1. Überlieferung
Handschrift:
Abschrift, nicht von Scheurls Hand.
Edition:
- Scheurl, Briefbuch 1, 58f. Nr. 40 zutreffende Datierung auf den 19. Dezember 1509.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 29 Anm. 97 fehlerhafte Datierung auf den 19. Dezember 1508.
Die Edition basiert auf einem Digitalisat, in dem am inneren Rand von fol. 395r wiederholt einige Buchstaben nicht sichtbar sind. Die vom Editor ergänzten Buchstaben werden als Konjekturen gekennzeichnet. Das Original wurde nicht eingesehen. Der unbekannte Schreiber hat Scheurls Briefwechsel in ein Briefbuch eingetragen. Dabei hat er meistens die Adresse weggelassen, den jeweiligen Adressaten jedoch am Rand angegeben. Da die vorliegende Briefabschrift mit der Adresse beginnt, hat der Schreiber auf die zusätzliche Nennung des Adressaten am Rand verzichtet. Christoph Scheurl seinerseits hat in der Absicht, den Namen des Adressaten am Rand nachzutragen, irrtümlich einen falschen Adressaten neben dem Beginn unseres Briefes notiert: »[A]d magistrum Conradum Norim'bergensem'«.
2. Inhalt und Entstehung
Der Brief bezieht sich auf ScheurlsOratio […] attingens litterarum prestantiam1, die 1509 gedruckt wurde und in einem Anhang Karlstadts Preisgedicht auf Scheurl und Lukas Cranach bietet2 (KGK 005). Lukas Cranach d. Ä. gilt der ausführliche Widmungsbrief der Oratio3, der auf den 1. Oktober 1509 datiert4. Im zeitlichen Anschluss wurde die Drucklegung in Leipzig bei Martin Landsberg aufgenommen, deren Abschluss – ausweislich des Impressums – in den Dezember des Jahres 1509 fällt.5Scheurls Schreiben meldet Karlstadt am 19. Dezember, dass die Buchdrucker letzte Hand an den Druck gelegt haben (»Oracioni mee […] librarii tandem ultimam manum imposuerunt«6). Scheurl bittet (»oratum«) Karlstadt um Lektüre des Textes und macht ihn auf eine vorteilhafte Erwähnung seiner Person im Zusammenhang der Wittenberger Kanoniker7 aufmerksam. Scheurl erwartet Karlstadts Urteil (»iudicium tuum«). Die Oratio erschien im Ganzen auf drei Bogen (A, B, C) zu je sechs Blättern. Die Hälfte des letzten Bogens stellt Preisgedichte auf Scheurl und Cranach zusammen, die jeweils den beiden gemeinsam gelten und von Christian Bayer, Richard Sbrulius, Karlstadt und Otto Beckmann stammen.8 Karlstadt wird Scheurls Rede in Wittenberg gehört und deshalb in seinem Preisgedicht Anspielungen darauf gemacht haben. Die der Drucklegung geltende Formulierung steht im Perfekt (»librarii […] ultimam manum imposuerunt«). Daraus ergibt sich, dass der Brief als Beilage den abgeschlossenen Druck der »Oratio« enthalten haben dürfte, womit das Schreiben insgesamt den Charakter eines Begleitbriefes annehmen würde.