Sendbryff Andres
Bodenstein
von Carolstatt.
Erklerung Pauli.
Ich bitt euch brüder das yhr
alle sampt ein
meinung
reden welt.
i. Co. i.1
Wittemberg.
M. D. xxi.
Romhilt Magistro und Statschrei-
ber auff S. Anneberg mey-
nem gebieter/ wunsch
ich gotis fried
und gnad.
Andres Boden'stein' von Carolstatt.
Mir hat ein guter freund/ gunstiger geliebter
bruder/
einen brieff/ euren halben behendet/ und angesagt/ das
euch/ und
anderena/ unser beiden
gondern2 doselbst/
seltzenn3
und beschwerlich
sey. Das wir alhie in dein handell
und erkentnus/ ßo die Ewangelische Messe
belangt miß-
hellig und gespelt sein. Das ir auch gern ursachen
welt
wissen/ warumb wir manigfeltig urteill haben. Mit ange-
heffter bitt/ das ir tzusampt andere Ewangelische nach-
volger
Christi/ mogten der yene ursachen sehen/ die sich in
kein neuerung begeben wellen
etc.Weil ich dan alletzeit
euch tzewilfharen
gewertig und bereit gewest bin/ hab ich
euch volgende berichtung nit wollen
bergen/ auff das/ yr
und andere nicht in argwenigkeit einfallen/ und dencken
mogt/ als solt alhie etwas furgenomen sein/ das gotlicher
glorien und Ewangelischer
warheit tzu nachteil gereichen
solt. Dan euch
nach vermogen in aller behegligkeit tzu
dienen/ bin ich gutwillig. Datum
Wittemberg/ dinstags
nach Conceptionis im
xxi. Jar.4
i〈.〉 Fur das aller erst/ beding ich/ das alle richter und ur-
teiler/ gottlicher sachen/ frey/ ungebunden mussen sein/ und
nichts
anders/ dan gottliche wort vor augen haben.
Welcher nit stracks in den worten unnd sententzen der
Biblien bleibt/ der irret/
und ist aus dem weg. Drumb
spricht Christus. Welcher aus gott ist der redet
gottis
wort.5 Item/ ßo ir in
meiner reed bleibt/ werd ir mein Jun-
ger/ und ir werd die warheit
erkennen/ und die warheit wirt
A2r euch frey machen. Joan. viii.6 der wegen spricht Hiere. 23.b
Weren sie in meinen rethen gestanden/ und hetten meine
wort
vorkundiget/ so hett ich sie bewart/ vor irem boßen weg.
und von iren allerbostin
gedancken.7
Alles dencken ist
verloren/ das ymant wol rathen woll/ oder kon/ in sach-
en/ ßo gott belangen/ wan er nit gottis reth verkundiget.
ßo wir in
der schrifft haben/ und gottliche wort gebraucht〈.〉
Das ist die ursach/ das got bevolhen hatt/ das der ko-
nig/ ein
gleubliche abschrifft gottlichs gesetz in der hand
soll haben etc. Exo.
xvii.8 Und das got nit dulden
magk/
daß im einer aus seinem eigen hertzen erdenckt/ da mit9 er got die-
nen will. Alßo mißhagen im
alle unsere funde/ alle eigen ge-
setz/ dan eß ist unmuglich/ das einer
etwas guts furnhem/
das nit schaden brengt/ dem rath geber und rathnhemer.
Derhalben spricht Hiere. hetten sie meine reth und wort
verkundigt/ ich wolt sie
one tzweiffell von boßem weeg und
gedancken erloßet haben.10 Demnach saget Esai. c. lv.
Non sunt cogitationes me〈a〉e.11 und .c. xxix. Das volck
lobt mich mit lippen/ und Matth.
xv.12
ii. Wie auch got/ discipull und meister von irem boßen
gedancken und weeg nit
erlosett/ wan sie etwas anders.
dan gottliche rethe und wort verkundigen/ also
nimbt er
yenen/ gottlichen fried. Dan wan eine versamelung got-
tlich
wort verlosset/ ists umb sie gescheen. Sie muß von
noten tzweispeltig und in
seckten geteilt werden. Ursach/c
Wan sie nit in Christo versamelt sein/ ßo ist
Christus
nit in irem mittell.13 Volget auch das die schefflein tzerstreiht14
werden/ wan sie Christum verliren/ dan eß
steht gesch-
riben. Ich werde den hirten schlahen/ unnd sein
schaff
werden sich tzerstreihen.15 Das
ist nit allen16 von dem
schlahen Christi war/ das sich sein schefflein teilen/ ßon-
der auch von
dem verlassen Christo/ alß er selber bekand
sagende. Welcher mir nit nach volget/
der geht im finst-
ernis.17 Im finsternis ist unordenlichheit/ tzerteilung und
uneinigkeit/18 und ob gleich einer den andern
ergreufft19 ist
eß doch
unhertzlich/ und blinde einigkeit.
A2v iii〈.〉 Das ist/ das Paulus leret/ sagende. Meine bruͤder
ich bitt euch/ durch den nhamen/
unßers hern Jesu Chri-
sti/ auff das ir alle sampt eine meinung reden
wolt. Das
ye nit mißhellung und tzerteylung tzwuschen euch seind/
auff das ir
ein gantzer leip seit/ eines gemuͤts und eines wil-
lens. i. Corin.
i.20 Das ist/
das er saget. Ir solt einen sinn
haben. Roma. xv.21 Seht wie Paulus
einen gantzen leib
fodert/ der eines gemuͤts/ eines hertzens/ und eines willen
sein soll/22 dan23 wollen wir Christen sein/ ßo mussen
wir vor
allen/ ein wort Christi haben/ wie auch Christus kein an-
der
wort dan seines vaters geredt hat/ alßo werden wir
ein ding/ wie Christus mit
seinem vatter ein dingk ist.24
Du fragest/ wu mit sollen wird
einig werden unnd sein?
Hor die glaubigen hetten ein hertz/ und ein wort.25
Dan ein glaub muß ein wort haben/ dar auß ehr quil-
lett. Der wegen saget
Paulus. Ich bitt euch bruͤder
das ir alle
sampt eine meinung reden wolt/ und das nicht
tzwispeltickeit tzwischen euch
entstehte.26 Sich27 das der
einige und gantzef leib anfengklich und endlich in einem
wort gotis steht.28 Dann ein hertz/ ein
gemuͤth/ ein mei-
nung/ und will kumpt auß dem eine〈n〉
wort des glaubens.
Der wegen spricht Moises. Ir solt nicht tzu
gottlich-
en worten setzen/ solt auch nicht da von brechen/29 sonder
stracks im mittell
bleiben. Dan wan uns erlaubt wer
etwas tzu tzesetzen oder abtzebrechen. Mogen wir
nit
in einigkeit bleiben. Gleich wie frombde statuten/ frombd
und ander volck
machen. Also wurden mangerlei sytten
und geberden/ aus manigfeltigen tzusetzung
endspriessen.
Dar aus von noten seckten und tzerteilungg sich erheben.
Wu kein rath ist/ werden gedancken tzerstreyhet. Pro-
ver. xv.30 Item. Wan die Prophetzey gebrechen
und ab-
nehmen/ wird/ das vo〈l〉ck tzerstreyht. Prover.
xxix.31
Einigkeit Christliches volcks/ steht in einigkeit got-
tliches worts. So
bald aber die stuͤm des hirten/ unnd
des hern wort/ tzerstreyhet werden/ alß bald
tzerstreyhen
sich die scheffelein.32
iiii〈.〉 Dar aus kan menigklicher verstehen/ das ein Chri-
A3rstlicher leibh/ in
einigem gottis wort erbauht wird/33 und
das die groben grauhen geselnn.34 Sine G.35
die Barfusser
holtzschuger tzu Juͤtterbogk36/ ungeschaffen klotzer an iren
fussen schleppen/ und ist tzu forchten/
das ihr hyrnn/ mit
den holtzschugen gleich klapper und lauth/ wan sie sagen.i
Das alle ketzerey/ aus der Biblien/
ßonderlich aus dem
Ewangelio endstanden sey.37 Wider Paulum dero spricht
das der Bischoff/ seine widersacher mit
heilsamer schri-
fft soll uber windten und niderlegen.38 Was ist das Christus
saget.
Welcher mir glaubet der wird selig?39 Wie magks
ye muglich sein/ das einer irren soll/ dero sich an die war-
heit und gerechten weeg bindet? Wie ists eß muglich/
das einer ein
boßer bettler werd/ wan ehr offt terminatum40
leufft? Got hat sein wort einem rein weissen und durchge-
fegtem sylber vergleicht/41 das gar keinen mackell macht/ in
den henden/ des
yene〈n〉/ der eß braucht/ wie ists dan muͤ-
glich/ das
sich ymand berem42 und verleum in
gottlichem
wort? Was soll ich mit den matigen keeßen43 ferner
handeln/ sie mogen den sack ßo lanng tzur
muͤlen tragen
biß sie muͤeth werden. Das weiß ich/ das unbegreuff-
lich ist/ das einer ein ketzer durch die schrifft werde/44 die von
wegen des glaubens und
eynnigkeit geben ist.
v〈.〉 Auß obgetzeigten schrifften/ acht ich/ das kein hauff
eintrechtigklich mog antwurten/ in Ewangelischem
handell/ ßo er nit das Ewangelium
allein handelt. Eß sall
auch keiner uber wunden werden/ dan mit heiliger gesch-
rifft. Eß sall auch keiner sagen/ das ist Ewangelisch/
er kond dan
das selb mit dem h'eiligen' Ewangelium betzeugen.
Alßo magk mann auch tzu warhafftiger und bestendi-
ger eynnigkeit kumen.
Die weil das Ewangelium mitt
sich selber eynig/ und ein wort des friedes
ist.45
vi〈.〉 Das Ewangelium ist der historien/ geschicht und form
halben der lehr Christi gantz offenbar〈/〉 in sonderheit von der
Messe. Wan ich mit Augusti'no'〈,〉Hieroni'mo'〈,〉Ambro'sio' und an-
dern von
Ewangelischer Messe wolt disputirn/ musten
sie mit dem text tzefriden sein und
dawider nicht reden.
A3v vii. Aber wan uns das wort gotis einpffelt/ und einer
versucht
Concilien fur tzu wenden.46 Der
ander formalitates
Scoti.47 Der dritt das arm Comment Thome.48 Der viert
Alt herkummen.49 Der funfft
weißheit der welt/ und unßer
vorfarn.50 So konden wir tzu keiner einigkeit kumen/ dan das
heilig
Ewangeliumj ist uneinß. mit allen
dingen und wor-
ten. ßo ym ungleich sein/ und sich im gleichmessig
wollen
machen/ dar aus habt ir abtzenemen/ weß halben tzwispel-
tikeit endstehn kan. Bald will ich gesthen/ das diße Messe
ublich51 sei. Item das sie/ pfeffisch und
menschlich ist. oder
Concilisch/ aber das sie Ewangelisch sey. kan ich nit mer
glauben. dan52 das bley golt ist/
aber53 das vil
holtzschuerk/ zu
Juͤtterbogk54 gelart und Christen sein.
viii〈.〉 Ir weisset/ mein gonder/ das kein parteihischer.
gut
urteil schopfft/55 das euch
got〈/〉 seinen richtern〈/〉 verbotten
hat/
das sie kein gifft56 und gab
sollen annhemen. Ursach.l
Das gab und schenck auch die fursichtige und
weißen blind
machen/ und ubersturtzen die wort der gerechten. Exo.
2〈3〉.57
Nu haben unsere ettliche Lehen/ der halben sich
ein teil
befaren/ das sie ire lehen verliren mogten/ ßo man die ewan-
gelische Messe anrichten wolt/ dan wie man sagt/ for-
chten sie. das die
volg irrer ursach nach volgen/ das kalp
der khu nach gehen werd. Das macht die Meß
eines
blinde〈n〉 verstands/ das sie nicht allein gottis tzorn nit
be-
dencken/ sonder haben auch die obirste/ in solichem
verdacht〈/〉
eß58 solten sie lust haben das land voller bettler tzu machen
und mogt kein
Christlich und barmhertzig gemut gespurt
werden/ das ist ein geschwer/ gelt genant/
ßo man das selbe
ansticht/ volget eyter/ das augen unnd vernunfft blind
macht.59 Fur den gemeinen mann
sag ich/ das ich keinen
verhort/ der heller oder pfennig von den pfaffen
begertt.
Allein bitten sye/ das ein Christliche Meß und andere
tzimliche und Ewangelische
dinst gehalten werden.
Eß wurd auch der starck gott seine gnad woll ertzeigen.
ix〈.〉 Das ir auch begert tzu wissen/ ursachen und grunde
A4r der yenen/ so den alten brauch der Messen behalten wol
len/
kan ich euch ytzt nit nach gefallen wilfharen. Ich
acht aber/ ir werdet sonder
tzweiffel/ aus obangetzeiten ar-
tickeln vermercken/ wye sie verursacht/
in alter ubung tze
bleiben. Das weiß ich verwar60/ das sie/ keine lichte61 und
Ewangelische schrifft haben. dadurch sie in irem
gebrauch
besthen dorffen. Fur mein klein verstendnis/ halt ich/
das ein klein
kindelin/ in einer stund/ leren62
mocht/ welche Me-
ssze Ewangelisch und lauter/ wider umb welche mensch-
lich und vermischt ist. Ich weiß auch/ das die leyhen
nicht drucket
(ßo in der papistischen Messe verharren)
dan des Bapst forcht/ dar ynne si auff
ertzohen seind.
Wan sie ym h'eiligen' Ewangelio geseugt und auffgewach-
sen weren/
wie sie in menschen leren ertzogen seind/ wist ich das/
sie die lang gebrauchte
Messen nit horen oder sehen mog-
ten. Nit der halben/ das sie das
hochachtbarlich sacra-
ment/ klein achten tethen/ sonder dar umb/ das
solichs
aller erenwirdigist sacrament/ mit menschlichen funden63 ver-
dempfft64 oder verwickelt ist. Da von ich
kurtzlich schrei-
ben werd/ wil gott.65 Ich sag nit von dem groben miß-
brauch/ sonder von
dem subtilen/ dero ein angesicht und
form hat Ewangelischer Messe/ und ist doch
nicht we-
niger/ dan das sie scheind. In der summ/ kurztlich
werdet
yhr sehen/ das der nham/ Messe/ unnd alle han-
delung unserer Messe/ dem
hoch wirdigen sacrament. frombd66
und ungemeß ist/ ich geschwig andere bosse67 ubungen68.
Der almechtig got wolle seine glorien in unßern hertzen
lassen einscheinenm und außleuchten in die gantz welt.
Amen.