Nr. 248
Ursachen, dass Andreas Karlstadt eine Zeit stillschwieg, und von rechter, untrüglicher Berufung
, [1523, [Dezember]]

Einleitung
Bearbeitet von Harald Bollbuck

1. Überlieferung

Frühdrucke:

[A:]Karlstadt, Andreas Bodenstein von
Vꝛſachen das ∥ And: Carolſtat ein ʒeyt ∥ ſtill geſtchwigen. ∥ Vonn rechter ∥ vnbetriglicher ∥ beruffung. ∥ Gedꝛuckt ʒů Jhen inn ∥ Doͤꝛingen durch Michel ∥ Bůchfuͤrer. M.D.xxiij. ∥ [TE] ∥ [Am Ende:] Datum ∥ Oꝛlamuͤnde. im December. Anno M.D. xxiij. ∥
Jena : Michel Buchfürer , 1523.
4°, 12 Bl., A4–C4 (A1v und C4v leer) -- TE.
Editionsvorlage:
HAB Wolfenbüttel, Yv 2328.8 Helmst.
Weitere Exemplare: ULB Halle, AB 154 090(8). — HAB Wolfenbüttel, 131.6 Theol. (8). — HAB Wolfenbüttel, 147.5 Theol. (27). — UB Würzburg, Th. dp. q. 1013. — RSB Zwickau, 16.11.8.(35).
Bibliographische Nachweise:

Das sich nach oben abrundende Titelfeld ist von einer reichgeschmückten Titeleinfassung umgeben. Beidseits befinden sich zwei mit Weinlaub umrankte Baumstämme mit Astansätzen, die von Menschen- und Tierfiguren erklommen und besetzt sind. Unter dem Titelfeld befindet sich ein Wappenschild mit einem liegenden Ochsen und den Initialen »M B«1 darüber.

[B:]Karlstadt, Andreas Bodenstein von
Vrſachen das ∥ Andꝛeas Carolſtat ∥ ain ʒeyt ſtill ge⸗∥ſtchwigen. ∥ Vonn rechter ∥ vnbetruͤglicher ∥ beruͤffung. ∥ M.D.XXiiij. ∥ [TE] ∥ [Am Ende:] Datum Oꝛlamünde/ ∥ im December Anno.M.D.XXiij. ∥
[ Augsburg ]: [ Simprecht Ruff ], 1524.
4°, 12 Bl., A4–C4 (A1v und C4r–v leer) -- TE.
Editionsvorlage:
BSB München, 4° Polem. 559..
Weitere Exemplare: HAB Wolfenbüttel, 127.21 Theol.(3). — HAB Wolfenbüttel, 455.2 Theol.(10)..
Bibliographische Nachweise:

Variante B zeigt eine Reihe orthographischer Abweichungen (»vatter« statt »vater«, »beriefft« statt »berufft«, »woͤlen« statt »wellen«, »brieder« statt »bruͤder«, »riemen« statt »ruͤmen«, »ieben« statt »uben«/»ueben«, »mießt« statt »muͤst«; »fieren« statt »fuͤren«, »beriembt« statt »beruͤmpt«, »rieffen« statt »ruffen«, »spieren« statt »spůren«; »understiend« statt »untherstuͤnd«, »gemiet« statt »gemuͤt«, »fiessen« statt »fuͤssen«). Auffällig ist die häufige Verwendung des langen »i« anstelle von »u« bzw. »uͤ«, jedoch erfolgte diese Änderung nicht konsequent, was darauf hindeuten kann, dass Variante B die Schreibung in Variante A durchgängig korrigieren wollte, aber nicht gründlich genug vorging.

Editionen:

Literatur:

2. Entstehung und Inhalt

Die zeitliche Einordnung der Schrift ist durch das Impressum vorgegeben: »Datum Orlamuͤnde. im December. Anno M.D.xxiij.« Nach Ausweis des Titelblatts hat Michel Buchfürer (eigentlich Johann Michael) in Jena den Druck wohl noch im Dezember 1523 beendet. Es war sein erster Druck in Jena,2 dem in schneller Folge vier weitere Karlstadtdrucke bis Anfang 1524 folgten.3

Anstoß für die Schrift scheint eine Anfrage von einigen seine Flugschriften schätzenden Anhängern gewesen zu sein, die Karlstadt aufgefordert hatten,4 wieder publizistisch für einen größeren Kreis aktiv zu werden. Tatsächlich war der Traktat Ursachen seines Stillschweigens und von rechter Berufung der erste Karlstadt-Druck seit dem im Frühjahr 1523 erschienenen Was gesagt ist: Sich gelassen.5 Die wirklichen Gründe für die publizistische Pause sind unklar. Es bleibt Vermutung, ob es, wie Karlstadt in der Schrift behauptet, die theologische Unsicherheit über die Berufung war oder der Druck Luthers auf ihn, von der Publizistik abzusehen;6 auch, ob Vorwürfe der Feigheit ihn zum Schreiben drängten.7 Einen wichtigen Schreibanlass wird Luthers Schrift Dass eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe8 vom Mai 1523 gebildet haben, welcher der christlichen Gemeinde die rein äußerliche Aufgabe der Berufung ihrer Priester erteilte. Karlstadt widersprach dieser Aufassung, indem er der inneren, göttlichen Stimme des Berufenen den Vorrang gab.

Wer die eingangs genannten Anhänger, die ihn »beriefen«, waren, erwähnt der Text nicht. Die Aufforderung kam von »Brüdern«, was auf theologisch interessierte Laien schließen lässt, die Karlstadt – ob schriftlich oder mündlich – unter Berufung auf Paulus und dessen Auftrag an Titus überzeugen wollten, wieder öffentlich hervorzutreten.9 Die Orlamünder Gemeinde hatte sich bereits am 26. Mai 1523 für eine Übernahme des Predigtamts durch ihn ausgesprochen.10 Die Schrift Ursachen seines Stillschweigens und von rechter Berufung könnte dann auf Aufforderung von Gemeindemitgliedern (Brüdern) entstanden sein, die um Intensivierung der Predigttätigkeit gebeten hatten.11 Neben der Erklärung seiner publizistischen Pause wäre sie auch als nachträgliche rhetorische Rechtfertigung der Übernahme der Pfarrgeschäfte in Orlamünde durch Karlstadt zu interpretieren, um die Stimme der göttlichen, inneren Berufung gegen eine überkommene Institutionalisierung des Pfarrwesens in Stellung zu bringen. Weniger wahrscheinlich ist es, dass es sich um Unterstützer aus Joachimsthal handelte, die bereits Ende 1522 in Gestalt von Wolfgang Kuch den Sermon vom Fegefeuer in Nürnberg zum Druck gebracht hatten.12

Auffällig ist die Erwähnung, dass die Unterstützer Karlstadt sogar angeboten hätten, sich für eine korrekte Drucklegung einzusetzen.13 Da der Erstdruck in Jena erfolgte, müssen unter diesen Helfern Gerhard Westerburg und Martin Reinhart gewesen sein, die sich in dieser Phase intensiv um die Drucklegung von Karlstadtwerken bemühten.14 Allerdings waren beide keine Laienbrüder, sondern Kleriker. Jedenfalls scheint Karlstadts Stillschweigen nur solange gewährt zu haben, bis mit Hilfe Westerburgs und Reinharts die Druckerpresse Buchfürers in Jena für ihn eingerichtet worden war.

Die theologische Begründung seines Schweigens führt Karlstadt bereits im Titel der Schrift an. Niemand solle öffentlich predigen, der sich der inneren Berufung und Erwählung durch Gott nicht sicher sei. Parallelen zu dieser Auffassung finden sich im sogenannten Meisterbuch, einer der Augsburger Ausgabe der Predigten Johannes Taulers angefügten Historia, von der sich bekanntlich ein Exemplar in Karlstadts Besitz befand.15 Tauler stellt dort dar, dass dem Hören des Gotteswortes und der Erlangung der göttlichen Gnade ein Rückzug von der Öffentlichkeit und die Einstellung der Predigens vorausgehe; der Prediger müsse neu hören lernen und das Kreuz der Nachfolge Christi auf sich nehmen, erst dann könne er wieder predigen und studieren.16 Das Meisterbuch präsentiert konzentriert den mystisch geprägten Weg zur Erlangung von Gelassenheit und Gottesgnade im Rahmen einer Theologie vom Laien, der explizit und im ausgeprägten Gegensatz zum gebildeten Kleriker zum Gefäß des Heiligen Geistes wird.17 Karlstadt übertrug diese Ideen vom Schweigen, Rückzug aus der Öffentlichkeit und von der Unterbrechung der Predigertätigkeit als Grundlagen wahrer Gotteserkenntnis in seine Bußlehre und sein Amtsverständnis des Laienpredigers.

In der allgemein an den Leser (aber ebenso an die ungenannten Unterstützer und Fragenden) gerichteten Vorrede führt Karlstadt diesen Sachverhalt zu einer Kritik des zeitgenössischen theologischen Schreibens aus. Denn das theologische Schrifttum seiner Zeit zeichne sich häufig weniger durch Unterweisung und Auslegung aus, sondern verfalle in Polemik. Karlstadt nimmt sich selbst von diesem Befund gar nicht aus. Deshalb habe er aus Selbstschutz geschwiegen, da er sonst für seine Sünden das Feuer (inneres Fegefeuer) erleiden müsste. Doch übt Karlstadt auch Kritik an seinen Druckern. Diese hätten Worte vertauscht, die Syntax zerstört und ganze Kolumnen an falsche Stellen gerückt.18 Der »unfleyß« der Drucker habe sein Werk verfälscht und ihm üble Nachrede bereitet, sodass er gar nichts mehr schreiben wollte.

Nun aber habe er diesen Vorsatz aufgegeben, da diejenigen, die ihn gebeten haben, die Stimme zu erheben, für einen korrekten Druck sorgen würden.19 Auch wenn sich Karlstadt nun diesen beiden Begründungen – der theologischen Notwendigkeit wie auch der Zusicherung einer korrekten Textwiedergabe – beugt, mahnt er seine Anhänger und Förderer, dass es eine Berufung nur durch Gott gebe. Eine menschliche Berufung durch einen Sendauftrag sei nur äußerlich. Man könne sogar sagen, sie sei wider Gott, und ihr zu folgen sei Frevel. Eine sichere göttliche Berufung sei durch das innerlich aufgedruckte Siegel der Berufung gekennzeichnet.20 Karlstadt wendet dieses Argument gegen diejenigen, die eine innere Berufung als solche ablehnen und sich damit gegen Aussagen des Paulus richteten, der sich von Gott, nicht aber von Menschen berufen sah.21 Er selbst werde, wenn er bereit sei, den Auftrag anzunehmen, das Wort Gottes ohne Abwandlung und direkt verkündigen.22 Seine Aufgabe sei es, von Gott Zeugnis zu geben und zu predigen unter der Voraussetzung, dass der Geist Gottes über ihm sei.

In diesem Erklärungszusammenhang stehe sein langes Schweigen. Die Berufung sei ihm von Menschen ergangen;23 und er selbst habe sich noch nicht hinreichend göttlich berufen gesehen. Einerseits bekräftigt Karlstadt damit, dass kein Pastor oder Bischof berufen werden könne, es sei denn, er ist von Gott für das Kirchenvolk erwählt, dem er verpflichtet ist.24 Damit hebelt er die kirchliche Hierarchie aus, die ihre Funktion im Berufungssystem verliert, und stellt das Laienamt dem des Klerikers gleich. Große Bedeutung erlangt nun die Prüfung der inneren Stimme im Sinne einer göttlichen Berufung für das Amt der Verkündigung (hier als Prophetenamt).25 Diese Stimme ist als wahrhaftiges Zeugnis klar, mächtig und sicher, doch würden viele eher dem Geschrei hinterherrennen und nichts von innerer Berufung wissen wollen.26

An dieser Stelle gliedert Karlstadt den Text mit einer eingeschobenen Erwiderung, die darauf verweist, dass man ohne Gottes Willen nichts vermag, folglich auch nichts gegen seinen Willen schreiben oder predigen könne.27 In diesem Sinne und auf Basis von Tit 1,5 haben die christlichen Brüder, die ihn beriefen, argumentiert: Der Gemeinde solle erlaubt sein, Priester zu bestellen und die Städte mit Priestern zu besetzen.28 Dementsprechend möge Karlstadt ohne Furcht sein Amt antreten. Doch wendet Karlstadt ein, ebendort in der Bibel heiße es, dass man sich bei der Bestimmung der Priester Zeit lassen möge.29 Für die Gemeinde wie den Berufenen selbst stellt sich daher die Aufgabe, den Berufenen und die Berufung mit Fleiß und im Gebet zu erkennen30 sowie die eigene innere Berufung gemäß dem Willen Gottes zu erforschen. Gottes Gnade könne durch Erkenntnis von Schrift und Geist Gottes erspürt werden. Gottes Wirken in der Gemeinde ist die Prüfung der Berufung.31

Im Rekurs auf die an ihn ausgegangene Berufung wiederholt Karlstadt, dass die paulinischen Aussagen (Tit 1,5) nicht falsch verwendet werden dürften32 und die innere Berufung langfristig geprüft werden müsse. Wie habe diese Prüfung zu erfolgen? Gottes Wort sei rein und lauter und stelle hohe Anforderungen an den, der es verkündet. Sünder dürften es nicht sorglos in den Mund nehmen. Stattdessen solle der Mensch wie Silber, das Gottes Wort gleiche, siebenfach gefegt werden.33 Karlstadt eröffnet an dieser Stelle einen Zusammenhang zu seinem Sermon vom Fegefeuer.34 Die Prüfung und Läuterung der Seele im Fegefeuer wird mit der siebenfältigen Besprengung nach dem mosaischen Gesetz35 parallelisiert. In Hinwendung auf seine eigene Lebenssituation wird diese sorgfältige Eigenprüfung zum theologischen Hauptgrund des eigenen Stillschweigens. Auch wenn dem Menschen – auch dem Menschen Karlstadt – Willen und Begierde, letztlich auch selbst die Eitelkeit auf Grund der eigenen Verkündigung des Gotteswortes ein großes Hindernis setzten, liefere allein das Konzept der Gelassenheit eine Lösung für das Dilemma.36 Gelassenheit besteht im Gehorsam gegen Gott,37 sie verbrennt den Spott der gegnerischen Philister, zugleich werde die eigene, nichtige Seele durch Spott, Neid und Hass der Gegner ausgelöscht. Sobald diese innere Berufung in Gelassenheit erspürt sei, habe der Berufene die Aufgabe, die Gottesgaben an die Mitbrüder zu verteilen, da keiner alle besitze. In Bestätigung der Vorstellung vom Priestertum aller Gläubigen betont Karlstadt, dass die Verkündigung die stete Aufgabe des Hausvaters im Laienstand sei.38 Sie öffne auch das Verständnis des Gotteswortes und helfe der Gemeinde bei der rechten Berufung eines würdigen Predigers.39 Er selbst hoffe für sich, dass seine gefährliche »Ausfahrt« – als Rückkehr in Publizistik und Predigtamt in Orlamünde, fern von Wittenberg – dem »Innebleiben« der Gelassenheit und dem Hören der inneren Berufung gleichgesetzt werde, zumal ihm die »Ausfahrt« polemische Gegenwehr eingebracht habe. Die publizistische Auseinandersetzung steht wie die Predigt im Konnex der Verkündigung der wahren Lehre.

Der Traktat Ursachen seines Stillschweigens und von rechter Berufung ist ein öffentlicher Sendbrief, der auf eine tatsächliche Anfrage einiger Anhänger zu Karlstadts Publikationspause reagierte, zugleich die Wiederaufnahme des Drucks von Publikationen in der Jenaer Offizin von Michael Buchfürer begründete. Formal lehnt sich die Schrift an die akademische bzw. kirchenjuristische Begründungsrede einer causa und ihrer Statuslehre an: der Darlegung des Sachverhalts (des eigenen Schweigens und der verhaltenen Reaktion auf die »Berufung«) und seiner Definition folgt dessen theologische Bewertung und eine Auflösung im Sinne des Gelassenheitskonzepts.40 Hierzu gehört auch die responsio (Erwiderung)41 der rhetorischen Gegner, der eine confirmatio des Autors folgt, die die Begründung der bereits zuvor vorgetragenen Argumente unterstreicht. Dabei wird die akademische Gattung in eine volksprachliche und vereinfachte Form überführt. Karlstadts Antwort ist theologischer Natur und bezieht sich auf seine Unsicherheit hinsichtlich des Standes der eigenen inneren Berufung. Thema ist somit der Prozess der äußeren und inneren Erkenntnis dieser Berufung durch Gemeinde und Berufenen, der sich schließlich bei Letzterem in einem Zustand der Gelassenheit und des vollkommenen Gottesgehorsams zeigt. Mit der gleichsam völligen Ablehnung der äußeren Berufung verweigert sich Karlstadt der amtlichen Institutionalisierung der kirchlichen Hierarchie; das Laienamt wird zum zentralen Bestandteil der Verkündigung, die Erkenntnis der inneren Stimme ist die letzte Berufungsinstanz. Die Stoßrichtung gegen diejenigen, die eine innere Berufung ablehnen, verweist auf die Wittenberger Universitätstheologie.


1Die Initialen des Druckers Michael Buchfürer.
2Vgl. Benzing, Buchdrucker, 109; 220; Reske, Buchdrucker, 203f.; 400; Reske², Buchdrucker, 218f.; 433; Zorzin, Flugschriftenautor, Nr. 56 mit Anm. 47. Siehe auch KGK 248 (Anmerkung).
3KGK 249; KGK VII, Nr. 250; KGK VII, Nr. 251 und KGK VII, Nr. 252. Die Druckertätigkeit Buchfürers für Karlstadt wurde durch Intervention Luthers bei Kanzler Gregor von Brück am 14. Januar 1524 bald wieder beendet (WA.B 3, 233,15–28 Nr. 703). Möglicherweise ist die Aussage, dass Karlstadt dort zu lehren bereit sei, wo er nicht berufen ist, eine Reaktion auf die vorliegende Schrift: »Carolostadius Jenae typographiam erexit illic excusurus, quod volet homo, suis infirmitatibus serviens, docere paratus, ubi non vocatur […].« (WA.B 3, 233,16–18 Nr. 703). Gegenüber Spalatin äußerte Luther am selben Tag, dass Karlstadt in Jena 18 Drucke herauszugeben gedenke (WA.B 3, 234,5f. Nr. 705). Vgl. Joestel, Ostthüringen, 106f.
4Ein Hinweis darauf bei Zorzin, Flugschriftenautor, 155.
5Vgl. KGK 241. Zwischenzeitlich verfasste Karlstadt das Briefgutachten Selig ohne Fürbitte Marias (KGK 244) und die Predigt Von Engeln und Teufeln (KGK 246); beide erschienen erst 1524 im Druck. Die Aussage über das eigene Schweigen widerspricht einer Drucklegung der letztgenannten Schrift in Eilenburg im Herbst 1523 (s. KGK 246 (Textstelle)).
6Gegenüber Kanzler Brück beklagte Luther tatsächlich, dass Karlstadt gegen Reichstagsabschied und Universitätszensur publizieren würde (WA 3, 233,20–23 Nr. 703).
8WA 11, 408–416.
9KGK 248 (Textstelle); KGK 248 (Textstelle). Den Begriff »bruͤder« verwendet Karlstadt elf Mal in der Schrift.
10KGK 242 mit Beilage 1.
11Die Pfarre Orlamünde war eine Präbende des Archidiakonats am Wittenberger Allerheiligenstift, ihre Übernahme war von der Zustimmung von Universität, Stiftskapitel und Kurfürst abhängig. Vgl. KGK 242 und KGK 243. Joestel, Ostthüringen, 84 u. 89 erkennt in der Begründung des Zögerns die Berufung anzunehmen, am Anfang der vorliegenden Schrift eine Reaktion auf eine Bitte der Orlamünder Gemeinde, die Karlstadt mahnte, seinen Predigtpflichten nachzukommen.
12S. KGK V, Nr. 233, S. 328f.
14Vgl. Joestel, Ostthüringen, 106f. Zum Druck der Abendmahlsschriften in Basel durch Vermittlung Westerburgs vgl. die Einleitung zum (verschollenen) Dialogus von der Kindertaufe (ed. in KGK VII).
15Das Meisterbuch, die Historia des Johannes Tauler, in der Ausgabe, die Karlstadt persönlich besaß: Tauler, Sermones (1508), fol. 211v–220v (RFB Wittenberg, 2° HTh 891). Zu Karlstadts Handexemplar dieser Tauler-Ausgabe s. Hasse, Tauler, 23–30; Otto, Tauler-Rezeption, 69; 241; KGK III, Nr. 146, S. 44 Anm. 154; Nr. 154, S. 190 Anm. 8.
16Tauler, Sermones (1508), fol. 213r; 215r u. 217v. Vgl. hierzu sehr knapp Hasse, Tauler, 185 Anm. 50.
17Bes. Tauler, Sermones (1508), fol. 211v–212r.
18KGK 248 (Textstelle). Bezugnahme auf die Fehler in Variante A des Druckes der Schrift Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes; vgl. die Einleitung zu KGK 239 und KGK 239 (Anmerkung).
21Gal 1,1; Kol 1,1. Die innere Berufung thematisiert gleichfalls Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK 249 (Textstelle)).
28KGK 248 (Textstelle). Möglicherweise reflektiert Karlstadt hier Luthers Argumentation, dass angesichts des Zustands von Papsttum und Bischöfen die weltliche Obrigkeit in Gestalt von Magistraten und Fürsten die Gemeindepriester direkt wählen sollte. Vgl. WA 11, 415,19–22. In der Druckvariante D der Schrift Selig ohne Fürbitte Marias wurden zwei Absätze aus dem Sermon Luthers eingefügt; vgl. KGK 244 (Textstelle) und KGK 244 (Textstelle) mit KGK 244 (Anmerkung).
30Karlstadt spricht im Rekurs auf das Verhalten der Gemeinde mit Barnabas und Paulus (Apg 13,1–5) von der Absonderung der Berufenen, die durch Schriftverständnis, erworben durch eigene Lektüre und Verkündigung, erkannt werden Siehe auch KGK 248 (Anmerkung). Anders als bei Müntzer wird Gottes Willen nicht in Visionen und Träumen offenbar. Vgl. hierzu Goertz, Träume.
31KGK 248 (Textstelle) »das Gottis geyst die Aposteln innerlich angeredt/ unnd gelert hat/ wie sie Barnabam und Paulum absondern sollten«.
36Wie Was gesagt ist: Sich gelassen aus dem Frühjahr 1523 mündet auch diese Schrift Karlstadts in das Thema der Gelassenheit.
37Definiert wie in Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes und in Was gesagt ist: Sich gelassen; vgl. KGK 241 (Textstelle), KGK 241 (Anmerkung) und KGK 239 (Textstelle).
40Zur Statuslehre vgl. HWR 2, 141. Eine causa im kirchenjuristischen Sinn legt die materialrechtlichen Gründe eines Verhaltens bzw. einer rechtlichen Entscheidung dar. Es wird unterschieden zwischen der causa necessaria, die Rechtfertigungen für die Herabsetzung von Messverpflichtungen liefert, der causa gravis, die schwerwiegende Gründe aufzeigt, die bestimmte Maßnahmen erforderlich machen, der causa motiva, die den ausschlaggebenden Grund präsentiert, und der causa finalis, die letztendliche Beweggründe von Handlungen bzw. Entscheidungen erläutert. Vgl. HWR 2, 144f.

Downloads: XML · PDF (Druckausgabe)
image CC BY-SA licence
»