fehlt Ap Got ein ursach sey
des Teuffelischen
falhs.
wenn der Teufel
leugt/ so redt er auß seinen
eygen. Joan. 8.1
Andres Carolstat.
M.D.XXiiij.
Jhen.
fehlt Mich haben etliche studenten/ wie ir
hoͤren werdt/
gefragt. Nach dem
man zů Wittemberg/ ein
disputa-
tion/2 uff
ettliche artickel/ hielte
und unther andern artickeln/ dießer
gesetzt ward.
Das Got. Ein ursach
boͤßer wercken sein solt.3 Unnd ich
fuͤret ein laͤhr Christi
darwider/ das nicht also sein kuͤnt
(wie denn der brauch/ in disputationen/
ist)4 und wolt
Joan. 8.das/ durch dieße lahr Christi beweysen. Der teuffel
ist
ein luͤgner/ und wenn er leugt/ so redt er auß seynem ey-
genthum. Und sprach. Sih da/ Christus sagt/ das der
teuffel nit durch gottis
eingeben oder willen lůgen redt/
sondern auß seinem eygen.5 Nuͤ ist es war/ das der teu-
fell/ auß seynen eygen leugt/ so ist Got/ keine ursach/ der
teuflischen lůgen oder falhs gewest. Demnach wehr
eur conclusion (herr
Doctor6 sagt ich
zů dem platz halter7)
nichts
werd.
Das aber der Teuffell/ on Gotis eingeben/ gelogen
hab/ und das Got gar kein
ursach/ dem teuffel/ zů liegen
Joan. 8.gegeben/ zeygt
Christus ahn/ in dem das er spricht. Der
teuffel hat auß seinen eygen
gelogen.8 Denn wo der
teuffel/ auß seinem eygen synn gelogen hat. So ist nicht
in Got/ oder ahn Got/ das
den teuffel zuͤ liegen vor-
ursacht.
Sprichstu/ das Gottis zorniger will/9 den teuffel zů
liegen bewegt/ oder gereitzt hab. So mustu auch bald
sagen/
das der teuffell/ nicht auß seynem eygenthumb/
sondern auß goͤtlicher reytzung unnd
bewegung/ gelogen
hat. Dieweyls offentlich am tag ligt/ das die mittele/
durch
welche got/ die creaturische krefften des teuffels/
anzůndt oder bewegt/ nicht die
bewegte krefften10
waren/
sondern/ sonderliche dinge.11 Gleicher weyse/ die zornige
wort oder hoͤnrede meines feindes/ durch
welche er mein
fehlt bluͤt anzuͤndt unnd bewegt/ weder ich
selber/ noch mein
blůt/ noch die hitzige brůnst oder glude meynes hertzen/
seind. Sondere andere ding/ und sonderliche creaturen/
von meinen krefften
abgescheiden.
Also auch ist der zornig will Gottis. Oder sein vor-
hencklicher
will12/ ye13 nicht/ die creatur/ die von yhm ge-
Joan. 8.triben oder vorhenckt14 wuͤrd. Weil aber
Christus spricht/
das der teuffel/ auß seinen eigen lieg/ wenn er leugt.15 Můß
es unmoͤglich sein/ das der
Teuffel auß Gottis willen
lieg/ der des teuffels nichts eygen ist. Gottis
zorniger
will/ kann auch nit liegen/ als der teuffel. Nach16 ungerecht
sein/ als der teuffel. Wie grimmich
gotis zorn sein magk
oder gewest ist/ wie wol er zů flihen ist etc.17
War ist es/ das der teuffel/ nicht sein kuͤnte/ one gotis
verhencknis.18 Ya one gottis willen/ moͤcht der
teuffel gar
kein wesen haben/ oder auch nit ein creatur sein/ und sey-
ne krefften/ koͤntten auch nicht sein/ one Gottis willen.19
Vil weniger/ moͤchten sich des teuffels krefften
one gotis
willen regen oder bewegen. Das ist aber widerumb
auch war/ das der
teuffel sein luͤgen/ auß seinen eygenn
leuget. Unnd ligt nichts an den beweglichen
dingen/ so
den teuffel oder menschen/ innerlich oder eusserlich/ be-
wegen/ sie seind leipliche oder geistliche bewegnis. Dann
Got geb/ sie seind wie sie seind/ so ist dannest20 ein klarer
untherschied/
zwůschen den beweglichen dingen/ und den
bewegten krefften. Gleicher maß auch/
ein merglicher
untherschied ist/ zwůschen gotis zornigen oder vorhenck-
lichen willen/ uff einer/ und zwůschen den bewegten kreff-
ten des Teuffels/ uff der andern seytten.
Joan. 14.Christus ist ye die warheit/ und vermack nicht
unware
urteyle reden/21 der sagt also. Wenn der teuffel lůgen
redt/ so redet er/ von seinen
eygen.22 Drumb muß das
gestracks23 waer sein/ das Got
kein ursach/ des verthuͤm-
nis24 und der lůgen gewest. Und das der teuffel von anbe-
gynn/ und noch heutte/ auß seynen eygen krefften gelo-
fehltgen hab/ und noch heutes tages/ die luͤgen von seinen ey
gen krefften liege/ so offt er leugt/ und nichts durch gotis
eingeben
oder treyben/ das ist auß dem zů mercken/ das
Christus nit spricht. Der teuffel hat
auß seinem eygen
anfencklich gelogen/ sondern also/ wenn er luͤgen redt/
so
redet er von sich selbst/ demnach leugt er heut als vor25.
Ich weiß nit was dem teuffel/ eygenthůmblicher an-
hangt/ denn seine
angeschaffene krefftenn/ die Got wol
schůffe/ und dem teuffel zů eygen gab/ drumb
sage ich zey-
ten/ der teuffel leugt auß seinen eygen krefften/ wenn
ich
sonst sagt/ der teuffel leugt auß seinem eygenthumb.
Nuͤ/ wenn einer sagen woͤlt/ das Got ein ursach der
krefften sey/ durch welche der
teuffel leugt/ als durch sein
eygenthumb. Drůmb solt auch Got ein ursach sein
des
teufflischen falhs. Darauff sag Ich. Das ist ein
Sophistische und
betriegliche rede/ und ist nichts werd.26
So aber ein solche rede bestuͤnde/ wuͤrd volgen/ das Got
Gen. 1.nichts guͤts geschaffen het/ wider das. Das sein
goͤtliche
augen/ alle ding sahen/ das sie wol/ gůt/ und recht ge-
schaffen waren.27 Wenn ich euch
hochgelarten solt gestehn/
Das got ein ursach/ des teuffelischen falhs/ darumb
sein
solt/ das er dem teuffel krefften anschuff/ dadurch sich
der teuffel
bedrugk/ und drumb solt volgen/ das die teu-
felische krefften/ derhalben
auch boͤß/ ubel/ und ungerecht
weren geschaffen. Wuͤrd auch volgen/ das Heva28/ ubel
und boͤß/ unnd unrecht geschaffen wer/ welcher Adam
auch unrecht gebrauchet.29 So wer auch die heilige schrifft
boͤß/ durch
welche vil schrifftweysen vertorben/ und als
die teuffeln/ gefallen seind. Und muͤste zům letzten volgen
das die menschheit
Christi/ nit wol/ gůt und recht/ von dem
heiligen geist entpfangen wer/ weil sich
so vil verthuͤmbte/
an yme geergert/ und sich gefelt haben. Und můst darnach
auch volgen/ das got selbert nicht gůt wer/ die weil sich
ettliche geister/ an
seiner gotheit/ verseert/ unnd sich in
ewigen falh gebracht haben.
fehltEs ist nit war/ das alles
boͤß und unrecht ist/ daran
sich eyner zuͤ falh brengt. Heva wurd ye wol geschaffen/
und recht/ und Adam kuͤnt Got keine ursach geben/ sey-
nes falhs/
drumb das yhm Got die Heva schuff/ und zů
gab.30 Ursach. Got wisset wol
das dem Adam nit gůt
wehr/ wenn er allein/
sein blib. Derhalben schuff Got
Gene. 2.dem Adam eine geselline/ die solt dem Adam vor seynen
augen stehn/31 und uff Adams
augen und willen achtung
haben/ und yhm dienen. Das alles thet got dem Adam
zů gůt/ das der Adam selbst bekandt. Druͤmb hieß
Adam seyne Hevam ein schridbein/ oder ein ganckbein/32
das sie bereitte beine unnd fueß hette/ noch
seynem gebot
und willen zůgehn.
Also was33 ye kein mangell/ an
der schoͤpffung Heve/
und Got gab Adam auch kein
ursach seynes falhs/ als er
Gene. 3.34durch Hevam
fiel/ das Adam vorm falh selbert bezeugt/
als er
Hevam ein schridbein/ oder ganckfueß nennet/
und
hieß sie Mennin.35Wenn auch Adam/ seiner Heva/ recht
gebraucht
hette/ unnd wer in der ordnung/ als sie Got
beyde geschaffen/ bliben. So wer Adam nicht gefallen.
Aber als Adam seine Heva/ nit zů eynem
gehuͤlffen/ fuͤr
seinen augen/ datzů sie Got geschaffen hette/ sondern zů
einem haubt setzt.36 Und sahe
uber sicha/ do er solt unther
sich oder stracks fuͤr sich sehen. Und do Adam des
dinsts
Heve vergaß/ unnd setzet sie oben/ als
einen herren/ des
stymm er hoͤren wolt/ unnd machet auß eynem schridbein
ein
oͤberbein/37 da mißbrauchet
Adam seines gehilffen/ und
hoͤret ire stymm/
mehr/ dann Gottis stymme/ unnd das
yhm zuͤ nůtz und ehren geschaffen war/ das
wandelt er zů
seinem schaden und unehr. Drumb fiel Adam durch
das weyb/ das got wol/ gůt/ und recht geschaffen
haͤtt/
als der Adam selber bezeuget hat/ wie
gesagt ist. Wie
Gene. 3.wol er sich nach dem falh wolt
entschuldigen/ durch sein
Heva/ und sprach. Die du
mir zům gehilffen geben hast/
fehlt die gab mir den apffel/ und
ich assze etc.38
So auch stets mit den naturlichen eygen krefften/
got hat sie wol/ und gůt geschaffen/ der sie auch helt
und
gebraucht/ als sie got geschaffen hatt/ der feelt nit. Als
wenig Adam gefallen
were/ wenn er aller ding/ im para-
diß/ und seiner Mennin gebraucht
hett/ als sie ym Got
erleubte. So wenig wer der Teuffel gefallen/ wenn er
sich
auch nach seynen krefften gehalten/ als yhm Got seyne
krefften anleymbt
und eygen macht.
ursach des falhsAuß dem
aber kůmbt der schad und falh her/ das die
vornunfftigen creaturen
genuͤgde39/ an yren
natuͤrlichen
krefften/ haben/ und sprechen. Got hat mir einen freyen
willen/
und geystliche krefften/ eygenthuͤmblich geben/
und er hat mich und alle meine
krefften/ gůt/ recht/ und
facere quod in se est40wolgeschaffen. Drumb wil ich bey meinem willen und
krefften bleyben/ und zuͤ friden sein/ und so vil thun als
ich sol. Das aber ist
ein teuffelische ungelaßenheit.41
Die also an yren krefften genuͤgig sein/ die woͤllen das
werck des heyligen
geystes/ nit leyden nach42
annehmen.
Man predig yhnen was man wil/ so woͤllen sie bey yrer
natuͤrliche
vernunfft bleyben. Unnd ir geschaffen licht/43
fuͤrs beste und genugsam schatzen. Unnd vorsprechen44 das
lichte/ und Gotis
einreden45. Das ist/ das
Christus
Jo. 1.3.46klagt. Das lichte
leucht ym finsternis/ und die finster-
nis wellens nicht
annemen.47
Got/ hat die vornunfftige krefften/ nicht derhalben
geschaffen/ das wir genuͤgde
dran hetten. Sondern/
das wir ein vorlangung entpfiengenn nach seynem
geyste.48
Und in rechte
gelassenheit kemen/ unsers eigenthumbs/
und Gottis wuͤrden/ unnd begereten/ das uns
Got selb
leeren/ weyßen und erfuͤllen woͤlt. Demnach solten unsere
krefften/
von uns außgehn/ als unsere arm unnd hende/
von unserm leip außgen/ und solten sich
nach gotis werk auß-
streken/ als sich die arme und hende/ nach der
spies49 austrecken.
fehlt Die aber ire krefften/ nicht außbreytten nach
gottis
Joan. 15.wirckung/ die achtens dafuͤr/ das sie
etwas vermoͤgen/
one den geist Christi/ außrichten oder thun.50 Darumb fal-
Deut. 32.len sie durch ire krefften/ welche got wol und gut
schuff/
unnd verlassen den Got/ der sie/ und ire eygen krefften
gemacht/ und
ins wesen außgefuͤrt hat.51
Also hat der teuffel than/ Got ließ yhm/ unnd allen
Apocal.engeln Jesum von Nazareth
predigen/ das sie alle von
yhm entpfahen/ und durch yhnen52 eingehn/ und nach ym
sein solten.53 Das wolt der teuffel nit annemen/
sondern/
er wolt bey seynen eygen krefften bleiben/ als er auch blieb.54
Drumb beschloß der teuffel/ das
er des geystes Christi nit
bedurfft/ nach55 begeren woͤlt. Derwegen/ stund der teu-
fel nit in
der warheit/ es war auch kein warheit mehr in
yhm. Sondern die luͤgen/ unnd er
reddet/ die luͤgen/
auß seinen eygen krefften/ unnd fiel/ als56Adam/ durch seyn
Heva fielh.
Do mercke/ sprach ich/ das Got kein ursach
gewest ist/
des teuffelischen falhs/ oder luͤgen/ als57 Christus spricht/
das der teuffel/ auß seinen
eygen krefften leugt.58 So
gar59
hat Got keine schuld/
des teuffelischen falhs/ das er dem
teuffel/ die warheit/ das leben/ und den weg/
der Christus
ist/60 ließ
vorkuͤndigen/ uff das er verstuͤnde/ das sich sein
eygne krefften/ nach eynem
hoͤhern werk auß breyten
und erstrecken můsten denn das sie selber bekommen moͤ-
gen/ und das er auch wisset/ das kein vornuͤnfftige crea-
tur/ an iren eygen krefften/ genuͤgde haben solt. Nach61 ir-
gent eyne creatur/ one Christus
geist etwas thun kuͤnt62/
also ist der teuffel/ anfencklich63/ durch sich selbs vorterbet.
Das ist war/ das ein treflicher untherscheydt ist
zwuͤschen der ersten teuflischer
luͤgen oder boßheit/ und
zwyschen den boßheyten/ so der ersten boßheyt
volgen.
Dann Got kan wol in sunde/ eyner
vorgethaner sunde
halben/ treyben.64 Aber anfencklich wist ich nit (herr
fehlt respondens65/ sprach ich) zů sagen/ das
Got einen/ zů sun-
den anfencklich66 treybe. Dieweil Got erstlich zů den
seynen kuͤmpt/ und weyset
iglichem seine warheit/ unnd
Christum seinen sohn/ darumb in diese welt gesandt
hat/
alle menschen zů erleuchten/ und ahn sich zebrengen/ die
yhnen67 nůr annehmen woͤllen.68 Christus hatt fuͤr aller
welt
sunde gelitten69/ und genugthan/
und erweyset/ das
Got nit mit zorn/ sondern mit offenbarung seyner lieb
und
barmhertzickeit/ zům ersten allen creaturen kuͤmbt.70
Do her gehoͤrt das Got ein unendlich lichte ist/71 groͤsser/
weyter/ hoͤher/ und
tiffer/72 in geystlicher
groͤsse/ dann die
gantze welt/ und so vil an yhm ist/ ist er bereitt/ alle men-
schen zůruffen/ zů leren/ und an sich zebrengen.73
Drumb magk ye74 niemants/ von dem
teuffel sagen/
das yhn Got anfencklich gereytzet hab/ zů lůgen. Als
Joan. 3.wenig yemants darff sagen/ das Christus/ von eyner
andern sach wegen komen sey/ dann die welt zůerloͤsen/
und nicht zů richten.75
Joan. 8.Dieße materien/ ist als ein argument/ kuͤrtzer auff ge-
bracht/ dann ich sie hie ertzele/76 unnd das wort Christi.
Wenn der teuffel luͤgen
redt/ so redt er/ auß seinen eigen.77
Stieß vil zuͤhoͤrer/ fuͤr ire stirn/ das sie alle/ gemenigklich
anfingen zů zweyfeln/ ap Got/ ein ursach/ der vorthuͤm-
nis78 und des boͤsen sey/ die es vor
unser disputation/ fůr
einen gewißen schlus hielten/ das got/ ein ursach des
teu-
flischen falhs gewest.
Weyl dann Christus wort her schnydt79/ als ein schar-
fes schwerdt/80 unnd einen wohn81 machte/ das der teuffel/
selbs ein ursach sein solt/ seines
verthuͤmnis82 unnd boͤses/
und nit Got. Und wie wol ich arguiret/ und nit schlus/83
dannest84 kamen etliche Studenten zů mir/ und sagten. Ich solt
yhnen
meine meinung vertzelen85/ was ich
hielt/ angesehen/
das sich so vil schrifften/ also stossen86/ das sie nit wisten/
was der grůnd/ und warheyt
wehr.
fehltEhe aber ich anfieng zů reden/ sprachen sie/ das
des
Osee. 13.Propheten Osee urteyl/ mit der rede
Christi/ solt gleych
stymmen87. Denn Oseas spricht. Israel/ dein vorterbnis
ist auß dir/ und allein
dein heil oder huͤlff/ auß mir.88 Sihe
sprachen/ sih/ wenn vorterbnis auß den menschen ist/ so
wer das
boͤse/ unnd vorthuͤmbnis auch auß dem Israel/
und nit auß Got. Sondern gůt als
gůt/ oder hilff unnd
heyl oder selickeit/ ist allein auß got. Nuͤ/ wenn
nichts/
auß Got/ oder von Got kuͤmbt/ dann allein das gůt ist/
und
hilflich89/ und des menschen
seligkheit ist. Muß von
noͤten volgen/ das Got/ kein ursach ist des
verterbnis/
und kein schuldt des teuffelischen falhs hat/ der gleichen
got hat
kein ursach des boͤsen und vorthuͤmnis der men-
schen/ das ist ye so vil
gesagt/ als das. Wann der teuffel
luͤgen redt/ so redt er/ von seinen eygen
luͤgen/90 nicht von
Gottis
eingeben. Got lest es wol geschehen/ und vor-
henckts91/ oder lest den teuffel und die
vorkerten menschen/
mit yren natuͤrlichen krefften umbgehn/ wie sie
woͤllen.
Wie wol Got die creaturische krefften/
nicht darumb
geschaffen hat/ das ymandts genuͤgde dran haben/ oder
sich
untherstehn solt/ goͤtliche wercke von sich selber tzů
wircken/ unnd gottis des
schepfers vergessen solt/ der sie
geschaffen und iglichem seine krefften
angehefft92 hatt.93
Der verkert will und synn/ seind ein ursache der ver-
thuͤmbnis/ und des
teuffelischen falhs.94 Der verkert
synn
also. Der teuffel wolt nit synnen oder verstehn/ das er
one Christus
geyst nichts thun moͤcht/ unnd es wer yhm
spoͤtlich/ das yhn Got so wol und gůt
geschaffen/ unnd
solt dannest95 mangell an seinen krefften haben/ und von
einem andern besser werden/ also
was96 sein verstůrtzter97
synn/ ein ursach des falhs.
fehlt Der verkert will aber/ ist des teuffelischen falhs also
ein ursach/ das der teuffel mit seinen eygen krefften/ kuͤrtz-
weylet98/ unnd sich mit
belůstet/ und druff bleyben woͤlt/
Joan. 3.als er auch
bleyb. Das ist das Christus saget/ das lichte
ist
komen/ in die welt und die welt hat/ finsternis mehr gelibt/
denn das
lichte/99
drumb ist ir synn unnd will verkhert.
Da her kams auch/ das der teuffel/ Got nicht
erkandt/
und das lamb nicht annehmen wolt/ durch welches er zů
Got gehn und
komen solt.100 Drumb kan der
teu-
fel/ weder Got/ noch das lamb beschuldigen/ das er ver-
thuͤmbt ist/ weyl er sich selbert/ mit seynen eygen kreff-
ten verknuͤpffet/ unnd der vorkhuͤndigten warheyt wi-
dersprach.
Eyner auß den Studenten sprach. Mich sihet
des
Augustini meynung101 gar nah102 anh/ als er unns verfuͤrt/
und
unbillich103 schlies104. Das Got ein ursach der
verthuͤm-
Joan. 8.nis sey/ und das er/ ob
gehandelten105 sententz
Christi. Wenn der
teuffel leugt etc.106 wissigklich uberlauffen107/ und thun hab/ als
hett er yhn nit gesehen. Villeicht der
halben/ das yhnen108 das
wasser109 Christi/ von
seynem wohn110/
und da hyn fuͤeret do
er stecken111 můß/ unnd nicht112
tzů Christus rede sagen kuͤnn.
Drumb wil sich113 (sprach der selbe) hynfuͤrht114/ nicht so
trotzlich115/ auff der meynung/ Augustini/ stehn116/ auch nit
mehr půchen117 als vor118.
Was wanckelstu/ sagt sein bruͤder/ an dem wohne119
Augustini? Hat er
sich nicht allenthalben wol gewap-
pendt? unnd ursachen des teuffelischen
falhs/ Got zů-
gerechnet/ unnd durch viel schrifften/ erweyst unnd er-
langt/ das der teuffel/ auß Gottis verhencknis unnd
verhertung120/ gefallen ist/ und
vorthuͤmbt?121
fehltDie schrifft zůndet122/ und beweget/ und jaget mich
do-
hyn/ da tzů ich bekennen můß/ das Got ein ursacher ist
Gene. 32.123der verthuͤmbnis124
und des boͤßen. Steht nit also geschri-
Exo.ben. Ich wil mich erbarmen/ des ich mich erbarmen
werd/ und wil
vorherten/ den ich vorherten werd?125 Item
Ich werd das hertz Pharaonis vorherten/ unnd
er wuͤrt
Exo. 4.mein volck nit verlassen.126 Was ist erbarmen anders/
dann guͤnstige werck in der seelen/ oder im geyste wircken/
uber welchen sich Got
erbarmet? Was ist vorherten/
dann gůnst/ genad/ barmhertzickeit/ abtziehen/ von
dem/
Hier. 33.den Got vorhertet?127 Welchem Got begerung
und bitte
des frides/ oder barmhertzikeit eingibet/ der kan von got/
gůt als
gůt/ und gotis begeren oder bitten.128 Dem es aber
Ro. 9.got nit vorleihet/ der
kan auch nicht begeren nach129
bitten/
denn es ist nicht des der do wil/ sondern des barmhertzi-
gen Gottis.130
2. Cor. 3.Die creaturen seindt ungenugsam tzů dencken/
vil
weniger vormoͤgen sie/ etwas vonn Got wuͤnschen oder
begeren.131 Nach dem ye/ die begerung/ den
gedancken nach-
volgt. Und niemandt des begert/ das er nit vorsteht.
Nů hoͤrstu/ das der mensch/ des goͤtlichen geystes werck/
weyßheit/ sterck/ und
der gleychen/ begeren sol/132
und das
dem menschen/ on gottis barmhertzigen willen/ unmoͤg-
Phil. 2.lich sey. Wenn warumb133/ der barmhertzige will Gotis/
schafft und
wirckt alleine/ guͤte gedancken und begerung/
nach seinem geyst/134 und wie der selb veterlich will/
seynen
geyst den creaturen schicket/ unnd der geyst machet/ das
Ro. 8.
Gall. 4.sie zů got/ warhafftigklich sagen. Vater
vater.135 Gleich
also
schaffet das der geyst/ ym menschen/ das er Gottis
begeren/ und goͤtliche
gedancken/ nach Got haben kan.
Gene. 6. 8.Denn/ unsere
naturliche krefften/ seind von jugent auff/
unnd alle stunden/ tzuͤ dem boͤßen
geneygt.136 Unnd
stehn
Esa. 55.tieffer unnd ferner von Got/ denn die
erden unther dem
hymmel.137
fehltNů/ wenn dem also ist/ das
unsere krefften/ nicht gůts
gedencken/ nach138 begeren vormoͤgen/ ehe sie got angreifft139.
Und der yene fallen můß/
den Got nit uber sich ruͤcket.
So wer ye140 Got schuldig am falh. Sih/ wenn du mir nit
huͤlffest/ so
ich fiel/ und kuͤntest mich retten/ so werestu
meines falhs schuldig.
Sonderlich/ wo du mir wol helf-
fen moͤgest/ als du den andern geholffen
hettist. Nuͤ
ist Got reich/ starck/ mechtig unnd klug genuck/ er weis
wie er
helffen sol/ und sihet/ das ich durch meine krefften/
nichts anders kan/ dann nider
fallen/ und nicht uff stehn
mack/ das ich ein geist bin/ der hin geht/ und nicht
wider-
kuͤmpt/ und got kan mir one schaden helffen/ und thuts
nicht. Unnd zeugt141 mir seyne
genad ab/ unnd lesset mich
fallen.
Dar kegen sprach der. N.142 Du
redest von dem falh/
gleych als zuge143 sich Got ab/ vonn den menschen/ wenn
sie fallen. Aber. Ich
sage dir/ das Got alle menschen
erleucht/ und brengt alle geschaffene geyster/ in
die war-
heyt/ und ist kein mangel an yhm/ denn er weyset seyne
warheit und gerechtickeit/ und neyget sich zů allen ge-
schaffen geystern.
Aber sie wollen nit alle/ in der war-
heyt stehn bleyben. Bliben sie
stehn/ so fiellen sie nit.
Nů/ weyl sie von goͤtlicher warheit tretten/ so fallen
sie. Das solstu wissen/ und
da durch verstehn/ das got/
ein helles schoͤns und lieplichs licht ist/ welchs
stets/ ein
gůte begerung mit sich brengt/ und ist der feel und man-
gel nicht an dem lůstparlichem lichte/ sondern an dem
teuflischen finsternis/
unnd falschem geschaffem lichte.144
Wenn sich das falsche lichte/ seiner vortzeyhen145 woͤlt/ und
ein bessers/ und warhafftigers
lichte annehmen/ so wurd
es Got besser und warhafftiger machen.
Uber dieße untherrichtung/ sagt sein widerpart.
Ro.
9.Was kan ein mensch Got sagen? Was darff der offen-
fehlthafen146/
der krausen147 sagen/ das yhn
der heffner oder toͤp-
fer/ tzů dem ofen unnd feur/ unnd die krausen zům
tisch
Esa. 45.unnd lůst bereytt hat?148 Was recht hat der stock/
dem
Esa. 10.tzů sagen/ der yhnen bewegt?149 und der mensch kegen sey-
nem schoͤpffer zů reden? Got ist gerecht/ er toͤdt oder mach
lebendig. Er vorthuͤmb150 oder
mach selig.151
Esa. 45.Got schaffet das
licht/ und finsternis/ gůt und boͤß/
und das finsternis und boͤß/ muß zů
friden sein/ und kan/
unnd darff auch Got/ nicht umb seine schoͤpffung/ an-
sprechen/ oder Got zuͤ sagen152:b Warumb
hastu mich boͤß/
und nit gůt geschaffen?153 Dastu offinbarlich sehest/
das Got des boͤsen ein ursach
sey/ nehm ich dießen text
Ezech. 14.Ezechielis. Wenn ein
prophet lůgen redt/ so hab ich/
2. Paral. 18Got/ yhn
betrogen.154 Wenn Got macht/
das einer leugt/
so ist er ein ursach der lůgen/ betreugt er/ so ist er ein ur-
2. Reg. 16sach des betrugs.155 Das gesteht David/ der zuͤ seinen
knechten sprach/ das sie dem
lůgener nichts thun solten/
der den David mit eynem fuder156
lůgen belestiget.157
Dann
David sagt/ das Gottis will
wehr.
Wiltu nů kluͤger sein/ dann David/ oder
heyliger
denn David? Ist doch die lehr
Pauli klar/ das Got vile
Ro. 1.getrieben hat/ in wolluste yres hertzens/ und hat sie yns
finsternis gestossen.158 Auff dieße redt/ stunden man-
cherley reden auff/ eyner nahm
ytzt vertzelte schrifften
ahn/ der ander sprach. Ists doch drobenc abgeredt/
das
Got/ umb voriger sunden willen/ in neue sunden treibt.159
Das auch Paulus unheymlich und unverborgen antzeigt.160
Ro.
1.Drůmb ist dein kegenwůrff161 seer unfuͤglich162.
Der dritte
sprach. So kem die alte Scholasterey widerumb auff.
Datzů antwort
einer/ und sagt. Nein. Aber der virte
sprach/ Seind denn alle urteyle der
Schulesterey163 uffge-
fehlthaben? Ist der artickel von der dreyheyt und
gotheyt/
von der menschwerdung Christi/ unnd der gleychen etc.
auchd umbgestossen? Oder mack es nicht gesein/
das die
Schullesterer/ etliche sachen/ vonn Got handeln/ die sie
nicht
erfunden nach164 erdacht haben?
Die warheit
sagt jhe165. Er
leugt auß seinen eygen krefften.166 Do be-
schlussen sie/ und wolten mich fragen/ und mey-
nen synn unnd verstandt/ uber obertzelte
schrifften hoͤren/ und
untherwegen
verwunderten sie sich fast167 sehr/
und giengen/ iglicher/
nach seyner wa-
nung.168
¶ Gedrůckt zů Jhen durch Michell-
Bůchfuͤrer. Anno. 1524.