1. Referenz
Handschrift:
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 22.8 Aug. 4°, fol. 29
v
Autograph, teils zeitgenössische Abschrift.
Editionen:
2. Inhaltliche Hinweise
Eine von – vermutlich mehreren – anonymen Autoren verfasste
Auflistung von Gelehrten der Universitäten Wittenberg, Leipzig und Frankfurt/Oder mit dem Titel Catalogus illustrium virorum in Academia Lipsensi &
Witebergensi, die teilweise auf Besuchen vor Ort beruht und
zwischen 1498 und 1514 entstand, widmet sich auch Karlstadt als einem
herausragenden Professor seiner Hochschule.1 Nach Auflistung der auf uns gekommenen
frühen philosophischen Werke Karlstadts »De intentionibus pro vera
opinione S. Thomae li.
I[.] De Formalitatibus Thomistarum li.
I[.]« (KGK 001 und KGK 002) erwähnt der Anonymus einen Kommentar
Karlstadts zur Metaphysik des Aristoteles in einem Buch: »Andreas Bodenstein, Carolstatinus, arcium et sacre theol. Doctor
Archidiaconus et Canonicus Ecclesiae Collegiate et exempte omnium
sanctorum in Wittenberg, Vir
in divinis scripturis eruditus, et tam in iure canonico quam in
philosophia Aristotelica valde doctus: philosophus, orator, poeta,
nec non theologus plurimum famigeratus, ingenio subtilis ac
vehemens, clarusque eloquio, hebraicarum, graecarum, latinarumque
literarum non ignarus, Dialecticus disputator acerrimus, Thomae pariter et Scoti sectator
vigilantissimus, metro insuper excellens et prosa; Scripsit multa
insignia opuscula quibus memoriam nobis sui (ut ita dicam) reddidit
immortalem; De quibus subnexa vidi, quia et quaedam impressa
venduntur: […] Quaestiones in libros Metaphys'icae'Arist'otelis'
li'ber' I.«Als Professor an der artistischen Fakultät las Karlstadt über die
aristotelische Metaphysik. Das Vorlesungsverzeichnis der Universität Wittenberg vom 1. Mai
1507 (Rotulus doctorum Vittemberge profitentium)
gibt sogar eine genaue Uhrzeit – nachmittags um 3 Uhr – an: »Hora
tertia. […] Magister Andreas Carlstadt metaphisicam Aristotelis.«2 Mit der Verleihung des Grades eines
Sententiars am 11. August 1508 ging Karlstadt als Lektor der ersten beiden
Sentenzenbücher des Petrus
Lombardus in die theologische Fakultät über.3 Damit endeten seine Aristotelesvorlesungen
in der artistischen Fakultät, sodass dieses Datum als terminus ante quem für
seinen Metaphysikkommentar anzusehen ist.4 Laut Widmungsbrief von De
Intentionibus (fol. 3r) sind diese
wesentlich durch Fragen entstanden, die sich den Studenten in der
Metaphysiklektion erhoben. In De Intentionibus
(fol. 30r) erwähnt er auch, an einem Kommentar zur
aristotelischen Interpretationslehre Peri
hermeneias zu arbeiten, der ebenso wie der Metaphysikkommentar
entweder verloren oder nicht fertiggestellt worden ist. Vermutlich ließ
Karlstadt seine Studenten auch über die Metaphysik disputieren.