität und Stiftskapitel weiter. Stattdessen beharrte er – bis auf Johannes Dölsch – auf seiner Antwort. Dies geht aus der Antwort des beauftragten Rats Christian Beyer hervor, mit der er am 30. Oktober 1521 den Kurfürsten brieflich über den Stand der Verhandlungen mit dem Ausschuss unterrichtete.10


1Der Anfang bis hier über der Zeile eingefügt. Es folgte gestrichen: »Antwort uff Inligenden bericht des«.
2Vgl. KGK 200, dort als Druckvariante C.
3Zur Handschrift vgl. MBW 1, 375 Nr. 177 (Entwürfe).
6S. die hier edierte Beilage.
7 KGK 201 (Textstelle). Dieser Einwand wurde später von den reformfreundlichen Ausschussmitgliedern in eine Auszeichnung verkehrt, indem sie ihn als Allusion auf den kleinen Haufe Christi umdeuteten; vgl. KGK 207 (Anmerkung).
9 »[…] das ir sampt den andern glidern der universitet und capittel alßo in die sache sehet, nichts furgenommen noch understanden werde, daraus zwispaltigkait Auffrur vnd beschwerung erfolgen mocht, sondern die sache wol bedencken und uff die wege und mittel helffen richten, das sie der hailigen cristlichen kirchen zu gutem geraichen und auffrur und beschwerung verhut werde.« (KGK 201 (Textstelle)).
10ThHStA Weimar, Reg. O, Nr. 225, fol. 47a (Autograph Beyers, mit Siegelspur), abgedruckt Müller, Wittenberger Bewegung, 54 f. Nr. 22; CR 1, 474. Vgl. Barge, Karlstadt 1, 326 f., der die 13 Conclusiones de scandalo et missa vom 24. September 1521 (KGK 195) in den Kontext der inneruniversitären Diskussion um die Notwendigkeit der Reform stellt und sie daher etwas später Ende Oktober/Anfang November 1521 datiert.

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