1. Referenz
Handschrift:
In für Kfst. Friedrich III. ins Deutsche übertragenen Auszügen, von dem »was etliche gute freund aus Wittenberg mir itzo schreiben«1, exzerpierte Georg Spalatin (seit Jahresbeginn 1521 mit Kfst. Friedrich III. in Worms) aus Briefen, die ihm Luther, Nikolaus von Amsdorf und Karlstadt hatten zukommen lassen.2 Das Exzerpt aus Karlstadts Brief findet sich auf fol. 4v–5r.
Edition:
- Kawerau, Jonas 1, 48 f. Nr. 45.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 243 Anm. 11.
- Höss, Spalatin, 203–205.
2. Inhaltliche Hinweise
Luther3 und Amsdorf4 beschäftigten sich in ihren Briefen an Spalatin mit einem Nachfolger für die, durch längere Krankheit und den Tod des Propsts am AllerheiligenstiftHenning Göde († 21. Januar 1521) verwaisten Vorlesungen über die Rechte.5 Unter den kurz nach Gödes Ableben verfassten Schreiben an Spalatin wird auch Karlstadts Brief bald nach dem 21. Januar 1521 anzusetzen sein.6
Der Auszug Spalatins lautet folgendermaßen:
[4v] Doctor Karlstat.
Wenn unßer Gnedigster Herr. patron und vater der Churfurst zu Sachssen mich wollt reicher machen, hett sein C'hurfürstlich' G'naden' itzo gelegenheit, Dann der Erwirdig in Gott seliger unser probst [5r] doctor Henning hat vil geistlicher lehen gehabt,7Wenn mich nu sein C'hurfürstlich' G'naden' mit eynem gnediglich versehe, so mocht ich ein schreiber haltenn ∣ und ernerenn, Des ich nicht allein bedarff, sondern mit grosser beschwerung und nachteyl bedarff. Darumb bitt ich mit vleis8 mich zuverbittenn, mich mit einem lehen zuversehen, Darumb ich warlich nit durch9 bewegt bitt, sondern allein eyn schreiber meinem studium zu gut zuhalten. Derhalben wollest von meynet wegen thun und furwenden was du10 in dem namen des Christi zuthun sein achtest.
«Karlstadt bringt sich damit nicht als Kandidat für die durch Gödes Tod verwaiste Propststelle ins Gespräch.11 Worum er Spalatin bittet, ist beim Kurfürsten vorzusprechen, damit ihm der eines der vakant gewordenen (geistlichen) Lehen Gödes zuteilt; mit diesen Einnahmen will sich Karlstadt die Anstellung eines Schreibers leisten.
In einem Brief vom 22. Januar 1521 an Spalatin schlug Luther für das durch Gödes Ableben verwaiste Amt des Propstes am AllerheiligenstiftKarlstadt vor.12 Eine Woche darauf nahm Luther den Vorschlag in einem weiteren Brief an Spalatin jedoch wieder zurück.13