Nr. 116
Andreas Karlstadt an Georg Spalatin
Wittenberg, 1519, 28. April

Einleitung
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Alejandro Zorzin

1. Überlieferung

Editionen:

2. Inhalt und Entstehung

In einem ersten Teil des Briefes reagiert Karlstadt auf einen die Studienreform betreffenden Wunsch Spalatins. Karlstadt verspricht, die Aufgabe für seinen Teil, soweit er könne, auszuführen. Doch lasse sich eine solche Sache nicht Hals über Kopf erledigen. Die von Spalatin angesprochene, von Karlstadt jedoch nicht näher benannte Reformangelegenheit betraf offenbar das Lehrprogramm in der Theologie. Denn am 8. Mai 1518 schrieb Luther an Spalatin, dass sie (die Theologen) bereits über die in der Theologie abzuhaltenden Vorlesungen verhandeln würden, jedoch vorerst noch keine andere Lösung in Sicht sei, als weiterhin über die Sentenzen (des Petrus Lombardus) zu lesen, weil man nicht darauf bauen könne, dass ein Kandidat der Theologie sofort in der Lage sei, die Bibel oder einen Kirchenvater auszulegen.1

Im zweiten Teil geht Karlstadt auf ein weiteres Anliegen Spalatins ein, auf das Luther seinerseits sachkundig eingehen werde. Offenbar hatte Spalatin von Karlstadt und Luther Empfehlungen für seine Lektüre theologischer Texte erbeten.2 Im Blick auf Spalatins Belastung durch Reisen und viele Aufgaben empfiehlt ihm Karlstadt einige kurze Texte: De velle bonum et agere malum sowie weitere sehr kurze Abhandlungen Johannes Cassians. Jedoch seien zu Cassians De protectione Dei, Kapitel 12–16, gewisse Anmerkungen zu machen. Augustin habe von Cassian Einiges entliehen, doch gebe es bei letzterem auch Aussagen, mit denen er, Karlstadt, nicht überein stimme. Von Augustin empfiehlt er De natura et gratia sowie De peccatorum meritis und weitere fruchtbringende Werke. Von Hieronymus seien zum Thema der Gnade Gottes besonders die Dialogi adversus Pelagianos hervorzuheben.

Im dritten Teil des Briefes lässt sich Karlstadt in besonderer Weise Degenhart Pfeffinger empfehlen, ferner auch [Johannes III.] Herzheimer, [Bernhard von] Hirschfeld und Adam [von Thüngen]. Über den Weg Erster Bitten3 möchte Karlstadt eine Priesterpfründe erlangen, die er entweder durch Kollation des Abts von Altzelle oder des Abts bei Naumburg zu bekommen hoffe. Er verlasse sich dabei ganz auf Pfeffinger und Spalatin.


1WA.B 1, 381,11–15.
2Ein entsprechender Brief Luthers fehlt.

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