1. Überlieferung
Frühdruck:
De intentionibus ‖ Opuſculū Mgȓi Andree Boden⸗‖ſtein Carlſtadij. compilatum ad ‖ Sctī emuloꝝ Thome cōmoditatē ‖ Jdem ‖ Tolle doctoꝛis ſolidam Mineruam ‖ Hoc nihil cernes ſuperee libꝛo ‖ Nam ſacri Thome placuit laboꝛes ‖ commemoꝛare. ‖ Jdem ad Lectoꝛem. ‖ Lectoꝛ amande rudine commoueare Minerua ‖ Quam ſubito Pallas tempoꝛe diua dedit ‖ Accipe fulgentis logice munuſcula: poſthac ‖ Accipies rutilo: munera digna: Joue ‖ Jſta tamen Thomas dedit ⁊ celeſtis Apollo ‖ Perge viam Triuie deinde cacumen adi
Leipzig: Melchior Lotter d. Ä., [1507].
4°, 50 Bl., Titelbl., A2–H4. Keine Kustoden.
Editionsvorlage:
UB Tübingen , Ab 11.4°.Weitere Exemplare: UB Leipzig , Philos. 109/4. — UB Würzburg , It.q.229 angeb. 7. — UB Heidelberg , D 158/13. — Det Kongelige Bibliotek Kopenhagen, 24-158.4°. — Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu, 405254 (ehemals ERH 13). — Stiftsbibliothek Zeitz , 4° DHB 158 (14).
Bibliographische Nachweise:
- VD 16 B 6168.
- Freys/Barge, Verzeichnis, Nr. 1.
- Zorzin, Flugschriftenautor, Nr. 1.
Das Druckbild weist Züge einer Inkunabel auf. Überschriften können in die Marginalien abwandern, die wiederum noch nicht der feste Ort für Literaturverweise sind. Die Interpunktion ist zuweilen diffus, die Satzzeichen nicht durchgehend fixiert. Am Zeilenende fehlen oft die Satzschlusszeichen. Großschreibungen können Satzanfänge anzeigen, ebenso aber andere Gliederungsformen wie den Beginn der eigenen Argumentation. Das Arsenal der Abbreviaturen ist vielfältig und entspricht den reichhaltigen Abkürzungen spätmittelalterlicher, scholastischer Werke, doch scheinen einige Abkürzungen privater Natur bzw. vom Drucker nicht korrekt wiedergegeben worden zu sein.
Der Edition zu Grunde liegt ein in der Universitätsbibliothek Tübingen aufbewahrtes Exemplar, das auf fol. 1r–2r, 4v–5v und 50v von zahlreichen handschriftlichen Kommentaren und Einträgen eines Schreibers überzogen ist. Auch eine handschriftliche Korrektur auf fol. 4v ist von dieser Hand. Zur Identifizierung des Schreibers s. unten KGK 001 (Anmerkung).
2. Inhalt und Entstehung
Das aus dem und für den Universitätsunterricht entstandene Logiklehrbuch De intentionibus, das in einem Leipziger Druck vorliegt, ist das erste überlieferte Werk Karlstadts. Das Verzeichnis der Lehrenden vom 1. Mai 1507, der Rotulus, führt zwei Lehrstühle für Logik mit Veranstaltungen um 6 Uhr am Morgen auf. Nikolaus von Amsdorf lehrte in via Scoti, Karlstadt, der kurz nach seiner Ankunft in Wittenberg 1505 zum Magister artium promoviert worden war, lehrte in via Thomae. Zudem hielt er nachmittags um 3 Uhr Vorlesungen über die Metaphysik des Aristoteles.1 Die hohe Zahl an Verweisen auf unterschiedliche Werke des Aristoteles markiert Karlstadts Kenntnis dieser Texte und zeigt die enge Verbindung zu seiner Vorlesungstätigkeit an.2 In Wittenberg sollten Thomismus und Skotismus, die beiden philosphischen Auslegungen des altes Weges (»via antiqua«), gleichberechtigt nebeneinander bestehen, ohne eine belebende wissenschaftliche Konkurrenz aufzugeben. Anfangs herrschte allerdings ein skotistisches Übergewicht. Kurfürst Friedrich hatte im November 1503 den Druck der skotistischen Lehrbücher des Petrus Tartaretus bezuschusst, vermutlich auf Anregung Sigismund Epps, des aus Tübingen berufenen Gründungsdekans der artistischen Fakultät, der dann den Druck besorgte.3 Die Tartaretus-Schriften sind für Karlstadt eine unmittelbare Referenz. Martin Pollich, der aus Leipzig gekommene thomistische Rektor der Wittenberger Universität, hatte für ihren Druck ein dankendes Vorwort an den Kurfürsten gerichtet, bemühte sich aber zugleich darum, eine Balance der Lehrmeinungen herzustellen. Deshalb holte er Gelehrte nach Wittenberg, die ihre Ausbildung an der Montanerburse in Köln erfahren hatten wie Karlstadt, Georg Sibutus und Kilian Reuter. Dabei stützte er sich augenscheinlich auf Netzwerke seiner fränkischen Heimat.4
Die unmittelbare Motivation für die Abfassung von De intentionibus gab der Student Vitus Döpler alias Trumetarius, der in einem ebendort abgedruckten Brief an den Verfasser vom 10. Juli 1507 angab, in dessen Metaphysikvorlesungen von der Bedeutung der intentiones secundae für die Logik gehört zu haben und um Erklärung bat (fol. 3r).5 In seiner Vorrede, datiert auf den 13. Juli, beauftragt Karlstadt wiederum Döpler, das Manuskript in Empfang zu nehmen und den Druck in Leipzig zu begleiten.6 Möglicherweise hat er seinem Studenten eine erste Lieferung des Manuskripts zum Druck übergeben, denn in der Postscriptio (fol. 50r) am Ende des Textes, vor dem Druckimpressum, die am 10. August verfasst wurde, verkündet Karlstadt die Fertigstellung des Werkes. Demnach konnte der Druck des übrigen Textes vermutlich im August erfolgen. Wenn Karlstadt für die Niederschrift des gesamten Textes ungefähr vier bis fünf Wochen benötigte, ist das eine knappe Zeit. Die Hast bei der Niederschrift und die fehlende eigene Aufsicht beim Druck könnten sowohl die hohe Fehlerquote der Publikation als auch den unklaren Aufbau des Werkes erklären, von dem Karlstadt später selbst sagte, dass er das Thema nicht deutlich und übersichtlich behandelt habe.7
Eine erste lobende Erwähnungfand De intentionibus in der Rede Christoph Scheurls auf die Ernennung Trutfetters zum Rektor, gehalten am 16. November 1507.8 Das Werk wurde auch außerhalb Wittenbergs rezipiert. Die Einträge auf den ersten Seiten des der Edition zu Grunde liegenden Tübinger Exemplars sind augenscheinlich Mitschriften einer Vorlesung oder Übung über De intentionibus. Auf fol. 50v hat der Schreiber die Formeln zur Eröffnung einer Disputation festgehalten. Das Exemplar ist zusammengebunden mit dem Logiklehrbuch des Leipziger Professors Gregor Breitkopf. An dessen Ende, auf dem Nachsatzblatt, findet sich von der gleichen Handschrift ein Eintrag, der den Schreiber als »Bartholomaeus WolffartAustensis« auszeichnet.9Wolffart gibt dort an, eine Übung zur Logik zu betreiben. Die Leipziger Matrikel weist aus, dass Wolffart Ende 1507 Magisterstudent des Petrus Schormann aus Glogau war.10 Die Einträge bezeugen den Einsatz von De intentionibus im Leipziger Universitätsbetrieb.
Die Gliederung des Werkes entspricht den zeittypischen Formen eines Lehrbuches mit humanistischem Impetus. Dem Titel mit Reminiszenz an den großen Meister Thomas von Aquin,11 dessen Lehre Fundament der Schrift ist, folgen noch auf dem Titelblatt zwei an den Leser gerichtete Gedichte Karlstadts. Zwei Widmungsbriefe rahmen das Inhaltsverzeichnis, das in Versform angekündigt wird, nachgesetzt sind Gedichte und ein weiterer Widmungsbrief. Erst jetzt setzt der Haupttext ein. Unterteilt in drei Artikel, die in Quästionen gegliedert sind, werden verschiedene Modelle zu Wesen und Realität der Intentionen abgehandelt, um zuletzt eine Synthese im Abgleich mit den Thesen des Thomas von Aquin zu suchen. Hinsichtlich der Aufteilung in Quästionen unterscheidet sich die Anlage des Werkes im Inhaltsverzeichnis von seiner Ausführung. Den Abschluss findet die Schrift in Gedichten Karlstadts und des in Wittenberg lehrenden italienischen Poeten Richardus Sbrulius.
Karlstadt enthält sich am Anfang einer Definition der wesentlichen Begrifflichkeiten. Stattdessen diskutiert er die wichtigsten Theorien auf einer thomistischen Grundlage. Thomas von Aquin hatte eine komplexe Intentionalitätstheorie ausgebildet, nach der die der Form nach materiell oder intentional wahrgenommenen Gegenstände in phantasmata (similitudines bzw. nicht piktoriale Repräsentationen der Dinge) umgeformt werden, auf deren singulärer Grundlage der Intellekt mittels Abstraktion allgemeine Prädikate bzw. kognitive Entitäten herstellt. Diese intellektuelle Bezugnahme auf eine Sache im Sinne einer Intentionalität sei nur durch die Abstraktion einer species intelligiblis möglich, die im Gegensatz zum individuierten phantasma die reine Form speichert. Als Universalienrealist war für Thomas ein allgemeines Wesen im Individuum vorhanden. Intentionales Denken an Etwas bedeutet das Erfassen eines allgemeinen Wesens und das Spezifizieren dieses Wesens in einem individuellen Gegenstand.12 Ein die Intentionen differenzierendes Begriffsinstrumentarium hatte Thomas nicht ausgebildet. Dieses war im arabischen Raum entwickelt und im lateinischen Westen rezipiert worden.13 Vereinfacht gesagt, galten als Gegenstände der ersten Intention jene, die durch objektsprachliche Ausdrücke bezeichnet werden. Diese Begriffe (conceptus) referierten auf Gegenstände in der extramentalen Welt. Dagegen seien Gegenstände zweiter Intention Begriffe und Produkte des Intellekts, die mentale Begriffe wie Art und Gattung bezeichneten und formale Bedingungen des Denkens charakterisierten.14 Ohne zu tief in die komplizierten Verästelungen hinabzusteigen, folgte Karlstadt im Wesentlichen Herveus Natalis, der die erste Intention als einen Gegenstand qua verstandenem Gegenstand betrachtete, die zweite Intention wiederum als zweiten Gegenstand qua verstandenem Gegenstand, d. h. als abstrahierten, allgemeineren Begriff einer Art oder Gattung. Bestandteil der Intention ist nur das Intendierte, nicht das Intendierende, also der intellektuelle Akt.15 Karlstadt wiederholt (fol. 5v) den allgemeingültig gewordenen Satz des Avicenna, dass die Logik als die Wissenschaft galt, die sich mit den zweiten Intentionen beschäftigt.16
Nach diesen einleitenden Ausführungen arbeitet sich Karlstadt zuerst an der nominalistischen Konzeption Wilhelms von Ockham ab (fol. 6r–8v), dessen direkter Erkenntnisrealismus Vermittlungsinstanzen im kognitiven Prozess wie die species intelligibiles und intentionale Entitäten ablehnt und die durch äußere Eindrücke hervorgerufenen Vorstellungen natürliche Zeichen, signa, nennt. Unter den intentiones secundae versteht Ockham nur Namensbezeichnungen bzw. abstrahierte, mentale Termini der einheitlich zusammengefassten intentiones primae, dass heißt die begriffliche Abstraktion vom Einzelmensch auf die Gattung Mensch, die allein durch natürliche kausale Prozesse gezogen wird. Diesen Universalien eignet keine Realität, der Erkenntnisvorgang verläuft rein subjektiv.17 Karlstadt kritisiert, dass Ockhamsintentio einseitig vom individuellen Intellekt gefasst sei. Denn für ihn bezeichnet das, was im Geist ist, jenes, was im Ding ist. Die extramentalen Dinge entsprechen also den Vorstellungen im Geist, zwar nicht real, aber intentional. Diese Vorstellungen bzw. Begriffe (conceptus) liefern Gewissheiten von der Realität der Dinge. Die intentiones secundae sind nicht einfach nur Namensabstraktionen der intentiones primae. Wenn Karlstadt die intentiones primae als Zeichen (signa) und die intentiones secundae als Bezeichnetes (signata) anspricht, rezipiert er Begrifflichkeiten Ockhams (fol. 6r–v; fol. 8r; fol. 13r; fol. 37r; fol. 44v). Für viele signata gebe es noch gar keine signa. So sei – Porphyr aufnehmend – die Quadratur des Kreises noch nicht praktisch erwiesen, obwohl sie Gegenstand des Wissensdiskurses sei (fol. 8r).18
Die nächste Theorie, die Karlstadt diskutiert, ist die des Dominikaners Petrus Nigri (fol. 8v–9r), der in den intentiones secundae einen Akt des Intellekts sah, der an die Stelle des erkannten Dinges trete, d. h. die intellektuelle Erkenntnis eines Dinges vertrete das Ding an sich. Karlstadt negiert diesen Repräsentationalismus und gibt zu bedenken, dass jede Stellvertretung dem zukomme, wofür früher und an sich (prius et per se) die Stellvertretung stattgefunden habe. Die intentio secunda komme aber nicht dem Ding an sich zu, sondern sei Ergebnis des Erkenntnisprozesses. Karlstadt begründet seine Ablehnung damit, dass nach Nigris sensualistischer Auffassung die Vorstellung von Gott allein aus den äußeren Eindrücken resultiere, die dann das Wesen Gottes bestimme; dieses ist stattdessen umgekehrt aus dem Begriff Gottes abzuleiten.19
Danach setzt sich Karlstadt kritisch mit den Thesen des Skotisten Petrus Tartaretus (fol. 9v–13r) auseinander, für den die intentio secunda keine mentale Begrifflichkeit ist, sondern eine relatio rationis, die in einem vergleichenden Akt (actus comparativus) etwas in eine Ordnung zu etwas anderem stellt. Karlstadt verweist darauf, dass sich ein vergleichender Akt auf einen real existierenden Gegenstand bezieht und daher nichts mit dem geistig-rationalen Konzept der intentio secunda zu tun haben kann (fol. 10r). Die Kritik an Tartaretus fällt nicht sonderlich scharf und tief, sondern eher vermittelnd aus.20 Zuletzt gibt Karlstadt an, dass er überraschend die Meinungen seiner thomistischen Lehrer an der Montanerburse einer Kritik unterziehen wird (fol. 13r–14r). Jedoch entstammt der kritisierte Satz, dass der Begriff der intentio von dem Verb »contendere« abzuleiten sei mit der Bedeutung des »nach etwas streben«, nicht einem Montaner, sondern Petrus Tartaretus.
Im dritten Artikel nimmt Karlstadt eine Synthese vor, um die ursprüngliche Intentionslehre des Aquinaten gegen seine nachfolgenden Interpreten wieder ins Recht zu setzen. Allerdings setzt er dabei genau auf diese Interpretationen. Zur Bestimmung des Wesen der intentiones rekurriert er auf Armandus de Bellovisu (fol. 33v–34v), einen seiner wichtigsten Gewährsleute der reinen Lehre, den er schon vorher als »egregius Thomista« bezeichnete (fol. 14v).21 Die intentiones primae beziehen sich intentional auf das Einzelding (ens reale) und finden sich gemäß Vorstellung (obiective) im Intellekt, wirklich (existenter) aber im extramentalen Ding. Sie sind abgeleitet und partizipativ (denominative et participative), während die intentiones secundae allgemein und wesenhaft sowie intramental seien wie das Weiß gegenüber dem dinginhärenten, abgeleitetem weißen Holz oder die Blindheit gegenüber dem dinganhaftenden, erblindeten Auge (fol. 34v).
Abschließend äußert Karlstadt einige wissenschaftstheoretische Überlegungen (fol. 46v–47v).22 Das Wissen entfaltet sich für ihn weniger durch die Erkenntnis der Außendinge, als dass es an Dinge anknüpft, die bereits in der Seele bestehen. Jede Wissenschaft erhebt sich aus einer präexistenten Erkenntnis. Für die Erkenntnis des Ganzen sind aber seine Teile und damit die Realdisziplinen und die Empirie von Bedeutung, jedoch nicht als Selbstzweck.
Karlstadt bemüht sich um eine Rekonstruktion und Verteidigung der Intentionalitätstheorien des Aquinaten gegen nominalistische Lehren als auch gegen seines Erachtens verfälschende Thomas-Interpretationen, stützt sich aber in weiten Teilen auf deren Ansätze (Herveus Natalis, Armandus de Bellovisu). Die milde Auseinandersetzung mit Petrus Tartaretus zeigt, dass die Brücken zum Skotismus keineswegs abgebrochen sind. Karlstadt betont stattdessen die erkenntnistheoretische Nähe, Unterschiede lägen oft nur in der Verwendung von Begrifflichkeiten. Den Wittenberger Thomismus verbindet mit seinem skotistischen Bruder in via antiqua ein wissenschaftliches Ringen um intellektuelle wie institutionelle Vorherrschaft bei gegenseitiger Wahrung der Koexistenz.23 Entschieden abgelehnt wird dagegen der Nominalismus. Dabei handelt es sich kaum um eine frühe Reaktion auf die Ankunft des Erfurter Nominalisten Jodokus Trutfetter in Wittenberg im März 1507 und dessen Ernennung zum Archidiakon am Allerheiligenstift und zum Rektor der Universität.24 Die Gegnerschaft zum Nominalismus hängt wohl auch kaum mit einer Beanspruchung von Lehrstühlen an der artistischen Fakultät durch diese Richtung zusammen, denn eine offizielle Ausweitung des Lehrprogramms um die via Gregorii erfolgte erst im folgenden Jahr.25 Stattdessen scheint Karlstadts Antinominalismus, der Abgrenzung von seinen Kölner Lehrern zum Trotz, strikt von der gegen die via nova ausgerichteten Philosophie der Montanerburse beeinflusst zu sein.
Hinsichtlich der Paratexte bediente sich Karlstadt der Gattung der Widmungsvorreden und Gedichte auf humanistische Art, um sich den Zugang zu dem sich bildenden Wittenberger Humanistenkreis zu sichern. Die Gedichte sind in Hexametern oder in sapphischen Versen verfasst. In den Geleitbriefen an den in Leipzig an der Artistenfakultät lehrenden, gebürtigen Sankt Galler Christoph Schappeler26 und den eigenen Studenten Vitus Döpler wie in den Lobgedichten des Richardus Sbrulius auf das Werk marschiert zur Unterstützung das antike Götterpersonal auf.27Schappeler sei des Helikons würdig. Im Mottogedicht auf dem Titelblatt heißt es selbstbewusst, dass der studentische Leser, der im Trivium stehe, mit dem Buch eine leuchtende Logik empfangen habe, die, auf dem Fundament thomistischer Wissenschaft stehend, dem goldenen Jupiter würdig sei. Der Widmungsbrief an Schappeler (fol. 1v) umreißt das Ziel des Buches mit dem Satz: »recte loqueris rectissime sentis« (Sprichst du korrekt, sind auch deine Gedanken völlig richtig). Dies entspricht dem humanistischen Ansatz, die Logik als Kunst der richtigen Gedankenordnung (Dialektik) zu verstehen, die wiederum unmittelbar mit der Kunst der rechten Rede verbunden ist. Ein kleines Gedicht kündigt das Inhaltsverzeichnis an, um den geneigten Leser zu wappnen, die berühmten Kämpfe der tüchtigen Philosophen schon auf der Schwelle zum Buch zu betrachten (fol. 2r). Das zeigt, dass die Textsorte Inhaltsverzeichnis noch nicht etabliert war. Am Ende verabschiedet sich das Buch mit einem Bescheidenheitstopos als selbst sprechendes Subjekt vom Leser, der keine Hoffnung hegen sollte, etwas Neues oder bislang Ungedachtes vor sich zu haben (fol. 50r). Schließlich sei es ein in einem Monat hastig unter Gegnern zusammengeschriebenes Werk. Hass sei ihm zwar gleichgültig, entstünde jedoch ein Streit um den Text, so spende dieser Trost, weil das Buch Objekt des Kampfes berühmter Männer sei – ein Ausdruck des kompetitiven Gedankens der Humanisten.