Nr. 283
Herzogliche Räte von Sachsen an Andreas Karlstadt
[Weimar] , 1524, 26. November

Text
Bearbeitet von Stefanie Fraedrich-Nowag
Buchsymbol fehlt

Unser freuntlich dinst zuvor. Hochgelaritter lieber doctor
Eur schreibenn am datum zu Schweinfurtt1/ wie es
lauttet/ hat der durchlauchtige Hochgebornn furst und
herr/ Her Johanns Herczog zu Sachssenn etc. unnser
genedigster her/ Inhalts hörenn lesenn/ und
als Ir unther andern gebetten/ euch antzuzaigenn
die ursachenn/ Warumb euch gebotten/ seiner f'urstlich' g'naden'
unnd desselbigen Bruders unnser gestrengen hern
des Churfursten2/ landt zurheumen
/ So habenn
sein f'urstlich' g'naden' bevolen/ euch darauff antzuzaigen/ das
Ir auß dem schreibenn/ welchs wir auß bevhell
seiner f'urstlich' g'naden' nechst an euch gethann3/ sunder zweiffell
vornhomen/ das solchs auß ursachenn/ so sein-
furstlich gnaden darczu bewogenn/ zu dem das Ir wist/ was
euch auß befel/ seiner f'urstlich' g'naden' zuvor mundtlich zu
weimar furgehalten
4/ beschehen/ Darumb auch
seiner f'urstlich' g'naden' wie Ir selbst ermessen konndt/ nit
thunlich/ das euch sein f'urstlich' g'naden' mit einem vhelchen5
sichernn glait In berurtten seiner f'urstlich' g'naden' lannden/
zu wandeln vorsehenn6 sulten
/ Dann wiewol
sein f'urstlich' g'naden' nit wissen/ was Ir zu Wittenbergk/ ader7
zu Orlamundt/ und doselbst vurben8 habt9/
so achtenß doch sein f'urstlich' g'naden' dofhur, das Ir solchs
durch verordnete fhelich haber10/ sovil euch
Buchsymbol fehlt zustendigk,11 unnd Ir fuge12 habt, einbrengen konndt/
unnd sei von unnothen/ seiner f'urstlich' g'naden' geschefft derhalben
zuvorruckenn
13/ Des Ir euch dann auch sonndernn
zweiffel/ gehorsamlich werdet zuhalten wissenna
Das haben sein f'urstlich' g'naden' also zuerkhennen zugeben
bevolen/ Welchs wir euch demnoch
auch nit geweist habenn zuvorhalten/ Datum
Sonabent nach katharine/ Anno d'omini' xxiiii14


afolgt gestrichen/ Dann wiwoll euch sein f'urstlich' g'naden'unnd derselbigenn Bruder/ wie Ir selbst wist/ yhe unnd alwegenn gnadt unnd guts ertzeigt/ So sei es doch seinen f'urstlich' g'naden'nach gestalt der sachenn nit anders leidlich

3Gemeint ist der Ausweisungsbefehl vom 18. September 1524 (KGK 271).
4Diese Formulierung legt nahe, dass Karlstadt bereits vor dem 18. September 1524 bei einem Treffen am Hof in Weimar ermahnt und über eine drohende Ausweisung informiert wurde, bevor am 18. September der schriftliche Ausweisungsbefehl erfolgte; vgl. die Einleitung zu KGK 271. Welche Gründe für die Ausweisung angegeben wurden, ist nicht bekannt – im Ausweisungsbefehl heißt es ebenfalls lediglich »sachen halben die seine f'urstlich' g'naden' darzů bewegenn«; hierzu siehe ebenfalls die Einleitung zu KGK 271.
5Befehl.
6versehen.
7oder.
8erworben.
9Über den Besitz Karlstadts in Orlamünde und Wittenberg ist nichts Näheres bekannt; als gesichert kann lediglich gelten, dass er zu diesem Zeitpunkt ein Haus in Naschhausen bei Orlamünde besaß; vgl. Hase, Orlamünda, 59 Anm. 26. Das Schreiben der Orlamünder an Herzog Johann vom 23. September 1524 legt zudem nahe, dass er einige Sachen in Wittenberg untergestellt hatte; vgl. KGK 281 (Textstelle).
10Befehlshaber, hier im Sinne von Bevollmächtigter, Beauftragter. Vgl. DWb 1, 1256.
11jmd. zustehen. Vgl. DWb 32, 845 s.v. zuständig Nr. 2.
12Freiheit zu einer Handlung, hier im Sinne von berechtigt sein; vgl. DWb 4,380 s.v. fuge Nr. 7.
13aus der richtigen in eine falsche Lage bringen (vgl. DWb 25, 1020 s.v. verrücken Nr. 2), hier: den ergangenen Ausweisungsbefehl durch freies Geleit abschwächen.
1426. November 1524.

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