Nr. 244
Eine Frage, ob auch jemand möge selig werden ohne die Fürbitte Marias
Wittenberg, 1523, nach 27. Juli

Text
Bearbeitet von Stefania Salvadori
BuchsymbolA1r

Eyn frage/ ob auch ye-
mant moͤge selig wer-
den/ on die für-
bitt Ma-
rie.
Andreas Carolstat.
Anno. M.D.XXiii.
Wittenberg.a


BuchsymbolA2r Ich Andreas Botenstayn von-
Carolstat/ thů khundt yedermenigklich/ und
bekenn offentlich in krafft dyser geschrift/ daß
ich auff volgende artickel gefragt/ und betlich ange-
sucht/ der warhait gezeügknuß zůgeben/ nemlich auf
diß. Daß Maria die můtter Gottes ain warhaffti-
ge Mitlerin sey/ zwischen Got/ und uns armen sun-
dern/ daß auch kayner seligb mag werden/ er růff dann
zu Maria/ unnd werd durch ire fürbitt behalten.
Dyse ketzerische stuck soll ain vermaynter Prediger
und můttwilliger pfaff/ villeicht Georg kirchner1 ge-
nant/ und soͤlche leer das volck geleretc
/ unnd aynen
frommen man/ der desselben Kirchners predigen/ hai-
liger geschrifft anzaigung erfordert
/ hat zů gefengk-
nuß2 gepracht/ daß ettlich gesellen reden. Daß aber
der erstlich Artickel verfuͤrisch unnd Ketzerisch ist/
moͤcht ich durch vil schrifften beweisen. Aber ich will
das mit wenig und gnugsamen bewerungen3 thůn〈.〉
Erstlich irret der Kirchner/ unnd macht irren/ so er
prediget/ daß diß oder jhenes sey not zur seligkayt/
und vermag kainen buchstaben hailiger schrifft zů-
beweisen/ daß sein liedlein war sey/ und strafft also
den hayligen gaist/ und gottes wort/ das ungnug-
sam lere hab/ wider das. Du solt kain wortlein dar-
zů setzen. Deut. iiii.4 Apocal. ulti.5 wider Christum.
Der antwort/ was steet imm gesatz geschrieben Luce. x6
Erforschet die schrifften/7 und wider das. Sy haben
BuchsymbolA2v Moisen.8 Und wider Paulum .ii. Timo .iii. am endt.9
und wider vil schoͤne liepliche schrifften/ welche ich
kürtz halben nicht fürleg. Für das ander/ moͤcht ich
Arguieren/ nach der weyße Pauli. Ist Maria ayn
Mitlerin/ Gots/ und der menschen/ so hatt Christus
umb sunst/ und vergebenlich gelitten/ dann Paulus
spricht also. Ist gerechtigkait durch das gesetz/ so ist
Christus umb sunst gestorben. Gala .ii.10 Demnach
ist mir nicht verboten in gleichnuß zůsagen. Ist ma-
ria ain mitlerin/ oder yrgens ain haylig unser mit-
ler/ durch welchen wir soͤllen oder moͤgen selig wer-
den.11 So ist Christus vergebenlich/ oder ye unfrucht-
bar unser mitler/ dann daß durch Mariam kann gesche-
hen/ darzů ist uns Christus nicht von noͤtten. Aber
grober gesell/ soͤlst Schweynen/ nicht menschen/ die
gernd selig würden/ predigen. Es můß ain mensch nit
auß verrucktem samen geboren werden/ der unnser
sündt bessert unnd bůsset. Soͤllich sententz/ will ich
lassen steen/ und die staynere harten kirchen mit kla-
ren synnen hailiger schrifft/ als mit ainem hamer zer-
knürschen.12 Das Paulus spricht/ Es ist ain got und
mitler/ oder versoͤner Gottes/ und der menschen. i.
Timo .ii.13 Fürcht sich der arm kirchner nit vor dieser
klaren rede. Nun/ ist es nit liecht und klar/ das Pau-
lus sagt? Es ist ain mitler/ der halben/ welcher zwen
mitler machen darff/ der darff auch Paulum lůgen-
straffen. Daß aber alle listigkait14 stumm werd/ verglei-
BuchsymbolA3rchet Paulus den aynigen mitler/ dem aynigen got/15
als ob Paulus woͤlt sagen Wie ain got ist/ so ist ain
mitler. Darzů hat Paulus den selbigen ainigen mit-
ler namhafftig gemacht sagendt/ der mensch Jesus
Christus/ der sich selber zů ainer bezalung geben hat/
ist diser mitler .i. Timo .ii.16 Maria ist nicht für uns/
oder unser sünde gestorben/ sonder allain Christus〈/〉
wie darfstu dann sy ain mitlerin nennen. Es ist auch
kain hailig für unser boßhait gekreützigt/ als Paul'us'
sagt. Ist Paulus für euch gekreützigt/ oder seyt ir in
dem namen Pauli getaufft .i. Corint .ii.17 Als wenig
Maria für uns/ und unsere missethaten ist gestorben〈/〉
so wenig ist sy/ oder ain ander haylig unser mitler.
Für das dritt sagt Paulus/ daß nur ayn namen ist/
in welchem wir selig werden/ der ist Jesus Christus
Actuum .i.18 Maria hat nicht den selbigen namen/ sonder
Christus Jesus ir herr unnd sun. Esa .liii.19 i. Pet .ii.20
sprechen/ daß Christus unser sünde und kranckhait
hab getragen/ und daß got in in ain sünd und verma-
ledeyung für uns gemacht hab/ als Paul'us' leret/ der
kaynes Maria gethan/ odere erlitten hat. Darumb
maria kain mitlerin ist/ und der luͤgener predigetf ey-
tel luͤgen/ und hat jhenem man gewalt gethan/21 wie
derg Votivejegern22 und der verfürischen Propheten
art etwan was/ daß sy aynem kriegßhailigen uber
den/ der inen nit etwas ins maul steckt. Michee .iii.23
und sy sagten. Ir thůn recht/ und was werdet ir den
BuchsymbolA3v oder jhenen vervolgen oder fahen. Sy namen ayn
handt voll gersten oder stuck brots/ unnd erwürck-
ten ain seel/ die annder machten sy lebendig. Ezechi.
xiii.24 daß versůchen auch unser Meß plerrer/ und pa-
trocinen singer.25

Mich verwundert/ daß die Votivisten26/ und gelt-
süchtige Marien knecht/ Mariam Christo so vast ver-
gleichen/ moͤchten sich doch wol an die wort Christi
stossen/ die er zů seinen eltern saget. Was ist es/ daß
ir mich gesucht habt. Wist ir nit/ daß ich in den din-
gen meines vatters sein můß27/ ich main das ist nider-
gesetzt.28 Unnd am andern end. Die jhene sein mein
můtter/ bruͤder/ unnd schwester/ welche den willen
meines vatters thůn.29 Christus antwort seiner můt-
ter hartigklich/ und vergleichet seiner můtter aynen
yeden Christen/ arm oder reych/ jungk oder alt/ der
gottes willen verbrengt.30 Er hatt auch sein můtter
nit dahyn gesetzt/ da er sitzt/31 und sein tag nye gesagt〈:〉
Welcher an meyn můtter glaubt/ oder sy anruͤfft/
der wirt selig/ als doch Christus das von sich und
got dick32 spricht.33

Der ander Artickel verfecht auch auß angezayg-
ten gründen/ wann so Christus unser mitler und erloͤser
ist/ und er spricht. Welcher in mich glaubt/ der wirt
selig. Joan. vi.34 und gedenckt seiner můtter nicht/ ist
BuchsymbolA4r leichtlich abzůnemen/ daß wir fasth wol selig werden
so wir zů Christo růffen/ ob wir gleich sein werde
můtter nymmer anrůffen. Auch ist nit gůt/ daß wir
Maria růffen oder schreyen/ wie das ketzerisch ge-
sang/ Salve regina35/ meldet
/ dann wir soͤllen alle zů
Christo růffen/ durch welchen wir allayn zů Gott
unnserm vatter kommen/ als Christus klar spricht.
Niemant khumpt zů dem vatter/ dann durch mich.
Ich bin der weg. Joan. xiiii.36 Und Paulus nicht ver-
schweigt/ sagent. Durch Christum haben wir ainen zů-
gang/ in ainem gaist zů got. Ephe. ii.37 Darzů lautet
die Epistel izum deni Hebreern sprechende. Christus
ist in hymmel gangen/ auff daß er ytzt vor dem ange-
sicht gottes für uns erschein. Hebre. ix.38 Dyse schrifft
würfft obgedachter Kirchner/ oder Gloͤckner39 gantz
umb/ und tritt sy mit seinen mystigen fuͤssen/ wann
er40 spricht/ daß wir on ruͤffung und zůfluchtjMa-
ria/ nicht moͤgen selig werden/ oder daß wir durch
Maria fürbitt werden behalten. Weil es nit beysa-
men mag steen/ Kayner kumpt zů Got dem vatter
dann durch Christum.41 Unnd daß ainer durch Mariam
zů dem Vatter khommen moͤge/ oder daß von noͤten
sey/ daß ainer auch durch Mariam/ und nicht allayn
durch Christum/ zů dem vatter moͤge kommen. Al-
so verwürfft die tolle Capeln42 die warhayt/ unnd
macht Christum zů ainem luͤgener/ des gleichen thůt
die boßhafftige kirchen dem hailigen Paulo/ der ge-
BuchsymbolA4vsagt/ daß wir alle durch Christum aynen zůtritt zů
Got haben.43 Maria ist ye nit Christus/ ob gleich ma-
ria ain můtter Christi ist/ darumb muͤß volgen/ daß
wir on fürbitt marie nit moͤchten behalten44 werden/
daß wir auch ainen zůgangk durch sy zů Gott ha-
ben. Wann die nerrische leut mit iren fabeln woͤl-
ten hanndeln (wie sy dann sprechen) Will ayner zů
ainem Fürsten khommen/ so můß er erstlich ain ver-
mittelte person ansprechen/ als den Marschalck/ Ca-
merer/ und der gleichen. So sy ye mit uppischen45 mer-
lein46 woͤlten zůthůn haben/ soͤlten ir Parabol zů Chri-
sto/ und nit zů den hayligen oder Maria fuͤgen/ seyte-
mal wir durch Christum ain zůgang zů Got haben/
und Christus der weg47 und vermittelste person ist.
Aber der Gloͤckner48 geet gern mit schellen umb/ und
gelüsten inen grossen glocken/ wie ainem narren gros-
se schellen behagen/ unnd macht dem armen volck
spigelfechten49 vor/ speiset mit windt unnd luͤgen/ sa-
gende/ kayner mag on fürbitt Marie selig werden.50
Maria ist auch der weg/ durch welchen wir zů got
khommen.51 Er ist aber ain gelt narr52/ tregt ain Eulen/
die nach gelt locket/ und fuͤret das volck auffs eyß53/
in gottes vermaledeyung/ machend das Christlich
gemayn volck vertrauen/ und iren trost auff ainen
lauttern menschen setzen/ der allain mensch/ und nit
Gott ist/ dadurch werden sy verdampt allesampt/
die im glauben. Hiere. spricht. Vermaledeyt ist der derk
BuchsymbolB1r in ainen menschen sein trost setzt. Hiere. vii.54 und xvii55
Ir soͤlt nit luͤgen vertrauen etc.56

Ist es aber nit ain maisterlich lůgen/ daß wir on
Marie fürbitt/ und vermittelung nicht koͤnnen hay-
lig werden/ haisset das nit in Mariam vertrauen/
wann ainer wenet/ Maria sey seine mitlerin/ die in zů
Got bring/ wann ainer auff ainen grundt oder felßen
bauet/ dero nit Christus ist/ setzet er nit ayn funda-
ment/ das Paulus nit gelegt hat〈?〉57 Got ist unnser zů-
flucht/ Christus unser felß/58 auff welchem wir steen
und wachssen/ und zů welchem wir fliehen soͤllen/
und der pfaff kirchner spricht/ wir soͤllen zů Maria
fliehen. Ich Ere Mariam gern/ ich will aber irem
Schoͤpffer und herren sein Eer nit abschneiden/ und
marie das zů messen, das sy von sich scheuet.59 Also
ist beruͤrt60/ das faͤrlich und boͤß ist/ daß wir zů maria
fliehen/ zů den hayligen ruͤffen/ und ich moͤcht noch
vil schriffte fuͤren/ aber ich hoff der Gloͤckner61 werde
sich entsynnen/ und gestatten/ daß inl62 ain klain kind-
lein besser lere63/ auff daß er besser werde/ aber wirt er
herter und erger werden/ will ich in mit ainem buͤch-
lein grüssen64/ daß im sein vermessenhayt erschottern
moͤcht. Er hat disen spruch von dem Layen nit an-
nemen woͤllen. Růff mich an in tagen deines leidens so
will ich dich erloͤsen. Psal. xlix.65 gleich ob dyse schrifft
unbequeme/ oder zůschwach sein soͤlt zůbeweren
und
BuchsymbolB1v befestigen daß wir die heiligen nit soͤllen anruͤffen/ und
waist nit/ daß anruͤffung ain frucht des glaubens/ ist
anders gerecht als Christus leret/ lest sich beduncken
es sey nit gnug gesagt und so vil.66 Růfft mich an/ als/
Růff niemant annders an/ wann ich sag du solst den
glauben nach hailiger Schrift uben. Were es nit gleich
als vil/ als sprech ich/ du solst nach kayner anndern
geschrifft den glauben probiern/ wann got spricht/ du
solst mich mit gantzem hertzen lieben.67 Ist es nit so vil
als du solst niemant anders mit gantzem hertzen lieben.

Item/ die schrifft erzelt das erst gebot in zwayer-
lay worten und ainer maynung. Also/ Israel deyn
Got ist ain got68/ und also/ du solt nicht frembde goͤt-
ter haben69/ oder nicht noch70 andern goͤttern geen/ wann
auch die schrifft/ der ayns leret/ so will sy das ander
mit eingeflochten haben.71 Des gleichen ist mit dyser
Red. Du solst mich anrůffen/ spricht Got der herr.72
Daß wir auch dyse maynung soͤllen versteen/ Du
soͤlst niemandt annders anrůffen. Auch will Gott/
daß wir zů im soͤllen schreyen/ darumb spricht er.
Schrey zůt mir/ so werd ich dich erhoͤren. Hiere. 33.73
Wann auch ain volck sich versameln woͤlt/ got zůbit-
ten/ wie die Christen in der Vasten zeit thůn/ soͤlten
sy stracks zů got schreyen/ und nicht zů den hailigen/
als Johel leret/ sagent. Beruͤfft oder versammelt das
volck in gottes hauß/ und schreyet zů got. Johel. i〈.〉74
BuchsymbolB2r Er spricht nit/ ir soͤlt schreyen zů Abraam/ Isaac/ und
Jacob/ und andern hayligen Propheten/ die in der
schrifft Canoniziert sein/ sonder zů got. Er sagt auch
nicht. Ir soͤlt Abraam bitten/ daß er got für euch bitt/
Wiewol Abraam ain vatter aller glaubigen ist75/ und
alle soͤne gottes auß im/ und seinem weib Sara/ als
auß ainem stain oder felßen gehauen sein.76 Aber die
Pfaffen Baal und vermaynte Christen schreyen zů
unsern hayligen/ und machen das versamelt volck
singent. Sancte Petre/ Ora pro nobis. Item/ Omnes
sancti dei/ Orate pro nobis.77 Wider Johel der spricht〈:〉
Sy soͤllen zů got schreyen78/ und stellen sich gleich/ als
were got so unbarmhertzig/ unnd gefiel im die me-
nig79 oder hauff der fürbitter so wol/ daß er sich des
hauffen halben woͤlt lassen erwaichen. Was wirt in80
aber got sagen? nicht anders/ dann das. Jacob/ du
hast mich nit angerůffen.81

Gott rechnet auch soͤlch geruͤff oder geschray zů
den verstorben hayligen für ain gespoͤtt und uneere/
als soͤlt er unrecht gesagt haben. Ich will mein barm-
hertzigkayt ins Tausent geschlecht außgiessen mei-
ner liebhaber. Exodi. xx.82 Und soͤlten seine knecht ge-
logen haben/ die sprechen. Ain yeder der gottes na-
men anruͤfft/ der wirt selig. Ezechi.m iii.83 Auch spricht
Gott/ Daß ain yeder/ der seinen namen anruͤfft/ ge-
schaffen sei zů seiner glorien. Esa.n xliij.84 Welcher nun
BuchsymbolB2v gottes namen nicht anruͤfft/ der verleürt gotes glo
rien und eer. Gottes glorien unnd eer/ soltu da bey
mercken/ daß der herr ain got ist/ oben in den hym-
meln/ und ain got hernyden imm erdtrich. Deut. iiii.85
Got ist in allen dingen/ und sein glorien erfült alles
das da ist.86 Derhalben eeren die jhene got wol und
recht/ die stracks on mittel zů got růffen/ dann sy be-
kennen mit irem gerichten růffen zů got/ daß er her-
nyden in der erden gegenwärtig ist. Diß bekentnuß
schatzt got für ain grosse eer. Der wegen uneren die
andern got/ so zun hayligen schreyen/ und stellen sich
der massen/ als were der herr nit ain got auch in dy-
ser erden. Als Helias zů dem Pfaffen Baal sprach.
Sy thůn schier/ als were ir got nicht einhaymisch/
oder zum wein87/ oder schlieff.88 Dann hielten sy es da-
für/ daß got gegenwertig89 unnd barmhertzig ist/ sy
würden sich messigen und entziehen/ und zů got in
gaistlicher ainfeltig90 růffen. Dweyl sich aber ir hertz
von got zeücht91/ und macht sich got frembd/ darumb
daß sy sich nit mit got veraynigen/ der halben schrey-
en sy auch zů den hailigen/ die schlaffen/ oder sein ye
so ferr92/ daß sy ir geschray nit koͤnnen hoͤren/ seind ver-
seren gottes namen/ glori/ eer/ und barmhertzigkait
daß got zů ainem spricht/ Růff zů mir/ so will ich dich
erhoͤren/ schrey zů mir/ so bin ich gegenwertig. Psal.
xlviii.o93 Aber zů den anndern spricht got. Ich kenne
euch nit94/ euer sündep haben euch von mir gesetzt.
BuchsymbolC1r Wann es gůt were/ daß wir die hailigen anruͤfften/
oder daß wir erstlich gottes Hoffmaister oder schlüs-
seltrager95 soͤlten bitten/ daß sy unser gebet zů got brech-
ten/ ungezweiffelt/ Christus hett uns das in kainen
weg verhalten/ er hett uns auch nicht gelernet/ daß
wir gott unnsern vatter so bloß und schlecht bitten
moͤchten/ und sagen. Vatter unser/ der du bist in hy-
meln.96 Were es gůt oder von noͤtten/ daß wir unser
liebe Frau97/ oder sant Peter/ oder Paulum zůvor soͤl-
ten bitten/ so hett sich Christus verschnapt98/ und uns
unrecht gelernet betten/ und unns zůvil oder zůkeck
gemacht/ daß wir den herrn moͤchten bitten on mit-
tel/ der oben in hymmeln ist/ were auch der selb vatter
nicht bey unns/ und auff erden/ so wir warhafftig
glauben/ und imm hertzen sagen/ Vatter unnser/ der
du bist in hymmeln99/ so weren wir betrogen.

Christus ist allayn/ der uns zů seinem vatter ge-
bracht hat/ und kayn ander haylig/ wes stat/ eer und
lob100 erhalten mag. Christus ist der liebe Sun gotes/
alle die an in glauben und in annemen/ den hatt er
geben gewalt gottes soͤne zůwerden.101 Welche got für
ainen mechtigen/ gegenwertigen/ und günstigen her-
ren halten. Es ist eyttel gaucklerey102 und uppigkayt103/
daß wir uns soͤlche muͤhe auff unsere helß gelegt ha-
ben/ wir haben weder exempel oder geschrifft/ daß
von noͤten sey/ soͤlche patron zůhaben. Daß aber das
BuchsymbolC1v Ave maria104 zumtayl in der Bibel erzelt/ zum tayl be-
griffen/105 das macht das Ave maria nicht zů aynem
gebett/ weil nichts annders imm Ave maria ist/ dann
ain erzelung/ was gůts/ und wie vil gnaden got Ma-
rie erzaygt hat. Gleicherweiße/ wann die schrifft das
lob David106 erzelt/ so leret sy nicht zů David zůschrey-
en/ sonder/ wie und was David gewest ist/ und wel-
che gnad im got geben hat. Und raytzet uns soͤlche
beschreibung des lebens/ und der gnaden David ye
nicht zů anrůffung/ und zů geschray Davidts. Das
verstee also. So du ainen Kaiser/ oder man loben
thůst/ so růffest du in dem ye107 nicht zů im/ sonder du
erzelest lautterlich sein thugent. Also/ wann ich sprech
Got Abraam/ got Isaac/ got Jacob.108 Aber got ge-
denck Abraams unsers vatters/ das hayst nit/ růff
Abraamq an/ oder schrey zů Isaac/ das ist gesagt. Du
wunderbarlicher guͤttiger got/ du hast Abraam dir
gemacht/ und du bist sein got worden/ du hast in ge-
macht/ daß er an dich und dein wort geglaubtr hat/
und hast in109 wider aller natur leuff110 ainen vatter ge-
macht viler voͤlcker.111 Gedenck Abraams/ gedennck
was du112 inen gůts und gnad erzaygt hast/ on sein ver-
dienst. Hilff mir auch also/ wie du ime geholffen
hast/ ich gedenck deiner wolthaten.

Also meldet die geschrifft auch/ wie die haylige
Junckfrau Maria von dem Engel gegrüst/113 von
BuchsymbolC2r got/ voller gnaden geschütt/ und ain můtter Christi
geworden ist/ und erzelet der gleichen vil/ nemlich/
wie die frucht ires leibes gebenedeyet ist/ welches sy
auß dem glauben empfangen hatt.114

Aber soͤlche vermeldung des lobs Marie/ hayst
nicht anruͤffung/ oder schreyen zů Maria.

Wiltu aber daß bitten haist/ so bitt ich〈/〉 du woͤlst
mir sagen/ was du imm Ave maria von Maria bit-
test oder forderst von der můtter Christi/ weil Chri-
stus spricht/ daß wir etwas bitten muͤssen wann wir
betten. Quicquid petieritis etc.115

Nun soͤlt ich das Salve Regina außstreychen116/
woͤlt ich vil verfürisch und ketzerisch Sententz dar-
innen finden und straffen. Der Teüffel hatt sich mai-
sterlich in die scheynliche117 hailigkait eingemischt/ der-
halben woͤlle sich ain yeder fürsehen/ und betrachten
das im nütz und seligbarlich sey.118 Ich lob und gruͤß
die hayligen/ und ruͤme die můtter Christi/ aber daß
ich ir fürbitt můß haben/ das widersprich ich. Ich
wayß daß got allain seinen hailigen gnad geben hat〈.〉
Aber ich will das wasser der gnaden auß dem brun-
nen trincken/ welchen sy getruncken haben.119

An mich ist auch durch glaubwirdigen anzay-
BuchsymbolC2vger gelangend/ daß man gedachtem Layen120 in son-
derhait der halben/ hart gehalten/ und beruͤrt hab/
daß er ursach von dem Prediger gefraget seiner pre-
dig/ und das im verbotten sey hynfüro ainen Prie-
ster einzůreden/ oder bestendige uhrkundt auß hay-
liger schrifft zůfordern/ mit fürwendung121/ daß kainem
Layen gezymb122/ ainen Prediger umb gezeügnuß123 sei-
ner Predigen zůfragen.

Hett ich zeit unnd můß/ ich vermoͤcht nit wenig
auff dysen artickel schrifft zůsetzen. Aber kürtz halben
frag ich die klůgen Hansen124/ ob nicht allain Christus
zůfragens sey/ und daß sy sich in vleiß soͤllen verwa-
ren/ daß sy kainen luͤgen glauben geben/ dann Sa-
lomon bitt in sonderhait got/ daß er im woͤlle ver-
leyhen/ daß er ye kainer luͤgen glaub. Prover.125

Auch spricht er/ daß wir nit aynem yeden wort
glauben sollen. Prover.t x.126 Der leychtfertig glaubt
ainem yeden wort. Also haist in Hebräisch und ists
wort (Peti) welches unser Translation/ yetzo eynfel-
tig/ ytzo unschuldig/ ytzo nerrisch nennt.127 Das ist aber
die maynung und synn/ daß sy narren sein zů yedem
wort glauben.

Nun hett auch Salomon unns das gesetz gern
ernstlich bevolhen/ in dem selben zůpleiben128/ warumb
BuchsymbolC3r solt dann ain Layischer Christ seynen Prediger nit
fragen unnd sprechen. Lieber herr/ zayget mir den
grundt euer leer/ daß ich gewiß mag werden. Chri-
stus ist der weg und die warhayt129/ und spricht das
Moises unnd Propheten/ von ime gezeügknuß ge-
ben.130 Derhalben ich bitt/ ir woͤllet mich den weg und
warhait leren/ dann ich soll nit yegklichem glauben.
Wer spricht/ hie oder dort ist Christus131/ ich můß das
wort der warhait haben/ ain wort gottes/ daß alle
menschen sein luͤgener.132 Darauß mag ain yegklicher
lernen/ daß die Layhen freüntlich und unableßlich
fragen moͤgen und soͤllen/ wann der prediger nichts
klar und vernemliche schrifft fuͤret/ sonst werden Pre-
diger unnd zůhoͤrer verdampt. Die geschrifft lobet
die Thessa'lonicher'133 daß sy Paulo nachsůchten/ und erforsch-
ten die schrifften/ ob es also was/ wie er Prediget/
und der arm pfaff Kirchener/ understeet sich zůwe-
ren/ daß die Layhen weder nachfragen/ noch nach-
sůchen soͤllen.134

Daß aber die Layhen den Predigern dürften ein-
reden/ unnd iren verstandt auch offenbaren/ dysen
gewalt gibt Paulus/ sagend. Zwen oder drey moͤ-
gen Prophetiziern/ das ist schrifften außlegen/ die an-
dern soͤllen schweygen.135 So aber ain sitzender oder
zůhoͤrer ain eroͤffnung136 hatt/ soll der oberst/ das ist
der Redner und Prediger still schweigen/ und hoͤren/
BuchsymbolC3v was got dem Layen offenbar gemacht hat. i. Cor.
xiiii.137 Liß Paulum/ und sihe/ ob nit alle Layen moͤgen
ir offenbarung und kunst138 an tag geben. Merck daß
Paul'us' spricht. Ich will daß ir all außleget.139 Darauß
ist abzůnemen/ daß die Prediger unnd Pfaffen der
Layhen verstandt nit soͤllen verlachen/ sonder gern
hoͤren. Ich waiß daß vil Handtwercker in gottes
leer mer wissen/ dann Pfaffen/ so die boßkugel140 und
kegel werffen.141 Gott leret die Layen/ daß sy den ge-
kroͤnten Doctorn und Maistern vorgant.142 Moises
wolt ettliche die da Prophetizierten ungehyndert
lassen. Nume.u xi.143 und ain stoltzer kirchenerß pfaff/
darff das weren.

Was ist Amos/ was ander Propheten gewest/
seinds alle pfaffen gewest? Sy seind hierten gewest
und haben die warhait verkündigt den Pfaffen.144

Nun solt den Layhen verbotten sein/ iren Predi-
gern einzůreden/ wie moͤcht dann ain Lay imm alten ge-
setz sein hand auff den Prediger legen/ unnd den er-
sten stayn in in145 werffen. Deute. xiii.146 Er můß ye wis-
sen/ daß der Prediger das volck verfuͤret. Mag er
inen bey der Carthausen147 ziehen/ und für das volck
fuͤren/ inen zůstaynigen. vAls dan Martinus Luther auch antzeygt in et-
lichen Artickel oder schrifften etc.148

Darumb wem das predigt ampt auffgelegt wirt dem wirt das
hohist ampt auffgelegt yn der Christenheyt/ der selb mag darnach
auch teuffen/ meß halten und alle seelsorge tragen/ oder so er nicht
will/ mag er an den predigen alleine bleyben/ und teuffen und an-
dere unterampt andern lassen. Wye Christus thet und Paulus und
alle Apostel Acttuum. iiii.149 Daran man aber sihet/ das unser yetzige
Bischoff und geyslichen/ goͤtzen und nicht Bischoffe sind/ den
Buchsymbol sie lassen das hohist ampt des worts/ das yhr eygen seyn solt/ den
aller geringsten/ nemlich Capellan unnd Monchen/ terminarien150
da tzu die geringer ampter/ auch/ als tauffen/ und ander seelsorger
Sye aber fermelln dye weyl/ und weyhen glocken/ alltar und kirch-
en/ das weder Christlich noch Bischofflich werck sind/ von yhn
selbs ertichter. Es sind verkerete verblente larven und rechte kinder
bischoffe.151

Da her ists auch blieben/ das an etlichen ortten auch weltlich
uberkeyt/ als radherrn und fursten/ yn selbs prediger bestellet unnd
besoldet haben/ in yhren stedten und schlossern/ wilch sie gewollet
haben on alle urlaub und befelh der Bischoff und Bepste/ Und
hat auch niemant dreyen geredt. Wie wol sie es (besorge ich) nicht
than habenn auß Christliches rechts verstands/ Sonder das die
geystlichen tyrannen das predig ampt veracht und geringe gehal-
ten haben und weyt gesondert vonn dem geystlichen regiment.
Szo es doch das aller hohist ampt ist/ an den alle andere
hangen und folgen. Widerumb/ wo predigampt
nicht ist/ der andern keyns folget. Den
Johannes am vierden sprichtt.
das Christus nicht tauf-
fet habe/ sonder
er pre-
digt nur.152 Unnd
Paulus .i. Corinth. i. be-
ruͤmpt sich/ er sey nicht tzů teuf-
fen/ sondernn tzů predigen gesandt.v153

BuchsymbolC4rDyse undterweisung hab ich obgenanter An-
dreasw eylendts ainem Layischen Christen zůgůt zůge-
schickt/ in sonderhayt der warhait/ xund leerx gottes
zů eeren.y Auch derhalben/ daß sich die Obrigkayten
entsynnen/ und ire hende an sich halten/ so lang biß
sy sich bestendiger warhait erkhundt haben. Will
auch gern wider anzayg thůn/ feyndtlich oder freünt-
lich angesucht. Unnd zů rechtem und festem bekent-
nuß/ hab ich mein Pitschafft154 undten an mein Origi-
ginal thůn trucken. Geschehen unnd geschrieben zů
Wittenbergk am Montag nach Jacobi.155 Imm Jar
nach der geburt Christi. M.D.XXiii.z


afehlt D
b salig B
cgeleert B, C
dgeren B, C
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fPrediger B, C
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tfolgt an dem B, C
ufolgt am B, C
v-vfehlt A, B, C
w Andras B
x-x under D
y leren. D
zM.D .XXiiii . B, C

1Über diesen Prediger ist nichts bekannt. Siehe dazu die KGK 244 zu dieser Einheit.
2Hier als »geistige Gefangenschaft, sündhaftes Dasein, Befangensein« gemeint.
3Beweise, Argumente.
45. Mose 4,2 Vg »non addetis ad verbum quod vobis loquor neque auferetis ex eo custodite mandata Domini Dei vestri quae ego praecipio vobis.«
6Vgl. Lk 10,26 Vg »at ille dixit ad eum in lege quid scriptum est quomodo legis.«
7Vgl. Joh 5,39.
8Lk 16,29 Vg »et ait illi Abraham habent Mosen et prophetas audiant illos.«
10Gal 2,21 Vg »non abicio gratiam Dei si enim per legem iustitia ergo Christus gratis mortuus est.«
11Vgl. hier auch Apg 4,12.
12Zur Unterscheidung zwischen äußeren steinernen Tempeln und inneren geistigen Tempeln, siehe KGK IV, Nr. 179 u. 180.
14menschliche Klugheit, Weisheit.
15Siehe vorherige Anm.
161. Tim 2,5–6 Vg »unus enim Deus unus et mediator Dei et hominum homo Christus Iesus qui dedit redemptionem semet ipsum pro omnibus testimonium temporibus suis.«
17Bezug unklar. Vgl. hier 1. Kor 1,13.
18Vgl. Apg 4,12 Vg »et non est in alio aliquo salus nec enim nomen aliud est sub caelo datum hominibus in quo oportet nos salvos fieri.«
19Jes 53 passim.
21Zu Gewalt tun und erleiden – mit Bezug auf Mt 11,12 – siehe ausführlich Reich Gottes, KGK IV, Nr. 191.
22Votive sind Weihegeschenke, Opfergaben unterschiedlicher Art, die zum Zweck der Fürbitte durch einen Heiligen bei Gott an die Kirche übergeben wurden. Mit »Jägern« sind hier all die Geistlichen gemeint, die die Gläubigen verführen und erpressen, um ihnen diese Opfergaben zu entlocken.
23Mi 3,5 Vg »haec dicit Dominus super prophetas qui seducunt populum meum qui mordent dentibus suis et praedicant pacem et si quis non dederit in ore eorum quippiam sanctificant super eum proelium«.
24Hes 13,19 Vg »et violabant me ad populum meum propter pugillum hordei et fragmen panis ut interficerent animas quae non moriuntur et vivificarent animas quae non vivunt mentientes populo meo credenti mendaciis.«
25Als patrocinium versteht man den Geltungsbereich von Heiligen über Personen, Orte oder Gebäude. Sie wurden durch Priester mit Feierlichkeiten, auch Gesängen, geweiht.
27Lk 2,49 Vg »et ait ad illos quid est quod me quaerebatis nesciebatis quia in his quae Patris mei sunt oportet me esse.«
28Vgl. DWb 13, 795: »niedersetzen […] zu Entscheidung ernennen, ein-, zusammensetzen.«
30Siehe nochmals vorherige Anm.; siehe auch Joh 2,3f., wo Jesus seine Mutter »Frau« nennt; hier mit Gal 3,28.
31D.h. zur Rechten Gottes; vgl. Apg 2,33–35.
32oft, häufig. Vgl. DWb 2, 1076 Nr. 7.
34Joh 6,47 Vg »amen amen dico vobis qui credit in me habet vitam aeternam«; vgl. zum Wortlaut auch Mk 16,16 Vg »qui crediderit et baptizatus fuerit salvus erit qui vero non crediderit condemnabitur«. Der Hinweis Karlstadts auf diese Stelle soll auch hier belegen, dass Maria keinen Anteil an der göttlichen Natur Christi hat.
35Das Salve regina – eine der wichtigsten Antiphonen der katholischen Psalmodie – ist ein Bittgebet (salutatio deprecatoria) an Maria in Anrufung ihrer Macht als Fürsprecherin bei Gott und ihrer Mittlerschaft zwischen ihm und Christus. Zur mit der Reformation entstandenen Kritik an dieser Antiphone siehe die KGK 244.
36Joh 14,6 Vg »dicit ei Iesus ego sum via et veritas et vita nemo venit ad Patrem nisi per me.«
37Eph 2,18 Vg »quoniam per ipsum habemus accessum ambo in uno Spiritu ad Patrem.«
38Hebr 9,24 Vg »non enim in manufactis sanctis Iesus introiit exemplaria verorum sed in ipsum caelum ut appareat nunc vultui Dei pro nobis.«
39Wahrscheinlich spielt Karlstadt hier mit dem Eigennamen Kirchners, der im allgemeinen Sinne Funktionsträger im Dienst einer Kirche bedeutet und den Karlstadt auf einen einfachen Glöckner reduziert, womit er ihn nicht als Prediger des Wortes Gottes anerkennt. Das Bild des Glöckners wird hier mit dem Schellen verknüpft, mit dem der falsche Prediger die einfachen Gläubigen lockt und verführt; s.u. KGK 244 (Textstelle).
41S.o.; Joh 14,6.
42Aus capellanus, Kaplan, Seelsorger.
44errettet, erlösen.
45Vgl. DWb 24, 23,39: »Üppig […] überflüssig, supervacuus, otiosus […] leer, unnütz, unnöthig, eitel, unbegründet, nichtig, unwirksam, irritus, frustra, inanis.«
46Märlein, Märchen.
47Vgl. nochmals Joh 14,6.
48Hier ist nicht nur Georg Kirchner, sondern alle falschen Prediger, die die Rolle Marias als Vermittlerin vertreten, gemeint.
49Spiegelfechtereien, Täuschungen.
50Siehe hier nochmals Luthers Sermon von der Geburt Marias (1522) in WA 10.III, 321,21–322,17: »Secht nu was das fur wortt seind, die wir der heiligen iunfrauen Marie tzu legen im salve regina. Wer will daß verantwurten das sy unser leben, unser trost, unser süsykeitt sein sol, so sy sich doch last benügen, das sie ein armes gefesz sey? Sollch gebet fingt mann durch die gantzen welt und leut gros glocken dartzu. Der gleichen ist es mit dem Regina celi, weliches nit beser ist, do man sy ein kungin des himels nent. Ist das nit ein on ehr Christo gethon, daß einer creatur wirt tzu gelegt das allein got gebirt?« Auf diese Passage bezieht sich die Widerlegung in Hauer, Drey predig (1523), fol. A2v–A3v, die einen Zusammenhang mit der Hinrichtung von Heinrich Voes und Johan van den Esschen am 1. Juli 1523 in Brüssel herstellt; siehe dazu die Einleitung zu dieser Einheit.
51Vgl. auch hier z.B. Hauer, Drey predig (1523), B3r: »Maria ist dem Luther ain armes gefeß/ aber dem propheten Ezechiel ain porten des fürsten/ dadurch der her gott Israel allain eingangen ist.«
52Habgieriger, Geizhals, Wucherer, Betrüger. Vgl. DWb 5, 2827f.
53Vgl. DWb 3, 360: »einen aufs Eis leiten, führen bedeutet ihn verräterisch in Gefahr bringen […].«
56Bezug unklar; Anspielung vielleicht auf Jer 29,31.
59Dass die Heiligen selbst nicht neben oder über Gott verehrt werden wollen, behauptet Karlstadt schon in Super coelibatu, KGK IV, Nr. 190.
60dargelegt.
62ihnen, den einfachen Gläubigen.
63Es ist nicht klar auf welche Stelle sich Karlstadt hier bezieht. Vgl. vermutlich Mt 11,25 oder Lk 2,41–52.
64Ankündigung einer Schrift gegen Kirchner, wenn er an seiner falschen Predigt festhält.
65Vgl. Ps 49(50),15 Vg iuxta Hebr »et invoca me in die tribulationis liberabo te et glorificabis me« Dieser Psalm stammt angeblich von Asaph, Haupt der Sänger und Musiker im Tempel in Jerusalem, den Karlstadt hier einen Laien nennt. Zu dem von Karlstadt in jenen Monaten entwickelten Laienbild siehe Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes, KGK 239.
66Die Anrufung Marias und der Heiligen bedeutet, dass man nicht auf die Vermittlungskraft der Schrift vertraut.
675. Mose 6,5 Vg »diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et ex tota anima tua et ex tota fortitudine tua.«
685. Mose 6,4 Vg »audi Israhel Dominus Deus noster Dominus unus est.«
695. Mose 5,7 Vg »non habebis deos alienos in conspectu meo«; vgl. auch 2. Mose 20,3.
70nach.
71Ähnliche Argumentation mit Verweis auf 2. Mose 20,3–6 und 5. Mose 5,7–10 ausführlich in Von Gelübden Unterrichtung, KGK IV, Nr. 203, S. 536–541.
73Jer 33,3 Vg »clama ad me et exaudiam te et adnuntiabo tibi grandia et firma quae nescis.«
74Joel 1,14 Vg »sanctificate ieiunium vocate coetum congregate senes omnes habitatores terrae in domum Dei vestri et clamate ad Dominum.«
76Es ist nicht klar, auf welche Stelle sich Karlstadt hier bezieht. Vgl. Mt 3,9; Lk 3,8.
77Aus dem Bittgebet der Allerheiligenlitanei – Litaniae sanctorum.
79mannig(faltig).
80Ihnen.
81Jes 43,22 Vg »non me invocasti Iacob nec laborasti in me Israhel.«
822. Mose 20,6 Vg »et faciens misericordiam in milia his qui diligunt me et custodiunt praecepta mea.«
83Vgl. Joel 2,32 Vg »et erit omnis qui invocaverit nomen Domini salvus […]«. Vgl. auch das selbe Joelzitat in Apg 2,21; Röm 10,13.
84Jes 43,7 Vg »et omnem qui invocat nomen meum in gloriam meam creavi eum et formavi eum et feci eum.«
855. Mose 4,39 Vg »scito ergo hodie et cogitato in corde tuo quod Dominus ipse sit Deus in caelo sursum et in terra deorsum et non sit alius.«
86Vgl. Ps 8.
87zum Gasthof, zum Rausch. Vgl. DWb 28, 822;826. Aus »diversorium«, s. nachfolgende Anm.
881. Kön 18,27 Vg »cumque esset iam meridies inludebat eis Helias dicens clamate voce maiore deus enim est et forsitan loquitur aut in diversorio est aut in itinere aut certe dormit ut excitetur.«
89allgegenwärtig.
90Einfältigkeit, simplicitas.
91entfernt.
92fern.
93Bezug unklar; gemeint ist hier vermutlich eher Ps 49(50),15, wie oben KGK 244 (Anmerkung).
94Vgl. Mt 25,12 Vg »at ille respondens ait amen dico vobis nescio vos.«
95Der Schlüsselträger ist Petrus.
96Mt 6,9 Vg »[…] Pater noster qui in caelis es […].«
97Gemeint ist Maria.
98verraten. Vgl. DWb 25, 1134.
100wessen [hier: dessen] Stand, Ehre und Lob.
101Joh 1,12 Vg »quotquot autem receperunt eum dedit eis potestatem filios Dei fieri his qui credunt in nomine eius.«
102Blendwerk, Gaukelspiel, Possen.
103Übermaß.
104Dieses beliebteste Mariengebet der katholischen Kirche setzt sich zusammen aus den Worten des Engels an Maria (Lk 1,28) und aus dem Lobpreis Marias durch Elisabeth (Lk 1,42), dem Zusatz »Jesus« und einem abschließenden Bittgebet.
106Zu Davids Lobgesang vgl. 2. Sam 22.
107dabei ja.
108Vgl. Mk 12,26; siehe auch 2. Mose 3,6.15f.
109ihn.
110natürlicher Hergang, Vorgang, Ablauf.
111Abraham und seiner Frau Sarah, die bis ins hohe Alter kinderlos geblieben waren, versprach Gott, dass sie so viele Nachkommen haben sollten wie Sterne am Himmel; vgl. 1. Mose 15,5f.
112Gott.
115Der exakte Wortlaut »quicquid petieritis« wird von der Vulgata nicht gegeben. Karlstadt zitiert hier Joh 14,13 aus Erasmus, Testamentum (1519), 226.
116Hier im Sinne von anfechten.
117scheinbare.
118Eine ähnliche Formulierung, dass sich der Teufel in die scheinbare Heiligkeit der alten Kirche eingenistet hat, findet sich auch in Karlstadts 47 Conclusiones de coniuratione mortuorum (1522). Die These 20 lautet: »Diabolus similis volens esse altissimos suos praestigosos characteres sacrosanctis immiscet evangeliis, quo gladius mellitus fiat et venenum dulce«, siehe dazu KGK V, Nr. 225, S. 238, Z. 4–6.
121unter dem Vorwand.
122geziehme, zusteht.
123biblischen Beleg.
124Anspielung auf einen verallgemeinerten Gebrauch des Namens, auch in ironischer und erniedrigender Bedeutung; siehe dazu DWb 10, 455–463.
126Spr 10,19 Vg »in multiloquio peccatum non deerit qui autem moderatur labia sua prudentissimus est«. Siehe auch Spr 14,15.
127\heG{Q}{\char130}\heT{X}{\char128}J\hebre (peti), vgl. Spr 9,4.
128Bezug unklar auf Salomons Sprüche Spr 10–29.
133Vgl. Apg 17,1–11. Hier werden die Gläubigen in Beröa gelobt.
134Vgl. hier auch 1. Kor 14,29f.
1351. Kor 14,27f. Vg »sive lingua quis loquitur secundum duos aut ut multum tres et per partes et unus interpretetur si autem non fuerit interpres taceat in ecclesia sibi autem loquatur et Deo.«
136Offenbarung, göttliche Verkündigung.
1371. Kor 14,30 Vg »potestis enim omnes per singulos prophetare ut omnes discant et omnes exhortentur.«
138Auslegung, Erkenntnis.
140Kegelkugel. Vgl. DWb 11, 391.
141Damit ist wahrscheinlich gemeint, dass sie so töricht sind, sowohl die Kugel als auch den Kegel zusammen zu werfen, anstatt nur erstere zu werfen, um letzteren zu treffen.
142Ähnliche Bemerkungen von Karlstadt sind bereits 1520 am Ende der Schrift Welche Bücher biblisch sind gefallen: KGK III, Nr. 171, S. 545, Z. 1–5. Zur radikalen Infragestellung der akademischen Bildung und der Titulaturen siehe aber ausführlich in der Einleitung zu Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes, KGK 239.
144Vgl. Am 1,1 Vg »Verba Amos qui fuit in pastoralibus de Thecuae […]«. Zur Rolle des Propheten siehe dazu Maleachi-Predigt, KGK V, Nr. 224.
145ihn.
147Kapuze der Kartäusermönche.
148Im Folgenden wird ein Auszug aus einer Schrift Luthers gedruckt. Siehe KGK 244 (Anmerkung).
149Gemeint ist hier vermutlich eher Apg 6,4.
150Bettelmönche. Terminei ist der Bezirk, »innerhalb dessen ein bettelkloster das recht hat almosen zu sammeln (zu terminieren), das einsammeln der almosen«, vgl. DWb 21, 260.
151Hier endet der erste Auszug aus Luthers Schrift Dass eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe (1523); vgl. WA 11, 415,30–416,10. Der äußere Anlass dieser im Frühling 1523 verfassten Schrift war die Bitte der Gemeinde Leisnig vom 25. Januar 1523, die Stellung des Pfarramts schriftgemäß darzustellen. Luther erkannte dort das Recht der Gemeinde an, zu beurteilen, ob der Pfarrer das Evangelium schriftgemäß verkündige. Wenn die vorhandenen Amtsträger ihre Aufgabe nicht erfüllen, dürfe die Gemeinde unter sich selbst einen neuen Prediger erwählen und berufen. Siehe dazu die KGK 244.
153Vgl. 1. Kor 1,17. Hier endet der zweite Auszug, vgl. WA 11, 415,19–29, der jedoch in Luthers Schrift dem vorherigen Auszug (siehe KGK 244 (Anmerkung)) vorangeht.
154Sigillum, Siegel, Petschaft. Vgl. DWb 2, 51. Das angehängte eigene Siegel deutet darauf hin, dass Karlstadt sein Schreiben als offizielles Dokument ansah. Deshalb wohl auch die Urkundenformel »Geschehen und geschrieben zů Wittenbergk« in der Datumszeile am Schluss. Siehe dazu die KGK 244 zu dieser Einheit.
15527. Juli.

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