Nr. 87
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
Wittenberg, 1518, 14. Juni

Einleitung
Bearbeitet von Alejandro Zorzin
unter Mitarbeit von Antje Marx

1. Überlieferung

Editionen:

2. Inhalt und Entstehung

Karlstadt schickt Spalatin Kopien von Ecks Brief an ihn und von seiner Antwort an Eck.1 Er weiß nicht, was daraus folgen kann. Auch schickt er einen von Spalatin erbetenen, fehlenden [Quart-]Druckbogen.2Spalatin möge sich bitte bei [Degenhart] Pfeffinger3, [Bernhard von] Hirschfeld4, [Johann von] Taubenheim5 und Hieronymus [Rudelauf]6 dafür verwenden, dass sie sich weiter um Förderung und Erlangung der von Karlstadt erbetenen Unterstützung bemühen. Er befinde sich in einer Notlage, wie er sie – seit er Doktor ist – nicht erlebt habe; er könne weder Bücher noch gesundheitsstärkende Nahrung anschaffen. Spalatin dürfe es wissen, die andern [am Hof] nicht. Allein der Fleiß seiner Hörer [in der Augustinvorlesung] sei ihm ein Trost. Es fehlten aber weiterhin Exemplare; daher würden, wenn der Kurfürst keine Abhilfe schaffe, Hörer wegbleiben. Er habe kaum Zeit, Spalatin zu schreiben; er arbeite an den Anmerkungen zum Buch [Augustins]Vom Geist und Buchstaben.7

Für Karlstadt hat weiterhin die Erlangung einer Einkommensverbesserung (durch die kurfürstliche Entscheidung der diesem um Mitte April 1518 zugestellten Supplikation) oberste Priorität. In diesem Zusammenhang deutet er nun (durch Übermittlung seines Briefwechsels mit Eck) auf die im Namen der Universität bevorstehende, anstrengende Verteidigungsarbeit hin, die auf ihn zukommt.8 Bei dem erneuten Verweis auf seine finanzielle Notlage9 spricht er wieder die Unmöglichkeit an, Bücher zu erwerben. Schon in seinem Brief vom 5. Februar 1518, in dem er um eine kurfürstliche Spende von 30 Gulden für Papier zur Drucklegung der Erläuterungen zu seinen 151 Thesen10 bat, ließ Karlstadt erkennen, dass er als Autor für den Druck nicht leicht absetzbarer Werke dem Drucker einen hohen Kostenvorschuss leisten musste. In Verbindung mit der sich wiederholenden Klage über fehlende Exemplare11 seiner Erläuterungen zu AugustinsDe spiritu et litera wird klar, dass die finanzielle Unterstützung des Kurfürsten eine drohende Gefahr verhindern sollte, nämlich, dass die Studenten auf Grund eines Mangels an notwendigem Lehrmaterial (den Augustin-Scholien) von der Vorlesung wegbleiben würden.


1Vgl. KGK 084 und KGK 086.
2Dabei könnte es sich um einen noch fehlenden Bogen seiner Apologeticae Conclusiones handeln. Vgl. seinen Brief vom 14. Mai 1518 (KGK 080), wo er am Ende schreibt, die zwei vollständigen Druckexemplare, die er vorhatte, Spalatin und Pfeffinger zu schicken, kämen mit zukünftiger Post nach.
3Degenhart Pfeffinger (1470–1519).
5Johann von Taubenheim (um 1490–1541/42).
7Karlstadt befand sich an der Ausarbeitung seiner Erläuterung zu den letzten der ersten 12 Kapitel von Augustins De spiritu et litera; vgl. Kähler, Karlstadt 50*ff., und den Hinweis auf Karlstadts Brief vom 17. Mai 1519, wo es um ähnliche Probleme zu gehen scheint; ebd. 52*, Anm. 7.
8Das Hauptargument in der Supplikation der Zuhörer von Karlstadts Augustinvorlesung (vgl. KGK 075).
9Vgl. KGK 070.
10Vgl. KGK 069 und KGK 062.
11Vgl. KGK 082.

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