1. Referenz
Der auf den 20. April 1523 datierte Widmungsbrief der Schrift Was gesagt ist: Sich gelassen1 ist eine Reaktion auf ein verlorengegangenes Schreiben des Ratsherrn Jörg Schenck2 aus Schleusingen an Karlstadt.
2. Inhaltliche Hinweise
Auf Basis seiner Lektüre der Theologia deutsch und von ungenannten Schriften Karlstadts erkundigt sich Schenck nach Inhalt, Bedeutung, Erklärung und Herkunft der theologischen Begriffe »gelassen« und »Gelassenheit«.3 Die Frage, inwiefern Gelassenheit als höchste Tugend bezeichnet werden könne, bezieht sich unmittelbar auf Karlstadts Traktat Tugend Gelassenheit (KGK III, Nr. 166).4Schenck möchte Aufklärung über die Spannung zwischen zwei Bitten im Vaterunser erhalten. Während sich der Gläubige mit der Aufforderung »Dein Wille geschehe« dem Willen Gottes völlig unterordnet und sich somit »gelässt« bzw. Eigeninteresse und Selbst aufgibt, erscheint Schenck die Bitte »Und führe uns nicht in Versuchung« geradezu als das Gegenteil, da der Gläubige hier eine Forderung an Gott stelle und den eigenen Willen bekunde.5 Möglicherweise bezieht sich Schenck damit auf KarlstadtsAuslegung Wagen, wo die Bitte »Dein Wille geschehe« als biblischer Beleg für Gelassenheit gelesen wird.6
Für Karlstadt wurde diese Frage zum Anlass für die Schrift Was gesagt ist: Sich gelassen (KGK 241), die sich immer wieder in einen Dialog mit dem Fragesteller Schenck begibt.7 Ob Schenck noch eine zweite Anfrage stellte, die Karlstadt mit einem zweiten Werk beantworten wollte, kann nicht eindeutig geklärt werden.8