1. Überlieferung
Editionen:
- WA.B 1, 208, Nr. 96 unvollständig.
- Bainton, Boston.
- WA.B 12, 13–15, Nr. 4214.
Das Autograph wurde auf einer Unterlage fixiert, daher ist die Blattrückseite (möglicherweise mit der Adressierung) nicht einsehbar.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 126 Anm. 174f.
- Bainton, Boston.
- Brecht, Luther 1, 242.
- MBW 1, Nr. 27.
2. Inhalt und Entstehung
Nach Ankunft in Nürnberg will Luther trotz Versuchen, ihn davon abzubringen, weiter nach Augsburg reisen. Ecks Ansehen sei geringer als vermutet; er agiere gegen die Wittenberger. Ein Büchlein, das Luther mitschickt, verstärke diesen Verdacht. Ein »mehr als heidnischer Dichter« habe es zusammengetragen1; darin werde deutlich, was Eck und seine Anhänger gegen Luther und die Seinen planen. Morgen reise Luther mit Wenzeslaus [Linck] u. a. nach Augsburg weiter; dorthin strömten auch die Dominikaner, wie Wölfe zum Lammfraß.
Bei den von Luther in der ersten Briefzeile als »optimi viri« angesprochenen Adressaten wird es sich um den Kreis seiner Wittenberger Bezugsgruppe handeln. Im Schreiben, das Luther zehn Tage darauf aus Augsburg an Karlstadt richtete, bat er ihn, es »[…] unseren theologis, dem [Nikolaus von] Amsdorf, dem Philippo [Melanchthon], dem Otten [Beckmann] und anderen« zu zeigen.2 Bei dem libellus, den Luther an sie mitschickt und auf den er in Nürnberg aufmerksam wurde, handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine von Riccardus Bartholinus3 verfasste Beschreibung des Augsburger Reichstags.4 In dieser in Augsburg gedruckten Schrift erwähnt der als Kaplan des Kardinals Matthäus Lang, als Hofpoet und Historiograph tätige Bartholinus kurz ein Gespräch mit Eck am Rande des Reichstages und dass dieser ihm seine Verteidigungsschrift gegen Anhänger Luthers, die ihn verunglimpft hätten, gezeigt habe.5 In der darauf folgenden Passage übt Bartholinus Kritik an von Missgunst geleiteten Theologen, die alles verwechselten, wobei er wahrscheinlich die Wittenberger im Sinn hat.6
Luthers stark von biblischen Bezügen durchwirktes Schreiben macht durch den erst seit 1962 bekannten (auf Eck bezogenen) Mittelteil7 deutlich, mit welcher Aufmerksamkeit er – und der Wittenberger Kreis – die von Eck betriebenen kirchenpolitischen Aktivitäten verfolgte.8