Von anbettung und
ererbietunga der tzeychen
des neuen
Testa-
ments.
bAndreas Boten'stein'
von Carolstattb.
¶ Wittembergk.
ten Durern1 tzu Nurmbergk meynem
geliebtem gonder2/ Wunsch ich
Andres Bo'tenstein' etc. gottis
gnad unnd
frid.
¶ Gunstiger furderer3/
nach dem/ der haß und neyd/
mancherley luͤgen und nachred uns Wittembergern/ yn
ruck4/ erdicht. und boeßheyt
alwegen yhre schlyfflocher
sucht/ darauß sie bellen/ schelten/ und
clappern kan. und et-
liche dreumen sucher5 von
uns sagen/ als solten wir alhie
predigen und disputieren/ das dem
hochwirdigen sacra-
ment kein eere/ lob/ und furtzuck6 tzuc geben sein. Hab ich
euch ein kurz
buͤchlin wollen zu schreiben. von anbettung
und eererbietung
hochobgenants sacraments. Dadurchd
euch und gantzer Christenheit schuldige dienste
ertzeygen.
Dan eure gutheiten7 haben mich vorpflicht/ euch nach
vermogen
zudienen. Gott bevolhen. Datum Wittemberg
am tag allerheyligen.8 Im .xxi. uber M.D.
A2r i〈.〉 Erstlich soll hie gemerckt werden/ das
anbeten ein
frucht des glaubens ist. Dan warhafftige anbetter/ die
muͤssen im geist und der warheyt anbeten Joha. iiii.9 Der
glaub macht geistlich/ dan er
vereyndt die glaubige mit
Christo/ in wilchen alle creaturen neu und
geistlich wer-
den.10 Wie eyner Christlich durch den glauben Christi
wirt.
ßo wirt auch eyner geistlich/ als geschrieben stett. Er hatt
yhnen macht geben/ gottis sohn zu werden/ ßo vil yr glaub-
ten/ yn seynem namen Joh. i.11 On solchen geist. ist alles
gebet/ gottis
lesterung/ gottis verachtung/ luͤgen und be-
trug. kan auch
gott nicht behagene/ es
wer vil besserf/
eyner
bettet nicht/ dan das er außerhalb des glaubens bettet/
wie
die schriefft saget. Peccatori dixit deus. Dem sunder
saget gott.
Warumb nympstu meyng
testament in deynen
mund? Psal. xlix.12 und Esai. i. Ich wil meyne augen
von
euch keren wan yhr bettend.13 On glauben ists unmuglich
das eyner gott
behagh. Heb.
x.14 Der selb
glaub/ hatt sein ey-
gen warheit und wort/ als wir leßen. Der
glaub ist auͤß
dem gehor des wort Christi. Ro. x.15 Mein schefflin
horen
meyne stům. Joh. x.16 Ich werde sie weyden und speyßen
in den bergen
Israel. Etzech. xxxiiii.17 Item. Wilcher den
nit horet/ der soll von dem volck ausgereut werden. Act.
iii.18 Gleich wie der glaub
Christum vor augen hat/ alßo hat
er das wort Christi/ und aller seyner
propheten.
Wilcheri gottliche zusag
nit ym hertzen hatt/ wan er
bett/ der bett nit in der warheit/ er bett
in gesichten19
und
funden20
seynes hertzens. Darauß volget/ das keyner
recht und zur seligkeit
betten kan. er bette dan gott an/ im
glauben/ der yhnen zu Christo. und
durch Christum zu got
brengt. Volget auch/ das yhm Christus/ kein weg/
kein
warheit/ kein leben21 wirt. wan er nicht stracks ynn reden
Christi bleibt. als
geschrieben ist. Meyne junger bleyben
in meynen reden. Joh.
viii.22 Es ist
kurtzj nit muͤglich.
dastu
wol glaubest. und seyest auß23 der warheit gotlicher zusag.
So wenigk der glaub one wort
endtsprissen und erhalten
mag werden. ßo wenig kanstu warhafftiglich ausszerhalb
A2v gottliches worts betten. Disse tzwey stuck/ des gebets/
beschleusset Christus also. So yhr bettend. glaubt/ das
yhr nhemen
werd/ ßo wirt euch gegeben.24 In dissen worten
hastu den geist. und warheit. Den geyst
in dissem wort/
glaubt. Die warheit/ das yhr empfahen werd. Alles
das
wir im gebett begern/ muͤssen wir glauben/ das uns ge-
geben wirt. Gott hatt uns seyne verheischungl geben/ da-
durch
angetzeygt/ was er geben wil/ und wir bitten sol-
len/
anm das/ wissen wir
nit was uns nuͤtz und gut ist.
Sihn ßo horen wir/ das
ich im gebet was warten25 muß/
von dem/ den ich anbet. Darauß flichtet26 sich disser
grund〈.〉
Das ich das nit soll anbetten/ oda
vono
ich nichtp nhemen.
und das mir nichts geben kan. Der ist ein narr/ der eynen
umb ettwas
ansucht und bitt/ und waiß das er/ dasselb
nit geben magk. ¶ Hie mit
solt ich vom brot und wein
yn dem sacrament sagen/ und besehen/ was uns
brot und
wein geben/ und wie wir sie anbetten dorffen. Aber ich
behalte das/ biß an gebuͤrlich stellq.27
Anbetten in hebreischer art/ heist auch offt knie bigen/
nider fallen/
eere geben/ und wirt offt ßo gebraucht/ als
Gene. xlix. geschrieben
ist. Dich sollen kinder deynes vat-
ters anbettenn.28
Das anbetten wie wol es gering und gemeyn29 ist/ dan-
nest30 hattsr gott vorbotten/ das wir den creaturen/ solche
eer thun. die wir als gotter eeren mochten. Alßo hatt gott
verbotten/
das wir widers Sonn noch
Mon anbetten
sollenn.31
ii. Von dem brott und wein will ich nun sagen/ unnd
gesagt haben/ das
ich nicht gern das menschlich/ Pa-
pistisch und vorfurisch
wort gebrauch/ gestalt des brots/
gestalt des weinß/ wie ich in dem buchlin von beyden ge-
stalten/ Jorgen Reychen
tzugeschrieben hab/ und will
gott bald werdt lassen drucken.32
iii. Demnach frag ich/ ob das brot/ daruber der Priester
gott gedanckt
odder wollgesagt/ aberu
benedeyhung ge-
A3rsprochen hatt/ antzubetten sey/ von dem gesagt wirt/ das
brott ist der leybv
Christi.
iiii. Erstlich bekenn ich und sag/ das brot und wein/
(welche Papisten
gestalt33brots und weinß nennen)w nicht
derhalben ein gesetzt seinx/ das wir sie mit knie
bygen eren.
und yhnen dergleychen ceremonien ertzeygen sollen.
Das Evangelium erclert offentlich/ wie man brott und
wein brauchen soll/
und ist nit heimlich/ das er34 das brot
tzu essen/ und den wein tzu drincken fur tregt/
sagende.
Essendy/
das brot/ ist meyn leyb. Drincket den wein/ derz
meyn bluth ist.35 Hett Christus lust und
gevallen gehabt/
das wir brott und wein/ mit augen/ mit kniebiegen/
mit
kuͤssen/ und umbtragen/ solten eren/ er wer jhe ßo klug
und
gesprech36 gewest/
das er uns das selbe nit verborgen
hett. Darumb weiß ich die Engell
messen37 (die auff
umbtragen/ des wirdigen
Sacraments38
gewidemptaa
und
gestifft seind) nicht sonderlich zu loben. Dan ich weiß/ ßo
ich gott mit eusserlichen dingen hoffiren und dienen wil.
das ich
seynes gesetzs und antzeyg geleben und nachvol-
gen soll. Mir
ist auch bewust/ das ich die cerimonien nit
anders brauchen soll/ dan
wie sie gott annhemen wil.
Nun hatt Christus jhe gesagt/ das wir seynn fleysch
essen/ und seyn
bluth drincken sollen.39 Derhalben sag ich/
das das hochwirdig Sacrament nit derhalben
eingesetzt
ist/ das wir es mit anbettenab eren sollen.
v. Es volget aber nit/ Christus hatt brott und weyn
derhalben nit
auffgericht/ das wir es anbetten/ odder
yhm andere ere thun sollenn/
drumb solt yhr dem brott
und wein kein ere thun.40acDan wir wissen allsac/ das Chri-
stus sagt. Ich bin nit derhalben kummen/ das yhr mir
dienen solt/ sonder das ich euch diene. Johannis .xiii.41
Nichts dester mynder lobt er dienst unnd wolthat des
weybs/ die yhm
seyne fueß mit augen trehernad wusch/ mit
yhren haren treugetae/ und mit yrem mund kuͤsset Lu.
vii.42
Des
gleichen sprach Christus. das das weib wol. und ein gut
A3v werck gethan/ die yhm sein haubt mit kostlicher salben
begoß. Matt. xxvi.43
Er hat auch Marthan nit gescholten.
Zacheum nit gestrafft/ das sie yhnen
mit freudenaf zu
hauß
nhamen. Lu. x.44 etag
.xix.45
Moses was den kindern von Israhel disser
ursach hal-
ben gegebenah/ das er sie auß Aegypto solt furen/ vor ubell
behuͤten/ und sie tragen solt/
gleich wie ein mutter yhre
kindlin in der schoß oder auff dem ruck
treget. Exodi .iii.46
Nume. xi.47
Jdoch wolt gott nit leyden/ das ym jemant
uneherai odder verdrieß thun solt/ das die
historien/ von
Maria und Aaron beweist. Nume. xii.48 Item von Chore
Dathan und Abiron. Nu. xvi.49 und andere vil.
Dem nach volget es auch nit/ Christus hatt brot und
wein oder sein
fleisch und bluth nit der ursach halben uns
bevolhen/ das wir yhm eer
thun sollen/ odder das wir es
anbetten sollen. Drumb solt yhr yhm kein
eere/ lobsam/
und preiß geben.50 Wir seind yhm eere zugeben pflichtig.
und
muͤssen es eeren. Das Paul'us'
zu den Corinthiern gnug-
sam auß druckt/ sprechende.51 Wan yhr tzusamen
kumpt/
seind yhr spennig und in secten geteylt. und drincket
gleich
als in eynem aj tzechhauß und kretzschmaraj52/ ein jeder ver-
sucht/ das er ym esszen und drincken dem andern oblig/
Drumb ist eyner druncken und voll/ der ander nuͤchtern
und hungerig.
Wan yhr des willens seyd/ so tzimet euch
nit/ das hoch wirdig Sacrament
tzunhemen.
Habt yhr nit heußer alßo zu essen und drincken?ak oder ver-
acht yhr
gottis hauß?al Und
wolt die beschemen die nichts
haben? In dem stuck kan ich euch nit
loben. saget Paulus
i. Corinth.
xi.53 Und
leretam/ das wir
das sacrament wirdig-
lich geniessenan sollen/ sagende. Wilcher das
sacrament
unwirdiglich braucht. Wilcher das brot unwirdig isset.
undao von dem
kelch des hern unwirdig drincket/ der ist
des todts/ des hern/
schuldig/ und der eynem gleich/ die
sich am leib und bluth Christi
vorgriffen. und yhnen ge-
todt haben.54 Das wir aber/ das hochwirdig Sacrament
mit eererbietung und
urteyl sollen eynnhemen/ gibt Pau-
A4rlus disse ursach/ sprechende. Ihr solt den leyb des
hernn
urteyln55. HoerapPaulus sagt oben von brot und wein/
das
die Corinthieraq dasselb mit wirdiger eere empfahen sollen.
und gibt
disse ursach/ das die empfaher/ den leyb des hern
urteylen můssen.
damit sagt Paulus heimlich56/ das er obenar
offenbarlich57
geschrieben/ nemlich. Das brot der leyb des
hern ist/ das ist die
ursach/ darumb wir dem brot eere thun
sollen. Wilcher das ym brot
nicht sucht/ der nympt das
brot unwirdig. Darumb das er des hern
leyb nicht
urteylt. Das ist das Paulus imasat .x. c'apitel'.at davorau gesagt hat. Der
kelch/ den wir gebenedeyhen ist gemeinschafft des bluts
Christi. und
das brot/ wilches wir brechen/ ist ein gemein-
schafft des
leybs Christi.58
Sihav das ist die
ursach/ das wir
dem sacrament eere thun sollen/ die Paulus offt/ nach Chri-
sto geben hatt. das brot/ der leyb Christi/ und
der wein/
das blut Christi ist. Wilcher nun sagen darff/ das wir
brot und wein nit eren〈/〉 ßo der leyb und blut Christi
gewor-
den seind/ der spricht/ das wir dem leyb/ und dem
bluth
Christi kein eere sollen thun/ das sagt niemand/ dan eyn
feynd Pauli/ und aller propheten/
gottis lesterer/ wirt
auch keyner alhie59 in ewigkeit verhort werden. Wiewol
die
gleyßner60sich mit nicht anders dan mit
erdtichen61
luͤgen
rechnen62.
vi. Nu muß die auffgebloßen
krotenaw (der die
augen vor
boßheit und lugen feuren schimern und blicken) dannest
horen/ das sie nit gern hort/ und sich in yhr finger beys-
sen/ das sie gesagt/ die von Wittemberg wollen Christoax im
hymel angreuffen63/ den selben auch niderdrucken/ das
sey
fern von uns. du gifftiger
drachay und
elender linckwurmaz.64
wir haben eynen lawhenba de tribu Juda65/ der kan dir dein
luͤgenhafftig maul wol stopfen/ dem werden die leyhen/ nit uns
glauben〈.〉 Darumb hoer was ich von dem selben
gelernet/ der mich verstendigtbb hatt/ was ich in dießem
val behalten
soll.66
vii. Drumb thun ich den zeychen (das
ist brot und wein)
eere/ das ich weiß/ das gebenedeyht brot/ der leyb/ und
A4v wein/ das bluth Christi ist/ wie ich nach der leng/ das
durch schrifft beweist habe/ in dem buchlin/ von beyden
gestalten67.
Sihbc wie ich
glaub/ das Christus war gott und
mensch ist. Alßo glaub ich/ das
gesegnet brot der leyb
Christi ist68/ und das brot bleibt/ das er in die hende genhu-
menbd
hatt/ oder das der be becker gebackenbe hatt.69 Derhalben.
das die schrifft sagt. das brot ist
der leyb Christi. Und ist
mir eynes ßo leicht tzu glauben/ wiebf das ander/ dan ich
glaubsbg beyd. Und
weiß ßo die leyhen das Evangelium
lenger gelernet/ und diß thema. brot
ist der leyb Christi〈/〉
yn solcher langweriger ubung
gehabt hetten. als sie das
thema. Der mensch ist gott worden. geuͤbt
haben. das yn
eynes ßo leicht und wol zuglauben wer/ als das ander.
viii. Ich acht das ein geborner blinder disse red gewiß-
lich
seltzam achten wirt/ die wand oder der mensch ist weiiß.70
dan er hatt der
keynis gesehen/ alßo ists der natur auch
unglaublich/ das ein mensch
gott sein soll/ und das natur-
lich brot der leyb Christi soll
sein. Aber dem glauben seind
sie beyde leicht und glaublich. Gleich wie
ich weiß/ das
das brot weiß und rundt ist/ drumb bh das ichs sehbh/ ßo
weiß
ich auch/ das brot der leyb Christi ist. drumb das ichs im
Evangelio sehbi
geschrieben. Ich hab auch keynen tzweyfel.
an dem wort Christi/ und
glaub yhm/ ob mirsbj.
und mei-
nem adam71 tzusauer und wichtig72 ist.
ix. Die weil ich dan/ sonder wanckel73/ eygentlich weiß/
das gebenedeyht brot/ der
leyb Christi ist/ und alßo Chri-
sti/ wie er das gesagt. das
ist des gantzen und lebendigen
Christi/ und der gesegnet wein/ das blut
Christi ist. Hab
ich gar keynen tzweyfell/ das ich dem leyb und bluth
Chri-
sti eere thun soll/ und magk tzu yhm sagen/ wie Thomas
sagt. Mein herr/
mein gott.74 Und wie
Centurio. Ich byn
nit wirdig/ dastu unter meyn dach gehst/ sonder sprich
ein wort/ ßo
wirt meyn seel selig.75 Aberbk mag es mit
fro-
lickeit empfahen wie Zacheus76/
das loblicher/ trostlicher
und Christo einlicherbl.77
B1r x. Alßo mag ich das brot/ das Christus ist/ anbeten/ von
yhm hilff biten/ wie wol es doch zu essen eingesetzt/ und
als ein
tzeychen gegebenbm/
drumb das ich Christum anbett/
mit welchem das broth ein dingk/ wie
gott und mensch
ein person ist.78
xi. Nicht das mir von dem brot ursprincklich gnad und
hilff
gegebenbn werd.
Oder das ich dem natuͤrlichen brot bey
dem beckerbo/ aber79 alhie80 wan es der leyb Christi ist. furnem-
lich solche macht geben wil/ oder das ich endlich yn
dem
brot. mit lieb. glauben/ hoffnung81/ anbeten/ eergebung fussen
und
stilstehn wol. Dan also hett ich das angebett/ das der
beckerbp gemacht/ aberbq die creatur gewirckt
hatt. sonder ich
trettbr und gehn furt in Christum/ und eere das brot lau-
terlich82
darumb/ das es der leyb Christi geworden ist/ und
den wein/ das er das
bluth Christi worden ist83/ wan ich
das brot von seyner art wegen/ oder darumb das
ein tzey-
chen allein ist anbettet/ mogtbs mirs ergehen/ wie es dem
Babylonischen konig Baltasar ergieng/ davon Daniel.
v.
geschrieben.84
xii. Unsere Papisten mogen yhre gestalt
mit gutem ge-
wissen nit eren oder anbetten/ dan sie haben
kein ursachen
rechtes anbeten/ die Christus/ darnach Paulus und ich
jtzt geben
haben. Ursach. Sie dorffen nit sagen/ gestalt des
brots ist
der leib Christi. gestalt des weinß ist das bluth
Christi/ dan sie
haben kein schrifft.85
Derwegen seind sie die
jene/ ßo das Sacrament nit eeren mogen. in
wilche aller
unflatt flissen soll. Wir wissen durch das
Evangelium/
das broth/ der leyb/ unnd wein/ das bluth Christi ist.
Drumb urtelnbt wir den
leyb des hern/ den sie jhe nit ur-
teyln86 kondenbu.
xiii. Wir faren aber furt durchs brot in Christum.87 des
leyb/ brot ist/ alßo eren wir
das brot/ und eren es nit. Wir
eren es das wir wissen/ das brot der
leyb Christi ist/ und
eren es nit/ das wir nit im brot/ sonder in
Christo hafften〈.〉
xiiii. Das soll eynem frumen Christen nit fremd sein/
dan unser glaub
steht auch nit endlich yn der menscheit
B1v Christi/ sonder dringt durch alle creaturen zu gott. Der
wegen spricht Christus. Wilcher yn mich glaubt/ der
glaubet nit in mich/ sonder in den/ der mich gesandt hat.
Joh.
xii.88 Sihbv da/ du neyd und
haß89/ was
Christus spricht.
Der in mich glaubt/ der glaubet nit in mich/ alßo
sprich
ich/ der dem brott glaubt/ der glaubet nitbw dem brot. Soll
ich ynn gott
glauben/ ßo muß ich jhe vor in Christum
glauben/ dan durch Christum
haben wir eynen zuganck
zu gott90/ dannest91 glauben wir nit in Christum/ sonder in
seynen
vatter/ als Christus saget. Sich wie der glaub
durch alle hymeln und
creaturn fleucht92/
und eyniglich in
gott hafft. Was hatt Christus anders gesagt.
Wilcher
in mich glaubt/ der glaubt nit in mich.93 Dan der in Chri-
stum
glaubt/ der steht nit endlich still in dem menschen
Christo/ sonder
steygt auff tzu seynembx vatter/ des gebott
und wort Christus gepredigt hat.
Alßo sagt Christus. Wilcher mich siht/ der sicht den
/ der mich geschickt
hatt. Johan. xii.94 Es
huͤlffby die
Juden
nicht/ das sie Christum sahen. Aber den glaubigen dients
zur
seligkeit. das sie Christum sahen. danbz sie sahen ettwas
in Christo/ das uber alle
creaturnca was.
Derwegen sagt
Christus. Selig seind die augen/ die sehen/ was yhr
seht.95
Christus furt seyne junger stetz ubir sich in seynen vatter.
Alßo wer
das brot anbetten/ und eren/ odder hilff daryn
suchen wil/ der muß uber
sich in das hymelsch brot gehn
das Christus ist/ als er selber spricht.
Ich bin das leben-
dig brot wilches vom hymell gestigen ist.
cb
Johannis .vi.cb96
In solcher weyß mag ich das brott/ das der leyb Christi
ist
anbetten/ eren/ loben und preysen. Wan ich aber/ das
brott von dem leyb
Christi teylen/ unnd nicht glauben
wolt. oder kandcc (davor mich gott bewar) das brot/
der
leyb/ und wein das bluth ist Christi/ wie das Christus
mit
hellen worten gesagt hatt97/ ßo solt ich yn yhm keyne
hielff suchen/ mochts auch nit
anbetten und eren/ dan
ich stellet mir alßo eyne creatur zu eynem
Abgottcd.
Drumb
woll sich jeder endsynnence/ ob er Christo glaub oder nit.
B2r Darnach ßo er den worten Christi geglaubtcf hatt/ dem
brott und weyn eher
geben yn dem das sie leyb und bluth
Christi cg geworden seincg/ wie ich
oben geschrieben hab.
xv. Brot und wein seind nit allein tzeychen/ wie der
Regenbog war98. und das vihchAbrahe Gene. xv.99 Aberci der
schepper wolln100Gedeonis.101 sonder sie seind tzeychen/ und
das ding geworden/ das fur uns geliedencj und vergossen
ist/ Das ist. Brot und wein
seind der leyb Christi/ und
das bluth Christi gewordenck/ die wir anbeten
sollen/ wie
gesagt ist oben ym. xiiii Artickell.
xvi. Ettliche stossen sich/ und sagen/ das sich vil leuth
ergern/ das
wir102 das
Sacrament ein tzeychen nennen.
Antwort/ die selben nennens vil ubler
zeychen/ dan wir. wir
nennen brot und wein tzeychen/ nicht des leybs
und bluths
Christi/ oder brots und weins/ sonder des worts/ das
ist bey der tzusag Christi. Was kumert uns/ das sich ett-
liche auß dem wort gottis ergern? Haben sich doch viell
auß den
worten Christi geergert/ das er und seyne junger
bekennen. Christus ist
ein eckstein aller unglaubigen/ das
sie sich an yhm ergern und
verwunden sollen. Als Pet. i.
c. ii.103 Spricht nit Simeon/ das Christus vil menschen ge-
stelt sein tzu eynem verderben? Lu. ii.104Sollen wir die
scheu-
hen/ die mensche fund eher einnhemen und loben/
dan
gottlich geschrifft? Soll das licht und gottis wort alßo
unter
dem scheffel verdeckt bleiben?105cl Nein das wortcl got-
tis
muß offenlich gesagt und geschrieben sein. Wilcher
das selb aus forcht
oder umb gelt vorschweyget/ den wil
Christus auch nit erkennen.106 Brott und wein seind
tzey-
chen/ gottlichen tzusagen/ tzugegeben/ unser
tzweyfell tzu
dempfen. Wiltu dich des wundern/ und unnutzlich oder
unchristlich von uns reden/ das wir obgenante ding zey-
chen
heyssen/ wascm wollen
sie sagen/ wan sie wort Christi
leeßen/ der spricht. Wie Moses die schlangen in der wus-
tung erhocht hatt/ alßo muß der Sohn des menschen
B2v auch auffgehenckt werden/ auff das meniglicher/ der yn
yhnen glaubet/ nit verderb/ sondern das ewig leben hab.
Joan
.iii.107 Mit
disem wort gibt uns Christus zuerkennen.
das er am Creutz ein tzeychen
gewest ist/ wie die schlang
Moisicn in der wuͤstnisco/ die zu eynem zeychen auffgeworffen
war.
Num.〈x〉xicp.108 Was wollen sie nu sagen. wan sie gotlichs
wort clar
verstendigt/ das Christus ein zeychen am creutz
gewest? wie die schlang
Moisicq den gebissen und ansehern
was
auffgehenckt? Wilche die schlangen ansahen/ die war-
den
gesund gemacht/ wilche Christum/ ym glauben/ an-
sahen. die
hetten das ewig leben/ und waren vor verdam-
niß versichert.
Die schlangencr was
ein tzeychen der ver-
heyschungcs/ ctdie leypliche gesundheit verkundiget. Christus
ein tzeychen der zusagct/ die allen glaubigen/ geistlich gesund-
heit/ verhutung des verderbenß/ und ewig leben
verhieschcu.
Sihcv das Christus
ein zeychen ist. Sihcw
wie Christus alle
gerechtigkeit uber sich109 in seynen vatter aufftregt/ der
al-
lein gott ist/ und mit keyner creaturn vereint/ als
Chri-
stus vereint was〈.〉 Sihcx das ist/ das Paulus spricht.
Er ist ein
gerechter/ der gerecht macht/ den jhenen/ der
durch den glauben Christi
ist. Rho. iii.110
xvii〈.〉 Wiewol das gnug solt sein. Dannest sollen unser
feind
wissen/ das der herr ein zeychen ym Esa'ia' genant ist.
Wilcher
in .lv. c'ap'. also spricht. Der herr wird yhn zu eynem
namen/ und
ewigem zeychency sein/ das nicht vergehn wirt.111 Sich der
herr
soll ein ewig unvergencklich zeychen sein. Wie er selber
spricht. Ich
werd bey euch bleyben/ biß anß end der werlt〈.〉112
Alßo ist uns
Christus ein ewig tzeychen. Den unglau-
bigen ist er ein
tzeychen/ des widerpellen/ das jderman
anficht/ das sie widersprechen/
als Simeon gesagt hatt.
Luce
.ii.113
xviii. Esaias saget auch/ das der herr
uns tzu eynem
namen wirt werden.114 das ist. Wir werden uns in seynem
namen
nennen/ drumb nennen wir uns Christen/ von
Christo/ und wie wir cz yn
yhmcz
eynen namen haben/ alßo
seind wir in Christo/ ein leyb. Demnach spricht
Paulus
B3r auch. Wir seind alle/ ein brot. die von eynem brott
essen115/
alßo ist uns der herr genent/ oder tzu eynem namen/ das
wir ein brott/
ein leyb/ ein Christlicher hauff seind. Dar-
außda volget/ weil Christus
ein zeichen ist/ das auch brott
und wein tzwey tzeychen woll mogen
genent werden/
und das die ßo tzeychen brauchen und genissen yhre na-
men erlangen. mogen brot genant werden. Derwegen soll
sich kein Christ hyndern116/ ßo man brott und wein tzey-
chen heist. wil er
tzurnen/ ßo tzurnet er mit der schrifft.
xix. Nun soll auch niemant anfencklich und endlich in
dem brott und
wein/ mit anbetten oder glauben fuessen/
dan sie seind jhe creaturen.
Das brott ist gleich woll das
brott/ das der beckerdb gebackendc hatt/ ddob es der leybdd Chri-
sti geworden ist. Wie auch Christus gleich der mensche
bleibt. dende er in
mutter leyb empfangen hat/ ob gleich der
selbe menschlich leyb gott
ist. Derwegen wan ich das sa-
crament anruff/ wan ich glauben/
lieb und hoffnung auff
das selbe richt/ hafft ich nit in dem/ das ich
sehdf/ sonder
in dem/ das das unsichtbarlich ist/ das ist/ ym leyb und
bluth
Christi.
xx. Derhalben lob ich die nit/ ßo das brot im sacrament
achten/ wie sie
ander brot halten. das man von den Bic-
karden117 redet. Dan richtet
alle uneheren/ ßo dem
gebenedeyte broth geschehen (wilches der leyb
Christi ist)
auff den leyb Christi/ wie oben gesagt.118 Darnach wisse
sich meniglicher zu richten. Doch alßo das er der schrifft
nach leeße/
und erkunde sich ob mein schreiben gottis wort
gemeß und gleich
sey.
Wiewol ich von neuen tzeyten119 nicht willens gewest bin.
ettwas hiemit zu schreiben/ sie
gehoren auch nit in das
buͤchlin. Dannest weil ich gots gnad sonderlich
jtzodg hoer
loben und preysen/ wil ich euch120 nit bergendh. Des meynn
gnedigister her von MagdeburgkErtzbischoff und pri-
mas
etc.121
Uber das/ das s'eine'Curf 'ürstlich'
g'naden' gott lob/ eere und glorien
gibt.
s'eine'Curf 'ürstlich'
g'naden' furstenstam trefflichen erleucht
〈werde〉/ das s'eine'
Curf 'ürstlich'
g'naden'
B3v anfahen/ die Evangelische warheit/ mit ernst tzu lesen
und erwegen. Man sagt hie122/ das s'eine'Curf 'ürstlich'
g'naden'di das obirste und
aller erlichst Bischoffampt selber (wann
sie dartzu ge-
schickt sein123) wollen verwesen/ und das Evangelium
pre-
digen/ das mir unsegliche freud gemacht hatt. Ich
weiß
nit. was ich liebers erfaren mocht. Der lebendig got geruch124
seyne gnad alßo
erhalten und mehren/ ßo werden andere
nachvolgen/ und gewißlich/ das
Romisch jogdj/ und
kerc-
ker vom halß werffen. Es ist jhe schad fur unsere
Teut-
schen prelaten (den gott grossen verstand geben/ die
auch
mercken/ das Bepstlich regiment auff platterichtendk125 fue-
ssen geth) das
sie Teutsche Nation nit selber. unversucht126
Bepstliche einsetzung oder
confirmation/ regiren. Ange-
sehen/ das sie gen Rom vil gelts schickten/ und nicht an-
ders dan briefflin und lufftwort heim brengen. Wir dor-
ffen127 des Bapsts tzu nicht anders/ dan tzu eynem beutell-
feger/ und verleydterdl128 Christlicher Seelen/ das ich gern
war machen wil. und mit
der hilff gottis wol vormag.
Ich weyß auch/ das mir prelaten ym hertzen
tzufallen129
muͤssen. Wan yhr mund/ mit yhrem gewissen vereint wer
ich wolt
yhr jawort bereit haben.
Wolt gott das sie den willen hetten/ wie sie die macht.
fug/ und ursach
haben. das Romisch netz zubrechen. Es
solt balt reyssen unnd knartzen130 (Jdoch wurddm der sachen
wol geratten131/ das kein pfaff nach
brot gen mustdn/ oder
am
leib beleidigtdo werden. wer das begert/ der ist nit Evange-
lisch)〈.〉 Ihnen132 gebristdp nicht dan gutter will. Mir
gebricht
die macht. Hetten sie meynen willen/ oder ich yhre
sterck/
heut/ heut. wolten wir Papistische und unchristliche
leer/
tugend/ sitten/ und religion auß dqDeutschen landendq ver-
weißen/ und wolten uber den Popeldr133 tzu Rhom das ana-
thema leeßen. Wir seind in seynem reych/ wie die Juden
in Babylonia gefangen.134 jha schedlicher/ das
wir nit al-
lein gottlich hostien und opfer mangel muͤssen.
wie die Ju-
den/ sonder datzu das wort gottis/ das135 vil ferlicher
ist.
Osee am sechsten.136 Danielis .ix.137
B4rDer Priester. ßo des eestands halben
gefangen gelegen138/
ist/ ledig unndds frey geben/ und behelt sein pfar/ unnd
sein eeweib dartzu/ das hat mir ein glaubwirdiger gesagt.
und
gibt scheinlich139
antzeyg/ das dt m'ein' g'nädiger' h'err'dt von Magdeburgdu140
tzunhemen wirt in Evangelischer
freyheit und warheit〈.〉
Das dv s'eine'Curf 'ürstlich'
g'nad'dv auch tzimen und gebuͤren will/ als eynem
Primaten
Germanie. Der barmhertzig got woll dw s'ein'Curf ürstlich-
gnaddw stercken und alßo behalten.
¶ Gedruckt tzu Wittembergk / Nach
Christ
gepurt Tausent funffhundert und
ayn und tzwantzigsten
Jar