〈her〉nn, Hauboldenn von eynsidl,
〈Kur〉f'urstlichen' rath, meynem gonstigen
Lieben herrenn.
105r Meine ganczwillige und unvertroßne dienste, mit wun
schung
gotis gnaden, frid und gesuntheit alleczeit czuvor〈.〉
Gestrenger
und erenvhester hera. e'uer'
g'naden' schreiben, daß wir alhie
ßo predigen1, zu weilen der laher2 und untherweisung uneynig
sein,3 und, wa ich czu verkundung des wort gotis nicht
sünderlich wer beruffen, alß dann solt ich mich nicht daczu
einlassen,4bhab ich gern verlesenb etc. Gestrenger her, daß wir czeyten
uneynig seind,
geschieht der halben, daß wir nit
auff das wort gotis fuessen, und daß wir
achten,
alß mochten wir durch unser vernunfftc auch waß
erdencken〈,〉 daß got
beheglich5 ist. Alßo ist uneynickeit
in dem artikel〈,〉 die
Beicht belangent, endstanden.6
Fur
mein person sag ich, daß ich der schrifft nachgevolgt,
Beruff mich deß
auff meyne unverdechtige czuhorern〈.〉
Ich hab auch
gebetten, daß unser obirkeit den predigern
bey eyner sweren peen welt gebieten,
nichts czu pre-
digen, dan daß die schrifft inhelt und leret.7 Mich
soll
auch〈,〉 gotwil〈,〉 kein tod vom grund der
schriffte abfhuren〈.〉
So weiß ich〈,〉 daß got nichts
gefeelt, daß nit nach form
heiliger laher endspreiissetd. Daß auch propheten Men-
schliche sunde, lugen und dreum nennen und lugenhaff-
tige predigern und
ire anhorern vermaledeihen. Drum
bleib ich stracks in grunden gotlichs worts. Und
laß
mich nicht irren, waß andere leren. Ich weiß auch〈,〉
daß ich niemand ergern kan, dan unchristen.8
Daß ich aber mich
selber einlassen solt on beruffung〈,〉
ist auch ßo hin an
E'uer' g'naden' gelangt.9Dan mir geburt
zu Sloße
czepredigen.10
Weil nuhn der probst11 fruh
prediget, hab ich nach der vesper auch czupredigen
105v furgenomen,12
verstehe mich, ich sey alßo gnugsam daczu beruffen, wie
wolh ich mich an13 daß auch sonste schuldig erkandt,
gotis wort czu
predigen. Bin ich doch unwirdige doctor, war umb solt ich nit
pre-
digen? Gestrenger her〈,〉 mir ist daß wort
vast14 in grosser
swindikeit eingefallen: We mir, wen ich nit predigen!15 Derwegen
bit ich eur g'naden' wellen mich
nit verdencken. Ich weiß auch
wol, wan her solig angebung16 kumen ist. Man ist mir
veind, deß danck ich
got.17 Aber ich wil sie nit
scheuhen18,
ich waiß mich
gerecht19. Daß wil ich mich auch
berumen,
daß ich auffrur hasß und flih. Got geb, daß meine
angeber20 nit mit der czeit eynen auffrur
werden er-
wecken, der nit gut wirt. Ich verbit auffrur,
So uber
trengen21 etliche den armen mann
alßo, daß ich
gern welt, sie handelten christlicher. E'uer' g'naden'
dancke
ich in hochem fleiß gunstiger erinnerung, wil auch
gern weider
antworten, wu von noten. Und hab gar
keynen czweifel, ßo e'uer'
g'naden' meine laher nach vermogen
h'eiliger' schrifften werden
richten oder urteilen, daß ich wol vor E'uer'
g'naden' und allen
verstendigen Christen wil bestehn〈.〉 Der lebendig
got
spar22 E'uer'
g'naden' gesunt. Datum wittenberg eilig
dinstags nach S'ankt'
Blasii23 im xxii.