Nr. 246
Sermon von Engeln und Teufeln
, [[1523, 29. September]][1524, [Anfang November]]

Text
Bearbeitet von Harald Bollbuck
Buchsymbola1r

aVon Engelen und Teüf-
felen ein Sermon.

Andreas Botenstein von
Carolstadt.a


Buchsymbola2r Ufb den heütigen tag begadt man
das fest der Englen/ unnd sonder-
lich Sanct Michaels1/
welcher der
oͤbersten einer seyn sol/ den auch
die schrifftc unther den ersten unnd
Danie. 10.2fürnemlichsten fürsten der engeld
Danie. 12.3nent/ unnd er ist auch eyn grosser
fürste/ und ein Ertzengel.4 Drumb
woͤllen wir oͤrdenlich faren5/ unnd
versůchen/ ob wir etwas von den Engelne koͤnden an tag
bringen/ gott zů lob/ euch zů besserung/ das vor nit vil
behertzet6/ und doch von noͤten ist zů wissen.

¶ Vor allem solt ir wissen/ das man den Engelnf keynen
tag zůmessen kan/ weder disen heütigen/ noch einen an-
dern/ denn sye schaffen keyne zeit. Auch ists unrecht/ das
wir den Engelng feyren/ alle dieweyl wir kein heyligkeit
von inen empfahenh. Die aber keyn heyligkeit von inen
warten7/ und feyren sy/ die wissen nit was feyren oder rů-
heni in Gott heysset/ und sy seind blindej narren.8

¶ Engel/ das wort engel/ lautet dem grekischen gleich-
er dann dem lateynischen/9 den lateynisch heysset es nun-
cius/ das ist zů teütsch/ ein bott/ der botschafft bringt/
aber kriechisch heysset er Angelus/ den wir einen engel
nennen/ und haben nit achtung/ das ein wort eines bot-
ten ist/ das wort Engel/ Hebreisch heyssets Malach/10
das auch einen botten heysset/ welchesk von dem hebre-
ischen wort Loach11 entspreüsset12/ das so vil ist/ er hat ge-
sandt oder geschickt/ demnach weren die geyster enge-
len/ die gott schickt. Aber es ist zů wissen/ das die schrifft
Matthe. 11.auch menschen engel nent/ als Joannem den Teüffer/
Malach. 3.13von welchem Gott sprach/ Ich werd meynen engel vor
dir schicken14 etc. Also auch seind propheten engeln/ das
Buchsymbola2v Haggei. 1.offenlich von Haggeo geschriben ist etc. Das ist aber
kein wunder/ das menschen engel seind/ weil es auch nit
seltzam ist/ das menschen gottes botten seind gewest/ und
noch sein/ als rechtschaffene prediger/ welche gott uff-
erwecket hat/ und getriben zů predigen seinen verbor-
gen willen etc.15 Das ist von dem wort engel gesagt/ das
einen botten bedeütt.

Was ein Engel ist

Gůt wer es/ das wir verstünden und wisten/ was ein
Engel ist/ aber wir verstehn unns selberts nit/ drumb
ists nit wunder/ das uns die engelische selbstendigkeyt16
verborgen ist. Auch seind vil meynungen der gelerten/
etliche sagen/ das der engel keinen leyb hab/ und das er
ein lauter17 geist sey.18 Etliche aber sprechen〈/〉 die engelnl ha-
ben leybe/ als der hymel ein natürlicherm leyb ist/ und sa-
gen/ das ir leyb unsichtbarlich ist von unseren augen/
seyntemaln ir leyb subtiler ist dann unsere augen/ und er-
kleren sich mit dem/ das der lufft auch unsichtbarlich
ist/ der nacho19 dicker20 ist/ denn der engelisch leyb/21 So kün-
den wir das recht Elementisch feüwer über dem lufft
auch nit sehen/ und den hymel da er nit dicht ist. Stern〈/〉
Sonn/ unnd Mon sehen wir/ drumb das sye dick22 seind.23
Aber den keüligten24 hymel sehen wir nit.

Von unterscheyd der Engeln und Teüfelnp.

¶ Die geyster so man Engel nent/ seind unter sich spen-
nig25 geworden/ und haben sich geteylet/26 Etliche verdroß
es das gott einen menschen erwelet hat/ unnd wolt den
selben menschen mit seynem sůn personlich vereynen/
und über alle engel setzen/ und zů einem haupt und für-
sten der gantzen gemeyn gottes machen/ von welchem
sye allesampt Gottes schatz entpfahen und nemen soͤlt-
en/ unnd sich gegen im27 neygen unnd krümmen〈/〉 der
Buchsymbola3r doch einen groͤbern leyb het/28 dann sy/ der ein sterblich
fleysch würd erstlich haben/ In sunderheit stach sy das
in ire teüfelische nasen/ das sy den selben menschen sol-
ten einen gott heyssen/ unnd sehen solten/ das er an der
gerechten29 gottes würd sitzen/30 das machet die boßhaff-
tige und neydische geyster wider Christum grimmig/
darumb würd auß dem engel ein teüfel und drach/31 der
von anbegin den selben menschen hasset/32 und het in33 auch
gern todt geschlagen/ so ers vermoͤcht hett/34 unnd so die
zeit were gewest/ als sy ward da er Judam Iscarioth35
wider das unschuldig lamb anzündet/ und die phari-
seier wider Christum reytzet/ und schlůg Christum todt/
Iohan. 8.36Derhalben ist der teüfel von anbegin ein moͤrder gewest〈/〉
ehe er Adam betrůgq/ denn er hat den willen vorgehabt/
Christum todt zů schlahen/
eher Adam fiel/ so war auch
der teüffel eher ein drach und schlang/ denn Adam ver-
sůcht ward/ und er moͤrdet Christum ehe dann Adam/
und Christum ehe dann Christus geborn ward/ Derwe-
gen Apo〈.〉 12.37 et 1338ist geschriben/ das Christus das lemblin von anbe-
gin ist erschlagen/ nicht das im wesen erwürget were/
sonder in dem teüfelischen rath und fürsatz/ Als auch
Collo. 1.39Christus der erstgeborn ist vor allen creaturen/ Nit das
Christus ehe er für unsr inß wesen gebracht sey/ dann die an-
dere creaturen/ geborn oder geschaffen seind/ wenn Chri-
stus ist nach vilen geschlechten der menschen/ auß Da-
vid geborn/ sonder also ist Christus der erstgeboren/ das
in40 Gott in seinem ewigen rath/ für alle creaturn erwe-
let und gesetzet hat/ und wolt das alle außerwelten von
Christo und durch Christum seine goͤtliche schaͤtz nemen/
und durch in41 allein eyngehn solten/42 Demnach ist Chri-
stus der erstgeborn im radt und willen Gottes/ wie er
auch erst erschlagen ist im radt und willen des teüfels/
Buchsymbola3v unnd in der weyse ist Christus das lamb von anbegin
erwürgt/ unnd der teüffel ist des Christus moͤrder von
anbegin.43

¶ Es hat sich auch ungezweyflet der Teüffel beflissen/
alle Engeln in seynen hassz und neyd/ wider Christum/
zůfuͤren/ und er hatt inen vileicht fürgepredigt eine so-
liche meynung. Sehet/ wir seind engelischer und geyst-
licher natur/ unnd uns gebürt von recht diser vorzug〈/〉
den Gott Christo geben hat/ darumb lasset uns synnen
und trachten/ das wir den sterblichen menschen erwür-
gen/ welchen Gott zů seiner rechten über unns und zů
unserm oͤbersten setzen wil.44

¶ Er hat sye auch alle so hoch versůchet/ und so subtils
angesprenget45/ das etliche des teüffels versůchung zům
fall bracht hatt. Etliche aber seind bestanden/ und ha-
ben Apo. 12.46den greulichen drachen/ im blůt Christi/ überwun-
den/ und die warheyt Gottes hat sy gestercket/ und fest
gemacht wider den teüffel.

Aber wiewol die frummen engeln Christum annamen〈/〉
Apoc. 12.dennest hatt sy der drach etwas beweget/ und so weyt
Accusator fratrum.47gebracht/ das er sy all beklagen kan vor Gott/ und das
sy alle sprechen muͤssen/ Wir haben im blůt des lambs
überwünden/ oder tvon wegen des blůts/ unndt von we-
gen des gezeügniß der reden überwunden/48 als ob sy sag-
ten/ Apo. 17.Hetten wir unns nit ans blůt des unschuldigen
lambs gehalten (Welches lamb mit dem teüffel strey-
ten und in49 überwinden würd/ denn er ist ein herr der hee-
renu/ und ein künig der künig)50 so weren wir verloren ge-
west/ Apo. 5.51Aber dieweyl das lamb rechtlich und redlich den
drachen überwunden hatt/ so ist sein gerechtigkeit un-
ser gerechtigkeyt52/ unnd wir bekennen dem Christo/ das
er uns durch sein blůt erloͤset hat/ unnd das er wirdig
Buchsymbola4r ist/ das wir in53 bekennen unnd im54 unser macht/ reych-
tumer/ sterck/ eere/ herligkeyt/ unnd gebenedeyung/ zů-
erkennenv〈/〉 Ephe. 1.55wir und alle creaturen/ weliche ist in dem hy-
mel/ uff erden/w unther der erden und im meer. Christus
Collo. 1.56hatt alle ding im hymel und erden/ durch sein blůt am
kreütz versuͤnet und erstat. Darumb bekennen wir Chri-
sto sterck/ kampff/ und sig zů/ nit uns.

¶ Mit einem solchen bekantnis machen sye den teüffel
klagloß57/ und verstopffen das boßhafftig maul des teü-
fels/ der wider sye boßheit redet/ unnd spricht/ sye seind
im gleich.58 Denn sye seind im ungleich in der boßheit/ ob
sye gleich schwach würden im kempffen und streyten/
Der drach hasset Christum/ und vergündt59 im60/ das in61
Gott so hoch setzen wolt/ über alle Engelische krefften.
Die bestendige62 Engelen gündten63 Christo sein eere und
fürzug/ namen in64 gern an als einen fürsten und ir haupt/
drumb seind sye dem beschuldiger ungleich.65

¶ Aber die andern so dem teüffel und drachen zůfielen
und recht gaben/ unnd sagten/ Gott ist ungerecht〈/〉 das
er einen sterblichen menschen über uns setzet/ unnd be-
willigten66 in den todtschlag Christi/ und wolten die re-
de des gezeückniß Christi falsch machen/ als sye hofften/
Wenn Christus todt ist/ so wirt er nit über unns sitzen
unnd herschen. Alle die darzů hulffen〈/〉 die seind botten
Apo. 12.67des teüffels unnd Satanex/ diser verfuͤret die gantzen
welt/ und widerstrebet dem reych Christi/ und ein oͤber-
ster Capitaneus der teüffel〈/〉 welche sichy samptlich uffge-
leynet haben gegen den andern Engelen/ welche Chri-
stum annamen/ und wolten sye wider Christum anzün-
den und uffwecken.

Buchsymbola4vApo. 12.68Und da ward der groß streyt im himel/ da streyt der
Drach und seyne Engel uff einer/ unnd der Ertzengel-
Michael unnd seyne engel uff der andern seyten/ wider
einander/ und der drach verluͤrez seyne statt im hymel.

¶ So seind die Engel gezweyspaltenaa/ als auch die men-
schen/ die auß Gott waren/ die horeten gern vonn der
große herligkeyt Christi/ und überwunden von wegen
Iohan. 8.69der rede dises gezeügniß. Aber die auß dem teüfel wa-
ren/ der in der warheyt nit stůnd/ die horten es ungern/
das Gott Christum der massen über alle creaturen setz-
en wolt zů einem haupt unnd erloͤser/ drum namen sye
die verheyssung von Christo nicht an/ unnd verachten
auch das blůt Christi/ unnd den warhafftigen und ge-
rechten Gott.

Vom Teüffel.

¶ Der Teüffel uͤbet sein ampt und art/ wider uns alle
die Christum annemen/ als er vor70 im hymel thanab hat/
wo er einen findt dem Christus blůt koͤstlich ist/ den ver-
sůchet er/ unnd wil in71 wider Christum/ mit hassz unnd
neydt reytzen und brengen/ so bleibt er ewiglich ein ver-
fuͤrer der welt und widerstreber Christi/ und zerstrauerac72
des reych Gottes.73

¶ Nu merck der Teüffel ist so mechtig/ das er heüt des
tags/ den bestendigen Engeln arbeyt machet/ und hin-
deret/ das sye nit fürkommen/ unnd můßad zeyten ein engel
des andern hülff zůlassen/ als Gabriel von dem teüffel
Daniel. 10.74der Perser gehindert ward und solchen widerstand het/
das im75 Sanct Michael zů hülff kommen můst/ Darab
zůnemenae ist〈/〉76 wie grosser sterck wir bedürffen wider den
teüffel/ der yetzt umb uns ist/ in dem lufft/ und uns ver-
sůchet und verfuͤret als sein gewonheit ist/ Wir bedürf-
Buchsymbolb1rfen eygentlich grosser sterck/ unnd das wir uns fest ans
blůt und Evangelium Christi halten/ Derhalben hat
uns Paulus treulich vermanet und gebetten/ das wir
uns bekrefftigen in dem herrn Jesu von Nazareth/ und
Ephe. 6.77starck machen mit seiner sterck/ uff das wir in allen
dingen gerüst sein/ und bestehn künden/ wider den subtilen
feynd und listigen teüffel. Denn wir haben mit den teüf-
felnaf zůkempffen/ welche fürstenn seind diser welt.78 Dise
boͤse geyster seind unther dem hymel/ und unsaͤglicherag
weyse stercker/ dann unser fleysch und blůt/ welchs auch
nicht zů schaͤtzen ist gegen der grossen unnd scharpffen
macht des teüffels.

¶ Drumb ist uns von noͤten das wir den harnisch und
die streytwaffen der Engeln erwischen/ und setzen uns
mit dem schilde wider die geyster der boßheit/ mit wel-
chem die Engel wider den grausamen drachen bestůn-
den/ unnd fassen das schwerdt/ mit welchem Michael
und seine Engelen den Satan auß dem hymel jagten
eodem Apoca'lypsi'79unnd verstiessen. Nemlich Gottes wort/ das wort des
gezeügniß von Jesu von Nazaret/ in welchem die En-
gel obsigten/ unnd den teüffel niderschlůgen/ als auch
Christus den drachen unnd versůcher überwand und
abweyset.ah Und unsere lenden muͤssen wir mit der war-
heit Matt. 4.80umbgürten81 und zůsamen binden/ dann warheit ist
das aller sterckst unnd bricht durch. Auch muͤssen wir
alle macht im glauben haben/ Welcher glaub Gottes
wort und die warheit fürwendet82/ Und muͤssen die feu-
rigen pfeyl des boͤßwichts verstehn/ durch den glauben/
und sye außleschen/ unnd die teüffelische spitz stumpff
machen.83 Wir bedoͤrffen warlich grosser und Engelisch-
er sterck/ und gleich das harnisch/ mit welchem sich die
Buchsymbolb1v Engeln gewapnet haben und nachai84 wapnen wider den
subtilen feynd.

¶ Der teüffel hat sein alte macht unnd sterck noch/ die
er vor85 im hymel hett/ und ist noch so mechtig/ das er ey-
nen Engel alhie uff erden kan halten86/ das er in seinem
ampt verhindert oder verzogen87 wirt/ wenn er nit seinen
geyst/ unnd Gottes verliheneaj sterck eben versteht.88 Das
kanstu lernen auß dem geschicht des Engels Gabriel/
welcher Danielem leren solt die verwickelte gesichte uß
zůfalten/ daruß wir ein sonderliche weyßheit des En-
gels Gabriel abnemen89/ Unnd dannest war ein teüffel/
ein fürst über Persien/ so witzig/ scharpff/ clůg/ mech-
tig unnd starck/ das er den Engel Gabriel hemmet und
hielt/ und der Gabriel (oder ein ander Engel seins or-
dens) bedürfft der hülff und beystant S'anct' Michaels.90

¶ Es kan meniglicher auß der selbigen historien ver-
stehn/ das die hohe teüffeln den heyligen Engeln etwas
künden abhaben91/ Und es seind under den engeln starcke
und sterckere und sterckste Engeln/ als under den men-
schen seind einer stercker denn der ander. Auch nach dem
geyst ist einer mechtiger denn der ander. Also auch ist es
under den teüffeln/ einer ist spitziger/ mechtiger denn der
ander. Wann nun ein starcker teüffel über ein schwache
seel oder geringeren Engel kumpt (denn er ist) so helt er
in so lang/ biß er gleiche sterck erlanget/ als die obberür-
ten Jude.historien anzeyget. Und so die historien und dispu-
tation des Ertzengels Sanct Michaels/ gegen dem
Judas.92teüffel gehalten/ warhafftig were/ als in der Epistel
(welche man Jude zůrechnet) steht geschriben/ so koͤnd-
ten wir wol verstehn/ wie grosse mühe der ertzengel Sanct-
Michael/ mit dem Satan gehabt hat/ über dem leyb
Mosy/ denn wenn im93 der teüffel nitt so scharpffe ge-
genrede gesetzet het/ die S'anct' Michael schwerlich unnd
Buchsymbolb2r nit wol umbstossen/ het er nit gesagt. Straff dich gott〈/〉
Satan. Weyl aber der teüffel Sanct Michael dahin
bracht/ das der engel dem Satan ein straff von Gott
wünschet/ ist wol zůmercken/ wie hefftig der Satan wi-
der inen ist gewesen. Nun es sey oder seyak nit das die ge-
melte epistel94 inhelt/ so ist das offenbar/ und keiner darffs
leücken95/ dann das ein starcker teüffel einen schwachen En-
gel und ein unstarcke seel halten96 kan. Und es mag wol
sein das ein teüffel in der geschaffen natur/ geweltiger
ist/ denn ein geringer engel in der genad gottes/ als auch
ein grosse anfechtung einem schwachen im glauben zů
Matth. 26.97starck ist/ das alles uß der flůcht der junger Christi von
Christo ist zůmercken.

¶ Das hab ich gesagt das der mensch achtung hab uffs
teüffels stercke/ und lerne in98 erkennen/ denn die unwissen-
heit ist ferlichal99/ und gemeyniglich steht der uffs teüffels
seyten/ der seyne feurige und listige versuchung nit ver-
steht/ das für eines.

¶ Für das ander hab ich das gesetzet/ das der mensch nit
denck/ das des Satansam boßheit jetzt geringer unther
dem hymel sey/ dann sy droben ist gewest im hymel.

¶ Zům dritten/ das der ewig widerwil der teüffeln ge-
gen den Engeln ewiglich bleybet/ des gleichen auch ge-
gen gottfoͤrchtige seelen.

¶ Der teüffel stůnd nit in der warheyt/ sonder er fiel in
Johan. 8.100seiner eygenschafft101/ und sprach auß die lůgen/ unnd ist
worden ein vatter der lügen/ und alle seine macht steht
uff lügen/ und sein listigkeit ist gericht einen Engel oder
ein seel dahin zůfuͤren/ das der gottfoͤrchtige/ lügen faß/
und drinn bleyb/ und einen grauhen zů der warheit102 schoͤpf-
fe. Er vermantelt103 aber die lügen mit einem scheyn der
warheyt/ und leget104 in den engeln oder seelen zeitenan105 auch
Buchsymbolb2v in schrifftenao für als die warheit/ als der Satan Christo
Matth. 4.106schrifften fürleget/ und wolt Christum durch fürgeleg-
te schrifftenap in ein lugenhafftige vermessenheit oder be-
girden bringen. Also auch greyffet der verfuͤrisch Sa-
tan selen und engeln an/ mit warhafftigen urteyln/ und
verkeret sy doch als ein Sophist/ mit seiner sophisterey
einen menschen versůchet und eyntrybet107/ und würffet
in108 durch den glantz der warheit in lugen/ und das ist ein
groß mechtig übel/ wann sich einer aqder lugenaq gefangen
gibt. Denn gleicherweyse die warheyt frey unnd ledig
machet/ also widerumb machet die lugen einen gefang-
nen knecht des teüffels.109

Derhalben solt sich der mensch mit warhafftigen ur-
teylen Gottis wapnen/ und den Satan überstreyten110/

als Christus den versůcher auch mit warhafftigen re-
den Gottes verjagt.111

¶ Mit nichtear soltu vergessen/ das der teüffel ein fürst
der finsterniß ist/ und erzeyget sich nicht allein in geyst-
lichem finsterniß der warheit/ sonder in der nacht und
eüsserlichen finsterniß/
da versůcht der teüfel einen men-
schen mit forcht/ und machet gepolder und gerumpel/
alles derhalben/ das sich der mensch vor im foͤrchte/ das
dann wider Gott ist/as112 Wenn aber der teüffel sein forcht
eingetryben hat in menschen/ und versteht durch eüsser-
liche geberden oder umbstend/ das sich der mensch vor
im foͤrchtet/ so fert er fort/ und gibt dem menschen ein/
er sol von Gott zů den creatüren flihen/ und hülff nemen
wo er sye finden kan/ also hatt der teüffel vil menschen
dahin bracht/ das sye zů den goͤtzen gelauffen/113
und sůnat
der finsterniß114 geworden seind/ das des teüffels sig und
triumpff ist. Derhalben solt sich kein mensch vor dem
teüffel foͤrchten/ denn so bald sich einer gegen seinen feind
Buchsymbolc1r forchten thůt/ so geht etwas seinen krefften ab/115 und sein
feynd überwindt in116. Weyl aber sich der mensch pflegt
〈zu〉au foͤrchten/ ist im117 von noͤten Gott emsiglich anzůruͤffen/
Mat. 14.118unnd mit Petro sagen/ Herr kumm mir zůhülff/ uff das
mich das wasser nit erseüff.

¶ Nun ist gesagt wie die teüfel worden sein/ wie sy enge-
len unnd menschen/ so in irem lande gefunden werden/
noch heütigs tags anfallen und versůchen/ und verfuͤren
woͤllen/ das auch die engel zůzeiten den teüfeln zů schwach
seind/ und künden inen allein nit widerstehn.119 Auch ist ge-
melt das luͤgen und liste des teüfels harnisch und pfeyl
seind. Widerumb das der mensch einfeltig als ein taub/
und fürsichtig als ein schlang můß sein120/ und luͤgen mit
der warheit/ list mit goͤtlicher weißheit/ boßheit mit ge-
rechtigkeit niderwerffen. Was das ampt des teüfels
ist und seiner mitengeln/ ist auch gesagt.

Der einfeltig man solt auch weyß121 werden/ das er sich
nit alwegen uff seinen Engel verließ/ sonder alzeyt sein
stercke in Gott sůchte.

Es ist ein unsaͤglicher schade/ welchen ein erschrockner
und teüfelforchtsamer mensch leydet/
und ein grosse und
greüliche sünd/ die er thůt/ wenn er den teüfel anfaht zů
foͤrchten. Denn warumb/ gott hat an vil enden dem men-
schen gebotten/ das er gott allein foͤrchten soll und nichts
anders122/ das aber hat gott dem menschen durch sein ge-
bott angezeygt/ das er solchen grossen und jemerlichen
schaden vorstehn123/ und ein solchs greülichs laster werd
verhuͤtt/ und gott seine eere unabgebrochen und unver-
sprochen bleyb/ den schaden soltu also vernemen.

Sihe Gott pflegt durch seine krefften in grund unse-
rer hertzen absteygen/124 und sich selbs nach seiner abgeen-
derav krafft offenbaren/ und außsprechen125. Alles durch sei-
nen lebendigen mund/ der ein eynblickend liecht126 ist/ und
Buchsymbolc1v lasset sein werck im grunde der selen/ und das selb werck
heysset der glaub/ welcher ein erkantnis gottes ist/ und
verheyeratet das hertz mit gott/127 und das hertz/ wird als
bald starck/ wunnsam128/ und voller freüden/ es verstehet/
und liebet gottes abgeende krafft die es verstanden hat/
und thůt im129 eere/ und schetzet die erkante krafft über al-
les das sein hertz erkennen kan/ und fasset das berlin130/ und
gibet alles das er besitzet drumb und verlasset alle sein
habe für das/131
und darinn hat Gott wolgefallen/ und in
dem selben wirt Gottes namen heylig/ sein eere groß
und voll.

¶ Alsaw wenn sich gott außsprichet/ nach seiner sterck/ und
macht das der geschaffen geyst seine goͤttliche stercke
und macht versteht/ und weiß das gott stercker ist/ dann
alle creaturn/ und das alle krafft macht und sterck von gott
kumpt/ und das sich wider gott kein gewald/ oder ober-
keit/ und herligkeit kan uffleynen/ und das aller creatu-
ren krefften vor seiner macht schmeltzen und verfliessen/
so würt der creaturisch geyst über die massen starck und
mechtig durch Gott/ und gegen allen widerspenstigen
gewelden132/ trotzig/ und gibt gott sein gebürliche eere/ als
nemlich133. Er ist sicher/ das mit seiner eygen sterck/ unnd
alle creaturen macht/ nichts/ oder auß ist/ das an got-
tes Esai.finger alle creaturische krefften hangen/ unnd das
gott sein sterck/ macht/ schild/ helffer/ zůflůcht/ felß/ bo-
gen/ unnd alles ist/ das schuͤtzen/ schirmen/ verhuͤten/
oder sterck geben kan.134

¶ In dem stehet der recht liebreych glaub der alle ding
vermag durch Gott/135 der auch alle teüfel die sich an in136
legen verjaget/ so er gottes willen vernympt als Chris-
tus vom glauben spricht/ wenn ir einen glauben hett als
ein senffkoͤrnlin/ und saget zů disem berg/ verstürtz dich
ins meer/ so würd er weychen etc.137 Das ist von dem nutz
Buchsymbolc2r des menschen/ und von gottes eere gesagt/ von unserm
schaden/ und gottes unere/ wil ich folgend reden/ denn
ein gegensatz machet den andern vernemlicher.

¶ Gott ist ein liecht das imax finsternis leüchtet/138 aber es
ist nicht geacht/ würt auch nicht angenommen/ sonder ge-
hasset/ und ein finsterniß oder schatten darfür geliebet/
von den verkerten menschen/139 das soltu durch die teyl
verstehen.

¶ Sihe/ wenn sich gott durch sein einblickende stralen/
nach seiner macht und sterck/ als ein starcker gott wey-
set/ und der mensch gottes nicht achtet sonder lasset in140
faren/ und sein werck durch dreyffenay141. So kumpt dann uß
mangel des liechtes/ unnd auß unwissenheit goͤtlicher
sterck ein won142 und forcht/ das ein teüfel〈/〉 eine sele/ mensch〈/〉
schwerdt/ feur/ wasser/ oder etwas anders dem mensch-
en schaden mag. Daher fleüsset zagheit/ bydmen143/ angst/
und forcht gegen den creaturen/ und das das nerrisch hertz
einen teüfel oder polder selen fürchtet/ als ob er gott we-
re/ der toͤdten und verderben kan/ und weyß nit anders/
denn der teüfel sey so mechtig/ das er koͤnnaz was er will〈/〉 da-
her würt denn ein mensch krafftloß/ voller aͤngsten/ und
schweyß/ und zweyfelt an goͤtlicher macht/ und steygen
im144 denn wider gottes almechtigkeit/ gedancken auff/ im
hertzen/ das der arm mensch gedencket/ der teüfel ver-
mag was er will und gott koͤnn oder woͤll es nit hindern/
das ist gott nahe/ unnd wider sein eere/ und es wer keyn
wunder das gott einen solchen teüfels foͤrchter in den ab-
grund der hellen stieß und zerschmettert/ oder zerschey-
tert145 in146/ in tausent stuck.

¶ Auch sein ir147 etlich/ die das leyd/ über ir sünd vor gros-
ser angste und forchte des teüfels verlassenba/ und die al-
lein in der glüdebb und hitze der forcht stehn/ verstehn aber
nit das ir forcht wider gott ist/ drumb ist inen das nit leyd
Buchsymbolc2v und bitterbc das sy sich vorm teüfel foͤrchten/ allein ist inen
leyd und bitter/ das der teüfel gegenwertig ist/ wenn sye
aber zů gott schreyhen mit seüfftzen/ und begeren hülff
oder rettung von Gott/ so finden sy trost/ Dise werden
in dem behalten/ das sye gott in irem leyden etwas we-
nig vornemen/ und nach seiner hülff schreyhen/ denn sye
bekennen heymlich die boßheit ires hertzens/ das sye Gott
zů nahe seind mit irer teüfels forchte/ und sagen verbor-
genlich〈/〉 Ich woͤlt das ich mich nicht foͤrchtet vor einer
creaturischen machte/ sonder allein vor Gott/ In der
weyse sprechen sye〈/〉 Ich thů/ das ich nit will und das ich
hassz/ das thů ich.148 In dem bekentniß gehn sy in Got-
tes reych 〈ein/〉 ehe dann gleißner149/ als auch hůren und bůben150
ehr ein geen.

¶ Das laster/ und ein soliche greulich sünde/ und einen
solchen unerstattlichen151 schaden des menschen/ versteht
der Satan/ und befleysset sich drumb von aller ersten/
ein forcht ins menschen hertz zů setzen durch boldern und
rumpeln/
das er in152 von gott wende/ und mach/ das sich
der arm mensch vor im foͤrchte/ wider Gottes vilfal-
tigs verbott.

¶ Dise sünd ist ein boͤse blindheit/ die gottes reych nit
besehen153 kan/ oder ist der unglaub der etwas verthumbt154/
und in die helle155 fuͤret/ Der den unglauben hat〈/〉 der wider-
spricht allen waren reden Gottes/ so im156 von gottes sterck
und macht einfallenbd/ und hat einen verkerten sinn und willen.157

Aber die blind sein und uß unwissenheit hindern/ die
muͤssen bedurchs fegfeurbe gehn und gefeget oder beschnit-
ten werden/ biß sy klůg werden/ und iren schaden verstehn.158

¶ Vor des teüffels reych sol sich der mensch hefftiglich
huͤten/ und gott in sonderheit bitten/ das er in159 nit einfuͤr in
versůchung/ sonder erloͤß von dem boͤsen/160 das ist/ dem
menschen sal mehr zů hertzen sein/ das in161 gott vor der
Buchsymbolc3r sünd woͤll behuͤten/ uff das er dem teüffel nit anfahe zů
foͤrchten/ denn das im162 der teüfel verdrieß thůn/ wenn das
ist ein unsaͤglichs übel/ den teüfel mehr dann Gott foͤrch-
ten/ oder gleich als Gott foͤrchten/ und der mensch sol
ein solichen streyt senlich und ernstlich begeren/ und gott
bitten/ das er im163 seine almechtige krafft offenbare/ die
weyl der glaub unser sterck ist/ und gottes kunst164 vor al-
lem Iohan.165
Esaie.166
Matthei.167
boͤsen bewaret/ als geschriben/ Es wirt sye weder
feur noch wasser/ noch irgent ein macht beschedigen.

¶ Du solst nit gestracks bitten das gott den teüffel von
dir nem/ als Paulus thet168/ sonder das dir kein forcht ein-
kommbf/ die dich von gott bring/ denn der teüffel kan dir zů ei-
ner růten und zůcht geschickt sein/ die du dultiglich tragen
und leyden soltest/ als ein frommer sůne seines vatters
zůcht leydet169/ Aber ins teüffels reych dretten ist teüffe-
lisch und abgoͤttisch/ und ein übel darin dich kein barm-
hertzig will Gottes brengt.

Iohan.170Den teüfel künden wir dapffer nider werffen/ und über-
winden/ in dem/ der in uns ist/ und groͤsser und mechti-
ger ist/ das ist/ durch got der mit uns ist/ für171 uns her geht/
und streyt und umbstürtzet/ alles das uns beschediget.

¶ Von Gott gnossenbg172 Engeln.

Die frummen heyligen Engel gottes/ so des hymelisch-
en vatters angesicht sehen/ und wilferigebh geyster seind
haben ein mechtig sorg/ uff das sich ye niemants vor inen
foͤrcht. Derhalben/ wenn sy mercken/ das sich ein hertz vor
in173 entsetzet/ fahen sy gemeyniglichen174 an/ und sprechen
so bald/ Foͤrchte dich nicht. Als der Engel zů Maria
sprach/ Foͤrcht dich nit Maria/ Du hast gnad funden
Iudic. 6.175bey Gott.176 Also auchbi sprach Gabrielder gůt Engel zů
Daniele/ Foͤrcht dich nicht.177 Der gůtt Engel Gedeonis
sprach/ Foͤrcht dich nit/ und der gleichen findt man vil
Buchsymbolc3v historien/ auß welchen wir lernen/ das der gůten Engel
weyse sich dahin neyget/ und schicket/ das jeder menig-
lich sich nur für Gott fürchten sol/ der allein todt schla-
hen und lebendig machen kan178/ ist allein zů foͤrchten. Deu.
6. et 10.179 Hie. 2. et 10.180 Esa. 8. et 43. et 51.181 Pro. 7.182 Darauß
mag ein jeglicher untherscheyd nemen zwischen den gů-
ten und boͤsen Engeln.

¶ Auch haben wir ein andere teylung zwischen den En-
geln und teüfeln. Von den teüffeln ist gesagt/ das sy sich
befleyssen/ und richten allen iren fleyß dahin/ das sy leüt
betriegen in unwarheitbj/ unnd luͤgen füren. Und stellen
sich zů zeiten/ als menner des liechtes und warheit/ aber
alles darumb/ das sie uns in finsternüs und luͤgen fuͤ-
ren. Als auch der endtchrist wirt thůn/ der schoͤne gul-
den und groschen/ silber und gold streuen wirt/ das ist〈/〉
Er wirt gůte scheynliche gruͤnde der schrifften fürlegen/
und die leüt also an sich hencken/ darnach wirt er sie vor-
fürenbk/ wenn er ist des teüfels botschafft.

¶ Aber die gůte Engel keren allen iren fleyß/ arbeyt/ und
muͤhe dahin/ das sie gottes wort recht/ reyniglich/ und
zů gůtem ende verkuͤndigen/ unnd die anhoͤrer zů irem
heyl fuͤren/ und uns an Gott hencken/ und uff blosse war-
heit Gottes stellen. Denn die bestendige Engeln Gottes
leren uns warheit verstehn/ als die Engeln/ so zů Abra-
ham Gene.18kamen/ und zů Sara sprachen/ Ist auch Got et-
was Luc. 1bl.schwer.183 Unnd der Engel Gabriel. Nimm ware〈/〉 dein
mům184 Elizabeth hat entpfangen/ denn es ist nichts un-
müglich für Gott.185 Das die Engeln den menschen pre-
digen/ und sy Gottes urteyl leren künden/ das sy auch
Gott derhalben zeyten schicke/ werdet ir auß der histo-
rien des Engels Mosi vernemen. Exo. 23. Wo ir sie le-
Buchsymbolc4rsen oder hoͤren werdet. Denn Got sprach zů Mosen/ Si-
he ich schicke dir meinen Engel/ denck das du gescheyd
oder fürsichtig seiest. Hoͤre seine stym/ und sihe/ das du
inen186 nit erbitterst/ wenn er württ eurer laster nit scho-
nen/ dieweyl mein namen in im187 ist.188 Stym hoͤren eines
Engels/ heysset von einem Engel lernen/ und eben mer-
ken was er sagt/ Also sagt Paulus/ Gott hat das ge-
setze durch die Engel verkuͤndiget.189
Aber gesetz verkün-
digen/ heysset leren und untherweysen/ und von sach-
en reden/ so die gottheytt/ Gottes willen/ weyßheitt/
unnd der gleychen antreffen. Darumb sol es euch nit
seltzam sein/ so ich sage/ das uns Engeln leren künden
unnd woͤllen/ wenn sie Gott zů uns sendet/ finden wir
doch in den prophetenbm/ Ezechiel190/ Daniel191/ Zacharia192/
unnd Johannes in seiner offenbarung193/ das sie gesichte
von den Engeln haben lernen verstehen/ welches denn
nicht ein gering ding ist/ als Esaias194/ unnd Daniel195 sa-
gen/ gleich alsbn etwas groß ist/ die figürlichen und ver-
knüpffte reden Gottes vernemen. Sie leren aber/ als
andere creaturen unns leren/ in Gottes stadt kuͤndenn
sie nichts bringen/ die stadt aber Gottes ist unnser in-
wendigkeit196/ unnd blosse sele/ Als Hieremie. 31.197 Lu-
ce. 14.198 und Deuterono. 30.199 angezeigt ist/ denen/ die es
verstehen. Das hab ich derhalben zůgesetzt/ das ir die
Engeln/ Engel lasset bleyben/ unnd Gott gebet/ das
allein sein ist. Ir auch solt wissen/ das die Engelen/
nicht auß irem eigen willen zů unns kommen/ sonnder
auß Gottes befell/ als der Engel Tobie200/ und Joannis201
melden/ unnd in vilen historien der heyligen schrifft ge-
schrieben steht.202 Also habet in der summ das uns die En-
gel nicht allein zůkuͤnfftige ding verkuͤndigen/ sonnder
auch zeiten den tieffen innhalt der schrifft und gesichten
leren/ als botschafften203/ nit als herren.

Buchsymbolc4vDarumb ist es ein nerrisch sach/ das die blinde selen/
als bald den Engeln zů fuͤssen fallen/ so bald sy mercken/
das engel gottes seind/ sonderlich ist es ein straͤffliche tor-
heit/ das man die Engeln anbetten und inen opffer geben
und sye feyren will oder soliche stuck beweysen/ die doch
Gott allein zůstehn.204
Das ein torheyt sey/ das auch die
gůte Engeln und warhafftige bottschafften soliche tor-
heit verbieten/ leren die Engel Tobie205/ Manue206/ Joan-
nis207/ unnd etlicher anderen historien. Dazů schreyet die
gantze schrifft/ das wir allein Gott anbetten/ dienen/
feyern/ opffern/ und der gleichen thůn soͤllen.208 Demnach
widerstreben wir den Engeln/ zů sampt Gott/ wenn wir
den Engeln eygen fest machen/ und liechtlin anzünden/
oder opffer bringen/ und zů inen als unsern huͤtern und
schützhern lauffen/
das doch jetzt in der welt gemeyn ist/
ist doch keiner nit/ der im209 nit einen besondern und eygen
Engel/ als auch einen eygen Apostel erdichten thůt/ zů
dem er alle hülff/ trost nebend gott stellet. So doch die
Engeln unsere mitbruͤder seind/ und uns nicht künden/
Ja auch nit woͤllen mehr oder weyter helffen/ denn sye
wissen/ das Gott haben will. Sye kommen auch nit eher
zů hülff oder leere/ eher sye Gott sendet. Derhalben sol
man Gott anruͤffen/ unnd gantzen vertrauen in Gott
stellen. Da helff uns Gott zů〈/〉 Amen.

boGedruckt zů Straßburg
M. D. XXIIII.
bo


a-a Ayn schoͤner Sermonn/ vonn Spalttung der gůtten vnnd boͤßen Engelischen gaystern im himel: A: Karolstat: Von erst getruckt zů Straßburg. B
b Auff B
c gschrifft B
d Englen B
e Englen B
f Englen B
g Englen B
h endtpfachen B
i růwen B
j plinde B
k woͤlliches B
l englen B
m materlicher A
n seydtemal B
o noch B
p Teuflen B
q betrog B
rfehlt A
s subttyl B
t-tfehlt B
u heeren A
v zůerkennen A
wfolgt und B
x Sathan B
y sie B
z verlore B
aa gezwyspaltten B
ab thon B
ac zerstroͤwer B
adfolgt B
ae zůnemenen B
af teuflen B
ag unseliger B
ahAbsatzumbruch B
ai noch B
aj verlichene B
akfehlt B
al gferlich B
am Sathan B
an zezeytten B
ao gschrifften B
ap gschrifften B
aq-aq derlugen B
ar nichtten B
asAbsatzumbruch B
at sünn B
aufehlt A, B
av abgeen/ der B
aw Also B
ax in B
ay dryeffen B
az koͤnt B
ba verlasset A
bb gluͤd B
bc bittert B
bd infallen A
be-be durch diß yrrdisch angefochten im flaͤschlichen faͤgfeuer B
bfvom Editor verbessert aus ein komm A; eynkomm B
bg Gottgnossen B
bh wyllferttige B
bifehlt B
bj warhait B
bk verfyeren B
blvom Editor verbessert aus 2 A, B
bm prophetrr B
bnfehlt B
bo-bofehlt B

129. September [1523].
2Zur Bezeichnung als Engelsfürst vgl. Dan 10,13.21.
3Vgl. Dan 12,1.
4Zum Sturz Lucifers durch Erzengel Michael vgl. Offb 12,7–9.
5begehren, vorhaben, streben. Vgl. DWb 3, 1256f. s.v. fahren.
6Mut fassen, trösten, zu Herzen nehmen. Vgl. DWb 1, 1340f. s.v. beherzigen.
7erwarten, erhoffen. Vgl. DWb 27, 2149f. s.v. warten Nr. F.1.
8Zum Ruhen der Seele in Abrahams Schoß vgl. Sermon vom Fegefeuer (KGK V, Nr. 233, S. 352, Z. 10–S. 354, Z. 3).
9Ob Karlstadt für diese etymologische Herleitung eine Quelle nutzte, ist unbekannt.
10Diese Worterklärung gab Karlstadt bereits in der Maleachi-Predigt; vgl. KGK V, Nr. 224, S. 218, Z. 12f.
11hebr. loach von bringen (Bote auf hebr. Malakh: \heA{M}{\char131}\heG{L}{\char135}\heA{A}{\char132}\char192{}\hebre).
12entsprießt.
13Vgl. Mal 3,1.
14Vgl. Mt 11,9f. Vg »ecce ego mitto angelum meum ante faciem tuam.« S. auch Lk 9,52. Zur Interpretation dieser Stelle durch Luther vgl. WA 7, 511,8–11; WA 10.I.2, 166,20–23.
15Vgl. Hag 1,12f. Dort heißt es, Haggaeus spreche als »nuntius domini«.
16Substanz, Eigenschaft. Vgl. DWb 16, 494f. s.v. Selbstständigkeit Nr. 1.
17reiner.
18Dion. Ar. c. h. 1 u. 11 (vgl. Dionysius, Coelestis hierarchia (1515), fol. 8r–10v; 34v [mit den Scholien des Faber Stapulensis]); Iren. haer. 2,20,4; 2,30,8; Hon. Aug. Elucid. 1,6 (PL 172, 1113) und Hon. Aug. XII quest. 9 (PL 172, 1182f.) vertraten die Theorie von der Unkörperlichkeit und Unstofflichkeit der Engel. Dagegen gestanden Origenes (Or. princ. 1,5,3) und Augustinus (Aug. civ. 11,9; Aug. Gn. litt. 4) allein Gott Unkörperlichkeit zu, Engel aber verstanden sie als etwas Geschaffenes aus (meist ätherischem) Leib und Seele. Karlstadt wird seine Informationen vermutlich aus Thomas, S. th. I q. 51 art. 1 bezogen haben.
19noch.
20dichter. Vgl. DWb 2, 1075f. s.v. dick Nr. 5.
21Gemäß der augustinischen Angelologie hatten – entsprechend ihrem Aufenthaltsort – die Engel einen leuchtenden Ätherleib (Himmelsleib), die Dämonen dagegen einen Luftleib; vgl. Aug. div. qu. 47: »quoniam angelica corpora, qualia nos speramus habituros, lucidissima atque aetherea esse credendum est […].« (PL 40, 31). Laut Hon. Aug. Elucid. 1,6 (PL 172, 1113) besitzen Engel einen spirituellen Feuerleib und sind subtiler als Menschen, vgl. Dion. Ar. c. h. 11 (vgl. Dionysius, Coelestis hierarchia (1515), fol. 34v); Hon. Aug. Elucid. 1,9 (PL 172, 1115); s. auch Hon. Aug. XII quaest. 11 (PL 172, 1183). Hon. Aug. Elucid. 1,10 (PL 172, 1116) beschreibt sie hingegen als unkörperlich und aus Licht geschaffen, Gott ähnlich wie ein Wachsabdruck dem Original. Zur Zuordnung von Leibesqualität und Aufenthaltsort vgl. Aug. Gn litt. 3,9:»Nec ignoro, ita quosdam Philosophos sua cuiusque elementi distribuisse animalia, ut terrena esse dicerent, […] aeria vero animalia daemones esse, caelestia deos […].« (CSEL 28.1, 71,25–72,4). Vgl. Mt 18,10 und Eph 2,2 mit Aussagen zu Engeln im Himmel und dem Teufel als Fürst der Lüfte. Der Himmel war Sitz des Feuers, das als Element Vorrang vor der Luft besaß; vgl. Aug. civ. 8,11: »Manifestum est autem, quod igni tribuat [scil. Plato] caeli locum.« (CCSL 47, 228,50f.); Aug. Gn. litt. 3,10,15: »Si autem transgressores illi antequam transgrederentur, caelestia corpora gerebant, neque hoc mirum est, si conversa sunt ex poena in aeriam qualitatem, ut iam possint ab igne, id est ab elemento naturae superioris aliquid pati.« (CSEL 28.1, 74,5–8). Böse Engel konnten unterschiedliche Gestalten annehmen; vgl. Hon. Aug. XII quaest. 11 (PL 172, 1183). Zur scholastischen Diskussion über die Materialität des Engelsleibs vgl. Keck, Angels, 93–99.
23Der Äther (Himmel) als Sitz des Elements Feuer befand sich über der Luft, deren Dichte höher als die des Himmels erachtet wurde. Vgl. Aug. Gn. litt. 3,10 (CSEL 28.1, 72,24–73,9) nach Plat. Tim. 56ab.58ab.
24keulicht, kaulicht, kugelig, kugelrund; von Kaule = Kugel. Vgl. DWb 11, 351 s.v. keulicht. Dahinter verbirgt sich die astronomische Vorstellung einer Himmelskugel. Zur Kugelgestalt des Universums und des Himmels vgl. Arist. cael. 286b10–287b21.
25zerstritten, uneins. Vgl. DWb 16, 2156 s.v. spennig.
27ihn.
28Der Leib Christi ist als der eines Menschensohnes gröber bzw. von höherer Dichte als ein Engelsleib. Hon. Aug. Elucid. 1,9 (PL 172, 1115) bezeichnet auch den Leib der Dämonen als subtiler als den der Menschen.
29rechten. Vgl. DWb 5, 3596f. s.v. gerecht Nr. 2h.
30Die Erzählung vom Engelssturz auf Grund der Weigerung der Engel, sich unter den Menschen zu stellen, der durch Gottessohnschaft erhöht wurde, bildete sich u.a. an Offb 12,9, Ps 82,6f. und Lk 10,14 aus und wurde zur Legende geformt in der Vita Adae et Evae, 14–16 (CCSA 18, 308,1–310,5; Vita Adae et Evae (Meyer), 225,65–226,90). Karlstadt aber wird sie nach Bern. Adv. 2 (SBO 4, 162,20–24) und Bern. SC 17,5 (SBO 1, 100,22–25; 101, 5–12) rezipiert haben. Vgl. KGK 246 (Anmerkung). Hon. Aug. Elucid. 1,7 (PL 172, 1114) wiederum erkennt die Begierde Satans, Gott überragen zu wollen, als er erkannte, dass ihn alle anderen Engelsstände an Ruhm und Ehre vorangingen, woraufhin er aus dem himmlischen Palast gestürzt wurde. Auch nach Or. Cels. 5,4 hatten sich die Engel dem Menschensohn Christus unterzuordnen.
31Zum Wechsel von Engel zu Teufel und umgekehrt im Bezug auf den Gehorsam bzw. Ungehorsam zu Gott vgl. Theologia Deutsch (Franckforter), 92,33–37 (zit. KGK 246 (Anmerkung)). S. auch Hon. Aug. XII quaest. 11 (PL 172, 1183).
33ihn.
35Zum Verrat des Judas vgl. Joh 13,2.10f.26; 18,2–5; zum Judaskuss vgl. Mk 14,44f.
39Vgl. Kol 1,15 Vg »[…] primogenitus omnis creaturae […].«
40ihn.
41ihn.
42Vgl. Kol 1,27f. sowie auch Eph 1,3–14.
44Vgl. Vita Adae et Evae (1487), fol. 2v–3r; Vita Adae et Evae (1500), fol. 2v–3r; Bern. SC 17,5 (SBO 1, 100,22–25; 101, 5–12). S. auch Vita Adae et Evae, 16 (CCSA 18, 312,1–314,8; Vita Adae et Evae (Meyer), 225,73–226,79).
45angegangen, angegriffen. Vgl. DWb 1, 470 s.v. ansprengen Nr. 4.
47Vgl. Offb 12,10 (Ankläger gegen den Bruder).
48Vgl. Offb 12,11 Vg »et ipsi vicerunt illum propter sanguinem agni et propter verbum testimonii sui […].«
49ihn.
50Vgl. Offb 17,14 Vg »hii cum agno pugnabunt et agnus vincet illos quoniam Dominus dominorum est et rex regum […].«
53ihn.
54ihm.
55Vgl. Eph 1,3–12; bes. Eph 1,10; vgl. auch Phil 2,10; Offb 5,13.
56Vgl. Kol 1,20 Vg »et per eum reconciliare omnia in ipsum pacificans per sanguinem crucis eius sive quae in terris sive quae in caelis sunt.«
57nehmen ihm die Möglichkeit der Klage; jemanden der Klage entheben; die Klage abweisen. Vgl. DWb 11, 932 s.v. klaglos.
58Die Vorstellung vom steten Kampf des Teufels, Engel auf die Seite der bösen Geister zu ziehen, beruht vermutlich auf Offb 12,7f.17.
59missgönnt. Vgl. DWb 25, 477–479 s.v. vergönnen Nr. 1.
60ihm.
61ihn.
62bestehenden, festen, dauerhaften. Vgl. DWb 1, 1653f. s.v. beständig.
63gönnten.
64ihn.
66einwilligten. Vgl. DWb 1, 1784 s.v. bewilligen Nr. 1.
68Offb 12,7f. Vg »et factum est proelium in caelo Michahel et angeli eius proeliabantur cum dracone et draco pugnabat et angeli eius et non valuerunt neque locus inventus est eorum amplius in caelo.«
70vorher, vordem, früher. Vgl. DWb 26, 806f. s.v. vor Nr. 3.
71ihn.
72Zerstreuer, Zerstörer, Verwirrender. Vgl. DWb 31, 783f. s.v. zerstreuen Nr. 4.
75ihm.
76daraus ist zu entnehmen.
78Vgl. außer Eph 6 weiter Joh 12,31; 14,30; 16,11; 1. Joh 2,13f.
82anwendet, nutzt. Vgl. DWb 4, 932f. s.v. fürwenden Nr. 4.
84noch.
85vordem, früher. Vgl. DWb 26, 806f. s.v. vor Nr. 3.
86aufhalten, abhalten.
87wegziehen, mit hinausschiebender Komponente. Vgl. DWb 25, 2604f. s.v. verziehen Nr. B.1–2.
88Zur biblischen Grundlage dieser Vorstellung s. KGK 246 (Anmerkung).
89entnehmen. Vgl. DWb 1, 80 s.v. abnehmen.
91anhaben. Vgl. DWb 1, 53 s.v. abhaben.
92Vgl. Jud 1,9 Vg »cum Michahel archangelus cum diabolo disputans altercaretur de Mosi corpore non est ausus iudicium inferre blasphemiae sed dixit imperet tibi dominus.«
93ihm.
95leugnen.
96aufhalten, abhalten.
98ihn.
99gefährlich. Vgl. DWb 3, 1260f. s.v. fährlich.
101Eigenart.
102Grauen vor der Wahrheit.
103bemäntelt, verdeckt. Vgl. DWb 25, 842f. s.v. vermanteln.
104darlegen, auslegen. Vgl. DWb 4, 767 s.v. fürlegen Nr. 4.
105zu Zeiten.
107zwingen, in die Enge treiben. Vgl. DWb 3, 328 s.v. eintreiben Nr. 2.
108ihn.
110überwinden. Vgl. DWb 23, 586 s.v. überstreiten Nr. 1.
112Zu Poltergeistern und anderen teuflischen Erscheinungen vgl. 47 Conclusiones de coniuratione mortuorum (KGK V, Nr. 225, S. 233f.; S. 237, Z. 4). Anders im Sermon vom Fegefeuer: hier »rast« die ungelehrte Seele aus Unwissenheit (KGK V, Nr. 233, S.360, Z. 5–8). Zur Strategie des Teufels, mittels Bildern und anderen Phänomenen Furcht in die Herzen der Menschen zu pflanzen, vgl. Von Abtuung der Bilder (KGK V, Nr. 219, S. 163, Z. 2–4). Einen möglichen Einfluss könnte Hon. Aug. Elucid. 1,9 (PL 172, 1115) geboten haben. Dort heißt es, dass die Dämonen Bilder ihrer Phantasma in die menschlichen Seelen schleichen lassen.
113Wallfahrt und Bilderverehrung als Ausfluss teuflischer Einflüsterungen; vgl. auch Von Abtuung der Bilder (KGK V, Nr. 219, S. 147, Z. 12–16). Im Sermon vom Fegefeuer ist es wieder die ungelehrte Seele, die aus Unwissenheit ihr Heil in Wallfahrt und römischer Messe sucht (KGK V, Nr. 233, S. 360, Z. 9–13).
115Vgl. KGK 239 (Textstelle). In Was gesagt ist: Sich gelassen heißt es, dass die Furcht, die Menschen gegenüber dem Kreatürlichen haben, sie vom Erreichen der Gelassenheit abhalte (KGK 241 (Textstelle), KGK 241 (Textstelle), KGK 241 (Textstelle)).
116ihn.
117ihm.
118Vgl. Mt 14,30 Vg »[Petrus] clamavit dicens Domine salvum me fac.«
121weise.
123davorstehen, hindern, vermeiden. Vgl. DWb 26, 1663 Nr. 11 s.v. vorstehen.
124Zur Vereinigung mit Gott im Seelengrund vgl. Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter), 175, 24–27 Nr. 41; 201,1; 3–7 Nr. 45; 357,2 Nr. 65; 426,22–26 Nr. 80. In Registern zu seinem Leseexemplar von Taulers Sermones führt Karlstadt die Stichworte »Grund« (R 2,29,31), »abgrund« (R 2,32) und »fundamentum interius« (R 3,6) auf. S. Tauler, Sermones (1508), fol. e8r [RFB Wittenberg, H Th 2° 891]. Vgl. Hasse, Tauler, 184 Anm. 45 (hier auch die von uns übernommene Einteilung des Registers); zum Seelengrund vgl. auch Gnädinger, Johannes Tauler, 241–251.
125sich auszudrücken. Vgl. DWb 1, 978f. s.v. aussprechen Nr. 2.
126Zum den Seelengrund ausleuchtenden Licht Gottes s. Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter), 331,16–31. Vgl. auch Theologia Deutsch (Franckforter), 130,3–5: »Der durchluchtet und durchglantzet ist mit dem ewigen ader gotlichen lichte und enbrant mit ewiger und gotlicher libe, der ist eyn gotlicher ader vergotter mensch.« Möglicherweise auch Bezug auf folgende Stelle: »Dan kunt die sunne noch klerlicher […] daz man die goͤtlichen inblicken hat vil nohe on alle underlos […] so vindet man von in innan die goͤtteliche sunne schinen […].« (Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter), 33,5–11).
127Die Verheiratung des Herzens bzw. der Seele mit Gott ist von Johannes Tauler beeinflusst. Vgl. dazu das Kapitel »Gaistliche Ee zwischen got und ainer geschaffen Seele« in Was gesagt ist: Sich gelassen (KGK 241 (Textstelle)). Einen weiteren Einfluss stellt die Theologie Johannes Wessels von Gansforth dar. Vgl. Wessel, Farrago (1522), fol. 74r–v; 81r u. 72v: »Unde assimilari deo, et per amorem uniri, purgari dico. Et impurum voco, non perfecte amare. In amore crescere, id vere purgari est.« Zur Wesselrezeption durch Karlstadt vgl. Sermon vom Fegefeuer (KGK V, Nr. 233, S. 332f.).
128selig, anmutig, erfreulich; abgeleitet von Wunne/Wonne. Vgl. DWb 30, 1441–1443 s.v. wonnesam.
129ihm.
130Kleine Perle, Schmuckstück. Vgl. Lexer, Handwörterbuch 1, 195 s.v. bërlîn.
132Gewalten, Mächte.
133wie bekannt, wie es sich gehört. Vgl. DWb 13, 345f. s.v. nämlich.
134Der marginale Bezug möglicherweise auf Jes 17,7–9; 41,10; 45,18–25; vgl. auch 2. Sam 22,3 sowie Ps 18(19),2f.; 144(154),2.
136ihn.
137Vgl. Mt 17,19 Vg »[…] si habueritis fidem sicut granum sinapis dicetis monti huic transi hinc et transibit […].« Diese Bibelstelle ist auch zentral in der Jeremia-Vorlesung (KGK V, Nr. 231, S. 304, Z. 6f. mit Anm. 53) und in Von Mannigfaltigkeit des Willens Gottes (KGK 239 (Textstelle)); mit Bezug auf Mt 13,31f. in KGK V, Nr. 232, S. 317 Anm. 53.
140ihn.
141Unklar; möglicherweise hindurchtreiben im Sinne von vorbeilaufen.
142Wahn.
143beben, zittern. Vgl. DWb 1, 1810 s.v. bidmen.
144ihm.
145zersplittert. Vgl. DWb 31, 755 s.v. zerscheitern.
146ihn.
147ihrer.
148Vgl. Röm 7,15 Vg »quod enim operor non intellego non enim quod volo hoc ago sed quod odi illud facio.«
149Pharisäer, Scheinheiliger, Blender, Heuchler. Vgl. DWb 7, 8309–8314 s.v. Gleiszner.
150hier: Schurken. Vgl. DWb 2, 460f. s.v. Bube Nr. 5.
151unersetzlichen. Vgl. DWb 24, 509 s.v. unerstattlich.
152ihn.
153etwas näher ansehen, betrachten, beschauen. Vgl. DWb 1, 1610f. s.v. besehen.
154verdammen. Vgl. Lexer, Handwörterbuch 3, 277 s.v. vertüemen.
155Hölle.
156ihm.
157Hier besteht ein möglicher Bezug auf eine angekündigte Schrift in KGK 241 (Textstelle) mit KGK 241 (Anmerkung).
158Diese Stelle verbindet die Fegefeuerlehre, die Karlstadt im Sermon vom Fegefeuer entwickelte (KGK V, Nr. 233), mit der in De legis litera (KGK IV, Nr. 197, S. 405f. u.ö.) explizierten Beschneidung des Herzens. Beides ist für Karlstadt der Kampf des büßenden, seine Sünden bekennenden Christen um Verneinung des Selbst und Erlangung von Gelassenheit, den die Seele auch nach dem Ableben des Körpers (die sogenannte Studierung der Seele) fortführen kann. Variante B spricht von »yrdisch« Anfechtung und fleischlichem Fegefeuer; es wirkt wie der Versuch einer kurzgefassten Explikation des Fegefeuerkonzepts Karlstadts, der es jedoch allein auf den innerirdischen Kampf der Seele reduziert.
159ihn.
160Vgl. die Bitte im Vaterunser aus Mt 6,13.
161ihn.
162ihm.
163ihm.
164Wohl Gottes Kunst im Sinne von Gotteserkenntnis.
165Verweis unklar. In Druckvariante B ist die Marginalie dem nächsten Absatz zugeordnet. Dann könnte es sich um eine Referenz auf Joh 12,27; 17,15 handeln.
166Vgl. Jes 43,2. S. auch Ps 66(67),12; Dan 3,25–28. Ist die Marginalienzuordnung von Textvariante B richtig, könnte Jes 51,12 gemeint sein.
167Vgl. Mt 7,25. Bei richtiger Marginalienzuordnung von Textvariante B ist an Mt 10,26.28; 26,41 zu denken.
171vor.
172Vgl. KGK 246 (Anmerkung). Referenz ist Aug. civ. 11,33: »nos tamen has duas angelicas societates, unam fruentem Deo […].« (CCSL 48, 353,18); möglicherweise auch Gal 6,10 Vg »ergo dum tempus habemus operemur bonum ad omnes maxime autem ad domesticos fidei.«
173ihnen.
174zusammen. Vgl. DWb 5, 3285 s.v. gemeiniglich Nr. 2.
176Vgl. Lk 1,30 Vg »et ait angelus ei ne timeas Maria invenisti enim gratiam apud Deum.« Vgl. die Übersetzung in Luthers Septembertestament: »Und der Engel sprach zu ir, Fuͤrchte dich nicht Maria, du hast gnade bey Gott funden.« (WA.DB 6, 211).
183Vgl. 1. Mose 18,1–15, bes. 1. Mose 18,14 Vg »numquid Deo est quicquam difficile […].«
184Muhme.
185Vgl. Lk 1,36f. Vg »et ecce Elisabeth cognata tua et ipsa concepit […] quia non erit inpossibile apud Deum omne verbum.«
186ihn.
187ihm.
188Vgl. 2. Mose 23,20f. Vg »ecce ego mittam angelum meum qui praecedat te et custodiat in via et introducat ad locum quem paravi observa eum et audi vocem eius nec contemnendum putes quia non dimittet cum peccaveritis et est nomen meum in illo.«
195Vgl. Dan 4,4f; 5.
196Mystischer Begriff für den inneren Menschen; bei Tauler, Predigten (Vetter) (Vetter), 25,19–26; 80,10–12; 329,6; 382,9 nahezu synonym mit dem Seelengrund, in den das Licht Gottes hineinleuchtet. Theologia Deutsch (Franckforter), 78,14 spricht von einem »inwendigk […] auge«.
198Vermutlich ist an Lk 14,15 gedacht.
203Botschafter. Engel sind Verkünder der guten Nachricht, haben aber keine in der Heilshierarchie übergeordnete und verehrungswürdige Funktion, wie die scholastische Angelologie insinuiert.
204Die Ablehnung der papstkirchlichen kultischen Verehrung für Engel erfolgt mit Bezug auf Offb 19,10.
206Vgl. Ri 13,15f. über den Richter Manoach.
207Wohl Bezug auf Offb 19,10; möglich ist auch eine Referenz auf die Ankündigung der Geburt Johannes' des Täufers durch den Engel Gabrielin Lk 1,11–20.
208Vgl. bes. 5. Mose 6,13.
209ihm.

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