Wider die alte und
neue Papistische Messen.1
Andres Carolstat.
M. D. XXIIII.a
Lieberb brůder .N.2
nach dem ir
von mir begeret/ euch von den teutschen
messen3 etwas zů schreiben/ sonderlich von
den neuen fünden und zůsetzen4 etc.
byn
ich euch/ nitt allein in diser/ sondern an-
dern sachen zů dienen
gůt willig. Dem
nach wil ich auff euern artikel5 kurtzlich antworten/ und
sag also zů dem ersten.
Daß man in unsern teutschen landen/ in den kirchen
uff teutsche zungen6 liset/ prediget und anders das
Christus
gelert/ vernemlich machet/ ist von noͤten/ nicht allein re-
cht.7 Denn es sollen alle
umbstehrc8 drauß gebessert wer-
den/ und wissen/ ob
man inen gottes wort verkündiget
oder nit/ das habet ir i. Corinth. xiiii.9Paulus hat di-
sen grundtd auß Mose/ der saget/ wie
etliche dye bene-
deyung über gottes knecht/ und etliche die
verflůchung
gottes wider des teufels glydmassen10 lesen/ unnd alles
volck
Amen dar zů sagen solt/ als11 ir Deuterono. xxvii.12
und auß anderen oͤrtern Mosy13 vernemen kündt.
Das volck aber/ kündte nit amen zů des ampthalterß14
reden sagen/ wens den redener nit in bekanter zungen
hoͤret reden. Darumb ist es von noͤten/ das man dem volck
alle ding in der kirchen
auff seine sprach fürlege.15 So
sal16
iglicher sein gebet
unnd alles beseits17 in der
kirchenn
legen/ unnd allein hoͤren/ was man für gibt/18 unnd den
redner/ oder prediger also hoͤren/ als
woͤll er in19 richten
oder
urteilen. Derhalben spricht Paulus/ eyner oder
zween reden/ die andern erkennen20
etc. i. Corinth. xiiii.21
Für das ander/ Sehen wir das etliche den alten ir-
thumb mit der
teutschen zungen bestetten22 und
befesti-
gen die armen unverstendige leuth in irem irthumb.
Denn
sie bald sprechen/ Nů hab ich die meß recht gehoͤ-
ret/ wenn man inen
teutsche lectionen für gelesen23
hat. Das
thůnd die jhene so des hern abentmal mit worten oder
wercken und
thaͤten ein opfer nennen.24
Unsere arme umbligende pfaffen/25 besseren sich auff
soͤlche
weise. Sie lesen dem unverstendigen volk die epi-
stel und evangelium
teutsch für/ das in sich selbs unstraͤfflich26
aber sagen gleich wol
darneben/ das Christus ein opfer
sey in der heiligen meß.27 Was aber dieselbe sag28 für eyn
greuliche sünd sey/
kündt ir/ als ein Christ/ urteilen. Ich
hab es
für meinen teil in einem büchlin von dem priester-
thůmb und opfer
Christi entdeckt/29 hoff
auch ir werdet nit
gestatten/ das eur pfarrer unsern heiland Jesum Christum
hinfürt/ als30 ein henker einen
übelthaͤter/ handel.31 denn
sein
Roma .1.missethat würd euch auch/ als einen
bewilligerne treffen.f32
Etliche sagen und schreiben und predigen/ das Christus
kein opfer sei/ und füren
nit dester minder das wort/ Meß
im mund/33 und doͤrffen34 des hern abentmal ein Meß nennen/
das demg gleich ist/ als wenn ich offentlich spraͤch/ Der .N.
ist ein
frummer man/ er stilet niemands das sein/ und hieß
inen dannest35 einen dieb oder rauber. Ursach/ diß wort Meß
ist nicht teutsch noch lateinisch/
sonder hebreisch/ und heiß
auf gůth teutsch/ ein frey willig opfer.36 Wie wol es
nů den Christen
ansteh/37 das sie Christum in
dem sacrament/
oder das sacrament/ in welchem Christus seyn sol/ eyn
Meß
nennen/ geb ich euch zů erkennen/ weils doch so vil
ist gesagt/38 Christus hat nit gnůgsam auff einmal
gelit-
ten/ Christus ist noch sterblich/ Christus můß in der Meß
gemartert werden für unsere sünd.39 Item/ Christus opfer
ist so gering gewest/ das es ein armer/ stinckender/
unrei-
ner/ půbbischer pfaff40 opferen kan/ welches opfer doch
niemant opferen künd/
denn41 er selbert
Christusi der aller hoͤ-
hest und reinst priester. Sehet in der epistel zů den Hebreern
das
iiii. v. viii. ix. und x. cap'itel'42 und leset sie in fleiß und betrachtung
so werdet ir
wol vernemen/ wie ein jgreulicher frevelj
das
ist/ wenn ein sündiger mensch Christum opferen wil.
Es ist vil erger gesagt43
Christus ist ein opfer/ wenn ein
pfaff meß helt/ dann das44 man sagt/ Christus leiden ist
ungenůgsam gewest/
diek weil auß solicher sage oder
re-
fehltde das folget. Das Christus opfer unrein/
schuldig/ sün
dig/ befleckt/ ungenůgsam/ unverstendig/ eigenwillig/
ungehorsam gewest/45 und noch sey/
als der llausicht
pfaffl/
munnd gottes
poͤßwichtm
ist/46 dern Christus leib und blůt/
sich zů opfern
untherstet/ wenn die obvermelte capitel47
recht bedacht werden so folgen allerley solche greueln/
und wirt
klar/ das der name Meß/ wider Christus leiden/
opfer/ und herlikeit itzt Christo
zůgelegt würt. In dem
irret D. Martinus uberauß/ und der arm bischoff zů
Zwickau/48 der in disem fal ein Baͤbstliche heyligkeit hat/49
das er des hern abentmal ein
meß nent.50
Dise auch bestettigen iren abnamen51 mit irer that und
weise/ und bekennen/ das Christus ein opfer sey in
der
messe/52 wie wol sie mit
der feddern anders knirren/53
das
versteht also. Sie heben die hostien auff/
des gleichen den
kelch/54
und zeigen durch solichs auffheben ahn/ das der/
den sie auffheben/ noch ein
opfer ist/ daso auch ir brod
und
weyn ein opfer/55
denn dise weyse ist gegrundt im alten ge-
setz/ hat auch iren ursprung
pund fundp da selbs her.56
Im alten gesetz gebot gott das die Jüden garben und
andere ding/ iren priestern
brengen müsten/ welcheq die
priesterr auff und nider hůben/
und durch solichs auff und
nider heben/ got soliche ding opferten/ als ir Levi.
viii.
ix. x. xiiii. xxiii.57sNu. xvi.s58 leset.
Diese auffhebung oder opferung heysset hebreisch
thruma.59 Also aucht heben die pfaffen das sacrament uff
und nider
in der meß/ und setzen sich selbs one berüffung
zů bequemen priestern/ des
engelischen opfers/60 welches
Christus allein kund opfern/ und dretten drumb an die
statt der hescher/ hencker/
und moͤrder Christi.61
Es was auch ein andere hebung der geopferten
ding
die heisset hebreisch thnupha/62 da man die opfer zů der rech-
ten und
lincken/ für sich und hinder sich/ webet/ oder hůb/
als63 sie itzt das
sacrament in den tagen Corporis Christi64
bewegen/ und also abermals anzeigen/ das Christus ein
fehlt opfer sey/ und sprechen/ das die stinckende glaublose pfaf
fen got opfern künden/ und das also der neu geopfert65
Christus sünd vergebe.66 Das geht aber dannest67 itzt et-
was ab/ und
mer dann die meß.68 Es ist aber
beydes wider
gottes eere/ und gleich einu bekantnüs ires unglaubens/
das sie auch Christum geringer
schetzen/ denn inenv69 die
unglaübigen Türcken
achten.
In der ersten auffhebung70 irret
das gantz Wittem-
berg/71 aber sie sprechen/ sie meinens nicht
also/ und rümen
sich/ das sie von dem gesetz so hoch gefreyet seind/72 das sie
gottes wort auch
verkeren doͤrffen/ und anders deüten/
denn73 gott sein wort und weise gedeüt hat/74 Wie Christlich
das aber sey/ habet ir
zůermessen. Ir wisset das Christus
der keines gethan hat/75 das er auch das gesetz nit zerbrochen/
sondern
erfült hat/76 das wir auch die
wittenberger nach
dem gesetz gottes urteln/77 und irrig nennen dorffen/ wenn sie
des gesetzes werck
verkeren oder unrecht treiben/ wenn wo78
sie sich beschneiden liessen/ nenneten wir sie nitw mit rechte
beschnidten Jüden? ob siex gleich drumb schnaubten/ und
prauseten.79 Also sag ich/
doͤrffen sie das sacrament auffhe-
ben/ so doͤrffen wir von inen reden
oder schreiben/ das sie
Christum opfern/ die weyl gott die auffhebung den
opferny zůgeaigt und zůgemessen
hat.80
Wo das sie81 nůn protestirten/ das sie Christum kein opfer
nennen/ und
opferten inen82 gleich wol durch
ir auffheben/
oder umbweben/ wisset ir was ein
protestation gelten
magk/83 welche contra substantiam actus geschicht.84 Gott
hat sie85 dieses můtwillens halben fast verblendt/86 und in
vil greüliche irthůmer fallen lassen.
Thůt ir als ein ritterlicher Christ/87 und lasset auch das
faren/ das ein farb hat endechristlicher
weise/88 forchtet
got/ und
nicht menschen/89 die zeit unsers
lebens ist kurtz/
und die ewigkeit die nahet herzů.90 Ir müsset ewig ant-
weder in gottes
zorn und straff/ oder gnad und freüdenz bleiben.91
Itzt finden etliche eyn neue weyse/ die sich zů
dem
fehlt volck keren und lesen die wort/ welche Christus
gesagt
hat etc.aa in der
ander handt haben sie das sacrament/ und
sprechen/ Nemet esset etc. und heben es
auff/92 das je93 so teü-
felisch und
arg ist/ als der alt brauch.94 Ursach/ ir auffhe-
bung stimmet gleich95 mit alter auffhebung/ unnd ist so
greulich als
die alte/ hat auch alle laster/96
welche die al-
te hatte/ und ist in dem spoͤtlicher/ das sie zů dem
volck
sagen/ Nemet/ esset/ und weisen inen97 das brot/ und wenn sie
gesagt haben/ Nemet hin das brot und
bietens inen ahnab/
so wenden
sie sich bald umb/ besorgen/ das einer das ne-
men werd/ das sie
angeboten/ und legen das brot beseitz.98
Das schier dahin gehoͤrt/99 sie verheissen und halten nit.
Wenn wir Christus ordnung100
gestraks101 hielten/ und
ach-
ten Christum für weiß102 undac klůg
gnug/ das er sein abend-
mal aufs aller beste eingesetzt und verordnet
hett/ so we-
ren wir nicht in so vielfeltige irthümmer gefallen. So
were auch deß hern brot eyn speise/ unnd sein kelch ein
tranck geblieben/ das wir
alles recht und wol zů seinem
gedechtnüs brauchten/ als103 die Apostel und ire mitbrü-
der
gebraucht haben.104
Welchem hat Christusad befolhen/
das er sein abend-
mal in die hoͤhen auffheben/ und dem volck zeigen
moͤ-
ge?105 Hatt
es aber Christus nit befolhen/ wie seind sie106 so
keck/ das sie eynem solichenae grossen fürsten und herren107
in seyne ordenung greiffen? Künden108 sie soͤlichen fraͤ-
vel an iren satzungen dulden? So sie unß doch weder
erloͤset/ noch got
versündt109 haben. Ich
darff110 euch nit le-
ren/ wie die evangelien von dem brauch/ deß herren brodts
und kelchs
reden/ denn der text ist in sich selb lichtaf/ klar und
hell gnůg. Mat. xxvi. Mar. xiiii. Lu. xxii.
Pau'lus' i. Cor.
xi.111 Die andern Apostel in den geschichten. Act. ii. xx. xxvii112.ag
Ein abentmal heisset jeah113 ein speise/ ein speise aberai scheu-
bet114 man insaj maul. Ist es
eyn speyse oder tranck/ wel-
chen man eynem zů gedechtnüs isset oder
drincket/ so
müst ir des selben gedechtnüs halten. Nů hat uns Chri-
fehltstus sein brodt und kelch zů niessen geben/ das wir
seiner/
als einesak115 dencken sollen/ der sein sele
für uns gegeben/ sich
in die hend der hencker und teüfeln gestellet hat/116 die uns117 ge-
bunden hatten/ und zů dem todt
füereten etc. wie ir gehoͤret
habt/ und wolal wisset. Also in solicher weise/ und in keiner
andern/
müssen wir des hern Christi brodt und kelch ne-
men und geniessen.
Dersam besser machen wil/ was
thůt er an-
ders/ denn das er Christum/ leren und untherweisen wil/
und
das er die weißheit Christi118 verachtet/ das kundt ir bei euch
auffnemen/119 Seht wo ir eine ordnung gemacht hettet/ und
kaͤm ein armer bauer/ der eure ordnung bessern welt/ kun-
det irs one
verdrißan dulden? oder wurdet ir
es nit dafür
achten/ das der bauer vil klüger sein welt denn120 ir?
Ist es aber nit ware/ das Paulus spricht Rho.
viii
Die weißheit des fleisches ist ein feindschafft wider got/
und des
menschen todt?121 Warlich
warlichao ist aller unser
vernunfft/ap verstandt und
weißheit in goͤtlichen sachen/ un-
ser todt/ denn sie ist wider gott/ kan
auch got nicht unther-
than seinaq.122
Seitenmal123 unser weißheit/
gottes klůgheit
versprichet/124 und gott zů einem narren machet/125 in allen
den stucken/ die unsere weißheit findet/ wenn sie
got bes-
ser dienen wil/ dens126 gott eingesetzt hat/ als127 ir auß ober-
zelten exempeln vernommen habtar. Ey wie wol hat der wey-
se gesprochen. Du solt deiner weißheit nit anhangen
noch vertrauen.
Prover.128 Item Paulus/ Ir solt nit
bey euch selbs weiß sein.
Rho. xii.129
Ir wisset was Petrus von Christo hoͤret/
da ers bes-
ser wolt machen/ dens130 Christus erzelet. Matthei. xvi.131
Sprach nit Christus du Satan? allein
derhalben das
er132 nach
seinem fleisch unnd blůt weyß133
war? Nun hett
doch Petrum kein
vernunfftas straffen
moͤgen.134
O wie bestendig unnd warhafftig ist dise rede. Esa.
lv. Meine gedancken sind nicht
wie eure/ und meine wegat
seynd nicht wie eure wege.135
Denn gottes wege beste-
hend/ aber unsere wege seind als schlupferikeit in
dem
fehlt finsternus. Hiere. xxiii.136 Der uff seine gedancken und wege
fůsset/ der
besteht/ als137 der in dem
finstern uff einem leim-
ichten/ nassen und gladten berg geht. Darumb
hatau got al-
les
nidergeworffen/ das wir oder andere erfinden. Für im
daugav nichts/ dann138 allein das sein. Das ander alles můß auß-
gerodt
werden/ nach dem Christus spricht/ Ein igliche
pflantzenaw/ welche mein himelischer vatter nit hat
gepflan-
tzetax/
die můß außgerodtay werden. Matth.
xv.139 Und redet das
gleich140 wider menschen sünde
oder leren/ und spricht/ Sihe das
volck wil mich mit menschen leren/ eren/ ir hertz
azaber istaz fern
von
mir.141 Warlich fern/ dann es
verachtet goͤtliche weiß-
heit/ wie wol142 der glantz wol und goͤtlich scheinet.143
Got hat unsere leichtfertikeit wol vor langest erkant/
und durch verbot
zerbrochen/ als er zů den Juden sprach/
Wenn ir in der heiden landt kommet/ und
sehet schoͤne und herte
dienst/144 welche sie iren goͤtten145 dienen/ solt ir beyleib146 nit also
thůn/ als sie thůn. Deut. xiiba.147 Das ist gesagt/ Ir solt euch
wider148 den glantz/ noch hertigkeit149 goͤttliches dienstes/
noch irgent etwas bewegen lassen/ mir
anders zů die-
nen/ denn150 ichs euch gebotten.bb
Die heiden hetten einen hertern dienst gots/ denn die Ju-
den/ und
verbranten iren goͤttern zůlob ire kinder.151 Das aber dor-
ften die Juden nit thůn. Deut.
xviii.152 Darumb můß man
weder heiligkeit/ noch hertigkeit/ noch etwas anders/
dann gottes ordnung/
ansehen.153
Derhalben ist es warlich teufelisch/ als154 ir schreibt und
saget/155 das menschen so
trotzig/ und thum kün156
seind/ das sie
unserem hern Jesu Christo sein ordnung verbrechen/157 und
seinen dienst
habenbc besser ordnen woͤllen/
denn inen158 Chri-
stus geordnetbd.
Seind auchbe alle brüchig159 an Christo.
Lasset ir die meß gar fallen/ das rhat ich/
weltbf ir aber
des hern
abentmal haben/ haltet es in der ordnung Christi/
die hell und liecht ist/ und
meiner außlegung nit bedarff.
Seyt ir nicht zů friden/ schreibet mir euwere gebre-
chen.160 Denn euch zů dienen bin ich
gůtwilig.