Nr. 142
Verschollen: Widmungsvorrede an Kurfürst Friedrich III.
[Wittenberg], 1519, [vor 22. Dezember]

Einleitung
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Alejandro Zorzin

1. Referenz

Brief Karlstadts an Spalatin vom 22. Dezember 1519 (KGK 143): »Omnino destinavi, doctissime Patrone, te coram compellare, super ea praecipue re, quod animum istum addictione alicuius libelli commulcere proposui. Proinde scribam meum iussi festinantius transcribere. […] Est mihi animo, libellum de Spiritu et litera Illustrissimo Principi Electori1[…] addicere […].«.

2. Inhaltliche Hinweise

Karlstadt hatte zu einem Büchlein ein Widmungsschreiben verfasst und wollte sich mit Spalatin – bei dessen geplanter Anwesenheit in Wittenberg – direkt darüber austauschen. Zu dem Zweck ließ er den Text von seinem Schreiber eilig ins Reine kopieren. Mit der Widmung beabsichtigte er, den Empfänger derselben zu besänftigen. Als Karlstadt erfährt, dass Spalatin nicht kommen wird, zieht er es vor, den abgeschriebenen Widmungstext besser bei sich zu behalten, als ihn Spalatin zu übersenden. Vieleicht eine Vorsichtsmaßnahme, damit der Karlstadt wichtige Text nicht in falsche Hände gerät. In Verbindung mit dem von Karlstadt im selben Brief geäußerten Anliegen, sein Büchlein De spiritu et littera dem Kurfürsten zu widmen – liegt es nahe, beide Briefpassagen zu verbinden; wahrscheinlich hatte Karlstadt ein Widmungschreiben an Kurfürst Friedrich III. verfasst, mit dem er seinen Landesherrn ihm gegenüber wohlgesonnen stimmen wollte.2

Karlstadts Absicht, seine Kommentierung von Augustins De spiritu et littera nach der Leipziger Disputation sowohl als Vorlesung wie in gedruckter Form fortzuführen, erwähnte er Spalatin gegenüber schon im Brief vom 17. Mai.3 Von der zumindest vorläufigen, schriftlichen Fassung eines zweiten Teils von KarlstadtsAugustinkommentar wäre auszugehen – vor allem, wenn Karlstadt dazu eine, möglicherweise bis ins Detail ausgearbeitete Widmungsvorrede an den Kurfürsten verfasst hatte.


2Vgl. KGK I.2, S. 740, Z. 12f., wo Karlstadt die Möglichkeit erwägt, dem Kurfürsten einen Druck zu widmen.
3Vgl. KGK 125 (Textstelle): Vgl. Kähler, Karlstadt, 52* Anm. 7: »Über die Fortsetzung seiner Vorlesung und Publikation schreibt K. am 17. 5. 1519 an Spalatin: [s. obiges Zitat] Die cura, die er von Spalatin erwartet, ist selbstverständlich eine geldliche Beihilfe […].«

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