Nr. 51
Kurfürst Friedrich III. von Sachsen an Andreas Karlstadt
Torgau, 1517, 8. März

Text
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Martin Keßler
Buchsymbol48r
Von gots gnaden Frid'rich'


Unnsren grus zuvor Wirdiger
hochgelarter lieber Andechtiger〈.〉
Nachdem wir bericht/ adas
der pfarrer zu Ulstet/ mit tod/
verschiden/ haben wir den
geschikten/ so am jungsten
von wegen des Capitels zu -
Witnberg/ alhie gewest1/ under
anderm bevolhen/ erkundung
zuhaben/ ob dieselb pfarr
verlihen sey etc.
Darauf ir
uns itzt geschriben und ange-
zaigt/ das ir solche pfarr
verlihen/ wie dan dasselb
euer schreiben2 weiter meldet/
habn wir/ sambt angehaften
ursachn darumb ir des fug3
zu haben vermeint etc. alles Buchsymbol48v
inhalts horen lesen Und tragen/
nit wenig befrombden/ das ir
euch solicherb verleihung
zutun understanden Nachdem
euch/ an der pfarr zu Orla-
mund/ wie wol die aller gottes -
hailigen stiftkirchn zu Witnberg
eingeleibt/ nit mer/ dan ain
Namhafftige pension/ zustendig
Und ob wol/ ain pfarrer zu
Orlamund/ die pfarr zu Ulstet/
invorzeitn/ zuverleihn gehabt/
halten wir doch nit darfur/ das
ir ain pfarrer zu Orlamund seyt/
dieweil ir/ derselbn namen/
und titel nit habet/ dan dieselb
pfarr/ mit ainem selsorger
der dahin/ als perpetuus Vicarius
presentirt/ und investirt
ve〈r〉s〈e〉hendund wo die pfarr zu Ulstet von ainem pfarrer zu Orlamund sold verlihn werden so beschee es durch denselbn billicher dan euche〈.〉 Derhalbn ir euch
und sonderlich auchf/ weil ir/ in dem Buchsymbol49r
unser gemut/ aus bescheener
handlung/ der statuta/ darzu ir von ainem Capitel geschikt und verordent gewestg
genuglich vermarkt/ solcher
hinleihung/ billich enthalten
dan wo dise pfarr/ in Bebst-
lichem Monat4 verfallen/
wurden/ die Cortisan/ eurem
angeben nach/ nit ausge-
schlossen/ sondernh mer ursach
gegeben/ darnach zutrachten
welchs doch/ so die presentacion
von uns beschiet/ genuglich
vorkemen〈.〉 Darumb ist unser
Begeren/ ir wellet solch euer
furnemen abstellen/ und dise
pfarr/ nach laut der begriffen5
Statuta/ von gemeinem
capitel/ an uns zu nominiren
bes〈c〉h〈ee〉ni lassen/ darauf wir
uns dan/ mit geburlicher pre-
sentacion/ wol zuhaltn wissen/ Buchsymbol49v
dan wo es von euch verechtlich
ubergangn Gedenken wir
solche pfarr zu Ulstet/ auch
ainem zuleihen/ und darauf
zu presentirn/ Wo er dan
〈k〉ainj Investur erlangen
wirdet/ so wollen wir/ als
vil verfugen/ das er bey dem
pfarrer zu Orlamund/ gleiche
nutzung/ als dy pfarr Ulstet/
ertragn/ von eurer pension
bekomen mag/ das haben wir
euch darnach zurichten
nit verhaltn wollen/ datum
Torg'aw' Sontag Reminiscere
Anno etc. xvii

An doctor Karlstat

afolgt gestrichen als ob
bam Rand korrigiert aus solcher pfarr
cLoch im Papier
dLoch im Papier
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füber der Zeile hinzugefügt
gam Rand hinzugefügt
hvom Editor verbessert für sonden
iLoch im Papier
jLoch im Papier

1Vertreter des Kapitels, zu denen auch Karlstadt gehörte, waren zur Verhandlung über die Stiftsstatuten in der kurfürstlichen Kanzlei.
2Karlstadts Brief an den Kurfürsten vom 5. März 1517 (s. KGK 049).
3Befugnis.
4In den ungeraden, sogenannten »päpstlichen« Monaten beanspruchten die Päpste die Besetzung frei werdender Kanonikate. Vgl. Feine, Rechtsgeschichte, 483. Der Kurfürst spricht hier den Verdacht aus, auf Betreiben kurialer Pfründenjäger könnten die päpstlichen Reservationen auf die den Kanonikaten inkorporierten Pfarreien ausgedehnt werden.
5abgefassten (DWb 1, 1309).

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