Nr. 175
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
Wittenberg, 1521, 2. Februar

Einleitung
Bearbeitet von Ulrich BubenheimerAlejandro Zorzin

1. Überlieferung

Editionen:

2. Entstehung und Inhalt

Spalatin befindet sich in Worms auf dem Reichstag. Im Brief nimmt Karlstadt Bezug auf ein vorhergehendes Schreiben. Darin habe er ihm vom Tod Henning Gödes Nachricht gegeben und gebeten, beim Kurfürsten vorzusprechen, damit Karlstadt eines der geistlichen Lehen des verstorbenen Propstes übertragen werde (vgl. KGK 174). Karlstadt ist sich unsicher darüber, welches er erbitten sollte und will Spalatin keine Vorgaben machen, wie in der Angelegenheit vorzugehen sei. Er gehe davon aus, dass von den dem Kurfürsten nahestehenden (Räten) Bernhard von Hirschfeld, Hans von Dolzig, Gregor Brück und der im vorigen Brief erwähnte Vater Jakob Vogt Karlstadt unterstützten. Wenn sie sich in Gesprächen für Spalatins Sicht gewinnen ließen, solle er ihnen Karlstadts Wunsch nahelegen. Er betreibe dies nicht aufgrund irgendeines Rechtsanspruchs oder von ihm geleisteten Dienstes, sondern erbitte es wegen der so oft erfahrenen Güte Spalatins. Wenn der wiederum etwas von Karlstadt wünsche, wäre er bereit, alles zu geben oder zu tun.

Dem Brief ist nicht zu entnehmen, dass Karlstadt an dem durch Gödes Tod freigewordenen Propstamt des Allerheiligenstiftes Interesse zeigt. Was er durch Spalatins Mediation im näheren Umfeld des Kurfürsten erreichen möchte, ist die Übertragung eines der vielen geistlichen Lehen Gödes1 an ihn, um sich einen Schreiber zu leisten.2

Der Vorschlag, Karlstadt auf das Propstamt zu befördern, damit Nikolaus von Amsdorf die freiwerdende Archidiakonatsstelle bekommen und sein Einkommen verbessern könnte, kam von Luther – der ihn aber umgehend als »stulte« wieder zurücknahm.3

Im Amorbacher Frieden (3. Feb. 1483) waren die Ernestiner »Schutzherren« Erfurts geworden.4 Ein Erfurter Kanoniker (wie der verstorbene Göde) war die diplomatisch vorzuziehende Nachfolgeoption – was u. a. für den Dr. iuris utriusque Justus Jonas sprach. Spalatins »erste« Wahl für die Nachfolge Gödes war Konrad Mutian5 gewesen, der das Angebot jedoch ablehnte.


1Zu Göde und seinen geistlichen Lehen vgl. Bünger/Wentz, Brandenburg, 130; MBW 12, 158 f.
3Vgl. WA.B 2, 252 Nr. 370 u. 255–257 Nr. 372.
4Vgl. Ludolphy, Friedrich, 252 f.

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