Nr. 176
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
Wittenberg, 1521, 9. Februar

Einleitung
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Alejandro Zorzin

1. Überlieferung

Editionen:

Literatur:

2. Entstehung und Inhalt

Karlstadt wollte Spalatin1 Neuigkeiten mitteilen, doch ist ihm Luther damit zuvorgekommen. Hinsichtlich Luthers Angelegenheit bekennt Karlstadt, dass »jenes glänzendste Wunder der Theologie [= Luther2 auf den Angriff der Leipziger geantwortet habe. Es gehe das Gerücht um, dass Hieronymus Emser mit aller Art Geschossen versuche, Luthers Bücher einzuäschern und alle seine Gefolgsleute zu vertreiben.3Karlstadt berichtet über eine in Leipzig von den Autoritäten der Universität und Räten Herzog Georgs durchgeführte Fahndungsaktion nach den Autoren einer kurzen Schmähschrift auf Emser und dessen Attacke gegen Luther.4 Der Drucker (Valentin) Schumann sei ins Gefängnis gekommen.

Seinem Schreiben an Spalatin legt Karlstadt einen an Tilmann Conradi5 adressierten Brief bei, mit der Bitte, ihn weiterzuleiten.6 Auch möchte er von Spalatin erfahren, wer die Kommentare zu Karlstadts10 Conclusiones de pontificum decretis7 verfasst haben könnte, die »von dort« [= Worms] nach Wittenberg gelangten.

Dieser letzte der von Johann Gottfried Olearius8 edierten Briefe Karlstadts an Georg Spalatin zeigt, dass beide Wittenberger Kollegen in einem guten Verhältnis zueinander standen; Karlstadt kennt den Inhalt des von Luther für Spalatin verfassten Briefes und bekennt seine Bewunderung für Luther in höchsten Tönen. Auch Spalatin gegenüber zeigt Karlstadt volles Vertrauen.


1Spalatin – auf Reisen im Gefolge des Kfst. ab Weihnachten 1520 – befand sich seit dem 6. Januar 1521 in Worms zum Reichstag, den Kaiser Karl V. am 28. Januar eröffnete.
2Barge, Karlstadt 1, 242: »Dieser [scil. Karlstadt] bekundete noch in seinem Briefe vom 9. Februar 1521 an Spalatin warme Verehrung für Luther: ›Ein glänzendes Wunder der Theologie‹ nennt er ihn.«
3Das bezieht sich wohl auf das Herzogtum Georgs v. Sachsen, wofür Karlstadt anschließend ein Beispiel bringt.
4Es handelt sich um den wohl zuerst als Flugblatt an die Öffentlichkeit gebrachten Text Viginti Nobiles adulescentes Emsero bellum – auf fol. B3r–v in einem bei Valentin Schumann Anfang 1521 in Leipzig veröffentlichten Sammeldruck (= VD 16 E 2055). Der Text ist wiedergegeben in Gess, Akten und Briefe 1, 146 f. Anm. 3 Nr. 183 (vom 9.1.1521).
5Thiloninus (Philymnus) Conradi (ca. 1485–1522); zu ihm MBW 11, 300 und VerLex (Hum) 1, 460–470.
6Dieser Brief ist verschollen, vgl. KGK 177.
7Siehe KGK III, Nr. 169, S. 505–508.
8Siehe KGK I, Nr. 28, S. 381–384.

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