Nr. 71
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
[Wittenberg], [1518, zwischen Mitte März und Mitte April]

Einleitung
Bearbeitet von Alejandro Zorzin
unter Mitarbeit von Antje Marx

1. Überlieferung

Editionen:

2. Inhalt und Entstehung

Der Kurfürst hat Karlstadt hitzesenkende Früchte zukommen lassen und bietet an, ihm weitere krankheitshemmende Hilfsmittel zu senden. Karlstadt lobt diese seiner Person unangemessene Großzügigkeit des Kurfürsten. Spalatin soll ihm seinen Dank aussprechen. Nachdem Karlstadt vom Arzt über zu erbittende Speisen Rat eingeholt hat, wird er es Spalatin als seinem Ratgeber mitteilen; der soll ihn hinsichtlich weiterer vom Kurfürsten zu erbittender Gaben informieren, damit Karlstadt nicht mit zu hohen Ansprüchen Anstoß erregt; [er unterzeichnet]»mit kranker Hand«.

Am 21. März 1518 berichtet LutherJohannes Lang, dass Karlstadt mit Fieber daniederliege und seine Arbeit am Augustinkommentar unterbrochen sei.1 Mit einem Brief vom 15. April 1518 schickte Karlstadt Spalatin flache Schüsseln zurück, die der ihm geliehen hatte, als er krank war.2 Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass er sich wieder gesund fühlte und sie nicht weiter zu benötigen meinte. So ließe sich dieser undatierte Brief mit dem Dank für die kurfürstlichen Gaben, den Karlstadt ausdrücklich »aegra manu« unterzeichnete, in eine zwischen Mitte März und Mitte April 1518 liegende Phase akuter Erkrankung einordnen (vielleicht Ende März?). Wenn Karlstadt am 14. Mai 1518 an Spalatin auf dessen Nachfrage hin schreibt, dass er teils genesen sei, teils noch Kopfschmerzen habe3, könnte es sich um Nachwirkungen seiner damaligen Erkrankung handeln.4 Vor Mitte Mai war Karlstadt arbeitsfähig, denn er hatte Vorlesung gehalten und an den Apologeticae Conclusiones gearbeitet, deren Hauptteil am 9. Mai 15185 abgeschlossen war.


1WA.B 1, 154,9f.: »Nam decubuit atque etiam nunc decumbit Doctor Carlstadt. febribus; ita intercidit atque iacet negotium.« Nicht lange davor war in Karlstadts Wohnung ein Entwurf zur Neuordnung der Studien besprochen worden, den Luther am 11. März 1518 an Spalatin geschickt hatte; im begleitenden Brief (vgl. WA.B 1, 153,3–9) findet sich kein Hinweis auf Karlstadts Gesundheitszustand.
2»Remitto tibi, […], eas tuas scutulas, quas mihi aegrotanti et passionibus subposito […] dedisti.« (KGK 077).
4Vgl. jedoch auch Barge, Karlstadt 1, 91 Anm. 70.
5Vgl. KGK 085.

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