1. Überlieferung
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 34f.
- Olearius, Scrinium (1698), 34f.
- Gerdes, Scrinium, 312f.
2. Inhalt und Entstehung
Das Exemplar von Karlstadts gegen Eck zu druckender Defensio1, das er dem Drucker2 gab, wird bezeugen, dass Spalatin Karlstadts Verteidigung schon in Augsburg3 hätte lesen können. Für die Verzögerung der Druckfertigstellung trifft ihn keine Schuld. Er erwartet ihrer aller Rückkehr [aus Augsburg] und empfiehlt sich und Herrn Martin [Luther]Spalatin an. Die übrigen Dinge will Karlstadt persönlich mit Spalatin besprechen.
Am 14. August 1518 war eine Verteidigungsschrift von Johannes Eck gegen Karlstadts Thesen erschienen.4 In ihrem Impressum hebt diese in Augsburg veröffentlichte Schrift hervor, in der Stadt gedruckt worden zu sein, wo Kaiser Maximilian mit Reichsfürsten und Legaten »der ganzen christlichen Welt« versammelt ist.5 Ein Bericht über den Augsburger Reichstag, den der am Hofe Maximilians I. tätige Humanist Riccardus Bartholinus6 veröffentlichte, hält fest, dass Eck am 18. August am Rande der Versammlung, mit Bartholinus sprach und ihm ein Büchlein zeigte, das er gegen Anhänger Luthers gerichtet hatte.7 Im Brief, den Eck im Juli 1519 – nach der Disputation mit Karlstadt und Luther in Leipzig – an Kurfürst Friedrich III. schrieb, berichtet er, auf dem Augsburger Reichstag »etwa sechsmal« erfolglos versucht zu haben, beim Kurfürsten vorgelassen zu werden.8Eck entfaltete also im Rahmen des in Augsburg tagenden Reichstages eine rege Tätigkeit. So ist auch zu verstehen, dass Karlstadts Defensio (gegen Ecks dort vorgezeigte Schrift) Spalatin noch während seines Aufenthalts in Augsburg erreichen sollte.9 Dieses Vorhaben gelang jedoch nicht. Deshalb sendet Karlstadt Spalatin vermutlich nun (am 26. September) entweder eine vom Drucker zurückerhaltene handschriftliche Vorlage seiner Defensio oder einen (mit Korrekturen versehenen) Probeausdruck.10 Da Luther sich in den letzten Septembertagen von Wittenberg nach Augsburg aufgemacht hatte, könnte ihm Karlstadt diesen Brief mit der vorläufigen Ausfertigung seiner Defensio mitgegeben haben. Luther traf auf seinem Weg von Wittenberg nach Süddeutschland zum Verhör durch Kardinal Cajetan am Abend des 28. Septembers 1518 in Weimar ein, wo der kurz vorher von Augsburg zurückgekehrte Hof weilte.11 Offenbar rechnete Karlstadt damit, Spalatin bald persönlich zu sehen.