Unser freuntlich dinst zuvor. Hochgelaritter lieber doctor
Eur schreibenn am
datum zu Schweinfurtt1/ wie es
lauttet/ hat der durchlauchtige
Hochgebornn furst und
herr/ Her Johanns
Herczog zu Sachssenn etc. unnser
genedigster her/ Inhalts hörenn lesenn/
und
als Ir unther andern gebetten/ euch
antzuzaigenn
die ursachenn/ Warumb euch gebotten/ seiner f'urstlich' g'naden'
unnd
desselbigen Bruders unnser gestrengen hern
des Churfursten2/ landt zurheumen/ So habenn
sein f'urstlich' g'naden' bevolen/ euch
darauff antzuzaigen/ das
Ir auß dem schreibenn/ welchs wir auß bevhell
seiner f'urstlich' g'naden'
nechst an euch gethann3/ sunder
zweiffell
vornhomen/ das solchs auß ursachenn/ so sein-
furstlich gnaden darczu
bewogenn/ zu dem das Ir wist/ was
euch auß
befel/ seiner f'urstlich'
g'naden' zuvor mundtlich zu
weimar furgehalten4/ beschehen/ Darumb auch
seiner f'urstlich' g'naden' wie Ir
selbst ermessen konndt/ nit
thunlich/ das euch sein f'urstlich' g'naden' mit einem
vhelchen5
sichernn glait
In berurtten seiner f'urstlich'
g'naden' lannden/
zu wandeln vorsehenn6 sulten/ Dann wiewol
sein f'urstlich' g'naden' nit wissen/ was
Ir zu Wittenbergk/ ader7
zu Orlamundt/ und doselbst vurben8 habt9/
so achtenß doch sein f'urstlich' g'naden' dofhur, das
Ir solchs
durch verordnete fhelich haber10/ sovil euch
fehlt zustendigk,11 unnd Ir fuge12 habt, einbrengen konndt/
unnd sei von unnothen/ seiner
f'urstlich' g'naden' geschefft derhalben
zuvorruckenn13/ Des Ir
euch dann auch sonndernn
zweiffel/ gehorsamlich werdet zuhalten wissenna
Das haben sein f'urstlich' g'naden' also
zuerkhennen zugeben
bevolen/ Welchs wir euch demnoch
auch nit geweist habenn
zuvorhalten/ Datum
Sonabent nach katharine/ Anno d'omini' xxiiii14
Bearbeitet von Stefanie Fraedrich-Nowag
fehlt
afolgt gestrichen/ Dann wiwoll euch
sein f'urstlich'
g'naden'unnd derselbigenn Bruder/ wie Ir selbst wist/ yhe unnd alwegenn
gnadt unnd guts ertzeigt/ So sei es doch seinen f'urstlich' g'naden'nach gestalt
der sachenn nit anders leidlich
4Diese Formulierung legt nahe, dass Karlstadt bereits vor dem 18. September 1524
bei einem Treffen am Hof in Weimar ermahnt und über
eine drohende Ausweisung informiert wurde, bevor am 18. September der schriftliche
Ausweisungsbefehl erfolgte; vgl. die Einleitung zu KGK 271. Welche Gründe für die Ausweisung angegeben wurden,
ist nicht bekannt – im Ausweisungsbefehl heißt es ebenfalls lediglich »sachen halben
die seine f'urstlich'
g'naden' darzů bewegenn«; hierzu siehe ebenfalls die Einleitung zu
KGK 271.
5Befehl.
6versehen.
7oder.
8erworben.
9Über den Besitz Karlstadts in Orlamünde und Wittenberg ist nichts
Näheres bekannt; als gesichert kann lediglich gelten, dass er zu diesem Zeitpunkt ein Haus
in Naschhausen bei Orlamünde besaß; vgl. Hase, Orlamünda, 59 Anm. 26. Das Schreiben der Orlamünder
an Herzog Johann vom 23. September 1524
legt zudem nahe, dass er einige Sachen in Wittenberg untergestellt hatte; vgl. KGK 281 (Textstelle).
13aus der richtigen in eine falsche Lage
bringen (vgl. DWb 25, 1020 s.v. verrücken Nr.
2), hier: den ergangenen Ausweisungsbefehl durch freies Geleit abschwächen.
1426. November 1524.