Nr. 173
Antwort, geweiht Wasser belangend
[[Wittenberg]], [1521, [Anfang]]

Text
Bearbeitet von Alejandro Zorzin
BuchsymbolA1r

Antwort Andres Bodenstein von Ca-
rolstad Doctor: geweicht
wasser belangend:
Wider einen bru-
der Johan.
Fritz-
hans genant: holtzuger ordens.
Wittemberg.
Im Jar M. D. Xxi.


BuchsymbolA2rDem Ersamen unnd fursichtigen
Wolff Gorteyler1 in S. Joachims talh/ wunsch ich
A'ndreas' B'odenstein' C'arolstadt' D'octor' frid.

¶ Ich hab eynsz der guthe/ vonn bruder Fran-
ciscus Seyler2 parfuszer holtzuher ordens/ lieber freund〈/〉
zulernen gefragt/ wu doch der Ablas in der schrifft ge-
grund/ den er szo gotlich thet achten3/ Darauff hat ehr
mich honlich widerumb gefragt/ weil ich nichts glaub
dan das in der Biblien geschrieben/ so sol ich yhm an-
tzeygen/ wu von geweychtem wasser und saltz geschrie-
ben sey4/ das hab ich meynes/ und aller vorstendiger be-
dunckes wol gethan/ und etzliche schrifften/ die wasser/
betrubnis und leyden/ heyssen〈/〉 furgewend.5 Nun kumpt
mir ein seltzamer schreyber zuhanden6/ der sich Johan.-
fritzhans nennet7/ und wolt gerne heulen/ wan yhm ei-
ner sein haut balget. Wie wol ich nit gewist hab/ ab ei-
ner ein solchen namenn erticht hat/
aber nit8/ Jedoch
nichts dester minder/ bald angefangen zuschreybenn/
desselben Fritzhanszen plindheit offenbar zumachena/
damit ich den leyhen dienen/ und die frumen Christen
bauen und auffrichten muge9/ und hab gedacht/ ich wollb
auff bruder Fritzhansen/ unnutze vorred10/ und auff sein
scheldwort nicht antworten/ unnd allein den winckel
treffen/ darin der hundt gepunnen stehet.11 Unnd sag zu
orsten/ das der selbe Fritzhansz/ sich ubel furgesehenn/
Dan er etliche schrifften einfuert/ das/ das geweygt wa-
sser/ in der schrifft/ heylsame weyszheit/ volck/ und gnad
gottis bedeut/ wie er dan das mit schrifften gerne hette
beweyszet/ aber er hat sich nicht wol bedacht/ das be-
weysze ich alszo/ Das Fritzhans wider bruder Seyler
und nit wider mich schreybet/ dan über mein antzeyg/
das wasser in der schrifft gegrund/ brenget er auch/ sey-
BuchsymbolA2vnes bedunckens/ andere wasser/ unnd ruret12 die grosse
blindheit/ welche der Seyler in der schrifft hat. Dar-
umb wer mirs genug/ das ich saget/ danck hab lieber
Fritzhans/ dastu mir hilffest widder deinen knotigen13
Seyler/ der fragen dorfft/ ap das geweicht wasser in der
schrifft gefasset und bewert.14 Also lieber Fritz hastu dein
schreyben auff mich gericht/ und deinen Seyler nider-
geschossen.

Damit aber du bey dir nit grosz werden mugest/ und
vielleicht vor grosser kunst bersten/ wil ich dein eingefur-
te schrifft handeln/ unnd wil an15 mein glosz/ ausz hey-
liger schrifft zeygen/ das der arm bruder nit weysz/ wu
mit er umbgaht.

Er zeucht ein schrifft ausz dem buch Ecclesiastici/ nem-
lich/ Er hat den gerechten/ mit dem wasser/ heylsamer weisz-
heitEccle. xv. getrencket.16 Mit diesser Schrifft/ wil der gut betler17 be-
schliessen/ das wasser in der schrifft (welches durch gewei-
cht wasser eusserlich angetzeigt) heylsame weiyszheit sey/
gleich ap/ heylsame weyszheit/ nit in dem wasser begri-
ffen/ davon ich geschrieben. Hoer mein hansz/ unnd
sich uber〈/〉 sich in deinen text/ unnd ercleer schrifft durch
schrifft/ szo wurstu finden/ das betrubnisz unnd leyden
in glauben unnd hoffenung zu got/ ein heylsame weysz-
heit ist. Dann/ spricht nit Esaias/ umbtreybenn unnd
Esaie. xxviii.vexieren18 unnd verfolgen gibt ein verstand? Esa. xxviii.19
Hie. xxxi〈.〉und Hieremias am .xxxi. Er hat mich gecasteyhet od-
der geengstiget/ und bin gelart worden.20 unnd Moyses
Deut. viii〈.〉Deut. viii. Er hat dich gefuret durch wustung und ver-
sucht/ und gepeyniget/ auff das offenbar wurt/ wastu
in deinem hertzen handelst/ Er hat dich mit hunger ge-
peyniget/ und himel brot geben/ das er dich weyszet und
lernet/ das der mensch in dem wort gottis leben thut.21
Horestu nun wie die schrifft clar auszsaget/ das wir in
BuchsymbolA3r leyden/ wasser heylsamer weiszheit einnehmen/ wie wir
gelart werden/ und lernen uns selber erkennen? Ach het-
testu dein schrifft recht betracht/ szo mugestu wol ver-
standen habenn was gesaget ist. Er hat yhn mit brot
des leben und verstantnis gespeyset/ und mit wasser heil-
samer weyszheit getrencket22/ das ist/ Er hat yhm hun-
ger und durst mit dem wort gottis gestielt und geloschet/
dasselbe leert dich (szo du leeszen woldest) wie du ge-
hort/ das/ das brot und wasser/ gottlicher weiszheit/ in
Hie. ixc
anfechten wol gelernet wurt. dan Hieremias .ix. spricht/
Das ist die weyszheit und kunst (der sich einer darff be-
rumen) wissenn/ das got der ist/ dero barmhertzickeit
und gerechtickeit ym menschen wircket.23 Zu disser schrifft
Deu.viii.setz Moysen/ dero gesagt/ Wan dich got auff das hert-
teste und hochste gepeyniget hat/ dan ist er dir barmher-
Das ist heylsam wasser.tzig worden. Auff dastu nit sagen durffest/ oder geden-
cken in deinem hertzen/ disse sterck/ odder meine hand
hat mir das oder das gemacht/ sunder du wurdest dei-
nes hern gedencken/ der dir krafft und werck gegeben.24
Das lernen die jene/ szo got quelet und kranck macht/
das sie ausz freyhem willen unnd eygen krefften nicht
mugen wircken/ unnd das sie durch eygen krefften/ zu
keyner gerechtickeit kummen/ sonder das yhn got allein
eingiebet gutter/ die sie zu der selickeit brengenn. Nach-
dem Christus zu Paulo〈/〉 der vom Teuffel kranck unnd
ii. Cor. xii.unvermugen gemacht wart/ gesagt/ Mein gnad/ ist dir
genug/ dan mein gnad wurt in kranckheit/ in unvermu-
genheit deiner krefften/ volkummenn.25 Ausz der kunst/
kumpt man auch in verachtung unnd maledeyung un-
Hie. xvii.ser eygen krefftenn/ unnd lernet den spruch Hieremie/
Vormaledeyhetd ist der/ dero in menschen/ trost odder
hoffenung setzet26/ Das ist einn recht heylsame weysz-
heit/ die yn umbtreyben/ wie obertzelt/ gelernet wurt.
BuchsymbolA3v Hiere. ii.Derhalben saget Hieremias an stat gottis/ Ich hab
sie umb sunst gestrafft und geschlagen/ dan sie wollenn
mein heylsame weyszheit nit einnehmen.27 Alszo horestu
das got derwegen mit hunger/ durst/ leyden/ und betrub-
nisz verfolget/ das die betrubten yhr eygen gebrechen er-
kennen und zu gottis hulff schreyen sollen. Als geschrie-
ben/psal. c.xix. Ich hab zu dem hern geschrihen/ wan ich gepey-
niget wurdt. Psal. c.xix28 unnd psal. xvii. In meiner umb-
treybungpsal. xvii. unnd elent hab ich zu got gerufft/ unnd er hat
mich erhort.29 Das ist ein heilsame kunst in uns vertzwey-
feln/ und allein got/ als einen helffer/ ansehen.

Bruder Fritzhans brenget auch ein ander wasser/
Apo. xvii.ausz dem buch Apocalypsis/ des Theologen/ ym .xvii.
capittel/ do geschrieben/ Wasser szo du gesehen hast/ seint
viel volcker/ und heyden/ und zungen etc.30 Alhie (wan ich
lust het dich mit geweychtem wasser zu sprengen) wolt
ich sagen.31 Wasser darauff das hurisch weyb/ die voller
vermaledeyung gottis was/ und het ein drinckvasz vol
unreynickeit und grauhen und uberflughung32/ seint An-
nas/ Cayphas/ unnd etzliche parfueszer holtzuger/ die
gotliche schrifft schalcklich geprauchen/ unnd betriegen
die Christen mit Ablasz/ unnd mit yhren schieszkern33〈/〉
aber ich wil mir abbrechen/ und gesagt haben das sol-
che wasser zu vorfolgung gehoren/ und seint die wasser/
die mit yhren zungen34 in die seel brechen.

Bruder Fritzhans kummet auch mit einem andern
wasser/ nach seiner vernunfft und beduncken. Nemlich
Johan. iiii〈.〉davon Christus Johan. iiii. geredt/ welcher von dem
wasser trincket/ das ich yhm geben werd/ der wurt nit
in ewickeit durstenn/ das wasser/ das ich yhm gebenn
werd/ sol yhm ein born werden/ dero springet und quillet
zu dem ewigen leben.35 Do spricht der Fritz/ das wasser
ist die gnad gottis/ secundum Chrysostomum.36

BuchsymbolA4r Lieber Fritz beweysz mir das/ durch schrifft/ nit
das ich leuchnene/ das das wasser von gottis gnaden kum-
me/ dan ich weysz wol/ das der uns heylig macht/ und
Heb. ii.der geheyligt ist/ ausz und von einem got seint/ Hebreos.
i. Cori. xi.ii.37 Dann alle ding seint ausz got. i. Corint. xi.38 unnd wir
i. Cor. 〈i〉ii.seint Christi/ und Christus ist gottis. i. Corint. 〈i〉ii.39 das
ist offentlich/ das got allein durch Christum/ alle sein
i. Cor. xii.gaben in seinen erwelten wircket. i. Corint. xii.40 szo musz
er auch (das wasser wircken/ das zu dem ewigen leben
auffquillet) wircken. Wer ist nun das springende wa-
sser?i. Corint. x. lasz dirsz Paulum sagen. i. Corint. x. Sie habenn
alle von dem geistlichen felsz (der yhn nachfolget) ge-
trunckenn/ Christus ist der feelsz.41 Horestu nunn/ das
Christus das wasser ist/ von welchem alle glaubige vet-
ter haben getruncken? Und so du noch starren42 wilt/ szo
hoer Christum selber (von dem der prophet David ge-
schriebenpsal. xxi. psal. xxi.) sagende/ Ich bin auszgegossen wie
wasser/43 alle die dasselb wasser versuchen/ die horen auff
zu dorsten/ sie seynt nit mer noch44 zeitlichenn vorgenckli-
chen gutter sorgfeltig/ ya sie schuten alle yhr hulff in die
dorfftige menschen/ alszo stet yhre sorg/ begird/ lieb und
hoffnung/ yn und zu got. Christus der spricht auch/ Wel-
chenJohan. vii. durstet/ der kum zu mir.45 Darausz erfolget/ das
Christus auch wasser ist/ das alle durstige settiget/ das
kannstu unnd kein Christ leugnen/ wie wol Chrysosto-
mus und Augustinus ein yglicher in seinem geist lernen.46
Nun die weil Christus das wasser ist/ und ist offenbar
das uns Christus mit leyden/ und betrubnisz vorgegan-
gen/ auff das wir seinen fuesztapfeln nachfolgtenn. i.
i. Pet. ii.Pet. ii.47 das ist/ das wir yhm durch viel leyden und an-
fechten solten und musten zu dem reich der hymeln nach-
gehenAct. xiiii. Actuum. xiiii48. Szo horestu Fritzhans/ das wasser
das uns Christus gibt/ er selber ist/ und durch leyden
BuchsymbolA4v vorfleusset/ wie kanstu dan dich/ als einn Theologus
vorwundern/ das ich anfechten und betrubnisz in glau-
ben gelieden/ wasser der schrifft heisz/ und sag/ das durch
geweicht wasser ist bedeut.

Ich wil dir wol ein hohers sagen/ das Christus ist
Hebre. ii.volkummen durch leyden gemacht/ und das er darumb
ein furst ist aller seligwirdiger brudern/ das yhn got
durch leyden volendet hat/ als ad Hebreos .ii. geschrie-
ben.49 Dieweil nun lieber Fritz/ Christus/ nit volkum-
en an50 leyden gewest/ wie bistu dan szo keck/ und mut-
willig/ dastu/ das wasser (welches zu ewigem lebenn
auffquielt) wilt sonder51 leyden ewiglich trinckenn? wie
bistu szo toll und nerrisch/ dastu verfolgung zu der gnad
Heb. xii.gottis nit wilt setzen/ weistu nit? das ad Hebre. xii. ge-
schrieben/Hiere. treno. iii. welchen got liebet/ den strafft er/ den geysselt
er?52 Und Hieremias sagt/ got wurffet nyder/ auff das
Job. v.er auffheb.53 und Job .v. spricht/ Got verwundet das er
gesunt mug machen.54 Darumb beclagt sich got durch
Esa. i.Esaiam c. i. das/ wiewol er viel gesteuppet und geschla-
gen het/ dannest bessert sich keiner von seinem streychen.
Derwegen spricht er/ wu mit/ und in welcher rudten
sol ich sie schlahen?55 Du meinst lieberf Fritz du habest
meiner gelacht/ szo weistu nit/ dastu der gnad gottis ge-
lachtPro. iii. hast/ Dan Proverbiorumg .iii. stet geschrieben/ Du
solt die zucht und straffung gottis nit vorachten oder
verspotten. Dan got schleget ausz lieb/ er schlegt wie ein
frumer vatter/ der frume son zihen wil.56 Ja du must be-
kennen/ das alle die jene/ szo an57 leyden und an betrub-
niszHeb. xii. leben/ huren kinder seint/ Hebre. xii.58 Wu du nu/ und
deine holtzschuger ann59 vorfolgung seyt/ szo seyt yhr ge-
wisz kein recht kinder gottis. Dartzu setze ich/ das bru-
derlich lieb (die auch gotlich ist) sunder60 leyden seltenn
unnd wenig erfult wurt. Dan wir Christen/ seint einn
BuchsymbolB1r gantzer leyp/ und vil glieder/ zwuschen den selben gli
dern seint vil bedrubten/ krancke/ elende und bescheemp-
te glieder/ Weil aber eines gliedes kranckheit denn an-
derni. Corin. xii. wee thuet/ als wan der fuesz schwach ist/ szo hat
das heubt schmertzen/ So sollen die rechte glieder/ das
leyden/ das yndert61 ein Christ leydet odder treget/ auch
auff sich legen/ und fur eygen schmertzen unnd trubsal
achten unnd tragen. i. Corint. xii.62 Ich geschweyg/ das
des ausserlichen menschen heyligkeit/ allein odder sun-
derlich/ ym leyden stehet unnd volbracht wurt/ als ge-
schrieben/ii. Co. i〈i〉ii. Corrumpitur autem homo etc. ii. Corint. iiii.
der alt mensch wurt teglich tzerbrochen etc.63 Darausz fol-
get/ das gnad und lieb gottis sunder umbtreybenh/ qual/
trubsal/ und angst/ und der gleichen nit volkummen
ist/ und das sich der arm bruder Fritz vor solt bedacht
haben/ ap er/ den kern/ der schrifft kond beissen. Er wolt
wol gern beyssen/ szo ist yhm das brot Christi zuhart/
darumb sol er ein weil/ bisz er gelerter wurt/ ein grossen
weychen paurs brey64 kosten und beyssen/ das wer yhm
noter und den Christen viel nutzer/ dan sich szo durstig-
lich65 mit unbeschlagen holtzschugen auff das glad eysz
zulegen.

Er furt noch ein schrifft zumarck66/ das wasser sey der
heylig geyst/ liber grauer gesel/ wie kan dasselbige wa-
sser/ apsz gleich szo were/ wie du gedenckest/ an67 wasser
des leyden geseinn? weistu nit/ das der heylig geist/ die
mat. xxvi.iunger zuleyden bereit und starck gemacht? Petrus leug-
netAct. ii. iii. iiii. Christum von wegen einer mayd/68 aber do er vonn
dem heyligen geyst angetzunt wasz/ do forcht ehr denn
grossen hauffen nit der grauen gleyszner.69 Was sol ich
mit dir groben holtz umbgehen/ wie du gelernet hast/
szo singestu.

Nach diessen schrifften darff hans bruder Fritz von
BuchsymbolB1v der warheit geweichtes wasser schreyben/ das geweicht
wasser reynickeit der seel/ bedeut/ et cetera. Ach du ar-
mer Caiphas/ du must je die warheit in ungutickeit und
plindheit mit lugen vermengen/ du sagest/ das geweicht
wasser bedeut reynickeit70/ und wilt leyden hyn werffen/
Lieber gesel was reyniget die seel mehr/ dan angst/ be-
trubniszCanti. i. und elend? Spricht nit die schrifft/ Fasiculusi
mirrhe dilectus meus?71 Mein lieber ist ein pundlin mir-
retigs/Psal. l. warumb? mirrettig der beysset und reyniget/
das auch der hisop72/ und ein korn senffes (dem Christus
Mar. iiii.den glauben vergleicht) bedeut73/ stehet nit geschriebenn
Eccle. ii.Ecclesiast. ii. ym tag des leydens unnd vorsuchens vor-
gibtTobie. iii〈.〉 got sunden?74 Was dempffet den alten Adam und
concupiscentiam mehr/ dan anfechte unnd elend?75 Ausz
Bern'ardus'.grosser heylickeit und reynickeit (wie du davon schrey-
best) nympt mancher ursach zu hoffart76/ derwegen wan
du reynickeit wol wilt behalten/ szo mustu wol nyder
Job .ix.gedruckt werden/ als Job sagt ix. Und wan ich gleich
gerecht bin/ szo darff ich doch meinen kopff nit auffhe-
ben/ derhalben/ das ich mit anfechten und betrubnusz
und elend gesettiget bin/77 szo spricht Paulus/ Ich casti-
giri. Cor. ix. meinenn leyp. i. Corint. ix.78 darumb weistu nit was
du schreybest/ dir gebricht ein scharff rudten/ Ad He-
bre.Heb. xii. xii. habenn wir/ das got darumb castigiert79/ das er
heylickeit eingeben mug.80

Dastu aber furt sagest/ das geweicht wasser sol krafft
ausz dem plut Christi haben.81 Ach lieber armer groher82
Fritz/
wie bistu doch szo unchristlich/ Ich frage was
das plut Christi Pilatum/ Annam/ Caipham Hero-
dem/ die galgenritter83 unnd viel hotzschuger hat gehol-
ffen? Weistu nit du grober dolper84/ das Christus gesa-
get/Johan. iii. welcher nit glaubet der ist vordampt/85 ap er Christo
ym fleisch unnd plut stund? weistu abermals nit/ das
BuchsymbolB2r Christus niemant wil helffen er glaub dan? Derhalben
er offt gesagt/ Euch geschehe wie yhr gleubt〈/〉 Matth. ix.86
Christus spricht caro〈/〉 das fleisch〈/〉 taug nicht/ der geist ist
dero lebendig macht〈/〉 Johan. vi.87 und Paulus/ Den un-
glaubigenHebr. iiii. seint alle ding unnutz/88 und gleich der die Epi-
stel ad Hebreos geschriebenn89/ spricht/ am .iiii. cap.〈/〉 das
gotlich wort hat die ungleubigenn nit geholffenn/ dar-
umb/ das sie nit geglaubet habenn/90 szo hilffet das blut
Christi auch nicht sonder91 glauben〈/〉 ferner ertzeyget der
Fritz sein kunst/ sagende/ das bocks plut bey den Ju-
den die unreynenn gereyniget hab/ warumb solt dan/
das geweicht wasser auch nit reyn machen? Ach liber
bock/ du bist doch je ein gleyszner und boszer Jud/ und
ist je schad/ das sich ein Christ mit dir sol stossen unnd
verwerren92. Hettestu die warheit gemeynt/ szo hette dir
die Epistel zu den Hebreyern konnen helffen/ unnd in
Hebre. ix.warhafftigen Christlichen verstand fueren/ Hastu nit
in dem .ix. capittel ad Hebre. (dastu mir furgelegt93) ge-
leszen/ das alle Judische zeychen/ als bocks blut/ hy-
sop/ item gaben unnd opffer/ szo den Juden (purifica-
tion und reynmachung zu bekumen) auff gelegt seint/
das gewissen nit haben konnen reyn machen/ und das
allein purificationes/ das ist/ reynmachung des fleisch
gewest seint/ sie haben allein den leyp und fleisch gerey-
niget.94 Hab ich nit geschriebenn/ das geweicht wasser
sonder95 glaubenn/ nicht besser ist/ dann des baders
wasser?96 unnd alszo bekandt/ das das eusserlich wasser
das fleisch reyn macht/ wie vor zeitten/ blut und wasser
die Juden leyplich reyn gewaschen haben. Es seint leyp-
lich interdicta und verbot gewest/ szo den Juden gege-
ben sich von dem tempel zuenthalten/ dasselb fleischlich
vermeyden/ haben obgedachte zeychen abgenummen.
Aber lieber groher97/ wir Christen haben keinen Judi-
BuchsymbolB2vschen und affterglaubischen glauben/ wie du unnd etli
cheJohan. iiii〈.〉 holtzschuger haben/ und den einfeltigen einplosent〈/〉
Got ist ein geist/ derhalben eren wir yhn ym geyst und
warheit98/ nit im fleisch und schadwen99/ wir haltenn uns
nit an schadwen/ wie du ketzerischer keeszprediger100leren
thuest/ Wir wissen das die Juden geyrret haben/ nach
dem sie Moyses/ David Esaias/ Ezechiel/ und Chri-
stus gestrafft haben/ und wir folgen deinen Judischen
und ketzerischen wortten nicht. Weistu nit wie David
Psal. l.gesacht. Ichj hette dir opffer gebrant und geopffert/ szo
mercket ich dastu keinen lust hast in leyplichen opffern.
Esa. i.Ein recht opffer gottis ist ein reuhig hertz/ und ein be-
drengter geist/ den wurestu o got nit verachten.101 Ich
sage dir wie Esaias am .i. cap. das blut der bocken und
ochszen/ und schmer der feysten thier hab ich nicht be-
gert. Weer hat solch opffer und reinmachung von euren
henden gefodert? waschet und reyniget eur hertzen und
gedancken.102 Ach yhr keeszpetler103 habet der Christenheit
Mat. xii.mehr schades gethan/ dan .iiii. tausent Juden/ und seint
die rechte gleiszner/ die das mindest ym gesetz/ vor das
Osee. vi.hochste predigen. Got begert barmhertzickeit nit solche
fleischliche opffer104 und reynmachung/ wie du von bocksz-
blut und geweicht wasser plerrest.105

Das ander gepler/ das bruder hans Fritz geschrieben
ist nit wert das mansz handeln sol.106 Ich hab auch auff
die heilige schrifften/ die er wider Christliche warheit
(von mir angetzeigt) fur gewent107 allein den Christen zu
gut geantwurt/ sonst wolte ich den groben Fritzen dre-
scher108/ in
ein scheun geweist haben. Er und sein gleichen
wolten uns gern ein glauben/ durch den Donat109 unnd
Alexander110 einreden/ derhalben schemen sie sich nit mit
menschen wortten an tag zukummen. Ich wil aber mit
yhm (ist anders yndert111 ein groher sacktrager/ der bruder
BuchsymbolB3r Joan. Fritzhans genant112)
und mit allen seinen brudern
hoch unnd nyder ausz der heyligen schrifft mich gerne
uber werffen und fechten/ und die selbe gern reyniglich
und unvermuscht/ nach meinem armen unnd geringen
verstand. handeln. Ich acht nit grosz wasz Alexander
und andere Bepst geleert haben/ das wort gottis pind
mich und ist mir lieb/ das auch alle Bepst fur die stirn
stossen/ und niderwerffen kan/ ausz dem selben ist unser
glauben. und ausz keinem andern/ nach dem Paulus ad
Roma. x.Roma. x. geschrieben. Der glaub ist aus dem gehor/ und
gehor ausz dem wort gottis113/ das wort gottis ist das wort
des glaubens/ dem selbenn sol man keinn menschlich
wort vergleichen.

Das hab ich mein lieber gonner114 euch zuerkennen ge-
geben/ und hoff yhr werdet/ nach gehabten erkentnisz/
sprechen/ mein buchlin von geweichtem wasser/ das ich
dem erbarn Henrich von kunritzs ym thal amptman115 zu
geschrieben hab (dem yhr auch mein dienst wolt anbiet-
ten) sol wol vorteydigt sein. Ich wil yhn auch gern sehen
oder horen/ der mirsz niderlegen kan/ doch lasz ich mich
gern unterweyszen/ unnd hab mit meynen zuschreyben/
euch gethan116/ nit anders gesucht/ dan euch mein dienst
und bereyten willen antzutzeygen/ Damit got befolen.
Datum Wittenberg/ am tag Severi117 ym xx. iar. Bit wol-
let Cristoffel Quinque118 gegenschreyber119euren hern und
meinen gonner grussen.

Mein gunstiger freund glibter Wolff/ ich hette wol
lust und willen/ kald wasser in sietheysz oel/ oder holtz-
schuger/ zugiessen/ damit ich sie recht prauschen macht
und auffspringen/ aber ich schon etzlicher frumer vetter
parfuser ordens/ die wir gelibt120/ den selben zu eren/ hab
ich mich enthalten/ und den groben brudern/ Francis-
cus Seyler/ und Fritzhansen/ nit wie sie vordient/ ge-
BuchsymbolB3vantwurt. Nach dem ich aber noch raum und feelt zu
schreyben121/ wil ich dem holtzschuger/ bruder Fritzhan-
sen/ das zeychen hoher stecken/ damit ich yhm sein fuesz-
eyszeni. von den fuessen breng.122 Ich sage fur einen arti-
ckel/ das die gnad in dem gerechten menschen/ an123 ge-
drengii. unnd not nit wircket. ii. Item das kein gotlich
werck/ sunder124 bitterkeit des menschen volbracht wurt.
iii.iii. Item/ das das leben des geheyligten menschen/ ley-
deni. und betrubnisz selber
ist.125

Den ersten artickel beweysz ich durch sanct Paulum
Ephe. ii.dero sagt/ Naturlich seint wir son des zorn gottis unnd
des todes/ aber durch gnad seint wir behalten.126 Horestu
Fritz? das die natur verderbet/ und gnad erloset? Hic
Ro. viii.scio quid Augusti'nus' dicit.127 Hoer Paulum mehr der spricht〈/〉
Begirde oder weiszheit des fleisch ist zum tod/ Be-
girde des geistes zu dem leben.128 Alszo streytet die natur
widder die gnad/ darausz leyden auffstehen musz.

ii.Den ander artickel kan ich mit sanct Paul alszo
Gala. v.wappen129/ Flaisch und geist/ natur unnd gnad/ begeren
wider und gegen einander/ sie streytten und kempffen/
also das yr nit alles kunt thun/ das yhr gern thet.130 Sich131
der geist wolt gerne wol thun/ szo wert sich das fleisch/
darausz kumbt betrubnisz. Lieber Fritz meynestu das
der geyst und fleisch solchen streyt und widerwertickeit
an schmertzen/ an leyden/ und an creutz haben? Hette
Paulus nit derhalben angst und wee gehabt/ szo hette
Ro. vii.er je nit so vleissig hulff begert/ szo er spricht/ wer wurt
mich von diessem leyp des todes frey machen?132 Sanct
Jacobi .i.Jacob bekont (nach133 sanct Paul) das unser concupiscentz
alletzeit sund gebiert/ unnd saget/ wan der geist nit dar-
gegen fichtet und streyttet/ das die sunde den tod machen
thuet. Er spricht/ Szo die sunde volkummenn wurt/ szo
gebierd sie den tod.134 Ich halte aber/ sie werde bald vol-
BuchsymbolB4rkummen/ wan135 sie obsiget/ wan sie das felt behelt/ Das ge-
schicht/ wan der geist/ von seinem bitter widerwillen/ und
von seinem herbenn vordriesz/ gegen der sunde/ abfeelt
odder absteelt/ szonder136 solchen vordriesz wurt kein gut
werck volendet. Noch137 darff der arm/ elend/ unnd blosz
Fritzhans schreyben/ das die werck und gnaden gottis/
sunder138 wasser des leydens angefangen und geendet werden.139

iii.Der driet artickel ist durch sanct Job clar beweyset
Job. vii.140 dero gesagt/ Das leben des menschen ist die verschme-
hung.141 Ist es die versuchung/ szo ist es nit an142 qual/ trub-
sal/ elend und leyden. wie darff dan das arm zweyfussig
grohlein143 sagen/ das indert144 ein gut werck/ sunder betrubt-
nisz geschech/ das reynickeit/ das lieb/ lob/ gebet etc. an
leyden volfurt werd? und des wassers/ von dem ich ge-
schrieben/ frey sey?

Das hab ich kurtz zuhoren oder sehen was die gro-
hen holtzuger vermugen/ und eur urteyl zuleyden145/ geschrie-
ben/ meinen gutten bereitten willen euch antzutzeygen.


avom Editor verbessert für zumathen
bvom Editor verbessert für wol
cvom Editor verbessert für xx.
dvom Editor verbessert für Vormaledeyheit
evom Editor verbessert für leuchlen
fvom Editor verbessert für lieher
gvom Editor verbessert für Proverbiorn̄
hvom Editor verbessert für umbtreybeu
ivom Editor verbessert für Fasculus
jvom Editor verbessert für Icch

1Wolfgang Gürteler (vgl. auch den Schlussgruß, aus dem hervorgeht, dass er wohl im Dienst des Bergschreibers Christoph Quinque stand); beide auch erwähnt in KGK III, Nr. 163, S. 271, Z. 17–S. 272, Z. 3.
2Vgl. die Einleitung zu der Schrift Ablass KGK III, Nr. 161, S. 213–217.
3Vgl. KGK III, Nr. 161.
4Vgl. KGK III, Nr. 160.
5Vgl. KGK III, Nr. 162.
6Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520). Unten auf dem Titelblatt: »Sintemal/ wir alle bruder/ under einem Meister Christo sein [Mt 23,8]/ hab ich in nachvolgenden worten/ solchen doctor ein bruder genendt.«
7Titelblatt der Flugschrift ohne Autorennamen. Der Text beginnt folgendermaßen, Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A1v: »Bruder Johannes Fritzßhans embeut bruder Andree Bodenstein von Karlstadt ein gutten morgen kan ers erleyden.«
8Karlstadt hat den Verdacht, dass es sich um einen Decknamen handeln könnte. Von »Joannis Fritzehans« war im Juni 1520 eine Verteidigungschrift für Augustin von Alveldt OFM erschienen (Fritzhans, Epistola (1520)). Darin bezeichnete sich der Verfasser als »discipulus« Alveldts, den er »Ex Lipsico conventu nostro« (fol. B4r) grüßt. Im Vorwort zur später verfassten und gegen Karlstadt gerichteten Verteidigungsschrift für Seyler, erwähnt Fritzhans seinen »preceptor bruder Augustin von alfeldt« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A2r), und fordert Karlstadt auf, offen gegen seinen Lehrer zu schreiben – denn »Alveld hart dein wol〈/〉 zweyffel nit doran.« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A2v) Wenn Karlstadt Tiefsinnigeres als das, was Fritzhans schreibe, hören will, soll er Alveldt ansprechen »[…] ungezweiffelt er wirt dir antworten.« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A3r).
9Vgl. Am 9,11 Vg »[…] in die illo […] reaedificabo […] et […] instaurabo.«
10Die »Vorred« von Fritzhans füllt dreieinhalb (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A1v–A3r) der insgesamt 7 Seiten seiner Schrift.
11Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon 2, 1442 Nr. 11.
12(Be-)rührt, bzw. rührt (auf).
13Anspielung auf den zum Habit der Franziskaner gehörenden (Gürtel-)Strick mit Überhandknoten.
14Vgl. KGK III, Nr. 161, S. 225, Z. 20–22.
15Ohne. Fritzhans hatte ihm vorgeworfen: »Du glosierst aus deinem eigen koppe weychwasseer sey ein zeichen des leidens/ anfechtunge/ und gedult〈/〉 sintemal wasser in der schrifft leiden〈/〉 vorfolgung/ betrubnisse〈/〉 anfechtung/ gedult bedeut. […] Ich frage aber nun dich lieber bruder anders [=Andreas]/ wolst mich unterrichten one deine gloß/ warumb ist weychwasser nit auch ein zeychen/ der heylsamen weißheit/ die weil man liest in der schrifft/ [Marginalverweis: ›Im buch der geistlichen zucht am xv.‹] der herre hat den gerechten mit wasser hey〈l〉samer weyßheit getrenckt.« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A3r).
16Vgl. Sir 15,3 Vg »[…] cibabit illum panem vitae et intellectus et aqua sapientia salutaris potabit illud.«
17Bettelmönch.
18Vexare (lat.) = quälen, heimsuchen, beunruhigen.
19Jes 28,19 Vg »[…] tantummodo sola vexatio intellectum dabit auditui.«
20Jer 31,18 Vg »[…] castigasti me et eruditus sum.«
215. Mose 8,2   f. Vg »[…] adduxit te Dominus Deus tuus […] per desertum ut adfligeret te atque temptaret et nota fierent quae in tuo animo versabantur […] adflixit te penuria et dedit tibi cibum manna […] ut ostenderet tibi quod non in solo pane vivat homo sed in omni verbo quod egrditur ex ore Domine.«
22Vgl. Sir 15,3 Vg »cibabit illum panem vitae et intellectus et aqua sapientiae salutaris potabit illum.«
23Vgl. Jer 9,24 Vg »Sed in hoc glorietur qui gloriatur scire et nosse me, quia ego sum Dominus qui facio misericordiam et iudicium et iustitiam in terra.«
24Vgl. 5. Mose 8,16–18 Vg »[Dominus Deus] […] adflixit ac probavit ad extremum misertus est tui, ne diceres in corde tuo, fortitudo mea et robur manus meae haec mihi omnia praestiterunt, sed recorderis Domini Dei tui, quod ipse tibi vires praebuerit.«
252. Kor 12,9 Vg »[…] sufficit tibi gratia mea nam virtus in infirmitate perficitur.«
26Jer 17,5 Vg »[…] maledictus homo qui confidit in homine.«
27Jer 2,30 Vg »frustra percussi filios vestros disciplinam non receperunt.«
28Ps 119(120),1 Vg »Ad Dominum cum tribularer clamavi.«
29Ps 17(18),6   f. Vg »Dolores inferni circumdederunt me […] cum tribularer invocavi Dominum […] exaudivit […] vocem meam et clamor meus […] introibit in aures eius.«
30 Offb 17,15 »aquas quas vidisti […] populi sunt et gentes et linguae.«
31Die folgenden Worte sind als ironische, bei der vermeintlichen Besprengung von Fritzhans durch Karlstadt, gesprochene Segensformel gemeint.
32Vgl. Offb 17,1 u. Offb 17,4 Vg »[…] damnationem meretricis magnae, quae sedet super aquas multas […], habens poculum aureum in manum sua plenum abominationum et inmunditia fornicationis eius.«
33(Ton-)Murmeln. Möglicherweise Anspielung auf Praktiken ihrer Rosenkranzfrömmigkeit.
34Wogen; vgl. Mt 8,23–26.
35Joh 4,13   f. Vg »[…] qui autem biberit ex aqua quam ego dabo ei non sitiet in aeternum sed acqua quam dabo ei fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam.«
36Fritzhans schreibt: »Wasser ist auch gnade〈/〉 nach dem Christus spricht/ welcher vom wasser trincket das ich gebe/ sol in ewigkeit keinen durst leiden/ [Joh 4,14] […] Wasser ist des gleichen bedeutten den heyligen geiste〈/〉 wie Christo redt〈/〉 So jmandes durstet der kumme zu mir und trincke [Joh 7,37] […].« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A3v). Karlstadt suggeriert, dass Fritzhans die angeführten johanneischen Christusaussagen, im Licht einer »Glossierung« verstehe – der des Chrysostomus, vgl. Chrys. hom. in Jo. 31 (PG 59, 181–182). Er fordert Fritzhans auf, biblische Beweisstellen allein mittels anderer biblischer Textstellen auzulegen.
37Hebr 2,10 Vg »[…] quem omnia et per quem omnia.«
38 1. Kor 11,12 »[…] omnia autem ex Deo.«
39Vgl. 1. Kor 3,16 Vg »[…] omnia enim vestra sunt, vos autem Christi, Christus autem Dei.«
40Vgl. 1. Kor 12,6 u. 27 Vg »[…] vero Deus qui operatur omnia in omnibus […] vos autem estis corpus Christi et membra de membro.«
411. Kor 10,4 Vg »[…] bibebant autem de spiritali consequenti eos petra petra autem erat Christus.«
42(Hals-)starrig sein.
43Ps 21(22),15 Vg »sicut aqua effusus sum.«
44Nach.
45Joh 7,37 Vg »[…] si quis sitit veniat ad me et bibat.«
46Chrysostomus (s. o. Anm. KGK 173 (Anmerkung)) bzw. Augustin in Aug. Io. ev. tr. 15,17: »[…] promittebat ergo saginam quamdam et satietatem spiritus sancti […]« (CCSL 36, 156,1 f.).
471. Petr 2,21 Vg »[…] Christus passus est pro vobis, vobis relinquens exemplum ut sequamini vestigia eius.« Vgl. KGK II, Nr. 139, S. 510, Anm. 2.
48Apg 14,21 Vg »[…] et quoniam per multas tribulationes oportet nos intrare in regnum Dei.«
49Hebr 2,9 Vg »[…] Iesum propter passionem mortis gloria et honore coronatum.«
50Ohne.
51Ohne.
52Hebr 12,6 Vg »quem enim dilligit Dominus castigat flagellat autem omnem filium quem recipit.«
53Vgl. Klagelieder Jeremias, Klgl 3,31   f. Vg »[…] non repellet in sempiternum Dominus, quia si abiecit et miserebitur secundum multitudinem mirsericordiarum suarum.« Die Verbindung beider Bibelstellen (Klgl 3 mit Hiob 5) so schon in der Epitome (KGK II, Nr. 103, S. 32, Z. 10–S. 34, Z. 13).
54Hiob 5,18 Vg »[…] increpationem […] Domini ne reprobes, quia ipse vulnerat et medetur, percutit et manus eius sanabunt.«
55Vgl. Jes 1,4   f. Vg »Vae genti peccatrici, populo gravi iniquitate, […] Super quo percutiam vos ultra addentes praevaricationem.«
56Spr 3,11   f. Vg »[…] quem […] diligit Dominus corripit et quasi pater in filio conplacet sibi.«
57Ohne.
58Hebr 12,8 Vg »quod si extra disciplinam estis […] ergo adulteri et non filii estis.«
59Ohne.
60Ohne.
61(Adv. räumlich) irgendwo.
621. Kor 12,26 Vg »[…] si quid patitur unum membrum, conpatiuntur omnia membra.«
632. Kor 4,16 Vg »[…] sed licet is qui foris est noster homo corrumpitur tamen is qui intus est renovatur de die in diem.«
64Bauernbrei.
65Gewagt, frech.
66Zu Markte.
67Ohne.
70Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A3v: »So geweicht wasser ein zeychen/ ist/ on allen zweyffel/ es ein zeychen der reinickeit/ der seel eines Christen menschen/ […] also/ das durch andacht/ ynickeit/ glauben/ und geweycht wasser/ der mensch gereiniget werde in der seel/ von yrdischen gedancken bößen begirden/ fleyschliche zuneyglickeit/ […].«
71Hld 1,12 Vg »[…] fasciculus murrae dilectus meus.«
72Ps 50(51),4;9 Vg Hebr »multum lava me ab iniquitate mea […] asparges me hysopo et mundabor, lavabis me et super nivem dealbabor.«
74 Sir 2,13 »[…] Deus […] remittit in tempore tribulationis peccata.«
75Tob 3,21   f. Vg »[…] vita […] si in probatione fuerit coronabitur et si in correptione fuerit ad misericordiam tuam pervenire licebit; […] quia post tempestatem tranquillum facis et post lacrimationem et fletum exultationem infundis.«
76In der Marginalie verweist Karlstadt für seine Behauptung, sanctitas und puritas erzeugten häufig superbia, auf »Bern[ardus]«. Eine Belegstelle bei Bernhard v. Clairvaux war bisher nicht auszumachen. Zu der von Karlstadt benutzen Bernhardausgabe (Bernardus, Opera (1513)) vgl. Hasse, Tauler, 77 Anm. 8.
77Vgl. Hiob 9,15 Vg »[…] etiam si habuero quippiam iustum non respondebo, sed meum iudicem deprecabor«, bzw. Hiob 10,15   f. Vg »[…] si iustus (fuero) non levabo caput saturatus adflictione et miseria quasi leaenam capies me reversusque mirabiliter me crucias.«
781. Kor 9,26   f. Vg »Ego […] sic pugno non quasi aerem verberans, sed castigo corpus meum.«
79Castigare (lat.) = züchtigen, strafen.
80Hebr 12,6;10 Vg »quem enim diligit Dominus castigat […] hic autem ad id quod utile est in recipiendo sanctificationem eius.«
81Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A4r mit Verweis auf Hebr 9,13   f.: »Aber ich sprech/ das geweicht wasser alle seine krafft/ auß dem blut Christi erlangen ist/ wan alles was ein Chrisen mensch betten/ wurcken/ dencken/ glauben/ reden kan/ sol es der seelen zu ewigen leben nutze sein/ muß es krafft gewinnen/ auß dem blut Christi. Wie sanct Paul sagen ist […].«
82Grauer (bzw. grober).
83DWb 4, 1177 f.: »[…] die römische Kriegsknechte bei der Kreuzigung (die auf Bildern beritten vorkommen).«
84Tölpel.
85Joh 3,18 Vg »[…] qui autem non credit iam iudicatus est.«
86Mt 9,29 Vg »[…] secundum fidem vestram fiat vobis.«
87Joh 6,64 Vg »Spiritus est qui vivificat caro non prodest quicquam.«
88Vgl. Tit 1,15 Vg »[…] infidelibus nihil mundum, sed inquinatae sunt eorum et mens et conscientia.«
89Karlstadt weist hier gegen Fritzhans (vgl. u. Anm. KGK 173 (Anmerkung)) darauf hin, dass der Hebräerbrief nicht von Paulus verfasst wurde. Schon in De canonicis scripturis, KGK III, Nr. 163, S. 325, Z. 5–18; S. 350, Z. 12–22; S. 351, Z. 11–15 u. S. 357, Z. 36–42.
90Hebr 4,2 Vg »[…] sed non profuit illis sermo auditus non admixtis fidei ex his quae audierunt.«
91Ohne.
92Verwirren = einlassen (sich mit einem Geisbock einlassen, verheddern).
93Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A4r: »Wie sanct Paul sagen ist/ so das blut der böcke und rinder und asche der toten [orig.: roten!] kue gesprengt/ die unreinen heylig macht zu reinickeit des fleysche/ wie viel mehr das blut Christi. [Marg.:] Zu den hebreorn am ix. ca.«
95Ohne.
96KGK III, Nr. 162, S. 239, Z. 23–25.
97Grauer (wegen des grauen Gewands der Franziskaner).
99Schatten (vgl. Hebr 10,1).
100Käseprediger (als Bettelorden nahmen Franziskaner Milchprodukte als Gaben an).
101Ps 50(51),18   f. Vg »quoniam si voluisses sacrificium dedisse utique holocaustis non delectaberis sacrificium Deo spiritus contribulatus cor contritum et humiliatum Deus non spernet.«
104Vgl. Mt 12,7, bzw. Hos 6,6.
106Damit bezieht sich Karlstadt wahrscheinlich auf den Anfangsteil der Schrift von Fritzhans (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A1v–A3r). Darin übt der Leipziger Franziskaner Kritik an der Überheblichkeit des Wittenbergers, dessen unfairen Seitenhieb auf Augustin v. Alveldt und Karlstadts insgesamt herabsetzend-spöttischen Umgang mit den Franziskanern.
107Vorgewendet.
108Karlstadt degradiert »Fritz« zum einfachen Dreschknecht, der seinen Platz besser in einer Scheune suchen sollte.
110Alexander I.; Fritzhans begründet die Einführung der Weihwasserpraxis mit Verweis auf »babst Alexander der erste ym namen und funffte nach sant Peter Im lxxx. iar nach tode Christi/ durch den heyligen geist/ […] sprechende.« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A4r).
111Irgendwo.
112Karlstadt bezweifelt, dass »Fritzhans« eine reale Autorenidentität ist.
113Vgl. Röm 10,17 Vg »[…] fides ex auditu, auditus autem per verbum Christi.«
115Heinrich von Könneritz (1483–1551), Joachimsthaler Berghauptmann und kfstl. Rat; vgl. Zorzin, Flugschriftenautor, 141 Anm. 46; vgl. KGK III, Nr. 162, S. 235 u. KGK III, Nr. 163, S. 271, Anm. 6.
116Die an Wolfgang Gürteler gerichtete Widmung.
11722. Oktober.
118Im Widmungsbrief zu De canonicis scripturis (KGK III, Nr. 163) bezeichnet er Christoph Quinque als »notarius plut[e]orum«. Siehe auch Anm KGK 173 (Anmerkung).
119Christoph Quinque; Bergbeamter (-schreiber), der als Kontrolleur das (Urkunden-)Buch führte, in dem die Abgaben und Eigentumsverhältnisse belegt wurden. Vgl. zu ihm auch KGK III, Nr. 163, S. 271, Anm. 11.
120So z. B. Jakob Vogt OFM (Beichtvater Kfst. Friedrich III.), dem Karlstadt seine Verba Dei (KGK III, Nr. 146) 1520 widmete, bzw. ein gelehrter Humanist und Hebraist, wie Konrad Pellikan OFM, in Basel.
121Der Haupttext füllte für den Druck gesetzt 11 Quartseiten, somit blieben vom zweiten Papierbogen »B« noch drei Seiten frei (fol. B3v–A4v). Vielleicht vom Drucker (Melchior Lotter d. J.) darauf angesprochen, entschied sich Karlstadt, den Rest des zweiten Bogens mit diesem erneut Wolf [Gürteler] zugeigneten thesenartigen Zusatz zu füllen.
122D. h. ihn aus seiner Gefangenschaft befreie.
123Ohne.
124Ohne.
125Vgl. hierzu Hasse, Tauler, 133.
126Eph 2,3–5 Vg »[…] eramus natura fillii irae […] Deus […] propter […] caritatem suam […] convivificavit nos Christo; gratia estis salvati.«
127In Verbindung mit dem vorangehenden Epheserzitat könnte Aug. nat. et gr. 3,3 (CSEL 60, 235,8–22) gemeint sein.
128Röm 8,6 Vg »[…] nam prudentia carnis mors prudentia autem Spiritus vita et pax.«
129(Be)wappnen, verteidigen.
130Gal 5,17 Vg »caro enim concupiscit adversus spiritum spiritus autem adversus carnem haec enim invicem adversantur ut non quaecumque vultis illa faciatis.«
131Siehe.
132Röm 7,24 Vg »[…] quis me liberabit de corpore mortis huius.«
133Gemäß, in Anlehnung, Übereinstimmung mit Paulus.
134Jak 1,15 Vg »[…] concupiscentia cum conceperit parit peccatum, peccatum vero cum consummatum fuerit generat mortem.«
135Wenn.
136Ohne.
137Dennoch.
138Ohne.
139Eine entsprechende Aussage findet sich in Fritzhans' Schrift so nicht. Im Schlussteil derselben, den Fritzhans tituliert: »Die warheit vom dem geweichten wasser.« (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A3v–A4v) weist er darauf, dass geweihtes Wasser ein Zeichen der Reinheit der Seele eines Christenmenschen sei. »Also/ das durch andacht/ ynickeit/ glauben/ und geweycht wasser/ der mensche gereiniget werde in der seel/ von yrdischen gedancken […]/ sein hertz erheb/ in got/ in lob und danck sage/ das er geborn ist zum ewigen leben durch das wasser/ blut und wort.« Fritzhans besteht darauf, »[…] das geweicht wasser alle seine kraft/ auß dem blut Christi erlangen ist/[…]« – da alles, was ein Christ beten, wirken, denken, glauben, bzw. reden kann – so es seiner Seele zu ewigem Leben nutzen soll »[…] muß es krafft gewinnen/ auß dem blut Christi«, hier mit Verweis auf Hebr 9,13 f. (Fritzhans, Von dem geweichten wasser (1520), fol. A4r).
140Hiob 7,11 Vg »[…] loquar in tribulatione spiritus mei, confabulabor cum amaritudine anima meae.«
141Vgl. Hiob 7,1 Vg »Militia est vita hominis super terram et sicut dies mercennarii dies eius«; vgl. KGK II, Nr. 124, S. 224, Z. 18.
142Ohne.
143Abwertendes Deminutiv (von einem grauen, vierbeinigen Eselchen unterscheidet den Frankziskaner allein der aufrechte Gang).
144FWB 8, 357–360: »jender« – 2. temporal: irgendwann, je.
145Gürtelers Meinung über Karlstadts Darlegungen und Schriftauslegung in dieser Schrift.

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