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Glück und seligkeit/ Achtbar Herr D'octor' nemet wenig für
viel/ Denn die zeit und sach dringt mich dazu/ Auff ein an-
dermal
wil ich euch/ auch andern mehr leuten schreiben.
Diese drey tag uber ist
mein Sach in eim seer harten Stand
gestanden/ also das ich gar keine
hoffnung hatte wiederumb
zu euch zu komen/ und das ich mich nichts
gewissers denn
des Bannes versahe/ Denn der Legat1 wolt in alle weg/ ich solt nicht offent-
lich disputirn/ So wolt er mit mir allein auch nicht Disputirn/ und rühmet
sich allezeit/ er wolt nicht mein Richter sein/ sondern in allen Sachen
ve-
terlich mit mir umbgehen. Aber nichts deste weniger wolt
er nichts an-
ders von mir hören denn dis wort/ Ich widersprich/
ich widerrufe und
bekenne das ich geirret hab. Welchs ich nicht hab wöllen
thun. 60r
Aber am aller meisten ist uber diesen zweien Artickeln gefochten
worden. Zum Ersten/ Das ich gesagt hab/ das der Ablas nicht sey der
Schatz
des Verdiensts unsers lieben Herrn und Seligmachers
Christi.2 Zum Andern/ Das ein Mensch/
dera zu dem aller
hochwirdigsten Sacrament
gehen wil/ Gleuben müsse etc.3
Dagegen der Legat gesetzt hat
/die Extravagans in Sexto Decre-
talium4/ die sich anhebt/ Unigenitus.5 Darauff er sich feste verlies/
und
gentzlich vermas/ als were ich dadurch uberwunden/ wolt mich derhalb
zu einem Widerspruch bringen. Er zog für sich an die gemeine Opinion
und wahn der Scholasticorum oder Schul Lerer von der krafft und wir-
ckung der Sacrament/ und von der ungewisheit des/ der das
hochwir-
dig Sacrament empfehet.
Nach dem nu der Legat alle
Sachen allein mit macht und gewalt
triebe und handelte/ hab ich heut erst
auff viler Leut fürbitte erlanget/
mir zugestatten mein Antwort6 in Schrifft zustellen. Darauff
obenante
Extravagans, Unigenitus/ verlegt7 ist worden/ und wider den Legaten und
sein fürnehmen beweiset/ als
ich hoffe/ durch göttlichen Rat/ also das der
Legat beschempt/ das ander alles
lies faren/ und meins abwesens/ begert
sich mit dem Ehrwirdigen Vater Vicarien Doctor Johan
Stupitz8 al-
lein zu unterreden. Als nu der Vicarius zu im komen ist/ hat er
sich freund-
lich erboten. Aber wir gleuben den Wahlen9 nicht weiter denn wir sehen/
Denn der Legat gibt es vielleicht alles betrieglicher weise für.
Aber mir wird gemacht eine Appellation10/ so viel es müglich ist/
wol zugericht/ gegründet/
und der sachen bequem und gemes/ Auch ist
mein meinung/ so der Legat sich unterwind mit mir mit
gewalt zuverfa-
ren/ mein Antwort uber benante zween Artickel/
auszugehen lassen/ da-
mit die gantze Welt sein ungeschickligkeit
in dieser Sach vermercken mü-
ge/ denn warlich es fliessen aus
seiner meinung viel ungereimbte und Ketzri-
sche Setze und
meinung. Er ist vieleicht ein namhafftiger Thomist/
aber ein undeutlicher/
verborgener/ unverstendiger Theologus oder
Christ/ und derhalb diese Sach
zu richten/ erkennen und urteilen/ eben so
geschickt/ als ein Esel zu der
Harffen.11
Derwegen auch meine Sach in so viel mehrer ferligkeit stehet/
das
sie solche Richter hat/ welche nicht allein Feinde und ergrimmet
sind/
sondern auch unvermüglich diese Sach zuerkennen und zuver-
stehen.
Aber wie dem allen/ so regirt und lebt der Herr/ welchem
ich mich und
alles das meine/ befihl/ und zweivel nicht/ mir werde durch
etlicher
gottfürchtiger Leute Gebet hülff widerfaren/ wie ich mich schier
lasse
dünken/ als geschehe Gebet für mich.
Aber ich kome entweder wiederumb zu euch unverletzt und unab-
gesondert12/ oder
aber ich wende mich an ein andern ort verbannt/ So
gehabt euch wol/ halt
fest und erhöhet Christum getrost und unver-
zagt.
Herr Christoffel
Langenmantel13
thut so ganz treulich bey mir/
das mich sein so grosse sorgfeltigkeit
verdreusst.
Ich hab aller Menschen gunst und zufall/ Allein ausgenomen vie-
leicht den hauffen/ der es mit dem Cardinal helt. Wiewol der Car-
dinal mich auch stetigs sein
lieben Son nennet/ und meinem Vicario14 ge-
sagt hat/ das ich kein bessern Freund
hab denn in. Ich halts aber/ wie
oben/ umb ehre willen/ Das weis ich/ das
ich der allerangenemst und
liebst were/ wenn ich dis einig wort spreche/
revoco. Das ist/ 60v
Ich widerruffe.15
Aber ich wil nicht zu einem Ketzer werden mit dem Wi-
derspruch/
der meinung durch welche ich bin zu einem Christen worden.
Ehe wil ich
sterben/ verbrand/ vertrieben und vermaledeiet werden etc.
Gehab dich wol,
mein liebster Herr/ und zeige diese meine Schrifft/
unsern Theologis/ dem
Amsdorff16/ dem Philippo17/ dem Otten18/ und
an-
dern/ damit ir für mich/ ja auch für euch bittet/ Denn
allhie wird gehan-
delt euer Sach/ also/ nemlich des glaubens an
den Herrn Chri-
stum/ und der gnaden Gottes. Geben zu Augsburg/ an S. Calixten
tag.
1518.