Beilage: Georg Spalatin an Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, ohne Ort, [1524, Anfang August]
fehlt Meinem Gnedigsten Hern dem Churfursten zu Sachssen etc.
fehlt Gottes Gnad und Frid Gnedigster Herrr. E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden'
bitt ich unterteniglich zu wissen, das mir
meister Lucas1 hieneben verwarte schrifften
von doctor Martinus schickt. Haben
seltzam ding wie mans zu
Alstet
treibt. Und bitt dieselben E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden' zu ver-
melden, und folgend doctor Martinus
widerzuschicken.2
Doctor
Martinus hat mir von wegen der
Annen
Spieglyen3
nichts mer schreiben
wollen, sonder gesagt, E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden' haben
leut zu ir geschickt, die sie verhort
haben. So
horen auch E'uer'
C'hurfurstlich' G'naden' wol
was sie gesagt hab. Wer das
keyn ee
so wust er nicht was ein Ee were,
auch weren E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden' der Obrist
vormundt. Zudem so durfft sich
Anna Spieglyen auf in nichts beruffen,
Dann er hett ir nichts unrechts geraten.4
Weiter schreibt mir der Rector Zu
Wittemberg doctor Caspar Glatz, itzo
also,5 Mich dringt itzo die gemeyn
rat und die
geistlickeit6 dir ferner zu
schreiben, du wellest ein gemeiner
vorbitter bey
meinen Gnedigsten Hern
dem Churfursten zu Sachssen etc. sein,7
Dann es ist die gemein red
das der Karlstadt
teglich mit
seiner verfurischen
gotlosen, Jha auch aufrurischen lere
weiter greiffe und
einreisß, also
das wo man dem nicht zeitlich begegen
das ein grosser verderb
darauß entsteen
wurd.
fehlt Ich hab den Karlstadt in vergangen tagen
erinnert von seinen furnemen abzusteen,
sich des unrechten verstandts der gotlichen
schriftt zuenthaldn.8 Hab im gewunscht
Gottes geist und den rechten Christlichen
Verstandt. mit anhangender
bedrauung9
wo er wider uns
verfaren werd das es
im wie dem Jambri und Mambri
geen werd,10 und der gleichen vil. Darumb
bitt ich dich noch
ein mal aufs vleissigst,
mein Gnedigsten Hern11 unterteniglich
zubitten, meinem Gnedigen Hern Her-
tzog Johanßen12 in kurtz zuschreiben,
zuschaffen
das sich Karlstat von
Orlamund thue. Dann wo der Karlstadt nit
von Orlamund zeucht,13 so weisß
ich, das nyemant sicher neben und
bey im sein wirt. Ich
versuchets
selbs mit Gotts hulff Gotts wort
doselbs zupredigen, wenn der
haubtsacher
der emporung und aufrure nit zu
Orlamund were.14
Der Karlstat verleynt15 in
seinen
predigen die Sacrament der tauff und
des heiligen Fronleichnams, jha
er
thuts gar ab, und sagt: sie seind
nichts.
fehltEr taufft die cleyne
unmundige kinder nicht16
Gibt auch das Sacrament des heiligen
fronleichnams
nyemants,
und treibt teglich alles Gottlos leben,
Dovon ich dir ein ander mal mer
schreiben will. Dann ich musß
itzo in doctor
Martinus leccion
geen, der den propheten Johel liseth.17
Es seind auch etliche Orlamunder be-
reyt Innen worden18,
das der Karlstat
den geist Christi
nicht hat, wie
mir denn neulich eyner in geheym
gesagt hat.19
Seyt er der prebend priviret ist,20 hat
er mer denn eyn peuersche
cleydung
angezogen, und machets wild.
Es
wer zceit, warlich es wer Zceit,
das man in dise sachen einsehung21
thet.22
Also schreibt der Rector.23 Derhalben
wunsch von Gott E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden' und
eurn
brudern24 den geist Gottes
solchen
unchristlichen furnemen allenthalben
christlich und statlich zu
begegnen.
E'uer' C'hurfurstlich'
G'naden'
Unterteniger Diener