Nr. 213
Dass die Priester Eheweiber nehmen mögen und sollen
1522, [Anfang?]

Text
Bearbeitet von Stefania Salvadori
BuchsymbolA1r

Das die Priester Ee weyber
nemen moͤgen und sollen.

Durch eyn hochberůmbten
trefflichen man erst im lateyn
gestalt/ vor beschutz red des
würdigen herren Bartolomei
Bernhardi probst tzů Kem-
berg/ ßo von seynem Bischoff
gefordert/ antwurt zů geben/
das er yn priesterlichen stand/
eyn jungkfrau zů der Ee
genomen hatt.

Lector eme, lege et probabis,
Expende scripturas et argumenta〈.〉 Fa-
tebere et exclamabis ultro, nihil iis
esse solidius nihil verius. Ut rum-
pantur sexcenties impii lenones et
scortatores Papistae et Romani-
stae, quorum insania et coecitate fit, ut
ubi cunque nobiles illae sacerdotum
sedes sunt sint simul, spurcissima
et putidissima lupanaria Orbis.


BuchsymbolA1v Erwirdigenn gunstigenn hernn. Nach dem ich vor euch
gefordert/ meins furnehmens ursach an tzůtzeygenn/
Will ich das kurtz nachvolgender weyß thun unnd auß-
drucken/ was meyn gewissen hie tzů gedrungen. Unnd
bitt derhalben durch Christlicher liebe willen/ wollet euch
nitt beschwern alßo fleissig auch tzů hoͤren/ grundlich ein-
tzůnehmen und tzůvorstehenn/ diße ursach alß ich euch
eynfaltig/ klar und ane heuchlen oder vordeckenn/ hoffe
vortzubringenn. Zum ersten soll und kan ich nitt vorney-
nen das ich eyn Jungfrau tzů der ehe genomen1/ dan ßo
ich das vorneynet geb ich wider mein gewissen/ ergernis
meyner kirchen dan ßo meyn gantz versamlung und pfar-
volck es gantz davor helt/ das diß mein ehe Christlich und
recht sey/ wuͤrde sie hohe geergert/ ßo ich selbst/ meyn leben
(das wollett yhr mir vortzeyhen) eyn huͤrerey hilde oder
nennett. Eyn bischoff oder pfarrer/ wie der apostel Pau-
lus sagt/ fast an viln orten/ seyner episteln/ sol seyn eyn un-
strefflich man etc.2 Und ich solt mich hurn leben3 nit sche-
me/ auch itzo ein pfarrer und seelen hirt〈.〉/ Paulus wil das der
Christen lebenn alßo sey das es auch den heyden nit erger-
nis brenge4 unnd ich sollt ßo offentlich meynem nehistenn/
ergerlich seyn/ ßo ich bekent/ das dißer mein/ angefangen
stand huͤrerey were. Derhalb lieben hern/ bekenne ich off-
entlich das ich ein Jungfrau tzů der ehe genomenn. Und
will es bekennen das ich In ehlich stand mich begebenn/
die weyl mir dißen geyst Christus vorleyhen wirtt. Zum
andern/ So haben yn meinem gewissen solich ursachenn
mich gedruckt unnd tzwungen/ die eyn itzlich Christlich
gemuͤth billich/ bewegenn sollenn. Wie hartt und hefftig
hirwider sein/ der unverstendigen wan5/ gemeiner brauch/
des Bapst recht/ unnd das es in ßo vil Jarn nit anders
gehaltenn. Dann es gebuͤrt einem gotsforchtigen gemuͤth/
mehr unnd hoͤher tzů achten/ was Christus will und fod-
dert/ dan was menschen loben oder vor guth ansehenn.

BuchsymbolA2r Wie dan der Apostel Paulus tzun Galattern sagt. Szo
ich den menschen gefiele/ were ich nicht ein knecht Christi.6
Und Matthei am 8. Laß die todten die todten begraben.7
Das aber diß meyn furnehmen nit alleyn unchristlich und
ungotlich ßonder auch dem eyde tzů entkegen/ dem gehor-
ßam tzů widder und dartzů eyn eyttel frevel muthwillig
tath geacht wirt/ will ich den muthwillen leyderlich ent-
schuldiget haben/ ßo ich vor hin/ das mein vornehmen nit
unchristlich angetzeygtt/ und des mein eyds mich entlet-
stigett/ Unnd wolt gott vom hymel/ sie sehen an mit geyst-
lichen augen disse meyn tath/ alle die yenen die ßo hoch
antziehenn und beschuldigen meynen frevel. Nun wolan.
Zum dritten seynt kortz diße meyns vornehmens grund und
ursachen/ do mit ich dan noch dem sie uff das klar gots wortt
gegrundt/ vorhoff/ und nit allein vorhoff ßonder gewiß byn
zubestehen und das sie noch mensch/ noch engel/ noch teuffell
noch tod/ noch helle/ wirtt stuͤrtzenn oder umbstossen muͤ-
gen.8 Unnd seint eben die. Es hat das Evangelium ader
das gesetz Mosi nirgent die ehe vorbotten/ ßonder sie ist
ym gesetz vill mehr alß yn AbrahamIsaacJacob/ Jo-
seph etc. und allenthalben yn der schrifft ehrlich und groß
gelobt unnd angetzogen
/ Dartzů hatt Christus keynem
stand/ es sey Ley oder Pfaff die ehe vorbottenn/ dann alßo
ist geschriebenn Matthei am xix. Es nehmen nitt alle
gleich auff diß wort. Wer es begreiffen kan der begreiffs.9
Do dan Christus nit allein nicht gebeutt keuscheytt ßon-
der tzeigt an/ das niemant muͤglich sey sich tzůenthaldenn
es werde yme dan ßonderlich geben. Diß hohe trefflich wort
solt billich erschrecken/ alle die alßo hineyn blind und toll
plumpen/ und ewiger keuscheit sich understehenn/ ßo doch
Christus selbs sagt/ das es nitt eyn gemeyn ßondere hohe
unnd theur gabe sey. Unnd Paulus tzů Corinthiern .i.
cap: 7. leget das selbe wortt Christi weytter unnd klerer
aus/ eyn ichlichs hat sein ßonder gab von gott dißer also/
BuchsymbolA2v unnd yener alßo10/ unnd bald ernach/ Nymbst du ein weib
ßo hast du nit gesundigt/11 und ernach gantz vorsichtig und
sorgfeltig/ do mit es nitt do vor gehalltenn/ das ehr den
Jungfrauen stand gebiette/ ader erfordere/ sagt ehr/ diße
gantz mein rede ist euch tzů nutz geschriebenn/ nit das ich
euch domit eyn strick anlegen wolle12 aber darzů vorbinden
das ist ich will euch tzů dißem leben nitt vorstricket ader
gefangen habenn. Sihe/ Paulus besorgt/ Wue13 er celiba-
tum fordere das ehr eyn strick unnd untreglich band den
gewissen anwerffe/ Wye konnen wyr dan die gesetz der
bischoffe von dißer keuscheytt anders nennen/ dan stricke
unnd ferliche bande/ wye sie der apostel nennet.

Nun weytter spricht der apostel do selbst. Es ist bes-
ser eyn weyb tzůnehmen ader ehelich tzůwerden/ dan bruͤn-
sten.14 Es will der apostel habenn von den/ die bruͤnsten/
ader bruͤnnen/ das ist die das wuͤtten und raßen yrs fleisch
nit anders dan feur fuͤlen/ das sie ehelich werden/ dan das
heyst/ bruͤnsten. Er lernt aber das tzweyerley geschlecht
der keuscheytt. Eins der yenigen die alßo mitt der selben
quall unnd brunst ynwendig eußerlich alleyn keuscheytt
vorgebenn/ das ander/ das von gott/ ßonderlich geben/
den yenigen/ die das gemeyn wuͤtten/ unnd brunstig hitz-
enn des fleysch/ nit ßo starck fuͤlenn/ ßonder durch ßonder-
gab unnd gar nahe mirackel uber wynden. Unnd was
ists noth von der hefftigen hitz wuͤtten unnd brunst des
fleischs deutscher15/ ader klerer tzů redenn/ eyn yeder tregt den
alten adam bey sich.
Nun den ersten/ die so brunst fuͤlenn/
wirtt die ehe auch von aposteln gebottenn/ die andern sein/
die theuren/ unnd hochbegabten do Christus von sagt.
Sye begreyffen es nit alle/ ßonder den es geben ist.16 Und
wolt got/ es hettenn disses wol angesehenn/ die den greuel/
unnd das teuffelische gesetz/ vom Celibatt/ gemacht ha-
benn/ die ytzo ßo viell/ tzu geystlichen stenden/ lehnenn/
ynn Pfafferey unnd Muͤncherey/ gereich habenn die ar-
BuchsymbolA3rme unvorstendige Jugent. Ich kan auch ynn keynem weg
nachgebenn/ das disse spruͤch Christi unnd Pauli/ alleyn
von Leyhen solltenn gesagt seyn/ dan17 das sie die priester
eygentlich unnd gewiß/ begreyffen18 unnd klar mit ange-
horenn/ tzeygen offentlich an die spruͤch des Apostelln
ßo ynn der episteln tzů Timotheo unnd Tito/ klar funden/
werden dan ynn der epistel tzů Tito spricht er alßo. Eyn
Bischoff ader Pfarrer soll seyn eyn unstrefflich man/ der
ein weyb habe/ und suͤn ader kinder yme unterworffen etc.19
Auß dem ist klar gnůg/ das ehlich lebenn pfaffenn odder
priestern nit vorbotten ist/ ynn der heyligen schrifft. Und
man kan es aus gewissenn historien/ klar beweyßenn/ das
ym anfang der kirchen/ do das Christliche weßen/ am ho-
chisten unnd besten gestanden
/ die Pfaffen ehelich gewe-
ßenn/ dan wem ist verborgen/ yn geschichten der Aposteln
In actis 21. das von Philippo/ den die schrifft eyn Evan-
gelisten nennet/ do durch man wissen mag das er priester
gewest.20 Und Eusebius schreibt/ von dem ehweyb/ Petri/21
dartzů ßo ist wol bekant auch die histori/ von Spiridione/
der eyn weyb und kynder gehabt/ und ist geweßenn ein bischoff
yn Cypro:22 Der gleichenn hat ein ehweib gehabt/ der bischoff
Hilarius/23 ein solicher trefflicher man/ das seyn gleichen un-
ter allen bischoffenn der Roͤmischen kirchen ader das ny-
dergangs freylich nye funden
/ und die weyß das die prie-
ster ehlich wuͤrden/ hat auch yn der Greckischen kirchen bißher
tzů unßer tzeyten und diße stunde gewert24/ und hat auch diße
untreglich buͤrden Deutsch nacion/ sehre ungern und lang-
sam und auch nit anders dan getzwungen und mitt vordrieß
und unwiln angenomen. Wye dan solichs die alten historien
der kirchenn tzů Koͤln und Kostnitz25 antzeygenn.26Uber
das alles/ wollen die spruͤche der schrifft/ ßo ich vorbra-
cht/ nitt alleyn das es frey sey allen stenden eyn weyb tzů
nehmen/ ßonder gebieten es den/ dye do fuͤlen das wuͤtten
unnd brunst yhrs fleyschsa.

BuchsymbolA3v Unnd bißher habe ich von gotts gesetz gerett nun wollen
wir von menschen gesetzen auch handeln.

Von menschen gebotten.

Wan nu eyner mir vorworff/ die vetter aber habe den
priestern die ehe vorbotten/ vor eyns sag ich muͤgen die vet-
ter sehenn/ aus was ursachenn sie eyn sollich schwer un-
treglich buͤrden/ den priestern auffgelegt. Dan ich will
und mag sie frey falsche propheten nennen/ sie sein gleich
wer sie woln/ die diß schwer unchristlich gesetz gemacht.
Dartzů ist gewiß das man menschliche satzungen nicht ge-
horenn soll ßo durch sie/ das gewissenn/ yn ferlickeytt ist/
act: .5. Man muß gott mehr gehorenn dan den menschen27
1. Corinth: 7. Ihr seit mit theurem erkaufft darumb solt ir
nicht knecht werden der menschen.28 .1. Corinth: .3. Alles
ists eur es sey Paulus es sey Apollo es sey29 ad Co-
loss: 2. Seyt nun mit Christo gestorben von den Elementen
dißer wellt/ was last yhr euch dan/ (gleich lebt yhr noch
yn der wellt/) mit gesetzen engsten unnd anbinden.30 Nit
allein an dem ort ßonder allenthalbenn lernt die schrifft/
das es yn unßer gewallt sey/ mit menschen gesetzen tzů dis-
pensiren yder nach seynem geyst/ ßo offt wier durch sie yn
ferlickeyt unßerer gewissen seyn. Solt ich nun gots gesetz
das huͤrerey ßo hart unnd hefftig vorbeutt/ brechen unnd
der bischoff unnd menschen gesetz das die ehe wider gots
gesetz vorbietet/ haldenn〈?〉/ Wilch Bischoff odder Bapst/
ßo er ichts31 halb weyß ist/ wirtt doch ßo graußam unnd
unvorschampt seyn/ der seyn gesetz also fodder und wolle
gehaltenn haben/ das man domit offentlich das gesetz gots
breche oder der leiden moͤcht das seyns nehsten seel vorter-
be umb eyns nerrischen blinden menschen gesetz willen〈?〉/
So yrgent eyner leybs gesuntheyt/ farhe stuͤnd32/ das er zů
sehr yhme abgetzogen unnd gefast/ uff den Charfreytag/
wuͤrde man den nit auch dringen unnd yhm auch gebieten
tzů essen.〈?〉 Nun wie vill theurer ist die seel dan der leich-
BuchsymbolA4rnam〈?〉/ Ists nit sund unnd schand ßo Christus seyn eygen
seel unnd lebenn vor seyn schaff gebenn33/ das eyn Christen
bischoff nit sol etwas tzur seelen heil an einem loßen menschen
gesetz nachlassen〈?〉/ Paulus/ hatte gedult und vorgleycht
sich allen/ denn die an gesetz waren/ ward er alß het er kein
gesetz〈/〉 den die under dem gesetz waren/ gleich alß hylde
er das gesetz 1. Corin: .9.34 Unßer bischoffe tzwyngen/ unnd
dringen die undersassen35/ yr gesetz unflat und greuel zů halden/
und kurtz umb dar nach zů leben/ ßo gar geben sie nichts chri-
stlicher liebe ader schwacheit des volcks. Nun weyter ist
auch tzůbedencken/ das Paulus schreibt. 1 timoth: .4.
Es werde kumen luͤgenhafftige geyst/ und luͤgener/ dye
werden das ehelich leben vorbietenn/36 unnd hatt Daniel
am 11. propheceit/ das Antechristus/ werde die ehelichen
weyber/ vorachtenn/37 diße starcke klare spruͤche unnd das
klar gots wort/ haben meinen gemuͤth bewegt das ich hab
gegleubt das der geyst gotts ynn der heyligen schryfft
darumb dißes vorwarnett hett/ do mit solich teuffelische
menschen gesetz/ von der getzwungen keuscheyt/ gotforchtige
hertzen fleyssig hetten tzů fliehen unnd meiden/ unnd also
vorsichert unnd gewiß das sie vom teuffel herkomen und
erfunden/ frey dorfften brechenn/ In dissen klaren/ spruͤchen
Pauli38/ muͤgen nun sich unnd yhre gesetz besehenn unnd
spiegelnn die Roͤmischen Bepst/ die mit solicher tyranney
unnd uberlast ßo trotzig/ fordern unnd gebieten dorffen/
die keuscheytt/ das sie auch dorffen unvorschampt sagen/
es seyn keyn ehe rechtschaffen/ die widder yhr menschen
gesetz sey/ Ich finde ßo ich die historien ansehe/ das dißem
ferlichen untreglichen gesetz/ vom Celibat hefftig wider foch-
ten gestrebt haben vill grosser heyliger leut/ In dem Con-
cilio Niceno. Waren etlich die vorgaben/ das die Prie-
ster/ Epistoler und Evangelier solt ane ehweiber sein/ ader39
ynn dem rathschlag ist vorgetreten unnd das wider spill
erhaltenn der merterer Paphnutiusb und ynn seyne mey-
nung ist gewilliget von dem gantzen Concilio aller Christ-
BuchsymbolA4vlichen Bischoffen und ist den priestern die tzeyt gelassen/
freyheyt ßo sie nach der heyligen schrifft haben40/ dartzů ist
eyn beschluß gemacht yn dem sechsten Concilio/ das tzů
Constantinopel gehalden/ darynne hoch vorbotten wart/
das man ewiger keuscheyt keyn geluͤbtnis thun solte/ dar-
ynne auch vorbannett worden alle die yenigenn/ die yhr
ehweyber lassenn umb gestlicher weyhe aber41 ordens wil-
len.42 Des beschluß wirtt gedacht ym decret distinct: xxxi.43
So nun der alten Concilien beschluß/ ßo fast hoch unnd
groß geacht seyn/ das man sie yn allen/ den nauen Con-
ciliis vorsetzet44/ Warumb haben wyr nachgebenn/ soliche
beschluß tzů unterdrucken/ so sie dem Evangelio/ vil neher
dan dye loßen/ neuenn/ vom Celibat.〈?〉 Bißher hab ich an-
getzeygt/ das ich nitt schuldig gewest/ mitt grosser faher45
meins gewissens unnd seel/ des Bapst gesetz gehorsam zů
seyn/ darumb/ das man keyn menschen gesetz/ ßo das ge-
weissen do durch ynn fahrc ist/ tzů halden schuldig yst/ dan
das will Paulus do er uns ßo hefftig vorbeut der menschen
knecht tzů werden.46 Nun ist weyter not/ das ich auch/ die ver-
dacht des meyneyds/ enschuldige. Ich kan mich nit eryn-
nern/ das ich ander/ geschwornnd hab dan zů halden/ die
gesetz der vetter. Nun bin ich tzů Brandenburg episteler
worden/ tzu Halberstadt evangelier/ unnd yn Augspurger
bistum priester.47

Nun will ich es eurn erkentnis heym gestalt haben. Was
der gemein eyd der priester vorkrafft hab. Dan ßo es mey-
eyd ist/ ßo offte des Bapsts gesetz und Canones ubertret-
ten werden/ ßo seint die priester meyeydig/ ßo offt sie nitt
fastenn nach des Bapsts gesetz/ ßo offt sie yhre sybenge-
tzeytten48 nit proppeln49/
ader ßo offt sie nit/ weyß korroͤck50/
nit anhaben/ platten nit tragen etc. Unnd kurtz nyrgent
seint mehr meyeyd/ dan gleich bey den Bischoffen unnd
Parnnossen51/
die dißen eyd/ ßo unverschampt fordern〈.〉/ darzů
dannoch hir auch zů beweißen/ das die rechte ader Canones/
BuchsymbolB1r nymants dringen oder tzwingen wollen wider die heyli
ge schrifft und gotliche gesetz/ und auch nicht anders ge-
bieten dan das ane52 ferlickeyt der gewissen/ ader auch/ ane53
sonder last geschehen muͤge. Die weyll sich nu das alßo/
heldet namlich alß offt man schwert die gesetz der veter ader
Canones tzů halden/ vorpflicht man sich nichts wider got-
licher recht. Und auch gleich yn dem selbigen eyd der ßo
gethan/ wirtt dannoch außgenommen/ der fall einer grossen
nott/ dan/ yn der hohen noth/ muß und soll man mit menschen
gesetzen/ nachlassen und dispensirn.54 Und hir von schreibt
und disputiert viell Gerson/ yn dem Buch von dem geist-
lichen lebenn.55 Und wie aber wan alßo der eyd gethan ist/
Ich schwer/ tzu halden/ die Canones der vetter alß viel
menschlich gebrechlickeyt nachlesset56/ Wan dißen klaußel
pflegt man an vilen orten/ mit an den eyd yn beschluß tzů
hefftenn. Es ist ye alß dan/ nit anders geschworn/ dan ich
will ßo lang halden/ alß lang es menschlich gebrechlickeit
leydet. Nun was ist doch schwecher dan das fleisch und
eyn mensch. Dan wyr konnen auß unßern krefften auch nit
etwas guths denckenn/ wie der Apostel tzů .2. Corinth: ca.
3. schreibt.57 Unnd wan gleych myt gesatzten gewyssen
wortten/ eyner gott geschworn hett/ ßo ferlickeytt des ge-
wissens dringet/ were das geluͤbte/ yn keyn weg zů halden/
die weil es ane58 sund nit kan gehaltenn werden/ dan vor das
erst wil got nicht das man yme tollhyn allerley vorheysche/
wie es Hieremie .4. betzeuget/ den do selbst warnet der pro-
phett. Das man schwere/ ynn warheyt/ gericht unnd ge-
rechtickeyt/59 das ist/ ßo du es recht außlegest.

Er wil nit gelogen haben/ ader das man yme etwas unge-
schickts ader boͤßes gelobe. Nun wan/ ich durch ein eyd/
hette keuscheyt gelobt/ die weil mir es unmuͤglich tzůhal-
denn/ wye koͤnt ich mich ferlicher und tieffer ynn sunde und
schande vorschlemmen. Es ist ein mahel60 vorsehen61/ das ich
nerrisch unnd tholl gelobt hab/ wollen nun die Bischoff/
BuchsymbolB1v das ich noch lenger irren/ und in sunden vorterben sall. Sollt
ich nit mügen ein solichen gedrungen eid widerruffen/ der von
mir yn unbedacht gethan/ und den ich auch/ ane62 schwerlich
schnöde teuflische sunde nit halden kann. Es lassen etwas
nach/ die Canones/ de regulari'bus' et transeunti'bus' ad religi-
onem/ de iureirurando impube'rum' Darumb/ ßo das junge
volck noch nit vorsteht ader fült/ die schweren last des Ce-
libats/ sich unvorsichtig durch Müncherey/ ader None-
rey vorhafft hat.63 Und hir lobe ich woll der Bischoff und
Canones meynung/ das sie/ von solchem gelübnis die jugent
loß scheldenn/ das sie aber allein die jugent loß gebenn kan ich
nit lobenn/ dan es kan sein/ das auch gleich eyn erwachssenn
man/ sich in den sachen noch nit recht selbst kenne/ Und ßo eyn
gleich wichtig ursach und grund/ in dem gelübnis/ eins jungen
und eins allten kan tzüfallen/ warumb urteilt man nit auch hir
gleich.〈?〉 Wir sehen in der heylige schrifft/ das etlich nerrische
bose eid die heyligen haben gebrochen. David schwur got/
er wölt Nabal erstechen/ begegnet yhm Abigail/ und stieß
umb sein grimmen und zorn an welchen ort. 1 Re: .25. wie gros
dancket er got/ das er ihn von dem vorgenomen totschlag geris-
sen/ und erkant sein irthumb/ do er sprach/ der mich gehalten das
ich dir nit ubels thet/64 alßo wie David solt ich nit was on
sünd nit geschehen könt widerrüffen? Fragt eur canones
drumb. 22. q. 3 et 4. was diße iurament für krafft/ ßo find yr
vil die meine wort bestercken.65 Im bůch der zal. Nu: ca. 30.
seind gelübtnis die gott selbs tzerbricht/ under andern diß/
so ein ehweyb etwas gelobt oder vergibt/ sunder verwilligung irs
mans/ und vil des gleichen/ die weil das weyb weder leybs noch
gůts gewalt hat.66 nun absolviert mich gleich das selb urteil
sintemal in keins menschen hand ist die gab ewiger reynig-
keit/ So nun einer Moses den eid vorürfft/ das yn seiner
gewalt nit gestanden/ warumb schilt man den eerloß/ der unver-
sunnene/ ja unchristlich keuscheit gelobt? das doch ßo gantz
fremd ist von der natur aller menschen/ auch welchs niemant
BuchsymbolB2r on grosse sünd erfüllen mag/ nun wer ist so starblindt67/ das er
den treuloß schilt/ wie vor augen. der ein ehlich weib nimpt
und nit den/ der (gleichsam ein sau) durch alle und manifgalti-
ge wolust wütet und wület? Es gebeut Moses Deu: 23. das
man nichts opffern sol so uß hürerey kompt/68 wie vil weniger
wil ym got geopffert han eyn unkeusche keuscheit? und ver-
würfft Moses einer gemeinen hurn lon/ wer zweiffelt weitter
zůverwerffen ein falsche (hürische) keuscheytt? So nun
Moses das lon einer hurn ein greuel nennet/ wer wolt zwei-
ffeln das ein grösserf greuel sey solich gleißnersche keuscheit.

Darumb beschließ also/ zů dem ersten das ich gar nit wisse/ was
ich von der enthalttung (mit außgedruckten worten) geschworen
hab. zum andern. das ich billich gar nichts gesworen solt haben.
zum letsten/ ob es schon ein krefftigs iurament/ wer es doch nit
zůhalten dieweil es one sünd nicht gehalten mag werden/ dar-
uber ich aller frummen Christen und gotforchtigen urteil anrüff〈.〉

¶ Uß dißem all erscheint/ das ich gar nichts wider gots gesetz
fürgenommen. Darnach/ das ich pflichtig geweßen (in ßo gar
ferlichen artickel meines gewissens) wider das menschen gesetz
zůthun. darzů sprich (es sey geschworen alß deur69 alß wöl) das
es niemant schuldig zuhalten〈.〉/ auch das ich unerbarlich ge-
scholten von den/ die mir mein gelübtnis auffheben und furwer-
ffen/ darumb sol niemant frevenlich mein ehlich leben verdamnen/
und hab auch das darumb geschrieben
/ das allermeniglich kund
würd/ das ich in dißen stand ein frey christlich gewissen trag.
ßo mich ye kein bößerlust odder mutwillen/ sunder gemein
schwacheit aller menschen/ ja auch die not getzwungen. Was
für grosse schwere ferlicheit (den selen) uß dem verbot der ehe ge-
flossen ist/ ubrig zůerzelen/ so es am hellen liechten tag und
tzweyffel gar nicht/ wann die ßo mich anklagen die sach
scherpffer ansehen/ würden freylich mich nit alleyn ver-
damnen/ sunder auch loben/ sind sie ander Christen. Es
wirt Christus Jhesus richten uber uns alle/ und (tzweif-
fel nicht) der selb verwerff mein ehe nicht/ welchs ich auch
BuchsymbolB2v (glaubt mir) allein angesehen namlich das es Got gefal〈.〉
Das ich aber diß vertedigns büchlin aus laß gen/ ist nicht
darumb geschehen/ das ich mich vor bischofflichem gewalt
beschirmen wölt/ ßonder wie mich so runde und gottlich
ursach diß tzů wagen bewegt haben/ sintemal eyn yglicher
Christ bereit sein sol rechenschafft tzů geben seins glaubens
und lebens〈.〉/70 verhoff nun/ es sey den bischoffen gnůg gesche-
hen/ an dißer entschuldigung/ das sie mher erbarmung yn
meiner brechlicheit tragen. Ich beger auch nichts widder
rechte grund tzů setzen oder fellen/ dann werumb wůrt meyn
freyheyt von einer frembden conscientz geurteilt?71 Wil es
aber ye alßo seyn/ das sie mehr achten der Bepst gesetz/ dan
das Evangelium und eltesten concilien/ will ich gern tragen den
zorn gots/ so ich weiß daß dem der sitzt ym vinsternis liechts
nymmer gebrechen wirt/ auch tröst mich der prophet Mich-
eas.72 Sie sehen das sie sich nit stossen an Christum und seyne
vorachte kleinen/ welche er gleichßam ein augapfel behütet.73

¶ Erwyrdigen herren Doctores/ mein entschuldigung ßo
vor euch gethan/ bit genediglich anzůnemen/ und solich ein
Christlich fürnehmen vor gewaltigung vertedigen/ auff das
nit von euch geßagt mög werden. Micheas am 7.74

Ad Ephe: 13.75 Princeps postulat et iudex in reddendo est.76

¶ Diß nachvolgend hystori/ hab ich eylendts auß etlichen
geschicht schreibernn getzogenn/ ßo woll tzů disser gantz
Christlichen sach dienent.

g¶ Auß dem bůch Naucleri des tzeytt beschreibers/ an der
35. geburt/ was Bapst Hillebrand genant Gregoriush wider
die ehschafft der priester fürgenomenn und was drauß erstanden.
g77

Es ist wol hie tzů wissen/ das von Bapst Hildebrants
satzung/ beschreibet hersfeldensis/78 So Bapst Hildebrant
mit allen bischoffen welschs landts offtmals versamelt/
erkant und gebot nach laut und inhalt alter (Bepstlicher)
recht/ den priestern eheweiyber tzů nehmen/ durch die gantz
BuchsymbolB3r christenheit verbunt/ und welche itzt behafft mit eheweybern
verliessen/ oder weren priesterlichs ampts entsetzt/ dartzů/
das gantz keiner furthyn tzů priesterlichem orden würd tzů
gelassen/ er gelobt dann ewig keuscheit.79 Alß bald nun diß
gebot ym welschen land erschal und verkundigt wart/ sendet er
auch vil epistel yn Franckreych tzů allen bischoffen/ gebie-
tend/ das sie yn allen kirchen von gemeinschafft der priester
all eheweyber (bey dem ewigen ban) vertriben. Widder das
gebot stund auff und ergrymmet all priesterschafft durch
gantz welsch land/ und schreyen/ der Bapst wer unsinnig/ und
vergeß des heyligen Evangelii/ das ist/ des wort gots/ ßo er
selbst gesagt. Es können das nit all menschen begreiffen. Wer
es begreiffen kan/ der begreiff es80/ und S. Paulus der spricht/
Wer sich nit enthalten kan/ der greiff tzů der ehe/ dann es ist
besser ein ehlich leben dann brünnen/81 und tzwung die menschen
zů leben wie die engel/ und so er82 den menschen den weg der natur
verschrenckt und verschluß/ geb ursach und lengert nur den
tzaum aller unkeuscheyti/ ja ßo er also verhartet/ wölten sie
vil liber ire lehen dann ehweiberj vorlassen/ dann worde er (on
tzweiffel) sehen/ sok die menschen untüglich wern/ wo er doch
engel wolt nehmen die christlichen kirchen tzů regieren/ ja er
ließ sich nichts anfechten und hielt hartt ann/ und schickt vil
legation und botten/ und schalt die bischoff/ gleichßam weren
sie faul und farlessig/ was geschahe? ¶ Der ertzbischoff-
von Mentz83 sahe wol/ das es fürsich wirt geen wie die krebs.
und gar schwer werden in so kurzter tzeytt eyn dieffgewurtzte
gewonheit auß tzů reutten/ handellt er mit vernufft unnd
langßam darinn/ und gab mit erst ein halb jar zů bedencken/
doch darbey vermant/ das sie es mit lieb und gern teten/ was
sie doch (förcht er) tzů letst müsten thun/ und geben ye nit ur-
sach/ weder yhm noch dem Römischen bischoff etwas ge-
weltiglich fürtzůnehmen/ alßo ward ym weynmonett tzů
Erdfurt ein Concilium/ yn welchem fürgeben ward vom
bischoff on mittel/ die priester solten verschweren das ehlich
BuchsymbolB3v leben/ oder solten ewig priesterlichs ampts beraubt sein.84
¶ Dargegen brachten die priester vil ursach und meinung/
mit welchem sie verhofften uff dißmal sich zů erretten. So
aber der Ertzbischoff sprach/ er dörfft und welt nit thun wi-
der bepstlich gewalt/ dartzů wirt er auch (wider sein wil-
len) diß fürtzůnemen getzwungen. Summa summarum/ Es
hülff kein bit noch bet/ es müst sein/ sie solten sich ewigen
der ehweyber enthalten. ¶ Do giengen all briester hinauß
gleichßam welten sie ratschlagen/ und beschlossen einhelliglich
das sie nit wider hineyn zum bischoff wölten. Wiewol etliche
trützig waren/ woltenl ye wider hineyn und den byschoff von-
Mentz/ ee er so ein verfluchts urteyl uber all priesterschafft
fellt/ vom stůl herab stürtzen/ uff das sie aller welt da ein zei-
chen liessen/ das fürthin kein bischoff von Mentz so keck wirt
etwas das so gantz untreglich den priesternm uff tzůlegen. Was
geschach? Do der bischoff das merckt/ schickt er flucks85 her
auß/ das sie mit sanfftmütigem hertzen und vernunfft wider
hinein kemen/ er wölt (so vil ihm müglich/ und so schier er
könt) den bapst so von eim unmenschlichem fürnemen ab-
wenden. Diße ding sind geschehenn nach Christi geburt.
M. lxxiiii. iar.86 ¶ Darnach uber ein jar87 hielt er abermals
ein Concilium oder versamlung/ ym weynmonat88/ da kam auch
unter andern. der bischoff von Chur.89 als ein legat des stůls
von rom/ und bracht grosse brieff und mandat (wie die Bul-
len) in welchen der Bapst dem bischoff hoch treuth90/ auch
bey verlust seins bistumbs/ wie er auch vormals geboten hat
alle priester durch gantz Me〈n〉tzer bistumb twzung und drung/ das
sie bey gegenwertigem legaten alle den ehlichen standt ver-
retten/ und yetz bald ir weiber verliessen/ oder enthielten sich
ewig priesterliches ampts. Do nun diß fürnemen (als die
alten wunden)
vernwet91 ward/ stůnden vil priester ym selben
capitel/ trützig auff ergrimten/ und werten mit henden und
füssen so hart/ das der bischoff ser forcht er würd mit dem
leben nit darvon komen. Demnach so der bischoff sahe das
BuchsymbolB4r es unmüglich wer/ gedacht er nit mehr sein lebtag darynn
tzů handlen/ und schrib dem Bapst wider/ er sollt selbs die
sach so er offt umb sunst dartzů mit ferlickeit seins lebens
fürgenomen wie er wölt volenden.
¶ Diße tzwitracht ist
ein groß ferlich sucht nachgevolgt/ alßo das die leyen (die-
weil die pfaffen tzweyspaltig waren) anfiengen selbst die
heyligen sacrament tzů wandlen/ und döfften92 und ölten sich
selbsto/ so lang biß goͤtlichweyßheit den dingen all gera-
ten hat.93 ¶ In den selben tagen gebar eyn frau tzů costentz
eyn knaben mit tzweyen köpffen/ und alle glider zwifeltig.94
Darzů in Sicilien in der stat Siracusis ein grosser erbidem95
erhaben.96 So ser das der tempel voller leut under der meß
eynfiel/ und erschlug all menschen.p97

¶ Auß dem bůch Vincentii .26.

¶ Es ist geschehen im .18. iar/ das Bapst Gregorius all
geistlich wůcherer (oder pfrůndkremer) verflucht und verbant
all priester die ehweiber hetten/ und verbot den leyen das sie kein
meß von in hörten. Es ist aber nichts guts drauß geflossen/
dan es wurden yr tzwor nit vil keuscher. Es namen sich wol
etlich keuscheyt an/ das sie (vil votiven) oder ye nit ein ma-
gere pfrůnd erschlichen/ oder sunst lob und preiß erlieffen/
vil wurden uber grosser keuscheit (oder ebrůch) auch mey-
neydig.98 ¶ Zum letsten (dan zeit und weil ist mir zůkurtz) alle-
ding zů erzelen) was für groß unfög/ ketzerey und schmach
allen sacramenten auß dißem unchristlichem fürnehmen
erwachsen/ wil vil lieber das du es selber lesest/ dan das ich es
erzel. Das solltu wissen/ das es nit auß dem heyligen geyst
ist komen.99

qAuß dem bůch Ignatii des Merterers und
bischoffs in Antiochiar100Conrat Beytinger/ in dem bůch von
den wunderbarlichen antiquiteten beschriben.
q101

¶ Unßer nachvolgende red war von dem ehlichen lebens
unnd wurden vil meynung und sprüch des obersten apo-
stels für gebracht.

BuchsymbolB4v Alß dann sagt uns Caper102 ein seltzam wunderlich ding/ wye
der marter Ignatius (der eyn junger ist geweßen Sanct-
Marxen des Evangelisten) spricht/ wie S. Paul ein eh-
weyb gehabt/ und ßo bald ich heym kam/ sucht ich yn sein
episteln/ und fand alßo in einer ßo er tzů den Philadelphen-
sern auß Troia geschrieben/ und spricht. Ich wil darmit
nit tzů nahe und nachgeret haben andern heyligen ßo mit der
heyligen ehe verknüpfft geweßen/ die ich nun erzel/t ßo ynn
yren fůßstapffen gangen/ ym ewigen leben erfunden wer-
den/ Alß Abraham/ Isaac/ Jacob/ Joseph/ Esaias/ und
ander propheten. Item Petrus/ Paulus/ und andere Apo-
stelu/ welche (on tzweyffel) nit eynes thierischen wollusts
halben vehlich geweßen.v103

¶ Auß eynem bůch eyns hochgelerten
lerers in unßern tagen beschriben.
In an: epis: ad Phi: .4. et .1. Corin: .7.104

Item es seind fürnemen und grosse lerer bey den Gre-
cken/ die schreyben/ das S. Paul ein ehweib gehabt hab.105

Ad Hebreos 13.

wHonorabile inter omnes Coniugium et cubile inma-
culatum. Scortatores autem et adulteros iudicabit deus.w106

xEs wirdt baldt etwas mehr komen.x

yGedruck tzu wittemberg ym tzwey
und tzwentzigsten Jar.
y


Beilage 1 – Beschützrede für Bernhardi, Vorlage B, C und D

BuchsymbolA1r

Das die prister ehe-
weyber nemen
moͤgen und sollen
Beschutz rede. des würdigen hern. Bartolomei Bern-
hardi. probsts zu Camberg. so von bischoff von-
Meydburg gefordert. antwurt zugeben.
das er in pristerlichem stand.
ein junckfrau zurz ehe ge-
nomen hatt.

BuchsymbolA2r

Beschütz büchlin/ fur den würdigen hern Bartolo-
meum Bernhardi/ Probst zu Camberg/ so im
priester standt/ ein iungfrau/ zur ehe
genumen.

Erwurdigen hern doctores so jetz vor
aae'uer' w'ürden'aa mich zuentschuldigen gefordert/
hoͤrt kurtzlich/ was mein gewissen/ dieß
zuthun beweget und bit umb Christi willen/
last euch nit bevielen/ anzuhoren/ erkennen/ so ich einfeltig doch
mit der warheit/ thu erzelen. ¶ Zum ersten soll/ und muß
bekennen/ das mir ein jungfrauab/ verheyrat/ und so ichs louckent107
geb ye groß ergernis/ meiner kilchenac/ welche so bißher ver-
jahet/ mein hochzeit als recht christlich wirt nu vill geer-
gert/ so ich nennent/ mein lebenn ein stertation108/ oder unehe-
lich beywonen. Es soll ein Bischoff (oder pfarrer) on la-
ster sein/ als Paulus offt meldet/109 solt ich nu ein probst sey/
1. ad Thi. 3. et ad Titum 1.und strefflich erfunden? Paulus wil/ das die Christen/ auch
den heyden kein ergerniß (in irem leben) stellen/ oder geben/
solt ich boͤß exempel/110 ouch meinen brudernn geben/ so ich
meinen stand/ oneelich erkennt? darumb/ offentlich das ich eyn
jungfrau/ zurad ehe genumen/ bekenne/ darneben/ mein hoch-
zeit/ als Christlich (so lang ich uff erden) ußschreye/ unnd
nicht widerruffe. ¶ Es haben aber/ solche ursach/ mein ge-
wissen/ darzugedrungen/ die ja billich soͤllen/ alle Christen her-
tzen/ erweychen ob schon dar wider stritten/ weltlich meynung/
gewonheit/ das geystlich recht/ unnd verwillignnng/ so
langerzeit/ yedoch muß man meer ansehen/ was Christus
gebeut/ dan waß den menschen/ wol gefeldt/ wie Paulus
Ad Gal. 1sagt/ Wan ich denn leuten noch gefiel/ so wer ich gottes
BuchsymbolA2v knecht nicht/111 und Christus/ latstae die toden/ ire toden begraben.112

Matt. 8.¶ Nu ruffen etlich auß/ diese that/ nit allein/ als ketzerisch
und wider mein eydeaf/ und gehorsam/ sunder als ein frevel
und buberey. Es ist doch der frevel/ wol hin weck zu wel-
tzen/ und zu beschoͤnen so ich wor mach und bewiseag das ich
nichs/ onchristlichs/ noch wider mein gelubtniß furgenu-
men/ Und woͤlt got/ das die/ so mich frevels beschuldigen
thetten die augen irer vernunfft/ recht auff/ und sehen/ was
mich erwecktah/ zur ehe/ greyffen.

¶ Es hat Christus in der gantzen bibel nyndert verbotten/
die ehe/ ja keinen stand uff erden/ dan er spricht selbs/ Es
Matt. 9.mag nit ein yderman/ das wort/ begreyffe/ und bald druffai/
Ibidem.wers begreyff kan/ der begreffs/113 wo Christus verbeut die
ehe nit/ sonder gibt ajso vilaj zuversten/ das sich auch nymant
enthalten moͤge/ es sey im dan von hiemel hierab geben. Es
solten wol vor der stym gottes erschrecken die so gar umter-
sunnenak/ in geistlichen orden/ hinein plumpen dweil Christus
außgesprochen/ es sey nit ein yglichen die gnad/ der enthaltung
und Paulus gleich sein ein außleger der wort Christi/ dispu-
tiert do von lenger ir wist/ wo es geschribenal es hat ein itzlicham
1. Cor 7.mensch ein eygen gnod/ von got einer also/ der ander also/114 und
schnel hernach. So du ein weyp nympst/ hastu nichs ge-
sundiget/115 und zu letzst/ gleichsam voͤrcht er/ er wurt verstanden
als verbuͤt er die ee/ henckt er an/ Und diese gantze rede/ ist nur
euch zu underweysung und nutz/ geschriben/ nicht das ich
euch ein stricke lege/116 das ist/ das ich euch nit fahe/ unnd an-
knuͤpfe dan eim orden/ oder standt/ wo besorgt Paulus/ so
erforder die enthaltung/ werff ein strick an den Corinthern〈.〉
wie woͤll nu nennen/ der bepst decret/ von der enthaltung/
so mirsan nit strick nennen/ wie. S Paulao thet. Nu ietz in den
woͤrtten/ Es ist besser/ zur ee greyffen dan broͤnnen/117 fordert
er/ das die sich ia verandern/ die gluͤen/ und brunstap in fleisch
befunden/ dan dasselb heyssetaq er broͤnnen/ hoͤrt zu/ Paulus le-
ret aber/ das zweyerley keuscheit/ die erst kumpt von gott
BuchsymbolA3r welche kein gemeinschafft/ mit der thyerische brunst/ die an
dere/ so mitt flammen des fleysch/ wurt gedicht/ furgerwent/
und angenumen/ keuscheit/ von welcher/ was ist von noͤtten
vil? die ersten seinar/ die do Christus von sagt
/ Es begreyffens
Matt. 19.nit alle/ sunder die allein/ densas geben/118 denn letzsten/ werden
ouch hochzeit/ gebotten. O woͤlt got von hymel das dieß
recht bedacht hetten/ die ja deuflisch gesetz geben/ von der
enthaltung/ die so felschlich die unerfaren/ schwache jugent/
gelockt. ja wol Chor hern/ und closter voͤgel/ zu werden. wir
lassen aber gar nit zu das man spreche/ Christus unnd S.-
Paul haben das/ den leyen allein gepredigt/ und das den prie-
stern auch gesagt/ bezeug mit S. Pauls episteln/ zu Thimo-
theo/ unnd mit der zu Tito geschriben/ an welchen stetten
wyl. S. Paul/ das ein bischoff (oder pfarrer) sey eins weybß
man/ der kinder hab erzogen in aller erbarkeit〈.〉/119 auß diesen
all scheint hell und clare/ atdas priesternat/ die ee nit verbotten
in der heyligen bibel. ¶ Dar zu sindau gloubwerdig hystory/ das in der ersten kilchenav/ selten ein priester gewest/ der nit ein
eeweyb gehabt. Lest im buch der Apostel geschicht/ find ir
Actuum. 21.das Philippus vier doͤchter gehabt/120 und nennet in Lucasawein
evangelistenaw/121 das wir ye ein priester drauß verstunden.122Eu-
sebius schreibt von S. Peters haußfrauwen.123 So wist ir
die hystory/ von Spiridoner/ der ein bischoff (behalt ich
recht) in cipro.124 Es hat ein eeweib gehabt der ubertrefflich
Hilarius.bischoff Hilarius ja keinem under allen/ so ye gewesen/ in
kirchen/ des nidergangs zugleychen/ und hat die selb gewon-
heit in der kriechischen kilchenax/ biß an unß gereycht〈.〉 unnd
du (o in deinay fall vil unseligs teutschland) hast uff dein
*Durch bepstlich wasser blosen/ das sein Roͤmisch bullen.*schultern/ ein ser ontreglich burden/ geladen/ darzu lang-
sam und getzwungen/ als dan urkundig/ auß geschrifften-
beyder Coͤlnischer/ und Costentzern kilchenaz(Nauclerusba der-
zeyt beschriber setzt Coͤstentzer unnd Mentzer bistumb)
〈.〉125
das ich beschliesse/ ob beineldebb geschrifft so ich auß der bi-
bel angezogen/ lassen/ nit allein/ frey eyderman/ zur ee greyffen/
BuchsymbolA3v sunder etlich/ gebieten auch denn/ so fauͤrichbc fleysch haben/
Und bißher von den goͤtlichen rechten.

¶ Nu von den menschen gebotten.*oder treumen*

Nu woll an/ verbieten dannoch/ die
bepst die heyligen ee. Es sehen aber
sie mit zu/ was sie (got) antwurten
woͤllen/ so irs Decrets halben/ am jung-
sten tag/ angestrengt/ das sie sun-
derliche den pristeern (auch nonnen) so ein onmenschlich*Das ist dy sie selbs nit tragen konnen.*
buͤrden/ uff den halß geworffen/ Das sag ich/ fur mich/ on-
verzagt/ das es falsch propheten gewesen/ es hab solche ge-
setz geben/ wer do woͤll/ darzu sprich/ mann soll/ menschen
gebotten/ gar nicht gehorsamen so indert durch sie geferet
Actuum. v.wirt das gewissen wir S Peter leret. Man muß got mer
1. Corin. 7.hoͤrn/ dan die menschen/126 und S Paul. Ir seit/ gar teuer ge-
kaufft. wolt ye nit der menschen knecht werden/127 unnd bald
darnach. Es sind doch alle ding euer es sey Paulus/ ader
1. Corin. 2.Cephas/ oder die welt/128 und wider/ Seit ir mit Christo ge-
Ad Col. 2.storben/ von den elementen dieser welt/129 ey was last ir euch
*Das ist von wercken oder gesatzen.*dan anbinden (gleich sam lebt ir noch in der welt) mit
Decreten? Ja nit allein/ an itzgemeldet sunder vill andern
orten leret die geschrifft/ das es in unser gewalt stehe/ so
offt mir durch menschen gebot fallen in ferlickeyt moͤgen
dispensirn. nu war ich in grosser fare. was solt ich thun?
solt ich des bapsts Decret gehoͤrigen. das eelichen stand ver-
wurfft und schenden das heylig Evangelium das huͤrerey. so
ernstlich verbeut? welcher bischoff wer so gar ein ochs.
der sein gebott so stracks woͤlt gehalten habe das da durch
fiel.bd und ubertretten wurt. das gebot gottes? oder wer woͤlt
BuchsymbolA4r doch. seins bruder sele. umb eins stinckents Decretlins wil
len. verlieren? So einer/ ja uff den karfreytag. nit fasten koͤntbe
wer wolt ouch dem selben nit gebieten zu essen? Hey/ wievil
edler. und kostlicher ist die sele. dan der schebicht corper? Ist
es nit zuerbarmen. ja sundt. und schand. so unser herr Jesus
sein sele fur sein scheflin. vergeben/ das seinen geboten. nicht
will weichen. ein iemerlichs Decretlin. irn (so gott will)
1. Corin. 9.eins bischoffs? Sanct Paul. ward allen menschen. gleych-
sittig. und alle ding den so im gesatz stacken. gleichsam ein
gesetz halter. den aber. so ongesetz lebten. gleich als hielt ers
*Das ist bfunser bepst und bischof*auch nit.130 Unser Apostel131 zwingen unß. wie das fiech.bg ire ge-
setz zuhalten. ja sie grieffens nit allein nit mit eim fingerlin
an. sunder achten gar nit. was die schwacheit des armen
volcks ertragen moge oder nit. Darzu ist hoch anzunemen
1. ad Thi. 4.das Paulus schreibt. Es werden komen (spricht er) luͤgen-
hafftig geyst die werden den ehelichen stand verbieten.132 und
Daniel. deßgleychen geweysaget. der Endtchrist. wird diebh
1. Dani. 11.ehelichen weyber verachten.133 Diese stell der heyligen
*Das ist die ehe.*bibel. haben mein geist erweckt das ich fest glaub. der heylig
geyst. hab darumb vorlangst. das gewisaget. uff das wirbi
unß fleyssig fursehen. vor den gebotten der enthaltung. und
als vom teufel außgegangen auch nit hielten. Es ganz nun
hin. unser bepst und bischoff und besehen sich eben in dem
*Dweyl sie die schrifft nit wissen.*spiegel. die so hartnackisch. zwingen zu der enthaltung ja
sie darfften schweren. es koͤntenbj die priester (mit recht) kein
eeweyber haben. ¶ So ich alt hystory ließ/ finde. das
obbemeltem verbottlang und ser hefftig widerstanden al-
le heylige vetter. Es warn ir vill. im Concilio Niceno die
(Villeicht der alten henegst.134)vermeynten. den priestern eewiber zunemen. Aber dasselb wi-
derstritt. so menlich135 der heylig martrer paphnutiusbk/ das im
all bischoff zufieln also wart daßelb mals priesterschifftbl
von diesem gefengniß errette.136 Nach dem selben Concilio
im sechsten send.bm so zu Constantinopel was. wurt ouch
beschlossen. das man nit geloben solt keuscheyt und war〈e〉n
BuchsymbolA4v die verbannet/ so ire weyber verliessen/ der priesterlichen wey
he halben/ welchs gebotts/ denckt auch unser Decret〈.〉/137 nun
Distin. 31sein die alten Concilia vil Christlicher/ dann unsere neue/
warumb lassen wirbn sie dan verrosten/ und brauchen der onevan-
gelischen neuen? Bißher/ hab ich erzelt/ das ich nit pflicht-
tig/ bepstlichen decreten/ so nu durch sie ferlickeit/ erwuͤchse
zugehorsamen/ seitmal keins menschen gebott so die sele/ da-
durch beschwert wurt/ zuhalten/ das meynt auch Paulus
1. Corin. 2.do er sagt/ wirbo soln nit der menschen knecht werden.138

¶ Nu von dem eyde oder gelubtnuß.

Anttwurt nu den/ so mich treuloß (wils
got) und meineydig/ schelten dann ich
weys nit anders/ dann ich hab also ge-
schworn/ ich woͤll ja thun/ was die vet-
ter gebieten/ und bin geweyhet subdia-
conus zu Brandeburg diaconus zu hal-
berstaitbp/ priester im augspurger bistumb.139 gib itzt euch zuermes-
sen/ was doch solchs gemeyns eydts krafft sey/ dan sein die
all meyneydig die widerbq Canones thun. so sein all pfaffen
treuloß. so offt sie nit ire siben stund beppern. und nit fa-
sten. oder ir gekuͤt oder weyß hemb der nit amwerffen. Eid-
lich so sein keine meineidigerbr dan die die (so unchristlich)
den eyd von unß nemen. Nu ist auch nit das die meynung
der Decret. das einer wert. so es wider gottes gebott ver-
bunden auch nit. so es wider sein gewüssen. oder ye nicht
nuͤtz. were. Ist dem also. volgt. das so offt einer schwehert
die Canones zuhalten. verheyßt er ouch nit widerbs das Evan-
gelium zuthun ja mit dem selben eyde/ wurt außgezogen
die noit. welche dispensiertt mit dem gantzen Decret. Es
BuchsymbolB1r disputiert Gerson ser vil darvonbt. den lest. Item so mit
In li'bro' de vi'ta' spi'rituali animae'der clausel geschworn würtbu. Es woͤll einer thun/ was die
Canones gebietten so seer die menschlich brechlickeit/ ver-
moͤge (dann das knoͤdlin henckt mann in etzlichen kilchenbv
hinten an). so were ye auch ingeschwornbw/ er woll so lang
enthalten/ als lang er koͤnne durch gebrechlickeit des fleischs〈.〉
Was ist aber schwechers uff erden/ dan das fleisch? darzu
koͤnnen wirbx nit also vill guts auß unß selbst/ gedencken/ oder
gethun/ wie Paulus spricht〈.〉/140 unnd so du gleych all eyde
2. Cor. 3 et Rom. 7.thestby/ von der enthaltung (conceptis verbis) so dich zwuͤn-
ge der sele selickeit/ muͤst man ye all geluͤbtnuß abschneiten/
seitmal sie on suͤnde nit gescheen koͤnnen〈.〉/ warumb? Es
will got nit das man im ettwas geloben soll/ wie auch der
Hiere. 4.prophett anzeygt/ du wurst schwern/ got leb in der warheit
in gericht in gerechtickeit. so wern in gebenedeyen. und loben
all volcker das ist141 (wan du es recht verstest) du solt nit liegen
unnd geloben onchristlich. untreglich. boͤße ding. Hett ich
nu verheissen reynickeit. mit dem eyde/ dieweill ichs nit kont ge-
halte. mit was und wie vill greulichen lastern hett ich mich
verknuͤpfft. und befleckt? Es ist einmal versehen. oder geirt mit
meinen nerrischen geloben. woͤln mich die bischoff nu weytter
bringenbz zu irren und suͤndigen? Hat nit einer macht diesse eyde
widerruffen so noch der sach unerfarnen. entpfallen? oder die
on groß grausame suͤnde gehalten nit koͤnnen werden? Es di-
spensirn gaistlich recht. mit den. so jung oder under irn jaren
pfaffen nunnen. münchen werden. dweil die selben noch nit. wie
De re'gularibus' et tra'nseuntibus' ad re'ligionem' de iu'reirurando' impub'erum'schwer die bürden der enthaltung. befunden.142 Ich lob die
bepst. das sie absolvirn von suͤlchen gelübtnüß. Ich lobßca
aber nit. das sie nit auch die so altt in orden gangen. absol-
virn dan es kann ye kum. das ein alter sich auch noch nit
recht kenne. und so offtmals gleiche ursach sein mag mitt
eim alten unnd jungen zu dispensirn. warumb urteylt man
nit gleych? Wir lesen in der bibel. das ettlich heyligen. ire
boͤße geloͤbtnuß abgeschnitten. David schwur zu gott. Er
Regum. 8.BuchsymbolB1v wolt Nabal erstechen. begegent im Abigail. und stieß umb
sein grymen und zorn an welchen ort. wie kuniglich. danckt
er gott. das er in von mutwilligem furnemen. gerissen. und
erkantt sein yrthumb. do er sprach der mich gehalten das
ich dir nit ubels thet.143 also ich wie David. solt nit. was on
22. q. 3. et. 4.sunde nit gescheen koͤnt widerruffen? Fragt eüer Canones
drübcb was diese iuramentcc furkrafft. so findt ir vill die mei-
ne wort bestercken.144 Im buch der zale sein geloͤbtniß. Die
Num. 1.gott selbs zerbricht. unter andern diß. so ein eeweyb ettwas
gelobt. oder vergibt. sunder verwilligung ihres mannes. und
will deßgleychen. dweyl das weyp. weder leybß noch guts
gwalt hat.145 nu absolvir mich gleych dasselb urteyl seitmal
in keins menschen hand ist. die gnad ewiger reynickeit. so ein
eehweyb etwas verlobt. das in eins gewalt nit gestanden. warumb
schiltt mann denn eerloß. der unversunnen. ja onchristlich
keuscheit gelobt? ein ding. das so gantz frembt vonn der
natur aller menschen. ouch welchs niemant on grosse sunt-
de erfuͤllen mage. Nu wer ist so star blindt das er dem treuloß
*wie cdvor augen.*scheltt der ein ehelich weyp nympt. und nit den. der (gleich
sam ein sau) durch alle und manichfaltige wollust. wetetce
Deuter. 23.und wuͤlet? Es gebeutt Moyses. das man nüt opfer sol.
so auß gemeynen haus kumpt〈.〉146 wievill weniger will im gott
geopfert han. ein unkeusche keuscheit? und verwurfft Moy-
ses eyner gemeinen buͤbin lon. wer zweiffelt weiter zuver-
werffen. eine falsche (huͤrische) keuscheit? Darumb be-
schliesse also. zum ersten. das ich gar nit wisse. was ich. von
der enthaltung (mit außgedruckten wortten) geschworn
habe zum andern das ich gar nichs geschworn soltt habe
zum letzsten. ob es schon ein krefftiges iurament. wer es doch
nit zuerhalten d〈ie〉weil es on sunde. nicht gehalten mage werden
doruber. aller frummen Christen. und gelerter urteyl. anruffe.

¶ Auß dissem all leucht hell. das ich gar nichs wider gottes
gesetz. furgenumen. Darnach. das ich pflichtig gewesen (in
so gar ferlichen arcktielcf meins gewissens) wider das Decret zu
BuchsymbolB2r thun/ dar zu sprich (es sey geschworn als deur als woͤll) das
es niemant schuldig zuhalten/ ouch das ich unerbarlich geschol-
ten von den/ die mir mein geluͤbtnuß auffheben und furwerffen〈.〉/
dorumb soll niemant freuenlich/ mein eheschafft/ verdammen
und hab auch das darumb geschryben/ das aller meniglich
kunt wurt/ das ich in diesem stand/ ein frey christlich gewis-
sen trage/ so mich ye kein boͤser lust oder mittwillencg sunder
gemein schwacheit aller menschen ja auch die notch/ gezwun-
gen. Was fur grosse schwere ferlickeit (den selen) auß dem
verbott der ee/ geflossen ist ubrig zuerzelen/ so es am hellen
lichten tag/ und zweyfel gar nicht/ wan die/ so mich ancla-
gen die sach scherpfer ansehen/ wurden freylich mich/ nit
allein nit verdammen/ sunder auchci loben/ seind sie anders
recht christen. Es wurt christus Jesus richten die gantz
wellt/ und (hoffe ser) der selb verwerff mein ehe nicht/ welchs
ich auch (glaubt mir) allein/ angesehen. das ich aber diß ver-
teydungs buchlin/ auß loßcj gan/ ist nicht darumb gescheen/
das ich mich vor bischofflichem gewaltt/ beschirmen woͤlt
sunder wie mich so runde und goͤttlich ursach/ dieß zu wogen
1. Petri. 3.bewegt haben/ seitmal ein iglicher Christ berytt sein soll re-
chenschafft zu geben/ alles seins glaubens und lebens〈.〉/147 ver-
hoff nu/ es sey den bischoffen/ gnug gescheen/ an dieser ent-
schuldigung/ das sie mer erbarmung in meiner brechlickeit tra-
gen. Ich gerck148 auch nichs wider rechte vernunfft/ zu setzen oder
fellen/ dan warumb wurt mein freyheit/ von einer fremde
conscientz geurtailtt?149 Wiel es aber ye also sein/ das sie mer
achten der bepst Decrett/ dan das evangelium und die eltsten
concilien/ will ich gern tragenn denn zorn/ des herrenscl/ so ich
weys/ als einen der sitzt im finsternuß/ lichts nymmer myssen
wirt auch troͤst mich der phrophet Micheas.150 Sie sehen/ das
sie sich nit stollen an Christum und seine cleinen/ welche er
gleichsam ein augapfel behuͤtet.151 ¶ Erwurdigen hern Docto-
res/ mein entschuldigung. so vor. e'uer' w'ürden' gethan./ bit gnediglich
BuchsymbolB2v anzunemen/ und/ so ein christlich furnemen/ vor gewaltigung
Mich. 7.verteydigen/ uff das jacm nit von euch geweysaget moge wer-
den/ der furst fordert/ und ist der richter/ im widergeben.152

Ad Ephe. 13.153

Honorabile est (inter omnes) coniugium et
cubile impollutum. Scortatores autem et
adulteros/ iudicabit deus.cn154


Beilage 2 – Beschützrede für Bernhardi, Vorlage E und F

BuchsymbolA1r

An Maidenbergers ertzbischof.co
herforderung/ uber Eelichs stantzhandel
aines ersamen pristers Bernhardi
leyp pfarres Kemberger
kirchen enschuldigung
und anwurt.

BuchsymbolA1v Gar ain koͤschlichs bulchlin/ etlicher Christlicher urs
achen/ auß goͤtlicher leer gezogen/ begreufft/ die von
aim iden prister můgen vor ir oberkait dar gthon werden/
wie es in nůtz und hailsamb siyhe eelichen stat zu halten.
Des gelichen den laien gůt/ wo sie sehen dise ding gsche-
hen/ nitt trabergern155/ bsunder bessern/ unnd beystant zů
thone/ selchs zuherstatten/ von aim christlichen priester in
latin geschriben/ der daß auch gthan hat/ und durch ain
gottlichen lerer verteutscht.

BuchsymbolA2r

An Maidenbergers etrzbischofz.
herforderung/ uber Eelichs stantz handel
aines ersamen pristers
leyp pfarres Kemberger kirchen
enschuldigung und anwurt.

Hochwurdigen glertenn lerer/ seitmal ich zů euch be-
rufft/ antwurt zugeben meyner gschicht/ will ich ur-
sach mitt kurtze anzaygen/ unnd begreyffen/ waß mich
dar zů bewegtcp hat/ endecken/ meyn gewissen in disem fal/
waß sie empfind/ verstat/ oder will. Und ichcq bitt durch chri-
stliche getliche lieb/ also euch nyt seyhe vertrussich fleischlichcr
zu hoͤren/ wie dan ich schlechtt eynfeltigkcs furlegenn werd
meynenct handel.

¶ Amb anfangk/ wist/ ich nit leygnen kan noch mag/ ein
jungfreulichen/ elichen gmalhel zů straß und kylch/ noch
gmeynem bruch/ gfurt.
Wen ubcu ich schon itz leygnen wu-
rt/ meyn kirche ich schend/ unchristlich verfurticv oder be-
truge/ welchi bitz har156 mir beratten/ behilffigk/ zimlich/ er-
lich billich/ und auch goͤttlich geachtet in irem rat meyne
hochzeyten/ itz aber in frumer meynu〈n〉g geletzet/ wen ich
selber selchs widerruffti/ meyn leben zů verschlissen in bul-
erreyhe157/ wie dan itzund der prister lauff gemeynlich muß don〈.〉

¶ Es zimpt/ und hoͤret zů eym bischoff/ noch des heyligen
apostel pauli lerre/ on alles laster/ ergernus/ und anclagz seyn158/
und ich der kurchen eyn hůrt oder pfarer/ solti nit meiner versa-
melung/ frumer schaflin last der ergernis erkennen? Paulus nitt
BuchsymbolA2v aynmal/ bsunder offt/ man list/ hat nit gewalt/ der christ
ten wandel/ den heyden ain nachteyl wuere/159 ich aber/ sol-
ti meynen mittbrudern christes glaubes ain letzungcw160 setzen?
Oder werde ich der prister buelerey nit erkennen? so ichs
aber verste/ und verstanden hab/ beken/ und ferje161/ hie offen-
cklich/ ja ich hab ain junckfrau/ zůcx eyne weyb genomen. Sa-
ge darbeyhe hochzeyten/ pristern zimmen und geburliche
seyn und werd das reden/ solang ich leb.

¶ Mich habcy bzungen162/ selchi ursachencz/ welchi auch alle we-
lt/ unnd doch bvorab christen menschen solten bewegen/
und frume hertzen billich/ wie.wol zů diser zeyt/ mir wyd-
er meyn sach seyn/ unnd gegenstan/ nit alleyn gemeyner-
itz pristerlicher misbruch/ oder meynug/ bsunder auch lange
boͤse gwohnheyt/ durch bapstlicheda gsatzher wahsen/ unnd
oͤberer gwalt nit minder/ so sie derzeyt verwilligung/ die
mir alle wider seynd/ und verbieten ain eeweyb zuhaben.
Aber yedoch/ christenlichem hertz/ hoͤrt zů/ waß Christus/
seyn heylant von imb herfordert/ und bgerdt/ mer/ wen
das die menschen woͤllen/ statten wie dan sant. Paulus
den. gal'atern' schreybt/ wen ich noch den menschen gfuel/ so wer
ich nit Christi Jhesu diener oder knecht/163 und Matheidb. am
viii. lassendt die dotten ire dotten begraben/164verstandtt/
londt165 welt kinder/ weltkinder werck thon. Halten ir meyn
gbot/ oder volgen mir nach.
Daß aber meyn sach/ nůn nit
alleyn ungacht166/ seltzan/ unhofft/ frembdt/ und von gemein-
licher itzund pristerlicher satzunger geysstlichheyt/ von
aid vonn gehorsam wegen gsprochen wurt/ sunder auch
freulich buepsch167/ mag doch leychtlich dise selche zugeleg-
te vermessenhait enschuldiget werden/ so ich unfrumkaitt
und maynaidt/ wil aufloͤsen/ und enschitten168〈.〉/ und wolt got
sie auch mit geistlichen augen sehen/ herblickten meiner ur-
BuchsymbolA3rsachen entrettung/ die do plerren plapern/ ich hab gfre
velt/ nemen aber war diser myner sach/ und außredt.

¶ Daß heilig evangeliun merck gotz lere/ Eelichen stamb
nie verwurff/ noch keynem stad/ oder layhen/ oder prist-
er nie verbot/ wen also gschriben stat Mathei. am. xix.
nit alle menschen bgriffen oder ferfassen169.170
An welche ort/
Christus unser/ here/ nit allayn/ nit gboͤt/ keyschhait/ sun-
der auch bezeychnet/ und bedutet/ Jungfrauschafft oder
reynikait nit můge bgegnen zů halten/ wen von dennen
allain/ den es von got geben wurt. Mit diser stimme soltenn
billich herschreckt werden/ die sich versprechen/ oder glo-
ben/ keyschheit zu halten. So doch Christus unser her/ an-
zaigt/ dasdc ewige Reynickeit/ nit aller besunder wenniger
menschen/ eyn gotz gab ist/ welchi Christliche wort/ pau-
lus als ain verdolmetscher/ weyter herklert. i. cho. vii. mit
lengerm verstand außleyd171 (ain bekant ort) yder ein bes-
undri gab hat von got/ einer also/ der ander/ furwor/172 al-
so/ baldt darnoch. Nimpstu eyn elichs weyb/ du nitt gesun-
digetdd hast/173 zuletst/ als wunderbarlich eyn sorgfelti-
ger/ do mit doch nit gefunden wurt oder gesehen reinik-
ait zubieten/ oder von unß bsunder herfordernde/ dut wey-
ter dar zu/ sprechende. Dise meyne gantze red zů eurem
nutz beschriben ist. Nit daß ich euch strick eyn wollwerffen.174
Daß ist also vil gsagt/ nit daß ich gfangenne mach/ etwan
eym gschlecht des lebens. Schau auff/ sant Paulus fur-
chte/ herfordert er keyschhait/ so wurffer strick in〈.〉 wie woͤl-
len dan wier der roͤmer bischoffen gesatz/ von reynickait
gegeben doch/ nennen/ heissen wier sie nit fessel oder stricke/
noch sanct Paulus redi/ und sitten? Hie in disen iitz gegen-
wurtigen worten sagt paulus/ es ist besser zur ee griffen/
dan werden gebrandt/175 her mant der apostel/ weyben sol-
BuchsymbolA3vlen die/ do gebrant werden/ das ist/ die do fleyschs grimen
oder leybs wiettenheyt176 in inen enpfinden/ nit gnog umb
eyn widerstant zu thon on gnad gottes/ welchi genad/ wen-
nigen gegeben wurt/ als dan vormals gsagt ist. Wen das
heysset Sant Paulus/ gebrant werden. Es lernet aber der
namen treger christi unß/ daß do zwey gschlecht der key-
schhait seyhen/ aynes do leyplich natur mitt fleysches flam
entzint/ sich herdicht/ keyschhait/177 als wer sie do/ und doch
nit ist. Die ander/ von got ggeben/ derer nichtz mit df diss
feuredf und brantzgrime gemain ist. Die erst/ alß man dan
in selchen angenumenden keyschen spurt/ iren außbruch
hat. aber die ander von gnad wegen/ behalten/ und be-
schirmpt/ wurt. Welchi ding waß weres aber noti/ nitt
lauteren wortten zu herkleren? so es doch amb tag ligt/
wie der baur an der sonnen. Darumb ich sag/ den ersten/
hochzeytten gebottendg werden/ aber die andern seyn die
von den der her spricht/ nit eyn jder enpfacht/ oder begr-
eyft/ besunder alleyn/ den es gegeben wurt.178wolti gott/ di-
se christlichen spruch betrachtet hetten/ bepstliche bisch-
off/ die do verdampliche gsatz von keyschhait gstifftet han/
und auffgericht/ welchi/ wider christen ordung/ zwingen/
triegnndh/ merer/ in die abgrunter hoͤll/ dan in himel brin-
gen. Wee/ denen die do reytzen/ und beytzen/ unschuldi-
ge jungen/ zů bepstlichem pristerlichendi stat/ und ire kinder
in cloͤster wie der fogler/ oder fischer/ voͤgel und fisch auff-
cloben/ oder in netz locken〈.〉 Besser der selbigen werre/ nie
die welt gesehen〈.〉
/ und wen wir das betrachten〈/〉 wurden/
nit zu liessendj/ waßunß alle antrifft179/ alleyn auff den layen
wenden/ als do ist der eelich stat/ des gleychen herwider/
nit alleyn den priestern oder geystlichen verhengenn/ das
wir alsamb/ wie christen/ thon solten/ das aber prister eewy-
BuchsymbolA4rber můgen han/ und nit allayn den weltkinder selchs ge
sagt sey/ finden wir clerlich an vielen orten bschriben/ durch
Paulum/ alß in dem ersten sant brieff thimothei/ dem erbfal/
alß aym obersten bischoff/ anderi zu setzen/ des glichen zu titum
seynen lieben in christo sun/ schreipt. Ayn bischoff sol eines we-
ybs eman sein. Der gehorsume kinder hab/ in aller reinickait〈.〉180
Auß dissen schrifften gnůgsumb/ und uberflussigk erschey-
net/ elicher stant/ pristerschafft unverbotten/ auß goͤtlich-
en gesatz〈.〉 das es aber war sey/ vinden in ettlichen aͤlterer his-
torien und gschichten/ under den weyssagungen christlich-
er versamlung/ die prister nit von elichem stam durch chris-
tum abgeschnitten und bfrembt seyhen/ wen wer weyß es/
nit/ dan der gschrifft nit list/ das philippus/ den die schrifft
im buch der junger werck/ ain evangelisten bkent/ hette
seyne gemahel/181 und doch auch Eusebius christlicher lerer
vil von peters haußfrau schribt.182 Bekant ist/ spiridonis le-
ben/ Der in cyprem (schrifft lieg dan) ein berimpter bischoff
waß/ seyn hausgmahel hetti183/ und helarius184 eyn hochgler-
ter hailiger evangelischer ler außleger/ den elichen standt/
mit seynem weyb alß gut/ bewerti/ bestetiget/ den zů seynen
zeit/ keyner in vernunfft und weysheit gleych geacht wurt〈.〉
Ferhart185/ und gewert hat under denendk Pristern/ eelicher
wandel in kreichenland/ christens volgks/ bitz noch auff
unser zeyt/186 aber theuschland/ selches joch/ und burd/ man-
gel elicher weyber/ spet auff sich genumen hat/ doch gzwun-
gen. Unß clerlich anzeigen/ derer schrifften hermanugen187/ Coͤl-
ner kirchen. Item kostentzer〈.〉/188 furwar obgmelterr schrifftt
anzaigung mererteyls woͤllen/ nit allain pristerliche hoch-
zeyten nit zimen/ bsunder auch gbieten/ die do fleischlich funcken
enpfinden/ zů der ee zůgreyffen. Und biß har also fil von
gettlichen gesatzen/ nun von menschlichen herdichtungen〈.〉
BuchsymbolA4v Daß aber boͤpstliche schaͤfftdl189/ oder findungen pristersch-
afft von elichen wercken abtreyben/ am ersten/ sag
ich/ do lugen sie zů/ wie sie es gegen gottem herren veran-
wurten/ unnd vor ain rechenschafft/ uber so manchen E-
bruch/ hurey/ und anderer heymlicher unkeyschheyt/ ge-
ben woͤlten diserer bfor ab auffsetzung190 halber. Ayn selchi
schwere untraͤglich burdidm an hals ghenckt/ denen/ die wir
itz heyssen prister/ vorzeyten gottes knecht/ aber nun eyttel
herren/ welchi burde nur zůr hellen druckt/ die sie haltenn
oder annemen/ fur war mir nichtz dran zweyfflet sie můgen
falsch propheten genant werden/ und aͤben die/ sie seihen
nůn wer sie woͤllendn/ selchi boͤse schnoͤdi191 gsatz wurcker/ und
geber/ die es gebieten/ und nit halten/ wan man vind/ das
nitt alleyn prister sunder ire bischoff/ noch vul mer die poͤ-
pst/ kinderdo haben/ wo her kumen sii nůn? seyn sie nit vonn
Eelichem stand? ayn schlechter baur sprech/ sie mussen von
bencken gfallen seyn/ ye/ wie stat es dan sowol in christem-
glauben/ huren kinder christliche kilch rigiren/ unddp lefr-
entzen192 furer/ bepst und bischoff seynd/ sie duley/ von selch-
en wiltů gezwungen seyn/ die sollen dich in himel betten/
ja wol her kenstu nit/ hie dih blind durch blinden furer g-
leyttet/ und dů alß wol (wie der her sagt in evangelio) ir
beit in die gruben vallen/193 ja in dieffe der hoͤllen. Noch wil-
tu dir selbs/ so du doch wol můgestdq/ nit zů hilff komen/ wey-
stu nit/ das nit minder der brentt mitt .x. vergrupttdr194/ als
wol/ alß der mitt tausentends brent.

¶ Auß den entspringt/ und valgt nach/ man der menschen
gebot nit halten sol/ noch fil minder annemen/ aůch nit hoͤren/ oder
BuchsymbolB1r〈i〉n ghorsambdt seyn/ wo důrch sie/ mensches gewissen/ gefer-
lichheyt und schaden nimpt. waß ist aber der selen grosser-
er schad/ dan ewige ferdamnis. Spricht nit. Christus von
selchen Ergernis geben/ es wer in besser sie hetten mielstein
an eren helssen/ und in mittellem im moͤer legen.195
findestu nit
geschriben actuum am. v. Man muß mer gott wan den men-
schen gehorsam seyn.196Also petrus/ unnd paulus detten/ do
sie vor konnig/ keysser/ bischoff/ und bepst/ teuscher unnd
heydescher nacion/ gestelt wurden/ um christen ler willen.

Auch laͤß ich. cho. viii. der ersten epistel dß achten undersch-
eidtz/ spricht paulusdu/ Mit grossen solt/ oder lon/ ir sein kaufft
wurden/ werden nit der menschen knecht widerumb/197 und
cho. iii. Alle ding aͤuger seynd/ es sey joch paulus/ oderr/
appollo/ oder Caͤphas/198 und zů den/ Collossensern.dv am an-
dern underschaeyd seyt ir eynhoͤllig in christo gestorben etc〈.〉199
was werden den ir noch gleych als mit menschlichen satz
ungen gspeyset/ bedriebt/ und gereitzet? Doch nit allein mit
deysendw/ noch mit viel anderndx uns die schrifft weyst/ wie in
unserem gewaltstandt und seihe200/ in menschlichen satz-
ungen/ dispenseren/ richten und schlichten/ brechen und
knypfen/ geben und nemen/ verhengen oder ablossen/ frei-
hen oder nachlossen/ wye dan der roͤmisch bishoff auch th-
ůt. aber hie nem war gar eben. ich sag ayn jeder crist/ waß
wider Evangelisch gesatz ist/ nit/ schuldig sey zů haltenn/
und imb herlaubt důrch cristumdy/ selchi gebott in imb ze-
brechen/ und reyssen/ als dan opfer fast feirtag des gelei-
chen seynd/ wo dir gferlichheit der selen/ und irsal (als dann
gschiecht) darauß her wuchß oder enspreng. Noch fil minder
die prister und closterleyt schulding seyn/ iren oberkeyten/
daß wider ir seel heil ist:
Nůn die weil ich on ein eweyb waß/
Auch schadenn nam. Waß soltt ich aber thon/ ist es nitt
BuchsymbolB1v also: getlicher zůlassung ich mer in den val gehorsam weri/
und den menschlichen traumen sie vortruge? so es die sel
antrifft201. Welcher ist aber nůn gegenwurtiger bischoff/
der seyn gheyß in solcher maß/ oder gstalt/ her vordert/ do-
mitt/ Götlich/ zerreissen unnd zerstoret wurt? Oder wer
wolti umb urdesches202 dorechtes203 gebietz willen seines ne-
chsten bruder seel lassenn verderben? unnd ewig sterben?
Nůn hern zů eyn aͤbenbilde. Wenn deynes bruders leyp/
auß des karfreytags fast willen verdurbe/ ist imb nit al-
so/ dů buttest204 imb des er eeß? blan205/ so sag mir her/ wie viel
besser ist die sel dan der leyp? und wie grosser der selen hun-
ger/ wen leyps vasten oder mangel? Oder ist es nit einn
yppick206 laster/ so doch christus unser b〈e〉halterdz seyn enige sel
in dot vor aigeni schaͤfflin satzt/ und ein christlicher selsor-
ger/ alß bischoff/ nit soll zů lassen umb menschlicher gesatz
umb aigener herdichtung willen/ das Cristen selenea selig
werden? sunder elencklich verderben. Der hailig paulus/
ward alle ding allen dingen/ auff das er christen mechti/
und selen gwune/ den die dereb gesatz gotes waren ein fremder/ alßec den
heiden/ aber207 underm gsatz den juden alß gebot halter〈.〉208 Und di-
se ůrdeschen gastz bepst und bischoff/ in ire gfenliche netz
garn gentzlich die christen schar zihen/ und verendernn/
also vil/ sich auff/ inen noch mangelt rechter ler/ sich irenn
underthonen selber zuergleychen〈.〉Der apostel/ groß mie209
und arbeyt angst und not heti/ gesunt zů machen di〈e〉 kranck-
en selen/ also das er auch sprach/ wer ist kranck/ und ich nit
eyn mittliden habe?210 aber sie/ die gesunden/ nit alleyn kre-
ncken/ doch gar zů dotschlagen.

Indem unß auch engegen gar wol betracht/ das do schr-
eypt sanct paulus zů thimotheum amb. iiii. zů kinfftig
sey/ das elich stam durch lugenhaftige geyst verbotten
BuchsymbolB2r werdi/211 un〈d〉daniel ein prophet gottes amb andernn gewey-
ssagt/ der antechristi die Eeweyber von iren elichen man-
nen abwenden〈.〉/212 dis seyn der heiligen lerer worsagungen/
in pristerschafft itzundt herfilt/ das keyner ist/ wil eyn kel-
lerin han/ und doch sye nit anderst dan zůn uneren/ noch
seynemed willen auffbulersche weyß/ und bueben art/ selchs
ain große eer vor der welt haben. Nim war frummer lay/
auß selchen ich bwegt/ wie dan obgemelt/ daß ich glaubt/
gottes geyst in hailigen schrifften rechti zů selchen end dise
ding/ unß hermanet/ das frumme hertzer/ hindann gesetzt
menschen draum und/ auffsatzung vermitten/ und sich darr-
vor wisten zů hieten/ und in nit bsorgt/ von sathan herdicht/
zerrissen gruntlich. In diesen worten von Paulo und anderen pro-
pheten gsagt/ die Remschen bischoff sich baß/ wen bißhar/
beschautenee/ fast not were. das evangelium solt ir augen-
spiegel seyn deref gotlich geyst/ darin gesehenn werdenn.
Welche bischoff jetzund mit so harter verstopffung213 und bli-
indheyt/ doch von pristerschafft/ Reinickeyt hervordern/
ich meyn sie woͤllen unkeyschheit villycht rechter verstandt/
noch weltlichen bruch/ do man wyn214 begert/ wasser anstat
gereychet/ wurd/ jedoch kennen sie den ander/ und bilich/
kain fugchs den andern frist215/ sie solten vileycht welff sein wor-
den/ wen sie die selbick art noch han/ Aristotleseg ir abgot bst-
etigt in/ und lert selchs/ es sey boͤß alte natur oder gwon-
heyt zuverkeren〈.〉/ blaneh216 wen ich sie nit kenti/ so spreche ich doch si
vermesten unnunderstunden217 babilanier turn218 wider uffzubauen es we-
re auch gschehen/ wo in der schlůßsteyn gnades und ablas/ hin-
der lucifer nit vepfendt wer/ bfor eins teils/ durch den ebru-
ch der si dohin gzogen hat/ das auch itzund abslagen/ hinder sich tri-
ben/ die den selbigen berurtenei/ um geltz willen von gytz/ zemengfigt
zertrennen?
Ich finde und herfar in gruntlicher schrifft/ das di-
ser theuffelschen/ hell gboten etliche frome alti menner bischoff
mit namen hefftig und krefftlich uß das heyligen geystes in spre〈chen〉
BuchsymbolB2v widerstindentt/ auch hindertten〈.〉 Wen versamlung bey
Ziten219 etlich her vor wusten/ die wolten/ es solten. Epistler
Evangelier/ prister/ al on eweyber wonen/ keyschheytt
gelobenej/ aber selcher freveler vermessenheyt/ zů h〈i〉llff kam
ein seliger Martier/ phaffmucius genant/ und durch sin
heliges furbitten hindert stelt/ selch geferliches fermessen
unnd in seynem rat ein ider der bischoff verwiliget/ wurt
bschlossenn ainmůtig/ den pristern nit. Eweyber zimlich
wern/ sunder auch alteek freiheit〈.〉220 diez haben bestetiget Dar-
nach in sexterel bischoffer ratschlagung zů gthon/ bey Con-
stantenopel versamlet/ vermeydet gbott von keysheyt zů-
halten/ wo prister funden wurden/ die imb pristerlichs ambt
willen wolten hindersetzen eliche weyber/ solten/ alß un-
untze gacht/ im bann seyn〈.〉/221 selchher Regel meynung/ in der
drey untreyssigstenem distinchcion oder underscheyd bezei-
chnet stat/ Seyt und mall nůn der alten redt/ Rat/ mei-
nung/ und urtheyl/ in allen rechten sol furtragen/ und mer
angnomen werden/ dan der neuwenen jungen/ und unglerten〈.〉222
Warumb dan in iren gůtten/ nutzen/ reglen/ und statuten
wurt itz nit bleyben? Jedoch sie/ und so vernit wider chri-
sti unsers hailanß gebot streben/ als der noch komenn
neuwen schloͤff/ unnd do sie dem Evangelio amb nechst-
tenn seyn von unß wolbracht.

Nůn bitz her angzeyt/ nit ghorsamb zů seyn bepschli-
cher ler mit guetlichem meynes gewissens schadenn
darumb das sie in keynerley weg zu halten seyn/ wo uns/
ser gwissen auß inen gferlichhaiten enpfahen. Wen das
lerteo uns sanct paulusep/ Do er will/ wir sollen nit widerumb
menschen knecht werden/223 Noch bleypt mir uber/ den val-
schen aid in den ich anglangt bin worden/ zu entretten und endecken.

¶ Ich bin mer nie wissen/ anderst glopt oder gschworenn
BuchsymbolB3r wen mit selchen worten. Ich baͤpstlicher vetter gbot halten〈.〉
Nůn bin ich aber zů brandenburg Epistoler/ in halberstat
Evangelier/ in recier224 hoffprister geweyhet worden〈.〉/ nůnn
befelch/ und urteylich euch zůlaß/ zůrichten/ waß der obge-
nanten ort gwonheyt sey eides und weyhes glipt/ oder
eygenschafft. Seynd aber (als ir sagen) alle maͤynaidt/
suntliche werck/ mit welchen man urdeschy225 gsatz auffloͤ-
set/ So werden die prister als oft alli manieidigk so men-
nig mal sye sich anderst bklaͤyden/ essen oder drincken/ fas-
tag brechen wen bepstliche ordenung in helt/ und ire statu-
ten außweysen. So sag ich mit kuntze/ nieman mer groͤ-
sser und viler maineidt begat/ und volbringt wen prister-
schafft/ bey den/ meyn ich/ die von mir und andern aeid ge-
lipt herfordren/ sye doch gar nit halten〈.〉/ Domit aber Ch-
risti Jesu unsers herren spruch war wurt/ grosseeq ding heyss-
en sye schweren Joch den underthanen uff ir schultern legen
die sie mit dem kleynsten vingerlin nyt berurten/ alß vyll
fasten/ lang gebett/ und reynikeyt zu globen. Aber der selig-
macher spricht/ nit thon ir als sey/ und es sey dan das euwer
gerechtigkeit volkumener sey/ dan der gleyssener und sch-
rifft glerten/ mecht ir nit gon ins reich der hymel.226

Darum/ frumer Christi. wiltu dich nit schwerlich gegen
got versinden so hiettu dich/ mach kein můnch/ oder
pfaffen/ noch nůn/ wen sye werden alsamen des teuffels/
von wegen menschlicher gebot die sye missen halten und der
důrch sich Evicklich vertamen/ wen der Elich stat227 me nit
wurt zůgelassen/ allen sye doch in unkeyschheyt alß men-
schen/ werden zůletst durch boͤß breůch bulrey228 verstopt in
sinden/ wie sathan/ und mit in/ alß Paulus sagt/ Ewiger
freyd beraubt wen keyn unkeyscher bůler aussert halb der
Ee/ und alli die des leybß werck vollbringen/ behalten werden
BuchsymbolB3v der christi erbtyls theylhaft syn/ leß es stat geschriben/ zů
den effesiern229 und an viel anderen orten.

¶ Es ist auch nit zů glauben daß des bapsts regel oder sta-
tuten/ in halten oder wellen/ des glichen herforderen/ das
man unß zwing/ oder tringe zu geloben Wider goͤttlchs gbot/
(wie wol mans thut) sunder sie nichtz begeren von unß wei-
tter/ dan das do gschehe/ on der gwissen schaden/ on der
selen verdamnis/ und auch geschehen můg. Welche so im al-
so ist/ Als offt man den schwert oder glopt/ von menschen
gsatz haltungen/ wurt nichtz wider gotlichs recht und in
irdeschener aydschwuren wurt leyps fals und notwendigkeyt
außgenomen und zůgelassen ines diesem handel mainaidt
zubrechen.

¶ Waß aber dan?et wen man aidt thut mit zů gleckten stu-
cklin/ sprechende. Ich forheyß keyschheyt so vill alseu natur-
lich blödikeyt zů last.230 Nůn wurt doch das stucklin in vilen
kirchen zu gthonev pristerlichen aidt/ aus bischoffs gwalt und
herforderung uber keyschheyt/ welchs dan also vil gsprochen
ist/ verheys keyscheyt/ so verfleyschlich kranckheyt sel-
chs zů last/ und gstat. Waß ist aber/ sagt an ir bischoff? Schw-
acher/ krencker und bloder dan menschenn natur? die do
nit ettliche/ sunder alle zeyt angfechten/ selten uberwintt und
obleytt. Seyt und mal der mensch (noch sanct paulß red
des andern sant brieffs zů den Corinten) nichtz kan oder
mag dencken oder woͤllen noch vil minder thon oder sch-
affen/ der ding/ die von gott geben seynt/ aus imb selbs〈.〉/231
Joch das gůt seyhe/ got es thut/ und wirckt alleyn in uns/
spricht er zů den philipensern.232 Darumb ob schon amb aller
hoͤchsten globt weri rainikeit zwinckt unß der selen nott/ so
ist sie nit zu halten/ ja wen on sind nit ghalten mag werden.

¶ Auß den folgt zum ersten/ hoͤren zů? das got nit/ will im etwas
BuchsymbolB4r verheyssen werdi/ daß man nit laysten mag/ alß er gewerttew
bezeyget/ durch seynen propheten Jeremiam am vierten un-
derschait/ gbeyt der profhet zůschwerenex in důgent/ gericht undey
gerechtikeyt.233 Das ist so vil/ man sol nit liegen/ nit unzimlichen
aeid/ nit boͤse falche ding schweren/ oder geloben. Nůn vor war-
hoͤti ich reynickeyt glopt/ und jtz enpfchindt se nit z〈u〉 halten Sie
anez wie dan mit herschroͤcklichen laster ich mich verpflicht
het. Hab ich aber gschworn und ein mall dorecht234 ghandelt/
wolten dan die bischoff/ vor bas hie ich also in doret/ und nar-
heit wandelt/ verdammen meyn sel/ und je mer und mer in sch-
weren sinden vallen? Oder zimpt es nit mir selbs/ oder geburli-
ch ist/ boͤß iresche glipt235 wider rieffe? Die on herter straff/ der sunden
halb/ nit moͤgen gleystet werden. Boͤpstliche traum nochlassen-
de/ in munchen reglen/ von der jungen aidt/ so sie zů jaren kom-
men/ und die glipt wider schreyhen/fa auch dispensiren/ von wegen das
sie sich unverstendick verknipfen in die cloͤster.236 Hie lob/ breiß
ich baͤpstlich vernounfft unnd weyssheyt. Do aber schilt/
ich si/ eselchs allein der jungen verhengen/ und den alten nit/ so
doch hart eyn alter funden wurt/ der seyn in selchen fal/ keyß〈c〉-
heytt z〈u〉 halten/ mechtig oder gwaltig sy/ und so doch ein ursach
den alten als wol/ als derenfb jungen widerfaren/ undfc seyn mag. Darum
auch paulus nit jungen/fd doch alti und bewerti witwerin wil
han/ von schades oder schandes wegen/ die auß junger e〈n〉thalt-
ung herwassen mag.237 Warun wurt dan nit glich gerichtt
und gurtailt? Wir sehen das etlicher alter frumer vetter do
rechti glipnis/ dur sie fur gummen/ gbrochen/ und zerstoert
wurden/ auch zu nicht gmacht/ wen wie es eyn sprichwo-
rt ist/ gschworen aid/ seyn gothaidt/ also auch eyn gmein
redfe bey den glerten/ in boͤsen und unvermůglichen din-
gen/ laß auff deyn glaub oder glipt. Der kincklich238 prop-
het David schwur ein harten aidt/ Nabel seynn veyndtt
BuchsymbolB4v woͤlt er doͤtten. Engegen lieff imb abigaill/ und hindertt
des kingeß dottschlag/ und furnemen/ Dan do davit sin
irrunge herkantt/ in dem als er sprach. Er hat mich ver-
hindert domit ich dir nichtz boͤß don/ noch minem aeidt
den ich geswor.239

¶ Also auch ich/ herkant/ meyn glipt on sin nitt ghaltenn
Mag/ nit welen eelich werck treyben/ frog ich? solti mir nit
zimmen meyn fursatz in bessern weg zů kerenn? seyt unnd
mal das got zů last (und euwer erdeschscher abgot auch
spricht/ Naristoteles/ mit dem ir alle schrifft bfestigen/ in
zweyen gferlichen dingen das besser sol erkuset werden)
Nůn frag ich widerumb/ welchs ist besser oder bosser hu-
rerey? oder eliche werck? verdamnis? oder selickeytt? ich
mayn/ der do nitt kin keysch seyn/ imb sey weger/ er hab/
eyn haußfrau/ und der důrch hurerey nit kan in himel ků-
men er greyff zur. ee〈.〉 Lieben baͤpst/ und bischoff/ hergrinden
uweri schlaͤffmerlin240 baß241/ waß dises gliptz krafft sey oder
aeigenschafft/ so doch vill sprich syn in zweyundzwentzi-
gen underschaid/ der drieten und iiii. frag/242 euwerß sant
grundigen gesatz die meyn sach und sentens befistigen.
Item imb bůch der zall/ am xxx. haupt/ gottes stimbt/
ettlich glipnisen zerschnydt/ Als so ein haußmutter ett-
was verheysset/ und ir huswurt selchs nit bestetiget/ oder.
bejatzt. und noch vil ding des gschlechtz/ die selben glipt
werden zur nichtz gemacht/ von wegen das eyn weyb der.
Ee irs eygens leyps gwalt nitt hat/ noch nit krafft hat/
vill anderer ding die sy mecht geloben.243 und mich nit ein
selchs gleych furmigeff ursach solt von meynem glipt enbin-
den?fg Do doch ewiger keyschheyt gab/ nit allen/ die es un-
derston/ geben wurt.

¶ Es auch ist Moyses will/ und meynung/ ein eidt oder
BuchsymbolC1r gelip nit z〈u〉 halten/ ayner sach/ fhdie infh andrem gewalt stat〈.〉244/
warumb den aides glaub/ von unzimlichen glipt schwe-
ren keyschheyt z〈u〉 halten herfurdert wurt? so doch niman
ist ders halten kan/ oder schon wolt/ got gebs im den. ein sach
so ver von unsern vermigen und fleyschlicher kranckayt?
Grosserr dorheytt in heiden gefunden nie wart/ alß dan ir
hoͤfflicher dichter spricht/ mastu nit daz du wilt/ so woͤlli das
du kanst volbringen. Itzund/ sich/ nit verwundern? wer
ist aber/ der do nit wil?245 Daß eyns manß glauben angeklagt/
zur heiligen Ee griffen/ wurt/ und selicher gewissen nitt
mit rechtz handel angnumen oder gzogen/ die durch alle
geschlecht der unreynikeyt ergrimmen und wietten? und wal-
geren drin umb/ wie beck schueyn246 in kot pfutzen oder mistlachen.

Imn bůchlin neuwer Ee/247 ist gebotten worden/ das gme-
yner metzen solt/ oder lon248 nit/ auffgopfert wurde got den
herren.249 Ja nach vil minder got Christus unser her unrei-
nige keyschheyt von unß will/ und doch bfor itzund ipiger
beflecten pristerer opfer.

¶ So nůn got der her ferwurflich acht/ und heyst gmeyn-
weyblicher dirn solt nit annemen in opfers weyß/250 wer zwy-
ffelt den kaynß pfaffens/ můnchs oder nůnes opfer for gotes
herren angesicht nit stinckent riech? die doch schwerer in
unkeischheit begraben seyn/ das kain hoffnung merr do
ist der bußwurtikeyt.

¶ Darumb ich also meynen falschen aidt enschuldig. Am
ersten/ ich bin mier selb nit wissen/ mit bdochtem freyhen
můt elicher werck verlopt/ keyschheyt z〈u〉 halten/ bvor/ mit
außgedruckten worten. Zům andern/ ob ischs gehon hetti/
nit gethon solt haben/ bken ich offenbor. Zům triten/ und
zůletst das es mir doch nit z〈u〉 haltien ist/ ob es gschehen weri/ die
weil ichs doch on sind nit laysten kan/ noch mir vermugli-
BuchsymbolC1vch ist. Von welcher sach wegen alle christenn hertzfi er bey ir-
er sell heyl herman/ und her vorder/ uff jungst gericht/ do
sie urteyl und rechnung geben missen/ wen sie unß nit zů hilff
kumen/ als christen brueder/ itz bey standen/ und von selch-
em helschen verderben entleidigen/

Auße selchen obgsprochen worten ist klar und offenbar
Am ersten/ nit wider got sey oder seyne gsatz/ eine weib
gennomen. Dar noch/ wie es zimlich und gbrulichfj
ist gewesen/ menschen gbot zu nichtz gmacht/ und zuruck
gschlagen/ in disem val auch nider gelegt. Hie bforab/ so es
derselbenfk gwissen berurt und begreyfft. Und zuletst/ mir ver-
gebenfl vorschlagen werdt meyn glipnis/ gschworn/ in wel-
cherley weges woͤl. ¶ Darumbfm nichtz ist/ ab got wol/ dar-
durch meyn werck oder sach/ ferworffen und verdampt werden
und vor nichtz ghalten. Und also ichs mir auch vornam/
do mit meyn gschicht außlichtefn keim/ wen gůte werck des
dagß scheyn herleyden/ aber der fünsternis werck nitt/ wen
sie hassen liechtes glanß. Doch ir bischoff auch/ wolt got/
recht die sach verstinden unnd maynungfo meyner gewissen/ dar
zů mich nit mutwil oder boͤßheyt/ des glychen frevel brachte.
Sunder gemeyn allerley kranckheyt/ und leybs notwen-
dickeyt/ mer wen dieomedean/ gtriben hat/251 waß aber selch
fleysch gverden seyhen/ auß keyschheyt glipnis enspringen ist
nit gschickt/ noch not itz z〈u〉 mal in tag zu sprayten. Welche
schaͤden wen doch die sie erwigten und hermesten/ die von unß re-
inikayt bgeren/ und mich umbs eweybs willen anklagen/ wer
nit ein wunder/ sie zwengen unß zu den/ das sie itzund verbieten/
ja wens Christi junger weren noch unserm exempel oder
ebenbild noch folgen unnd gantz bstetigen. Solt Christus in mey-
ner sach gegenwirtig urtail sprechen ich gar nit zwyffel/
meyn ewerck nit allein bstetiget sunder glopt wurdi/ wen se-
lick seyn/ die gott mer/ wen menschen hoͤren Unnd aber
allein angesehen/ von imb zů bestetigen/ ist selchs ange-
BuchsymbolC2rfangen/ und folent/ doch nit ichs selchs in diser schirmredt su
ch/ mich wider bischoffs gewalt in ainerlei maß zustercken/ oder
jochtz sezen mit disen meynen ußreden/ besunder mer lutber mech/
wie domit gotlicher/ christlicher ler/ und zimlicher ursach/
dar zu bracht/ und gezogen/ zum elichen stantz zu egriffen. So es doch
geburliche/ und also christen zimpt ires wandels/ und gschichten/
eyn versprechung zu herzalen. forwor ich wolt mit obgmelten
und herzalten/ anzeyten ußredung/ meynes wercks verantwurt
gnugsum were gton/ den bischoff/ wolt got meyner bloͤdick-
kayt/ ein mitliden und herbermnis hetten. Ach got von mir ni-
chtz frevels wider christlichs stat und zimlichhait verschaffen
wurdi. Wen waß sol mein in christo freyheyt von fremder gwi-
sen gurtailt werden?252 Je doch/ wurt es in also segen/ besser sy
wider gottes gbot und heil/ wen irer gsatz gthon? Im namen des
herren/ denn gwalt und zornich nit entrinen mag. Ich main es
sye besser/ underfp derrer zweyen aim in menschen zorn und gw〈a〉lt
gfallen dan in das oͤbersten herren zorn ewich ston. Wie dan su-
sanna auch sagt/ und dethfq/ als sie von zweynn richter falsch
verclag/ und urteilt wardt.253 So ich doch weyß/ zů kinffti-
ges liecht denn scheinen wurt/ christus unser herr/ die der men-
schen sunder seine gbot gehalten han/ den der do sitz in der finsternis.

wie dan sein prophet Micheas mich troͤst〈.〉254 sie werden sehen ob
sie nit in christum unsern herren gstipft han/ und in sein unschuldi-
gen/ welchi er frogt/ also/ das dß minst und kleinst herlin im
nit fergeslich ist.255 ¶ Disem meyner schirmfr red oder enschul-
digung/ erwirdigen gelerten/ alles gůtz hie ratschlagen ich ern-
stlich und fleyssig bit durch brüderliche lieb/ und einer frommen
ainfeltigen sach z〈u〉 hilff kumen/ bschitzen/ und schirchmen mich
alß ir von got/ in rechtem handel wolten bhut256 werden/ auch
forgwalt mir seyhent/ domit das nit von euch gsehen můg
d〈a〉ß weyssagenden propheten spruch/ so er rufft. Der first ge-
beitr/ und in ursach gaͤbung und anwurt/ ist er selber richter〈.〉257

BuchsymbolC2v Diß buchlein verteuscht/ drey ursachen thon/ ain gfer
lichs leben pristerlichs stambs. die ander/ der laien unwis-
senheyt/ zů dem dritten beyder straff/ die in/ so sie underr
inen nitt werden zu hilff kumen/ von got/ hie und dort E-
wick berait ist/ darumb keyn Crist nit ist/ er schuldig wurt
gott seynem herren so er in selchen schaͤden der selen/ irem
nechsten bruder nit zu hilff komen/ ja so fer es in (alß es auch
ist) doch muglich were besunderfs ire kinde/ vor selchem fal/
und auch nit klain/ warnenten und behienen/ wen wer
itz noch bepstliche gsatz ein geistlich perschon macht/ der
stifft ain nacht bůler/ ain taͤglichen wucherer/ und ein ewi-
gen verdampten/ das zubewerrn ist nit not/ es ist durch
ire werck offenbar (als Christus sagt) ir werden sie auuß
iren fruchten erkennen.258 Darumb landt259 unß al got bitten
das dise sachen gwent werden/ ist/ das groͤst werck/ Ch-
ristliches glaubenß/ der gotlichen lieb. Amen.

BuchsymbolC3r

Ayn ander schirm redt zů hertzog Friderich von Saxen.

Durchleygster.260furst und gnedigster herr/ daz der wol-
gebornster Erwirdigster her Cardinal leygnet/ oder
abschlecht meyn verantwurt genůgsum zů seyn in disem
val/ und meyn sach oder handel noch anklagt an stat ey-
nes misbruchs/ oder unrechtens/ mag ich doch nit anderst/
den wie sie gegeben ist/ antwurten seyt mal vorwor mey-
ner anclag oder entschuldigung anzeygungen nit auß gelest
oder zu nich gmacht seyn/ bsunder alß gůt und grecht in
irem grůnt/ unuberwunden〈.〉/ zum aller ersten so vil als dan
zu dem falschen angclagten aidt gehoͤrt/ mirselbs nit wiss-
en bin anderst gschworen/ wen zu halten der alvetter reglen/
welchi form gmeyner aides/ was sie uff ir trag auch den
gmeynen eysen schmiden oder zimerleyten nit unverborgen
ist. weiter/ ob ich schon amb alerhoͤchsten keyschheyt globt
hetti/ verbenden doch mich nit selch glipt/ die do on sund
nit můgen gleystei werden. Als ichs dan aus kings da-
vidis aͤbenbilds werck beweret hon/261 des gelichen der pro-
pheten Exempel unß leren/ welchi der kunig Juda buntt-
nussen/ mit fremden unrechten kunigen/ alß offtt keysch-
heit verpflicht dammen.262 Noch auch keynß menschen gsatz-
on263 sind ni〈e〉 ghalten/ in kainerlei maß bind/ zeigt an Chri-
stus unser her/ Mathei amb. xv. gottes gebot/ ir juden zů
nicht gmacht/ ubertraten von euer gsatz wegen/264 und auch diese
ding ich vormals also mit sicheren/ also mit furglegten wor-
hafftigen gschrifften bewert/ d〈a〉ß ich hoff niemant so on schan-
hafft weri/ der in widersprechen moͤchti/ wen meyner gwi-
ssen die also gnůg thon/ das ich nit zweyvel zesterben vor
sie. Wen von mir weit seye/ dise schnoͤde unchristlich zů ge-
messen boͤsheyt/ mich zu misbruchen goͤttlicher leer zu ai-
BuchsymbolC3vler vorgeweben erher dichtung meynes wercks. Und so
ich also verstand und meyne gwissen in secher weiyß bfist-
tiget/ was were dan zu letst vor ein verstopfti oder herti/
lieber under druckt gedoͤt/ den recht unnder wissen? Das
ich aber werdi angeclagt/ ich allein umderstand von kay-
sern und boͤpsten gmacht gsatz do nider zu drucken. Wer
sicht nitt/ sel〈b〉s mir unvermiglich/ noch well/ noch muoge/
Wen ich nit darumbft das gsatz hinnem. Haltz der do wel/
oder vermuglich ist/ bsunder ich in menschlichem gdicht
durch getlichs gbot dispensier/ und ablaß/ und selchs als
ich sol. Wan ich mer meynes lebens heyl schuldig bin wen
allen dingin/ von menschen herdicht/ imb der apostlen ir-
er gschicht bichlin amb. v.265 Darumb wissent/ zu verlassen/
ich menschliche gsatz verließ do mit ich getliche hult/ die
mich zwinget auß notwendickeyt meyner seel heyl urde-
sche gebung/ getliche266 z〈u〉 halten/ wie wol ich doch auch weys
und her ken/ leypliche gbot alsß gnedig/ das sie nit noͤtigen/
was wider gottes ordenung unnd christlichs heyl ist/ zu
thon oder zu volbringen.fu

BuchsymbolC4r ¶ Dar zů ist nichtz/ in welchem sie mugenn meyn erger
nis versehenn/ oder ancklagen/ wen kein der schandt ur-
chsach zu haben ist/ do die sindt unnd boͤßheytt/ gezwun-
gen und ausgedilcht wurti〈.〉 cho. amb .x. waß wurt dann
meyn in christo dem herren freyheyt gerichtet?267 Christus
unser herre. Mathei am. xv. verachtet laster/ in dem als
imb seyne junger selchs vorhielten unn〈d〉 sprachen. Sie herr
die gleyssener seynd geschendt in deyner red. Antwurter
lon sie varen/ sie seyn blindt und blinden virer/ aber ein bl-
ind/ so er ein andern blinden glayt ist es nitt? sie beytsam
in ein gruben valen?268Also Christus ergernis verschma-
cht/ do mir das er die do imb ergernis uff hůben und ver-
wissen/ mitt sampt seynen lieben jungern/ blinden und bl-
indefurer schalti. und des glichen die auch blinden furer
und blind waren/ welchi den pristern keyschheyt gboten/
und elichen statt nit zů liessen. Wen sie als paulus schreyp
cho. iiii uff ir boͤsen geyschtfv/ ir sal mercken und den thůf-
flen mer ghorsam/ wan got/ gevolget.269 Auß dem enspringt/
Noch Christi unsers heylans wortten. Daß die auch dol
důmb unnd blindt seyn/ die do mitt irer seel schaͤden und
verdamnis pristerlicher irrscher verderlicher gsatz halter
bleiben. Ich lasses seyn/ sin syhen nun wer sie wollen/ boͤpst/
oder kaysser/ außelichem statt keyschheit wurcker/ setz-
er unnd merer/ nitt munderfw ist es clar offenbar und leyt
amb tag/
das paulus der apostel/ alß er sie imb heyligenn
geyst zů kinfftiger kandt/ lůgenhafftige geyst schalti/ die
do hochzeyten verboͤtten.270 Ich wil nit widerfx reden wirdi/
den gewalt/ noch enzihen/ noch beger auch nit im etwas
abgeschnitten werdi. Aber doch haysset der haellig apo-
stel paulus zů den Roͤmern/ und gebeytfy/ das niemant den
andern in dingenfz gettlicher freyheyt richten oder urtayll
unnd schetzt/ selche sachenn/ allein gott zů hoͤren/ des do
BuchsymbolC4v menschlicher hertzer richter allein in disem val ist.271 Es sollen
auch unseri bischoff sich hyetten und warnemen/ das sy
den apostel Paulo seynem wart nit in ein frembe freyheyt
drucken/ sunder herkenen es zů christen leytten in gmein
gredt habi/ und zu einem bschluß/ bitt ich zůletst/ aller du-
rch leychtigster furstga und her/ ich bit durch Jesum christum
meynem herloͤser/ ir woͤllen euch auch uber mine mensch-
liche bledigkeyt herbarmen/ und in meynem leyps nöt wen-
dickeyt verwilligt/ und mir verleihen/ schirm geben/ das
ich nit weytter wider grechtigkeyt leyde/ dan ich mich ge-
gen meynem oberern herbotten han/ wie wol/ wird es me-
ynem troͤster Christo anderst gesehenn (wie er) ich auch
umb der worheyt willen leyden unnd sterben/ ist doch der
knecht nichs besser dan der herr/ wil ich bereyt seyn/ gern im
noch zů volgen. Nitt mer wen got der her/ behaltt in hůt
euwir hoͤhe unnd wurdi.

Zů nůtz und furganck gottlicher leer unnd
worheytgb heyliges Evangeliß. Der
Wittenberger in saxen land
gcImb M D XXI jargc


Beilage 3 – Beschützrede für Bernhardi, Vorlage G

BuchsymbolA1r

Schutzrede von Magister Bar-
tholomeo Probst zu kem-
merig der ein eehweib
so er priester ist ge-
nummen hat.

BuchsymbolA1v

D. Johannes Langius zu Erf-
furt/ entbeut dem Erbarn
der Heyd/ seym besundern freund/
gnad und frid.

Es ist nit moglich das mir
nit wolgefallen solt dein erbar gemuͤet/ das
du tregist zur redlickeyt unnd rechter geyst-
ligkeyt/ mein Christophore/ ich will itz und geschweygenn
deine hultseligkeyt und erbieten/ so du hast gegen mir er-
zeygt. Ich hab erkant/ mein man betrieg mich dan/ was
du im gemuet betrachst wie du einen stand und wesen an-
fangen wilst. Es ist aber dir erstlich vonn noͤten/ das du
dich wol bedenckest/ wie du nit irgent unvorsehens in einen
pfaffen odder moͤnchs standt fallest/ wie es nuh gebrau-
ch so doch solch dorfftigkeyt moͤge gebrauch genenth
werden. Wie wolt ich aber solches nit doͤrfftigkeyt nen-
nen/ so man in der jugent/ in solchenn hitzigen boͤsen zu-
neygungen/ priester/ ader geystlich lest werden/ auch von den
Bischoffen dar zu salben und schmiren? Ist es aber also
ein kleins ding in keuscheyt zulebenn/ das mann darinne
gantz nit acht neme/ des alter/ auch nit menschlicher
schwacheyt/ sondern ane unterschid die leut also vorbin-
det? Das rede ich aber in sunderheyt des halben/ so unser
heylmacher von solchem stand alleine gesagt hat/ wer es
begreyffen mag/ der begreyff es.272 Warumb aber zwingt
man zu unser zeyt die priester ane die eeh zu leben/ so man
doch zulest/ villeicht von des fleysch schwachheit wegen/
das man etlich von yn/ etwan in unzucht/ etwan im eeh-
bruch findet und ergryfft/ auff das ich nit etwas schwe-
rers anzeyge? Wie kummet es aber/ das nit bequemer solt
BuchsymbolA2r seyn/ das sie eehweyber/ nach dem gesetz und erbarkeyt/
moͤchten nehmen? Vonn dieser und solcher sach/ hab ich
wollen zu dir schicken/ die schutzrede eines gelerten mans/
in welcher der Probst zu Kemmerig das eehlich lebenn/
das er/ so er priester/ angefangen/ vorantwurt/ also auch
das er dasselb sein eeh weyb/ keinerley weyse von sich trey-
ben will lassen. Es ist auch nymant/ der nit erfarn habe
die gebiet und trauen273 der jegerischen274 Officialen/ das sie
nach gern/ wie etwan/ durch die selbigen/ treiben/ noͤtigen/
umbringen wollten/ so sie moͤchten. Sich275 aber du zu/ mein
/ auß was gewissen/ auß waserley geschrifft
die priester ittzund nit moͤgenn eeh weyber habenn/ so yr
doch vil loß weyber/ buͤesin/ eebrecherin bey sich haltenn
moͤgen. Wie gath aber das zu/ das man die fleyschlichen/
ich solt geystlichen recht sagen/ die vonn den unkeuschen
pfaffen geben seyn/ hie also ganz im brauch nicht halten
wil/ so doch die andern unnd vil/ zum geytz forderlich/
und zu andern freyheiten und außzuegen gehalten werden.
Villeicht ist es war/ wie das gemein volgk sagt/
das wir gerne handeln/ unnd einblauen die
dinge/ die unserm nutz unnd genieß zu-
treglich seint/ Got bevolenn. Geben
zu Erffurdt an sant Lucie tag
des Jars M. D.
XXI.276

BuchsymbolA2v

Schutzrede von Magister Bar-
holomeo Bernhardo Probst zu Kemmering in
Sachssen/ des halben das er ein eeweyb/ ßo er
priester ist/ genummen. Zu Erffordt
vorteutzscht.

Erwirdigen hern Docto-
res/ so ich vor euch gebracht binn/ das ich
ursach sagen sol/ meins vornemens/ will ich
mit kurzen worten hiemit anzeygen/ was in solcher sach
mein gewissen davon helt. Und ich bit euch chri-
stliche liebe/ das es euch nicht wolt vordrißlich sein/ alßo
fleyssig zuhoͤren/ unnd zuerkennen diese sach/ wie ich sie
auch ganz einfaltig unnd warhafftig darlegen will.

Erstlich so wil ich/ und sol auch nit vorneinen das ich
eine junckfrau zur eeh genommen hab. Dan wie ich das
vorneinen wurde/ so geb ich meiner kirchen groß ergerniß
dy biß her vor gewiß gehabt/ das ich ein eehlich leben mit
meim weyb besessen hab/ und wurde durch meine freunt-
liche entschuldigung geergert/ so ich meinem standt und
leben ein buben leben nennet. Es sol ein bischoff oder prie-
ster ane laster sein/ als sant Paulus offt sagt.277 Wie sol ich
Timo. 1.bekennen das ich in eim laster liege/ so ich einer kirchenn-
1. Timo. 3.pfleger byn? furdert/ und wil ein solches leben
haben beyn Christen/ das es auch den Heyden nit erger-
nis gebe.278 Ich aber wurde freilich meinen bruͤder ergernis
geben/ so ich bekennen solt/ mein standt were ein buben leben〈.〉
hierumb beken ich das ich ein eehweyb genummen habe/
unnd das mein standt ist ein eehlich leben/ unnd wil das
auch also bekennen als lange mir Christus den selben geyst
gebenn wirt. Das ich aber ein eehweyb genummen habe/
dar zu haben mein gewissen getrieben dise ursache/ die bil-
lich alle frome herzen bewegen sollen/ wie vil auch dawid-
BuchsymbolA3rder sein/ eingebruchend meinung/ gewonheyt/ gewalt der
Bischoff/ und also langer zeyt vorwilligung. Es gehoͤrt
aber eim Christenlichem gemuͤet zu/ das es mher acht ne-
me/ was unser herr Christus fordert/ dan was die men-
schen fordern. Also sagt der heylig Paulus. Wan ich den
Gala. 1.menschenn nah wolgefiel/ so were ich nit ein dyener des
hern Christi.279 und im Evangelio Matthei sagt der herr.
Math. 8.Erlaß das die toten ire toten begraben.280 Das aber meyn
vornemen nit allein gotlossig/ und frembd geheyssen wirt/
als wieder281 die gelobte des eides und des gehorsams/ sundern
auch daruber frevelich/ wie nit moge irgent die vormessen-
heyt entschuldigt werde/ so ich gleich die gotlossigkeit und
den eyd entschuldigen wurde. Ach wolt got/ das die moͤ-
chten sehen die ursach meins vornemens/ mit geystlichen
augen/
die mir also die vormessenheyt zurechen. Seht aber
dyß sein die ursach meins vornemens.

1.Das gesetz/ ader das Evangelium haben nirgent die eeh
vorboten/ auch hat Christus der priesterschafft/ oder yr-
gent eim stande der leyen die eeh ny vorbotten. Dann also
Matth. 19.sthet bey dem Mattheo geschriebenn/ alle menschenn be-
greyffen das wort/ und die rede nit. Unnd abereinst/ wer
es begreyffen mag/ der begreyff es.282 An welchem orth ge-
beut unser herr Christus nit das Keusch leben/ und ane die
eeh zu bleyben/ sondern hat auch daselbst angezeygt das
sich nymant enthalten mag/ dan alleint die/ den es vor-
liehen ist. Es solten billich auß diesen worten abgeschreckt
sein/ vonn solchem stand außerhalb der eeh/ die sich also
ane unterscheidt in ein solch leben wenden wolten/ so unser
her Christus anzeygt/ das es nit yderman vorliehen sey/
in ewiger keuscheyt zu leben/ sondern ganz wenigen.

2.Der heylig Paulus als ein außleger der wordt des hernn
Christi/ leret das selb mit vilen worten unnd uberflusig/
1. Cor. 7.an dem orth der bekant/ dan er sagt. Ein itzlicher hat eine
besunder gabe unnd gnade auß got/ einer auff ein solche
1. Cor. 7.weyse/ ein ander auff eine andere.283 Und abereinst/ wan du
BuchsymbolA3v ein weyb nymst/ so hastu nit ubel than.284 Und aberein mal
darnach als ein sorgfeltiger/ das er nit moͤgt angesehenn
werden/ als wolt er sie weysen ader noͤtigen zur keuscheit
spricht er da selbst. Meine ganze rede und vormanung/
ist geschrieben und gericht zu euerm nutz/ nit das ich wolt
euch beschwerung auff legen und strick anwerffen/285 das
ist also vilgesagt. Ich wil euch nit gefangenn machen/
das yr euch zu diesem ader zum andern standt pflichten
solt. An welchem ort der heilig Paulus sich besorgt hat/
das er nit stricke und beschwerung auff legte. Wie sollen
wir der Bischoffe gesetze unnd lere nennen/ die sie geben
haben/ vom stand der priester ane die eeh? wie moͤgen wir
sie anders heysen dann stricke unud schleifen/ nach dem
brauch und weyse des heyligen Pauli?

3.Nuh in diesen worten desselben Pauli da er sagt. Es ist
besser sich in ein eehlich leben zu stellen/ dann gebrant und
1. Cor. 7geengst von der unkeuscheyt werden/286 fordert er das man
zur eeh greyff/ nemlich die sich befinden geengst werden/
und entpfinden die hitz und muthreich des fleyschs. Dan
das nent er hie brant leyden/ in der gluet liegen. Es seint
aber zweyerley geschlecht der keuscheyt/ das eine/ da man
keuscheyt vorgibt/ und doch die flammen des fleysches
nach da seint/ das ander/ das von gotgegeben ist/ unnd
hat nit solch gewonliche flammen. Was ist es aber noet
das wir dasselb mit auffentlichern worten vorkleren wol-
ten? Denn ersten ist das eehlich leben geboten/ die andern
Matth. 19.seint/ von welchem Christus der herr gesagt hat/ alle men-
schen begreyffen das nit/ sondern die alleine/ den es geben
ist/287 ach wolt got das diß besunnen hetten/ die solche un-
lustige gotlosige gesetze auffgelegt haben/ von keuscheyt
zu halten den priestern und andern geystlichen. die auch
gereytzet unnd gelocket haben vil zur priesterschafft/ zun
kloͤstern beides geschlechts/ unnd dasselb in der jugent.

.4.BuchsymbolA4r Wir wollen aber nit zulassen/ das Christus und Paulus
diese worth alleine zu den leyhen gesagt habe/ sondern sie
seint auch zun priestern gericht/ wie das gnugsam anzey-
gen die orth in der ersten Episteln zum Timotheo/ unnd
1. Timo. 3.in der/ die zum Tito geschrieben/ da Paulus auch wil das
ein Bischoff ader priester sol nurt eins weybs man sein/
ader redlickeitund das er kynder hab die ym gehorsam sein in aller keu-
scheyt/ und wie darnach stech.288 Auß welchen worten auf-
fenbar ist und augenscheinlich/ das die eeh nymant vor-
boten sey auß goͤtlichem recht.

Mit historien bewerters289Also mag man auch das beweysen/ auß Historien unnd
glaubwirdigen geschichten/ wie unter vilen Christen in
der Christlichen kirchen gewesen sein/ die priester gewesen
1.auch weyber gehabt haben. Wer weyß nit von dem
Philippo/ vonn welchem man in der Aposteln geschicht
Act. 3.lyest/ den die schriefft einen Evangelisten nennet/ das wir
ihe wusten/ das er ein priester gewesen were?290
2.Auch schreybt Eusebius zu Cesarien ein Bischoff/ vil von
der haußfrauen sant Peters.291 Es ist ihe die historien
3.vom Bischoff Spirdion allenthalben bekanth/ der ein
bischof zu Cypern/ mein wan trieg mich dan/ gewesen ist.292
4.Der heylig Hilarius hat auch ein weyb gehabt/293 der nit
viel unter den Bischoffen/ der Orientalischen kirchenn/
5.seines gleychen gehabt hat. Daruber ist der brauch
nach bißhyer in der Krichischen kirchen/ das sie eehwey-
ber nemen. Auch hat das unselig deutschlandt/ diese
6.grosse burde langsam/ unwillig/ unud gezwungen ange-
nummen/ wie nach anzeygen die alten geschicht buͤcher
der kirchen zu Coͤln/ unnd zu Costenitz.294 Die geschrifft
aber/ die wir angezogen/ wil nicht alleine das yederman
symlich sey zur eeh zugreyffen/ sondern sie gebeut es auch
denn die da fuelen die hitz/ unnd das feuer des fleysches.
BuchsymbolA4v Und bißhyer haben wir auß dem gotlichen recht anzeigt/
nu wollen wir von menschen lere und gebot reden. Jha du
mogst sagen. Der heyligen veter lere aber die weyset anderst/
und vorbeut die eeh den priestern. Ich sage aber. Sie moͤ-
gen zusehen wie sie ursach und rechenschafft geben wol-
len vor got/ uber solches gesetz/ so sie ein solche grosse bur-
de den leuthen auffgelegt haben/ die man priestere unnd
geystliche thut nennen. Ich vorwar schau mich nichts
das ich sie unter die falschen lerer/ und lugenhafftige Pro-
pheten zell/ alle auch were sie sein/ die solches gesetze auff
gericht haben. Daruber sag ich forder das man nit ge-
horsam sein sol/ den menschlichen geboten/ so irgent durch
die selbigen eins menschen gewissen in ferligkeyt also fal-
len moͤge. Also ist in den geschichten der aposteln geschuben.
Act. 5.Man sol got mher gehorsamsein/ dan den menschen/295 und
1. Cor. 7.Paulus schreibt zun Corinthern. Ir seyt mit eim grossen
gut unnd kauffgelt erkaufft wurden/ yr solt nit werdenn
1. Cor. 3knecht der menschen.296 Unnd abereinmal/ alle dinge seint
euer/ es sey Paulus/ ader Apollos/ ader Cephas.297 Des
Colos. 2.gleichen spricht er zu den Colossen: So yr seyt mit Chri-
sto gestorben/ warumb werdet yr dan umbgetrieben mit
menschen gesetzen/ wie yr nach thet?298 das weyset und be-
weret die geschriefft nuh/ nit alleint ann diesen genanten
orthen/ sondern auch an vil andern/ wie es in unnser ge-
walt sey/ in menschen leren unnd geboten zu dispensiren
ader zuerleuben/ als offt als wir der halben in ferligkeyt
sein. Ich aber was auch in ferligkeyt, was solt ich aber
thun: Solt ich lieber than haben widder das goͤtlich ge-
setz/ welches ein buben leben vorbeut/ dan widder Bebst-
liches gesetz/ welches hat die eeh den priesternn uberal ver-
boten unnd hyngelegt? wer wolt hie also ein herter un-
freuntlicher Bischoff sein/ der sein gesetz also gehaltenn
wolt dach seins bruders sele verterbenn lassenn/ umb ein
nerrisch annemen und haltung der menschen? Wen eins
BuchsymbolB1r bruders leichnam in ferligkeit wer/ vonn dem vasten am
karh freytag/ ist ym nit also/ man solt ym gebieten auch
das er eße? wie vil besser aber ist die sele dan der leib? Ist es
aber nit hoͤnlich/ so Christus sein eigen leben hat dargeben
vor seine schaff/ das ein Bischoff nit weichen wil/ vonn
1. Cor. 9.seiner freuenlicher beschwerung? Der heylig Paulus ist
eim yderman zu wiln worden/ in allerley weyse/ er ist den
die ane gesetz gewesen/ wurden als einer der kein gesetz hette/
den aber/ die unter dem gesetz warenn/ ist er wurdenn als
einer der das gesetz halten muste.299 Dise aber wollen uns in
yrer gerechtigkeit regiren/ und die herd der schaff wollen
sie ganz bringen in yre eigene lere und auffsetzunge. Da-
rumb ist es weit von yn/ das sie gedencken sollen/ wie sie
sich gleich nach haltenn moͤchtenn dem hauffen der da
schwach ist. Hyrumb ist auch hie zubedencken/ was der
heylig Paulus zum Timotheo schreibt in der ersten episteln/
wie zukunfftig sey/ das lugenhafftige geyste sein werden/
die das eehlich leben vorbieten.300 Auch hat der Prophet
Daniel zuvor gesagt vom Antechrist/ wie er die weyber/
und eehlichen vorachten und verweisen werde.301 Dan also
lauten des selben propheten wort. Solche geschriefft und
spruͤch/ mein hern Doctores/ haben meinen geist bewegt/
das ich glauben habe/ der heylig geyst hab in der heyligen
schrifft uns der halben vormant/ das sich frome herzen
zuhueten wusten/ vor den gesetzen die den eelichenn stand
vorbieten/ und das sie wuͤsten die selben auß dem teifel auß
gegangen/ und nit sich furchten solten wider die selben zu
thun/ und die zurreyffen. Ich wolt das die Roͤmischen
Bischoffe sich selb ansehen in dem spruch sancti Pauli/
so sie mit solcher hertigkeyt furdern von der priesterschafft
ein leben ane die eeh/ unnd doͤrffen sagen das kein eehlich
leben sey/ was widder yre Canones und gesetz angefan-
gen wirt. Ich sih und merck/ so ich die Historien ader
geschicht zu hertz neme/ das heilige menner widderstrebt
haben/ der enthaltung von der eeh/ nemlich in dem Concilio
BuchsymbolB1v zu Nicea. Es waren da/ die woltenn das die priester ane
das eehlich leben sein solten/ und diacon und auch subdi-
con des gleichen. Es kam aber darzwischen/ und legt vor
der marterer Paphuntius/ wie es nit leidlich/ unnd man
hat ym gefolgt/ in der ganzen vorsamlung der bischoffe/
und es ist dem selben stande nachgelassen die vorige frey-
heyt.302 Daruber ist auch ein gesetz geben/ im sechsten con-
cilio/ das zu Constantinopoli vorsamler gewesen/ in wel-
chem vorordent ist/ das sich nymant solt keuscheyt/ ader
ane die eeh zu leben vorpflichten.303 Und das man die solt in ban
thun/ die yre eehweyber von sich wurffen umb yres stan-
des und weih willen. Es wirt des selben gesetzes gedacht
im buch das man das geystliche recht nennet in Dist. 31.
Dist. 31cap. Porro.304 So nuh der alten concilien auffsetzung also
vil angesehen sein/ so nuh die ordenung der alten concilien vor-
gezogen werden denn neuen concilien/305 warumb leyden wir
dan/ das yre auffsetzung vorfallen und zu nicht werden〈?〉
Nemlichen so wir sehen das die selben alten neher sein dem
Evangelio/ den die neuen/ die den eehlichenn standt den
priestern vorboten habenn. Bishyer hab ich anzeygt/
wie ich nit hab sollen gehorsam seyn/ mit ferligkeyt meiner
seel/ den Bebstlichen gesetzen. Dan das ist gewiß/ das man
keines menschen geboten soll gehorsam sein/ wan das ge-
wissen dar von yn geferr gesetzt wirt. Das ist auch eben
1. Cor. 7.das heyligen Pauli meinung/ an dem orth/ da er verbeut/
das wir nit sollen der menschen knecht werden.306

Nuh ist von noͤten das wir uns des eyds entschuldigen.
Es ist mir aber nit bewust/ das ich anderst geschwornn
hab/ dan mit solchen worten/ das ich thun wolt die dinge
die geboten sein auß auffsetzung der veter. Ich byn aber
zu Brandeburg zum subdiacon geweiht/ und zu Halber-
stat zum diacon/ zu Kuer aber zum priester.307 Nuh geb ich
es euch heym zu richtenn/ was krafft habe ein solche ge-
BuchsymbolB2rmein/ und gewonlichs iurament ader eyd. Wan aber mein
eydig macht/ alle ubertretung/ damit mann widder die
Canones thuet/ so werden die priester so offt meineydig
als offt sie nit vasten/ dan es ist widder die Canones/ als
als offt sie nit die tagetzeyt murmeln unnd plappern/ wie die
Canones gebieten. Auch als offt so sie sich anderst kley-
den dan die canones weysen/ auff das kuͤrtzst/ es werden
nirgent mher falscher eyde sein/ dan bey den/ die die eyde
mit umbarmhertzigkeyt vonn unns zufordern pflegenn.
Ich muß auch hie nit vorgessenn/ das die Canones also
zuvorstehenn seyn/ das nyemant soll widder das goͤtlich
gesetz vorpflicht werden. Das sie auch nichts sollen vor-
nemen/ dann was seyn moͤge/ ane ferligkeyt der gewissen/
unnd mit allem gelimpff. So dem nuh also ist/ als offt
man eyd thut/ die Canones zuhalten/ so gelobt man den-
nest nichst widder das goͤtlich recht. Von der eydes pfli-
cht wirt außgenummen allerzeyt der vall in noͤten/ wel-
che nodt dispensiret unnd erleubt uber menschen lere.308

GersonVon dieser sach redt und handelt uberflussig Johannes-
Gerson/ im buch vom geystlichen lebenn.309 Was ist aber
das/ wan der eyd ein solch wortlein in sich hat/ das einer
thun und leben wil/ als die Canones aber gesetz gebiten/
als vil menschlicher gebrech unnd schwacheyt zulassen
wirt? Dann das selb wortern pflegt man in vil kirchenn
darzu setzen. Auff die weyse aber schwert man nit mer/
dan das einer in keuscheyt und ane die eehr leben wil/ also
lang als des fleysches schwacheyt wil zulassen. Was ist
2. Cor. 3.aber schwecher unnd krencker dann das fleysch? Dann
wir vormuͤgen auß unns selbst auch nichts guͤts geden-
cken/ wie das der heylig Paulus in der andern Episteln
zunn Corinthernn bezeuget.310 Wann aber einn mensch
gleych hoch gelobt unnd geschwornn hette/ mit ey-
gentlichenn worthenn wol bedacht/ inn keuscheyt ane
die eehe zulebenn/ unnd es were da ferligkeyth der seel/
BuchsymbolB2v die den menschen noͤtigt/ so mag man das geloͤbde wol
zureyssen/ und nemlich so mans ane sunde nit halten und
volbringen mag. Dan solchs unnd des gleichen vorbeut
got erstlich/ das man es nit geloben sol/ wie der prophet
Jere. 4.Jeremias beweyst. Dan am selben ort gebeut er/ man sol
schweren und geloben in warheyt/ in gericht/ in gerechtig-
keyt.311 Das ist/ so mans recht außlegt/ er vorbeut das man
nit lige/ und das man nit unnutze/ und boͤse dinge/ die nit
wirdig sein das mans sie halte/ geloben ader schweren sol.
Wann ich aber mich schon mit eim eyde gepflicht habe
ane die eeh in keuscheyt zu leben/ und vormag es darnach
nit zuhalten/ zu was und wie zu grossen sunden und lastern
hab ich mich selbst vorpflicht unnd vorbunden? Es ist
ein mal vorsehen/ ich habe geirrt/ mit meim nerrischen ge-
loben/ wollen mich die Bischoffe nuh zwingen das ich
furder mher irren/ das ich niher sundigen sol? zimpt es sich
aber gar nit/ das man die geloͤbde wiederriffe/ die von uns
gelobt sein wurden/ da wir nit gnugsam vorsichtig waren?
so sie dach itzundt ane greuliche sunde nit moͤgen erhalten
werden. Der bischoffe ader Bepste recht dispensiret und
erleubt offt uber die regeln/ und das man nit vorpflicht
sey ins kloster zugehen/ uns uber die eide und geloͤbnis eins
unmuͤndigen/ des halben das ein solch alter/ nach nit vor-
standen habe/ die beschwerung und burd der keuscheit ane
die eeh zuleben/ und sich dennest vorpflicht.312 Hie lobe ich
den urteyl und meinung der Bischoffe/ das sie ein solchs
alter loßmachen vonn den geloͤbten/ in dem aber lobe ich
sie nit/ das sie das selb alter allein loßmachen. dan es mag
sich wol begeben/ das auch ein betagkt man/ sich selber
nit gnugsam kenne/ was er vormag zu haltenn. So sich
aber begibt gleych eyne ursach zu dispensiren/ ader zuer-
leuben uber das gebloͤbte eins jungen unnd eins alten/ wie
kumpt es nuh/ das mann nit uber sie auch gleych urteyl
gibt? Wir vinden in der heyligen geschriefft/ das etlich
heyligen die eyde und geloͤbte nit gehalten und zurissen haben.
BuchsymbolB3rDavid hatte offentlich gelobt und geschworn/ er wolt den
1. Ko. 25.Nabal totschlagen/ es ist aber Abigail ym engegen ge-
lauffen/ und hat den vorsatz und willen Davids gewan-
delt. Am selben orthe sagt David gote grossen danck/ das
er yn hatte von dem totdschlag erhalten unnd abzogen.
umb nichs andern willen/ dan das er seinen irsal erkente/
als er sprach/ es lebet got/ der mich vorwaret hat/ das ich
das bose nit gethan habe gegen dir.313 Also auch ich/ die weil
ich befinde das ich mein geloͤbde/ nit mag ane sunde hal-
ten/ solt ich nit mein vornemen/ und meine geloͤbde wan-
deln? Seht anh euer Canones/ euere geystliche rechte/
was krafft haben solche eyde/ solche geloͤbde. Dan yr wer-
22. q. 3.det vil finden in 22. q. 3. das meine sach und vornemen
bestetiget.314 Im buch numeri/ das man der zal nennet/ fin-
den wir das die goͤtliche stym etlich geloͤbde auff geloͤset
Nu: 30hat. Als wan ein haußfrau etwas gelobdt/ und yr hauß-
wirt vorziahet das geloͤbde nit/ und dergleichen vil mher/
so werden solche geloͤbde zurieffen und zu nicht gemacht
Dan ein weib hat nit gewalt yres leybes/ nach irgent der
guͤter/ wan sie gleich etwas da von geloben wurde.315 Gleich
also habe ich auch ein sach/ die mich vonn meim geloͤbde
erloͤsen mag/ dan es ist nit in menschlicher gewaldtgd/ das
einer hab die gnade sich stetigk in keuscheyt zuenthalten.
So nuh Moses solch eyd und geloͤbnis/ die gescheen sein
uber die dinge die in eins andern gewalt gewesen/ auffloͤ-
set und zu nicht macht/316 warumb aber sol man glauben/ und
volbringung des eydes fordern/ von eym der unbedacht
keuscheit gelobt hat/ so dach solch keuscheit ganz frembd
ist von der menschlichen natur und vormoͤgen/ also auch
das es nit wol moͤglich sey/ das sie ein mensch volbringen
moͤge? wer wolt sich aber hie nit vorwundern/ das sie einen
anklagen duͤrffen/ der ein eehweyb genommen hat/ so dach
die unbeklagt bleiben/ die in mancherley sunden und laster
der unkeuscheyt wuͤtend und unsinnig sein? mit grossem
ergerniß viler Junckfrauenn/ frauenn/ unnd knabenn?
Deut. 23.BuchsymbolB3v Im andern gesetz ist geboten/ das mann nit opffern sol
gelt/ das mit unkeuscheyt erworben ist/317 wie vil mher aber
wil got das man ym nit opffern und geben sol/ ein unrein
leben und standt/ so man ane die eeh furet? Wer zweyfelt
aber daran/ das es ein greuel sein vor got/ ein solch unge-
schickt leben ane die eeh? Darumb wil ich mich also ent-
schuldigen das ich nit meyneidig sey. Zum ersten/ das es
mir nit bewust ist gewesen/ das ich geschworen solt haben
mit vorsatz und vorgenummen worten. Zum andern. Ich
hab nit sollen schweren. Zum dritten/ so ich gleych hert
geschworn hette/ so sol ichs nit halten/ das ich ane sunde
nit vermag. In dieser meyner sache/ ruff ich an fromer
Christen menschen unterweysung und urteyl. Hyr-
auß ist gnugsam offenbar/ das nichts durch mich/ in dem
vall/ wider das goͤtlich gesetz gehandelt sey/ und darnach/
das ich sey schuldig gewesen/ menschen lere zurbrechen/ in
einer solchen ferligkeyt meins gewissen. Zum letzten/ man
wirfft mir das geloͤbnis umb sunst fur/ es sey auch zu-
gangen/ wie es wolt mit dem eyde. Hyrumb haben es
die keynen gefug/ die mein vornemenn/ als gotlossig vor-
dammen/ des halbenn ich auch diese meine meinung also
itzunt vorgelegt wil haben/ auff das ich wuste/ das offen-
bar were die ursach meins vornemens/ nach meinem ge-
wissen/ zu welchem mich getriebenn hat/ nit wollust/ nit
mutwil/ nit thorheyt/ sundernn die gemeyne kranckheyt
und schwacheit/ und ein solche nodt die unuberwintlich
gewesen. Welcher aber und waserley ferligkeyt zuvolgen
pflegen mit dem stande/ der ane die eeh ist/ wil mir itzund
nit vonn noͤten sein zuerzelen mit vilen worten/ so es dach
sunst nitfast heymlich ist. Wann aber die selben bedacht
wurden von den/ die mich schuldigen und urteyln/ so wur-
den sie freylich meyn vornemen unnd vorgehen nit vor-
dammen/ sondern das selb loben fordern/ nemlichen
so sie Christen seyn.

Unser herr Christus wirt in dem vall uns richten/ unnd
BuchsymbolB4r zweyfel gantz nichts daran/ es werde ym mein vornemen
wol gefallen. Ich hab auch das allein angesehen/ wie es
ym gefiel. Ich hab aber in dieser meiner schutzred mir
nit vorgenummen/ das ich mich enthalten unnd schutzen
wolt/ widder die gewaldt der Bischoffe/ mit solchen ur-
sachen/ sondern das ich nurnt moͤcht antzeygen wie ich
auß redlicher goͤtlicher ursach bewegt were wurden/ das
ich mich in ein eehlichen lebenn gewendt hab/ nach dem
das es billich ist/ das Christen sollen ursach von sich ge-
ben yres glaubens und yres lebens. Ich moͤcht aber auch
wol wuͤnschen/ das ich mit disen anzeygen den Bischo-
fen het gnugthan. Ich begert auch das nichts freuelich
widder redliche goͤtliche ursachenn gesetzt wurde. Nuh
warumb sol meyn freyheit von einer ander conscientz ader
gewissen gericht werden?318 So es sie aber ihe also gut ge-
dunckt/ das sie vil lieber nach den Bebstlichen rechtenn
wollen richten/ dan nach der heiligen geschriefft/ wie doch
die alten concilia gethan haben/ so flych ich nit den zorn
gotes zu tragen. Dan ich weyß/ das dem der im finsternis
sitzt das liecht nit vorhalten wirt. Also troͤst mich der pro-
phet Micheas.319 Sie moͤgen aber achtnemen/ das sie nit
Mich. 7.anlauffen an dem hern Christus/ und an seyne kleinen geringen/
die er doch helt/ und irer achtnimpt/ also eins augen opfels〈.〉320

Diese meine schutzred/ mein erwirdigen hern Doctores/ bit
ich euch/ wolt yr in gut annemen/ und durch Christliche
lieb helfft in dieser redlichen sache/ und vorfecht sie vor ge-
walt/ auff das es nit angesehen werde/ wie der Prophet
von euch gesagt hette/ der da sagt. Der furst der begert und
Mich. 7.furdert/ der Richter aber ist bereyth zu uberantwurtenn.321

Gescheen im jar. M.D.XXii.

Gedruckt zu Erffurdt im Jar.
M. D. XXij.


avom Editor verbessert für steyschs
bvom Editor verbessert für Paphuntius
cvom Editor verbessert für farh
dvom Editor verbessert für geschworm
evom Editor verbessert für vuuersunnen
fvom Editor verbessert für gösser
g-gim Fließtext ohne Hervorhebung A, C, D
hfolgt 7. B
ifolgt und unreinickeyt B; und unreinigkeit C; und unrainickait D
jire lieben B, C, D
kden B, C, D
lfehlt B, C, D
mpritstern A
ngesehehen A
ofolgt init unflat der orn fur recht oͤl B, C, D
pfolgt Außgenomen den priester ob dem altar und zwen meßdiener B, C, D
q-qim Fließtext ohne Hervorhebung A, D
rfolgt duch den hochderumpten B, C, D
sfolgt und haußgezent B, C, D
tfolgt so ich selbs hoff got beheglich und angenem sein/ auch B, C, D
ufolgt die ehelich gewesen B, C, D
v-vsunder nachkumlich zu pflantzen eheweyber gehabt haben B, C, D
w-wfehlt B, C, D
x-xEs würt bald etwas besser kommen B, C, D
y-yzu Arips/ und durch Melium Joannem Eleutherium zu eren dem wirdigen hern Probst zu Camberg/ und beschirmung der christlichen warheit verteutscht/ Anno. M. D. xxij. B, C; Im M.D.XXij. Jar D
zzuͤ der C, D
aa-aaew D'uer''ürden'
abigunfrau B; iunckfrau D
ackirchen C, D
adzuͤ der C, D
aelaßt D
afaid D
agbeweyß D
ahbewegt C, D
aidar auff D
aj-ajfehlt D
akunversunnen C, D
alfolgt stat D
amyeglich C, D
anmir es C, D
aoPanl B
apbrnust B
aqheißt C; haißt D
arsind C; seind D
asden es C, D
at-atden priestern D
auseind C, D
avkirchen C, D
aw-awcur∥enangelisten B
axkirchen C, D
aydem C, D
azkirchen C, D
baNanclerus B
bbbemelte C, D
bchitzig C, D
bdvil. D
bekoͤut B; kündt D
bfvuser B
bgviech C; vich D
bhd B
bimir B
bjkündten D
bkpaphnntius B
blpriesterschafft C, D
bmseind D
bnmir B
bomir B
bphalberstat C; halberstatt D
bqweder B
brmeineydiger C; maynaydiger D
bsweder B
btdornon B
buwnrt B
bvkirchen C, D
bwgeschworen C, D
bxmir B
bythetest C, D
bzdringen C, D
calob sie C; lob sy D
cbdrumb C, D
ccinrament B
cdvoir B
cewuͤtet C, D
cfartickel C, D
cgmuͤtwillen C, D
chnoit B
cianch B
cjlaß D
ckbeger D, C
clherus B
cmfehlt C, D
cnes folgen wie in A die historischen Argumente B, C, D – zur Kollation s. o.
covom Editor verbessert für etrzbischof.
cpgewegt F
cqvom Editor verbessert für Undich E; Unddich F
crfleyslich E
cseyftltigk E
ctvom Editor verbessert für meyneu E; meyden F
cuob F
cvverfurte F
cwletznng E
cxfehlt E
cyhan E
czursach F
dabepstiiche E
dbMachter E
dcdan F
ddgesun∥gesundiget E
deherforderern E
df-dfvom Editor verbesser für diss-∥feure
dggegotten E
dhtriegun F
dipristetlchem E
djlisseu E
dkdeuen E
dlschlaͤfft E
dmbnrdi E
dnwallen F
dokinderer E
dpuud E
dqmůges F
drvom Editor verbesser für vergurptt
dstansenten E
dthorsamb F
dupau F
dvcollosseusern F
dwdeisem F
dxanderu F
dycristnm E
dzbehater F
easeeln E
ebE
ecfehlt F
edseynen E
eevom Editor verbessert für bseschauten E; beseschauten F
efderer E
egNaristotles E
ehkan F
eibruiten F
ejgelobe ee F
ekalee F
elseyter F
emuntreyffigsten E
ennerwen F
eolere F
eppanlus E
eqgroffe F
erirdescheu F
esfehlt F
etdan F
euE
evthon F
ewbwertt F
exzesweren E
eyur F
ezAn? E
faschreiben F
fbden F
fcynn F
fdiunden F
fefolgt ja F
fffurnemige F
fgenden. F
fh-fhin die F
fibertz E
fjgbruchlich F
fkder seelen E
flvergebens E
fmDarnmb E
fnaußlichte E
fomayuung E
fpderuder F
fqvom Editor verbessert für deretht
frvom Editor verbessert für schrim
fsbesnnder E
ftdarnmb E
fuvolbrinden E
fvgeyst F
fwwunder F
fxmider F
fygebiet F
fzvom Editor verbessert für digen
gafurff E
gbfolgt des F
gc-gcIn. xv. c. und xxii. iar. F
gdvom Editor verbessert für gewadlt

1Zur Ehe Bernhardis siehe die Einleitung zur Apologia Bernhardi, KGK IV, Nr. 211.
3Huren-leben. Auch in der Bilderschrift (KGK 219) vergleicht Karlstadt Heiligen- d. h. Götzenanbetung in Kirchen mit Hurerei.
5Wahn.
6Gal 1,10 Vg »[…] si adhuc hominibus placerem Christi servus non essem.«
7Mt 8,22 Vg »[…] dimitte mortuos sepelire mortuos suos.«
8Röm 8,38 f. Vg »certus sum enim quia neque mors neque vita neque angeli neque principatus neque instantia neque futura neque fortitudines neque altitudo neque profundum neque creatura alia poterit nos separare a caritate Dei […].«
9Mt 19,11 f. Vg »qui dixit non omnes capiunt verbum istud sed quibus datum est […] qui potest capere capiat.«
101. Kor 7,7 Vg »[…] unusquisque proprium habet donum ex Deo alius quidem sic alius vero sic.«
111. Kor 7,28 Vg »si autem acceperis uxorem non peccasti […].«
12Vgl. 1. Kor 7,35 Vg »Porro hoc ad utilitatem vestram dico: non ut laqueum vobis iniiciam […].«
13wo.
141. Kor 7,9 Vg »quod si non se continent nubant melius est enim nubere quam uri.«
15deutlicher.
17denn.
18einschließen, umfassen. Vgl. DWb 1, 1307–1309.
20Apg 21,8. Siehe auch KGK IV, Nr. 211, S. 764 Anm. 19.
21Vgl. Eus. h. e. 3,30 (SC 31, 140 f.) und KGK IV, Nr. 211, S. 764 Anm. 21.
22Vgl. Socr. h. e. 1,12(PG 67, 103–106). und auch KGK IV, Nr. 211, S. 765 Anm. 22.
24Vgl. KGK IV, Nr. 211, S. 765, Z. 1 f. mit Anm. 23.
25Konstanz.
26Siehe hier KGK IV, Nr. 185, S. 148, Z. 8 f.
27Apg 5,29 Vg »[…] oboedire oportet Deo magis quam hominibus.«
291. Kor 3,21 f. Vg »[…] omnia enim vestra sunt sive Paulus sive Apollo sive Cephas […].«
30Kol 2,20 Vg »si mortui estis cum Christo ab elementis mundi quid adhuc tamquam viventes in mundo decernitis.«
31etwas, irgendein Ding. Vgl. DWb 10, 2035.
32in Gefahr stünde; Gefahr liefe.
341. Kor 9,21 Vg »his qui sub lege sunt quasi sub lege essem cum ipse non essem sub lege ut eos qui sub lege erant lucri facerem his qui sine lege erant tamquam sine lege essem cum sine lege Dei non essem sed in lege essem Christi ut lucri facerem eos qui sine lege erant.«
35Untertanen. Vgl. DWb 24, 1745.
37Bezug unklar. Vermutlich eine Anspielung auf Dan 11,37.
39aber.
40Vgl. D 31,12 (CICan 1, 114). Zum angeblichen Auftreten des Paphnutius während des Konzils
von Nicäa und seiner Rede gegen das Priesterzölibat siehe ausführlich KGK IV, Nr. 211, S. 767 Anm. 36.
41oder.
42Vgl. KGK IV, Nr. 211, S. 767 Anm. 37.
43Vgl. D 31,13 (CICan 1, 114 f.). Siehe auch KGK IV, Nr. 211, S. 767 Anm. 38.
44Siehe auch in KGK III, Nr. 163 S. 283, Z. 1–S. 287, Z. 17.
45Gefahr, Gefährdung.
461. Kor 7,23 Vg »pretio empti estis nolite fieri servi hominum.«
47In der lateinischen Apologie wird dagegen berichtet, Bernhardi sei in »Curia Rhetiae«, d. h. höchstwahrscheinlich in Chur – da der Heimatort Bernhardis, Feldkirch, zum Bistum Chur gehörte – zum Priester geweiht worden; vgl. KGK IV, Nr. 211, S. 768, Z. 10. Hier ist dagegen auf Augsburg verwiesen. Das Gebiet des heutigen Vorarlberg war damals auf die drei Bistümer Augsburg, Chur und Konstanz aufgeteilt, sodass eine Verwechslung angesichts einer damals unklaren Quellenlage zu Bernhardis frühen Jahren nicht auszuschließen ist. Diese Abweichung lässt jedoch vermuten, dass die lateinische Apologia Bernhardi und die hier edierte Beschützrede für Bernhardi auf unterschiedlichen handschriftlichen Vorlagen beruhen.
48Vgl. DWb 16, 810: »die sieben tagzeiten der katholischen kirche, […]: sieben-gezeit in kirchensachen, septem horae canonicae.«
49plappern, murmeln. Vgl. DWb 13, 217.
50Chorrock, d. h. weißes Unterhemd des liturgischen Gewandes in der römisch-katholischen Kirche.
51Hier vermutlich ironisch/polemisch gemeint, Vorsteher der Judengemeinde, »aus neuhebr. parnos ›Vorsteher einer jüdischen Schule, Gemeindevorsteher‹ «; vgl. FWB 3, 17.
52ohne.
53ohne.
54Vgl. De cons. D. c. 5,34,9 (CICan 1, 1421); X. 12,1 (CICan 2, 124) wie KGK IV, Nr. 211, S. 769 Anm. 43.
55Siehe z. B. Gerson, Opera (1518) 3, fol. hh3v–112v.
56Zur Vorbehalts-Klausel »quantum me humana fragilitas permittit« s. auch KGK IV, Nr. 211, S. 769 Anm. 43; Nr. 181, S. 77, Z. 11 f.; Nr. 190, S. 253, Z. 21.
58ohne.
59Jer 4,2 Vg »et iurabis vivit Dominus in veritate et in iudicio et in iustitia et benedicent eum gentes ipsumque laudabunt.«
60einmal.
61sich versehen, sich irren.
62ohne.
63Vgl. VI. 3,14,1–3 (CICan 2, 1050–1052), wie KGK IV, Nr. 211, S. 769 Anm. 50.
64Vgl. 1. Sam 25,2–44, hier vor allem 1. Sam 25,39.
65Vermutlich ein Bezug auf C. 22,4,3 u. 4 (CICan 1, 876) mit nochmaligem Verweis auf 1. Sam 25. Siehe im Allgemeinen auch C. 22,3 f. (CICan 1, 875–882), das eine kirchenjuristische Basis der Argumentation Karlstadts bietet.
664. Mose 30,3–15. Siehe dazu die ausführliche Auslegung in KGK IV, Nr. 203.
67bei offenen Augen blind, völlig blind. Vgl. DWb 17, 264.
69teuer.
72Mi 7,8 Vg »[…] cum sedero in tenebris Dominus lux mea est.«
73Karlstadt warnt davor, Christus und seine auserwählten Gläubigen anzugreifen, denn Christus schützt sie wie seinen Augapfel. Vgl. 5. Mose 32,10; Ps 16(17),8.
74Vgl. Mi 7,3 Vg »princeps postulat et iudex in reddendo est.«
75Bezug unklar. Gemeint ist vielleicht eher Hebr 13, wie KGK 213 (Anmerkung). S. auch unten KGK 213 (Anmerkung).
76Vgl. KGK 213 (Anmerkung). Hier endet die deutsche Übertragung der Apologia Bernhardi, KGK IV, Nr. 211.
77Die hier angeführte Quelle ist die Weltchronik des Johannes Vergenhans, genannt Nauclerus (um 1425–1510), die in Tübingen 1516 posthum bei Thomas Anshelms – bei dem damals auch Melanchthon als Korrektor arbeitete – mit vorangestelltem kurzen Text von Erasmus und einer Einleitung von Reuchlin veröffentlicht wurde; vgl. Nauclerus, Chronica (1516) 1, fol. A1v–A3r. Der Herausgeber dieser editio princeps war höchstwahrscheinlich Nikolaus Basellius (um 1470–1532), der Nauclerus' Chronik bis 1513 fortsetzte; vgl. Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. A1v. Das zweibändige Werk fand in humanistischen Kreisen des frühen 16. Jahrhunderts weite Verbreitung und Wertschätzung und war Melanchthon bekannt (z. B. geben die von ihm verwendeten Quellen für die Carionschronik gesicherte Auskunft, dass er Nauclerus kannte und nutzte). Seine vermutete Beteiligung an der editio princeps basiert auf der vom Wittenberger Gräzisten und Mediziner Veit Winshemius/Örtel gehaltenen lateinischen Leichenrede auf Melanchthon (CR 10, 192; neu ediert in Huber, Örtels Grabrede auf Melanchthon, 254,16–21), ist aber heute umstritten. Zu Melanchthons Interesse an diesem Werk siehe Müller, Nicht Melanchthon; Hartfelder, Melanchthon, 294 f.; Scheible, Melanchthon, 251 f.Nauclerus' Weltchronik war ein Standardwerk der frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung und wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach nachgedruckt und manchmal auch fortgesetzt (siehe zum Beispiel die erweiterte Edition im Jahr 1564 = VD 16 N 169). Zu Nauclerus und allgemein zu seinem Werk, siehe Joachim, Nauclerus und VerLex (Hum) 2, 401–408. Seine Weltchronik schöpft aus einer Vielzahl zum Teil heute verschollener, zum Teil im Mittelalter verfälschter Quellen, ordnet sie aber nicht einfach chronologisch, sondern nach sogenannten generationes, jeweils kombiniert nach Zeitaltern (aetates). Während der erste Band eine Universalgeschichte von Adam bis zur Geburt Jesu in 63 Generationen »Iesu Christi domini nostri secundum carnem« organisiert, gliedert der zweite Band die Weltchronik nach den geistlichen Generationen Christi. Jede generatio spiritualis umfasst einen Zeitabschnitt von 30 Jahren, die der Lebenszeit Jesu entspricht. Die hier geschilderten Ereignisse um Papst Gregor VII. (um 1025–1085) – geboren als Hildebrand von Soana – finden sich in der 36. Genealogie der Chronik, die die Jahre 1050–1080 beschreibt; vgl. Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. CC1v–DD2v. Die hier edierte Einheit verweist auf die 35. Generation (»35. geburt«) und schließt damit wahrscheinlich die erste geistliche Generation, die in Nauclerus' Weltchronik das Leben Christi umfasst, in der Zählung aus. Die wahre Christi generatio spiritualis beginne nach Jesu Kreuzigung, also ab der zweiten Generation.
78Vgl. Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. DD2r. Die Quelle, auf die sich Nauclerus hier bezieht, sind die Annales des mittelalterlichen Geschichtsschreibers Lambertus von Hersfeld (um 1028–um 1085); vgl. hier vor allem MGH 5, 218 f.
79Auf der römischen Fastensynode im Jahr 1075; vgl. Kanon 6.11 (Mansi 20, 408–415). Siehe auch KGK IV, Nr. 185, S. 148 Anm. 10.
80Mt 19,11 f. Vg »[…] Non omnes capiunt verbum istud, sed quibus datum est […] Qui potest capere capiat.«
811. Kor 7,9 Vg »Quod si non se continent, nubant. Melius est enim nubere, quam uri.«
82Der Papst.
83Erzbischof Siegfried I. von Mainz (gest. 1084).
84Auf der sogenannten Erfurter Synode im Oktober 1075 übermittelte der Erzbischof Siegfried I. von Mainz, gegen seine Überzeugung, seiner Diözese das päpstliche Verbot der Priesterehe; vgl. Mansi 20, 442. Siehe auch Rudolph, Siegfried von Mainz, 97–100; Gresser, Synode und Konzilien, 139 f.
85flugs, celeriter. Vgl. DWb 3, 1847.
86Hier ist eine deutsche Version des lateinischen Textes aus Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. DD2r–v (genauer gesagt von der 32. Zeile auf fol. DD2r bis zur 9. Zeile auf fol. DD2v) gegeben. Nauclerus wiederum kopiert die Passage aus Lambertus'Annales, ediert in MGH 5, 199 f. Der Datierungsfehler bei Lambertus – der die hier geschilderten Ereignisse in das Jahr 1074 statt 1075 legt – wird von der hier edierten Beschützrede für Bernhardi übernommen.
87Nauclerus setzt hier die Transkription von Lambertus'Annales über die Ereignisse des Jahres 1074 (die bei Lambertus sogenannte Erfurter Synode, vgl. KGK 213 (Anmerkung)) aus, die er dann in der Passage über die sogenannte Mainzer Synode im darauffolgenden Jahr laut seiner Weltchronik wieder aufnimmt. Es handelt sich jedoch nicht um zwei Synoden, sondern um eben die im Jahr 1075 (siehe vorherige Anm.) gehaltene Synode; Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. DD2v, nach der Zeile 9 setzt die Transkription von Lambertus'Annales in MGH 5, 227 wieder ein.
88Oktober. Vgl. DWb 28, 968.
89Heinrich von Montfort (?–1078), seit 1070 Bischof von Chur.
90dräut, droht.
91verneuet, erneuert.
92Wie in der lat. Fassung, baptizare, taufen. Vgl. DWb 21, 188: »berb. baptizare. goth. daupjan, ahd. toufan (aus toufjan) toufen doufen, mhd. toufen und töufen, nhd. taufen […] und früher auch umgelautet täufen teufen […]; alts. dōpjan, mnd. dōpen, nd. Döpen.«
93Zur Mainzer Synode und deren Vorgeschichte siehe Gresser, Synode und Konzilien, 139 f.
94Zum Wunder, auf das Jahr 1063 datiert, vgl. auch Bertholdus/Bernoldus, Chroniken, 31.
95Erdbeben.
96Zwei Erdbeben – eines um 1100, das andere im Jahr 1124 – erschütterten Sizilien und verursachten den Einsturz des Doms von Syrakus; vgl. Agnello, Terremoti, hier insbesondere 83–90. Quellen des 16. Jahrhunderts überliefern ähnliche Ereignisse, wie sie Nauclerus berichtet, siehe zum Beispiel Foresti, Supplemento delle croniche (1540), CCXVv = fol. DD8v: »similmente fu un terremoto in Cicilia sì grande che la città di Siracusa quasi ruinò, et la chiesa cathedrale di quella celebrandosi la messa cade, et ciascun che vi era fu per tal ruina morto, et non rimase di loro alcuno se non un diacono et un subdiacono«, wo aber das Erdbeben auf das Jahr 1086 datiert wurde.
97Diese deutsche Fassung endet bei Nauclerus, Chronica (1516) 2, fol. DD2v, bis Zeile 23.
98Hier handelt es sich teils um eine Übersetzung, teils um eine Umformulierung aus Vinzenz von Beauvais, Speculum (1483), IV 26.xlv: »Anno quoque xviii. Gregorius papa celebrata sinodo symoniacos anathematizavit uxoratos sacerdotes a divino officio removit. Et laycis missam eorum audire interdizit […]. Porro continentiam paucis tenentibunt aliquibus eam causam questus ac aictantie simulationibus multis incontinentia periurio aut multipliciori adulterio cumulatibus.«
99Siehe nochmals Vinzenz von Beauvais, Speculum (1483), IV 26.xlv.
100Ignatius, Bischof von Antiochien, Märtyrer des 2. Jahrhunderts.
101Siehe Peutinger, Sermones convivales (1506). Konrad Peutinger (1465–1547), Humanist, Jurist und Sammler antiker Überreste und Texte, war eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten nicht nur seiner Stadt Augsburg, wo er Stadtschreiber und Syndikus war, sondern des gesamten Reiches. Peutinger nahm an mehreren Reichstagen teil, so auch am Wormser Reichstag, wo er als Mitglied der Ständekommission in die Verhandlungen mit Luther am 24. und 25. April 1521 involviert war. Vgl. z. B. Lutz, Peutinger, 168–197. Zu Peutingers Bericht über die Verhandlungen mit Luther vgl. DRTA.JR 2, 546–558 Nr. 9; 651 f. Nr. 79; zu seinem Bericht an den Augsburger Rat siehe WA 7, 882–887 und zu seiner Person auch VerLex (Hum) 3, 1–31. Peutinger gehörte zu jener Gruppe von Humanisten, die Erasmus nahestand (siehe hier z. B. Lutz, Peutinger, 125–144; 163–167) und mit Interesse, wenn nicht gar mit offener Sympathie auf die Reformation schaute. Neben den theologischen und philologischen Themen bildete auch das Ansinnen der Verteidigung der Sache der »deutschen Nation« gegen das Römische Papsttum eine gemeinsame Front. Das gilt auch für die hier behandelte Frage der Priesterehe und der Mönchsgelübde, die Luther in der Adelsschrift formulierte und die Peutinger bereits in diesen Tischgesprächen thematisiert hatte. Die in der humanistischen Dialogform verfassten Sermones conviviales erinnern an die Zusammenkünfte des Gesprächskreises um Peutinger, die sogenannte Sodalitas Peutingeriana oder Augustana. Wie aus den Widmungstexten zu entnehmen ist, berichtet diese Schrift über ein in Augsburg am 9. Oktober 1504 angeblich stattgefundenes Gespräch über historisch-politische Themen und stellt sich in die Tradition patriotischer Autoren wie Jakob Wimpfeling. Unter den zahlreichen Teilnehmern befand sich auch der Salzburger Erzbischof, der beauftragte, das Gespräch schriftlich festzuhalten. Das politisch-nationale Hauptziel der Sermones conviviales bestand darin, den Rhein als Grenze zwischen Galliern und Germanen in Frage zu stellen und Letzteren verschiedene linksrheinische Gebiete zuzusprechen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche antike Quellen vorgestellt und erörtert, um die ursprüngliche Integrität des corpus germanicum wiederherzustellen. Bevor diese Hauptthese diskutiert wurde, wurden drei Punkte kurz behandelt. Erstens seien die Gebeine des hl. Dionysios nicht mehr in Paris, sondern im Kloster von St. Emmeran in Regensburg zu verehren, wo im Herbst 1052 Papst Leo IX. und Kaiser Heinrich III. die neu entdeckten Reliquien – eigentlich eine Fälschung – besichtigt hatten. Zweitens wird die hier angeführte Frage behandelt, ob der Apostel Paulus verheiratet war, um so die Duldung der eheförmigen Lebenspraxis der Geistlichen im deutschen Reich gegen den päpstlichen Zölibatszwang indirekt zu begründen. Drittens werden die deutschen und vor allem die Augsburger Überseehändler gelobt. Siehe, auch für weiterführende bibliographische Hinweise, die Einleitung zu Peutinger, Tischgespräche.
102Johannes Gaisser, genannt Caper. Er war unter den Teilnehmern des Gesprächs, das in diesen Sermones convivales niedergeschrieben wurde. Vgl. Peutinger, Sermones convivales (1506), fol. b1v.
103Dieser Abschnitt bietet eine deutsche Fassung von Ignatius Antiochensis, Epistula ad Philadelphenses 4,5 (PG 5, 823–826), hier aus dem lateinischen Auszug in Peutinger, Sermones convivales (1506), fol. b2v. Neue Faksimile-Edition mit dt. moderner Übersetzung auch in Peutinger, Tischgespräche, 22 f.
104Hier sind offensichtlich Erasmus' Adnotationes in Novum Instrumentum gemeint; aus der zweiten erweiterten Ausgabe. Zu Phil 4,3 siehe die folgende Anm. Zu 1. Kor 7,7 vgl. Erasmus, Testamentum (1519), 321 f.
105Vgl. Erasmus, Instrumentum (1516), 541 = Erasmus, Testamentum (1519), 419: »Sunt autem magni autores apud Graecos qui putant Paulum habuisse uxorem.«
106Hebr 13,4 Vg »honorabile conubium in omnibus et torus inmaculatus fornicatores enim et adulteros iudicabit Deus.«Erasmus, Testamentum (1519), 491: »Honorabile est inter omnes coniugium, et cubile impollutum. Scortatores autem et adulteros iudicabit deus.«
107leugnen, verneinen.
108Hier ist das lateinische Wort »scortationem« gemeint.
121Anspielung auf Lk 6,14.
125Der Verweis auf Nauclerus' Weltchronik (s. o. Anm. KGK 213 (Anmerkung)) bildet hier einen Zusammenhang mit der historischen Abhandlung, die auch in der Wittenberger Ausgabe der Beschützrede für Bernhardi folgt.
131Gemeint sind hier die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche, die den Zölibat aufzwingen.
133Vermutlich Anspielung auf Dan 11,37.
134DWb 10, 985: »hengst übertragen auf einen geilen, buhlerischen mann […].«
135männlich, mannhaft, tapfer.
139Hier – wie in der Wittenberger Ausgabe – wird auf Augsburg verwiesen. S. o. KGK 213 (Anmerkung).
140Vgl. 2. Kor 3,5 f. Der in der Marginalie angegebene Verweis auf Röm 7 ist weder in der Wittenberger Ausgabe des hier edierten Textes noch in der lateinischen Apologia Bernhardi (KGK IV, Nr. 211) zu finden.
147Anspielung auf 1. Petr 3,13–17.
148geren, begehren. Vgl. DWb 5, 3629.
150Vgl. Mi 7,8.
152Vgl. Mi 7,3.
153Hier begegnet derselbe Druckfehler wie in der Wittenberger Ausgabe, vgl. KGK 213 (Anmerkung).
154Vgl. Hebr 13,4 in Erasmus' Übersetzung; vgl. KGK 213 (Anmerkung).
155drab, darüber ärgern.
156bisher.
157zu verschließen, zu verschleißen in Buhlerei.
160Beleidigung, Injurie. Vgl. DWb 12, 825.
161verjehen, sagen, bekennen. Vgl. DWb 25, 610.
162bezwungen.
165lassen.
166Ungeachtet, hier als unerwartet, inopinatus. Vgl. DWb 24, 615.
167Bübisch, ungehobelt, frech, böse, scham-, sittenlos.
168Die Bedeutung dieses Wortes bleibt unklar. Vermutlich aus (sich) entschütten, abschütteln, (sich) frei machen; vgl. DWb 3, 613 f.
169Auffassen, verstehen. Vgl. Schweizerisches Idiotikon 1, 1061.
171ausleiten, im Sinne von hervorbringen, erklären – wie »docere« in der entsprechenden lateinischen Stelle, KGK IV, Nr. 211, S. 763, Z. 16.
176aus Wut, Wüten.
177sich erdichtete Keuschheit.
179betrifft.
185verharrt, d. h. angedauert.
187Ermahnungen.
189Nebenform von »Geschäft«, hier im Sinne von Befehl, Auftrag.
190Gebot, Gesetz, Verordnung.
191Vgl. Schweizerisches Idiotikon 9, 1145: »Verworfenheit […]. Verwerflicher, niedriger Gedanke.«
192Lefranz, d. h. Priester; lefrenzin, d. h. Konkubine eines Priesters. Vgl. Götze, Glossar, 148.
193Vgl. Mt 15,14 Vg »Sinite illos: caeci sunt, et duces caecorum; caecus autem si caeco ducatum praestet, ambo in foveam cadunt.«. Im lateinischen Text der Apologia Bernhardi (KGK IV, Nr. 211) sind diese Bibelstelle und der dazugehörige Absatz nicht zu finden. Die Bibelstelle ist aber in dem angehängten Brief Bernhardis an Kfst. Friedrich erwähnt; s. u. KGK 213 (Anmerkung). Ob es sich hier um eine eigenmächtige Erweiterung des Übersetzers handelt, ist nicht klar.
194Aus »gruppen«, d. h. gruppieren, hier auch zusammenrotten. Vgl. DWb 9, 976.
195Vgl. Mt 18,6; Mk 9,42. Auch diese Bibelstellen sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
200sei.
201betrifft.
202Irdisches.
203Törichtes.
204bittest.
205wohlan. Vgl. DWb 2, 62: »Blan, interj., euge, age, eine nur in der ersten hälfte des 16 jh., und bisjetzt nur im Elsasz und auf der linken seite des Oberrheins gefundne wortform, die bei Keisersberg noch voller belan lautet und unserm wolan entspricht. […].«
206rund, üppig.
207oder.
209Mühe.
210Bezug unklar, in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
212Vermutlich Anspielung auf Dan 11,37.
213Verstocktheit. Vgl. Schweizerisches Idiotikon 11, 1171.
214Wein. Vgl. Schweizerisches Idiotikon 16, 139.
215D. h. »kein Fuchs den andern frißt«, als Variante des Sprichtwortes »Der eine Wolf frisst/beisst den andern nicht.«
217nicht entstandenen.
218Zum Turmbau zu Babel siehe 1. Mose 11,1–9.
219Die Bedeutung dieses Wortes bleibt unklar; villeicht »bei Zeiten«. So lautet die Stelle in der lateinischen Fassung: »Video, cum historias considero, diu et constanter adversatos isti coelibatui sanctissimos viros. In comitiis apud Nicenam erant, qui volebant, coelibes degere presbyteros, diaconos, et hypodiaconos, sed intercessit illi rogationi martyr
Paphnutius […]«
; KGK IV, Nr. 211, S. 767, Z. 7–9.
224Anders als in allen anderen deutschen Ausgaben wird hier wie in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi auf Chur hingewiesen. S. o. KGK 213 (Anmerkung).
225irdische.
226Vgl. Mt 5,20. Auch diese Bibelstelle ist in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
227ehelicher Stand.
228Unzucht, Hurerei.
229Mögliche Anspielung auf Eph 5,3–5.22–33. Auch diese Bibelstellen und dazugehöriger Absatz sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
232Bezug unklar. Vielleicht Eph 2,20 f.
234gerecht, zurecht.
235irdische Gelübde.
237Vgl. 1. Tim 5,9–15. Auch diese Bibelstellen und der dazugehörige Absatz sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden. Zur Karlstadts Auslegung dieser Bibelstelle siehe KGK IV, Nr. 181 und 190.
238königliche.
240Schlafgeschichten, Träumereien.
241mehr, tiefer.
242Bezug unklar, vielleicht auf C. 22,4,3.4 (CICan 1, 876). S. o. KGK 213 (Anmerkung).
245Vermutlich eine Anspielung auf Röm 7,14–25 zur Kritik der Mönchsgelübde. Der Absatz ist in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
246Bachschwein, Mistlache, Mistpfütze. Vgl. DWb 1, 1063. Uneheliche Priester wälzen sich in Sünde und Hurerei wie die Schweine in Kot und Düngwaaser.
247Gemeint ist hier das Deuteronomium, d. h. zweites Gesetz, wobei hier »ee« für Gesetz steht. Vgl. DWb 3, 39. Siehe hier auch 5. Mose 23,19.
248Huren-Sold oder Lohn, scortum, prostibulum. Vgl. DWb 12, 2149.
249Vermutlich eine Anspielung auf. 5. Mose 23,18.
251Vgl. Erasmus, Adag. 804: »Diomedea necessitas« (ASD II–2, 326). Vgl. KGK IV, Nr. 211, S. 771, Z. 14 f.
253Verweis auf Dan 13, hier vor allem auf Dan 13,42 f., wo die junge Susanna von zwei Richtern, die sie bedrängt hatten, zu Unrecht öffentlich des Ehebruchs angeklagt, zur Hinrichtung geführt und durch den Propheten Daniel gerettet wurde. Auch für Karlstadt galten Dan 13; 14 als apokryph, vgl. z. B. KGK III, Nr. 171, S. 530, Z. 1–3. Diese Bibelstelle und der dazugehörige Absatz sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
254Vgl. Mi 7,8.
255Bezug unklar; vgl. vielleicht Jes 49,15 f. In der lateinischen Apologie und in den anderen deutschen Fassungen der Beschützrede wird auf 5. Mose 32,10; Ps 16(17),8 verwiesen.
256behütet.
257Vgl. Mi 7,3 Vg »princeps postulat et iudex in reddendo est.«
259lasst.
260Durchleuchtigster.
262Vgl. z. B. Am 2,4 f.; Jes 1.
263Gesetzung im Sinne von Gesetz.
266irdische Gesetzgebung.
269Bezug unklar. Es gibt keine entsprechende Stelle in 1. Kor 4 oder 2. Kor 4. Gemeint ist vielleicht 1. Kor 5,12 f. Diese Bibelstelle und der dazugehörige Satz sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
271Möglicherweise Bezug auf Röm 2; 14. Diese Bibelstellen und der dazugehörige Satz sind in der lateinischen Fassung der Apologie für Bernhardi nicht zu finden.
273Gebieten und Drohen.
274jägerischen. Gemeint sind die bischöflichen Amtleute auf der Jagd nach Zölibatsbrechern, die Dispense kaufen könnten.
275Sieh.
276Am 13. Dezember 1521.
281wider, gegen.
289Die Bedeutung dieses Wortes bleibt unklar. Gemeint ist vermutlich bewerten.
301Vermutlich Anspielung auf Dan 11,37.
316Siehe vorherige Anm.
319Vgl. Mi 7,8.
321Vgl. Mi 7,3.

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