untertenige gehorßame dinste kegen gott allczeit zuvoran bereydt.
Gnediger f'urst' und
h'err' Ich werd der teglichen presencz1 halben welche
ich czu wittenberg/ armuts und grosser nodt halben/ pfleg holenn
und nehmen zusampt
das ich ein pfarre hab/ und ein pension abwesend
einnehm2/ szo hönlich3 und schimpflich angesprengt4/ das meine oren hyn-
furt nit mehr horen mogen. In
sonderheit/ weil mich ßo viele acht-
pare und dapfer menner/ die kegen wittenburg kommen/ ansprengen/
und so offt
straffen/ und melden/ das ich die außlendische5 knechte gots/ und
diener Christi, uber die weyße ßere yn
obvermelten stucken ergern thun.6
Sie haben mich auch umb des vergossen bluts Christi willen gebeeten/
und
bey der lieb und eehre Christi vermandt, das ich auffs schleunigste
von berurtem
ergernis abdrethe.7 Nu kan ich gott
nicht dangk sagen
das mich got auß seiner grundloßen barmherczigkeit/ von vielen
andern
bößen sitten meines alten lebens hatt abgerisßen.8 were auch seiner
gotlichen Maiestet undangkbar und
widderspenstig, wen ich meinen bru-
dern, die er hatt erloßet, czu einem
ergerniß blieb/ und weld mich diesßes valß nicht besßern und bekeren. Derhalben
E'uer'f'ürstlich' g'naden' ich yn
un-
terteniger not und demuth bitt. E'uer'f'ürstlich' g'naden'
geruchen9 mich/ ein Jarlang
oder
czwey/ wo ich nicht sold perpetuyret werden10/ als einen pfarhern czu Orlemunden
lassen sittzen. Oder uff euserste und letzte
als ein Conventor umb
czymliche und ertregliche pension annehmen11/ das ich auß
armut12 bitt/ und
gestatten
das ich den jenen gottlich wort möge vorkundigen/ den ichs am
aller meysten
zuvorkundigen schuldig byn.13
Sonste trau ich nicht das
lehen lange czeit zubehalten. E'uer'f'urstlich' g'naden' wollen
meyne nodt und armut
gnedigklich beherczen/ und ein Christlich werck myr
notdurfftigen mittey-
len.14 Wu15 ich dan e'uer' f'ürstlich'
g'naden' nit wurd behagen/ wold ich mich yn denn
czweyen Jaren mit
einem pauers oder burgers gut yn der nahe versehen16/
und alles das ich yn E'uer' f'urstlich'
g'naden' land mit meyner arbeyt hab erworbenn
oder erwerben wurd da
selbest anlegen. E'uer'f'urstlich' g'naden'
demutigklich
bitt zuermisßen/ was gotlich und Christlich/ mich desselben
lassen
geniessen.17 Das wil
ich umb E'uer'f'urstlich' g'naden' nach
meynem vormogen als ein
gehorßamer allczeit bereydt sein. Bitt E'uer'
f'ürstlich' g'naden' antwort.
E'uer'f'ürstlich'
g'naden'
unterteniger
Diener
Beilage 1: Rat von Orlamünde an Herzog Johann von Sachsen, Orlamünde, 26. Mai, 1523
fehlt Durchlauchter hochgebornerfurst gnediger herr euer f'urstlich'
g'naden'
seint unsere willige underthenige dinst nach unserm aller-
besten vermogen in hohen fIeis alleczeit bereitt/ G'nediger' f'urst' und herre
wir
bitten e'uer'f'urstlich' g'naden'
wissen/ das unsere pfarr mercklichenn
schaden und abbruch18 hatt entpfangen/ der halben zu vermutten
ist/
das muhe und arbeit wurde haben/ einen geschickten gelerten
man zu bekomen/ wan ein
redlicher pfarher etwas von sich
solt reichen19/ der wegen bitten wir demutigklich, e'uer'f'urstlich' g'naden'
welten
unserer sele selikeit In hefftiger ermessen fassen/ und gne-
digklich lassen verfugen/ das nach verczeigend artickel20 nottur-
fftiglich und zu gots lob und
ere wurden angesehen/ und das
wir den rechten pfarher den achtparn hochgelarten
doctor Carolstat
auffs wenigste ein
jar oder czwey bey unß mogen haben und
horen das wollen wir gancz willigklich mit
leip und gut
verdinen.21
Die behausung ist vast paufeltigk worden/ und ist/ zu forchten
das etliche wende
ein sincken/ den die rinnen/ wende/ und ge-
welwe22/ seind durch den durchdreiff23 erweicht und verfauelt〈.〉
Auch ist ein gut haus ym garten eingebrochen schindel/ brett
und balken wegkkomen
das alles einem pfarhern nuczlich gewest〈.〉
Auch haben die weynberge wider24
mist noch gesengke25/ den der
Conventor26 hat seynen myst/ zu seinem eygen bergen furen
lassen27/
Der wegen dye
weynberge vorwust/ und von noten ist gutter besserunge〈.〉
fehlt Die art ecker28 seint ßo gesummerth/ außgehungerth und mager
worden/ das sie ein jar
langk uffs wenigst stil ligen und
ruhen mussen/ dorumb werden sie in czweien jaren
nichts
ertragen〈.〉
Auch seint die/ zceune umb der pfar garten/ des gleichen umb
die wisen seint
abgebrochen und verwust〈.〉
Der pfarren gehölcz/ von welchem sich ein pfarher solt und
mocht enthalten/ ist
mercklich vorhauben und verwust/ das
ein
zukunfftiger pfarher soliches holczes nicht genissen
kan/ und muß der halben sein
eygen gelt vor holcz auß
geben〈.〉
Auch hadt der leczte Conventor Magister Conradus gliczß eczliche
wein fas/ und bir fas/ und andere fessere als
wercztroge/ auch
die stangen auff der scheuenen, dor auff man stro und heu
legen sall, entpfremdt und wegk gefurth〈.〉
Des gleichen des Cappellans29
veder betlein und spohn bette
ist nicht verhanden/ des doch der Capellan nit
entperen kan〈.〉
Auch hat der Conventor Conradus gliczs die
briffe30 die zu der pfarra
gehoren auch entpfremdt und wegk
gefurth〈.〉
Dar auff welten eur f'urstlich' g'naden' beherczigen ap man den vorigenn
Conventor/ wie recht/ dringen und zcwingen/
das ehr briffe〈/〉
vaß〈/〉
bette〈/〉 das abgebrochen haus〈/〉 weynberge und
arteckern31
erstaten und
bessern solt/ das yme zu armut villeicht gereichen
mocht/ Oder das der doctor Carolstat bey unß eyn czeit wonen
mocht/ und das ehr selber soliche schaden erfullen solt/
fehlt angesehen das ehr keyne pension gebe32/ wu33 aber doctor Carolstat
kegen wittenbergk ein pension reichen muß/
hetten e'uer'f'urstlich' g'naden'
zu beherczigen das dy zu felle abfallen34 als opfer〈/〉 tauffpfennige〈/〉
grab
recht〈/〉 beicht pfennige und das opfer am opfer fest/ do von
man muß eyn Cappellan und schulmeister halten/ die weil nun
sollichs sint
abgefallen/ wue man die pension vor voll solt reichen
ßo kunden wir wider35 Capellan noch schulmeister
erhalden36/ bitt
e'uer'f'urstlich' g'naden' wolt
ein gnedigklich ein sehn haben das wir mit eynem
redelichen und gelarthen man als
mit doctor Carolstat vorsorgen
mocht werden/ das wollen wir umb e'uer'f'urstlich' g'naden' mit
leib
und gut ver dinen. Datum Dinstagk in der pfingstwochen anno xv
xxiii.37
E'uer'F'urstlich'
G'naden'
unthertenige
und hern Johans Herczog zu saschsen
Landtgrave in doringen und margkgraff
zu meyssen unnsern gnedigen hernn.
Beilage 2: Herzogliche Urkunde über die zwischen Andreas Karlstadt und Konrad Glitzsch getroffene Vereinbarung bezüglich der Pfarrei Orlamünde, Weimar, 1522, 9. April
Von gots gnaden Wir Johans hertzog zu
Sachssen etc. Thun
kuntt/ Nachdem zwischen dem wirdigen unnd
hochgela〈retten〉
Ern Andreas Bodenstayn doctor unnd archidiakon der
Stifftkirchen aller gottes heiligen zu Wittenbergk an ein[em]
und Ern Conraten Glitzsch〈,〉 pfarrer zu Orlamunde38〈,〉 an〈ders〉
teyls/ der pfarren daselbst/
unnd etzlicher hinterstelligen39
versessen40 pension halben
Irrung unnd zwitrecht gehalten〈.〉
Derhalb sie vor unser Rethe,
Nemlich der Doctor41 durch seinen
geschickten
anwalden Casparn Teuschel42〈,〉 Burger
zu
〈,〉 unnd gnantter pfarner43 personlich uff heut d〈ato〉
zu
gütlicher handlung erschinnen/ Als haben wir sie
durch gedachte unsere Rethe/
nachvolgender meynung m〈it〉
Irer beyderseits bewilligung
vortragen lassen/ unnd
nemlich, Dieweil sich gnantter Magister Conradus〈,〉 pfarner
zu Orlamunde, mercklicher abgenge44, so der pfarren
besche〈hen〉
sollen/ beclagt/ Derwegen er dieselb umb ein
pension nit
bedacht lenger zubehalten/ Sundern dem doctor/ So er45 wid〈er〉
umb mit einem schlechten46 lehen/ oder mit dem so er
zuvor
zu Wittenberg gehabt47 versehen möcht werden
auffzulassen48/ unnd daneben angezaigt, wie er
einen
wüste, der zum pfarrer unnd selensorger mit predigen
unnd sunst
geschickt, unnd gnaigt were die pfarre
anzunehmen49/ Inen auch mit einem lehen zu
content〈iren〉
wo50 gedachter doctor
sein willen darzu geben und verleihen wöl〈lt〉
Ist abgeredt, das
er51 mit Ime52 derb resignacion halben wege
treffen, und dem doctor denselbigen namhafftig angeben
sol/ wo Er
dan vom doctor und andern, die es
zethun
haben/ tüchtig und geschickt befunden/ und der doctor der
pension halben mit Im einig und zu
einem
vicarien angenommen/ ader aber/ ob er gleich nicht
angenommen wirdt/ sol
gleichwol vil gnantter Magister Conradus
die berurtte pfarre uff michaelis schirstkunfftig53
ane wegerung54 verlassen55/ So wollen wir uns/ wo sich mitler
weil ader nach michaelis ungeverelich ain
geistlich lenichen
verledigte〈,〉 das unser lieber bruder56/ und wir zuverleihen
hetten/ und vom Im angesucht würde/ gegen Ime
gnediglich
erzcaigen/ Aber der Hinterstelligen versessen pension
halben
unnd soviel der nuen vollent biß auff michaelis sich
vertagen wirdett/
dorfür sol der magister57/ doctor Carstaden
achtzig gülden geben/ und nemblich
zehen fl itzt bar über/
unnd zweintzig gulden acht ader ungeferlich vierzehen
tage
nach Ostern schirst58/
aber darnach auff Laurentii nagst59
sall er Im xxv fl und die überigen xxv fl auff
michaelis volgendt60 an61 allen behelff〈,〉 schutz ader
gegenrede
bezalen, unnd vergnügen/ und sollen hirmit derselbigen
Irer Irrung
gentzlich geaynt, geschieden, unnd vertragen
sein unnd pleyben/ welchs sie auch/
nemlich der
anwaldt doctor
Carolstadts62 und der magister unsern
Rethen also
unverbrücherlich zuhalten und zuverfolgen
mit handtgebender treue zugesagt. Zu
urkundt etc.
Geben zu Weymar am mitwoch nach
Judica
anno domini xvc xxiii63
Beilage 3: Herzogliche Urkunde über die zwischen Andreas Karlstadt und Konrad Glitzsch getroffene Vereinbarung bezüglich der Pfarrei Orlamünde, Weimar, 1522, 14. Oktober
fehltcdinstagsd nach
dionisii anno uts.c64
Recese zwischen Doctor Carolstadt und
Magistro Conrado, pfarrer zu
orlamunde:
Von gots gnaden wir Johans
etc. Bekennen etc.
nachdem die hochgelarten und wirdigen unnsere
lieben
andechtigen, Andreas bodenstain vonn-
Carolstadt, der hailigen schrifft doctor und Archi-
diaconus zu
witenberg, und Magister Conradus-
Glitzsch, so ein zeitlang sein vicarius zu orla-
munde gewest65 uber unnserer Rethe vor66 aufge-
richten vortrag67, wideumb zu zwiespeld er-
wachssen. So
seind sie derselbigen, durch den
hochgeborenen fursten herrn Johansen Fridrich-
hertzogen zu Sachssen etc. unnsern
lieben,
son auf heut dato inmassen wie volget widrumb
vortragen worden/ Und
also nachdem
Magister Conradus gebeten, das In der doctor
biß auf walpurgis
schirsten68 In der pfarren/
leiden wold auf das er sein getraid und anders
zu seinem besten underbrengen mochte/ So hat
doch der doctor solchs, nit vorwilligen wollen/
dan mit
diesem bescheid, und nemlich zum
Ersten, wo Magister Conradus Ime die
funfundzwaintzig gulden welche auf nechst
vorschinen michaelis69 vortagt auf sontag
fehlt nach Lucie schirst70 an gelde/ ader71 wo ehr solchs
zuthun nit vermöchte/ an getraide ader wein/
in dem
kauffe und wert, wie das itzo des orts ist
nach erkentnus frommer leut/ dofur
geben
wirdet.72 Und zum
andern, wo er ime xl flf
pension von dem halben Jar biß auf walpurgis
schirstkunftig73 geben und dieselb halb, das seind
xx flg an ausstendigen gewissen/ gelt
zinsen,
und die andere xx flh
an getraide, in dem
wird was es itzo doselbst gelten ist, durch In
selbst
ader74 sainen procuratoren,
zuheben unnd
entpfahen, zwuschen itzt und weynnachtenn
vorgnugen wirdet. Was
aber die Kosten〈,〉 so
Magister Conradus zu bestellung der
wintersahet
aufgewand belanget 〈,〉 des solen sie sich durch
vier menner der yeder zween geben sollenn
entschaiden lassen. Ob sie aber zwuschen
itzt
und walpurgis schirstkünftig75 durch die ange-
zaigten menner darmiti nit vortragenn
oder sich selbst entscheiden
würden. So soll
Magister Conradus auf walpurgis wie
berurt
nichts desterweniger ahne solche und alle andre
eintrege, ader behelff dye pfarr reumen unnd
fehlt verlassen/ In allemassen wie nechst
michaelis hat
beschehen sollen und ange-
zaigter kostung halben, wo sy der nit vor-
tragen, eintzweej vor
uns aber unsern
Rethen, ader aber unsern darzu gegeben
Comissarien weißung
undk entlichs entschieds gewarten.
Und hiemit
derselbigen Ire irrung gentzlich gericht
und voraynt seint/ und
pleiben/ Unnd
durch kainen tail, dorwider gehandelt
ader einrede furgewand
werden/ Wir
bevelhen auch hiemit unnserm Schösser
zu leuchtenburgk76/ das er den doctor bey
diesem unserm schied handhaben Und
so Im der magister abermals nit
zuhalten77
würde/ Ime zu
seiner habe, und gutern/
auch wider dieihenigen, so zinß ader anders
schuldig
schleunigklich vorhelffen und
sall sunst bey vor aufgerichten vortrage,
was
die vortrostung belanget so wir
bemelten magister eins gaistlichen lehns
halben gethan78 pleiben. ahne geferde. Zu
urkund etc.