Nr. 35
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
[Wittenberg], [1516, nach 21. Juli]

Einleitung
Bearbeitet von Alejandro Zorzin
unter Mitarbeit von Antje Marx und Antje Marx

1. Überlieferung

Editionen:

Literatur:

2. Inhalt und Entstehung

Auf Bitten Spalatins an Karlstadt in einer geringfügigen Angelegenheit versichert er ihm, sowohl mit Besitz wie Person zur Verfügung zu stehen. Spalatin erweise ihm einen großen Gefallen, wenn er zusammen mit dessen »so gebildeten und geistreichen« Brief an Reuchlin auch Karlstadts »rohen und bäurischen« mitschicke. Er bewundere Reuchlins Cabbalistica und Picos explanatio [zur Kabbala]. Die [Erklärung Picos] werde er in der kommenden Woche »trefflichen Jünglingen und Männern« mitteilen. Er bittet Spalatin, ihm sein Verständnis einer Aussage von Pico1 darzulegen. Karlstadt erwartet von Spalatin genauere Auskunft über den Abgang des Briefboten.

Bei dem an Reuchlin verfassten Brief, dessen Weiterleitung durch Spalatin Karlstadt hier anspricht, könnte es sich um jenen »datierten und verdunkelten« handeln, den er im Schreiben vom 21. Juli 1516 erwähnt hatte.2 Das Angebot Spalatins, Karlstadts Brief an Reuchlin zusammen mit einem von ihm zu übersenden, wäre dann die Antwort darauf. Diese beiden von Spalatin und Karlstadt im Juli 1516 an Reuchlin geschriebenen Briefe sind verschollen. Der hier, in diesem undatierten Brief, gemachte Verweis auf Reuchlins kabbalistische Schriften3 und Giovanni Picos4 Beschäftigung mit der Kabbala gehört somit in den Sommer 1516, nach Karlstadts Rückkehr aus Rom.5 Die Lehrveranstaltung zur Erklärung des Giovanni Pico fand im Sommersemester 1516 in Wittenberg statt.6


1»Ich müsste mich täuschen, wenn du diesen Menschen [= Bonatus] nicht als der Nieswurz würdig einschätzen würdest.« Das Zitat stammt aus Picos Disputationes adversus astrologiam divinatricem. Libri I–V. Vgl. die Einleitung von Ulrich Bubenheimer zu Pici conclusiones (KGK 026).
2Vgl. KGK 028 und KGK 032.
3Von Reuchlins kabbalistischen Schriften lag zum Zeitpunkt des Briefs De verbo mirifico (1494) gedruckt vor; vgl. Rüger, Karlstadt 298f. und Anm. 11.
4Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494); zu ihm vgl. Bietenholz, Contemporaries 3, 81–84.
5Damit stünde Karlstadts damaliger Versuch in Einklang, eine Verbindung zu dem Reuchlin gewogenen Humanisten Garganus von Siena einzufädeln (der hatte seinerzeit Kontakt mit Pico; Brief von Pico an Garganus, 30. September 1489, vgl. Kristeller, Studies 3, 291).
6Vgl. hierzu die Einleitung zu Pici conclusiones (KGK 026).

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