Nr. 275
Wider die alte und neue papistische Messe
1524, [Anfang Oktober] (Entstehung: [1524, um 26. Mai] )

Text
Bearbeitet von Wolfgang Huber

Wider die alte und
neue Papistische Messen.1
Andres Carolstat.
M. D. XXIIII.a


Buchsymbol fehlt

Lieberb brůder .N.2 nach dem ir
von mir begeret/ euch von den teutschen
messen3 etwas zů schreiben/ sonderlich von
den neuen fünden und zůsetzen4 etc. byn
ich euch/ nitt allein in diser/ sondern an-
dern sachen zů dienen gůt willig. Dem
nach wil ich auff euern artikel5 kurtzlich antworten/ und
sag also zů dem ersten.

Daß man in unsern teutschen landen/ in den kirchen
uff teutsche zungen6 liset/ prediget und anders das Christus
gelert/ vernemlich machet/ ist von noͤten/ nicht allein re-
cht.7 Denn es sollen alle umbstehrc8 drauß gebessert wer-
den/ und wissen/ ob man inen gottes wort verkündiget
oder nit/ das habet ir i. Corinth. xiiii.9Paulus hat di-
sen grundtd auß Mose/ der saget/ wie etliche dye bene-
deyung über gottes knecht/ und etliche die verflůchung
gottes wider des teufels glydmassen10 lesen/ unnd alles
volck Amen dar zů sagen solt
/ als11 ir Deuterono. xxvii.12
und auß anderen oͤrtern Mosy13 vernemen kündt.

Das volck aber/ kündte nit amen zů des ampthalterß14
reden sagen/ wens den redener nit in bekanter zungen
hoͤret reden. Darumb ist es von noͤten/ das man dem volck
alle ding in der kirchen auff seine sprach fürlege.15 So sal16
iglicher sein gebet unnd alles beseits17 in der kirchenn
legen/ unnd allein hoͤren/ was man für gibt/18 unnd den
redner/ oder prediger also hoͤren/ als woͤll er in19 richten
oder urteilen. Derhalben spricht Paulus/ eyner oder
zween reden/ die andern erkennen20 etc. i. Corinth. xiiii.21

Für das ander/ Sehen wir das etliche den alten ir-
thumb mit der teutschen zungen bestetten22 und befesti-
gen die armen unverstendige leuth in irem irthumb.
Denn sie bald sprechen/ Nů hab ich die meß recht gehoͤ-
ret/ wenn man inen teutsche lectionen für gelesen23 hat. Das
thůnd die jhene so des hern abentmal mit worten oder
wercken und thaͤten ein opfer nennen.24

Buchsymbol fehlt

Unsere arme umbligende pfaffen/25 besseren sich auff
soͤlche weise. Sie lesen dem unverstendigen volk die epi-
stel und evangelium teutsch für/ das in sich selbs unstraͤfflich26
aber sagen gleich wol darneben/ das Christus ein opfer
sey in der heiligen meß
.27 Was aber dieselbe sag28 für eyn
greuliche sünd sey/ kündt ir/ als ein Christ/ urteilen. Ich
hab es für meinen teil in einem büchlin von dem priester-
thůmb und opfer Christi entdeckt
/29 hoff auch ir werdet nit
gestatten/ das eur pfarrer unsern heiland Jesum Christum
hinfürt/ als30 ein henker einen übelthaͤter/ handel.31 denn sein
Roma .1.missethat würd euch auch/ als einen bewilligerne treffen.f32

Etliche sagen und schreiben und predigen/ das Christus
kein opfer sei/ und füren nit dester minder das wort/ Meß
im mund/33 und doͤrffen34 des hern abentmal ein Meß nennen/
das demg gleich ist/ als wenn ich offentlich spraͤch/ Der .N.
ist ein frummer man/ er stilet niemands das sein/ und hieß
inen dannest35 einen dieb oder rauber. Ursach/ diß wort Meß
ist nicht teutsch noch lateinisch/ sonder hebreisch/ und heiß
auf gůth teutsch/ ein frey willig opfer
.36 Wie wol es
nů den Christen ansteh/37 das sie Christum in dem sacrament/
oder das sacrament/ in welchem Christus seyn sol/ eyn
Meß nennen/ geb ich euch zů erkennen/ weils doch so vil
ist gesagt/38 Christus hat nit gnůgsam auff einmal gelit-
ten/ Christus ist noch sterblich/ Christus můß in der Meß
gemartert werden für unsere sünd.39 Item/ Christus opfer
ist so gering gewest/ das es ein armer/ stinckender/ unrei-
ner/ půbbischer pfaff40 opferen kan/ welches opfer doch
niemant opferen künd/ denn41 er selbert Christusi der aller hoͤ-
hest und reinst priester. Sehet in der epistel zů den Hebreern
das iiii. v. viii. ix. und x. cap'itel'42 und leset sie in fleiß und betrachtung
so werdet ir wol vernemen/ wie ein jgreulicher frevelj das
ist/ wenn ein sündiger mensch Christum opferen wil.

Es ist vil erger gesagt43 Christus ist ein opfer/ wenn ein
pfaff meß helt/ dann das44 man sagt/ Christus leiden ist
ungenůgsam gewest/ diek weil auß solicher sage oder re-
Buchsymbol fehltde das folget. Das Christus opfer unrein/ schuldig/ sün
dig/ befleckt/ ungenůgsam/ unverstendig/ eigenwillig/
ungehorsam gewest/45 und noch sey/ als der llausicht pfaffl/
munnd gottes poͤßwichtm ist/46 dern Christus leib und blůt/
sich zů opfern untherstet/ wenn die obvermelte capitel47
recht bedacht werden so folgen allerley solche greueln/
und wirt klar/ das der name Meß/ wider Christus leiden/
opfer/ und herlikeit itzt Christo zůgelegt würt. In dem
irret D. Martinus uberauß/ und der arm bischoff zů
Zwickau/48 der in disem fal ein Baͤbstliche heyligkeit hat/49
das er des hern abentmal ein meß nent
.50

Dise auch bestettigen iren abnamen51 mit irer that und
weise/ und bekennen/ das Christus ein opfer sey in der
messe/52 wie wol sie mit der feddern anders knirren/53 das
versteht also. Sie heben die hostien auff/ des gleichen den
kelch/54 und zeigen durch solichs auffheben ahn/ das der/
den sie auffheben/ noch ein opfer ist/ daso auch ir brod und
weyn ein opfer
/55 denn dise weyse ist gegrundt im alten ge-
setz/ hat auch iren ursprung pund fundp da selbs her.56

Im alten gesetz gebot gott das die Jüden garben und
andere ding/ iren priestern brengen müsten/ welcheq die
priesterr auff und nider hůben/ und durch solichs auff und
nider heben/ got soliche ding opferten/ als ir Levi. viii.
ix. x. xiiii. xxiii.57sNu. xvi.s58 leset.

Diese auffhebung oder opferung heysset hebreisch
thruma.59 Also aucht heben die pfaffen das sacrament uff
und nider in der meß/ und setzen sich selbs one berüffung
zů bequemen priestern/ des engelischen opfers/60 welches
Christus allein kund opfern/ und dretten drumb an die
statt der hescher/ hencker/ und moͤrder Christi.61

Es was auch ein andere hebung der geopferten ding
die heisset hebreisch thnupha/62 da man die opfer zů der rech-
ten und lincken/ für sich und hinder sich/ webet/ oder hůb/
als63 sie itzt das sacrament in den tagen Corporis Christi64
bewegen/ und also abermals anzeigen/ das Christus ein
Buchsymbol fehlt opfer sey/ und sprechen/ das die stinckende glaublose pfaf
fen got opfern künden/ und das also der neu geopfert65
Christus sünd vergebe.66 Das geht aber dannest67 itzt et-
was ab/ und mer dann die meß.68 Es ist aber beydes wider
gottes eere/ und gleich einu bekantnüs ires unglaubens/
das sie auch Christum geringer schetzen/ denn inenv69 die
unglaübigen Türcken achten.

In der ersten auffhebung70 irret das gantz Wittem-
berg/71 aber sie sprechen/ sie meinens nicht also/ und rümen
sich/ das sie von dem gesetz so hoch gefreyet seind/72 das sie
gottes wort auch verkeren doͤrffen/ und anders deüten/
denn73 gott sein wort und weise gedeüt hat/74 Wie Christlich
das aber sey/ habet ir zůermessen. Ir wisset das Christus
der keines gethan hat/75 das er auch das gesetz nit zerbrochen/
sondern erfült hat/76 das wir auch die wittenberger nach
dem gesetz gottes urteln/77 und irrig nennen dorffen/ wenn sie
des gesetzes werck verkeren oder unrecht treiben/ wenn wo78
sie sich beschneiden liessen/ nenneten wir sie nitw mit rechte
beschnidten Jüden? ob siex gleich drumb schnaubten/ und
prauseten.79 Also sag ich/ doͤrffen sie das sacrament auffhe-
ben/ so doͤrffen wir von inen reden oder schreiben/ das sie
Christum opfern/ die weyl gott die auffhebung den
opferny zůgeaigt und zůgemessen hat.80

Wo das sie81 nůn protestirten/ das sie Christum kein opfer
nennen/ und opferten inen82 gleich wol durch ir auffheben/
oder umbweben/ wisset ir was ein protestation gelten
magk
/83 welche contra substantiam actus geschicht
.84 Gott
hat sie85 dieses můtwillens halben fast verblendt/86 und in
vil greüliche irthůmer fallen lassen.

Thůt ir als ein ritterlicher Christ/87 und lasset auch das
faren/ das ein farb hat endechristlicher weise/88 forchtet
got/ und nicht menschen/89 die zeit unsers lebens ist kurtz/
und die ewigkeit die nahet herzů.90 Ir müsset ewig ant-
weder in gottes zorn und straff/ oder gnad und freüdenz bleiben.91

Itzt finden etliche eyn neue weyse/ die sich zů dem
Buchsymbol fehlt volck keren und lesen die wort/ welche Christus gesagt
hat etc.aa in der ander handt haben sie das sacrament/ und
sprechen/ Nemet esset etc. und heben es auff/92 das je93 so teü-
felisch und arg ist/ als der alt brauch
.94 Ursach/ ir auffhe-
bung stimmet gleich95 mit alter auffhebung/ unnd ist so
greulich als die alte/ hat auch alle laster/96 welche die al-
te hatte/ und ist in dem spoͤtlicher/ das sie zů dem volck
sagen/ Nemet/ esset/ und weisen inen97 das brot/ und wenn sie
gesagt haben/ Nemet hin das brot und bietens inen ahnab/
so wenden sie sich bald umb/ besorgen/ das einer das ne-
men werd/ das sie angeboten/ und legen das brot beseitz.98
Das schier dahin gehoͤrt/99 sie verheissen und halten nit.

Wenn wir Christus ordnung100 gestraks101 hielten/ und ach-
ten Christum für weiß102 undac klůg gnug/ das er sein abend-
mal aufs aller beste eingesetzt und verordnet hett/ so we-
ren wir nicht in so vielfeltige irthümmer gefallen. So
were auch deß hern brot eyn speise/ unnd sein kelch ein
tranck geblieben/ das wir alles recht und wol zů seinem
gedechtnüs brauchten/ als103 die Apostel und ire mitbrü-
der gebraucht haben.104

Welchem hat Christusad befolhen/ das er sein abend-
mal in die hoͤhen auffheben/ und dem volck zeigen moͤ-
ge?105 Hatt es aber Christus nit befolhen/ wie seind sie106 so
keck/ das sie eynem solichenae grossen fürsten und herren107
in seyne ordenung greiffen? Künden108 sie soͤlichen fraͤ-
vel an iren satzungen dulden? So sie unß doch weder
erloͤset/ noch got versündt109 haben. Ich darff110 euch nit le-
ren/ wie die evangelien von dem brauch/ deß herren brodts
und kelchs reden/ denn der text ist in sich selb lichtaf/ klar und
hell gnůg. Mat. xxvi. Mar. xiiii. Lu. xxii. Pau'lus' i. Cor.
xi.111 Die andern Apostel in den geschichten. Act. ii. xx. xxvii112.ag

Ein abentmal heisset jeah113 ein speise/ ein speise aberai scheu-
bet114 man insaj maul. Ist es eyn speyse oder tranck/ wel-
chen man eynem zů gedechtnüs isset oder drincket/ so
müst ir des selben gedechtnüs halten. Nů hat uns Chri-
Buchsymbol fehltstus sein brodt und kelch zů niessen geben/ das wir seiner/
als einesak115 dencken sollen/ der sein sele für uns gegeben/ sich
in die hend der hencker und teüfeln gestellet hat/116 die uns117 ge-
bunden hatten/ und zů dem todt füereten etc. wie ir gehoͤret
habt/ und wolal wisset. Also in solicher weise/ und in keiner
andern/ müssen wir des hern Christi brodt und kelch ne-
men und geniessen
. Dersam besser machen wil/ was thůt er an-
ders/ denn das er Christum/ leren und untherweisen wil/ und
das er die weißheit Christi118 verachtet/ das kundt ir bei euch
auffnemen/119 Seht wo ir eine ordnung gemacht hettet/ und
kaͤm ein armer bauer/ der eure ordnung bessern welt/ kun-
det irs one verdrißan dulden? oder wurdet ir es nit dafür
achten/ das der bauer vil klüger sein welt denn120 ir?

Ist es aber nit ware/ das Paulus spricht Rho. viii
Die weißheit des fleisches ist ein feindschafft wider got/
und des menschen todt?121 Warlich warlichao ist aller unser
vernunfft/ap verstandt und weißheit in goͤtlichen sachen/ un-
ser todt/ denn sie ist wider gott/ kan auch got nicht unther-
than seinaq.122 Seitenmal123 unser weißheit/ gottes klůgheit
versprichet/124 und gott zů einem narren machet/125 in allen
den stucken/ die unsere weißheit findet/ wenn sie got bes-
ser dienen wil/ dens126 gott eingesetzt hat/ als127 ir auß ober-
zelten exempeln vernommen habtar. Ey wie wol hat der wey-
se gesprochen. Du solt deiner weißheit nit anhangen
noch vertrauen. Prover.128 Item Paulus/ Ir solt nit
bey euch selbs weiß sein. Rho. xii.129

Ir wisset was Petrus von Christo hoͤret/ da ers bes-
ser wolt machen/ dens130 Christus erzelet. Matthei. xvi.131
Sprach nit Christus du Satan? allein derhalben das
er132 nach seinem fleisch unnd blůt weyß133 war? Nun hett
doch Petrum kein vernunfftas straffen moͤgen.134

O wie bestendig unnd warhafftig ist dise rede. Esa.
lv. Meine gedancken sind nicht wie eure/ und meine wegat
seynd nicht wie eure wege.135 Denn gottes wege beste-
hend/ aber unsere wege seind als schlupferikeit in dem
Buchsymbol fehlt finsternus. Hiere. xxiii.136 Der uff seine gedancken und wege
fůsset/ der besteht/ als137 der in dem finstern uff einem leim-
ichten/ nassen und gladten berg geht. Darumb hatau got al-
les nidergeworffen/ das wir oder andere erfinden. Für im
daugav nichts/ dann138 allein das sein. Das ander alles můß auß-
gerodt werden/ nach dem Christus spricht/ Ein igliche
pflantzenaw/ welche mein himelischer vatter nit hat gepflan-
tzetax/ die můß außgerodtay werden. Matth. xv.139 Und redet das
gleich140 wider menschen sünde oder leren/ und spricht/ Sihe das
volck wil mich mit menschen leren/ eren/ ir hertz azaber istaz fern
von mir.141 Warlich fern/ dann es verachtet goͤtliche weiß-
heit/ wie wol142 der glantz wol und goͤtlich scheinet.143

Got hat unsere leichtfertikeit wol vor langest erkant/
und durch verbot zerbrochen/ als er zů den Juden sprach/
Wenn ir in der heiden landt kommet/ und sehet schoͤne und herte
dienst/144 welche sie iren goͤtten145 dienen/ solt ir beyleib146 nit also
thůn/ als sie thůn. Deut. xiiba.147 Das ist gesagt/ Ir solt euch
wider148 den glantz/ noch hertigkeit149 goͤttliches dienstes/
noch irgent etwas bewegen lassen/ mir anders zů die-
nen/ denn150 ichs euch gebotten.bb

Die heiden hetten einen hertern dienst gots/ denn die Ju-
den/ und verbranten iren goͤttern zůlob ire kinder.151 Das aber dor-
ften die Juden nit thůn. Deut. xviii.152 Darumb můß man
weder heiligkeit/ noch hertigkeit/ noch etwas anders/
dann gottes ordnung/ ansehen.153

Derhalben ist es warlich teufelisch/ als154 ir schreibt und
saget/155 das menschen so trotzig/ und thum kün156 seind/ das sie
unserem hern Jesu Christo sein ordnung verbrechen/157 und
seinen dienst habenbc besser ordnen woͤllen/ denn inen158 Chri-
stus geordnetbd. Seind auchbe alle brüchig159 an Christo.

Lasset ir die meß gar fallen/ das rhat ich/ weltbf ir aber
des hern abentmal haben/ haltet es in der ordnung Christi/
die hell und liecht ist/ und meiner außlegung nit bedarff.

Seyt ir nicht zů friden/ schreibet mir euwere gebre-
chen.160 Denn euch zů dienen bin ich gůtwilig.

Endebg. M. D. XXIIII.bh


afolgt Ain nutzliche und auß hayliger schrifft gegrünte underweisung/ wider der alten und neuwen Papistischen Mesßen müsßbrauch. ∥ Luce.17. O herꝛ stercke uns den glauben/ ∥ 1.Joannis .5. ∥ Dann unser glaub ist der syg/ der ∥ die welt uberwunden hat. E, B
bZierinitiale A, C, D, E
cumsteer C; vmb steher E
dfehlt D
ebewilliger C
fPunkt fehlt A
gdenn C
hfehlt E
iChistus A
j-jein gruwel E
kfehlt E
l-llausig vn̄ buͤbisch Pfaff E
m-mfehlt E
nfolgt denn E
ofolgt ist E
p-pfehlt E
qfolgt dann E
rfehlt E
s-sNumeri 19 E
tfehlt E
ueinem D
vfehlt E
wfehlt E
xfolgt sich D
yfehlt E
zfroͤden A, C; fröden D
aafehlt E
aban C, E; auch D
acfehlt E
adfehlt E
aeso E
afleicht E
agPunkt fehlt A
ahir E
aifolgt die E
ajin das E
akfehlt E
alfehlt E
amder es E
anverdruß E
aofehlt E
apVirgel vom Editor sinngemäß ergänzt
aqfehlt E
arvom Editor verbessert für hat A, C, D; haben E
asvernufft A, C
atfehlt E
aufolgt es D
avsol E
awpflantzung C
axgeflantzet A
ayaußgereüt E
az-azist aber D
baxiii C
bbfolgt hab E
bcfehlt E
bdfolgt hat D
befehlt E
bfwoͤlt E
bgFinis B, E
bh1525 D, E; folgt Hec Andreas Carolostadius. ∥ Omnia probate, quod bonum ∥ est tenete. ∥ Super omnia autem. ∥ Veritas vincit B, E

1Der Titel der Flugschrift meint insbesondere die nach dem römischen Kanon gefeierte »alte papistische (päpstliche) Messe« und, polemisch, die in verschiedenen neu erschienenen Publikationen propagierte deutschsprachige »evangelische Messe«. Vgl. auch die modifizierte Formulierung des Titels bei Druck B sowie den Aufruf am Schluss der Schrift, »die Messe fallen zu lassen« (siehe KGK 275 (Textstelle)). Luther hatte in seiner Formula missae et communionis (WA 12, 205–220) die in der abendländisch-westlichen Kirche seit der Spätantike entwickelte Vollgestalt des eucharistischen Gottesdienstes, die sog. Messe, bestehend aus Wortgottesdienst und Abendmahlsfeier, theologisch substantiell im Sinne des Evangeliums reformiert, sie jedoch prinzipiell, auch in der Abfolge bewahrt: Introitus-Psalm, Kyrie, Gloria, Kollektengebet, Gradualgesang, Halleluja-Gesang, Lesungen von Epistel und Evangelium, Credo, Predigt. Besonders im anschließenden zweiten Teil der Messe, der Abendmahlsfeier, tilgte Luther gegenüber dem überkommenen römischen Kanon unbiblische Zusätze und liturgische Zeichen sowie alle Gebete und Formulierungen, welche die Messopfer-Vorstellung weitertradierten. Die als konstitutiv aufgefassten, an die Gemeinde gerichteten Einsetzungsworte Christi und das Vaterunser sowie das Präfationsgebet und die biblischen Gesänge des »Sanctus« mit »Benedictus« und des »Agnus Dei« wurden beibehalten. Dieses Reformvorgehen Luthers, das bei den äußeren liturgischen Vollzügen der Sakramentsfeier einen demonstrativen Bruch aus theologisch-seelsorglichen Gründen vermied, lehnte Karlstadt vor allem auch im Blick auf seine Wirkung beim »Gemeinen Mann« ab; vgl. Kaufmann, Abendmahl; Wendebourg, Luthers Reform, 295–297. Zur abendländischen »Messe« vgl. Meyer, Eucharistie, 165–247; TRE 14, 44f.; LThK3 7, 159; Bärsch, Liturgie.
2Der Name des angesprochenen »Bruders« bleibt in der vorliegenden Druckfassung des Briefgutachtens ungenannt. Zu dem vermutlichen historischen Adressaten siehe die Einleitung, KGK 275 (Textstelle).
3Zu den hier angesprochenen aktuell erschienenen deutschsprachigen evangelischen Messagenden, erarbeitet von Thomas Müntzer und Kaspar Kantz, sowie zur Wormser und zur Straßburger Deutschen Messe siehe Einleitung, KGK 275 (Textstelle).
4neue Erfindungen und Zusätze. – Gemeint ist eine über die schlichte Form der Abendmahlsfeier, wie sie offenbar die Adressaten und auch Karlstadt praktizierten, hinausgehende Gestaltung.
5»Artikel« meint Glied einer Rede, Abhandlung. – Vgl. Georges, Handwörterbuch (1995) 1, 596; vgl. auch FWB s.v. Artikel Nr. 2.
6in deutscher Sprache.
7Zum Gedanken der Notwendigkeit, dass der Gottesdienst in der Volkssprache gefeiert werden müsse, vgl. etwa Jakob Strauß in seiner Schrift Von dem innerlichen und äußerlichen Tauf (1523): »Nun ist eyn grosse geferligkeyt bey der sach/ als alle ding bey dem gewonlichen teuffen yn vnuerstentlicher lateinischer sprach gehalten werden/ wie der glaub vnd andacht hie mit lauffe [= mitlaufen, das gottesdienstliche Geschehen nachvollziehen] ist hart zu vernemen. Auch weyßt vnser keyner eigencklich/ vnd vor sich selbert/ was mit yhm gehandelt wart« (Strauß, Tauf (1523), fol. B1r–v). Vgl. auch die Äußerung Thomas Müntzers in Deutsches Kirchenamt (1523): »Es wirt sich nicht lenger leiden, das man den lateinischen worten will eine krafft zu schreiben, wie die Zaubrer thun, vnd das arme volgk vil vngelarter lassen auß der kirchen gehn dan hyneyn.« (TMA 1, 7,1–3)
8Umsteher. – Gemeint: alle Besucher der Messfeier.
10Zur Rede von den »Gliedern des Teufels« – im Gegensatz zu den »Gliedern am Leib Christi« (1. Kor 12,12.14.27) – vgl. Kapitel 6 in Hus, De ecclesia, 40–42 u.ö. Jan Hus kritisierte damit das Gebaren vieler »Häupter der Kirche«.
11wie.
125. Mose 27,15–26 (Fluchworte).
13Stellen bei Mose. – Vgl. auch 4. Mose 5,22; 1. Chr 16,36; Ps 105(106),48.
14Gemeint ist der Geistliche, der das gottesdienstliche Amt liturgisch leitet.
15vorlege. – Martin Luther sprach zunächst nur von der nützlichen Möglichkeit, dass der Gottesdienst auch in der deutschen Volkssprache gefeiert werden kann; Sermon von dem neuen Testament (1520) (WA 6, 362,26–31); De captivitate babylonica ecclesiae (WA 6, 524,33–35). In Reaktion auf Karlstadt votierte Luther noch Ende 1524 zur Sache kritisch; vgl. Wider die himmlischen Propheten (1525) (WA 18, 123,5–125,14). Erst zum Weihnachtsfest 1525 führte Luther die volle deutschsprachige Messe in Wittenberg ein; vgl. Brecht, Luther 2, 247–249; Kaufmann, Geschichte der Reformation, 425. In seiner Deutschen Messe und Ordnung Gottesdiensts (1526) erinnerte Luther ausdrücklich an die Freiheit, im (evangelischen) Gottesdienst auch weiter die lateinische Sprache zu gebrauchen (WA 19, 73,32–74,5).
16soll.
17beiseite. – Die Laien, deren Anwesenheit als Gemeinde für den Vollzug des Messopfers nicht konstitutiv war, konnten sich vor allem bei den Pfarrmessen mit betrachtenden Gebeten und gesungenen Hymnen aktiv beteiligen; vgl. Meyer, Elevation, 178–184.
18vorträgt. – Vgl. DWb 4, 732 s.v. fürgeben Nr. 3.
19ihn. – Sinn der Aussage: die Menschen, die am Gottesdienst teilnehmen, sollen sich als direkt Betroffene verstehen, deren eigene Sache verhandelt wird (wie vor Gericht).
20beurteilen.
211. Kor 14,29 Vg »prophetae duo aut tres dicant et ceteri diiudicent.«
22den alten Irrtum (der überkommenen Lehre) in deutscher Sprache bestätigen. – Vgl. DWb 1, 1655f. s.v. bestäten.
23deutschsprachige Lesungen (aus der Bibel) vorgelesen.
24Vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 339, Z. 7–15).
25Gemeint sind die einfachen Pfarrer in der engeren Umgebung Orlamündes, möglicherweise auch in der weiteren Region um Jena.
26was an sich nicht zu beanstanden ist.
27Karlstadt kritisiert demnach, dass die einfachen (»armen«) Geistlichen einerseits das Evangelium verkünden wollen, indem sie in den Gottesdiensten die Epistel und das Evangelium auf Deutsch vorlesen, andererseits aber das Abendmahl weiterhin in der überkommenen Weise nach dem römischen Kanon als Messopfer feiern.
28Aussage, Erklärung (nämlich dass Christus ein Opfer in der »Messe« sei).
29aufgedeckt. – Gemeint ist Karlstadts radikale Bestreitung der Auffassung des Abendmahls als Messopfer im Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 293–349, bes. S. 324, Z. 17–19 und S. 348, Z. 5–S. 349, Z. 2).
30wie.
31behandele. – Offenbar hatte der ungenannte Adressat in seinem vorhergehenden Erkundigungsschreiben an Karlstadt das Verhalten seines Ortspfarrers kritisiert, der eben das Messopfer nach dem römischen Kanon noch hinnahm oder gar selbst die Opferung Christi feierte; siehe dazu auch den abschließenden Rat Karlstadts zur Aufgabe der Feier der »Messe« (KGK 275 (Textstelle)); vgl. die Einleitung, KGK 275 (Textstelle).
33Hier ist zuallererst Luther gemeint, insbesondere mit seiner Formula missae et communionis (1523) (WA 12, 197; 205–220); siehe Einleitung, KGK 275 (Anmerkung). Zu den Titeln anderer Verfasser siehe ebenfalls die Einleitung, KGK 275 (Anmerkung).
34wagen, erdreisten sich. – Vgl. DWb 2, 1729 s.v. dürfen Nr. 4.
35ihn dennoch. – Vgl. DWb 2, 748 s.v. dannest.
36Zum Begriff »Messe« vgl. Jungmann, Missarum sollemnia 2, 581f.; Meyer, Eucharistie, 40f. Zur (falschen) etymologischen Herleitung der Bezeichnung »Missa« aus dem hebräischen Wort für ein freiwilliges Opfer siehe Reuchlin, De rudimentis Hebraicis (1506), II, 289: »מִסָּה id est oblatio quae fit superiori domino propter debitum munus personale […]. Nota igitur quod missa neque graecum neque latinum est, sed hebraicum. sicut etiam pasha neque graecum neque latinum extat.«
37Wie gut es nun den Christen zukomme, gezieme. – Vgl. DWb 1, 480 s.v. anstehen Nr. 6.
38weil es doch so viel heißt, bedeutet.
39Vgl. die radikale Kritik an der traditionellen Lehre und Praxis des römischen Messopfers in Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 321, Z. 9 – S. 322, Z. 9; S. 325, Z. 15 – S. 328, Z. 2).
40bübischer, schändlicher Pfaffe. – Vgl. DWb 2, 466 s.v. bübisch.
41opfern könnte, als.
42Hebr 4,14–16; 5,1–6; 8,1–7; 9,11–14; 10,11–14. – Vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 311, Z. 6–12; S. 313, Z. 8 – S. 315, Z. 9).
43schlimmer zu sagen.
44als dass.
45Vermutlich Anspielung auf Formulierungen des Oblationsgebets im römischen Messkanon: »Hostia pura, hostia sancta, hostia immaculata«; vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 337, Z. 1–3 mit Anm. 460).
46wie der (ergänze: ein) lausiger Pfaffe und Gottes Bösewicht ist. – Vgl. DWb 12, 360f. s.v. lausig. In der Bibel ist wiederholt von den »Gottlosen« (Bösewichten) die Rede. Möglicherweise handelt es sich hier um einen in allen weiteren Ausgaben stehen gebliebenen Lesefehler des Setzers. Vom Sinn her richtiger etwa wäre: »gottloser Wicht«.
47Gemeint sind die (KGK 275 (Anmerkung)) zitierten Kapitel aus dem Hebräerbrief.
48Gemeint sind Dr. Martin Luther und Nikolaus Hausmann (1478/79–1538), seit 1521 Stadtpfarrer an St. Marien in Zwickau. Luther widmete Hausmann die im Dezember 1523 gedruckte Formula missae et communionis (WA 12, 205–220). Zu Hausmann siehe KGK 275 (Anmerkung).
49Gemeint: dass Hausmann sich hier willkürlich wie der Papst eine heilige Autorität anmaßt.
50Karlstadt lehnte die Bezeichnung »Messe« kategorisch ab und plädierte für den paulinischen Ausdruck »cena dominica« oder »herliches abendessen«; vgl. KGK V, Nr. 227, S. 262, Z. 5–7 bzw. KGK V, Nr. 219, S. 141, Z. 4.
51Vgl. DWb 24, 1204 s.v. Unname bzw. unnamen. Gemeint ist wohl: Diese (Luther und Hausmann) bestätigen die von ihnen gegebene, aber sachlich verfehlte Bezeichnung »Messe« (für das Abendmahl).
52Für Karlstadt war also die von Luther theologisch begründete und publizistisch verfochtene Ablehnung des Messopfers unglaubwürdig, weil dieser am Begriff »Messe« und an der liturgischen Geste der Elevation festhielt; vgl. Ponader, Abendmahlslehre, 154–156.
53knurren, murren. – Vgl. DWb 11, 1441 s.v. knirren Nr. 3. Tatsächlich hielt Luther, wie seine Formula missae et communionis (WA 12, 205–220) schon im Titel anzeigt, an der Bezeichnung und der äußeren, liturgischen Gestalt der »Messe« fest, reformierte sie aber theologisch substantiell, indem er den römischen Kanon eliminierte und allein die biblisch bezeugten Einsetzungsworte Jesu gelten ließ; vgl. Hoping, Leib, 248f.; Kranemann, Liturgien, 439–443.
54Gemeint ist die im Laufe des 11. Jahrhunderts zu einem feierlichen Darbringungsgestus ausgestaltete Praxis der Elevation (»Aufheben«) von Brot und Wein in der liturgischen Feier des Abendmahls. Sie wurde beibehalten von Luther, Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts (1526); WA 19, 99,17–20. Vgl. dazu Meyer, Elevation, 162.
55Tatsächlich verstand man die Elevation, solange sie im liturgischen Vollzug der Messe vor der Konsekration stattfand, noch allgemein als Opfergestus. Da seit dem 13. Jahrhundert die Elevation nur der konsekrierten Elemente üblich wurde, fasste man sie entsprechend als Zeigegestus auf, und zwar insbesondere als »Darstellung der Erhöhung Christi am Kreuz«; Meyer, Elevation, 197 Anm. 4; vgl. Hoping, Leib, 222–224.
56In seinen einschlägigen Schriften der Jahre 1519 bis 1521 verstand Luther, unter ausdrücklicher Ablehnung des Opfergedankens, die Elevation als Zeigegestus im Sinne der (im liturgischen Vollzug zuvor vorgetragenen) »Verba institutionis«, um die Menschen zum Glauben an die sakramentale Zusage zu »reizen«; vgl. De captivitate babylonica ecclesiae (1520) (WA 6, 524,21–35). Luther plädierte für die Beibehaltung der Elevation, um die »Schwachen« nicht unnötig zu beschweren – wie es in seinen Augen Karlstadt hingegen getan hatte; vgl. Meyer, Elevation, 197–199. Luther betonte auch, dass es ihm weniger um die Anbetung des Sakraments ging als vielmehr um seinen Gebrauch als Mahl der Gemeinde.
584. Mose 16,16–19 (Rotte Korach).
59Gemeint ist das Hebeopfer (תְּרוּמָה tᵊrûmāh); vgl. 2. Mose 29,22–28 u.ö.; vgl. auch Karlstadts138 Articuli (1521) (KGK IV, Nr. 199, S. 449, Z. 9–13 mit Anm. 55–57).
60zu bequemen (es sich selbst angenehm machenden) Priestern des Opfers der Engel. – Vgl. Offb 7,11f. Den Hintergrund bildet vermutlich die dem römischen Messkanon folgende Gebetsbitte, ein Engel möge das konsekrierte Opfer zum himmlischen Altar emportragen, von wo aus es dann den Kommunikanten ausgeteilt werde; vgl. Odenthal, Canon, 621.
61Vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 317, Z. 17f.; S. 318, Z. 17 – S. 319, Z. 7).
62Gemeint ist das Schwing- oder Webeopfer (תְּנוּפָה tᵊnûfāh), das für die Gemeinde sichtbar hin- und hergeschwenkt wurde; vgl. 3. Mose 7,28–36 u.ö.; siehe auch KGK 275 (Anmerkung).
63wie.
64Das Fest Fronleichnam (Corpus Christi) fiel im Jahr 1524 auf den 26. Mai. Diese Äußerung ermöglicht eine ungefähre Zeitangabe für die Niederschrift des Antwortbriefs Karlstadts an den ungenannten Adressaten; vgl. die Einleitung, KGK 275 (Textstelle). Zum Fronleichnamsfest vgl. LThK3 4, 172–174.
65von Neuem geopferte.
66Vgl. Karlstadts Traktat Von dem Missbrauch des Herren Brot und Kelch (KGK 276), der sich eingehend mit diesem Irrtum auseinandersetzt (KGK 276 (Textstelle)).
67dennoch.
68Das (Umgehen, die Prozessionen mit dem Sakrament) geht dennoch jetzt etwas zurück, und zwar mehr als die (überkommene Feier der) Messe.
69als ihn (Christus).
70in der (Sache der) ersten Elevation (der Abendmahlselemente beim Vortrag der Einsetzungsworte). – Brot und Wein wurden in der liturgischen Feier zweimal eleviert (aufgehoben): als vermutlich unscheinbarer Zeigegestus beim Vortrag der »Verba institutionis« und während des Sanctus-Benedictus-Gesangs, der entsprechend der Formula missae et communionis erst nach den Einsetzungsworten angestimmt wurde; vgl. Pahl, Coena Domini 1, 26.
71Gemeint sind Luther und der Theologenkreis um ihn in Wittenberg, insbesondere Bugenhagen und Melanchthon.
72vom alttestamentlichen Gesetz so völlig befreit seien.
73als.
74Wort und Weise (Gottesdienst zu feiern).
75von diesen (liturgischen Zeichenhandlungen) keine getan hat.
76Vgl. Mt 5,17.
77beurteilen. – Vgl. DWb 24, 2570 s.v. urtheilen.
78denn wenn.
79Vgl. als Hintergrund Apg 9,1 u.ö. Karlstadt gibt dem gegen Luther gerichteten sarkastisch-polemischen Vergleich einen judenfeindlichen Akzent.
80weil Gott die Elevation den Opfern zugerechnet und zugeordnet hat. – Gemeint sind das Hebeopfer (תְּרוּמָה tᵊrûmāh) und das Schwing- oder Webeopfer (תְּנוּפָה tᵊnûfāh), das für die Gemeinde sichtbar hin- und hergeschwenkt wurde; vgl. 2. Mose 29,27 u.ö. Vgl. auch Karlstadt, 138 Articuli (1521) (KGK IV, Nr. 199, S. 449, Z. 9–13 (Art. 52 u. 53) mit Anm. 55–57); vgl. KGK 275 (Anmerkung) und KGK 275 (Anmerkung).
81Wenn sie (die Wittenberger).
82ihn (Christus).
83kann.
84Dieser in der Kanonistik geprägte Begriff meint die Ungültigkeit des faktisch missbräuchlich angewandten Rechtsinstituts einer öffentlichen »Protestatio«. Diese dient eigentlich dazu, sich von einem durch einen Beschluss oder eine Tat hergestellten Rechtszustand zu distanzieren und sich Handlungsmöglichkeiten vorzubehalten. Weil der vorliegende Tatbestand – konkret: die Feier des Abendmahls als Opferhandlung, erkennbar durch die Elevation – aber substantiell der Aussage der »Protestatio« (nämlich der Beteuerung, die Abendmahlsfeier als Opferhandlung abzulehnen) widerspricht, darf die »Protestatio«Luthers, die beteuert, Christus in der »evangelischen Messe« nicht zum Opfer zu machen, als unglaubwürdig und nichtig gelten. Zum Terminus vgl. Becker, Protestatio, 391f.; HRG 3, 2042–2044.
85Gemeint sind Luther und die anderen Wittenberger Theologen.
86sehr, völlig verblendet. – Vgl. als Hintergrund 2. Kor 4,3.
87Gemeint: Verhaltet euch, wie es einem christlichen Streiter ansteht! – Zum metaphorischen Topos der »Militia Christi« vgl. RGG4 5, 1231–1233.
88Anschein antichristlicher (Verhaltens-)Weise (hat). – Vgl. DWb 3, 1324 s.v. Farbe Nr. 7; vgl. als Hintergrund 1. Joh 4,2–8. Kritisiert wird hier – wenn der der Flugschrift möglicherweise zugrundeliegende echte Brief sich tatsächlich an den ZürcherGrebel-Kreis richtete – die Feier des Messopfers. Der Zürcher Rat war, unterstützt von Zwingli, bislang noch bereit, dieses zu dulden, obwohl der dem Evangelium widersprechende, die Menschen in die Irre führende Charakter der Messopferlehre erwiesen war; siehe die Einleitung, KGK 275 (Textstelle).
89Vgl. Mt 18,28 par.
90Vgl. als Hintergrund Ps 89(90),10. Zum Zitat vgl. (Papst) Innocentius III., De contemptu mundi, cap. 24 (De vicinitate mortis): »tempus praeterit et aeternitas appropinquat« (PL 217, 713).
91Vgl. als Hintergrund Mt 25,23. Vgl. den dual angelegten Volltitel des Karlstadt-Traktats Wie sich Glaube und Unglaube halten (KGK 274).
92Gemeint ist der der Gemeinde zugewandte, jedem christlichen Herzen als »kurtzer begriff das gantzen Euangelii« (WA 8, 524,33) zusprechende Vortrag der Einsetzungsworte in der evangelischen Liturgie der Abendmahlsfeier. Dabei werden Brot und Kelch jeweils zeigend eleviert und es werde »nicht mit eym wort yrgent eyns opffers« gedacht (WA 8, 524,34–525,4); vgl. Meyer, Elevation, 198 mit Anm. 200; Wendebourg, Luthers Reform, 295–297.
93doch, gewiss.
94wie der alte Brauch (der Elevation in der Feier der Messe nach dem römischen Kanon).
95aus dieser Ursache, dass ihre (Praxis der) Elevation stimmt überein.
96Fehler, Nachteile. – Vgl. DWb 12, 253 s.v. laster Nr. 3.
97den Gemeindegliedern (des »Volks«).
98beiseite (weil eben dann die entsprechende Einsetzung des Kelchs erfolgt). – Möglicherweise war es dieser karikierende Vorwurf Karlstadts, der Luther dazu bewog, in seiner Deutschen Messe und Ordnung Gottesdiensts (1526) der Einsetzung von Brot bzw. Wein jeweils sogleich die Austeilung der beiden Gestalten des Abendmahls folgen zu lassen, also die Kommunion eng mit der Einsetzung zu verbinden – ein Vorschlag, der in der praktischen Umsetzung freilich nur bei einem kleineren Kreis von Kommunikanten durchführbar ist; WA 19, 99,5–11.
99Vgl. DWb 15, 23 s.v. schier Nr. 2, und DWb 5, 2523 s.v. gehören Nr. 12c. Gemeint: Das nahezu, fast dahin (so) gehört (zu verstehen ist).
100Karlstadt meint in den Abendmahlsberichten des Neuen Testaments eine selbstverständliche, klare Vorlage zu sehen, wie das Abendmahl praktisch zu feiern sei; vgl. Wittenberger Stadt- und Kirchenordnung (1522) (KGK V, Nr. 219 Beilage, S. 183, Z. 6f.).
101geradewegs, direkt, einfach. – Vgl. DWb 5, 4245f. s.v. gestracks Nr. 1.
102weise, bedacht.
103wie.
104Vgl. die Entfaltung des Gedächtnis-Motivs in Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 335, Z. 3–22).
105könne. – Gemeint ist die Elevation zum Zwecke der sog. Augenkommunion, die im Volksglauben den Höhepunkt der römischen Messe darstellte; vgl. Meyer, Elevation, 189–196; Hoping, Leib, 223f.
106Gemeint sind »etliche«, die bei der Abendmahlsfeier nach dem Vorschlag Luthers auf »neue weyse« die Einsetzungsworte mit der Elevation verbinden und der Gemeinde zugewandt zelebrieren; siehe KGK 275 (Textstelle).
107Gemeint ist Christus, der hier mit der zeitgenössischen Titulatur eines Landesherren bezeichnet wird.
108Könnten.
109versöhnt. – Vgl. als Hintergrund 1. Kor 1,12f.
110bedarf, brauche.
112Gemeint sind die Stellen Apg 2,46; 20,11; 27,35.
113doch, gewiss.
114schiebt. – Vgl. DWb 14, 2610 s.v. scheuben.
115Ergänze sinngemäß etwa: Freundes. – Vgl. Joh 15,13.
116Vgl. Karlstadts Traktat Von dem Priestertum und Opfer Christi (KGK VI, Nr. 249, S. 340, Z. 20–23).
117Karlstadt schließt also die Leserschaft mit ein und weist darauf hin: Christus nahm stellvertretend »für uns« Leiden und Tod auf sich.
118Vgl. als Hintergrund 1. Kor 1,30.
119Das könnt ihr bei euch verstehen. – Vgl. DWb 1, 697 s.v. aufnehmen Nr. 8.
120sein wollte als.
122Vgl. als möglicher Hintergrund Thomas, S. Th. II–II q. 2 art. 4 c: »Ratio enim humana in rebus divinis est multum deficiens.« (Thomas, Opera (Leonina) 8, 30). Vgl. auch KGK VI, Nr. 239, S. 60, Z. 10–15; S. 62, Z. 16–20; S. 82, Z. 11–23; Nr. 241, S. 131, Z. 5–20 (unter der Überschrift: »Gelassenhait der vernunfft«); Nr. 247, S. 240, Z. 13–19.
123Sintemal, zumal ja. – Vgl. DWb 16, 1211–1215 s.v. sintemal.
124schmäht. – Vgl. DWb 25, 1472 s.v. versprechen Nr. B; vgl. als Hintergrund 1. Kor 2,14.
126denn (als) es.
127wie.
130denn es (als es).
132Gemeint ist Petrus.
133weise, klug.
134Gemeint: Kein vernünftiges Argument hätte Petrus tadeln, verurteilen können.
136Jer 23,12 Vg »via eorum erit quasi lubricum in tenebris.«
137(eben) wie.
138Vor ihm (Gott) taugt nichts als.
140sowohl.
142obwohl.
143Gemeint: wenn auch der äußere Eindruck wohl und gottgefällig erscheint.
144harte Dienste. – Vgl. DWb 10, 498 s.v. hart. Gemeint sind grausame Kulte.
145Götzen, falschen Göttern.
146beileibe; ja nicht, keinesfalls. – Vgl. DWb 1, 1351 s.v. bei Nr. 7.
148weder.
149Härtigkeit, Härte. – Vgl. DWb 10, 513f. s.v. Härtigkeit.
150als.
153Vgl. übereinstimmend und mit ähnlichem biblischen Beispiel argumentierend Karlstadts Traktat Ob man gemach fahren soll (KGK 273 (Textstelle)).
154wie.
155Zur verschollenen schriftlichen Anfrage des ungenannten »Bruders« siehe die Einleitung, KGK 275 (Textstelle).
156dummdreist. – Vgl. DWb 2, 1521 s.v. dummkühn.
157zerbrechen. – Vgl. DWb 25, 158 s.v. verbrechen Nr. 4.
158als ihn.
159sie sind auch alle treubrüchig. – Vgl. DWb 2, 413 s.v. brüchig Nr. 2.
160Gemeint: was euch (an meiner hier gegebenen Auskunft) fehlt.

Downloads: XML · PDF (Druckausgabe)
image CC BY-SA licence
»