Nr. 56
Kurfürst Friedrich III. von Sachsen an Andreas Karlstadt
Altenburg, 1517, 4. April

Text
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Martin Keßler
unter Mitarbeit von Dario Kampkaspar
Buchsymbol63r
got walds.
von gots gnad'en' Frid'rich'

Unnsern grus zuvor wirdiger hochgelarter
lieber Andechtiger.

Als ir uns auf naste1
unsere schrift/ die wir euch. nu etlich wochen
verschynen/ der pfar halben zu Ulstett
getann2 widergeschriben3/ haben wir alles
inhalts vernomen/ unnd hetten unns versehen
ir wurdet euch/ in bedacht ertzeigter gnad'en' unda der billickeit/ dem
selben unserm schreybenn gemeß gehaltenn
Unnd ewerb dysputacionn/ dadurch
ir vermeynt/ ewer furnemen zubecreftig'en'
underlassen haben/c dann ir
wist mit wassem grund euch ewer/ foriged fur-
wendung/e auf die Statutaf
und andersg abgelent und verlegt ist/h
kund Nui davon abfallet und
dem ander ursachenn sucht in dem
jals irj antzeigtk/ daz ir die pfarr
er4 verlihen. dann ir hetl merck'en' konnenn/ daz
ymantz an unßerm hove von solcher verledigung
gewust/ waz daz fur ursachenm ewers furnemensn
seino. geben wir euch zubedenck'en'. Und wann
ir unser forig schreyben recht ansehet/ So
werdt ir unsers bedenckens darauß nit be-
finden/ daz wir dem besitzer der pfarre zu Orlamund
daz iuß patronatus liber dann euch gonnenn wolten
Buchsymbol63v
Sonder wir haben euch geschriben wu die pfarre
zu Ulstett von einem pfarrer zu Urlamandt
solt verliehen werden/ daz es durch denselbenn
besittzer billicher dann euch beschee. daz wir auch
nach nit anders wissenn/ dar umb ir euch
solchs schreybens billich enthalten het
rDaz ir aber antzeigt/ wu wir ymantz hetten der euch auß der bullen Julii5 oderp auß
dem rechten verstendigen mocht/ daz die
verandrung thulich/ wolt Ir euch gernn
lernen6 lassen und denselbig als
ewren meister Eren etc. derhalbenn
wellen wir euch nit verhalten/ daz wir
es dafur gehalten Ir solt euch selbs zu
weißen wyssen/q
und sonderlich wan
ir von vermogen der bullen reden woltr sSo werd ir
nit finden. daz irs on bewilligung oder zulaßsung
des Capittels tals wir nit anders wissent gein Roma zciehen und die kirch
verlassenn/ sonder daz ir derselben warttenn
und den predigstul verweßenn solt/ wie aber
daz selbu geschicht/ wist ir wol/ und sov euch daz
iuß patronatus an der pfar Ulstet zu stund/ so
habt ir wol zu acht'en'. wie ir mochtw
gescheenn lassenn/ daz solchs dem besitzer der pfarren
Urlamund zugewand wurdtx als ir dann
in yzigem ewrem schreyben angetzeigt hat/
Aber wie dem So ist unser Bgere7 Ir wellet
euch nachmals forigem unserm schreiben
gemeß hirinnenn halten Und keynen abslag oder
weigerung furwenden/ sonder euch der billickeit
selbs weißenn/ als wir dann dem Capittely
auch geschribenn euch daran zu halt'en' und weisenz〈.〉
daz haben wir euch nit verhalten wellenn
und geschicht darann unßer meynung〈.〉 datum zu
Ald'enburg' am heiligen palmarum abend Anno domini 1517


doctor Karlstat

aam Rand hinzugefügt
bfolgt gestrichen furwend
cfolgt gestrichen in ansehung
dam Rand hinzugefügt
edanach gestrichen so mit einem folgenden unleserlichen Wortanfang
ffolgt gestrichen daz die nit
gfolgt gestrichen ableg
hdanach gestrichen: So hat ir auch wol zu achten.
ikorrigiert aus ir
j-jkorrigiert aus daz ir
k-kText wurde in zwei Durchgängen verbessert. Zunächst wurde gelöscht: daz ir aber in ytzigem schreyben vermelt. Der erste Korrekturansatz […] und nu mit dem ist am Anfang unleserlich, wurde durchgestrichen und durch den in sich wiederum korrigierten endgültigen Text ersetzt
lkorrigiert aus habt
mverbessert für ein ursach. Zugehörige Korrekturanweisung am Rand N'on' eyn als ausgeführt durchgestrichen
nan Rand unklare Korrekturanweisung […] furnemen durchgestrichen
ofolgt gestrichen mag
püber der Zeile hinzugefügt
qfolgt gestrichen dann wir haben ir wol die euch zu verstendigen wissen/ daz euch wann […] von der bullen oder rechten reden solten daz euch
r-ram Rand verbessert für und wann ir von vermog'en' der bulle reden wolt.
s-sAm Rand hat der Schreiber die alternative Formulierung Achten wir daz es nit von noth were/ daz ir erwogen, diese aber bis were/ wieder durchgestrichen und daz ir in den Text übernommen
t-tüber der Zeile hinzugefügt
uüber der Zeile hinzugefügt und wieder gestrichen aber
vkorrigiert aus wie
wfolgt gestrichen gescheenn
xdanach unklares Zeichen gestrichen
yDanach solchs mit euch zu handeln gestrichen einschließlich der Verbesserung solchs euch anzutzeig'en'
zam Rand hinzugefügt

1nächste.
2Friedrich III. an Karlstadt (1517, 8.3.), KGK 051.
3Karlstadt an Friedrich III. (1517, 31.3.), KGK 054.
4eher.
5Errichtungsbulle Papst Julius’ II. für das Allerheiligenstift vom 20. Juni 1507. Siehe Gutachten Karlstadts, 16. 3. 1517, KGK 052 (Anmerkung).
6belehren.
7Begehren.

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