Nr. 273
Ob man gemach fahren und des Ärgernisses der Schwachen verschonen soll in Sachen, die Gottes Willen angehen
[Basel] , 1524, [Anfang Oktober] (Entstehung: [1524, vor/um 1. März] )

Text
Bearbeitet von Wolfgang Huber

Buchsymbol fehltOb man gemach

faren/1 und des ergernüssen
der schwachen verschonen2
soll/ in sachen so
gottis wil-
-
len an-
-
gehn.
Andres Carolstadt.
M.D. XXIIII


Buchsymbol fehltMeynem in sunderheyt3 geliebtem brůder in Christo Bartel Bachen4 Statschreiber im Joachims-
tal/ wünsch ich Andres Ca-
rolstater die kunst5 gottes durch Je-
sum Christum unsern hern

Lieber bruder auff meyne an-
zeygung etlicher aͤnderung/ alhie ge-
scheen6 schreybet ir mir/7 ir woͤlt bey euch
gemach hernach ziechen/8 unnd gebet
mir durch solliche schrifft heimlich zů-
erkennen/9 das man von wegen der schwa-
chen/ ergernus zů meyden/10 nit schnel/ oder plotzlich/ son-
dern gemach faren soll/ und thůt nichts anders/ denn
das die gantze welt itzt thůt/ welche schreyhet. Schwa-
chen schwachen/ krancken krancken/ nit zů schnell/ ge-
mach gemach/11 darumb ich euch nicht verargen thůn.12
Aber wie wol ir disses falhs mit dem grossen hauffen
sprechet/ gemach/ krancken/ doch hofflicher/ und sittig-
licher.13 Dannest14 můß ich euch sagen/ das ir weder in di-
sem fal/ nach in andren sachen/ got belangend/ soltet an-
sehen/ wie die grosse mennung15 redet/ oder richtet/ son-
dern gerichts16 auff gottes wort sehen/ den es ist ye17 am
tag/ das die fürsten der schrifftgelerten/ und der gantz
hauff vor zeyten geirret haben/ und irren kunden/18 der
wegen auch ordenet got was die fürsten/ was auch der
Levi. 4gantz hauff/ oder Concilium/ opffren solten für ire un-
wissenheit oder irtumb.19 Da durch je20 got klaͤrlich anzei-
get/ das alle gelerten/ Fürsten/ unnd der gantz hauff/
Buchsymbol fehlt irren und strauchen mügen/21 darumb auch hat gott al-
lein in gemein und sonderlich lassen sagen/ das ein igli-
Exo. 23cher der gerechtigkeit für sich selberts sol nach eylen/
unnd das keiner der meng volgen můß/ von dem rech-
ten/ zů weichen.22 Gott nennets auch ein hůrerey und
hürische augen/ die auff andere ding/ dann auff sein
richtschnůr/ das ist gottes wort/ sehen.23 Got hat uns
verbotten unsern eigen gedancken noch zů volgen.24 Alle
Lu. 15
Esa.
Mat. 16
Deu.12
unsere gůte meinung ist abgehauwen/25 und mit einan-
der abgeschnitten/ zů thůn oder reden alß26 andere leüt
thůn oder reden/27 oder alß uns gůt duncket.28 Es můß
aller weisen weißheit zů grund verderben/ wo goͤtliche
uffstehen sol.29 Nicht allein eur eigen weißheita/ lieber
brůder/ můß ouch30 zů nicht/ unnd ein torheyt werden/
sonder aller andern menschen weyßheit.31 Also/ das ir
euch wider gelaͤrten nach ungelaͤrten laset bewegen/32
unnd das ir one mittel auff die blossen warheit dreffet/33 wel-
che euch frey machet/34 und in ewikeit nit lasset zů schanden
werden.35 Secht hie/ wie ir euch ein rohr seit36 das ir mei-
den solt/ also sollen euch alle gelerten ein weich37 rhor
werden. Die blosse warheit aber/ alein/ sol eur grund/
und felß sein/38 wenn ir die selbe habtb/ bleibet ir unbekom-
mert/ one wanckel/39 ob sich gleich alle gelerten verwan-
delten/ unnd die apostel abfielen/ wens möglich were
Gal. 1nach dem Paulus spricht. Wenn ich/ oder ein engel
anders leret/ der sol ein verbanter sein.40 Wer die war-
heit gründtlich versteht/ und fasset/ der bleyb drin/ ob-
glich Paulus darwider prediget. Der halben soll ein
ieglicher hitzig41 sein/ zůerfaren die warhafftige grün-
de gottes/ der vor den winden und bulgen42 des wassers
Nu. 15besteen wil.43 Das ist die ursach/ das got durch Mo-
sen allen Juden ließ gebieten/ das sie an iren kley-
dern flügeln/ leplin/44 unnd gelb schnürlin solten haben
hangen/ uff das sie so offt erinnert wurden/ uff gottes
Buchsymbol fehlt gebot zů dencken/ so offt sie sollicher leplin gewar wur
den/ die sie teglich ansehen müsten.45 Darauß aber
volget/ das wir an die schrifft angehenckt seyn/ das sich
Nu. 15
Hie. 23.
keiner nach seines hertzen gůtduncken richten doͤrfft/
das auch die jene hürerey treiben/ die nach andern din-
gen sahen/ denn46 nach gottes wort/47Und warlich/ es ist
ein rechte hürerey und ein geistlicher eebruch/ wie klein
oder gering/ soliches umbsehen und nachkützen/48 dem
fleysch und vernunfft scheinet. Seitenmal49 gott ein
eeman des geschaffen geistes/50 als bald in ein verach-
tung oder unachtung und vergessung kumpt/ als bald
die sele nach anderen dingen sicht/ in goͤtlichen sachen
denn nach seinem wort. Wens je51 sein můß/ das niemand
zweien herren dienen kan das ein knecht zweier herren/
einen so vil verlassen můß/ alß er dem andern anhangt.52
Nun ist der geistlich eebruch53 je ein teüfelisch groß la-
ster. In welches laster alle menschen fallen/ so54 die für-
sten der hochgelerten/ oder ein grosse menig/55 alß ein
Concilium/ mehr ansehen/ dann gottes wort. Oder
die ouch nach etwas anders/ dan nach gottes waren
reden/ sehen
.

Der wegen lieber brůder seit ir nicht minder dann
der minste/56 verpflicht gerichts/ gestraks/57 ernstlich und
emsiglich nach gottes urteilen zů sehen/ welche in sich
selberts gerecht und warhafftig seind/ und nicht auff
die starcken oder schwachen zů mercken/ Der groß hauff
kan irren58 und machen das man irret/ Die gesalbten59
schreyben60 auch zeiten61 uber ire salbung/ den sie sein eus-
serlich geschmirdt/62 und fallen auch in irthůmb/ der gott
mißhagt.63 Weyls nun also ist/ so habt ir/ das ir in erfa-
rung goͤtlicher gerechtigkeit und warheit kummen/ und
gerichts64 uff gottes reden achtung geben můst/ unnd
euch alle schrifft weisen nichts sein sollen/65 und das kei-
ner auff den andern můß warten/ biß er hernach leuffet.

Buchsymbol fehltIm thun sol man auch nit
uff andere sehen.

Nů wie ich itzt/ durch schrifftlich gezeügnus beweiset
hab/ das sich keiner nach den andern sol umbsehen oder war-
Ioan. 5.ten biß die anderen hernach volgen/66 in erkantnus der
warheit. Also auch ist es mit dem thůn/ das wir alle
gebot gottes/ nach unserm vermoͤgen thůn/ und nicht
warten sollen/ biß die unverstendige oder schwachen
nach lauffen. Denn gott hat uns je67 allen das gebotten/
das wir seinen bund leren68 sollen/ und darnach thůn.69
Deu. 45.70Es steht je geschrieben/ lernet71 sie/ und behaltet sie/ das
ir darnach thůt. Das thůn ist uns allen befolhen/ und
ein iglicher sol das thůn/ das gott gebüt/72 ob gleich die
gantz welt an sich hielt unnd nicht nach folgen woͤlt.

Sihe ich frag dich/ ob ein son nicht ehe73 seine eltern
eren sol/74 biß die schwachen hernach kommen/ unnd
auch verstehn unnd wollen ire eltern eeren? Du wür-
dest je75 müssen antworten/ warlich die verstendigen sol-
len die eltern irer eere nit berauben/ nach beiten/76 biß
alle unmündige nachfolgen mit verstand unnd wil-
len. Ich frag/ ob einer nicht ehe auffhoͤren solt ander
leüthen gůt zů begeren/ denn biß die andere nachfol-
gen? Mag77 man so lang stelen biß die diebische auffhoͤ-
ren zů stelen? Unnd also frag ich für unnd für/ von al-
len gebotten obs zimlich78 sey/ das wir warten/ biß die
andere gelernet79 seind unnd willen haben mitt zůfoll-
gen/ unnd zů thůn was got wil. Nun wie ich das von
den gebotten gefragt/ welche des nechsten lieb betref-
fen/ also frag ich/ von den wercken/ unnd thaten/ die
on mittel gottis eere angehnn. Nemlich ich frag/
ob ich goͤtzen/ die mir gott gebeüt weg zů nemen/80 solt
lassen stehen/ biß alle schwachen in der abthüung nach-
folgen? Item/ ob ich gott so lang lestern moͤge/81
Buchsymbol fehlt biß die anderen auch ablassen zů lestern? Wiltu82 ja sagen/
so kunden die feind Christi unnd gottes/ mit gleichen
rechten auch sagen/ das moͤrder morden/ diebe stelen/
Eebrecher eebrechen moͤgen/ und der gleichen bůben83
allerley laster üben moͤgen so lang/ biß alle bůben frům84
werden/ denn es ist eine ursach und ein grund in allen
gebotten. Das die bůben sündigen moͤgen/85 wil ich je86 nit sa-
Leviti. 5.gen/ seitemal87 ich weiß/ das auch die jene sündigen/ die
auß unwissenheit fallen oder gottes gebot verbrechen/
Psal 49.unnd müssen ir straff drumb leiden.88 Wie vil mehr die
jene/ so iren teil zů den Eebrechern/ dieben/ moͤrdern/
unnd gotteslestern setzen?89 Die je90 sollen zů gleich den
Lu. 12.gestrafft werden/ die solliche ding für sich thůnd. Der
herr spricht/ der knecht/ der seines herren willen weist/91
unnd thůt dar wider/ der sol mit vil streichen geschla-
gen werden.92 Gott wirt den schlahen93 der uß unwissen-
heit sündiget. Aber wie vil ernster und gestrenger94 der
einem bůben95 zů gefallen wider seine gebott sündiget.
Paulus spricht. Ir solt kein gemeinschafft mit den
goͤtzen dienern/ eebrechern/ und der geleichen/ haben/96
und du meinst97 man můß gemach thůn/ und gemelich
das boͤß verlassen. Ich weiß aber das S. Peter seinen
schlüssel/ den er zům hymel sol haben/98 auch gemelich
umtriben99 werd/ unnd inen100 im schloß verwirren oder ver-
drehen. Unnd wirt inen je101 so langsam auffschliessen/
alß102 sie herzů gekommen.

Was soll ich sagen? Sollen wir langsam gottes ge-
bott leren? Sollen wir auff den hauffen103 warten? Sol
einer den andern ansehen unnd warten welicher der
erst sein wil? Ey wie wol wurd es den grossen fürsten
gefallen wenn sich die leüt/ zů zehenden/ zinssen/104 unnd
fron diensten/ schickten/105 alß sie sich zů goͤttlichenn
dinsten schicken. Sie werffenn die ungehorsame in
die thürnn/106 unnd stocken/ unnd plochten sie107 biß ir
Buchsymbol fehlt unthersaͤssen108 gehorsam werden/ unnd sprechen durch
ir wüterey das urteil wider sich selbst/ das inen got
würd erzeigen das sie andern ungehorsams halben
erzeigen/ welcher herr kan leiden/ wen er seinem gesind
etwas befilht auß zů richten das sie alle still halten/ und
keiner der erst sein oder anfachen wil.109

Got wirt sie alle sampt straffen so er fordert die
auß bliben/ ob sie gleich guldene entschüldigung fur-
wenden/ unnd die beste ursachen brüderlicher lieb für-
welzen.110 Denn es solt je111 ein grosse und sunderliche lieb
sein zwischen eeleüten/ dannest112 spricht Christus/ das
der seines malhs unwirdig was/ der sich mit seinem
weib entschuldiget etc.113 Es sol ein iglicher recht thůn/
(der recht versteet) one scheu und one umbsehen.

Das man saget/ ir solt brüderlicher lieb schonen/114 das
laudtet115 gar nichts/ weil es noch unentschlossen116 ist/ ob
ire brüderlich lieb nicht ein endchristischer mantel117 sey/
frilich118 so arg und schaͤdlich/ alß irgend ein fündlin119 des
Babstes/ das aber laß ich itzt ungeurtelt120 und sag/ das
Christus alle brüderliche lieb auffgehaben unnd abge-
schnitten121 hat/ wenn sie wider sein gebot steht/ oder den
aller cleinsten von got wendet.122 Denn die lieb/ erfült got-
tes gebott/123 und ist unmüglich das einer Christum lieb
hab/ und thů wider sein gebot/ oder thů nit was Chri-
stus gebüt/124 das fleusset auß disser rede.125 Liebet ir mich/
so bewaret mein gebot.126 Welcher nicht mit mir ist/ der
Ioan. 14.ist wider mich.127 Welcher nit vatter und můtter/ weib
Matt. 12.und kinder hasset/ der kan nicht mein junger sein etc.128
Nů die weils also steht/ das unmüglich ist/ das einer
Christum lieb/ und nicht noch129 seinen gebotten lebe/ oder
stil stehe unnd uff einen andernn sehe unnd warte ob
der ander auch thůn woͤll/ das got gern hat/ oder nitt.c
Dem nach werden sie mir das schurtztüchlin130 oder für-
hang nit für131 mein augen binden/ das ich etwas laß/ das
Buchsymbol fehlt got haben wil/ oder etwas thů/ das gott verbeüt/ ob
sie mir tausent jar von ergernüssen und brüderlicher
lieb132 predigten und schreiben.

Lu. 9.Die warheit133 spricht/ wer sein handt an pflůg leget/
und siehet zů ruck/ der ist nicht geschickt zům reich got-
tes/134 das aber redet Christus von dem/ deme er rieff im nach
zůfolgen/ der ein sollich antwurt gab/ Herr ich wil dir
nach volgen/ aber erlaub mir/ das ich die meyne gese-
gen/ oder letze.135 Ist nů der nicht geschickt zů dem reich
gottes/ der sich nach andern umbsihet/ die er sunst wol
letzen moͤcht.136 Wie geschickt werden die sein/ die gottes
gebot verstehendd/137 und haltend hinder dem berg der an-
Luce. 17.dern halben/138 die nicht woͤllen anfahen? Des Lothen
Gene. 19.weib sach hinder sich und ward zur saltz saul.139 Was moͤ-
gen die werden/ die zů ruck sehen nach den traͤgen und
faulen brüdern/ die zů zeitten fürwitzlich140 blindt unnd
faul bleiben?

Ioan. 21.Da Christus zů Petro sprach/ volg mir/ und Petrus
saget/ was soll aber diser? Antwurt Christus. So ich
will das er also bleib/ biß ich widerkomm/ was getz141 dich
an?142 Da sihe obs gleich got lesset geschehen/ das etliche
faul oder widerwillig seind/ recht zů lernen und thůn/ und
du verstehest es/ hat er dich nit gnugsam beruffen? Wilt
du nach fragen/ was die andern thůn soͤllen/ oder wenn
sie komen werden? Nein. Volg/ heisset es. Stehe nit still
und besinne dich nit ob die andern auch volgen.

Act. 9. 10. 11.Was fraget Petrus nach der brüderlicher lieb/ der
Christen die es verdroß/ das er Cornelium den heiden
teufft hett. 143 Er thet das er verstůnd/ das gottes wil war
unnd fragt nach niemandts/ als im aber seine brüdere
umb seiner that willen zů sprachen/144 gab er ein antwurt
das got haben wolt/145 und war dannoch in dem handel
Petri/ das man het weren oder tateln moͤgen/146 von we-
gen der reden Christi/ der sprach/ ir solt nicht in die we-
Buchsymbol fehltge der heyden gehn.147 Derhalben Petrus das erger-
nüs billich148 solt betracht haben/ aber Petrus acht das
ergernüß nit. Was soͤllen wir thůn in den sachen/ die got
mit gestrackten149 reden gebeüt oder verbeüt? sollen wir
des ergernus schonen?150 Nů/ so einer sagt/ Petrus ist
Ioan. 4.uns zů keinem exempel/ sonder Christus/ darumb gib
mir ein exempel von Christo. Darauff sag ich. Christus
redet mit einer Samaritterin/ und die Juden pflegten
doch nicht zů reden mit den Samarittern/ des auch
verwunderten sich seine jünger/151 Aber Christus achtet
ir ergernüs nicht/ sonder thet frey das sein vatter wolt
haben/ das ich volgend in andern exempeln/ als vom
Sabbath/ tempel/ opffer/ fasten/ gebett/ und der gleich
werd anzeigen.

Paulum füren sie152 in dem ergernus so hefftig eyn/ und
zů soͤlchen sachen/ das sie schliessen und entzwingen153 woͤl-
len/ das man in den sachen gott belangend/ soll gemach
thůn/ Und schreihen den gantzen tag/ Schwachen schwa-
chen etc. Aber ich weiß sie wol zů dempffen/ unnd darff
frey sagen/ Das Paulus in groͤßern sachen nit hat ge-
mach thon/ dann154 unsere sachen alhie gewest seind/ auch
nit geacht/ das sich etlich ergerten/oder das sie kranck/
Act. 21.unverstendig/ und schwach waren. Wir lesen das vil
tausent Juden zů Jerusalem waren gleubig worden/
die einen grossen verdrieß ab dem hetten/ das Paulus
ein abtrennen von Mose155 leret und geprediget. Nem-
lich das man die kinder nicht solt beschneiden/ auch nit
nach gewonheit wandeln etc.156 Da sihestu das Paulus
das ergernüß so vil tausent unverstendiger Juden
nicht geacht hat/157 sonder frey geprediget/ und der schwa-
chen nicht verschonet. Hie wiltu158 antwurten/ duncket
mich/159 predigen und thůn ist zweyerley. Darauff sag ich/
predigen ist ein werck wie ein ander werck160 geschicht nit umb-
sunst etc.161 Dazů hat Paulus thaͤtlich162 die beschneidung
Buchsymbol fehlt verhindert/ was kan man dann sagen/ das wir Paulisch sein
sollen/163 und nichts thaͤtlichs anfahen/ das wider brüderliche
lieb strebet? Das aber Paulus volgend etwas thet/ da
durch er das geschrey von sich dempffet/164 das zwingt
mich nit/ das Paulus drumb die beschneidung nit thaͤt-
lich verhindert hab/ denn sein epistel zů den Galatern ist
offenbarer/ dans jemand bergen moͤge/165 Und auß der
selben epistel ist ab zunemen/ das Paulus die schwachen
nicht geacht hat/ sonder mit schwinden166 worten sie von
Mose gezogen/ als er saget/ ir unsinnige/ lasset ir euch
beschneiden?167

Also habet ir redliche entschüldigung/168 das wir
alhie/ wider mit der leer nach mit der that stil zuhalten169
schuldig gewest/ gottes gebotten zů volbrengen/ biß
unsere nachburn/170 unnd die schlemmer zů Wittenberg171
nachfolgten.

Ein jeglich gemein/ sie sey klein oder
groß/
sol für sich sehen/ das sie recht und
wol thů/ und auff niemants warten.

Got hat ein gemein gesetz geben/ nach welchem
sich das gantz gleübig volck/ und ein iglich ge-
mein/ und ein iglich person/ halten unnd richten
solt/ Und das selb gesetz/ welches gott auch einen bund
nendt/172 ist wol dem gantzen volck fürgesagt oder gele-
sen/ nicht das die gantze menge oder commun/ ein so-
licher todter leib sein solt/ als173 die blinden Juristen174 ey-
nen leib der commun erdichten/175 unnd sagen/ das der selb
leib wedder hoͤren/ noch sehen/ noch etwas thůn kan/
Deu. 29.sondern/ das er oren zů hoͤren/ augen zů sehen/176 und glid-
maß zů der gerechtigkeit bereit habe/ zů thůn/ alles
das gott wolgefelt.177 Drumb auch beklagt sich gott
über die faulen/ unnd drewet178 soliche nachlessige zů
straffen/ so179 oren hetten/ und doch nit horeten/ augen
Buchsymbol fehlt die nit sahen/180 glidmaß die nit würckten. Demnach ist
Deu. 4.
durchaus
5. 6. 8. 11.
es je181 war/ das Moses den gantzen hauffen der juden zů-
samen fordert/ unnd das er der gantzen judische meni-
ge/ gottese gebotte erzelet. Er saget aber auch stets/
das sie das soltenn thůn/ das er sie leret. Das sie auch an
seiner lere/ und auch an den wercken gnůg haben solten/
auff diße weyß/ das sie nicht zů der lere/ setzen/ auch nichts
Deu. 12.abbrechen.182 Deßgleichen keyn anders werck zum dinst
Levi. 16.gottes gedechten zů thůn/ denn nur die er sie leret zů-
thůn.183 So hefftiglich bande Moses seyn volck an got-
tes lere/ sitten/ rechte/ unnd an die werck des gesetzes/
das sie wider184 anders leren noch anders thůn dorfften/
denn als sie horten/185 Unnd von wegen des bandes hieß
Moses das gesetz einen bund/186 wie wol noch mehr ursa-
chen vorhanden seind.

Das aber gottes bund alle sonderliche gemeinen/187
und da zů/ ein igliches hauß belang/188 das auch kein ge-
meinde oder hauß stillhalten sol/ biß andere stet189 klůg
unnd geschefftig werden/ ist so offt/ allein im deutero-
nomio/ angezeiget/190 das ichs von unnoͤten acht/ ein be-
weisung für zůlegen.191 Wie offt steht geschriben. Ir solt
Deu. 17.
und 26.
in euren thoren die rechte und sitten gottes halten. Ir
solt euch richter welen und setzen welche die überfarer192
des bundes straffen sollen?193 Hat got nur dem hauffen
oder commun allein ingemein dise wort gesagt/ der herr
Deu. 5.dein got gebeut dir/ das du nach allem disem gesetz/ sit-
ten/ und rechten thüest/ von gantzem hertzen und gan-
tzer selen/194 wie du das deinem herren geredt hast. Wer
darff sagen/ das man die gebotte gottes an etlichen stet-
ten nur195 halten můß? Unnd das wir an andern stedten
gottes gebott moͤgen vorbrechen?196 Wiltu197 sagen got hat
Bund seyner .10. wort Deu. 4. 6.befolhen/ das die Juden an etlichen oͤrtern stein uff-
richten.198 Wil ich auch sagen/ das gott befolhen und ge-
botten/ das wir seinen bund/ nicht allein in etlichen
Buchsymbol fehlt stedten/ sondernf an die pfosten der heüser sollen schrey-
ben/ zů einem denckzeichen/ auch an die thoren/199 das sie
dem haußgesind und einer iglichen gemein vor iren au-
gen schweben und stehn/ und sie da durch erinnert wer-
den Deu. 26. 27. 28.sollen/ gottes gebot zů behüten/200 nicht allein etliche
gebot/ sundern alle gebot/ nicht alein die Juden/ wel-
Deu. 6.che die selbe zeit Mosen horten/ sondern ire nachkom-
ling/ denn Moses spricht dein kinder und kindskinder
Nicht einen tag/ sondern alle tag/ dein leben lang sagt
Moses.201 Ein igliche gemein soll iren leviten haben/ wel-
cher ihn den bund des frides unnd warheit verkün-
digt/ unnd ein iglicher hauß vatter soll gottes wort
seinen kindern scherpfen/202 verneueren und erzelen.203 Dar-
auß je204 volgt/ das ein igliche gemein und hauß/ uff sich
achtung sol haben/ das sie gottes gebott verstehe/ und
darnach thůn
/ Und gott wil so wenig haben/ das wir
uff andere warten biß sie hernach kommen und from205
werden/ das er gebotten hatt/ das man die gottlosen
straffen sol/ alß man andere laster straffet. Deu. 13. et. 17206
unnd datzů gantze stedte umbringen/ und verwüsten/
die irer abgoͤtterey warten/207 oder nicht in der rechten
ban wandern welten. Es nimbt mich fast wunder uff208
unsere schrifftweisen unnd regenten/209 das sie den flei-
schlichen ebruch straffen/ unnd den geistlichen lassen
sie ungestrafft bleiben.210 Den geistlicheng wellen sie mit
irem ohtem211 unnd wind nider werffen212 unnd den leibli-
chen mit schwerdten/ eisen/ feuer/ unnd radern213 we-
ren
.214 Ist aber das nitt ein jemerlicher handel unther
den Christen? Ist es nit ein teüfelische sach/ das sie der
menschen unere/ groͤsser achten und groͤber straffen/
Deu. 13. et 17.denn215 gottes unere? Moses gebeüt das man die abgoͤti-
schen oder geistlichen ebrecher nicht weniger umbbren-
gen sol/ denn die fleischlichen ebrecher.216 Wenn sie doch iren
Paulum recht ansehen/ wurden sie gewißlich finden/ das
Buchsymbol fehltPaulus die goͤtzen knecht nicht minder straffet/217 dann
die hůren knecht/218 noch můß es recht sein/ drumb das
sie es also woͤllen haben/ und ire ere und ire schone ab-
conterfeyhung vertheydigen.219

Die that sol dem verstand bald und
allzeit folgen.

Der güttige Gott hatt etliche eüsserliche werck
herfür bracht/ und dar durch/ sein vetterliche lieb ange-
Deu. 4.zeigt/ unther den selben eins ist das/ das got unsern altvet-
tern220 in wunderbarlichen gesichten221 und geschichten/ eine
goͤtliche weißheith und verstand/ durch sein hochs/ edels
wort/ und uns/ durch unsere fürfaren gegeben hat.222 Der
halben billich223 alle leüt sagen solten/ wol ein treffenlich
volck ist/ das soliche hohe kunst224 und gerechte sitten und
rechte hat?225 Und gott hat seinen bund/ der unser weiß-
heit und verstand inhelt/ uns der halben fürgelegt/ das
Deu. 29.wir/ in allen unsern wercken thůn unnd lassen/226 klüg-
lich und verstendiglich wirckten/ lebten unnd richten.
Denn gott wil in allen stucken verstendige knechte ha-
ben/ die wissen/ was sie thůnd oder lassen/ warumb sie
es thůnd oder lassen/ wem zů eeren. Unnd das sol in
sussem unnd saurem/227 in thuender und leidender weiß228
werden verstanden/ was gott zůschickt und warumb
Deu. 29.ers zůschickt.229 Alß230Moses spricht. So haltet nů die
wort disses bundes unnd thůt darnach/ uff das ir klůg
Ephes. 5.seit in allem dem das ir thůt.231 Unnd Paulus. Sehet
nů zů das ir fürsichtiglich wandelt/ nit alß die unwei-
sen/ sondern alß die weisen/ drumb werdet nit un-
Esa. 5.verstendig/ sondern verstendig/ was da sey des hern
will.232 Der halben beklagt sich gott durch Esaiam/
das sie seine werck nicht betrachten.233 Unnd derwe-
gen hat Christus seine apostel offt gestrafft/234 das sie sei-
Buchsymbol fehltne werck oder lere nit verstünden.235 Das aber/ nemlich
verstand unnd weißheit/ sol gehalten werden/ nicht
alein wenn du etwas thůst/ sonder auch wenn du et-
was leidest/ das du wissest/ was du leidest/ warumb/
wem zů eren/ wem zů nutz.236 Denn das ist die eigenschafft
Esa. 28.des leidens/ als237Esaias spricht Anfechten oder umb-
treibung238 gibt verstand.239 und Moses/ Got fichtet dich
Levi. 26.an/ auff das du dich schemest deiner sünden halben.240
Rho. 5.Unnd Paulus/ Trubsal gebierdt gedult/ die gedult
aber brengt erkantnüß oder erfarung/241 denn die erfa-
rung ist ein erkantnüß unnd das volkümlich werck/
Jacob. 1von welchem Jacob schreibt.242 One erkantnüs ist kein
werck gottes volkümlich. One erkantnüs seind wir
alß ein maul243 unnd pferdt/ in welchen kein verstand ist.244
Demnach ist uns gottes wort auß grosser gnad/ und
der halben/ geoffenbaret/ das wir drauß/ klůg/ weiß/
unnd verstendig werden/ vernym245 durch die gelassen-
heit. Das aber ist ein groß und hoch schetzig246 ding/ das
uns gottes geheimnis ist offenbar gemacht.247 Die welt
klůgen248 achtens fur einen grossen schatz/ wen einer eins
sterblichen fürsten rath ist/ und iderman hat einen so-
lichen für augen/ der dem selben fursten geliebet etc.
Wie vil mehr ist der zů achten/ unnd wie hoch unnd
teuer sol der das schaͤtzen/ das im gott sein geheym-
niß hat offenbar gemacht? Sonderlich/ das er ein ne-
ue/ goͤtliche/ unnd über menschliche weißheit hatt?249
Deu 4Das ist eins/ derhalben uns gott sein geheymnis er-
oͤffnet und entdeckt hat.250

Das ander/ das wir ein ewig unnd unverrücklich
gedechtnüs haben sollen/ aller seiner wort unnd ge-
schichten/ das uns unser leben lang/ unnd alle zeyt
keins entpfall/251 uff das wir gott alle zeyt fürchten/ und
im anhangen.252 Das gedechtnüs aber sol hitzig/ gescheff-
tig und krefftig sein/ das nit stil steht/ sondern mit brunst253
Buchsymbol fehlt außbricht und thetig ist/ denn es ist eyn gemeyne regel/
verflucht ist der des hern werck laͤssiglich thůt oder wir-
Hie. 48.cket/254 oder es betrieglich wircket.255 Wie wol das von der
rachung gottis256 gesagt ist/ als257 geschriben steht/ Verflů-
chet sey der/ der sein schwert am blůt verschoͤnet.258 Je-
Eodem.doch ist es vil mehr war/ in andern wercken. Denn/ ist das
war/ das got schlünnige259 straff haben wil/ der doch barm-
hertzig ist zů vergeben/260 wie vil mehr ist der verflůcht und
ein greuel vor gott der feüliglich261 mit den wercken auß-
bricht/262 die seinem nechsten zů einer besserung geschehen.
Gott wil ein frey freydigen263 geber haben/ der schnell und
williglich gibet.264 Ein bereidt/ willig/ und zur tadt ge-
neigts gemüt behagt265 gott. Das alles fleüsset auß
2. Co. 9.dem ewigen und einbrünstigen266 gedechtnüs goͤttlicher
worter. Wer goͤttlicher leer recht und wol gedencket/
der kan nit still stehen/ nach267 müssig oder treg sein/ wenn
inen268 gottes reden zur tadt verpinden269 und treiben.
Helt
er still im falh/ da270 er wircken kan und soll/ so ist das eyn
gewiß zeichen/ das er vergessen271 ist/ oder nicht ein soͤlichs
Deu. 29.gedechtnüs hat/ als272 er haben solt/ nemlich auß gan-
tzem hertzen.273

Darauff moͤcht einer fragen/ Du wilt einen knecht
gottes alle zeit zů der that verpindten274 etc. Das hat wol
Deu. 4. et
11.
einen grund/ seitmals275 geschriben steht. Ir solt alle zeit
oder euer leben lang nach goͤttlichem gesetz thůn oder
Tobie. 4.wircken.276 Du solt gott alle zeit wol sagen.277 Alle zeit wil
Psal. 33.ich gott wol sagen. Der ein freund ist/ der liebet alle zeit
Pro. 17.den freünd/278 das ist. Ein freund erzeiget seine lieb eusser-
Ioan. 13.lich alle zeit/ in der weiß als Christus sagt. In dem
werden sie erkennen/ das ir meine jünger seit/ so ir ein-
ander liebet.279 Dargegen aber sehe ich auch geschriben.
Eccle. 9.Ein jeglich geschefft/ hat seine zeit/280 das ist. Es mag281 kein
geschefft ewiglich geschehen/ einzeit geschichts/ einzeit
liget es still. Auch hat gott etlich gebott also gestel-
Buchsymbol fehltlet/ das wir die selben auff etliche zeit halten müssen/ und
nit unser leben lang oder alle tag/ als hebreisch inhelt/282
Exo. 20.unnd du haben wilt. als nemlich den Sabbat am siben-
Deu 16den tag/283 sibende wochen/ sibend jar/ funfzigest jar/ wel-
Levi. 25.ches auch auß der sibenden zal her kam.284 Das fest pas-
sah ein zeit im jar/ das fest der laubber hütten285 und der
gleichen/ ein zeit/ die nůr auff ein zeit geschehen můsten/
unnd nicht alle tag.286

Antwort/ wenn uns gleich soͤlche figürliche reden/287
nach dem bůchstaben nichtiverbünden/ als sie die Juden wei-
land verbunden/288 dennest289 bestünd gottes wort/ nem-
Deu. 11.lich diß/ Du salt gottes gebotten alle tag halten.290 denn
diße wort/ alle tage/ bedeuten/ das ein iglicher gottes
gebot in der zeit/ stedt/291 und in dem fall/ halten soll/ als
die gott hat gebotten. Es ist ein zeit/ das wir wachen
und geschefftig seyn sollen. Es ist ein zeit des schlaffens.292
Hat man armen/ sollen wir helffen/ haben wir keine
dürftigen/ so růget293 die hand. Nichts desteminder müs-
sen wir alle tag/ nach gottes gebotten thůn oder wir-
cken/ alle sibende tag feiren294 etc. Alle zeit dem armen/
blossen/ gefangen/ nackichten etc. unnd der gleichen zů
hilff kommen/295 unnd den unhabhafftigen296 gelt/ schuld/
vergeben/ wenn wir solich schuldiger haben/297 haben
wir keine/ so bindet uns gottes gesetz nicht. Als298 wenig
die armen zů teuren opfernj verstrickt299 waren/ als300 die
reichen. Aber dennest301 besteht das. Ir solt alle tag got-
tes gebott volbringen.302 Ir solt gegen euerm nechsten
euer lieb zů gott und dem nechsten alle tag thaͤtlich
beweysen
.303

So auch ist es mit abthůung der gottlesterischen
und Christlesterischen304 bildnüssen oder messen/ wo wir
herschen/k die gott bekennen/305 und goͤtzen finden/ sollen
wir sie weg nemen/ und mit inen geparen/ als306 gott ge-
botten.307 Das auch sollen wir unser leben lang thůn oder
Buchsymbol fehlt alle tag.308 Ja so wir sie in unser gemein finden/ ein igli-
che gemein in irer stadt/ gleicher weyß ein igliche ge-
Deu 14. 15mein schuldig ist die ire zů enthalten.309 Es můß je310 recht
sein unnd wol bestehn/ du salst nach gottes gebotten
alle tag thůn/311 und ist recht und gůtt wens recht ver-
standen wirt.

Die figürliche gebott312 fahen und verstricken313 nůr die
schwachen
/ unnd von wegen der schwachen ist es gůt
das man die figürliche gebot gehalten hat/ und noch
1 Cor. 11.helt
/ als Paulus spricht. Alle ding zimen/ aber alle
ding bauhen nit.314 Item ob du ein rechte kunst oder ver-
1 Cor. 8.stand315 hast/ so ist er316 doch nicht in allen.317 Auch weisest du
nicht/ als318 du solst wissen. Weil dan vielerl Juden ver-
stand klein war/ und ir blindheit groß/ so waren sie un-
frey unnd gefangen
/ unnd schuldig gottes figürliche
reden319 zů halten/ wie wol gottes meinung320 anders war/
denn321 seine rede lautten/ unnd die schwachen des ewi-
gen willen gottes feleten.322 Also müsten sie den Sab-
bat/ und andere feyer unnd fleischliche gerechtigkei-
ten/323 als wasser bade etc. halten/ nach lauth der reden
gottes unnd noch gottes verdecktem willen/324 biß sie
gottes warhafftige gerechtigkeit unnd gerechte war-
heitt gründtlicher erkanten.
Der aber ein solich fi-
gürlich gottes gebott verbrach unnd uberfůr/325 der
můst redliche entschuldigung geben/ als326 Christus thet/
und David da er gott kein eusserlich opfer gab. psal. 39327
das hie her nit gehoͤret/ ich aber hab es vermeldet/ uff
das man wiß/ welcher massen328 die goͤtliche gebott mü-
sten gehalten werden/ alle tag/329 figurliche bedeüt es
zů gebürlicher unnd benembter zeit/330 gründtlich aber331
alle tag můß man gottes gebott halten/ so ferns der
fall fordert. Es sind etlich gebott die ein zeit/ ein stedt/332
oder gelegenheit erfordern/ die selbigen můst man al-
le tag/ das ist/ nach gelegenheit halten/ und dorst333 sich
Buchsymbol fehlt keyner nach dem andern umbsehen/ der lessig ward/
der war straff wirdig. Etliche gebot begriffen kein ge-
legenheit/ zeit oder stedt/334 den selbigen můß man ewigli-
chen nachgehen unnd kein zeit darvon ablassen/ oder
dar wider thůn/ als da seynd diße gebott/ du salst nicht
bilder machen/ haben/ oder leyden/ du salst nit stelen/ nicht
morden/ nicht Eebrechen/ nit falsch zeügnüs geben/
nicht frembder güter begeren/ und dergleichen.335 Sol-
che gebott verbinden uns an alle zeit unnd in alle en-
de/336 wer ein zeit/ an irgent einem ort/ unnd wider eines
thůt/ der ist ein uberschreydter/ ungehorsamer/ unge-
rechter/ verachter gottes. Er sal sich auch nach key-
nem hauffen/337 oder Concilien/ umbsehen/ denn er hatt
schon sein gebott/ darwider er nicht thůn sal. Dem-
nach sal er keyn bildnüß irgent machen/338 noch gema-
chte leyden in den enden339 do sie herschen/ sie bedeüten
got/ Christum oder die heyligen. Er sal auch gott nicht
lestern/340 unnd derglichen keins thůn/ das gottes bund
verpeüt341 (welchen Moses außlegt/ und die propheten
Moses erklerung/ weyther auß breyten) Es were dann
das er einen sichern unnd unbetrieglichen befelh von
got het entpfangen/ zů thůn wider ein gebot/ als342Mo-
ses eynen befelh von got nam/ die voͤgel bilder uber den
gnaden stůl zů machen/ zwelff ochsen die das meer hal-
ten solten/ unnd ein schlangen in der wüstnus auffzů-
richten.343 Welcher nicht einen solichen befelh von got hat/
der wiß/ das er sündiget/ und gottes stym344 ungehorsam
ist/ der gebotten hat/ das wir kein bildnüs machen/ noch
die gemachten leiden sollen/ an den enden/ da auch die ver-
meinte gleübigen herschen.345 Gleicher weiß auch keiner
stelen/ morden/ eebrechen/ oder fremder güter begern
soll/346 thůt er wider der eines so ist er ungehorsam/ unge-
recht/ unnd sündiget/ wirtt sich auch mitt keyner
menge der schwachen oder krancken entschuldigen.
Buchsymbol fehltSo aber einen gott hieß/347 das er stelen/ rauben/ mor-
den/ eebrechen/ oder fremder güter begern solt/ unnd
Exodi. 12er goͤttlicher meynung348 sicher were/ soltt er stelen/ als349
Act. 7die Israhelische kinder den Egiptern stalen/ morden/
Deu. 2als Moses die konnige zů Seon und Esebon etc
.350 Aber
Deu. 29on geheiß gottes müssen wir thůn/ alles das gott in
seinen zehen worten begriffen351 hat/ und auff niemands
achtung haben/ denn352 nur auff gottes gebotten/ unnd
uff uns/ das wir thůn oder lassen/ was got wol gefelt.

Gott spricht alle zeit nach vermoͤg der hebreischer
zungen.353 Aber etlich setzen wider gottes verbot unnd
wort/ disse clausel/354 nicht alle tag. Man sol/ sprechen sie/
der schwachen halben verziehen/355 unnd nichts furt fa-
ren. Was aber ist das anders gesagt/ dann das sie356 al-
so sprechen/ wir sollen das Concilium vor erkennen
lassen/357 was wir thůn/ unnd welcher massen358 wir gott
dienen sollen? Es ist je359 ein ding/ mit diser rede/ der
schwachen halben sol man nicht schnell gottes gebott
erfüllen/ sondern harren/ biß sie klůg und starck wer-
den. Das dannest360 ein gestalt haben kund/ wens recht
geredt wurd/ als361Paulus gelert hat.362 Das ist auch sel-
tzam/ das sie die schwachen/ mit verzug unnd zůruck-
setzung gottlicher klaren gebotten363 wellen herzů bren-
gen/ die sie doch warlich mit iren hornern unnd schul-
dern weyther hindann setzen/ als Ezechiel vom mon ge-
weissagt hat.364 Sie haben deß gar keine lere.365 So ist in366
Paulus mit hend und füssen entgegen/ welchen sie in
verschonung der schwachen/ als ein fürbild ungeschi-
cklich und widersinnig her für stellen.367 Was sol ich sa-
gen? Das sag ich/ das diße geschrey Nicht zů schnell.
Nicht zů schire.368 Schon/ schon. Schwachen/ schwa-
Deu. 4chen. Krancken krancken/ ein offenlicher zůsatz ist zů
gottes wort/ wider das/ du solt nicht zů setzen.369 Auch
ist disser auffzug/370 Ich halt an mich/ ich schon und ver-
Buchsymbol fehltziehe371 biß die schwachen kommen/ ein abbruch goͤtt-
licher wercken/372 wider das/ Ir solt nicht darzů nach
dar von thůn.373 Wider das/ Ir solt gleich thůn/ als374 euch
Deu. 11.gott befolhen/ und alzeit also thůn.375

Ergernus und liebe des nechsten ist
ein
teüfelischer mantell aller boßheyt

Das man aber das ergernüß und brüderliche lieb
für wendet/ unnd under dem scheyn der erger-
nüssen und brüderlicher lieb goͤtzen heldet/376 und
meß und andere gotteslesterung lasset grůnen unnd
blühen/ das ist unrecht/ und wie eß einen bestand unnd
verstand hab/ wil ich in einem büechlin von dem erger-
nuß schreibend/377 melden
/ uff diß mal aber gesagt haben/
das unser bildnus dem menschen zům fall unnd zům
strick gelegt oder uffgestelt sein/ und zů einem verderb-
nus/ als378 gott durch Mosen unnd seine propheten ge-
redt hat.379Darzů sind die goͤtzen faͤrlicher in der Christen-
heit/ denn fleischliche hůr heußer/ und geschickter380 zům
geistlichen eebruch/381 denn irgent ein hůr oder bůb
.382Da-
rumb geben sie nicht ein rechte brüderlich lieb für/383 die
uns unther dem mantel und schein brüderlicher lieb/
die goͤtzen/ welche die leyen/ heiligen heissen/ in gotz
heüsern/ uff bergen/ in telern/ und wegscheyden heis-
sen384 halten/ so lang/ biß die schwachen starck werden/
denn sie predigen brüderlichen schaden/ und nicht brü-
derlichen dienst oder lieb.
Es ist solliche fürgebung
nichts anders/ denn ein schalcks mantell385 und ein ver-
borgen garn386 der armen selen zů verderbnüs/ saget an-
ders got war/ unnd Paulus recht/387 der das gegenspil388
leret in diesem fall von ergernüß.389

Wir solten den schwachen soliche schedliche dinge
nemen/ und auß iren henden reyssen/ unnd nicht ach-
ten/ ob sie drumb weinten/ schryhen/ oder flüchten.390 Es
Buchsymbol fehlt wirt die zeit kommen/ das sie uns dancken werden/ die uns
jetz flůchen unnd verflůchen/ der auch würd den narren
die rechte und beste brüderliche lieb beweysen/ der iren
willen mit gewalt braͤch/ das wil ich dir durch ein gleich-
nuß weisen. Esaias sagt von den narren die goͤtzen
halten/ das sie ire torheit nicht versteend/ auch nit wis-
sen das sie ein schedlich/ nerrisch ding halten/391 das wil ich
zůvor haben.392Demnach frag ich/ wenn ich sehe/ das ein
klein unmündig kindelin ein spitzig scharpff messer in
seiner handt hett/ und woͤlt es gern behalten/ ob ich im
denn brüderliche lieb beweiset/ wenn ich im das schedlich
messer und seinen willen ließ/ damitt sichs verwundet
oder ertoͤdt/ oder denn/393 wenn ich im seinen willen breche/
und das messer naͤm?394 Du můst je395 sagen/ wenn du dem kind
nimbst/ das im schaden brengt/ so thůstu ein vaͤtterlich
oder brüderlich Christelich werck/ Denn Christus hat uns
die recht christliche und brüderliche lieb in den stücken ab-
Mat. 18.gemalt
/396 als er spricht/ Ergert dich dein hand/ so haue
sie ab/ und würff sie hin von dir/397 das hat Christus gesagt/
uff das er die rechte brüderliche liebe anzeiget/ und also
lautet398Paulus mit Christo/ so er von ergernussen re-
det. Ist es aber also/ das ich schuldig bin/ und ein jegli-
cher pflichtig ist/ so lieb im gott unnd sein nechster ist/399
das er den nerrischen ire schedliche und ergerliche ding
soll nemen/ on angesehen/ das sie drumb zornen/ heülen/
und flůchen. Was sagt man viel von brüderlicher lie-
be/ das wir auß brüderlicher lieb goͤtzen/ und andere er-
gernüssen solten lassen sthen400 oder bleiben/ biß die schwa-
chen hernach kommen. Es ist eygentlich ein brüderli-
cher schad unnd ergernus/ das sie401 ein brüderliche lieb
heissen. Ire lieb/ ist ein lieb als der tollen mütter lieb/402 ein
lieb ist/ die iren kindern den aigen willen lassen/ unnd
zum hencker leiden.403 Christus hat der keines gesagt/ das
wir mitt den ergernussen gemach faren sollen/ wenn wir
Buchsymbol fehlt sie abthůn/ unnd von uns werffen woͤllen. Er spricht/
Deu. 13. et. 33.Schneid ab/ haue ab/ werff von dir/ uff das dichs nitt
ergern thů.404Moses auch spricht/ Dein auge soll seyner
Mich. 7.nicht schonen/ unnd du solt dich nicht sein erbarmen/
noch in405 verbergen/ sonder solt in erwurgen/ dein hand
soll die erste über im sein.406 Das saget Moses von den
menschen die ergern/407 Wie vil mehr treybt dise rede zů
abthuung der ergernussen/ dadurch die unverstendi-
gen selen fallen/ die weder fleisch noch geist/ weder blůt
noch athem haben/ uff welcher besserung nyemants hof-
fen darff. Da wirtt ye408Moses sagen/ unnd schreihen/
Schon ir nichtt/ breng sie umb/ deyn handt soll die
erste sein.409

Der nů zů disen worten setzen will/ und sagen/ man
soll gemach faren/ nicht bald/ und man soll der schwa-
chen schonen/ unnd nicht ploͤtzlich anfahen/410 der ist der/
der do Christus unnd Moses wortt straffet/411 unnd setzet
von dem seynem zů/ wider gott/ und machet sich zů ey-
nem falschen Christen unnd propheten.412 Christus sagtt/
ergert dich dein auge/ das ist/ so du verstehest/ das dich
dein auge ergeret/ reyß es auß/ unnd würffs von dir/413
Wenn spricht er/ Thů gemach/ biß414 nitt zů schnell/ oder
schone der schwachen. O grosse/ unnd schedliche blind-
heit. Wiste die welt/ was schadens den eynfeltigen gey-
stern415 auß goͤtzen/ und andern ergernüssen kaͤm/ sie würd
sich in ire finger beyssen/416 ehe sie solliche fynantz417 dul-
det. Ist aber das nitt ein schalcks mantell/418 das
man/ unther gestaltt der brüderlichen lieb/ hellischen
brüderlichen schaden prediget/ unnd verheysset? O
Mat. 18.weldt fresser.419 Christus spricht/ es ist dir besser/ du hauest
abe/ reissest auß/ und werffest von dir/ dann das du mit den
ergerlichen dingen werdest in das hellisch feur ge-
worffen.420 Ich hab von den schaͤden/ so auß haltung421 der
Buchsymbol fehlt tüffelischen422 heiligen kommen/ welche unsere nachpauren423
heyligen/ und wir goͤtzen nennen/ die leng und weydt ge-
schriben/ wider den elenden und jemerlichen Bock Em-
ser/424 aber unthergeschlagen von wegen der neuen Pa-
pisten.425 Die aber jetz die Biblien lesen unnd verstehn/ die
mercken wol wie man sich mit gewalt und wider got zů
mir genoͤttiget hat.426

Der teüffel hat disen schalcks mantel427 erdacht/ gleich
als er auch das erfand/ und sagt/ das die bilder der leyen
bücher seind.428 Denn der tüffel hat dadurch dem wort got-
tes sein ere dieplich429 ab gestolen/ und den greülichen und
jemerlichen gottlesterischen creaturen geben/ und got-
tes wort den goͤtzischen pfutzen430 vergleicht/431 welche gott
hasset/ und wil/ das wir sie hassen und fliehen sollen.432 Es
ist nit zů sagen/ wie got durch die goͤtzen geschmecht/ und
der schwach verderbt433 wirt. Tredte ein goͤtzen patron her/
unnd sag mir/ wie die goͤtzenknecht ein wurtzel haben/
die galle und wermůt treget.434 Wüsten sie das/ sie wurden
Exo. 23.sich selberts anspeyhen (das ist in einem außlauff ge-
Deu. 29.sagt)435 Pfů436 euch verwüster der schrifften und selen heschern/437
Endtstund so kleine ferlikeit438 unnd geringer schad auß
den goͤtzen/ als irs für gebet/439 gott hett sie nicht so offtt
verbotten durch Mosen und propheten/ Hett auch nicht
gesagt/ Ir werdet euch verderben/ so ir bildnüssen oder
Deu. 4.irgents ein gestalt macht etc.440 Gott heisset es unser ver-
derbnus papista sophista/441 Jene442 aber nennents wider
gott ein stück brüderlicher lieb. Da sihe wie sie Paulum
verstehn/ der sprichet das die schwachen/ das ist/ die un-
weisen in der goͤtzen speyß umkommen.443

1. Co. 8.Es schleüsset nichts/444 das gott den Juden gebote/
das sie die Heiden ire feind nit eylend oder schnel/ sunder
meylich445 unnd mit můß oder zeit vertilgten/ drumb sol-
len christen auch meylich und langsam dar zů thůn/ wenn
sie ergernus abthundt.

Buchsymbol fehlt

Ich solt wol einen gůten pfeil herhinder gehalten446
haben/ uff eynen trotzigen unnd geilen447 feind/ so forcht
ich/ mir werd kein gelarter begegnen/448 oder/ das ich nit
reinglich mit gottes wort oder schwerdt fechten moͤ-
cht/449 so ich lust in dem hett/ das ich meynes feindes wol
spotten künd. Denn es ist bald geschehen das man das
rein wort gottes unredlich handelt. Darumb wil ich
itzt vorlauffen/450 und den feynden goͤttlicher gerechtig-
keit/ weysen/451 was sie sagen kondten/ wo452 sie ire augen
aufftheten. Und doch als bald iren grund umbstossen
und frag also/ Hetten die goͤtzenknecht und bilde schir-
mer453 nicht einen gůtten grund/ das sie ire goͤtzen je454 ein
zeit lang vorm feuer behütten unnd bewarten/ die sie
doch nit ewiglich verteydigen werden? die weil gott
Exo. 23.also spricht. Ich wil sie nicht uff ein jar455 außstossen/
auff das nit das land wüst werd/ und sich wilde thiere
wider dich meren. Meylich oder mit müssen/456 mit weyl
oder zeit/ wil ich sie vor dir herauß stossen. Biß das du
wechsest/ und das land besitzest/457 das hat gott von den
heiden geredt/ welcher land die Jüden einnemen solten/
und sagt. Ich wil sie nicht uff ein jar außstossen. Mey-
lich unnd sachtiglich458 wil ich sie vertreiben.
Das aber
füget sich und reimet sich wol zů der abthüung der bil-
der/ zů foran/459 alß ein gleichnus. Dann solten die Jüden
meylich oder mitt der zeitt ire feinde vertilgen welche
inen grossen schaden thůn mochten/ wie vil mehr mü-
sten sie meylich die goͤtzen auß stossen/ welche jn460 keinen
schaden zůfügen vermochten. Das aber gezime/ das
wir auch gemach thůn sollen und nicht uff ein jar461 die
gotzen verwüsten/ das gibt der text/ welcher also lau-
tet. Du solt dich mit inen nicht verbinden/ unnd mit
iren goͤtten kein verbundtnüs machen/ sondern laß sie
nicht bleiben in deinem land/ das sie dich nit sündigen
machen wider mich/ sprichet got. Denn wo462 du iren goͤtten
Buchsymbol fehlt dienste/463 wirt dirs zum fall geraden.464 Nů sihe ob wir nit
auch gemach faren sollen/ wenn wir goͤtzen vertreiben wellen.
Wir sollen keinen bund mitt den falschen goͤttern ma-
chen/ als465 wir auch nit uns mit den heiden verbinden sollen.
Wir sollen die goͤtzen auch nit lassen bleyben im land/ ja466
mit der zeit und meylich/467 von wegen der schwachen/ sollen
wir die goͤtzen/ als ouch die heiden auß stossen. Drumb
solt man nicht ploͤtzlich faren/ nach poldern/468 noch eylen-
de sein. Ist aber das nicht ein gůtter/ fester/ und starcker
grund? wer wil disse stelenin mauer469 umbschiessen?

Antwort.

Ach du elende blindheit/ du unfürsichtige boßheit/
wie flickest du deinen mantel mit selzamen lappen/ du dorst470
dich nit also mit lysten471 behelffen/ wir wolten dir von wegen
der warheit wol begegnen/ ob du gleich besser gegründte
ursachen hettest/ dein hantwerck lenger zů treiben/ dein
angesichte rümlicher zů machen. denn dein furgelegte
schriffte472 klinget gleich als het sie der Ebttisch stab473
Begau gesungen/474 der seine grund auch also ferben kan.475

Nu lasset uns doch sehen wie reimet sich dieser text.476
Das diße goͤtzen patron von erste sagen/477 das gott die
heyden nicht auff ein jar außstossen woͤlt etc.478 und das gott
den Jüden verbotten hab eylens und schnell und ploͤtz-
lich zů farren/479 das ist war. Das du aber sprichst/ da-
rumb solt man auch mit abthüung der goͤtzen meylich480
und mit můssen faren/481 das ist dein fündlin/482ich rede nicht
mit dir lieber brüder/483 sonder mit einem goͤtzen patron.

Es ist dein weyßheit und dein zůsatz und nicht gottes zů-
satz/ das du aber sprichst/ der schwachen halben. Frag
ich/ wo stets geschrieben das die Jüden/ der schwachen
halben/ ire feinde langsam vertreiben solten? Got hat
sein ursach geben. Ist aber gott klůg und treu genůg/ so
ist auch sein ursach gůt/ redlich/ unnd gnůgsam. Aber
gott sagt nicht. Ir solt der schwachen halben meylich
Buchsymbol fehlt thůn und langsam faren/ ja der schwachen halben het
got alle heyden auff einmal umbgebracht. Drumb hat
got den Jüden freündschafft und gemeinschafft der hey-
den verbotten/ auff das die Jüden nicht abfellig von
im wurden/ und das inen/ die heiden nit zů einer grůben/
Deu. 7.strick/ und fall/ wurden.484 Got hat ein ursach geben/ bey der
Iosue. 23.sol man fester dan485 bey einer maur stehn/486 und got sein ur-
sach nit straffen487 durch menschlichen zůsatz. Got spricht
Darumb solt ir sie nit eylendt und ploͤtzlich umbbrengen
Exo. 23.Auff das nicht/ das land wüst werd/ und sich wilde thier
wider dich mehren.488 Da sihestu die ursach/ welche goͤt-
Deu. 7.lich/ redlich/ und genugsam ist/ welche auch Moses an
einem andern ende verzelet489 one neuen zůsatz.490 Ich sehe
ye491 nichts/ das er anders sagt/ dann das. Got wurt die-
se leüth auß wurtzlen/ eins nach dem andern/ auff das
sich die thier etc.492 Das aber der goͤtzen patron493 sprechen mocht/
die feinde hetten hende/ kundten auch schlagen/ und be-
schedigen/ und ergern494 sehr/ als495Moses und Josue sagen
unnd offentlich ist/ das die heiden durch falsche lere er-
gern kundten/ und goͤtzen das nit kundten etc.496 Antwort ich/
drumb das sich das Israhelisch volck mit den heiden
üben/ und gescheider machen kund/497 drumb auch ließ gott
Iudi. 3.die heiden dester lieber bleibenm/ das die Israhelischen
Ios. 1. 2. 3streidten lerneten/ wider iren feind/498 und durch den eus-
serlichen kampff verstunden/ wie der geist das fleisch
uberstreiten und under sich brengen499 und sich vor den
thieren des feldes erweren müst/ und falsche reden mit war-
heit und heilsamer leren/ überwinden. Wenn sich die goͤ-
tzen wehren kündten/ weren sie nicht so ferlich/500 und soli-
che außgebreite garn zům zuck/ als sie seind.501 Es ist auch
frevelich/ das sich ein mensch unthersteht ursachen
goͤttlicher satzung zů geben/ wenn er des nit einen gott-
lichen grund hat/ drumb wer es gnůg gsagt wenn er sprech/
Got wils also haben. Da sihet der goͤtzen meister/ das
Buchsymbol fehlt er den heubt harnisch502 an die füß gelegt/ und die schrifft
durch eynen blechen handschůh angesehen hat.503 Das
er ein argument uff gleichnus stellet und füret/504 das hett
ich lassen geschehen/ wens der schryfft on schaden/ und
den einfeltigenn on nachteil were. Weil aber sein rede
offentlich wider gottes gerechte reden505 strebt/ und den
unverstendigen man zů seynem fall unnd verderpnüs
locket/ bin ich unwillig/ und sag506 das wider got ist.

Wenn er aber spricht/ Die Juden solten die goͤtter
der heiden in irem land nicht lassen bleiben/ das ist recht
gesagt. So er aber von dem seynen zůsetzt/ und spricht/
Die Juden můsten auch gemach faren und nicht eilend
sein/ sonder meilich507 und mit der zeit goͤtzen außstossen/
das ist ein zůsatz.508 Got spricht/ das sie die goͤtzen nicht sol-
ten lassen bleiben in irem land als509 die heidenn/ villeicht
derhalben/ Sie kundten keinen wůrm oder thier toͤdten/
und waren nůr zů sünden und verderbnus bereit. Dar-
umb solten die Juden der Heiden goͤtzen/ wo sie es ver-
moͤchten und regierten/ umbbringen/ und nit bleibenn
lassen.

Got hat zweyerley außstossen den Juden gebotten/
Eines wie sie ire feind außstossen solten/ das ander wie
sie der heiden goͤtter und goͤtzen oder bild solten weg-
brengen. Das erst můst mit můssen510 geschehen/ das ander
Exo. 23.bald und ploͤtzlich. Drumb sagt der text/ Laß die goͤttzen
nit bleiben in deinem land/511 das ist/ du solt nit gemeylich512
und langsam faren/ als513 mit den heydenn/ sonder bald.
Das aber das der recht warhafftig sinn sey unnd ver-
standt/ das zeyget der umbstandt514 der schriften an. Oben
steet also. Du solt ir werck nit machenn/ sonder du solt
sie zerbrechende zerbrechen. Und ire titeln515 oder auffge-
richte ding saltu verwüstende verwüsten.516 Got spricht
nit das sie goͤtzen meilich517 brechen sollen/ als518 sie ire feynd
solten verderben/ sonder bald. Dann die weil got von men-
Buchsymbol fehltschen und goͤtzen der heiden redet und saget/ das sie die feind
liche leut nit in eynem jar/ noch schnell würden umb-
bringen/ volget auff der ander seiten/ das sie gotzen alß-
bald abthůn můsten als519 sie es vermochten. Das aber wil
ich lieber mit schrifften/ denn durch menschen regel be-
weisen/ und weise den leser in das Deuteronomium in
vii. capitel/ da Moses oberzelten text wider holet/ und
verneuwert/ und saget also.

Deu. 7.Du kanst oder wirdest sie nicht samptlich oder ey-
lend fressen/ auff das etc.520 dießer sententz521 ist volkumlich/
und beschlossen522 und hat seyn ende/ unnd in demselbenn
sind wir eynes sinns.

Deu. 7. in fineEs volgt ein sonderliche clausel/523 welche das abthůn
der ergernus bedeut/ und lautet also. Die bild irer goͤt-
ter saltu mit feuer verbrennen etc.524 Es stehet nit das man
gemach faren sal als525 oben/ sonder gestracks/526 du salt sie
verderben. das noch klaͤrer oben in gedachtem sibenden
Deut. 7. in principiocapit. stehet/ nemlich also/ Du salt ir altar zůreisen/ ire
seulen527 zerbrechen/ ir puschechte baumen528 abhauen/ und
ir goͤtzen verbrennen.529 Wenn? Gleich denn/ wenn530 sie die hei-
den meylich531 verderbten. Warumb? Uff das sie anderen
Eodem
Exo 23.
goͤttern nicht lerneten dienen. Oder uff das sie die goͤt-
tzen nit machten sündigen wider mich/ spricht got.532 Denn
es würt inen zum verderpnus gereichen wenn sie goͤt-
tzen liessen steen.533 Sihestu nůn warumb man schnell fa-
ren sal ergernussen hinzůwerffen?534 und warumb Hiere-
miasHiere. 4.spricht/ Israel nemest du die ergernussen von dir
so würdestu nit fallen.535 Heiden kündten nit ergern/536 wenn
das thet/537 da durch sie selbs verderben/ nemlich/ das sie in
Esa. 44.irer rechten handt haben/ und sagen nit/ es ist ein thorheit
in meiner rechten/ der gantz grund steet uff dem erger-
nus.538 Drumb sal man das schnel wegnemen/ das zum er-
gernus und verderbnus des nechsten uffgericht ist/ und
nit gemeilich539 faren. Drumb sendet got einen engel zů
Buchsymbol fehlt den Juden und ließ inen diße meinung540 sagen. Ich hab
euch auß Egypten in das land gebracht/ welches ich eue-
ren vaͤtteren verheischen hab/ uff das ir meinen bund
krefftiglich hielt/ und nicht unnütz machet/ und hab euch
uffgelegt/ das ir kein verbündtnusn mit den heiden machen
solt/ sondern solt ire altarien umbsturtzen/ Ir aber ha-
bet meiner stimm nicht gehorcht etc.541 Diße historien zeigen
klaͤrlich an/ das die Juden weder verbündtnus mit den
heiden machen/ weder gemach thůn solten altarien umb
zůstürtzen. Und das sie got drumb verfolget und beschedi-
get das sie lessig542 waren. Nů weil got klůg gnůg ist/ und
setzet zů seinen reden/ wenn und wo man gemeylich/ lang-
sam und nit schnel oder ploͤtzlich faren sal/ So ists ye543 eyn
grosser endchristischer544 frevel/ gottes klůgheit straffen545
und zů seinen worten etwas setzen/ in sonderheit wenn der
zůsatz wider gottes willen/ und dem nechsten zů schaden der
selen gereicht/ und so sagen/ Da und da sal man der schwa-
chen halben warten und gemach faren/ wens got nicht ge-
sagt hat das wir langsam oder meylich546 faren sollen. Son-
derlich wenn man durch langsamkeit die schwachen wei-
ter von dem wege der warheit und in grossern irthumb brengt.
Deut. 17.547Es steht geschriben/ Verflůcht sei der einen blinden irren ma-
cht auf dem wege/ wie vil mehr ist der verflůcht/ der dy blinde
sele in gots wege oder wort irren macht? das aber thůt ein
iglicher/ der seinem brůder eyn ergernus/ ein maußfallen/ oder
des teufels lockpfeyffen548 stehn lasset. Benedeiet aber ist
der/ welcher seinem brůder sein verderbnüs/ auch wider seinen
willen/ abreisset/ und betrübt/o dem er gůts gund/549 uff das er im
wolthů/550 Als551 ein vatter sein kind erzoͤrnet/552 das er liebet
wenn er im ein scharff messer nimbt/ und erzoͤrnet es.553

In den ergernussen des glaubens/ welcher einen star-
ken geist hat/ der etwas leiden kan/ der moͤchte außrei-
sen/ niderwerffen/ und zerbrechen ehe er prediget/ als554Ge-
deon/ wie wol er forchtsam war/ und den altar Baals in
Iudic. 6.Buchsymbol fehlt der nacht zerbrach/555 dennoch sag ich/ das von unnoͤten ist
das man die offentliche ergernussen mit predigen an-
fall/556 ehe die that folget/ das557Gedeons that anzeigt. Asa
2. Para. 12558der die greueln der goͤtzen außfeget/ und seine můtter ab-
3. reg. 15setzet. Josaphat/ Jehu/ Ezechias/ Sedechias.559 Oder
versprechen560 als561Sidrack/ Misack/ Abdenago/562 und vil an-
dere. Denn wie wol Paulus und Barnabas kurtze predig
gehabt haben/ sind wir dannest563 durch ire exempel nicht
gebunden/ wenn sie gleich ein grosse oder vile predigen
fürgehabt hetten. Denn Christus exempel ist je564 so starck
als ir exempel/ der die keuffer zůgleich auß dem tempel
jaget/ als er saget/ warumb macht ir auß meines vat-
ters hauß ein speluncken der moͤrder? ein kauffhaus?565 Su-
chet gottes gebot und lere/ so werdet ir das finden/ Bren-
get umb alle ort/ da die heyden (die ir einnemen werdet)
iren goͤttern gedient haben/ es sey auf hohen hügeln
und bergen/ oder unther grünen baumen/ und brecht ab/
und verwüst und thůt ab etc.566 Got hat den Juden nit gebot-
ten das sie den heiden vor567 predigen solten ehe sie ire goͤtzen
abtheten. Was seind aber unser abgoͤttische christen568 mehr
denn569 zwifachtige heiden?570 Drumb ist es von unnoͤten das man
sie vor lere/ ehe man jn ir verderbnus nimbt.571 ob572 sie zür-
nen/ sie werden darnachp wol lachen. Got hats den Juden nit
in der gantzen welt befolhen/ sonder in den orten/ die sie würden
einnemen/ in welchen sie herschen würden. Demnach ist das
der schluß/ wo christen herschen/ da sollen sie keyn oberkeit
ansehen/ sonder frey von sich umb hauen und nider werffen das
wider got ist/ auch on predigen
. Solcher ergernüßen seind
viel/ nemlich die meß/ bildnüssen/ goͤtzen fleisch573 das die pfaf-
fen jetz fressen/574 und der gleichen
. Wenn aber ein sach in gots
figürlichen reden gegrünt ist/575 so solt man vor predigen/576 und
den verborgen bestendigen willen gots anzeigen/ ee577 man wider
irgent eine schrift578 thet oder je579 zůgleich oder bald darnach/ so
leut fürhanden sind die sich ergern moͤchten580 an dem exempel581
Buchsymbol fehlt wider die schrifft/ unnd ursachen des neuen exempels
vermeldten. Als582 Christus gethan hat/ da seine jünger
den sabath brachen/ nach dem eüsserlichen bůchstaben und sch-
eyn/583 und Stephanus/ als er den tempel versprach/584 und Pe-
trus als er Cornelium getaufft/585Paulus wider die be-
schneidung redet und thet/586 unnd der gleichen/ die alle
das gesetz gottes außlegten/ wye auch die propheten
than haben. Drumb wil Paulus/ das man dieses fals
der schwachen/ das ist/ der unverstendigen schonen solt.587
Alhie aber wolt ich fragen/ warumbq ließ Paulus die
Galatern auch nit so lang beschneiden/ biß sie/ und an-
dre/ starck oder klůg gnůg wurden? Aber menschliche
tradition mag588 man wol brechen/ wenn sie kein pflantzen
haben goͤttlicher warheit/589 ob man gleich sie nit anders
niderdrucket/ denn590 mit dem wort Christi. Ein igliche
pflantzen/ so mein vatter nit gepflantzt hatt/ die wirt
außgereüfft.591 Menschen gesatz seind der myst/592 den die
Jüden außerhalb iren gezelten593 tragen und mit erden
begraben můsten.594 Das got verbotten/ unnd gegen im595
sündigen macht unnd den nechsten verderbt/ sol man
bald hinnemen/ wie ehe wie596 besser/ dann damit dienet
man got/ und thůt dem nechsten gůt/597 ob er gleich drumb
murret und schnurret/598 und brengt inen599 zů trachten nach
seinem besten/ dazů helff uns gott. Amen.

Von manigfeltikeit des ergernüß wil ich eyn kleyn
besunders büchlin machen/600 weyl ich sehe das von noͤ-
ten ist/ unnd in dem selben clerlich anzeigen/
das die ihene mitten in dem ergernüß
liegenr/ und die krancken601 am meysten
ergren/ die doch teglich schrey-
en/ schon602 der schwa-
chen ergernüß
halben.


avom Editor verbessert für wißheit
bvom Editor verbessert für hat
cPunkt vom Editor eingefügt
dvom Editor (angesichts des folgenden Ausdrucks) verbessert für versehend
evom Editor verbessert für gotttes
fvom Editor verbessert für sondren
gvom Editor verbessert für giestlichen
hvom Editor verbessert für wißheit
iWort vom Editor als sinngemäß zwingend notwendig ergänzt
jvom Editor verbessert für opfren
kVirgel vom Editor sinngemäß ergänzt für . [Punktum]
lvom Editor verbessert für veiler
mvom Editor verbessert für blieben
nvom Editor verbessert für verbündtnns
oVirgel vom Editor eingefügt
pvom Editor verbessert für darnah
qvom Editor verbessert für varumb
rvom Editor verbessert für leigen

1langsam, vorsichtig, bedächtig, schonend verfahren, behutsam vorgehen. – Vgl. DWb 5, 3127f. s.v. gemach Nr. I 2 g.
2Gemeint: die Schwachen schonen und ihnen kein Ärgernis (keinen Anstoß) bieten. – Eigentlich: Objektgenitiv des Wortes ärgernis (ergernüss), abhängig vom Verb verschonen.
3besonders.
5Erkenntnis.
6Diese »Anzeigung etlicher Änderungen«, vermutlich ein Schreiben Karlstadts an Barthel Bach oder einen Kreis um ihn (KGK 253), ist nicht erhalten. Zu den reformatorischen Änderungen in Orlamünde unter Karlstadts theologischer Leitung vgl. Joestel, Ostthüringen, 83–111. Die wesentlichen Reformmaßnahmen bestanden vermutlich im Abhalten strikt an der Bibel ausgerichteter, also schlichter »evangelischer« Gottesdienste, unter bewusster Abstellung von allem, was an den römischen Kanon und das Messopfer erinnerte, sowie in der Entfernung religiöser Bildnisse aus den Kirchenräumen, des Aufschubs der Taufe von Kleinkindern und einer erneuerten Armenfürsorge.
7Dieser Brief Barthel Bachs an Karlstadt (KGK 254) ist nicht erhalten.
8langsam nachziehen (nach dem Beispiel Orlamündes).
9verborgen zu verstehen. – Barthel Bach hatte also in seinem Schreiben nicht explizit vom Schonen der Schwachen gesprochen.
11Im Blick ist hier insbesondere die Haltung Luthers in dieser Frage, zuerst geäußert in Eine treue Vermahnung an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1521) (WA 8, 687,5–7) und programmatisch in den Invokavitpredigten (1522) (WA 10.III, 1–64), die auf die – unter angeblicher Regie Karlstadts – rücksichtslos und rigoros durchgeführten Reformen reagierten; siehe KGK 273 (Anmerkung).
12was ich euch gewiss nicht verarge.
13höflicher und maßvoller. – Vgl. DWb 10, 1689f. s.v. höflich Nr. 4, und DWb 16, 1262f. s.v. sittig Nr. 3 bzw. 1265 s.v. sittiglich.
14Dennoch. – Vgl. DWb 2, 748 s.v. dannest bzw. dannoch.
15Menge.
16geradewegs, geradeaus. – Vgl. DWb 5, 3654 s.v. gerichts Nr. 1c.
17doch, gewiss.
18Die grundlegende Überzeugung von der Hl. Schrift als höchster Autorität, der gegenüber alle Menschen, auch der Papst und die gesamte kirchliche Hierarchie, Kirchenväter sowie alte und neue Konzilien irren können und deshalb von ihr Belehrung und Kritik – auch durch den Mund eines schriftverständigen Laien – empfangen müssen, formulierte Karlstadt in aller Deutlichkeit seit 1520; vgl. Ablass (KGK III, Nr. 161, S. 223, Z. 7–15); De canonicis scripturis (KGK III, Nr. 163, S. 274, Z. 22 – S. 275, Z. 21; S. 281, Z. 2 – S. 284); Päpstliche Heiligkeit (KGK III, Nr. 167, S. 426, Z. 9–15); Welche Bücher biblisch sind (KGK III, Nr. 171, S. 544, Z. 21 – S. 546, Z. 29).
20doch, gewiss.
21stolpern, den Halt verlieren können. – Vgl. DWb 19, 987f. s.v. strauchen Nr. 1b.
23Vgl. 5. Mose 4,5 u.ö.
24nachzufolgen. – Vgl. 4. Mose 15,22–24; Spr 3,5.
25Vgl. DWb 1, 55f. s.v. abhauen bzw. 106f. s.v. abschneiden. – Gemeint: gute Absicht, guter Wille ist grundsätzlich abgeschlagen, abgelehnt. – Vgl. Jes 55,8f.
26wie.
30auch.
32dass ihr euch weder durch Gelehrte noch Ungelehrte bewegen lasst.
33unbemäntelte, reine Wahrheit trefft.
36Seht hier, wie ihr euch selbst ein (wankendes Schilf-)Rohr seid. – Vgl. Mt 11,7.
37weiches, biegsames Rohr (das keinen Halt gibt).
38Vgl. als Hintergrund Eph 2,20; Mt 21,42; 1. Petr 2,4 u.ö.
39Schwanken, Unbeständigkeit. – Vgl. DWb 27,1800 s.v. Wankel.
40Gal 1,8. – Vgl. Karlstadts Schrift Was Bann und Acht sei (KGK 250 (Textstelle)).
41begierig.
42Wellen. – Vgl. DWb 2, 511f. s.v. bulge.
43Vgl. Mt 8,24–27 par.
44Läpplein, Läppchen, kleines Stück Tuch.
46als.
48berücksichtigen, begrübeln. – Vgl. DWb 11, 2909 s.v. kützen.
49Sintemal, zumal ja.
51doch, gewiss.
52Vgl. Mt 6,24 par.
53Vgl. als Hintergrund Hos 1f.; vgl. auch Karlstadts Schrift Was gesagt ist: Sich gelassen (KGK VI, Nr. 241, S. 105, Z. 1 – S. 106, Z. 14).
54wenn.
55Menge.
56der Mindeste, der Geringste.
57zielgerichtet, unumwunden.
59Gemeint sind die von Gott berufenen und geweihten Amtsträger, vor allem die Theologen und Priester.
60Bei diesem Wort liegt möglicherweise ein Lesefehler des Setzers vor für: schreiten. Gemeint wäre dann: die Gesalbten überschreiten, verstoßen gegen das, wofür die Salbung steht, nämlich die segensvolle Berufung und Begnadung durch Gott.
61zuzeiten, bisweilen.
62äußerlich geschmiert, gesalbt. – Zur äußeren und inneren Salbung siehe Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 307, Z. 4–15).
63missbehagt, nicht gefällt.
64nur.
65alle Weisen in der Heiligen Schrift nichts bedeuten sollen.
67doch, gewiss.
68lernen.
70Die Marginalie ist zu korrigieren: 5. Mose 4,2.
71lehrt.
72gebietet.
73frühzeitig.
74Vgl. 2. Mose 20,12; 5. Mose 5,16. – Im Folgenden werden zur Bestärkung der Argumentation Beispiele der Befolgung weiterer Gebote gewählt.
75doch, gewiss.
76noch warten. – Vgl DWb 1, 1403–1405 s.v. beiten.
77Kann.
78Vgl. DWb 31, 1118f. s.v. ziemlich Nr. 1b.
79belehrt.
81lästern könne.
82Willst du.
83Bösewichter.
84fromm, rechtschaffen.
85können.
86doch, gewiss.
87sintemal, zumal ja.
89Gemeint: die sich gemein machen. – Vgl. Ps 49(50),18.
90doch, gewiss.
91weiß, kennt.
93schlagen, strafen.
94Ergänze sinngemäß: denjenigen.
95Bösewicht.
97Tadelnd angesprochen ist hier nochmals direkt der Widmungsempfänger Barthel Bach, dann aber auch – mit dem rhetorischen Mittel der Apostrophe – die Leserschaft, die eine zurückhaltende, maßvolle Reformation befürwortet.
99umdrehen.
100innen, innerhalb.
101doch, gewiss.
102wie.
103Gemeint: die große Menge, die Mehrheit (der Menschen).
104Gemeint ist die Abgabe des Zehnten und des Zinses (aus dem Ertrag von Grund und Boden); vgl. DWb 31, 1479f. s.v. Zins Nr. B 3a.
105bereitfänden.
106in die Türme (d.h. ins Gefängnis).
107strafen und hielten sie gefangen (im Block). – Vgl. DWb 2, 138 s.v. blöcken und DWb 19, 81–83 s.v. stocken Nr. 2a.
108Untergebene, Untertanen. – Vgl. DWb 24, 1743f. s.v. Untersasse.
109anfahen, anfangen. – Vgl. DWb 1, 321f. s.v. anfachen bzw. anfahen; vgl. als Hintergrund Mt 25,14–30.
110vorwälzen, vorschieben. – Vgl. DWb 26, 1881 s.v. vorwälzen; vgl. als Hintergrund Lk 14,15–24 (Jesu Gleichnis der Einladung zum großen Abendmahl).
111doch, gewiss.
112dennoch.
114Vgl. DWb 15, 1495f. s.v. schonen. Gemeint: schonend, rücksichtsvoll mit der brüderlichen Liebe verfahren. Gemeint ist der entschieden in diesem Sinne argumentierende Luther, etwa in den Invokavitpredigten (1522) (WA 10.III, 56,4–9; 57,3–13; LuStA 2, 555,3–7.15–29).
115besagt, bedeutet.
116unentschieden.
117eine antichristliche, unchristliche Vermantelung.
118freilich.
119wie irgend ein Fündlein.
120ungeurteilt. – Gemeint: das lasse ich jetzt so stehen.
121aufgehoben und beendet. – Vgl. DWb 1, 106f. s.v. abschneiden.
124gebietet.
125fließt aus diesen Worten.
129nach.
130Schürztuch (zur Bedeckung).
131vor.
132Vgl. als Hintergrund 1. Kor 8,9–13.
133Gemeint ist Christus; vgl. Joh 14,6.
134Lk 9,62. Zum Folgenden vgl. Lk 9,57–61.
135Lebewohl oder Abschied nehme.
136verlassen könnte. – Vgl. Lk 9,62.
137Zu dieser Aussage vgl. die Formulierung KGK 273 (Textstelle). Die im Frühdruck vorliegende Schreibung »versehend« ergibt schwerlich Sinn; vgl. DWb 25, 1236–1257 s.v. versehen. Es handelt sich vermutlich um einen Fehler des Setzers. Im Folgenden ist dagegen zweimal von »verstehen« die Rede (»du verstehest es« und »Er thet das er verstůnd«).
138verheimlichen (ihre Absicht). – Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon 1, 316 s.v. Berg Nr. 111.
139sah hinter sich und wurde zur Salzsäule. – Vgl. Lk 17,32; 1. Mose 19,26.
140bisweilen vorwitzig, schlau.
141geht es.
142Joh 21,19–22. – Die Marginalie, die auch Apg 9 nennt, ist zu korrigieren.
144ansprachen, zur Rede stellten. – Vgl. DWb 32, 836f. s.v. zusprechen Nr. 1. Vgl. Apg 11,1–3.
146wehren oder tadeln können.
148angemessenerweise, berechtigterweise.
149eindeutigen.
150Gemeint: rücksichtsvoll damit umgehen, dass andere sich ärgern. – Siehe den vollständigen Titel der Flugschrift (KGK 273 (Textstelle)).
152führen sie […] an. – Gemeint sind die Kontrahenten (d.h. insbesondere Luther), die für ein »Gemachfahren« plädieren.
153zwingend zu dem Schluss kommen. – Vgl. DWb 3, 676 s.v. entzwingen und DWb 15, 704 s.v. schlieszen Nr. b.
154in größeren Angelegenheit nicht hat gemach getan als […]
155eine Abkehr vom Mose-Gesetz.
157Gemeint: es nicht beachtet (übergangen) hat, das so viel tausend […] Ärgernis, Anstoß nehmen.
158willst du.
159wie ich denke, scheint mir.
160eine Arbeit wie jede andere. – Ergänze danach sinngemäß: und.
161Gemeint: geschieht nicht von selbst.
162mit der Tat, mit seinem Einsatz.
164das Gerede über sich dämpfte. – Vgl. Apg 21,26.
165offenkundiger als es (noch) jemand verbergen könnte. – Vgl. Gal 3,1–5.
166geschwinden, entschiedenen.
168Gemeint hier: Erklärung.
169wir allhie (in Orlamünde) weder mit der Lehre noch mit der Tat (was Reformen betrifft) stillzuhalten.
170Nachbarn. – Gemeint sind die Orlamünde benachbarten Orte und Regionen.
171Gemeint ist Luther und sein Umkreis in Wittenberg. Die polemische Bezeichnung Luthers erinnert an die Schimpfnamen, die Thomas Müntzer gegen Luther gebrauchte; vgl. Bräuer/Vogler, Müntzer, 294f.
173wie.
174Hintergrund: Juristen sollen blind – wie Justitia, die römische Göttin der Gerechtigkeit, die oft mit verbundenen Augen dargestellt wird – das Recht pflegen und Recht sprechen ohne Ansehen der Person (vgl. Röm 2,11; 1. Petr 1,17).
175erfinden, (denkerisch) fingieren.
177Vgl. 5. Mose 29,8.28. – Zur romanistisch-kanonistischen Lehre, die bei dieser Aussage im Hintergrund steht, vgl. Gierke, Staats- und Korporationslehre, 425–436 (hieraus die folgenden Zitate mit Nachweisen). Diese mittelalterliche Lehre sprach vom »totum corpus societatis« oder hinsichtlich der »universitas personarum« von einer »persona politica«. Diese »persona ficta« bilde kein »corpus verum«, sondern ein »corpus mysticum«, »repraesentatum« oder »inanimatum«, das selbst über keinen Wahrnehmungssinn verfüge und ausgeschlossen sei von allen »verba resonantia in factum«. Zugleich erklärte etwa der Kommentator Baldus de Ubaldis (1327–1400), eine Korporation sei »quaedam persona universalis, quae unius personae intellectum habet, tamen ex multis corporibus constat« und daher handlungsfähig (Gierke, Staats- und Korporationslehre 3, 433). Zu diesem Gedanken, der auch die paulinische Metapher des »corpus mysticum Christi« in sich trug, vgl. auch Luther, Sermon von dem Sakrament des Leichnams Christi (1519) (WA 2, 743,7–744,5; LuStA 1, 273,16–274,14), der möglicherweise auch angeregt war von der Auffassung des Abendmahls als Feier des Gedächtnisses und der liebevollen, untrennbaren Gemeinschaft (societas) der Glieder des Leibes Christi bei Erasmus; vgl. Wendebourg, Essen, 25–27; Burnett, Eucharistic Controversy, 171 Anm. 30.
178droht.
179die.
181doch, gewiss.
182Vgl. 5. Mose 4,2 u.ö.
184weder.
185als wie sie (das von Gott) hörten. – Vgl. 5. Mose 12,1.
187besonderen Gemeinschaften.
188belange, angehe.
189Stätten, Orte.
191einen Beweis dafür vorzulegen.
192Übertreter.
1945. Mose 6,1.5. – Die Marginalie ist zu korrigieren.
195nur an etlichen Stätten, Orten.
196brechen können.
197willst du.
201Vgl. 5. Mose 4,40; 6,2; 11,1 (כל־הימים).
202einschärfen.
204doch, gewiss.
205fromm, rechtschaffen.
207nachgehen.
208Gemeint: ich wundere mich sehr über.
209Gemeint sind Luther und die ihm folgenden Theologen sowie die ihnen verbundenen evangelisch gesinnten weltlichen Regenten und Obrigkeiten.
210Zu Karlstadts Rede vom »geistlichen Ehebruch« vgl. Hos 1f. u.ö.; siehe KGK 273 (Textstelle) und KGK 273 (Textstelle).
211Atem.
212Gemeint ist, dass sie – also die Luther folgenden Theologen und evangelisch gesinnten Obrigkeiten – dem »geistlichen Ehebruch« der Götzendienerei (Bilderverehrung und Feier des Messopfers) nur mit der Macht des Geistes begegnen wollen – was in Karlstadts Augen aber zu nachlässig sei.
213Rädern. – Gemeint sind die durch die weltliche Herrschaft vollzogenen (Todes-)Strafen mit dem Schwert (Enthauptung), mit Eisenkette (Gefängnishaft), mit dem Feuer (für Ketzer) und Rädern (für mordende Landfriedensbrecher).
214wehren. – Angesprochen ist die eklatante Diskrepanz: Den leiblichen, äußeren, also weniger gravierenden Vergehen wird dagegen mit härtesten Strafen gewehrt.
215als.
217tadelt, kritisiert. – Vgl. Röm 1,20–23.28.
219ihre (eigene) Ehre und ihr (scheinbar) treffendes Bild (von Paulus) verteidigen. – Angespielt ist ironisch auf die von Luther und seinen Anhängern vor sich hergetragene Hochschätzung des Apostels Paulus, der nach Karlstadts Überzeugung »Götzendiener« genauso wie »Hurenknechte« entschieden verurteilte.
220Erzvätern.
221Visionen, Träumen.
222Vgl. 5. Mose 6,2.7. – Die Marginalie bezieht sich offenbar auf das folgende Bibelzitat.
223angebrachterweise, berechtigtermaßen.
224Erkenntnis (Gottes und seines Willens).
227Gemeint: in angenehmen, günstigen und schmerzlichen, bitteren Widerfahrnissen.
228aktiver und passiver Weise. – Dieser Ausdruck findet sich auch wiederholt in Theologia Deutsch (Franckforter), z.B. 135,25f.
229Zu diesem Gedanken siehe auch Karlstadts Traktat Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274).
230Wie.
234getadelt.
235Vgl. Mk 7,18; Mk 8,17 u. ö.
236Zu diesem Gedanken siehe auch Karlstadts Traktat Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274).
237wie.
238Beschwernis, Anfechtung. – Vgl. DWb 23, 1226 s.v. Umtreibung.
239Jes 28,19 Vg »vexatio intellectum dabit«.
243wie ein Maultier.
245vornehmlich.
246wertvolles, kostbares.
247Vgl. als Hintergrund Eph 1,9; Kol 1,26; Mk 4,11 par. Eph 3,3.5 u.ö. Zu diesem Gedanken siehe auch Karlstadts Traktat Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274).
248Vgl. DWb 28, 1608–1610 s.v. weltklug Nr. 1 u. Nr. 3a.
249Vgl. als Hintergrund 1. Kor 1,18–2,16.
251entfalle, verloren gehe.
253Inbrunst, Leidenschaft. – Zu dieser Beschreibung des »Gedächtnisses« siehe Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 335, Z. 9–15).
255Gemeint wohl: nachlässig tut oder […] es nur betrügerisch, zum Schein ausführt.
256Vergeltung Gottes. – Vgl. DWb 14, 32 s.v. Rachung, Rächung.
257wie.
258verschont. – Jer 48,10 Vg »maledictus qui prohibet gladium suum a sanguine«.
259schleunig, schnell.
260Vgl. als Hintergrund Ps 102(103),3f.17f.
261faul.
262(aus dem Gehorsam gegen Gott) ausbricht.
263ganz entschlossenen, ganz willigen.
265gefällt.
266inbrünstigen, leidenschaftlichen.
267noch.
268ihn.
269verpflichten.
270im Fall, in dem.
271(pflicht-)vergessen.
272wie.
273Vgl. 5. Mose 29,3 (freier Bezug).
274verpflichten.
275sintemal, zumal ja.
281kann.
282wie es die hebräische Sprache zum Ausdruck bringt. – Vgl. 5. Mose 4,40; 6,2; 11,1 (כל־הימים) (»alle Tage deines Lebens«).
284Vgl. 3. Mose 25,1–24. – Zu diesem Gedanken siehe auch Karlstadts Traktat Von dem Sabbat (KGK 252).
285Laubhüttenfest. – Vgl. 5. Mose 16,1–17 u. ö.
286Zu Karlstadts Differenzierung des Gesetzes Gottes siehe die Einleitung, KGK 273 (Textstelle).
287Gemeint hier: den ewigen Willen Gottes anzeigende Anweisungen für eine konkrete Situation. – Zum Begriff »figura«, von der Vulgata gebraucht für das Wort »typos« in der Septuaginta, vgl. TRE 34, 208–224. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die (im Glauben) erkennbaren »Figuren« (Präfigurationen) des Alten Testaments vorausweisen auf ihre heilsgeschichtliche Erfüllung im Christusgeschehen.
288nach dem buchstäblichen Wortlaut nicht verbänden, verpflichteten, wie sie die Juden einst, damals. – Vgl. DWb 28,780 s.v. weiland.
289dennoch.
291Stätte, Ort.
292Schlafens. – Vgl. als Hintergrund Pred 3,1–8.
293ruht.
294ruhen. – Vgl. 5. Mose 5,14 (Sabbat).
296Mittellosen, Armen.
297Vgl. Mt 6,12 par.; vgl. 5. Mose 15,1f.
298So.
299verpflichtet. – Vgl. DWb 25, 1804 s.v. verstricken Nr. II,2.
300wie.
301dennoch.
304Christus lästernden.
305Gemeint: in den von evangelischen Christen beherrschten Orten und Regionen.
306verfahren, wie. – Vgl. DWb 4, 1635 s.v. gebaren.
307Vgl. das Bilderverbot des Dekalogs 2. Mose 20,4–6; 5. Mose 5,8–10; vgl. das Kapitel »Von abthuhung der Olgotzen« in Karlstadts Traktat Von Abtuung der Bilder (KGK V, Nr. 219, S. 141, Z. 13 – S. 167, Z. 13). Zur Bestreitung des Messopfers vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 323, Z. 10 – S. 349, Z. 4).
309Gemeint: sich ihrer Bilder zu enthalten, entledigen. – Vgl. DWb 3, 553 s.v. enthalten Nr. 5c.
310doch, gewiss.
311Vgl. 5. Mose 6,2; 11,1. Der Bezug der Marginalie ist unklar.
312Gemeint hier: den ewigen Willen Gottes anzeigende, nach ihrem Wortlaut eine konkrete Situation betreffende Anweisungen. – Zu Karlstadts Differenzierung des Gesetzes Gottes siehe die Einleitung, KGK 273 (Textstelle).
313fangen (betreffen) und verbinden (verpflichten).
315Kenntnis oder Verständnis.
316Gemeint ist der »verstand«.
318weißt du nicht wie.
319Gottes konkret auf eine Situation bezogene Anweisungen. – Siehe KGK 273 (Anmerkung).
320Absicht.
321als.
322den ewigen Willen Gottes verfehlten, nicht verstanden.
323Gemeint wohl: sich auf den (äußeren fleischlichen) Leib beziehende Gesetze.
324nach Gottes verborgenem Willen.
325brach und überfuhr, übertrat.
326wie.
328welchermaßen, wie.
330figürlich bedeutet das: zu erforderlicher und festgesetzter Zeit.
331gründlich aber (bedeutet).
332Stätte, Ort.
333darf.
334Zu Karlstadts Differenzierung des Gesetzes Gottes siehe die Einleitung, KGK 273 (Textstelle).
335Gemeint sind die Gebote des Dekalogs; vgl. 2. Mose 20,2–17; 5. Mose 5,6–21.
336an jedem Ort.
337keiner Menge, keiner Mehrheit.
338soll er (weder) ein Bildnis überhaupt machen.
339noch gemachte (Bildnisse) dulden, hinnehmen an den Orten.
341verbietet. – Vgl. 5. Mose 5,32 u.ö.
342wie.
344Stimme. – Hier: Anweisung.
345an den Orten, wo auch die vermeintlichen Gläubigen herrschen. – Vgl. 5. Mose 4,15–28.
346Gemeint ist der Dekalog (Zehn Gebote), 2. Mose 20,2–17; 5. Mose 5,6–21.
347Wenn aber Gott einem (Menschen) befehlen würde.
348der Absicht Gottes.
349wie.
350Vgl. 2. Mose 11,2; 12,35f. Der Plural »Könige« ist wohl versehentlich gebraucht. Zu König Sihon von Heschbon vgl. 5. Mose 2,26–39; 29,6f.; Apg 7,24.
351in seinen Zehn Geboten inbegriffen.
352als.
353Gemeint: wie es die hebräische Sprache zum Ausdruck bringt.
354Gemeint: diese Einschränkung.
355Verzug lassen walten, aufschieben. – Vgl. DWb 25, 2596f. s.v. verziehen.
356Gemeint sind die Vertreter der Gegenposition, die für »Gemachfahren« plädieren.
357vorher beurteilen, entscheiden lassen.
358welchermaßen, wie.
359doch, gewiss.
360dennoch.
361wie.
363mit zögerlichem Ausführen und Hintansetzung der klaren Gebote Gottes.
365Sie haben dafür keine Belehrung (in der Hl. Schrift).
366ihnen.
367Luther bezog sich in einer ersten Invokavitpredigt am 1. März 1522 fundamental auf den ethischen Grundsatz des Apostels Paulus (1. Kor 6,12): »Alhie, lieben freündt, můß nitt ein jederman thůn, was er recht hat, sonder sehen was seinem brůder nützlich und fürderlich ist, wie Paulus sagt ›Omnia mihi licent, sed non omnia expediunt‹, ›Alle ding moͤgen wir wol thůn, aber alle ding sind nit fürderlich‹, wenn wir sind nit alle gleich starck jm glauben, denn etliche under eüch haben ein starckern glauben wen ich. Darumb müssen wir nit auff uns oder unser vermügen sehen und ansehen, sonder unser nechsten […].« (WA 10.III, 5,6–6,3; LuStA 2, 531,25–532,1).
368bald.
370Aufschub, Verzug. – Vgl. DWb 1, 786 s.v. Aufzug Nr. 5.
371zögere, warte.
372Gemeint: ein Verstoß gegen die Anordnungen Gottes.
374wie.
376Gemeint: hält, bewahrt. Evtl. könnte auch das Wort »hälden« im Sinne von zuneigen gemeint sein; vgl. DWb 10, 222f. s.v. hälden.
377Das hier und am Schluss des vorliegenden Textes (KGK 273 (Textstelle)) angekündigte Büchlein liegt nicht vor. Vermutlich kam Karlstadt wegen weiterer Projekte überhaupt nicht mehr dazu, es zu verfassen. Lediglich auf dem Papierbogen, auf dem Karlstadts Brief an Müntzer vom 19. Juli 1524 (KGK 262) niedergeschrieben ist, findet sich die Überschrift notiert und durchgestrichen; KGK 262 (Anmerkung).
378wie.
380geeigneter.
381Vgl. Hos 1–3. Zu Karlstadts Rede vom »geistlichen Ehebruch« siehe KGK 273 (Textstelle) und KGK 273 (Textstelle).
382als irgendeine Hure (Ehebrecherin) oder ein Bösewicht (Ehebrecher).
383geben sie […] nicht vor, zeigen sie nicht.
384gebieten (zu).
385Narrenmantel.
386Gemeint: Fangnetz. – Vgl. FWB s.v. Garn Nr. 2.
387so wahr Gott spricht und Paulus recht hat.
388Gegenteil.
390fluchten.
392Gemeint: das will ich besonders hervorheben.
393dann.
394Das Bild könnte zurückgehen auf Erasmus, Adag. 1418: Ne puero gladium (ASD II-3, 416f.). In LuthersEine treue Vermahnung an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1521) (WA 8, 686,32–687,4) findet sich ein ähnlicher Vergleich, bei dem Luther allerdings zeigen wollte, wie wichtig beim lebensrettenden Eingreifen ein vorsichtiges Vorgehen ist.
395doch, gewiss.
396als Bild vor Augen gestellt.
398stimmt überein.
400stehen.
401Gemeint sind die Evangelischen, die wie Luther für ein »Gemachfahren« plädieren.
402wie die Liebe der närrischen, unvernünftigen Mütter. – Vgl. DWb 21, 631–635 s.v. toll.
403ertragen, hinnehmen bis zum Henker. – Gemeint: bis zum Äußersten.
405ihn. – Gemeint ist (nach dem Bibelzitat) der Verwandte oder Freund, der den Frommen »vom Weg Gottes abzubringen« versucht.
4065. Mose 13,9f. Die Marginalien weisen vermutlich auf die Stellen 5. Mose 33,11 und Mi 7,7 hin.
407Anstoß geben.
408doch, gewiss.
410nicht (reaktions)schnell anfangen, (das Problem) angreifen.
411tadelt, maßregelt.
412Vgl. als Hintergrund Mk 13,22 par.; 2. Petr 2,1.
414sei.
415den Menschen mit einem einfachen Geist.
416Gemeint: sie würde es keinesfalls akzeptieren. Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon 5, 1263 s.v. Finger Nr. 223.
417Wucherkniff, Betrug (zunächst mit Geldgeschäften).
418Narrenkostüm. – Vgl. KGK 273 (Anmerkung).
419Vgl. als Hintergrund Mk 12,40. Auch Luther schreibt gelegentlich von »Weltfressern«: im Brief an die Fürsten von Sachsen von dem aufrührischen Geist (1524) spricht er vom »Weltfressergeist« (WA 15, 214,16) Thomas Müntzers, dem er vorwirft, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu wollen, der es aber bisher vermieden habe, öffentlich Rechenschaft zu geben. Vgl. später LuthersVermahnung an die Pfarrherren, wider den Wucher zu predigen (1540) (WA 51, 369,2) und Wider das Papsttum zu Rom (1545) (WA 54, 258,6), wo die großen Wucherer bzw. der Papst gemeint sind.
421Beibehaltung. – Zum evtl. auch möglichen Wort »hälden« siehe KGK 273 (Anmerkung).
422teuflischen.
423Nachbarn. – Gemeint sind die (noch) nicht evangelisch gesinnten Gemeinden in der Region um Orlamünde.
424Hieronymus Emser hatte bereits im Jahr 1522 Kritik an Karlstadts Traktat Von Abtuung der Bilder (KGK V, Nr. 219) geübt. Karlstadt antwortete mit einer Replik, die er nicht mehr veröffentlichen konnte und heute verschollen ist (KGK V, Nr. 227, S. 251f.).
425Gemeint sind polemisch Luther und sein Umkreis.
426Gemeint: Die wahrhaft in der Bibel Verständigen erkennen wohl, wie gewaltsam und frevelhaft gegen Karlstadt vorgegangen wird.
427Narrenkostüm. – Siehe KGK 273 (Anmerkung) und KGK 273 (Anmerkung).
428Zu diesem Verständnis der Bilder als »Biblia pauperum« siehe z.B. Greg. M. epist. 9,209; 11,10; De cons. D. III c. 27 (CICan 1, 1360).
429wie ein Dieb.
430Gemeint sein könnte (schmutzige) Pfützen (vgl. Hes 23,30), möglicherweise steht aber auch – süddeutschem Sprachgebrauch gemäß – das Bild einer (kleinen, bösartigen) Zwergenfigur im Hintergrund, vgl. DWb 2, 595 s.v. Butzenmann.
431gleich gemacht, gleich gestellt. – Vgl. DWb 25, 450 s.v. vergleichen.
433der Schwache (Mensch) ins Verderben geführt.
435Gemeint: gleich nebenbei gesagt.
436Pfui!
437Verwüster der (Heiligen) Schriften und Seelenfänger.
438Gefahr.
439wie ihr vorgebt.
441Gemeint (polemisch): unser sophistisch-papistisches Verderben.
442Gemeint sind vor allem Luther und seine Anhänger.
444Nichts lässt darauf schließen.
445allmählich, gemach, behutsam.
446zurückgehalten, (als Vorrat) aufbewahrt.
447mutwilligen.
448entgegentreten.
449vermöchte, könnte.
450zuvorkommen.
451aufzeigen.
452wenn.
453Schirmer, Verteidiger der Bildnisse.
454doch, gewiss.
455in einem Jahr.
456mit Muße.
458sacht. – Vgl. DWb 14, 1608 s.v. sachtig.
459insbesondere.
460ihnen.
461nicht in einem Jahr.
462wenn.
463Göttern dientest.
465wie.
466doch.
467allmählich.
468noch poltern (mit Getöse). – Vgl. DWb 13, 1991f. s.v. poltern.
469stählerne Mauer. – Gezeichnet wird das Bild einer mit eisernen Rüstungen versehenen Reihe von Landsknechten auf dem Schlachtfeld.
470wagst.
471Listigkeiten.
472deine (von dir) vorgelegte (Argumentation) mit der Hl. Schrift.
473Stab des Abtes. – Hier rhetorisch (Synekdoche) für: der Abt. Zu den Insignien eines Abtes gehören Stab, Mitra, Pektorale (Brustkreuz) und Ring.
474Gemeint ist die unter dem Namen des Abtes des Benediktinerklosters in PegauSimon Blick erschienene Schrift (VD 16 B 5731 u. 5372), die tatsächlich dessen Bruder Wolfgang Blick verfasst hatte: Verderben und Schaden der Lande und Leute (1524); Edition: Laube/Weiß, Flugschriften, 651–684. Darin (655,42–656,23) werden auch Karlstadts7 Conclusiones de coelibatu (KGK IV, Nr. 181) scharf kritisiert. Vgl. Barge, Karlstadt 2, 184 Anm. 93.
475Gemeint: der seinen unhaltbaren Begründungen auch einen solchen Farbanstrich geben kann.
476Wie passt dieser Text (gemeint ist die zitierte Bibelstelle 2. Mose 23,32f.) zusammen (mit den im Folgenden vorgetragenen Argumentationen)? – Vgl. DWb 14, 688 s.v. reimen Nr. 3 b.
477Dass diese Götzenbeschützer zum ersten sagen.
479fahren.
480gemächlich.
481mit Muße verfahren.
482dein Fündlein, deine Erfindung, dein Kniff. – Vgl. DWb 4, 544 s.v. Fündlein Nr. 3.
483Direkt mit dieser rhetorischen Apostrophe angesprochen ist der Widmungsempfänger Barthel Bach, der die Maßnahme der Bilderentfernung in seinem Schreiben (KGK 254) also nicht in dieser Weise thematisiert hatte.
485als.
486Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass eine Mauer bei der Verteidigung einer Stadt unbedingt zu halten ist.
487Gottes Gründe (für ein entschiedenes Vorgehen) nicht maßregeln.
489Ort (Stelle der Hl. Schrift) kundtut.
490Gemeint: ohne etwas anderes dazu zu setzen, zu sagen.
491doch, gewiss.
493Gemeint ist Luther, der sich in der dritten und vierten Predigt der Reihe der Invokavitpredigten (1522) (WA 10.III, 26–30 bzw. 30–40) gegen das gewaltsame Abtun und Zerstören der Bildnisse wandte und die Überzeugung vertrat, dass der Anblick von Bildern für das Gewissen »frei« war – wenn nur kein Anbeten stattfinde.
494Gemeint: die Feinde (der Götzenbilder) könnten durch ihr gewalttätiges Vorgehen auch Ärgernis hervorrufen (indem sie die evangelische Freiheit abbrechen).
495wie.
496Gemeint wohl: Heiden können durch falsche religiöse Lehre Anstoß erregen, aber nicht durch Götzen(-bilder). – Der Bezug auf Mose und Josua ist unklar bzw. unspezifisch.
497Gemeint: (in der Auseinandersetzung) mit den Heiden messen und gescheiter (erfahrener, bewusster).
499besiegen und unter sich bringen. – Vgl. DWb 23, 586 s.v. überstreiten.
500gefährlich.
501ausgebreitete Netze (zum Vogelfang) zum (plötzlichen Fang-)Zug, wie sie sind.
502der das Haupt schützende Helm einer Ritterrüstung. – Vgl. DWb 10, 616 s.v. Hauptharnisch.
503Etwa: Da erkennt der Götzenmeister, dass er irrsinnig den Helm über die Füße zieht und die Hl. Schrift durch den eisenblechernen Handschuh (einer Ritterrüstung) gelesen hat. – Gemeint ist also, dass die Bibel nur ganz eingeschränkt wahrgenommen wurde.
504ein metaphorisches Argument anführt.
505ausdrückliche, direkte Aussagen.
506Ergänze sinngemäß: dass.
507allmählich.
508Gemeint: eine (willkürlich) hinzugesetzte Interpretation.
509wie.
510mit Muße.
512gemächlich.
513wie.
514Zusammenhang, Kontext.
515(Steine mit) Kennzeichen, Inschriften.
517allmählich, gemach, behutsam.
518wie.
519so bald […] wie.
521Satz.
522vollständig und abgeschlossen.
523eine besondere (Folge-)Bestimmung.
525wie.
526direkt, unmittelbar.
527(Götter-)Säulen, Steinmale.
528Gemeint sind »heilige Bäume« (mit buschigem, reichen Laubwerk). – Vgl. DWb 2, 561 s.v. buschicht.
530Wann? Sogleich dann, wenn.
531allmählich.
534Ärgernisse abzustellen.
536können nicht Anstoß, Ärgernis bereiten.
537Gemeint wohl: wenn sie das täten.
539gemächlich, gemach.
540Aussage, Botschaft.
542(nach-)lässig.
543doch, gewiss.
544antichristlicher, unchristlicher.
545(zu) maßregeln.
546gemächlich, gemach.
547Die Marginalie ist zu korrigieren: 5. Mose 27,18.
548Lockpfeife (um Vögel anzulocken). – Vgl. DWb 12, 1114 s.v. Lockpfeife.
549gönnt.
550Vgl. als möglicher biblischer Hintergrund Gal 6,1.
551Wie.
552erzürnt.
553Siehe das Beispiel KGK 273 (Textstelle).
554wie.
556angreife.
557was.
558Die Marginalie ist zu korrigieren: 2. Chr 15f.; vgl. 1. Kön 15,9–24.
560widersprechen. – Vgl. DWb 25, 1448; 1472f. s.v. versprechen Nr. B,1.
561wie.
563dennoch.
564doch, gewiss.
567vorher.
568Gemeint sind Christen, die sakrale Bildnisse stiften, verehren oder auch nur hinnehmen.
569als.
570zweifache, doppelte Heiden (nämlich im Unterschied zu den Juden und weil sie als Christen Götzendienst treiben).
571sie vorher (be-)lehre, ehe man ihnen nimmt, was sie ins Verderben führt.
572(und) wenn.
574Gemeint: Die trotz besserer Erkenntnis aus der Hl. Schrift aktuell beibehaltene Feier der Messe und die Duldung der Bilder belasten genauso die Gewissen und erfordern darum eine klare Antwort wie der von Paulus thematisierte Götzenfleischverzehr der Gemeinde in Korinth (1. Kor 6,12f.). Auf den Umgang des Apostels mit diesem Problem (vgl. auch Röm 10,23f.; 14f.), geleitet von der liebevollen Rücksicht (Schonung) auf die Gewissen der Schwachen, hatte sich Luther in den Invokavitpredigten berufen; siehe KGK 273 (Textstelle) mit KGK 273 (Anmerkung).
575Gemeint: in bildhaften Reden, in Gleichnissen, Geschichten, Symbolen gegründet ist, also keine direkte, explizite Aussage vorliegt. – Zum Ausdruck »figürlich« siehe KGK 273 (Textstelle) mit KGK 273 (Anmerkung).
576vorher (darüber belehrend) predigen.
577ehe, bevor.
578(Stelle, Aussage aus der Hl.) Schrift.
579doch.
580könnten.
581Beispiel(-Fall), Einzelfall.
582Wie.
583Wortlaut (der Bibel) und äußeren Anschein. – Vgl. Mt 12,1–8 par.
584gegen den Tempel redete, kritisierte. – Vgl. DWb 25, 1472f. s.v. versprechen Nr. B,1; vgl. Apg 6,13f.; 7,48.
586Vgl. Gal 5,2 u.ö.
588kann.
589Gemeint: wenn sie nicht in göttlicher Wahrheit (d.h. der Hl. Schrift) gepflanzt sind.
590als.
591ausgerauft. – Mt 15,13 par.
592durch Menschen aufgestellte Gesetze sind der Mist.
593außerhalb ihres Zeltlagers.
595ihm, sich.
596je eher desto.
597Vgl. sachlich hierzu Karlstadts Predigt Von den zwei höchsten Geboten der Liebe (KGK VI, Nr. 247, S. 231–262).
598(ärgerlich) knurrt.
599ihn.
600Diese bereits (KGK 273 (Textstelle)) angekündigte Karlstadt-Schrift liegt nicht vor. Angesichts anderer Publikationsprojekte wurde sie vermutlich gar nicht mehr verfasst.
601Gemeint: die Geschwächten, die Hilfsbedürftigen. Vgl. als Hintergrund Mk 2,17 par.
602schone!

Downloads: XML · PDF (Druckausgabe)
image CC BY-SA licence
»