Nr. 224
Predigt über den Propheten Maleachi
Wittenberg, [1522, [18. Februar]]

Text
Bearbeitet von Harald Bollbuck
BuchsymbolA1r

Predig oder homilien uber
den propheten. Mala-chiam gnant.
Andres Bo'denstein' von Carolstatt.
In der Christlichen statt
Wittemberg.


BuchsymbolA1vDem Ersamen und namhafftigen BarthollBachen1 Statschreiber/ yn S'ankt' Jochyms-talh. wunsch ich Andres/ gnant Ca-rolstat/ gotis gnad/ frid/ und
frolickeit. Amen.

Nach dem ich gunstiger freund/ den grossen fleyß und
hitzige begirde/ des Christlichena volckes alhie/ tzu gotlich-
em wort/ warlich yn verwunderung gesehen/ und ver-
merckt/ hab/ ich eynen kleynen Propheten/ Malachiam
genant/ offenlich/ und in etlichen tagen wogenlich2 zu le-
ßen und predigen/ furgenhomen
(bwie wol ich das Buch
Moysi. Deuteronomium. wolt teutschc tzu unßerm volck
erklert haben)3 Und schicke euch/ und allen Christen/ meyn
tzuthun und erklerung/ Welche ich alß eyn armer Dyener
Christi/ den begyrigen schefflin gottis alhie/ alß ein speyß
und wayd hab furgelegt und eingeben. Dynstlich bit-
tende/ yr wellet/ meyn außlegen/ frey und dapffer richten
und urteyln. Doch nach heyliger geschrifft. Wie ich das
von yedermann foder und begere. Wellet dem Ampt-
mann bey euch dem Erbarn und gestrengen Henrichen-
von konritz/4
und dem Richter/ Lucas Zupke5/ meyne wil-
lige und bereite dinste fleissig anbieten. Dan yen6 unnd
euch tzu dienen bin ich alletzeit nach meynem vermogen/
gutwillig und bereitt/ Datum Wittemberg dinstag des
xviii. Februarii Im xxii Jhar〈.〉

BuchsymbolA2r

Von dem Buch Malachie.

Nicht wenig seind/ die sagen/ das Eßdras7 disse Pro-
phetien hab beschriben/ Und das disse reede/ oder buch
sein ist.8 Und haben tzwu ursachen. Die erste/ Das Es-
dras ein dingk/ mit dießem geschriben hat. Die andere.
das sonste unbenente psalmen/ ßo one titel und ubersch〈r〉-
ifft seind/ den yenen tzustehn/ ßo die vorgeende psalmen ge-
macht/ und ire titell und nhomen daruber vertzeichent
haben.9 Drumb wollen sie das disse Prophetien/ von -
dra gemacht sey/ die weil Esdras nach Aggeo und Zach-
aria Prophetzeihet hat.10

Dyße beyde ursachen schlissen nit/ und ich forcht/ das
sie frevenlich seind. Dan die erste mocht man umbwen-
den/ und in den keren/ dero sie antzeiget. Weil eß nit ver-
mutlich ist/ das eyn Prophet/ tzwey buͤcher solt gemacht
und doch einen sententz gerettd haben.

Aber wie dem/ ßo ists offenbarlich/ waß Esdras/ unnd
was Malachias schreiben. Und das nit beide eine ma-
terien und eynen sententz schreiben. Derhalben ist ir grund
lochericht und baufellig.

Die andre ursach und antzeig dient yen auch nit/ dan ym
hebrayschen und lateynischen buͤcherne steht Malachias/
nach dem Propheten Zacharia.11 Derhalben solt disse Pro-
phecien. Zacharie. tzugeschatzt werden/ wan sie keynen titell
und nhomen solt haben/ von Malachia.

Ich hab in tzeiten der Propheten nit gelebt/ Darumb kan
ich nicht aigentlich von Malachia sagen. In sonderheit.
dieweil mir schrifft gebrist12. Nach dem ich aber gehort
hab/ das Malachias der lestef/ auß den kleinen Propheten
getzalt ist. Laß ich mich nit kuͤmern das Malachias eynen
gemeinen nhomen hat/ eines Propheten. eines verkundiger
gottis wort. Dan ich leeße von Amos das ehr von sich
spricht. Ich bin kein Prophet/ und kein Soen eines Pro-
pheten sonder ich bin ein hirt oder scheffer/ dero wilde feigen
abreuffet oder pflocket als Amos .vii. geschriben steht.13

Ich acht das der mensch (den got Malachias nent) etwar
BuchsymbolA2v eyng schlecht14 unberuffenh man gewest ist. wie Amos/ oder
ein baur/ scheffer oder hirt (wie Amos)15 welchem got den
nhomen Malachias tzugeeignet hatt. Ehr magk ouch
vielleicht tzuvor einen nhomen gehabt haben. und kan sein
das ym got eynen neuwen nhomen geben hat. Gleicher
weyß Christus einfeltige ungelerte fyscher/ und unnam-
hafftige leuthe/ alß tzolner und geleitzleuth erwelt und be-
ruffen undi nhomen hat geben/ Domit er die weltwei-
ßen/ und gescheyden/ und namhafftige bescheemen/ und
aller creaturen maulh/ verstopfen mocht/ das sich keyner
mocht ruͤmen/ und sich seiner weyßheit erheben. alß Pau-
lus leret. i. Chorin. i.16 Alßo erwelt Christus Petrum und
gab yem17 den nomen Cephas/ dero tzu teutzsch eynen steyn
heisset. Joan. i. und der gleichen etc.18

Malachi hebraisch/ heyset auff teutzsch. Meyn bott19/
Mein geschickter/ Mein beveltrager/ Meyn werber und
verkundiger.
In der summ. Ein yeder dero gots wort ver-
kundiget/ und von dem geist gotis getriben wirt tzu verkun-
digung gotlicher wort. der mocht Malach genent werden.

Got hat also alle seine Propheten gesendt und geschickt/
sein gotlich wort tzuverkundigen〈.〉 Niem ein exempell. ¶ Got
sprach tzu Moysen. Kum her/ Du solst meyn volck auß
Egypto fhuͤren. Exo. 3.20 Sih ßo rufft got und macht ey-
nen boten/ wan er spricht. Gehn und tuhn das oder genes.
Got gibt auch seine boten und werbern form/ maß/ und
weiße/ wie sie mit den reden sollen/ tzu welchen/ er/ seine boten-
lauffer sendet. Demnach gab got Moisi einen mundtlichen be-
velh/ denselben/ an die kinder Israhel zutragen. dieses lauths.
Der her/ ein got/ eurer veter/ ist mir erschienen/ der gott
Abraham/ und der got Isaack/ und der got Jacob/ sagt.

Suchende hab ich euch besucht. Und hab eure uber-
drenghung und tzwanck gesehn. Drumb hab ich gesagt.

Ich well euch außfhuren/ von der umbtreibung Egypti.
Exo. 3.21 Disse wort gab got Moisi. an den hauffen Israhel.
tzetragen. Got gab yem ouch bevelh kegen dem Konig
pharaonem tzereden. Alßo. Der her ein got/ der hebreirenj/
hat unß geruffen/ Wir werden drey tagreiß in die wustnis
gehn/ got da selbst tzu opffern. Exo. 3.22 Disse form und red
BuchsymbolA3r must Moses/ nebent den eltzsten des volcks Israhel/ tzu dem
Konig pharaonem werben und reden.

Und ist gemein/ in allen Propheten/ wie got Propheten
gesend/ und yen23 mundtliche formen geben hat/ tzu reden.

Christus hat ouch seinen tzwolff boten seynen bevelh geben/
alß er sie tzu boten macht/ nemlich/ das sie das reich gottis.
und penitentz. solten predigen. Vergebung der sunden. und ewig
leben in seinem nhomen verheischen. In der summ. Das alle
menschen/ ym glauben tzu Christo/ selig solten werden/ das
yen Christus sein eygen gutheit wil mitteilen/ und alle ge-
bresten24 auff sich legen und alles boeß sein aigen wil machen/ ßo
wir ym glauben/ Das seind form und weiße Christliches be-
velhs. ßo er seinen aposteln geben hat. Lu. ix.25

Darnach hat Jesus auch die andere lxxii Junger gesch-
ickt/ mit angepunden bevelh/ das sie gotis reich verkundigen
solten/ wie obberurt ist.26 Matheus spricht. Sie solten die hey-
den leren/ alles zu bewaren/ das Christus geboten hett. Math.
ulti'mo'〈.〉27 ¶ Marcus ulti'mo' saget (ists anders sein capitell28) das
die junger disses evangelium musten verkundigen. Welcher
getaufft ist und gleubet/ der wirt selig.29 ¶ Lucas ulti'mo' schrei-
bet/ das Christus seinen jungern bevolhen hab. Buß und ver-
gebung der sunden zu predigen.30 ¶ Joan. ult'imo' gibt Christus
Petro (und yn yem allen Jungern) dießen bevelh. Weide
mein schefflin.31 und macht den selben bevelh ßo groß/ das Chri-
stus fur eynen neyd und haß achtet/ ßo eyn junger/ oder bott
Christi/ die schefflin oder lemblin Christi nit waidet oder
prediget. Domit tzeiget Christus an/ das got vil an verkun-
digung seines wortes gelegen ist. Wie ich offt gesagt hab.
das wir got smehenk und lestern/ wan wir seinl wort nit wol
achten. ¶ Nuhn habt yr gehort das alle aposteln und jun-
ger christi (ßo das wort gotis leren) gotliche boten seind.

Und solten sich alle haußveter ernstlich befleissen/ das wort
gotis alßo zu lernen/ das sie widerumb ire kinder leren mochten
/
wie ich vorgestern gesagt hab32/ Darzu dienet das Christus
alle seine aposteln. und die lxxii junger zu seinen boten gemacht.
und mit dem bevelh. gotis wort zu verkundigen/ geschickt hat.
Also werden aposteln/ boten/ und seynd nichts anders/ dan
boten gotis. Die hebraisch Malachim heyssen.
33

BuchsymbolA3v Darab soll yderman betrachten/ das erdicht und erlogen
worthlin Vicarius. Welches/ Bepst erdicht haben/ und
konden nymermher/ in gotlichem bevel antzeigen/ das sie
stathalter oder vicarien gottis seind/ Wan sie gotis wort
predigten/ und lerten das selb reyniglich one tzusatz und
eynmuͤschung yrer dreber34/ ßo weren sie gotis boten/ und
mit nicht gottis Vicarien oder stathalter.35 Aber sie seind
billicher verboter gotis wort zunennen. dan botten. Ursach.
Wir haben keine hefftiger und gifftiger feinde des heiligen
Ewangelii/ dan Bepst. Cardinalen Bischoffen Pfaffen
und Monichen. Hat nit Bapst Alexander. der dritt36 on-
geferlich. den Leyhen verboten gotliches wort/ wan er yen
disputation und kegenred in den wort gotis verboten hatt?37
Haben nit Bepst Cardinalen Bischoffen Pfaffen unnd
Monichen/ dem wort gotis/ den grosten stoß gethan?

Sie seind erger dan Heyden.38 und fechten offenlich wider
gotis wort/ und wellens doch kein wort haben. Billich
seind sie nit boten (ßo gottis wort verkundigen) sonder
verbieter und verwuster.

Aposteln heissen daher aposteln/ das sie furnhemlich ge-
send seind/ gotis wort tzu predigen.39 wie das ewangelium
an vil enden antzeigt/ und ich oben berurt hab/ Wie das
auch Petrus in actis c. x. bekant/ das gott gesendt hat
tzu predigen.40 Und unßer Pylaten41 wellen der Aposteln
nhomen haben/ und keynen bustaben von dem ampt und
ding haben. Apostell ist tzu teutzsch ein geschickter. Eyn
gotlicher apostel/ ist ein gotlicher bot. Eyn bot gotis hat
nicht in seinen brieffen/ hat auch nicht anderß yn seynem
mund/ dan gotliche wort/ dan gotlichen willen.

Waß haben unßere Bebst/ Bischoffen/ Cardinelen/ Pfa-
ffen/ Monichen/ und der gleichen betrieger. in iren briffen?
Register haben sie/ wie sie yre schefflin scheren und fressen
sollen.42 Statutenm haben sie/ wie sie ire pfaffen schaben und
beropffen43 mogen. und wie sie gotis wort verbieten sollen.
Und wie sie dem mogen44 widerstehn/ von des wegen sie ehere
und gut haben. (der ist Christus)

BuchsymbolA4r Paulus sagt/ das ein Bischoff/ soll wissen antwort tzuge-
ben/ und seine feinde nider tzelegen durch heilsame schrifft
ad Titum .i. i. Thimotheum .3.45

Unßere Bischoffenn wissen gar nicht von heiliger schri-
fft/ und haben nicht/ dan das badhemdleino am leyb/ das
doch ir ungeschicklikeit antzeiget. Alßo haben sie titell/
und nhomen eines Bischoffen/ und seind nichts minder
dan Bischoffen. Sag mir eyn Christ ab itzt eyn Bisch-
off versucht hab D'octor' M'artinus' durch h'eilige' schrifft tzu leren oder
uberwinden? Idoch wellen sie Bischoffen sein. und Apo-
steln. Sie seind nit wirdig/ das wir sie botenloffer46 Chri-
sti schelten. Dan sie leren unß keynen gotlichen bevelh. und
wellen auch nit lernen.

Der Bapst spricht. Eß soll alles nichtiglich gehandelt
sein/ waß du wider die form eines bevelhs handelst.

O Bapst〈/〉 O olgotz/ patere legem quam ipse tuleris47/ das
recht soll yederman leyden und halten/ das er selber eynem
andern gibt. Warumb sprichstu nit auch/ alles das ich
(du Bapst) wider gotlichen bevelh thun/ das ist krafft-
loß/ unpundig/ und nichts werd?

Wan du das kondest leyden/ wir wolten vor dir wol blei-
ben. und dich bald tzu eynem Christen machen. ßo vil unß
verlihen ist. Aber yre Bebste Cardinel Bischoffen und
veiste Monichen mocht eur gesprochen recht in keynem weg
leyden/ ßo wir gotlichen bevelh furstellen. Sih/ o lieber
bruder Christi/ wie gering sie/ das wort gotis achten/ von
welches wegen/ Christus hat müssen sterben und sein blut
vergissen. Deß teuffels Vicarien seind sie/ und des teuffels
botschafften/ des wort sie reden/ des lügen sie leren unnd
verkundigen.

Aber unser einfeltiger man gotis Malachi/ redet gotlichen
bevelh getreulich/ reinigklich/ und one tzusatz. Drumb nen-
net yen got seinen boten/ seinen bevelhaber/ seynes worts
verkundiger. Das soll von dem nomen Malachi gesagt sein〈.〉

Volget text

BuchsymbolA4v Last oder bürden des wort gotis tzu Israhel/ in der hand
Malachi.48 ¶ Das ist die vorred/ damit macht der Prophe-
te seine tzuhorern tzu frundenp/ und entzundet sie tzu grossem
fleiß. Dan wan wir horen/ das diß wort ein wort gotis
ist. sollen wir dester williger und frunthlicher tzuhoren/ alß
dem wort des aller obirsten hern/ dero ein herre aller herren49
ist. Fleissig macht er unß/ das er spricht. die last oder bur-
den des wort gotis.50 Dan mit solichen worten leret ehr/
das sein wort tapfer/ wichtig/ und kostlich ist. Darvor wir
uns solten forchten und neygen/ Und soll hie gemerckt wer-
den/q das gotis wort tzeiten eyn last oder bürden magk ge-
nent werden/ wie eß faste mancherley nhomen hat/ tzeyten
nennet got sein wort ein feur/ tzeiten einen hamer/ tzeiten
weitz/ tzeiten reine weiß silber/ tzeiten wein/ tzeiten wasser/
tzeiten ein schwerd/ und dergleichen.51

Nicht wenig seind/ die sagen/ wu das wort last vorn/ in eyn-
ner vorred geschriben steht/52 das got allein treyhen53 thudt/
und das dan das wort gotis voller arbeit und buͤrden/ und
unertreglich sey. Aber ich halts nicht mit yenen. Dan
das .3. ca'pitel' Malachie54 hat ouch vil froliche und trostbarlicher
wort. Wie auch andere Propheten/ haben yn den buͤchern
oder capiteln/ do sie das wortlin Massa/ das tzu teutzsch
eyn last oder bürden ist. gebrauchen.

Das ist war/s das got das wort last oder bürden aber55
schwerheit und dapfferkeit/ allein yn seynem wort wil lassen
sagen. Drumb hat er seinem volck und den falschen Pro-
pheten verboten tzusagen ein last oder buͤrden des herren〈.〉
Und wil sie/ yn ewige scham und spott geben/ die sagen.
Das ist die last/ buͤrden/ oder schwerheit gotis wort/ wan
ir wort nit gotlich ist/ alß Hiere. xxiii. geschriben.t
Gotis wort ist einer vesten last und gewycht vergleicht.u56
Menschliche worte seind dem wind/ staub/ und leichtem rauch
vergleicht.57 Drumb müssen alle Bepst/ ym jungsten gericht
antwort geben. Die sie ire dreume fur gotliche laher geleret.
und die underthan getzwungen haben tzubewarung men-
BuchsymbolB1rschlicher gesetz. Alß Hieremias. xxiii. saget/58 und Christus
spricht. Eyn yede pflantzung wirt außgereuthv und yns
feur geworffen/ die meyn vater nit gepflantzt hat. Mat-
thei .xv.59

Worte gotis in der Biblien/ seind worte/ die got geretw/
und in den mund seiner knecht gelegt hat.60

Disse wichtig und schwere wort/ Malachie/ hat got tzu
Israhel lassen reden und werben.

Israhel ist ßo vil gesagt/ alß eyner/ der mit gott starck
ist. Alßo war Jacob mit got starck/ do got mit yem ryn-
gen thet. Gene. xxxii. Alßo hat got den nhamen Israhel
außgelegt/ besser weiß ichs nit tzesagen.61

Disse sterck erlangt Jacob/ alß er in noten und engsten
gottliche tzusag ergreyff und vestiglich hielt. sagende.x
Du hast gesagt du wolest mir wol thuen. Du hast geretty/
du wollest meinen samen gemeren/ alß die stern am hyemel.
Gene. xxxii.62 Disse tzusag und verheyschung hielt Jacob
vest in seynem hertzen/ und endschlieff alßo63 in gottlichem wort
und ward darumb uber die massen starck. Alßo haben
alle gerechten ire sterck ym wort gotis gehabt. das ist/ yr
glaub ist ir sterck gewest.64 nach dem geschriben steht. Die
heyligen haben durch den glauben die Reiche dißer welt uber-
wunden/ und gerechtikeit gewirckt/ und gotliche tzusag
erreicht und gevast.65 Sie haben got gehalten yn seinem wort.
wie Jacob got hielt. ßo lang biß got yen gebenedeyetz.

Alßo hat Moses das Mehre gespelt und geteilt und ge-
halten ym glauben. Alßo seind die kinder Israhel durchs
mer gangen/ ym glauben. Alßo haben etliche gleubige/ das
groß greulich maulh der Lauhen66 verstopfft/ und unge-
stuͤmikeit des feuers geloschet/ und seind in kranckheyten
starck worden. heb. xi.67 Alßo muͤssen Christen ire stercke/
macht/ leben und tun. yn gotlichen zusagunghen/ durch
den glauben/ haben.

Wan sie alßo auff gotliche wort stehn seind sie ynnerlich
ein/ warhafftiger geistlicher Israhel/ der mit got starck ist.
und ist nit muͤglich das ym die pforten der helle obsigen/68 oder
BuchsymbolB1v das ym ein weltliche macht anhab. Hieremi. i. in fine.69
Die schrifft nehnt nit allein das geystlich volck/ Israhel.
sonder auch das eusserlich und scheinlich glaubig volck
Israhel. alßo nehnt Malach ungleubige pfaffen und Ley-
hen Israhel.

Unßer text spricht/ das gotis wort/ (welches so wichtig/
schwere und dapfer/ ist) in der hand Malachi gegeben. oder
geredt sein zu Israhel. Dan zu reden gehoren lippenaa/ab tzungen/
tzeneac/ und otemad. Aber die hand hat der keines. Drumb kan sie
nit reden. Warumb spricht dan die schrifft nit. in den mund
Malachi. Antwort. Wiewol das hebraisch wort .beiad.70
vil bedeutnis hat/ und heisset auff teutsch/ yn der macht/
in dem rath/ in der Prophecien/ in der stat/ und in der hand/
dannest dolmetzschen Juden. krichische/ lateinische unnd
teutzsche gemeinlich (gnantes wort) alßo/ in der hand/
ßo es etwar geschrieben stat/ das wort gotis in etc. Domit
on tzewifel der h'eilige' geist verborgenlich antzeiget/ das er son-
ste offenlich gelert/ und in der tat ertzeigt hat. Got sprach
zu Mosen/ das er in seinem munde wolt sein/ und wolt yen
leren/ alles/ das er. yn seynem nhamen. solt sagen. Exo. iiii.71
Dadurch verstendiget uns der geist gotis/ das unßer mund
gar nicht tzu gotlichen wort kan und soll thun. Dan ßo vil
die hand zu der sprach und rede thuet. So vil tuet unßere
tzungen/ und mund/ zu gotlichem wort. Gleicherweiß das
wort der hand gar frombd ist. So ist gotis wort/ unßerm
naturlichem munde frombde/ und uber alles zuthun oder
mitwircken der natur. Drumb vergleicht got/ den mund
dero sein wort soll reden/ einem neue geschaffen munde
/
das ist/ das got tzu Mosen sagt. Wer hat des menschen
mund gemacht? Aber wer hat den stumen und tauben. den
sehenden und blinden geschaffen? Exo. iiii.72 gleich alß wolt
got sagen. Ehs gehoret eyner macht tzu. neuen mund sch-
affen. und machen. das ein geschaffner mund mein wort
verkundigen thuet. Dartzu laudet Christus. sagende. Szo
ir vor den fursten steht/ solt ir nit vor gedencken/ waß ir reden
welt/ dan eß wirt euch in der selben stund gegeben.
BuchsymbolB2r Ir seind nit die reden/ sonder der geist meines vatters/ der
ist/ welcher in euch redet. Matth. x.73 Christus stuͤmet74 mit
seinem vater und got/ und spricht klerlich/ das der geist gotis.
yn den boten gotis rede/ und sie seind nit die reden. Alßo
schreihet der geist gottis yn uns sagend Abba vater. Ro.
viii.75 Got muß dene einen neuen erwelten mund und lippenae
geben/ ßo yen sollen bekennen aberaf anruffen〈.〉 Sophonie .3.b.76
Den selben neuen und erwelten mund oder lippenag/ vermagk
keine creatur tzu geben. Drumb fraget got Mosen. sagend.
Wer hat den mund eines menschen geschaffen?77 Derhalb
spricht die schrifft offtmals. Das wort gottis/ yn der
hand des Propheten. Alßo leßen wir. Die Soneah Aaron78
haben alles getan/ das gott durch die hand Moisi geredt
hat. Levi. 8. in fi'ne' 26. 27〈.〉79 Das ist die ursach war umb
der heilig geist/ mund und hand vergleicht/ und spricht tzey-
ten in der hand/ tzeiten in dem mund. Disse ursachen kan
kein fleischlicher begreuffen/ dan der fleischlich kan nit etc.

Das hat got nit allein mit seiner laher80 geleret/ das men-
schlicher mund/ gotis wort redet/ one alles tzutuhn und
mitwircken. Sonder hat es auch mit der taht angezeigt.
Dan der mund des menschen wirt/ in sich/ ungesprech und
unmundig/ wan ym gotis wort eyngelegt wirt. Das kan-
stu. Exo. 4. vermercken/ do Moises spricht. O her ich byn
ungesprech. von gestern her/ geworden/ alß du zu mir geredt
hast/ meine tzungen ist verhindert/ und langcksam worden
〈.〉81
Durch disse tat magk ydermeniglich mercken/ das gotliche
wort/ menschlichen mund ungesprech. unberedt. und ungeschi-
ckt machen tzureden. Drumb geht gots wort auß menschlichem
munde gleich alß der gesanck durch orgeln/ one tzuthun der
natur. Welcher ouch das wort gotis gemeinlich wider und
biter ist.82 Das ist ouch derhalben Hieremias spricht ah ah
ah/ her got/ ich kan nit reden. Hiere. i. ßo bald got tzu Hie'remiam'
sprach. Ich hab dich tzu eynen Propheten geben. Antwertai
Hiere'mias'. her ich kan nit reden. Aber got saget/ du solst getrost
sein/ und one forcht/ dan ich wil meyne wort/ in deynen
mund geben.83 Damit leret/ uns die schrifft/ wie got seyne
wort/ one des mundes tzutuhn/ außredet/ und
BuchsymbolB2v Das der mund alleyn eyn instrument ist/ gleich alß wan
gott/ seyn wort durch ein hand redet. Derwegen spricht
unßer text. Das wichtig wort gottis tzu Israhel/ yn der
hand Malachi. das ist/ meines botens/ und spricht nit ym
munde Malachi. auff das wir lernen/ das gottis wort/
uber unser macht und krafft ist/ unnd das wir/ nit mher
thun/ ßo wir eß reden/ dan ßo vil eyn wasserroren thut/
durch welche wasser laufft. Gott wircket seyn wort yn
seinen gedancken/ und yn seyner eynbildung. Menschen.
mugen nit eynen buchstabenaj gedencken oder vorbilden wie
sie ein gotlich wortlin außreden. Ursach. So hoch der hie-
mel von der erden ist. So hoch seint gotis gedancken/
von menschen gedancken (spricht got Esaie .liiii.)84 und ist
nit muͤglich/ das unser weeg/ rothschlegeak/ und gedancken/
gotlichen wegen/ rethen/ und gedancken gleich werden.

Und ob sie gleich/ ein scheinliche und geferbte gleichheyt
hetten. weren sie doch voller gleißnerey/ und mogen gott
nyemer yn ewigkeit gefellig werden. Der wegen spricht
Salomon. Deine rede sollen wenig sein vor got. Eccls. v.85

Alßo ist angetzeigt/ wie gotliche red und wort/ den geschaff-
en munde der Propheten gantz frombd ist/ und ist one alle
hilff und tzuthun des menschen gesprochen. Derhalben
spricht die schrifft/ aber86 der heylig geist. Die laste oder
bürden des wort gotis tzu Israhel in der hand Malachi.
Alßo redet die schrifft offtmalß alß Lev. 8. x. 26.87 Nemlich.
Die Soneal Aaron88 haben alles gethan das Moyses yn der
hand Mosi gerett hat. Item. Sie haben ein herte hertz
gemacht auff das sie das gesetz und wort nit horentenam. welche
got den schaffen/ ym heiligen geyst/ durch die hend seyner
Propheten geschickt hat. Zacharie. vii.89 Dergleichen haben
wir/ nit wenig schrifften ym alten gesetz und Propheten.
durch welche got uns verstendiget/ das wir keyn macht
haben/ mit seinem wort tzu handeln/ wie wir wollen.

Drumb ist der Bapst/ und seyne Cardinalen unnd
Bischoffen/ Pfaffen und Monichen offenbare Tyrannen/
BuchsymbolB3r und ich hette schir gesagt falßarien. wan ich dorfft. wan
sie sich gotlicher wort wollen mechtigen/ und sich der macht
anmassen/ alß solten sie oder durfften heilige schrifft auß-
legen und deuten wie sie wollen. ¶ Wan die schrifft dunck-
ell ist. und mogen sie nit außlegen/ durch hylff der umb-
steende schrift90/ aderan andere heilige schrifft/ sollen sie vil liber
nicht wissen/ dan frevelich etwaß außsprechen. Got sollen
sie umb rath fragen. Wie Moses gethan hat.91 aberao sollen
still schweigen. und solten gedencken/ wie yre knechte/
die Juristen. yn tzweifeligen sachen/ und dunckeln texten/
den willen/ deß gesetzegebers/ vor allen/ solten ersuchen/
eher sie etwaß richten oder urteiln. Soliche ehere
goben sie gotlichemap worte billich. Dan sie konden nicht mher
zu gotlichen worten thun/ dan ein sprachloße unverstendige
hand tuhn kan.

Das ist die ursach/ das Moses mit außgedruckten worten
spricht Ir solt/ nit ein wortlin tzu gotlichen worten setzen/
ader92 von yenen nemen. Deu. iiii.93 Ir solt weder tzu der rech-
ten/ nach zu der lincken hand wanckeln. Deut. v.94 Derhalb-
ben spricht Salomon. Du solt gar nicht tzu den worten got-
tis setzen/ auff dastu nit gestrafft werdest/ und ein lügner
erfunden95. Prover. xxx.96

Sie seind alle puben und luͤgner/ die ein klein punctlin tzu
gotlichem ßermon setzen. Ab sie gleich hernigte97 huͤte uff-
tragen. oder sehen/ wie ein affe durch eins pauren kugell.98

Der Bapst/ und sein hellisch recht/ erkent. das der ein falßa-
rius ist. dero willig etwaß von seinen Bullen niembt/ oder
dartzu setzet. waß het er verdiend. und wie sollen wir yen
schelten/ weil er ßo mutwilliglich mit der Biblien umb-
gangen ist.

Got der macht seine Propheten ein neue natur/ wan ehr
durch sie redet. So sprach got zu Etzechiel. Ich hab dein
angesycht mechtiger gemacht/ dan die angesychter der
kynder Israhel sein. und hab dein stiren stercker gemacht/
dan ire stiren seind. ich hab dein angesicht alß einen demuth
und herten kißel geben. Etzechiel .3.99 der gleichen haben wir vil
BuchsymbolB3v spruch. Hiere. i. et .vi.100 und anderswu. Durch welche wir
sollen lernen/ wie die Propheten neue und starcke und unersch-
rocken gemuter und hertzen haben empfangen/ wan got durch
sie/ sein wort verkundiget hat. ¶ Niemand soll sich lassen
kumern/ das die schrifft tzeiten spricht. Gott oder der h'eilige'
geyst hat durch den mund seyner Propheten geredt.101 Dan
die schrifft verbirget ye nit/ das got sein wort allein außre-
det wircklich. Und das seine Propheten allein roher oder
pfeuffen gewest sein. welchen got sein wort eingplaßen/ und
seinen gesanck außgesprochen oder gesungenaq hat. Drumb
spricht gott tzu Mosen. Ich werde yn deynem munde
seyn/ und werde dich leren/ waß du solst reden. Exo. iiii.102

Daher kumbt Christliche gelassenheid.103 Christus spricht/
Meine laher. ist nit meine laher/ sonder des/ dero mich ge-
schickt. Joan. vii.104 Item. Ich rede von mir selber nicht/
sonder alß mir mein vatter bevelh geben hat/ alßo rede ich.
Joan. viii. und xii.105 Alßo solten alle Predigern stetz be-
dingen106/ das ire laher. nicht ir selber ist/ sonder gotis. Und
solten disse bedinghung mit hertzen thun. Und mit gro-
ssem ernst sagen. Das hat got geredt. und solten gern ho-
ren/ das man yenen saget. Du kanst nichtsar dan gotis wort.
oder. Ire laher/ ist nit ire laher. Sie kondenas nichtsat auß iren
kopffen finden. Wan die Biblien aus ist/ ßo ist ir kunst auch
auß. Sie konden von sich gar nichtsau erdencken. Sie konden
nit etwaß neues erdichten. Soliche reden solten sie gern ho-
ren. und der welt narren willicklich sein. Die Evangelisten
gotis sollen offenlich bekennen. das ire laher/ wort/ und kunste.
gotis ist/ und nichts ir eygen. Das kan ynen ouch kein geist-
licher mann verargen. Dan eß ist keine hoffart/ wan eyner
gott/ seine gab wider tzuerkennet/ und gibet sich schuldig/
das er gotliches wort weder durch sich/ noch andre creatu-
ren kan ergreuffen aberav behalten. sonder das alles leutherlich107
in gotlichem willen steth. etwaß von der schrifft tzewissen.
wan sie das tun. ßo seind sie ein instrument108 oder hand.109 durch
welche/ got sein wort verkundiget/ wie unßer Prophet ge-
BuchsymbolB4rwest ist/ do er spricht. Die laste des wort gottis tzu Is
rahel in der hand Malachi110 etc. got behüt unß vor ubel.
Amen.

awGedruckt tzu Wittemberg/ nach
Christi gepurth Tausent funff
hundert und tzway und
tzwentzigsten Jar.
Nick'el' Schyr'lentz'
aw


aChristliche A
bVirgel statt öffnende Klammer A
cteusch A
dgeredt B
ebücher A
fletst B
gfehlt B
hunberuͤfter B
ifolgt yen A
jHebrern B
kschmehen B
lseine B
mSatuten A
nBischoff B
obadhemlein A
pfreunden B
qVirgel fehlt A
rtrostliche B
sVirgel fehlt A
tUmbruch A, vom Editor gestrichen
uUmbruch A, vom Editor gestrichen
vaußgereyt B
wgeredt B
xUmbruch A, vom Editor gestrichen
ygeredt B
zgebenedeyheit A
aaleftzen B
abfehlt A
aczen B
adathem B
aeleftzen B
afoder B
agleftzen B
ahSünde B
aiAntwurt B
ajbustaben A
akradtschlege B
alSüne B
amhuͤreten B
anoder B
aooder B
apvom Editor verbessert für gotlichen A; goͤtlichem B
aqgeseungen A
arvom Editor verbessert für nicht A, B
askünden B
atvom Editor verbessert für nicht A, B
aunicht A
avoder B
aw-awfehlt B

1Bartholomäus Bach, 1522–1536 Stadtschreiber in Joachimsthal, dem schon die Schrift Super coelibatu (KGK IV, Nr. 190, S. 194 mit Anm. 11 u. S. 203, Z. 12 f.) gewidmet worden war; er findet zudem in der Widmungsvorrede von De canonicis scripturis (KGK III, Nr. 163, S. 271 Anm. 12) Erwähnung. Gemeinsam mit seinem Bruder Caspar Bach war er Fundgrübner in Joachimsthal; beide kamen aus dem Bergbauort Geyer; vgl. Mittenzwei, Joachimsthaler Aufstand, 14. Zu den vielfältigen Verbindungen Karlstadts nach Joachimsthal vgl. KGK III, Nr. 163, S. 262 f. Anm. 45. Im September 1522 reiste Karlstadt höchstwahrscheinlich in die Stadt; vgl. KGK 232.
2wöchentlich; hier: unter der Woche, wochentags.
3Ein Hinweis auf eine auf Deutsch abgehaltene Auslegung des Buches Deuteronomium durch Karlstadt. Ob diese parallel zu seiner Vorlesung über dasselbe biblische Buch lief oder gar mit dieser identisch ist, erscheint unklar. Mit der Vorlesung setzte Karlstadt im Oktober 1521 ein; vgl. den Brief von Sebastian Helman an Johann Hess vom 8. Oktober 1521: »Audio et 32. capud Genesis ab Andrea Carolstadio. Brevi incipiet Deuteronomium.« (Müller, Wittenberger Bewegung, 19 Nr. 4). Zugleich erwähnt Karlstadt eine öffentliche, wöchentliche Auslegung von Bibeltexten, hier des Buches Maleachi, vor dem Kirchenvolk.
4Heinrich von Könneritz (um 1483–1551), Herr auf Lobstädt und Großzössen, kfstl. Rat, war auf Grund seiner Erfahrungen im Bergbau in Freiberg und Annaberg 1516 von Gf. Stefan Schlick, dem Erben des Pfandherrn der Herrschaft Schlackenwerth, auf deren Grund später Joachimsthal errichtet wurde, mit dem Ziel berufen worden, im damals noch Konradsgrün und später Joachimsthal genannten Ort den Bergbau zu entwicklen und die Anwerbung von Gewerken zur Kapitalfinanzierung zu fördern. Vgl. Mittenzwei, Joachimsthaler Aufstand, 8. Die Stadt und der Bergbau entwickelten sich rasant, es wurden neben der Schlick'schen mehrere andere Gewerkschaften gegründet. Könneritz wurde 1518 zum Berghauptmann ernannt und sorgte für die Übernahme einer Bergordnung (nach Annaberger Vorbild) im selben Jahr, die 1541 unter seiner Ägide neuverfasst wurde. Ebenso war er als Münzmeister der Stadt an der Begründung der Münze (Joachimsthaler) beteiligt. Könneritz hatte viele dieser Vorgänge in einer selbst verfassten Handschrift festgehalten, die leider verlorengegangenen ist; doch ist ein auf ihr beruhendes Manuskript überliefert (STA Prag, F 68); vgl. Mittenzwei, Joachimsthaler Aufstand, 44 Anm. 11. Zu Könneritz s. auch NDB 12, 363; Könneritz, Heinrich von Könneritz, bes. 140 f.; 156; 160 f.; 165–169; 178–184. Karlstadt hatte ihm bereits eine Schrift zugeeignet bzw. ihn in einer Widmung herausgehoben erwähnt; s. KGK III, Nr. 162, S. 237, Z. 6; KGK III, Nr. 163, S. 271, Z. 11.
5Lukas Schüpgen (hier Zupke; auch Tschick), Stadtrichter in Joachimsthal; vgl. Metzler, Roth, 81 f. Er wird zusammen mit Könneritz in der Widmung von De canonicis scripturis erwähnt; s. KGK III, Nr. 163, S. 271, Z. 16. Stephan Roth kommentierte die Erwähnung in seinem Exemplar dieser Schrift (RSB Zwickau, 17.9.3./1).
6ihnen.
8Vgl. Hier. in Mal. prol.: »Malachi autem hebraei ezram aestimant sacerdotem« (CCSL 76A, 901,15 f.). Schon im aramäischen Targum heißt es, das Buch sei von dem Götterboten (Malakhi) Esra verfasst worden; vgl. Encyclopedia of the Bible 17, 576; Jewish Encyclopedia 8, 275 f. Zu Karlstadts Rezeption vgl. KGK III, Nr. 163, S. 304, Z. 10–12 u. S. 331, Z. 11–15 (Nr. 12 in der Tabelle).
9Auch hier ist Hieronymus die Referenz. Vgl. Hier. in Mal. prol.: »Malachi autem hebraei ezram aestimant sacerdotem, quia omnia quae in libro illius continentur, etiam hic propheta commemorat […]. tempus quoque titulus que conueniunt, quod et in psalmis diximus, qui titulos non habent, eorum esse credendos, quorum priores psalmi nominibus praenotati sunt.« (CCSL 76A, 901,15–22). Zur Titellosigkeit der Überlieferung des Buches Maleachi im Tanach vgl. Hier. in Mal. prol.: »et propterea titulum non habere, quia liber eius pro titulo sit […].« (CCSL 76A, 901,24 f.).
10Vgl. Hier. in Mal. prol.: »igitur et malachi, id est ezras, post aggaeum et zachariam, qui sub Dario prophetaverunt, fuisse credendus est.« (CCSL 76A, 901,22 f.).
11Das Buch Maleachi folgt in der zeitgenössischen lateinischen (Vulgata) und hebräischen Bibel auf das Buch Sacharja; vgl. Biblia (1514), fol. 378v. Die Bücher Esra und Nehemiah bildeten in Tanach und Septuaginta eine Einheit, die Vulgata gliederte sie in zwei Bücher Esra. Vgl Biblia (1514), fol. 180v, von deren Ausgabe Karlstadt ein Exemplar besaß (vgl. KGK III, Nr. 150, S. 175 Anm. 432). Sie gibt im Kolumnentitel allerdings auch den Buchtitel Nehemiah an: »Neemie qui est esdre [scil. secundus liber].«
12gebrist = gebrest, gebrechen, fehlen. Vgl. DWb 4, 1860–1866.
13Am 7,14 Vg »et respondit Amos […] non sum propheta et non sum filius prophetae sed armentarius ego sum vellicans sycomoros.«
14schlichter.
15Vgl. Am 1,1.
17ihm.
18»Kephas«, die aramäische Form des griech. »Petros« (dt. Stein, Fels), ist ein Beiname des Jesusjüngers Simon Petrus; vgl. 1. Kor 15,5; Gal 2,9 u. ö. Zur Namensgebung vgl. das hier angeführte Zitat Joh 1,42 Vg »et adduxit eum ad Iesum intuitus autem eum Iesus dixit tu es Simon filius Iohanna tu vocaberis Cephas quod interpretatur Petrus« sowie auch Mk 1,42; Mt 16,18.
19Bote auf hebr. Malakh: \heA{M}{\char131}\heG{L}{\char135}\heA{A}{\char132}\char192{}\hebre.
20Vgl. 2. Mose 3,10 Vg »[…] ut educas populum meum filios Israhel de Aegypto.«
21Vgl. 2. Mose 3,6–8 Vg »[…] et ait ego sum Deus patris tui Deus Abraham Deus Isaac Deus Iacob […] vidi adflictionem populi mei in Aegypto et clamorem eius audivi propter duritiam eorum […] descendi ut liberarem eum de manibus Aegyptiorum et educerem de terra illa […].«
22Vgl. 2. Mose 3,18 Vg »[…] Dominus Deus Hebraeorum vocavit nos ibimus viam trium dierum per solitudinem ut immolemus Domino Deo nostro.«
23ihnen.
24Gebrechen, Schaden, Not. Vgl. DWb 4, 1860–1865.
25Referenz dieser Stelle ist Lk 9,1 f. Vg »convocatis autem duodecim apostolis dedit illis virtutem et potestatem super omnia daemonia et ut languores current et misit illos praedicare regnum Dei et sanare infirmos.« Karlstadt mengt dem Bibeltext weitere salvatorische Klauseln wie die Erlösung allein im Glauben und die Übernahme der Sünden durch Christus ein.
27Vgl. Mt 28,19 f. Vg »euntes ergo docete omnes gentes baptizantes eos in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti docentes eos servare omnia quaecumque mandavi vobis […].«
28Karlstadt bezieht sich auf die apokryphen Schlussverse des Markusevangeliums Mk 16,9–20. Zu seinem Wissen über diese, beruhend auf Hier. vir. ill. 8, vgl. KGK III, Nr. 163, S. 344, Z. 10–S. 345, Z. 29 und Nr. 171, S. 535, Z. 27–29. Vgl. bes. KGK III, Nr. 163, S. 344, Z. 23–25: »Ultimum caput Marci quemadmodum Erasmus Hieronymum recitat, est subditicium atque apocryphum […].«
29Vgl. Mk 16,16 Vg »qui crediderit et baptizatus fuerit salvus erit […].«
30Vgl. Lk 24,47 Vg »et praedicari in nomine eius paenitentiam et remissionem peccatorum in omnes gentes […].«
32Karlstadt verweist auf eine von ihm vor zwei Tagen, also wohl am 16. Februar 1522, gehaltene Predigt.
34Treber, Abfallprodukt bei der Wein- und Bierherstellung, hier im Sinne eines Gemenges von (geistigem) Abfall. Vgl. DWb 21, 1568–1571, bes. 1570 f. Nr. B4 mit Verweis auf Lk 15,16: »und er [der verlorene Sohn] begert ze satten seinen bauch von den trebern die die schwein assen (erste deutsche bibel 1, 280).«
35Vgl. KGK III, Nr. 164, S. 466.
36Papst Alexander III. (1100 oder 1105–1181, Papst 1159–1181); zur falschen Zuweisung an diesen Papst siehe KGK 224 (Anmerkung).
37Ein Laienpredigtverbot erließ Papst Gregor IX. (um 1167–1241, Papst 1227–1241) 1228 im Zuge seiner Antiketzergesetzgebung. Es fand 1234 Eingang in die Dekretale Sicut in uno corpore (X. 5,7,14 = CICan 2, 789). Vgl. Zerfaß, Laienpredigt, 254–262; 265 f; 270 f. Zugleich hatte Gregor IX. 1231 mit der Konstitution Excommunicamus ein Disputationsverbot für Laien verhängt (vgl. Auvray, Registres 1, 351 f.), das zunächst jedoch nicht in die entsprechende Dekretale übernommen wurde (X. 5,7,15 = CICan 2, 789), sondern erst durch Papst Bonifatius VIII. (um 1235–1303, Papst 1294–1303), der den Text Alexander IV. zuwies (VI. 5,2,2 = CICan 2, 1070). Vgl. Zerfaß, Laienpredigt, 266; 271. Darauf bezieht sich Karlstadt an dieser Stelle. Darüber hinaus hatte der 14. Kanon des Konzils von Toulouse 1229 ein Verbot für Laien, eine Bibel zu besitzen, verfügt (Mansi 23, 197). S. auch LThK3 2, 366 f.; RGG4 1, 1224 f.
38Vgl. Esra 5,6 Vg »et contempsit iudicia mea ut plus esset impia quam gentes […].«
39Apostel, altgr. >ap'ostoloc, dt. Abgesandter, Bote.
41Vermutlich ein Wortspiel, dass Prälaten und Pilatus zusammenführt.
42Das Gegenbild zum guten Hirten; vgl. Joh 10,2–7.11.
43rupfen.
44Eigentlich Modalverb im Sinne von »imstande sein, vermögen«; hier vermutlich als Partizip Präsenz »mogend« für den Allmächtigen. Vgl. FWB 9.2, 2764–2770 Nr. 7.
46Vgl. Mal 3,1; wiederaufgenommen in Lk 7,27.
47Das Recht hinnehmen, das man selbst erlassen hat. Diese juristische Formel genoss allgemeine Bekanntheit, die auf der Rezeption der Disticha Catonis (Dict. 49) und von Isid. sent. 4,51 (PL 16, 1004) beruhte und Eingang in eine Dekretale Papst Innozenz' III. fand (X. 1,2,6 = CICan 2, 9). S. auch Thomas, S. th. I–II q. 96 art. 5 und Erasmus, Adag. 415 (ASD II-1, 488,331–341).
48Mal 1,1 Vg »onus verbi domini ad Israhel in manu Malachi […].«
51Zum Wort Gottes als Feuer und Hammer vgl. Jer 23,29; zum Wort als Weizen vgl. Mk 4,3–20; Mt 13,3–23; Lk 8,4–15; zum Wort als reines Silber vgl. Ps 11(12),7; zum Wort als Wein s. das Gleichnis vom Weinstock und den Reben Joh 15,1–8; zur reinigenden Kraft des Wassers im Wort Eph 5,26; zum Wort als Schwert Eph 6,17.
53drohen.
55oder.
57Möglicherweise folgende Bezüge: Jer 5,14 Vg »haec dicit Dominus Deus exercituum quia locuti estis verbum istud ecce ego do verba mea in ore tuo in ignem et populum istum ligna et vorabit eos.«; 1. Kor 14,9 Vg »ita et vos per linguam nisi manifestum sermonem dederitis […] eritis enim in aera loquentes.«
59Karlstadt amalgamiert Mt 15,3 Vg »at ille respondens ait omnis plantatio quam non plantavit Pater meus caelestis eradicabitur« und das Gleichnis vom Unkraut im Weizen, in dem vom Feuer die Rede ist (Mt 13,30.40).
60Vgl. Jes 51,16 Vg »posui verba mea in ore tuo […]«; Jer 1,9 Vg »[…] et dixit Dominus ad me ecce dedi verba mea in ore tuo.«
62Vgl. 1. Mose 32,12 Vg »tu locutus es quod bene mihi faceres et dilatares semen meum sicut harenam maris quae prae multitudine numerari non potest.«
64Vgl. Lk 17,5.
65Karlstadt bringt hier verschiedene Topoi zusammmen, deren Herkunft nicht klar markiert ist; vgl. 1. Joh 5,4; Eph 1,20 f.; Joh 18,36.
66Löwen.
67Vgl. Hebr 11,1–39, bes. Hebr 11,29.33 f. Vg »fide transierunt mare Rubrum […] qui per fidem devicerunt regna […] obturaverunt ora leonum extinxerunt impetum ignis effugerunt aciem gladii convaluerunt de infirmitate fortes facti sunt […].« (ergänzt mit 2. Mose 14,21).
68Vgl. Mt 16,18 Vg »[…] et portae inferi non praevalebunt adversum eam.«
69Vgl. Jer 1,19 Vg »[…] et bellabunt adversum te et non praevalebunt quia tecum ego sum ait Dominus […].«
70\heA{b}{\char135}\heJ{J}{\char131}D\hebre = in der Hand. Zu Wortbedeutungen vgl. Gesenius, Handwörterbuch, 438 f. \heJ{J}{\char132}D\hebre II.
71Vgl. 2. Mose 4,12 Vg »perge igitur et ego ero in ore tuo doceboque te quid loquaris.«
72Vgl. 2. Mose 4,11 Vg »dixit Dominus ad eum quis fecit os hominis aut quis fabricatus est mutum et surdum videntem et caecum nonne ego.«
73Vgl. Mt 10,19 f. Vg »cum autem tradent vos nolite cogitare quomodo aut quid loquamini dabitur enim vobis in illa hora quid loquamini non enim vos estis qui loquimini sed Spiritus Patris vestri qui loquitur in vobis.« S. auch Mk 13,11.
74übereinstimmen.
75Karlstadt verweist auf Röm 8,15, wo die Kinder Gottes durch den Geist »Abba!« rufen. Er zitiert hier allerdings Gal 4,6 Vg »quoniam autem estis filii misit Deus Spiritum Filii sui in corda nostra clamantem Abba Pater.«
76Vgl. Zef 3,9 Vg »quia tunc reddam populis labium electum ut vocent omnes in nomine Domini et serviant ei umero uno […].« Die Textstelle befand sich in der von Karlstadt benutzten Mareschal-Bibel im Abschnitt B; vgl. Biblia (1514), fol. 374r.
78Nach 2. Mose 28,1 sind Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar die vier Söhne Aarons, des ersten Hohepriesters Israels.
79Vgl. 3. Mose 8,36 Vg »feceruntque Aaron et filii eius cuncta quae locutus est Dominus per manum Mosi.« Moses vollzog an Aaron und seinen Söhnen die von Gott gebotenen Opferriten; vgl. 3. Mose 8,26 f.
80Lehre.
81Vgl. 2. Mose 4,10 Vg » ait Moses obsecro Domine non sum eloquens ab heri et nudius tertius et ex quo locutus es ad servum tuum inpeditioris et tardioris linguae sum.«
82Vgl. Offb 10,10. Die Schriftrolle wird als Wort Gottes bzw. Evangelium interpretiert.
83Vgl. Jer 1,4–9 Vg »[…] te prophetam gentibus dedi te et dixi a a a Domine Deus ecce nescio loqui […] dixit Dominus ad me […] mandavero tibi loqueris ne timeas a facie eorum quia tecum ego sum […] et misit Dominus manum suam et tetigit os meum et dixit Dominus ad me ecce dedi verba mea in ore tuo.« Zur Interpretation dieser Textstelle vgl. KGK 231 (Textstelle).
84Vgl. Jes 55,8 f. Vg »non enim cogitationes meae cogitationes vestrae neque viae vestrae viae meae dicit Dominus quia sicut exaltantur caeli a terra sic exaltatae sunt viae meae a viis vestris et cogitationes meae a cogitationibus vestris.«
85Vgl. Pred 5,1 Vg »sint pauci sermones tui […].«
86oder.
87Bezug zu 3. Mose 8,26 f. 36; 10,19 f. Die von Gott gestifteten Gesetze Israels referiert 3. Mose 26.
89Vgl. Sach 7,12 Vg »et cor suum posuerunt adamantem ne audirent legem et verba quae misit Dominus exercituum in spiritu suo per manum prophetarum priorum […].«
90Circumstantia-Theorie, die Erschließung eines Textes durch seinen Kontext und die Redeumstände; auch a similitudine möglich im Vergleich mit ähnlichen Sachverhalten. Vgl. hierzu KGK II, Nr. 140, S. 532 Anm. 30; KGK III, Nr. 168, S. 498 f. Anm. 77; s. auch Bubenheimer, Consonantia, 298 Anm. 88.
92oder.
93Vgl. 5. Mose 4,2 Vg »non addetis ad verbum quod vobis loquor neque auferetis ex eo […].«
94Vgl. 5. Mose 5,32 Vg »[…] non declinabitis neque ad dextram neque ad sinistram.«
95Als Lügner entdeckt. Vgl. DWb 3, 798: »die frühere sprache hat aber beide wörter noch nicht so unterschieden, sondern erfinden auch für entdecken gesetzt […].«
96Vgl. Spr 30,6 Vg »ne addas quicquam verbis illius et arguaris inveniarisque mendax.«
97hornichte = gehörnte Hüte; gemeint ist die Bischofsmitra.
98Im Sinne von: etwas ohne Verständnis betrachten. »Kugel« hier wohl ohne Bezug zur Mönchskappe, sondern als Kapuze am Bauernrock; auch genutzt, um sich unkenntlich zu machen. Vgl. DWb 11, 2534 Nr. 2.
99Vgl. Esra 3,8 f. Vg »ecce dedi faciem tuam valentiorem faciebus eorum et frontem tuam duriorem frontibus eorum ut adamantem et ut silicem dedi faciem tuam […].«
100Vgl. Jer 1,1–18; ferner wohl eine Anspielung auf das in Jer 6 erwähnte hartherzige Volk.
101Die Wendung »Gott redet durch seinen Propheten« begegnet in Lk 1,70; Apg 3,18.21.
102Vgl. 2. Mose 4,12 Vg »perge igitur et ego ero in ore tuo doceboque te quid loquaris.«
103Das Bewusstsein, den Willen und die Lehre Gottes zu bekennen, löst den Gläubigen von seiner menschlichen Nichtigkeit. Zu Karlstadts Gelassenheitskonzept vgl. KGK III, Nr. 166, S. 387–389.
104Vgl. Joh 7,16 Vg »respondit eis Iesus et dixit mea doctrina non est mea sed eius qui misit me.«
105Vgl. Joh 12,49 Vg »quia ego ex me ipso non sum locutus sed qui misit me Pater ipse mihi mandatum dedit quid dicam et quid loquar.«; sowie Joh 8,16.18.26.28.
106rechtlich anerkennen, öffentlich verkünden, erklären. Vgl. DRW 1, 1354 Nr. II.2; I.3.
107lauter, rein. Vgl. DWb 12, 378.
108Vgl. auch Apg 19,5.
110Mal 1,1 Vg »Onus verbi Domini ad Israhel in manu Malachi […]«; s. o. KGK 224 (Anmerkung).

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