1. Überlieferung
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 5–7.
- Olearius, Scrinium (1698), 6f.
- Gerdes, Scrinium, 295f.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 87f.
2. Inhalt und Entstehung
Karlstadt, der im Wittenberger Schloss wohnt, berichtet Spalatin über dort vor kurzem vorgefallene Einbrüche. Von Symphorian [Reinhart] über aufgebrochene Türriegel und Schlösser von Aufbewahrungstruhen in dessen Räumen informiert, war auch er um die Sicherheit seiner Wohnung besorgt. Obwohl er den Verwalter der Schlosswohnungen beauftragt hatte, bei ihm das Feuer zu bewachen, war er beunruhigt und hatte drei Tage lang kaum heizen lassen. Karlstadt beschloss Kleidung, die er dort aufbewahrte, in seine alte Herberge zu bringen. Am Tag des Briefdatums, nach der Rückkehr von seiner Arbeit an den Statuten [des Allerheiligenstifts], erfährt er, dass auch in Spalatins Schlossgemach eingebrochen worden war. Der Dieb hatte es auf Spalatins Münzen abgesehen, ohne dass klar ist, was genau fehlt. Karlstadt bittet Spalatin ins Schloss zu kommen, um den Schaden zu bewerten. Mögliche Bedenken wegen Pestfällen in Wittenberg räumt Karlstadt aus, da er einige Wochen lang von keinem neuen Fall gehört hat. Da die Verriegelung des ihren Wohnungen gemeinsamen Vordereingangs nicht zerbrochen wurde, vermutet Symphorian einen mit der Anlage vertrauten Dieb, der hoffentlich bald entdeckt werde. Spalatin möge sagen, ob Karlstadt etwas für ihn tun soll.
Im Wittenberger Schloss wohnten neben der sich dort immer wieder zeitweise aufhaltenden ernestinischen Fürstenfamilie auch Hofangehörige, Universitätsdozenten und spezialisierte Handwerker.1 So u. a. Georg Spalatin und der Formschneider und Drucker Symphorian Reinhart, der um 1509 aus Straßburg nach Wittenberg gezogen war.2 Im Dezember 1516 war Reinhart vom Wittenberger Amtsschosser als Bettmeister für das Schloss eingestellt worden. Daher ist es naheliegend, den von Karlstadt gegenüber Spalatin nur mit Vornamen erwähnten Mitbewohner im Schloss mit Reinhart zu identifizieren.3 Aus den Angaben, die er in diesem Brief macht, geht hervor, dass Karlstadt noch eine weitere Unterkunft außerhalb des Schlosses hatte; vielleicht bezog er die Schlosswohnung über die Wintermonate der besseren Heizmöglichkeiten wegen.