Sendtbrieff. D'omini'aAndree
Boden'stein'von Carolstadta meldende seiner
Wirtschafftb1.
Neue getzeytc vonn pfaffen
unnd moͤnchenn tzu
Wittembergd außgangene.
A2r Edeln ernwirdigen gestrengen Ernvehsten2/ hochgelerteng
Er-
bern und vehsten/ mein undertenig unverdrossen dienst/ Seindt
euern gnaden unnd gunsten/ stets vleis zuvor bereyt/ gnedige
gunstige gebitende
geliebt hernn〈.〉 Ich han3/ in heyliger schrieffth
vermargk4/ das kein standt/
got behegklicher ist/ dan der Ehlich
standt/ das auch keyn leben Christlicher
freyheyt nutzer unnd
dinstlicher sey dann das Ehlich lebenn/ welchs mit vil
unnd
grossen benedeiung/ auch begnadt so das selb lebenn wirt goͤt-
lich gelebt/ wie es got eingesetzt.5 Ich hab auch behertzt das
got seyne priester zu Ehlichem Standt erfordert/ unnd
ynen
from ehlichs lebens vorgeschrieben hat/ darnach zu lebenn/ so
betracht
ich auch in ansehung das vil arme elende und vor-
lorne pfaffen yetzt in des teufels gefencknis und kercker liegen6
denen ane zweyfel durch gut
vorbildt unnd Exempel moͤcht
gerathen und geholffen werden/ der halben han7 mich offent-
lich/ in
beyweseni8/ etlicher meyner hernn unnd freunde
mit der
Erbern junckfrauenn Anna Moschau
vorlobt9 unnd
bynn
willens/ so got wil/ die hochtzeyt uff sant
Sebastians abent/
schirst kommende10/ antzufahen/ unnd volgentagk in beywesenj11
meyner gelibten hern forderer/ gonner unnd freunde also zuvol-
tzyhen
dennach.12 E'uer'
G'naden' unnd gunsten dinstlichs fleyß bittende
E'uer'
G'naden' gunsten wollen uff obgnantenn abent sant Sebastian
sich alhie
gnedigklich unnd gunstlich ertzeygen/ solche wirdt-
schafftk/ in froͤlickeyt unnd wolleben/
zubetzeygen/ das wil ich
umb E'uer' G'naden' und gunstenn alletzeyt
meynes hochsten vormoͤ-
gens/ zuvordienen gehorsam unnd willig erfunden
werdenn.13
Datum Wittembergk Sontag Circumcisionisl. Anno. xxii.14
Euer G'naden' und gunst
gehorsamer, williger
Andreas Bodenstein
Andreas Bodenstein-
vonn
Carstadtm.
nIn dem namen des hern.n
Wir Vicarien/ Doctores/ unnd Priores des ordens einsideler
Sancti Augustini der
vorsamnung in Deutschen landeno/ zu
gleich
in dem heyligen geyst zu Wittembergp
vorsamlet/15 angesehen das
Evangeliumq unsers hern Jhesu
Christi/ unnd die warheyt/ be-
finden/ das vil menschenn ferligkeyt
leyden/ rvil
schwacherr im
glauben geergert werden/ auch dass
vil hinderniß des rechten
Christenlichens lebens und geystligkeyt eingefurett seyn. Wilchen
schaden und
gefeeru zu wenden/ haben wir in
volgende artikelev
eintrechtlich vorwilligt16/ mit
vorgehaltem radtschlag und be-
dencken/ nit alleint unser/ sondern auch
anderer frumenw Chri-
sten/ also doch/ das da frey bleybe unnsern veterenx ausprechen
auff das nheste Capitel/17 auch allen andern die gotes gesetzy lieben/
gotesz friede geniessen/ und die gotaa furchten.
Czum Ersten
So viel/ als an
unns steht/ geben wir allenn unnsern bruedern
Evangelische und Christlich
freyheyt/ also das die/ die wollen
den schein unsers ungeschickten lebens
bißhyr/ vorlassen/ und
mit uns nach der Evangelischen lere leben/ das thun
moͤgen.18
So aber
ymant in volkommelicher weyse/ dem hern Christo
dienen will/ dem soll es frey und
erlaubt seyn. Wir wollen aber
damitab niemant ursach geben haben/ das er sich in fleyschlicheac
freyheyt geben wolle.19
Czum Andern
Die weyl das kleydt/ widderad
forderlich nach hynderlich ist/ und
A3r keyne andere außerliche gestaldt/ so gefelt unns wol/ das wir
unser
kleydt behalden/ biß das uns der geyst unsers hern Jhe-
su Christi anders
leren wirt.20
Czum Dritten
Wir werffen hynweg allerleyae
dinstbarckeyt des geytzes und der
sunde/ so vil menschliche kranckeyt leydenaf mag21/ unnd sonder-
lich des bettels22 unnd allerley jarmarckts/ als in votiven unnd
seel messen/
und in allen andern sachen.23
Czum Vierden
Wem got die gnade geben hat/ das er in einer vorsamlung imag
wort der heyligen geschriefftah/ die leuthe unterweysen mag/ der
soll es thun. Dann dasselbai ist
das eynig werck/ durch wilchs
mann got dienet im geyst/ unnd in warheyt. Die andern
ajaber
sollenaj fleyß
ankeren in euserlichen arbeytak
unnd ubung/ auff das
sie haben darvon sie leben/ und andern notdurfftigen zu
hilff
kummen moͤgen.24
Czum Funfften.
Wer aber nochal dem fleysch
lebenn wil (das got vonn eynem
yetzlichen fromenn abwende) den lassen25 wir dem gotlichem
gericht. So
yemandt aber die warheyt unnd got suchen will/
dem rathenn wir bruͤderlich unnd
getreulich/ unnd vorma-
nenam yn darneben/ das er dem oberisten und vorsteheran so er et-
was gebeut/ nach dem
gesets gottes oder nach rechter lieb/ sich
nicht beschwer gehorsam zu seyn.
Czum Sechsten.
Nach der weyse des heiligen Pauli/ sollen wir mit
den Juden
Juden seyn/ unnd mit Krichen Krichenao/ und des gleychen/26
also das wir die sache rechtap ermessen/ und umb der ceremonien
willen
anderer euserlichen dinge als kleyder27 und nit vorliesenaq
die
liebe des glaubens/ unndar Christlichenn fried nit bekummerasatnach
zurbrechenat.au28
Sparsasav reduxit oves ad Christum aberrantes
reconciliavit peccatores
Fortis viri libellos oppressere tyranni
dux vite Martinus regnat vivus
Dic nobis Martine verax iuste et pie doctrinam
Christi viventis et gloriam passim resurgentis
Angelicos testes/ Paulum Evangelistas surrexit Christus
spes mea Romam aversans ut Gomorream
Credendum est magis soli Martino veraci quam
papistarumaw turbe fallaci
Scimus Christum revixisse per Martinum vere
tu nobis illum deus tuere.
axSequentia in laudem resurgentis Christi per Lutheranosax30
A4rayItem der probst zů Wyttemburg hat ein volckyn zů der Mynchbm und
pfaffen lassen blatten verwassen63bnund
nehmen ewib〈er〉bn〈.〉
Ee genomen31 ⁌ Ein barfusser můnchaz ist ein schusterba
worden und eins burgers dochter
genomen〈.〉
Ein ander barfusser ist ein beck worden und ein
frau gnomen
⁌ Ein augustiner ist ein schriner worden und ein frauu
genomen32 ⁌ docter veltkyrch
hat syn koͤchin gnomen33
⁌
der Rott34 zů Wittemburg hat den
barfussern und au-
gustinern35 gsagt/ Sy sollen die closter vor mitfasten36 ru-
men/ und haben
alle clinodt in klostern uff gzeychnet〈.〉37
Allgemein frauuen sin
vertriben/ sitz einer in der uner38
der muß sy elichen oder farenlossen39 ⁌ der ratt hat viiii
menner gesetzt oder
gordnet die sollen alle arme leut/ de
in der weyssen40 den gidt41 der ratt von den geischlichen42 ei-
nem yegklichen noch siner
notdorfft〈/〉 einem alten prister
vi. gulden/ ein junger sol
ein hanwurt43
leren〈.〉44
⁌ Eyner
ist ein saltzfurer45 Worden noch by46 der stat.
Item her
Cunrat meyns gnedigen heren senger hat
all sin lehen
verlossen.47
⁌ Her paulus důmherr zů Wyttemburg sen-
ger gewest hat alle sin lehen
verlossen.48 ⁌ der pfarher in
der
stat hot alle syn lehen verlossen49 ⁌ die pfarhern und an-
der trefflich herren die
mir unbekant syn. ⁌ die pfar kilch50
stet alle tag zů/ on51 am sontag helt man ein tutsche meß
dar in und prediget/ und das volck
godtser zum hoch-
wirdigen sacrament und nements selbs uff dem altar
und
nement den kelch selbs in die handt/ und trincken das blůt
christi〈.〉52 Zů der lach53 helt unser
bischoff jn der pfarhen tu-
tsche meß und das volck Conmuniciert auch
sub utraque
specie Nements auch beider gstalt vom altar54 ⁌ des gli-
chen hat man zů gessen55 zů stundtberg56Eclenberg57/ zů her-
tzberg am sontag noch valentini58 angefangen59〈.〉
A4v Am sontag nach valentini ist ein fremder prister bbzů denbb bar-
fůsernbc in der predichbd gewesenbe hat mit lutter stim gesagtt
her domine sagt uns von dem
Evangelio/ ist zum anderren
mall geschechen/ dar noch ist der můnch von
predigstul gangen.
⁌ Zů schleben60 hat der pfarrer61
gpredigetbf do sagtbg ein student
von Wirtenburg/
liebes volck her lucht62 und
legt die heylg
geschrifft falsch uß〈/〉 dobh ist erbi in gefengnis gesetzt worden〈.〉
undbj hat sich herbotten mit
den pfarrer zu disputieren/ d〈o〉bk
hat der student recht behalten und den pfarrerbl uber wunde〈n.〉