Nr. 248
Ursachen, dass Andreas Karlstadt eine Zeit still schwieg, und von rechter, untrüglicher Berufung
1523, [Dezember]

Text
Bearbeitet von Harald Bollbuck
BuchsymbolA1r

Ursachen das

And'reas'a Carolstat ein zeyt
still geschwigen.
Vonn rechter
unbetriglicher
beruffung.
bGedruckt zů Jhen inn
Doͤringen durch Michel
Bůchfuͤrer1. M.D.xxiii
b.


BuchsymbolA2r Frid unnd erkantnis der gestrackten2
gerechtigkeyt Gotis/ von Gott dem
lebentigen vater Christi Jesu unsers
herren. Euch bruͤdern/ die yr mich be-
rufft. Amen.3

Bruͤder/ ir wundert das ich still sweigc/ unnd nichtsd
schreib/ und beschuldigt meine faulheyt do mit/ und thute
als ettliche/ die teglich uber mich schreyhen.4 Ich verlaß
ein bessere arbeyt der lection/ und ubef mich in eusserlicher
leihischer arbeit/5 und unthersteht euch mich zum schreiben
zedringen/ als wer ich euch pflichtig mit schreiben zu dienen/
gleich als moͤchte solcher dienst one ferligkeyt6 und nach-
teyl des geystes gescheen. Ich will aber (hoff ich) euch
genugsame ursachen antzeigen/ unnd euch mit schrifft-
lichem gezeugnis fahen/ und do hin fuͤren/ do ir bekennen
muͤst/ das keyn eusserlichs bekentnis (als schreiben und
predigen der warheit) one ferligkeyt/ und one schwindeg
anfechtung des geystes gotis geschicht. Drumb auch mir
nutzer wer/ still stehn/ unnd alleyn hoͤrenn die stym des
preutgamsh7/ dan auß dem schlaff und gehoͤri lauffen.8

Vor allem wisset yhr die uberschwenckliche boßheit
diser zeytten9 in wellichen die lieb erkalt und erloschen/
das die welt keyner muͤhj spart/ keynes scheltworts sich
schemet/ wider Gotis wort zu pellen. Man hoͤrt grym-
mig kzeen klappernk/ unnd sihet die auffgesperte rachen
der Lauhen unnd Beren10/ derhalbenn die Evangelische
prediger vorursacht/ widerumb etwas zů vil scheltenn
und hoͤnen. Vorgessen auch das sie nit ubel reden sollen11/
sondern nur ubel hoͤren/ und schemen sich nit das sie yhr
buͤchleyn mehr mit scheltworten erfuͤllen/ dan mit goͤt-
lichen reden und schrifftlichen ursachen ires syns und vor-
stands/ doher dan der grosse schade (als ich acht) ist her-
khomen/ das der gemeyn man so spitzige und Ygelische12
BuchsymbolA2v zungen erlangt/ das wenig von tapfern und ernstlichen
sachen/ ernstlich reden/ alles darumb/ das sie gut unnd
boͤse/ mit gleychem fleyß ingesoffen haben. Dadurch ist
auch zum teyl bruͤderliche liebe/ in der Aschenn erstickt/
und die schreiberey geneygter zů spotten und hoͤnen/ dan
zů untherweisen und leren.

Darin aber beschuldig ich den leser mehr/ dan den schrei-
ber/ das der leser on urteyl und erkentnis/ alles ins maul
und in bauch raffelt13/ das ym in den buͤchern/ furgetra-
gen ist und hellt das boͤß alsl gut.

Die aber geschriben haben/ seind durch ungestymikeit
der frevelichenm widerparten bedrungen14/ sich in werken der
finsternis zu uͤben/ und boͤsen lust mit unlust zudempfen.
Noch heut hat der unlust kein ende. So seind die auser-
welten auch nit itzt zusamen bracht von den vier winden
und die boͤsen nit außgeworffen von den guͤten/ ya die
welt fuͤrt teglich ir boßheit insn groͤste wesen/ und bau-
het berg der boßheit/ do sie zevor nur kleine huͤgelin bau-
hen tet/ und steht aller mutwill und duͤrstikeit in seiner
glud und hitz. Man betracht nit was zuthun ist/ sondern
so vil yeder man boͤß thun magk/ so vil thut er. Sie vor-
lachen Hiere. 48.15Israel als hetten sie es unther den dieben begriffen16
und zerpflockenso17 als ein Weyh18 die jungen huͤnlin19/ unnd
springen uber yhm/ als ein geyl kalp uber frischer weyde/
und uber neuem suessem graße.20 Sie tund nit wider Is-
rael nach irem vermoͤgen/ sonder uber ir vermuͤgen/ und
mehr dann sie thun kondten/ mit zungen/ mit worten/
mit tetenp und als Moabitische kinder.21

Lieben brůder/ wen einem uber seinen hals ein Moab
oder ein Babilonischer knecht koͤmpt/ so ist es schwer
das er sich in schultiger messikeit kegen ihm erzeig/ und vor
BuchsymbolA3r holhippelischemq22 fluchen und vormaledeyhung enthalte.23

Ir wissetr auch/ wie sich die spothafftige Philistyner
umb uns gelagert/ und auß iren gezelten/ furs uns her tret-
ten/ gleicher massen sie/ in vorigen zeiten/ auß iren hůtten/24
wider Gotis volck mit puchent und trotzenu theten unnd
plerten/ als wer der got des Israhelischen volckes taub
und hoͤret nicht/ blindt und sehe nit/25 oder ßo krafftloß/
das er sein volck nit koͤnt schutzen und erretten/ oder in
der massenn als wer der lebentig Got/ so liebloß unnd
grimmig/ das er sein volck wolt verlassen und in ewickeit
mit yhm zoͤrnnen.26 Euch ist kund/ das wir mit den Mo-
abitern.27 Amoniter.28 Babyloniern und andern vilen feinden
gotis/ als mit heresv krafft umbgeben/ und nichts ge-
wisser haben/ den zuhoͤren wie sie uns vorspotten/ unnd
schmehen werden.29

Auch ist es euch unverborgen/ das ich mich schwerlich
vor inen bergen30 kan/ und das ich uff ir unuͤtze scheltwort
one uppikeit nit antworten kan/ dadurch ich den unver-
stendigen/ einen strick ires erkentnis moͤcht legen (als
etlich than haben) unnd mich ein ursach setzen/ des ab-
bruchs Osee. 4.31goͤtlicher liebe unnd der spottworten/ welche die
narren mit den guͤten einlesen/ das dan got und seinem
volck/ zu unehren und nachteil gereichen moͤcht.

Da habt ir ein ursach/ worumb ich biß her/ in gutem
frid unnd still gesessen bin/ unnd hinfůrtw sitzen wolt.
Nemlich das ich one hoͤnreden schwerlich schreiben/ und
durch boͤse wort/ meine bruͤder ergern moͤcht/ das yhnen
nicht fromen/ und mich ins gestreng gericht moͤcht bren-
gen/ in welchem meniglicher/ vonn itzlichemx unnuͤtzen
wort/ rechenschafft geben/ und umb ein gering woͤrtlein
Racha oder Narr/ ein unertreglich hitz des feurs ley-
den muß.32

BuchsymbolA3vDie ander sach ist/ derhalben ich nit gern schreib/ das
ich den grossen unfleyß/ in druckung meiner bůcher/ nit
one beswerung/ vermerckt hab. Ir wissety wol das mir
ettliche/ nit alleyn wort vorwechselt/ sonder dartzu die
sententzenz vorfinstert/ unnd mit nebell der blindtheyt
uberschuttet haben/ und das mehr ist/ in ettlichen meinen
bůchern/ haben sie Columnen vorsetzt/ und den synn und
inhalt derselben bůcher/ gentzlich vorstoͤrt.33

Nů weyß ich/ das sollicher unfleyß/ mir zu vil nach-
reden und dem nechsten zu keyner furderung und dienst
komen ist/ drumb hab ich auch an mich halten woͤllenn/
und nichts mehr schreyben.

Weyl ir aber sprecht/ unnd aageredt34 miraa/ das ir selbert
notturfftigenab fleyß woldt furwenden/
unnd vorschaffen
das alle ding mit gnugsamer rechtfertigung auß gehnn
sollen/ wil ich diese ursachac faren lassenn. Sonderlichad die-
weyl ir disse ursach wider mich furwendet/ unnd sagt/
das ich dester lieber soldt schreyben/ uff das solche seu-
migkeit/ unfleyß und mangel/ durch euren grossen fleyß
erstatt und erfult werden. Das fur die andern ursach.

Was werdet ir aber zů dem sagen/ das niemants schrey-
ben/ ader predigen/ ader irgent ein offentlich ampt Gotis
eusserlich thun solt/ es wer dan/ das yhne Got darzů er-
welt hette. Das yr unnd andere meyne bruͤder/ mich be-
ruffen und auß schicken/ ist ein menschliche und eusser-
liche sendung/ die yhm grund vor Got nichts werdt sein
magk/ ja auch wider Got.

Und in der warheit/ ist solche menschliche beruffung/
ein ferlich35 und betriglich pfandt36/ und die nachvolgung
uff menschen beruffung/ ist vormessen und frevelich/ so
offt Gotis innerliche beruffung nit zu scheubet/ und den
beruffenenae nit vorsichert/ inwendig/ als ein uffgedruck-
ter sigill und gewiss pfandt.37
Dan es ist ein erlogene und
gleißnerischeaf nachvolgunge/ voller sauerteygs der Pha-
BuchsymbolA4rriseyer38/ wenn sie allein vonn creaturen ist/ unnd nichts
drunter ist.

Und wenag sie nit vormessen und frevenlich/ oder ferlich
und betriglich wer/ dannestah must der rum in Got vorloren
sein und der beruffenai koͤnt nit (als Paulus) sich in Got
ruͤmen und freyen. Seintemalaj Paulus unverholen spricht.
Ich byn nicht von menschen beruffenak/ nachal39 durch eynen
Gall. 1.eintzlichen menschen/ sondern durch Jesum Christam/ und
Got den vater gesetzt etc.40

Das bedingt sich Paulus gar herlichan und gar nochao/ im
anfang aller sendbriefe/ das er nit durch menschen/ nochap
irgent von eynem menschen ein Apostel erwelt sey/ und
troͤstet sich des/ unnd trotztaq darauff/ nemlich in beyden
Episteln zu denn Corinthern/ onfencklich sagt Paulus.
Ich bin ein Apostell beruffenar durch Gotis willen/ zů den
Ephesern/ Collossern/ an Timotheon/ ein Apostel nach
dem befelh Gotis/ in der ersten und in der andern saget
er/ ein Apostell nach dem willen Gotis.41

Meint ir das Paulus vorgeblich sich beding/ das er
von Got/ durch Gotis willen unnd befelh ein Apostel
Christi sey? Was koͤnen aberas42 moͤgen sich ettlich ruͤmen/
die Gotis lebentige beruffung abschneiden und vorlachen?
Wie woͤllen sie ir knechtschafft Christi und Apostell ampt
troͤstlich und frey vor Gotis augen fuͤren/ wen sie weder
von Gotis willen nochat bevelh wissen? und mussen sich
allein des ruͤmen/ des sich Paulus schemet/ nemlich mensch-
licher beruffung. Wen ich von nichts anders dan von eurer
fodderungau wisset/ was wurde mir Gott sagenn? unge-
tzweyfelt Hiere: 23.das. Er laufft und ich habe yn nit gesandt/ er
redet unnd prophezeyt in meynem namen/ unnd ich hab
yhm nit zůgeredt/ als Got den Propheten sagt/ die sich
yre eygen dancken und dreumeav liessen beruffen und jagen/
und saget. Sie lauffen und ich sandte sie nit. Sie prophe-
zeiten/ und ich redet yhn nit zů etc.43

BuchsymbolA4v Ap ich gleich Gotis wort predigen und schreiben wolt/
hett ichs doch nicht macht offentlich zethun/ one Gotis
befelh/ den Got moͤcht mir sagen/ als er den ungesand-
ten saget. Sie gehn oder lauffen etc.44

Setzt es do hin/ das ich Gotis wort/ one wandel/ son-
der gestrackt45 vorkhundiget/
tet aber das vorkundigen
nit auß Gotis geheyß und willen/ muͤst ich nit foͤrchten
das mir Got moͤchte sagen/ hab ich dirs bevolhen/ das
du mein wort von dir selbert/ in deinen mund setzest/ und
vorkuͤndigst dem volk? das weis ich furwar/ predig oder
schreib ich offentlich/ one Gotis erkanten willen/ unnd
gepot/ das ich ein freveler und streflich bin.

Rho. 10.Es spricht Paulus selberst/ wie koͤndten sie predigen/
ehe46 sie gesandt sein?47 also auch/ wie kan einer fruchtpar-
lich schreiben/ zu dem volck/ wen er nit ist von Got dazů
verordent?48

Die Aposteln seind nit so vormessen gewest/ das sie an
Act. 1.49Judas Iscarioths stadt/ einen andern erwelten/ der
Christum zeuget und vorkuͤndiget/ eh sie durch awein loßaw/
gotis willen erkanten. Dürfftax ir nů so frisch und keck sein/
das ir mich zuschreyben noͤtigen doͤrfft Gotis willenn
unerfaren?

Es ist fast ein ding50 von Christo tzeuknis geben unnd
schreiben/ oder predigen/ denn der geist gibt alle disse ge-
tzeugnisay/ es vermagk auch keiner von Christo zeugen/ es
sey dann das Gotis geist erstlich yhm getzeugnis gebe/ als
Christus spricht. Er wurt getzeuknis von mir geben/ und
ir werdetaz auch zeugen von mir.51 So auch bakan keinerba in der
Johan. 15.warheit von Got schreyben oder predigen/ wenn yhn Gotis
geist nit zůvor in die warheit gefurtbb/ und betzwungen hat
tzů schreyben/ reden/ oder beteuren.

Wir alle wissen auch das die Aposteln ir bekentnis und
zeucknis und lahr Got zůmessen/ und unverholen sagen das
gotis geist sie zů zeucknis getriben/ als Christus spricht.
BuchsymbolB1r Ir werdet die crafft des heiligen geistes enpfahen/ und
werdet mein zeugen sein.52 Das Gotis geist treib und dring
zu bezeugen Christum/ weiset auch an die historien Pauli/
den Gotis geist zwanck zubezeugen in Corintho den Ju-
den Jesum53/ und am andern ort vorstopffet Got Paulo
seynenn mundt/ das er nicht von Christo reden vermoͤcht.54

Nů ist Paulus vom geiste Gotis gefurt und bezwun-
gen/ das er Christum zeugen must/ und wo der geist nit
treybbc/ do kont Paulus auch nicht zeugen. So solt ich ein
laher auß dem vorgangen geschicht ziehen/ das ich auch
von Christo nicht zeugen solte/ ich wurd dann durch die
krefftebd des geists Gotis getriben unnd nicht vonn euch
menschen.

Wie es mit dem zeugen zugeht also geths mit vorkuͤn-
digung Gotis wort/ weil die Aposteln/ als dann Gotis
wort mit freidikeit redten/ als sie des heiligen geistes volbe
waren.55

Summa summarum/ sollen wir fruchtparlich und un-
streflich predigen oder schreiben von Got unnd Christo/
so muß uns Gotis geist datzu bereitten/ und verordnen56/
troͤsten und treiben/ und wir muͤssen den befelh von got
durch Christum enpfahen. One gotis befelhbf und one erkan-
ten willen Gottis/ istsbg eittell vormessenheit/ wenn sich
einer in ein solchs hochs ampt setzen lessetbh. Es wer dann/
das got stum wer wordenn/ unnd doͤrffte nit mehr leren
oder ziehen/ unnd Christus nit mehr bey uns seyn woͤlt/
biß zum ende der welt.57 Ap gleich engeln und menschen/
einen/ zu predigen oder schreiben/ uffweckten/ es wer dan-
nestbi vor got nit gut/ und den menschen unerschislich.bj58

Das aber got allein seine knecht auffweck/ und uff ire
fuessebk stell und zů offenbarung gotis herlikeit dring/ und
fruchtpare arbeiter oder schniter in seyn erndte schicke/
und kein andere gewalt/ hauffen/ gemeinde/ oder eintzel-
ligebl person/ weyset die warheyt/ welche spricht.bm
BuchsymbolB1v Ir solt den herren der erndten bitten/ das er arbeiter oder
Matth. 9.diener in sein erndte send.59 Stuͤnd es in menschen gewaldt
diener in die erndten zůordnen/ wer die erndt ir/ und nit
Gotis/ und menschen weren herren daruber/ unnd nicht
got. So wer auch die lahr Christi unnutz/ der sagt. Bitt
den hern der erndten etc.60 Wer do bitten soll/ der hat das
nicht in seiner macht/ das er mit gebet erlangen muß. Nů
aber weyl got allein ein got und herr seines volcks unnd
seyner erndten ist/ zymet es nicht denn menschen in ein
frembd erndte diener zůschicken. Sie sollen Got bitten
das er hyrtten setze/ uber seynen schaffstal/ unnd sollen
sich der herde Gotis nicht mechtigen.61

Auß dieser ursach halt sich keiner fuͤr einen Pastor/ ec-
clesiasten oder Bischoff/ er sey dann von got/ dem selben
volck/ erwelt/ dem er obligt.
Ich weiß das sich keiner ruͤ-
men darff/ das er eines volcks Pfarrer sey/ er wisse dann
fur war/ das er von got gesetzt sey/ des die erndte ist/ und
der die arbeiter allein dreyn gibt. Als wenig einer ein hirt
ist/ wenn yhn Got seinen scheflein nit geben hat/ unnd so
wenig einer gewißlich weißbn/ das er von got ein hyrt vor-
ordent ist/ wenn er nit eigentlich gotis willen und gemuͤt
erlernet hat/ das yhnn Got erwelt hab.

Das werck der arbeyter und hyrtten erinnert mich/ das
ich an mich halt/ denn die rechten hyrtten und schnitter
der ernden unnd volcks habenn ein oberkeyt/ uber die/
tzů denen sie got schickt (bonicht das sie boͤses gewinß hal-
ben/ den leuthen sollen herschen)bp sondern sie seind uber
das volck/ in der weyse/ das sie Gottis wort mechtigk-
lich/ und mit freydigkeit fuͤren/ und rauffen auß/ unnd
tzerbrechen/ und tzerstreyhenbq/ unnd tzerknirschen mit
gotis wort/ als mit eynem scharffenbr schwerdt und wich-
tigen62 hamer63/ ein iglichesbs hertz/ darnoch es geschickt ist/
und darnoch es trifft. Widerumb sollen die rechten hirten
BuchsymbolB2r das tzerstraut samelnbt/ das zerbrochen gantz machen/ das
fluͤchtig und irrige widerbrengen/ das krancke gesundt
machen64/ unnd durch Gottis wort alles außrichten/ das
sein eygenschafft foddertbu/ unnd nymer one frucht wider
keren/ unnd der gleychen tausent wircken und thun/ der
ich keines vermagk. Weyl ich dann die fruͤchte
nicht in mir befinde/ wer mirs besser/ das ich mich des
baumes oder der wůrtzelnbv nicht untherstuͤnd/ und war-
tet noch/ biß ich wunderbarlich angetzundt unnd uffge-
richt wuͤrd/ von dem geist/ der iglichen treybet zuͤ offen-
barlicher verkuͤndigungbw/
und alle hertzen in seiner handt
hat/ und iglichen hyrten bewegt/ und reden macht/ und
auch stillet/ wenn er wil〈.〉 Das aber sich keiner fuͤr einen hirten
oder Pastor halten magk/ er pruͤfebx dann solliche kraffte/
des wort Gottis in sich/ ist in der schrifftby angezeygt.
Ezechielis. 3. Hieremie. 1. 33. Johannis. 10.65 und doher ge-
hoͤrt der spruch Pauli/ der geyst der prophetzeyen ist den
Propheten untherwurffen/66 wie wol es den fleischlichen
augen frembdt ist.

Die innerliche beruffung ist koͤstlich/ sicher/ und nœt-
lich67/ denn sie gibet ein warhafftig getzeugknis/ das der be-
ruffenbz/ des herrn und gottis/ ein knecht ist/ des die scheff-
lein seindt. Wer sie befindt unnd recht versteht/ der geht
durch die thuͤr ein/ der sie aber nicht kan befinden/ der
geht uber die mauer ein/ unnd durch den weegk/ durch
welchen dieb und moͤrderca eingehn〈.〉68

Wir seind aber unbedechtichgecb leute (ich so wol als ein
ander) das wir in gotis sachen so bald furt faren/ unnd
lassen uns als ein roͤr einen kleinen wint uff heben/ und
tzu knechten gotis machen/ unnd gehn tzů groͤssern oder
faͤrlicherncc Tyrannen/ oder ye zů gleichen/ dem Pharaoni69/
und Sedechie70/ und Nabuchodonosor71/ und wollen nicht
behertzen/ wie schwer sich Moses.72 Hieremias.73 Ezechiell74
BuchsymbolB2v und in gleicher sach Gedeon75 machten/ als sie got beriffcd
und zum volck schicket/ die uns billich ein exempell seyn
solten/ das wir mit grosser bedechtickeitce/ das ampt und
schwert gottis fuerten/ dann ichs meines teyls/ biß her
gefurth hab.

Nůh versteht doch fleisch und bluͤt/ das die geystliche
nit verstehn wollen/ unnd schemet sich mehr frevelicher
that/ dann die geistliche. Sih/ es ist keiner/ der sich/ fur
eines Fursten oder Koͤnigs diener halten darff/ er ver-
steh dann/ das yhn der Fürst oder Koͤnig darfur hab an-
genommen/ wenncf er nit von einem hern muͤntlich gefordert
oder sonst den willen des hern gewislich verstanden hat/
wil er sich fur keinen diener des Fuͤrsten halten/ geht er
aber ins fursten ampt/ so ist er ewiglich forchtsam/ und
in seinem gewissen unfridsam/ und zappeletcg so lang biß
er seines dinstes ein gewisse antzeigch versteht/ das thund
die kinder der welt/ und seind kluͤger76 denci die kinder des
lichtes.77Dencj unser lauffen vil tausent hin uff ein schlecht
geschrey/ und stellen uns in das ampt gotis/ und haben
kein eusserlich tzeichen/ das uns got datzů beruffenck hat.
Wissen auch nichts von der innerlichen beruffung/
und
schemen uns das nit furcl got zů thun/ des wir uns vor den
menschen schemen muͤssen. Dise ursach ist bey mir bewe-
glich78 und erschrecklich/ wie frembd und seltzam sie ist/
denncm gotis will solt billich verstanden seyn.

Kegenrede.cn

Du sprichest. Ichco versteh gotis willen. Ich schreib oder
schreib nicht/ ich predig oder predig nit/ so weis ich das
gotis will ist. Wenncp one gotis willen vermagk ich nichts/
welt es got nicht haben/ das ich predigt oder schrieb/ so
muͤst ich still haltten. Antwort.

BuchsymbolB3r Der uff solchen verhencklichen79 willen gotis schreiben
wil/ der thunscq uff seine unkost/ ich wils nit thun. Der
teuffel und verthuͤmptecr80 menschen/ diebe und moͤrder/
ertichte schoffcs und reissende woͤlffe fussenct uff solichen
willen Gotis/ und thund/ das Got nit haben wil. Hett
doch der teuffell nit moͤgen ligen/ wenscu yhm got nicht
verhenckt.81 So auch hett Judas der verrether Christum
nicht verraten wenscv yhm got nit gestatt hett.82 Sie suͤn-
digten aber/ unnd wůrden Gotis gerichtecw schuldig. Ich
wil Got bitten/ das er mir seinen geist der barmhertzig-
keyt geb/ der mich Gotis wolguͤnstigen willen83versten-
digt/ dem wil ich gern gefoͤlgig sein/ der mich vor seynen
augen angenem84 machet. Das beduͤrffen alle hyrten/ die
wol und recht weiden/ unnd sollen sollichen geyst auch
verstehn/ wenn sie rechte hyrten sein. Ursach. Sie muͤssen
ye den vetterlichen tzuck/ der an Christum/ den warhaff-
tigen hyrten der selen/ tzeucht/ befinden/ und das werck
des geistes Christi verstehnn. One das werenn sie wydercx
geistlich noch warhafftigecy hyrten.

Das ir/ bruͤder/ die ordenung Pauli fuͤrwendt/ welcher
zů dem Tito sprach. Du solt die stedtecz hin unnd her mit
priestern besetzen85/ und wellet mich durch die laͤher Pauli
auffwecken/ und reitzen/ das ich one furchte/ und uner-
schrocken herfuͤr treht/ uff eure und andere beruffung/
und unthersteht euch mich mit dem zu uberwinden/ das
Titus ein eintzeleda person war/ und hett dannestdb den be-
felh unnd die macht/ das er knechte in die ernden dem
volcke Gotis moͤcht geben. Das vil mehr der gemeyndc be-
folhen oder yhe solt erleubt seyn/ eynen zů bestellen der
ein offentlich ampt gotis trieb.

Ich aber gesteh euch nicht/ das ir Paulo den gewalt
thut/ denn/ so das der synn und will Pauli wer/ muͤsten
BuchsymbolB3v vil andere sententzen Pauli/ unnd etliche schriefften un
tuͤglichdd und zů nicht werden. Ich wil einen nemende.
.1. Timo. 5.Du solt nyemandt bald86 die hende uff legen.87 Die macht
Titi ist bestrickt/ durch das gebot Pauli/ du solt nymant
bald ufflegen. Drumb ist das die meynung Pauli. Das die
Christliche gemeyn oder eintzeledf personen/ sie seindt hoch
oder nider/ sich zuvor umbsehen sollen/ ehe sie ire hende uff
legen. Was ist aber das anders gesagt/ dann das. Ir
solt/ vor allem die leuthe erkennen/ und euch der inner-
lichen beruffung und Gottis heymlichen willen erkuͤn-
den und Gottis gnad in dem spůren/ dem ir eure hende
wolt auff legen.

Das einer Gottis gnade/ in einem andern menschen
erkennen mack/ das ist nyemants frembd/ denn nur dem/
dem Gottis geyst/ oder schrifftdg/ unbekant ist/ dendh ein
Pharao erkandt Gottis gnad in Abraham88/ der ander
Pharao in dem Joseph.89 Nabuchodonosor im Daniel90/ und
das ich auch eines von den heyligen breng/ der Jacob im
Effraim.91 Sihe die hystorien auch der Apostolischen ge-
schichten im .6. Capitel.di92

Das aber/ die Christliche gemein nicht schnell faren
sollen/ oder ires eygen willens und synns nicht geleben
moͤgen/ sondern das sie zůvor die personen erkennen/ und
Gottis innerliche beruffung/ tzů sampt seinendj goͤtlichen
willen erfaren unnd verstehnn sollen/ ehe sie eynen/ zů
eynem hyrtten oder pastor erwelen/ das wil Paulus/ in
dem/ das er verbeut hende bald uffzůlegen.93 Also theten
Acto. 2.die Aposteln in der erwelung Matthei/94 und Samuel vor
der salbung Davids.95 Man sol goͤtlicher heym-
licher .1. Reg.16.beruffung gestrengklich und ernstlich nachforschen/
mit grossem fleyß/ mit innigem gebet/ mit hertzlichen
seufftzen. Das sie Gott inwendig unnd außwendig well
verstendigen/ wer der ist/ den er seinem volck geben/ und
den er in sein erndte geschickt hat.

BuchsymbolB4r Darnochdk sollen sie ire hende ufflegen/ unnd do durch
antzeygen/ das der selb/ dem/ ire hende uffgelegt seyn/
gnugsame goͤtliche weißheyt/ und guͤten willen hab/ und
von Got bereitt und begnadt sey/ Gottis schaffen treu-
lich furtzůstehn. Des haben wir geschicht und
exempell. Der geist Gottis sprach zů den Aposteln. Sun-
deret mir auß Barnabam und Paulum zů dem werck do
zů ich sie beruffendl hab. Die Aposteln fasten und betten
und legten yhnen die hend auff/ und lissen sie gehn unnd
do sie in die stadt Salmin96 kamen/ verkuͤndigten sie got-
tis wort. Acto.dm 13.97 Das werck datzů gott Barnabam
unnd Paulum absonderet/ ist die verkuͤndigung gottis
wortdn/ und der geyst rieffdo und sonderet sie/ ehe ab/ dann
die Aposteln. Und die Apostolische sendung volget goͤt-
licher sendung/ unnd die Aposteln erfuren tzůvor Gottis
willen/ ehe sie obgenante tzwen Aposteln abfertigten. wie
sie grossen ernst gehabt haben/ das tzeiget ir fasten/ gebett
und ufflegung der henden an. Man soll mercken/ das
nicht geschrieben steht/ der geyst sprach in gesichten/ im
schlaͤff/ oder im traum/ sondern one tzůsatz/ der geyst
sprach/ derhalben vermuͤtlich ist/ das Gottis geyst die
Aposteln innerlich angeredt/ unnd gelert hat/ wie sie
Barnabam und Paulum absondern solten.98

Es volget klar/ das die yhene/ so hyrtten verordenen99
oder setzen/ unnd ymant tzů verkuͤndigung gottis wortdp
ruffen wellen/ gottis wolgefallen verstehn sollen/ ehe sie
welen/ uff das sie nit wider gottis willen eynen erwe-
len/ den Got verworffen hat.

Die fleyschliche/ kuͤnden nicht verstehn/ gottis willen
unnd gnad als die geystliche/100 drumb solten die jene nur
welen/ ruffen/ unnd setzen/ welche Gottis geyst datzů
treybt/ die auch den geist Christi des alleroͤbersten hyrt-
ten haben.

BuchsymbolB4v Des habt ir allenthalben ein tapfer beyspeyl und ex
empell der Aposteln/ die zů den andern juͤngern sprachen.
Sie solten ynen menner/ zů der handreichung des tysches
erwelen/ die do beruͤmpt woͤren/ das sie voller heyliges
geystes und weißheit weren.101

Act .6.Darumb habt ir Paulum nit wol herfürdq bracht/ noch
in seynem synn gebraucht/ datzů mich unweyßlich ange-
redt/ das ich uff menschen forderung widerumb/ als vor102/
schreiben soll.
Paulus hat Tito ein form und weyß
geben/ wie er prediger und andere verkuͤndiger gotis er-
welen sol/ unnd wie er die innerliche beruffung und ge-
schickligkeit vernemen103 moͤg. Derhalben hat er Tito die
artickel und stuͤckedr fuͤrgemalt/ wie der sein sol/ und was
er fuͤr gaben von got sol entpfangen haben/ welcher laster
unnd verhindernis er ledigk sein muß/ den er zu einem
hyrten setzen soll.104

Demnochds solt yr niemandt bald hende ufflegenn/105 er
sey wer er woll/ gelart oder ungelart/ hoch oder nieder/
junck oder alt. Ir solt zů vor sehen/ ab er gotis gaben hat/
oder ein menschliche weißheyt hab. Platzet nit bald tzů106/
der mensch kan nicht schnell in grundt sehen/ lasset die
wercke unnd fruͤchten wol außschossen.dt Etliche dringen
sich selber/ durch gepettelte furschrifft107 oder furbit/ tzů
dem Apostell ampt/ etliche umb gelt/ etliche ehre halben/
etliche aber treibet Gottis wort unnd zwinget sie/ und
lesset yhn kein rugdu/ biß sie es offentlich bekennen/ des
wir vil Historien haben geschrieben. Aber der menschen
erkentnis ist mißlich und betriglich/ denn der reissende
wolffe seind vil mit scheffen peltzen bekleidt/ und etliche
fruͤchten als weren sie gůte peumendv/ die alle das ende des
werckes offenbar machet/ und der erfaren geistlich man
verstehn kan/ der alle ding urteylet oder richtet.108

Das mir meine bruͤder/ den grauhen und meine forcht
mit dem brechen wellen/ das man die yenedw hoͤren magk/
BuchsymbolC1r die uff dem stůl Mosi sitzendx/ und wercke wider Mosen
wircken.109 Wirt sie nit helffen/ mich auch nicht bewegen/
denn die schaͤfflein hoͤrendy sie mit grosser ferlickeyt110/ sie hoͤren
auch gleych so bald etwas wider den stuͤl Mosi/ als et-
was das Moses stuelsdz wirdig ist. Datzu find ich nit/ das
Got irgent ein schefflein (das nach gottis gerechtickeyt
duͤrstigk was) tzů eynem solchen fressigen111 Ecclesiasten
oder geyrischen Bischoff eageweyst oder geleydtea/ als die
seind/ die ein ebwider Christlicheb leben fuͤren.

Cornelium weyset Christus zů Petro/ das er den selben
hoͤren solt.112 Und wie gott Cornelium zů Petro weyset/ also
weyset Gott alle seyne schaͤfflein tzů den hyrtten/ die
Christus geyst erliden oder geschmeckt. Wennec derhalben
Ezech.ed 34.spricht got. Ich wil meine schaͤflein auß denn henden der
falschen hyrtten erloͤsen/ und wil sie meinem knecht David
lassen weyden/ der Christus ist/ auß David geboren.113 Der
ursach halben sagt auch Christus. Huͤttetee euch vor denn
falschen Propheten.114 Huͤttetef euch vor dem sauerteigk der
gleyßnereg.115 Meine schaͤfflein hoͤren einen frembden nicht.116
Drumb seydt weyß als die schlangen/eh spricht Christus.117
Weyl dann Got solliche außerwelte menschen forderet/
die seyn wort verkuͤndegen sollen/ moͤcht ir one arbeyt
verstehn/ das ich eibillich mich insei stillschweigen begeben
solt und warten biß mich Got tryeb.ej Dem kein macht
widerstreben kan.

Uberek obertzalte ursachen/ so mein stillschweigen be-
langen/ wil ich noch eine setzen/ disse/ Gottis wort ist
rein und lauther/ und die lauthereel und reine soltens allein
handeln/ unnd kein unsaubere. Denn der geyst Gottis
Psall. xi.spricht. Gottis wort ist rein/ als ein silber das sibenmal
gefeget ist in einer kapelln/ der erden.118
Das aber
hat Gott nicht vergeblich gesagt/ sondern unsert hal-
ben/ das wir verstuͤnden/ wie man gottis wort fuͤren sol.
Wer es fuͤren soll. Welcher sich sein enthalten soll. Es ist
BuchsymbolC1v yhe nit one ursach gesagt zů dem sunder/ warumb nimpst
du mein wort in deynen mundt? und warum vertzelestuem119
meinen bund?120 Nun welcher darff sagen/ vor Gott. Ich
bin rein? welcher also/ rein ist mein hertz?121 Nů setze auch/
das eyner ungestrafft sey von seynem gewissen/ wer er drumb
gerecht? Paulus hat sich des nicht vermessen/ der doch
ein außerwelt faßen122 wareo/ der auch keyn gewissen hett der
boßheit. Ist nit das hertz boßhafftig und unerforschlich?
Genn. 8.Seint nit unser gedancken und willen/ von jugent auff
zů dem boͤßen geneigt?123 Mit gedancken aber gehn wir
auß/ so offt wir gottis wort reden oder schreiben. Wie
kan es dann moͤglich sein/ das wir gottis wort/ das rein
und lauther ist/ unstreflicher weyse handeln? Wennep got-
tis wort nicht die hoͤchste lauterckeyteq hett/ mocht noch
hoffnung sein/ das es ein mensch/ one schuld/ handeln kuͤnt.
Nů istser aber das aller lauterist. Seintemales der geyst
Gottis/ durch die hand Davids/ saget. Gottis wort ist
rein/ als ein rein durchfeget Silber das siebenmal ist ge-
fegt.124
Wer rein und heilige dinge unschultigklich wil
handeln/ der sol rein und heilig sein/ als die ding/ so er
begreyfft unnd handelt.

Dem nach solt ein yglicheret mensch sieben-
feltigklich gefegt seynn/ der Gottis wordt mit reden/
predigen oder disputirn/ wil handeln.
Ursach. Das silber
ist siebenmal gefegt/ welchem gottis wort vergleicht ist/
Levi.das ist nit umm sonst gesagt. Als wenig die figur Mosi umb
sonste gepotten ward/ von der siebenfeltigen besprengung.125

¶ Ich weis das der priester seynen finger ym blůt
one ursach nit teufft/ und darnach siebenmal kegen dem
furhanck mit dem eingetunckten finger sprenget.126 Dann
wir mussen auch die besprengung des blůttes Christi/
siebenfeltigklich verstehn/ und erleyden/ ehe unsere fuͤr-
henge allenthalben abfallen/ unnd ehe wir auch ein rein
und weiß wolgefegt silber werden/ welchs siebenmal durch-
BuchsymbolC2rfegt Hie. 6.ist. Wir mussen ym feuer gefegt werden/ als
Zach. 13.silber/ denn got furet sein volck durchs feur.127
Der im ersten
oder dritten feuer nit besser wirt/ der ist ein verworffen
Silber.128 Der aber seine boßheyt faren lest/ oder seine un-
reinigkeit im feuer verbrendt/ der wirt rein. Idoch
ist er nicht gnugsam reine und sauber/ biß er durch sieben
Luce. 9.129feuer gangen/ unnd durch siebenfeltige fegefeuer besser
ist worden und rein
.130 Die weyl Gottis wort ein vol-
komne reynigkeit haben wil/ als es selbs ist.

Ir wisset das wir unser kreutz/ des haß und neides zů eig-
ner selen/ teglich tragen muͤssen/131 und das sich der verderbet/
der es einen augenblick von sicheu leget. Die weil Christus
spricht/ welcher seine sele findet in diser welt/ der verterbt
sie. Und der sein kreutz nicht tregt unnd mir nochfolget/
der ist nicht mein Junger.132 Dem nach solt ich meyne
sele/ on auffhoͤrenev/ hassen/ meyn kreutz one untherloß
tragen/ und Christo volgen. In sonderheyt/ wenn
ich Gottis unvermackelts133 wordt verkuͤndigenn wolt.
Dennew ich hab gar nichts dran. So ist es gottis und nit mein〈.〉134

Aber es kuͤtzelt die sele so das wort gelobet wirt/ als
wer es yr eygen/ und sie duncktex sich besser dadurch/ der-
halbenn solt ich sie ernstlich hassenn.135 Ich aber
befindt nichts in mir/ dann nur willen unnd begerung.
Dann ich wolte/ das die liebe meyner selen tzerfroren/ und
als ascheney verweht were/ und stund an irer stadt ernster
neyd/ unnd gestrenger haß.

Ich wolt auch das ich Gottis wort one findung136
meiner selen kunt handeln/ als ich pflichtig bin.

Aber wie fernez vonn mir ist die macht unnd that/ zů
thun/ das Gott foddertfa/ unnd ich gern wolt. Yhe nehr
ligt mir an das ich thun muß/ das ich nit wil/ unnd ver-
stehe/ das ichs nit vermag zů thun/ das ich thun welt.137

Nů mercket wie ferlich der außgangk ist/ unnd setzt
fbmirs ansfb ander.

BuchsymbolC2v Wennfc ich gleych ernste und außgestrackte138 froͤligkeit hett
in verkuͤndigung gottis wort/ dannestfd ubertrifft die in-
nerliche froͤlickeit die eusserliche in unsaͤglicher weyse und
masse.fe139 Und es ist stedts besser heymlich im geyst auff-
springen/ dann mit eusserlichen fuͤssen. Und sicherer/ forcht-
same glidmas/ und nider gedruckte gebein/ und demuͤtige
krefften uff heben (wenn got redet) den140 wennff der mensch
außgeht mit goͤtlicher predig oder schrifft.141 Innebleiben
ist altzeit unferlicher/ dann außgehn. Nů ist doch grosse
ferligkeit/ bey der inwendigen handlung des wort gottis/
wens die sele frisch von Got hoͤret. Solte dann nit grosserfg
ferligkeyt in dem sein/ wenn eyner mit Gottis wort auß-
bricht/ und durch seiner fhfeinden heerfh dringt/ das ym ent-
kegen leufft/ das ich doch mir in ewigkeit nit zůmessen kan〈.〉

¶ Idoch wie dem allen ist/ ich sehfi rath. Gottis wil-
len sol gescheen/ und ich wil ym gehorchen/ denn boͤsen lůst
und die ungelassenheyt142 oder lieb meiner sele/ werden die spot-
worte der gotloßen Philistiner und Moabiter meyster-
lich verbratten/ unnd als ein hitzig fegefeuer abfegen/
oder yhe dempffen unnd beseurenfj143. Dennfk ich weiß/ das ich
nicht freier sein werde/ dennfl mein meister Jesus Christus
war/ der mirsfm auch zůvorfn gesagt/ das ich mich des erwe-
gen muß/ das ich spott und hoen leyden sol/ als er erlitten
hat.144 Es ist yhe kein wunder/ das sie den knecht Beel-
tzepub heissen/ wennfo sie den gerechten hern also gescholten
haben.145 Ich wil unnd beger auch/ das mir mein sched-
licher wollust/ durch unlust. Und die findung146 meiner sele/
durch meiner hesserfp stocherwortfq147 und neid verprandfr werd/
und die gebresten148 meynes schultigen hasses/ denfs ich tzů
klein unnd wenig hab/ wider meyne ßele/ durch yren
heuffigen haß unnd neid erstadt und erfullet werden. Also
(hoff ich) wirt meyne ferliche außfart149 dem innebleiben
fast vergleicht. Denn mein leyden kan widerbrengen/ das
BuchsymbolC3r ich durch einen ungelassen außganck150 verderbt hat. Drumb
laß herfaren151 ich beger/ widerft des teufels frid/ noch gesel-
schafft/ noch frideliche und freundtliche wort.

Wir můssen yhe allesampt christformig152 sein/ und Christo
nochfolgen/ und uns des befleyssen/ das wir unsers vat-
ters ehre und heyligkeit preysen/ als Christus gethan/ einfu
yglicher noch seynem pfunde. Dem nach/ solt jhe ey-
ner dem andern Gottis namen offenbaren/ und den na-
men gottis unsern bruͤdern verkuͤndigen/ nicht in einem
winckell/ sondern im mittel der gemeyne Gottis153/ auff
das sie verursacht wůrden/ gottis gestrackte154 reden anzů-
nemen und zů loben. Dennfv es ist der guͤtwill gottis/ das
ein yglicher mit seynem pfunde/ dem andern wucher und
wilfar.155 Ich soll umb des hern willen/ nicht allein kegen
mir/ mit seynen guͤttern treulich handeln/ und einen ge-
win uber die hauptgabefw widergeben/ sondern auch kegen
andern meinen mitbruͤdern/ die ich lieben sol/ als mich
selber.156 Einer bedarff auch des andern/ seintemalfx got-
tis gaben mancherley seind/ und ist keiner/ der sie alle hat.157
Der aber etwas hat/ der solt yhe dem mitteylen/ der es
bedarff/ und den selben gewinnen/ und yhn mit dem pfunde
widergeben. Ich forchte mich vor dem urteyl das
Christus wider den faulen knecht setzt/ der sein pfundt
vergrub und forchte sich/ in dem er frisch solt gewest sein.158
Ich hoer wie yhn Christus einen schalckhafftigen knecht
nent/ wie er fyauch ynfy verthuͤmptfz159/ das mir und allen knechten
gottis/ ungezweyfelt/ tzů einem mercklichen exempel gaist
gesetztga/ das wir uns alle/ in hohen ernst und bereyttem
willen/ muͤhen sollen/ mit den geschenckten pfunden kegen
uns unnd unsern bruͤdern.

Gehorsam ist besser dan opffer160/ unnd es ist stets besser
man thu das Gott haben wil/ und bekenne die gebresten161
des werckes/ denn das man des gebrechens halben gottis
gebot nachlaß/ als Saul thet/ und darob seynes Koͤnigk-
BuchsymbolC3vreiches fellig162 unnd verlustig wůrde.163Do steht Gottis
Deu.6.164gepott zů allen haußvettern/ das sie yre kinder unnd ge-
sinde leren sollen/ und eingb yederman ist schuldig/ das er
gottis wort predig ym hauß/ ober tysch/ des morgens/
des abendes/ im acker/ in der scheuͤnen/ er stee můssig oder
arbeite/ so sol er gottis wort betrachten/ und erfuͤrgc tret-
ten/ und verkuͤndigen den yenen/ so umb yhn stehn oder
sein.165
Man sol gottis wort scherffengd/ das ist den mey-
sterlichen inhalt zů dem nehsten brengen. Das ist ein
gemein gepot zů allen geredt/ die gottis wort verstehnge/
und got hat sie alle/ durch das gepot/ prister gesetzt/ alle
menschen in gemein/ welchen er sein Offenbarung than hat.166
Dann niemants ist auß geschlossen/ die weyl gotis gebot
alle menschenn/ und gottis unnd des nehsten lieb und ehre
belangt. Welcher das gebot umb eynes bessern fursatz
willen nachleßet/ der ist ungehorsam/ unnd hat nichts
gewisser zů warten/ denn das yhn Got entsetzen werde/
von Christlicher ehre/ als er Saul von koͤnigklicher ehre
umb des ungehorsams willen entsetzt hat.167 Wir můssen un-
ser gedancken/ und sorg/ oder forcht/ zůsampt den bessern fuͤr-
satz schlachten oder hindan setzen/ und gotis willen volbringen.

Darumb ist esgf besser/ ich speise meine hungerigegg bruͤder/
mit der gebenedeyung gottis/ und das ich Christum unnd
seinen geist/ und got seinen vater bekenn/ und/ so vil mir
moͤglich/ verkuͤndig/ denngh das ich vonn gottis angesicht
verstossen wurd/ oder das mich Christus leucketgi168/ on wel-
chen keiner fuͤr gottis antlitz gehn darff.169 Wenn ich/
der sunden halben/ gottis wort wolt helengj170/ die ich nicht
umbgehn oder meiden kan/ solt ich wol/ ein klein wasser
flihen/ und ins mere fallen. Ein sunde mit willen thun/
umb der sunde willen/ die ich mit unwillen thun muß/ wenn
ich wol thun wil. Aber besser ist es/ ich thu/ das ich nit wil/
denn das ich nit well/ das ich thun kan. Und ist unschedlicher
und vergeblicher/ das ich/ meinen bruͤdern/ gott bekenn/ und
on fursatz/ und wider meinen willen/ sunde leide/ dan das
BuchsymbolC4r ich gottis namen/ mit stillschweigen verberg/ und vorsetzi
klich sunde wircke. Auch ist es Christlicher/ das ich den
schaden gůtter werck erkenn und klag/ dann das ich gottis ge-
bot gewaltigklich durch forchte und ein boͤß werck wil-
ligklich verprechgk. ¶ Des bin ich sicher und gewiß/ das
Gott das aller kleinste fuͤncklein des glaubens nit lesset
verterben. Ich sehe/ das Christus den wolt unverhindert
Mar. 9.haben/ der ein klein funcklein hett des bekentnis Christi.
Nemlich den/ der teuffel auß treib/ und volgt den Aposteln
nit nach/ unangesehn/ das die Aposteln drumb murreten/
und Christo klagten/ das er yhn nit nach volgt. Christus
hat den kleynsten glauben versichert/ das er nit sol ver-
terben/ noch verlassen werden.171 Es kan auch nit gesein/
das gott einen gůtten willen verterben laß (wie wols war
ist/ das der kleinste glaub in gottis reich nit gehn kan/ biß
er das hertze/ in die aller kleinst niderkeit und kintheit brengt).
Matth. 18.Gůtter will zuͤ gott thut nit ubel/ abgl er gleich ubel thut.
Als ein kleyn unmuͤndig kindt nit sundiget/ absgm gleych
sundiget.172 Gottis furchte thut nit ubel/ sondern sie ist ein
bron173 des lebens/ und behuͤtt vor dem fall des todes/ und wir-
ket einen grauhen oder flůchte von dem boͤsen/ und macht
das hertz sein boͤß verstehn/ und bekennet das er thut.

Esa. 43.Drumb wil ich mich des troͤsten/ das gott zůkeer174 fordert/
und bereitt und guͤtwillig ist/ aller sunden zůvergessen/
und ir nit mer gedencken/ so wir armen sunder uns erkennen
oder der sunde gedencken.175 ¶ Ich weis auch/ so ich got-
tis wort mit gůttem willen furengn werd/ das michs nicht
Joan. 15.mynder wirt reinigen/ denn der glaub. Denngo Christus hat
seyne Juͤnger reyn gemacht durch sein wordt176/ was solt
denngp dem wort gottis felen/ das die reiniget/ die es in goͤt-
licher furcht handeln177? Weyl gottis wort ist als ein feur/
das brend und feget.178 Derhalben gehngq ich in gottis namen
auß/ in vertrauen zu gott. Ist ymants der mich weysen
wil/ der hat es guͤt macht. Bittetgr gott fur mich.179 Datum
Orlamuͤnde. im December. Anno M.D.xxiii.


aAndreas B
b-bM.D.XXiiii. B
cschweig B
dnichts B
ethiet B
fiebe B
ggeschwinde B
hpreütigams B
igehörd B
jmie B
k-kzenklaffen B
lfolgt das B
mfraͤvenlich B
nin das B
ozerrupffens B
pthaten B
qholippischem B
rwissend B
svor B
tbochen B
utrutzen B
vhoͤres B
whinfüro B
xyetlichem B
ywissend B
zsententz B
aa-aamir geredt B
abnottufftigen A
acursachen B
adSonnder B
aeberiefften B
afgleichßnerische B
agwann B
ahdannocht B
aiberieffet B
ajSeytmal B
akberieffet B
alnoch B
amChristum B
anerlich B
aonoh A; nach B
apnach A
aqtrutzet B
arberieffet B
asoder B
atnach A
auforderung B
avtroͤm B
aw-aweinlaß B
axDorst A
ayzeügknuß B
azwerdend B
ba-bakainer kann B
bbgefiert B
bctryb B
bdkrefft B
bevolck B
bfbevelch B
bgist es B
bhlaßt B
bidannocht B
bjunerschießlich. B
bkfieß B
blaintzige B
bmZeilenumbruch A, B
bnwaißt B
boKlammer fehlt B
bpKlammer fehlt B
bqzerstroͤwen B
brscharpffen B
bsyetlichs B
btzerstroͤwet samlen B
bufordert B
bvwurtzel B
bwverkündung B
bxpriefe B
bygeschrifft B
bzberieffet B
camoͤder A
cbunbedechtliche B
ccfrelichern A
cdberiefft B
cebedechtlichhait B
cfWann B
cgzabelt B
chantzaigung B
cidann B
cjDann B
ckberiefft B
clvor B
cmdann B
cnGegenred B
coIich A
cpwann B
cqthies B
crverdammte B
csschaff B
ctbauen B
cuwann es B
cvwann es B
cwgericht B
cxweder B
cywarhafftig B
czstett B
daaintzige B
dbdannocht B
dcgemaind B
dduntauglich B
denennen B
dfaintzige B
dggeschrifft B
dhDann B
dica. B
djseinem B
dkDarnach B
dlberieffet B
dmActuum am B
dnworts B
doriefft B
dpworts B
dqerfuͤr A
drstuck B
dsDemnach B
dtaußschiessen. B
durůw B
dvboͤm B
dwdie jhenigen B
dxsitzend B
dyhoͤrend B
dzstůl B
ea-eagewisen oder gelaittet B
eb-ebwiderchristlich B
ecwann B
edvom Editor verbessert aus Ecc. A; Eccle. B
eeHiettend B
efHiettend B
eggeleichßner B
ehfehlt A
ei-eimich billich in das B
ejtreyb. B
ekIber B
ellautern B
emertzelest du B
envaß B
eowas B
epWann B
eqlatterkait B
erist es B
esseytmal B
etyetlicher B
euim B
evauff hoͤren A
ewdann B
exgedunckt B
eyaͤsch B
ezferr B
faforderet B
fb-fbmir es an das B
fcWann B
fddannocht B
femaß. B
ffwann B
fggrosse B
fh-fhfeind hoͤr B
fisich B
fjverseuren B
fkDann B
fldann B
fmmir es B
fnzůuvor A
fowan B
fphasser B
fqstichwort B
frverbrennt B
fsvom Editor verbessert für denn A; dann B
ftweder B
fuan B
fvDann B
fwhaubt gab B
fxSeytmal B
fy-fyin auch B
fzverdambt B
ga-gagesetzt ist B
gbfehlt B
gcherfür B
gdscherpffen B
geversteend B
gffehlt B
gghunrige A
ghdann B
gileügnet B
gjhaͤlen B
gkverbring B
glob B
gmobs B
gnfiern B
goDann B
gpdann B
gqgee B
grBittend B

1Johann Michael, geboren um 1490 in Jena, entstammte einer Erfurter Buchhändler- bzw. Buchdruckerfamilie, seit 1510 in Erfurt als Buchführer. Ab 1521 sind 35 Drucke von ihm in Erfurt bekannt. Aus seiner Jenaer Presse (Dezember 1523 – Frühjahr 1524) stammen fünf Traktate Karlstadts, vier Schriften Luthers und zwei von Martin Reinhart. Insgesamt sind 28 Erstdrucke und 17 Nachdrucke reformatorischer Flugschriften von ihm bekannt. 1563 ist er zum letzten Mal in Erfurt als Buchführer nachweisbar, sein Sohn Andreas übernahm 1577 seine Buchhandlung. Vgl. Benzing, Buchdrucker, 109; 220; Reske, Buchdrucker, 203f.; 400; Reske², Buchdrucker, 218f.; 433.
2unbedingt. Vgl. DWb 5, 4246 s.v. gestrackt Nr. 3.
3Mit dem brüderlichen Gruß in Christo stellt sich Karlstadt in die Tradition der paulinischen Briefe, vgl. Röm 1,7; 1. Kor 1,3; Eph 6,23; Phil 1,2.
4Bezug auf vermutlich Wittenberger Angriffe auf Karlstadt. Fragen nach der Präsenz in Wittenberg und der Fortführung seiner dortigen universitären Verpflichtungen wurden im Frühsommer 1523 diskutiert; vgl. KGK 242 und KGK 243. Luther beklagte am 14. Januar 1524 gegenüber Kanzler Georg von Brück, dass Karlstadt dort, wo er berufen sei (an der Universität), schweige, dort aber, wo an ihn keine Berufung ergangen sei, lehre und verkündige (WA.B 3, 233,16–19 Nr. 703). Der Streit um das Archidiakonat wurde in der Folge im Frühjahr 1524 vehement (Erklärung Karlstadts vor Hzg. Johann, 19.4.1524 [LATh-HStA Weimar, EGA, Reg.N, Nr. 624, fol. 4r–5r]; vgl. Hase, Orlamünda, 94–96 Nr. 8; neu ed. in KGK VII). Vgl. Barge, Karlstadt 2, 108; Joestel, Ostthüringen, 81f.; 89.
5Karlstadt thematisiert seinen Abgang von der Universität und sein Dasein als neuer Laie in Orlamünde.
6Gefahr.
7Vgl. Joh 3,29.
8Die Bedeutung der Redewendung ist nicht ganz klar. Vermutlich meint Karlstadt, es wäre sicherer, still zu schweigen und auf die Stimme des Herrn zu hören, als dass er seine Träume und das Gehörte verlautbart.
9Zum Schweigen des Klugen in bösen Zeiten vgl. Am 15,3.
10Zur Herrschaft des Gottlosen, die einem grimmigen Löwen und gierigen Bären gleicht, vgl. Spr 28,15.
11Möglicherweise Bezug auf das Gebot, kein falsches Zeugnis abzugeben. Vgl. 5. Mose 5,20.
12stachelig wie ein Igel.
13Intensivum von raffen. Vgl. DWb 14, 56f. s.v. raffeln Nr. 5.
14gezwungen.
16ergreifen, auffassen, verstanden haben.
17zerpflücken es.
18großer Raubvogel, Milan. Vgl. DWb 28, 647–651 s.v. weih.
19Möglicherweise Bezug auf das Jagdmotiv in 1. Sam 26,20, dort jedoch der König von Israel als Jäger.
21Als Nachfolger (Kinder) des israelfeindlichen Moab; s.u. KGK 248 (Anmerkung).
22schmähend, lästernd, spottend. Vgl. DWb 10, 1719 s.v. hohlhippen.
24Wohl Verweis auf 1. Sam 17,1–9, als die Philister und unter ihnen zuvorderst Goliath aus dem Heerlager traten und Israel herausforderten.
29Diese Passage steht in der Tradition der Schrift Reich Gottes; vgl. KGK IV, Nr. 191, S. 279, Z. 25–280, Z. 12.
30verbergen.
31Vgl. Hos 4,6.
32Mt 12,36; Mt 5,22. »raka« ist ein aus dem Aramäischen abgeleitetes Schimpfwort. Es bedeutet Dummkopf, Tor bzw. Narr. Vgl. Bauer, Wörterbuch NT, 1469.
33Wohl Bezug auf die jüngsten Druckfehler in der Schrift Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes; vgl. KGK 239 (Anmerkung).
34geraten (habt).
35gefährlicher.
36Gabe. Vgl. DWb 13, 1606 s.v. pfand Nr. 3h.
37Die Zeichen der Verheißung Gottes nennt Karlstadt Siegel. Vgl. Von beiden Gestalten der Messe: »Also wil ich sehr wol glauben/ das tzeichen/ Sigiln/ mogen genent werden/ nit das sie wort/ ßo voller werheit/ ja die warheit selber seind/ mogten krefftiger und grossers glaubens machen. Sonder unßerm unglauben tzu neid und haß/ gibt uns got seine tzeichen〈.〉« (KGK IV, Nr. 205, S. 643, Z. 6–10). Die innerliche Siegelung des Berufenen meint, dass er mit den Zeichen der Verheißung versehen ist. Die Vorstellung beruht auf der inneren, göttlichen Berufung des Saulus/Paulus in Apg 9,3–20.
38Zum Sauerteig der Pharisäer, synonym für deren Lehre, vgl. Mt 16,6.11; Mk 8,5; Lk 12,1.
39noch.
40Gal 1,1 Vg »Paulus apostolus non ab hominibus neque per hominem sed per Iesum Christum et Deum Patrem […].«
41In 1. Kor 1,1 und 2. Kor 1,1nennt sich Paulus, wie Karlstadt es richtig angibt, »vocatus apostolus Christi Iesu per voluntatem Dei«; in Eph 1,1; Kol 1,1 und 2. Tim 1,1 beschreibt er seine Berufung allerdings ebenso (und anders als Karlstadt angibt) »per voluntatem Dei«. Lediglich in 1. Tim 1,1 verkündet Paulus, er sei, wie Karlstadt sagt, »secundum imperium Dei« berufen. Anders die Übersetzung von 1. Tim 1,1 in Erasmus, Instrumentum (1516), fol. k4r: »iuxta delegationem dei«.
42oder.
43Jer 23,21.32 Vg »non mittebam prophetas et ipsi currebant non loquebar ad eos et ipsi prophetabant […] ecce ego ad prophetas somniantes mendacium ait dominus qui narraverunt ea et seduxerunt populum meum in mendacio suo et in miraculis suis cum ego non misissem eos nec mandassem eis qui nihil profuerunt populo huic dicit dominus.«
45ohne Abwandlung, sondern ohne Umschweife. Vgl. DWb 5, 4247 s.v. gestrackt Nr. 3.
46bevor.
47Vgl. Röm 10,15 Vg »quomodo vero praedicabunt nisi mittantur […]«.
48delegiert.
49Vgl. Apg 1,15–26. Variante A mit der richtigen Lesart »ein loß« statt »einlaß« in B, da Matthias nach dem Ausscheiden des Judas von den Apostel durch Los in ihren Kreis gewählt wurde.
50ganz bestimmt.
51Vgl. Joh 15,26f. Vg »[…] Spiritum veritatis qui a Patre procedit ille testimonium perhibebit de me et vos testimonium perhibetis quia ab initio mecum estis.«Furcha, Essential Carlstadt, 409 Anm. 8, vermutet eine Paraphrase des gesamten hohepriesterlichen Gebets Jesu nach Joh 17.
52Vgl. Apg 1,8 Vg »sed accipietis virtutem supervenientis spiritus sancti in vos et eritis mihi testes […].«
55Lesart A »vol« ist richtig. Vgl. Apg 2,4 Vg »et repleti sunt oomnes spiritu sancto et coeperunt loqui aliis linguis prout spiritus sanctus dabat eloqui illis«; Apg 4,8 Vg »tunc Petrus repletus spiritu sancto dixit ad eos principes populi et seniores.«
58unersprießlich. Vgl. DWb 3, 962 s.v. erschieszlich Nr. 1.
59Vgl. Mt 9,38 Vg »rogate ergo dominum messis ut eiciat operarios in messem suam«; ebenso Lk 10,2.
62gewichtigen, schweren.
64Zu den schlechten und guten Hirten vgl. Hes 34,1–31; bes. Hes 34,16 Vg »quod perierat requiram et quod abiectum erat reducam et quod confractum fuerat alligabo et quod infirmum erat consolidabo et quod pingue et forte custodiam et pascam illas in iudicio.« Vgl. auch Sach 15,16.
66Vgl. 1. Kor 14,32 Vg »et spiritus prophetarum prophetis subiecti sunt.«
67gewaltsam, notwendig, bedrängend, mächtig. Vgl. DRW 9, 1589f. s.v. nötlich; Lexer, Handwörterbuch 2, 111 s.v. nōtlich, nœtlich.
70König Zedekia, eingesetzt von Nebukadnezar II. (s.u. KGK 248 (Anmerkung); Jer 37,1), später von diesem auf Grund eines Treuebruchs besiegt und geblendet (2. Kön 25,4–7).
71Nebukadnezar II. (640–562 v. Chr.), neubabylonischer König. Eroberte Jerusalem und führte die Juden ins Exil (2. Kön 25,4–7; Jer 52,6–11). Er ist Protagonist des Buches Daniel, wo er mehrmals die Herrschaft Jahwes versucht, aber dennoch bekennen muss.
75Gideon (das Schwert), einer der »Richter«, aus dem Stamm Manasse (Jos 17,2), gebürtig aus Ofra (Ri 6,11). Gott berief ihn, um Israel aus der Gewalt der Midianiter zu befreien (Ri 6,11–24; s. auch 1. Sam 12,11; Hebr 11,32). Zu seinen Zweifeln angesichts der göttlichen Berufung vgl. Ri 6,11–24.36–40.
76Die weltliche und somit sündige Klugheit (prudentia) gegenüber der geistlichen Weisheit.
77Lk 16,8 Vg »[…] filii huius saeculi prudentiores filiis lucis in generatione sua sunt.«
78bedenklich. Vgl. DWb 1, 1773f. s.v. beweglich Nr. 2.
79vorbestimmt. Vgl. DWb 25, 527 s.v. verhänglich. Hier im Sinne eines zulassenden Willens im Gegensatz zum ewigen Willen Gottes. Vgl. auch KGK 239 (Textstelle) und KGK 239 (Textstelle).
80verdammt. Vgl. DWb 25, 1893f. s.v. verthümen Nr. 1.
81Möglicherweise Bezug auf Joh 8,44.
83Hier ist der ewige Willen Gottes gemeint; s.o. KGK 248 (Anmerkung).
84genehm. Vgl. DWb 1, 347f. s.v. angenehm.
85Vgl. Tit 1,5.
86schnell.
87Vgl. 1. Tim 5,22 Vg »manus cito nemini inposueris […].«
94Entgegen der Angabe KarlstadtsApg 1,15–26. Allerdings wird nicht von einer Handauflegung berichtet, doch kann sie angenommen werden, da bei der Einführung in andere Aufgaben der Gemeinde die Hände aufgelegt wurden. Vgl. Apg 6,6.
96Salamis, eine antike Stadt auf der Insel Zypern.
97Vgl. Apg 13,1–5 Vg »ministrantibus autem illis domino et ieiunantibus dixit spiritus sanctus separate mihi Barnaban et Saulum in opus quod adsumpsi eos tunc ieiunantes et orantes inponentesque eis manus dimiserunt illos […] et cum venissent Salamina praedicabant verbum dei in synagogis Iudaeorum […].«
102wie vorher.
103sehen, bemerken. Vgl. DWb 25, 910f. s.v. vernehmen Nr. 1.
106mit Beifall übereilen, drauflos stürmen. Vgl. DWb 32, 634 s.v. zuplatzen Nr. 2 u. 3.
107Empfehlungsschreiben. Vgl. DWb 4, 802f. s.v. fürschrift Nr. 4.
110Gefahr.
111gefrässig.
113Vgl. Hes 34,23 Vg »et suscitabo super ea pastorem unum qui pascat ea servum meum David ipse pascet ea et ipse erit eis in pastorem.« Die originale Angabe »Ecc. 34« ist zu korrigieren. Furcha, Essential Carlstadt, 179 vermutet Sir 34.
118Vgl. Ps 11(12),7 Vg LXX »eloquia Domini eloquia casta argentum igne examinatum probatum terrae purgatum septuplum«. Bei dem metallurgischen Trennverfahren der Läuterung werden in der Hitze der flüssigen Schmelze die Bestandteile des Metallgemisches separiert, sodass unerwünschte Bestandteile abgetrennt werden können und das erwünschte Metall, meist Silber, Gold, Blei o.ä., rein zurückbleibt.
119geringschätzen, verraten, verachten. Vgl. DWb 25, 2433f. s.v. verzählen Nr. A2.
127Die Rede vom Abfegen der Sünden und ihrer Reinigung im (Fege-)feuer steht im Zusammenhang mit ähnlichen Aussagen im Sermon vom Fegefeuer; vgl. KGK V, Nr. 233, S. 344, Z. 20–22; S. 355, Z. 4f.
129Die Marginalie scheint falsch platziert und auf einen unteren Abschnitt zu verweisen; s.u. KGK 248 (Anmerkung).
130Vgl. Jes 30,26 Vg »et erit lux lunae sicut lux solis et lux solis erit septempliciter sicut lux septem dierum in die qua alligaverit dominus vulnus populi sui et percussuram plagae eius sanaverit.«
131Zum Tragen des Kreuzes des Selbsthasses um (Selbst-)Gelassenheit zu erlangen, vgl. KGK 239 (Textstelle) und KGK 241 (Textstelle).
133makellos, unbefleckt. Vgl. DWb 25, 839 s.v. vermakeln.
134Zur Aufgabe des Selbst bzw. der »Ichheit« vgl. KGK 241 (Textstelle).
135Die verschiedenen Stufen der Ichheit, die immer wieder in die Ungelassenheit drängt (in diesem Fall das empfundene Lob über die gelungene Verkündigung des Gotteswortes), behandelt Was gesagt ist: Sich gelassen (KGK 241 (Textstelle)).
136Auffindung, Erforschung. Vgl. Lexer, Handwörterbuch 3, 354 s.v. vindunge.
137Vgl. Röm 7,15–24, bes. 15.
138unbedingte. Siehe o. KGK 248 (Anmerkung).
139Maß.
140als.
141Laut Furcha, Essential Carlstadt, 409 Anm. 18 eine Allusion auf Hebr 12,12.
142In Was gesagt ist: Sich gelassen ist die gelassenheitstheologische Auslegung der Bitte »Dein Wille geschehe« im Vaterunser und mithin der Gehorsam gegen Gott Thema und Ziel der Schrift. Vgl. KGK 241 (Textstelle) und KGK 241 (Anmerkung).
143sauer machen. Vgl. DWb 25, 1042f. s.v. versauern Nr. 2.
144Vgl. Lk 22,63 u.ö.
146Neben der generellen Bedeutung (Auffindung, Erforschung, Erkenntnis; siehe o. KGK 248 (Anmerkung)) könnte hier der Sinn von »Befinden« hineinspielen.
147bohrende, stichelnde, reizende bzw. anstachelnde Worte. Vgl. DWb 19, 7–10 s.v. stochern Nr. 1a, 1f., 2.
148Schwäche. Vgl. DWb 4, 1863–1865 s.v. gebrest Nr. II.3, II.4 und II.6.
149Ausgang, Abfahrt, Ausstieg, auch Ende und Tod. Vgl. DWb 1, 854 s.v. Ausfahrt.
150Ende, hier wohl Resultat seiner Handlung. Vgl. DWb 1, 865 s.v. Ausgang Nr. 8.
151Wohl im Sinne von »geschehen«.
152Zum Begriff der Christförmigkeit vgl. KGK 241 (Textstelle) mit KGK 241 (Anmerkung).
153Vgl. Ps 22(23),23 Hebr »narrabo nomen tuum fratribus meis in medio ecclesiae laudabo te.«
154feste, unbedingte. Siehe o. KGK 248 (Anmerkung).
158Vgl. Mt 25,14–30; Lk 19,11–27, das Gleichnis Jesu von den anvertrauten Pfunden.
159verdammt; siehe o. KGK 248 (Anmerkung). Vgl. auch Lk 17,10.
160Vgl. 1. Sam 15,22 Vg »melior est enim oboedientia quam victimae […].«
161Hier vielleicht Schädlichkeit, Schwäche. Vgl. DWb 4, 1863–1865 s.v. gebrest Nr. II.3, II.4 und II.6.
162hinfällig, verfallen. Vgl. DWb 3, 404f. s.v. fällig Nr. III.2.
165Die Verkündigung als Aufgabe des Hausvaters im Laienstand taucht bei Karlstadt erstmals Anfang 1520 in den Verba Dei auf (KGK III, Nr. 146, S. 57, Z. 17–23); später ausgeführt in Welche Bücher biblisch sind (KGK III, Nr. 171, S. 526, Z. 10–14). Vgl. Kotabe, Laienbild, 228–230. Zur Schriftautorität der Laien vgl. die Disputatio Lipsiae (KGK II, Nr. 131, S. 336, Z. 5–7), De canonicis scripturis (KGK III, Nr. 163, S. 282, Z. 16–21), Tugend Gelassenheit (KGK III, Nr. 166, S. 400, Z. 26–28) und Welche Bücher biblisch sind (KGK II, Nr. 171, S. 538, Z. 7–19). Nun erfolgt die Bibelauslegung und das Gespräch über die Interpretation im Kreis der Laien, vgl. KGK 241 (Textstelle).
166Zum Priestertum aller Gläubigen äußert sich Karlstadt bereits 1520 in Päpstliche Heiligkeit: »Dan alle Christen seint pfaffen/ dan sie seint auff einen steyn gepauet/ der sie zu pfaffen macht.« (KGK III, Nr. 167, S. 453, Z. 11f.). Vgl. Kotabe, Laienbild, 207f. u. 219–221. Vorher entwickelt in Luthers Traktat Von der Freiheit eines Christenmenschen (WA 7, 28,6–8).
168leugnet, verleugnet.
169Vgl. Mk 8,38; Lk 9,26 und die Endzeitrede Jesu in Mt 25,31–46.
170verschweigen, leugnen. Vgl. FWB 7, 1626–1628 s.v. helen.
173Brunn.
174Hinwendung, Zuwendung. Vgl. DWb 23, 462 s.v. zukehr. Vgl. dazu Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter) 59,32f.: »ganz war zůkeren zů dem luteren, waren gůte daz Goz ist […]«; Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter) 36,13: »ein war gantz zůker zů Gotte.«
177behandeln.
179Anklang an Röm 15,30.

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